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macht es Sinn, ein Label als Kleinstunternehmen zu gründen?

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Progressive Anarchists
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Hallo,


wir möchten eine eigene Platte produzieren und diese unter einem eigenen (Pseudo-)Label vertreiben. D.h. wir lassen das Material mastern, beauftragen ein Presswerk, machen dann zum Einen Direktvertrieb und versuchen, die Platte Händlern und Distributoren anzubieten. Ein Gewerbe möchten wir aber schon deshalb anmelden, weil wir mit den Vertriebsmöglichkeiten sehr eingeschränkt sind, wenn wir als GbR oder als freischaffende Künstler handeln.

Macht es in einem solchen Falle Sinn, von der Kleinstunternehmer-Regelung Gebrauch zu machen oder hätte man dadurch die Situation, dass man faktisch einen Endkundenpreis mit einer doppelten Mehrwertsteuer hätte, da wir dadurch unsere Kosten für Produktion und Mastering nicht mehr absetzen können, aber am Ende der Einzelhändler nochmals Mehrwehrwertsteuer draufschlagen muss?
 
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An sich macht es natürlich erstmal Sinn, da euch sonst möglicherweise irgendwann das Finanzamt aufs Dach steigt, weil ihr kein Gewerbe angemeldet habt. Auch das "Handeln" mit Shops/Distributoren wird dadurch einfacher. Ihr solltet euch aber vor allem bewusst sein, dass ihr nicht mal eben eure CD über einen Vertrieb oder direkt an Händler los werdet nur weil ihr ein Label habt. In Independent Plattenläden mag das mitunter noch klappen aber den Weg in Läden wie Mediamarkt oder Saturn findet der Tonträger in der Regel nur über einen Vertrieb. In einen Vertrieb kommt man aber auch wiederum nicht einfach so, sondern muss auch was bieten. 5 CDs im Monat zu verkaufen reicht in jedem Fall nicht. Dazu kommen dann auch noch recht umfangreiche vertragliche Rahmenbedingungen.

Was das angeht, was Du hier als "doppelte Mehrwertsteuer" beschreibst, müsst ihr wohl damit leben, dass ihr euch erstmal keine Mehrwertsteuer zurückholen könnt. Dafür hat ein Kleingewerbe ja auch wieder andere Vorteile.
 
Lassen wir mal die Kirche im Dorf.

Es geht um eine Auflage unter 200 Stück; ohne wirkliche Gewinnabsichten; erhältlich soll sie nur Online und über Independant-Plattenläden sein. Gewerblich wollen wir das nur machen, damit Alles seine Ordnung und Richtigkeit hat. Uns ist aber klar, dass wir unsere Produktionskosten niemals wieder reinholen werden.

Leute, die sich im Mediamarkt oder bei Müller Musik kaufen, sind sowieso keine Zielgruppe für uns.
 
Wenn Ihr nur mit Mini-Umsätzen rechnet, verstehe ich die Furcht nicht, als Gewerbe eingestuft zu werden.

Dass eine Band ihre selbst hergestellte CD vertreibt und verkauft ist nach meiner Meinung so normal wie der Maler, der seine Gemälde verkauft. Das kann er auch tun ohne Gewerbeanmeldung.

Edit:

Gerade noch etwas mehr "Futter" gefunden auf dieser Seite http://www.kuenstlerrat.de/freigewerb.htm - da geht es um einen Schriftsteller, aber das dürfte auf Musiker mit Eigenkompositionen übertragbar sein:

Beispielsweise kann ein Schriftsteller sein Buch selbst verlegen und es auf Lesungen verkaufen, wenn Selbstverlag und Eigenvertrieb sich auf eine ”der schriftstellerischen Tätigkeit dienende Funktion” begrenzen und keine ”neue Erwerbsgrundlage darstellen”. ”Die bloße Verwertung eigener schriftstellerischer Erzeugnisse im Rahmen des Üblichen”, so das Urteil des BFH vom 11.05.1976 (AZ VIII R 111/71), ”ist . . . in der Regel der freiberuflichen Tätigkeit zuzuordnen”. Erst wenn die "zu diesem Zweck geschaffene organisatorische Einrichtung" darüber hinaus geht und "eine neue Erwerbsgrundlage darstellt" oder wenn der Verkauf zu einem "gewerblichen Massenvertrieb" wird, wird der Autor zum Gewerbetreibenden.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja... es geht weniger um die Furcht, als Gewerbe eingestuft zu werden, als um die Tatsache, dass man als GbR oder freischaffender Künstler selbst so manche Online-Vertriebsplattform für physische Medien nicht nutzen kann. Da muss man teilweise verpflichtend eine Steuernummer angeben.
 
Meines Erachtens schmeißt Ihr gerade ein paar Dinge durcheinander ...

Erkundigt Euch ruhig mal direkt beim Finanzamt. Die Lage stellt sich für mich so dar:
Ihr seid in erster Linie Musiker und wollt Eure Musik ohne vorrangige Gewinnerzielungsabsichten unter die Leute bringen. Dazu ist die Gründung eines Labes von Vorteil.

Unabhängig davon, ob das nun schon ein Gewerbe darstellt oder ob Ihr das freiberuflich macht oder das noch als Hobby betrachtet wird, so lange keine wirklichen Einnahmen fließen ... solltet Ihr fragen, ob Ihr eine Steuernummer beantragen solltet, damit das alles seinen ordentlichen Gang geht.
Ihr solltet Euch dann auch einen Kopf machen, ob das einer von Euch machen will oder ob Ihr das gemeinsam machen wollt und auch das beim FA erfragen, wie da jeweils die Vorgehensweise ist.

Und davon mal ganz unabhängig ist die Kleinstunternehmerregelung. Die besagt erst mal nur, dass wenn Ihr unter einer Umsatzschwelle von 17.500 € im Jahr liegt, man von der Umsatzsteuer befreit werden kann. Das müßtet Ihr dann beantragen.

Rechnen wir mal: 200 Stück zu einem Verkaufspreis (also das, was bei Euch ankommt) von 5 EURO wären 10.000,- € Umsatz. Den Rest könnt Ihr selbst rechnen.

Nachteil: Ihr könnt die Umsatzsteuer, die Ihr für bezogene (von Euch gekaufte) Waren zahlt, nicht weitergeben.
Vorteil: Wenn Ihr direkt Endkunden bedient, könnt Ihr Eure Dienstleistungen ohne Umsatzsteuer anbieten.

Das ist aber eine ziemliche Taschenspielerei, weil die meisten Kosten, die bei Euch anfallen, die sind, die Ihr selbst einkauft und für die Ihr Mehrwertsteuer zahlt: Pressung, CD-Rohlinge, Postversand ...

Also: Ihr könnt da mal hin- und herrechnen - meine Vermutung ist, dass es weder für die Endkunden noch für Euch sonderlich relevant sein wird ...

Holt Euch ruhig Rat bei der Quelle: dem Finanzamt. Mit dem werdet Ihr eh zu tun haben.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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...um die Tatsache, dass man als GbR oder freischaffender Künstler selbst so manche Online-Vertriebsplattform für physische Medien nicht nutzen kann. Da muss man teilweise verpflichtend eine Steuernummer angeben.

Eine Steuernummer für die GbR kriegt man auch, wenn man künstlerisch tätig ist.

Rechnen wir mal: 200 Stück zu einem Verkaufspreis (also das, was bei Euch ankommt) von 5 EURO wären 10.000,- € Umsatz. Den Rest könnt Ihr selbst rechnen.

Ja, lieber mal selbst rechnen. :p (Sorry, der musste sein)
 

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