Williamsbirne - alte Songs & Demos

  • Ersteller Williamsbirne
  • Erstellt am
Hi Williamsbirne,
der Text gefällt mir gut - ohne Deine Anmerkung wäre ich jetzt nicht auf die Ein-Vokal-Regel gekommen, was immer schon mal ein gutes Zeichen ist.
Allerdings geht´s über das Gefallen nicht hinaus. Woran das liegt, kann ich nur vermuten ...

Vielleicht daran, dass ich Schuld und Sühne nicht kenne. Ich habe mal einen Dostojewski angefangen, eventuell sogar ausgelesen (ich glaube, es war der Spieler) und es hat mich gleichzeitig angestoßen und abgezogen oder auch umgekehrt. Ich hab dann einfach einen Bogen um Dostojewski gemacht - das geht mir mit ein paar Sachen so.
So ähnlich geht es mir mit einem bestimmten Teil der russischen Seele, was beispielsweise so Sachen wie den Don Kosaken Chor angeht.
Und ein bestimmtes Pathos, den ich bei Deinem song und dem sontext (aber besonders in der Kombination) in mir (!) so wahrnehme.

Heißt: gut gemacht. Wirksam. Aber (oder gerade deshalb): ich halte Abstand.

Wenn Du mit dem Text zufrieden bist hinsichtlich: das wollte ich ausdrücken und genau so ist der Text auch - dann lass ihn so.
Wenn Du denkst, dass Du an einigen Stellen noch selbst unzufrieden bist, können wir gemeinsam da mal ran.

Ansonsten: gut!

Citizan Policeman finde ich prima.

x-Riff
 
Vielleicht daran, dass ich Schuld und Sühne nicht kenne. Ich habe mal einen Dostojewski angefangen, eventuell sogar ausgelesen (ich glaube, es war der Spieler) und es hat mich gleichzeitig angestoßen und abgezogen oder auch umgekehrt.
Obwohl es mir genau andersherum geht, kann ich das nachvollziehen. Seine Texte - inhaltlich wie vom Stil her - polarisieren zweifellos. Ich fange dafür bei Thomas Mann zu gähnen an.

Und ein bestimmtes Pathos, den ich bei Deinem song und dem sontext (aber besonders in der Kombination) in mir (!) so wahrnehme.
Kannst Du das irgendwie erläutern? Ich frage, weil das bei diesem Lied schon mal jemand behauptet hat: Pathos.

Für mich ist Pathos eher "The Show must go on", "Where the streets have no name" oder "Never let me down again". Keine Frage, ich stehe da auch drauf, dachte nur nicht, dass es gerade in dem Lied so deutlich hervor tritt.

Citizan Policeman finde ich prima.
Freut mich sehr.

Und überhaupt vielen Dank für das Feedback.
 
Obwohl es mir genau andersherum geht, kann ich das nachvollziehen. Seine Texte - inhaltlich wie vom Stil her - polarisieren zweifellos. Ich fange dafür bei Thomas Mann zu gähnen an.
Thomas Mann kann ich auch nicht lesen ...
Für mich ist Pathos eher "The Show must go on", "Where the streets have no name" oder "Never let me down again".
Das ist für mich auch pathetisch.
Pathos hängt für mich nicht nur an der Form oder der Umsetzung - muss also nichts mit viel Bläsern, Fanfaren, Chören etc. zu tun haben.
Joan Baez empfinde ich - obwohl (oder weil) sehr reduziert auch als pathetisch, Jonny Cash wieder nicht, bei sehr ähnlichem songmaterial. Leonard Cohen kriegt immer noch die Kurve. Aber für mich ist schon Element of Crime auf der Kippe - die bekommen es über eine ironische Brechung noch hin. The Cure ist mir wieder too much, bis auf die boys don´t cry, aber da ist es die Musik, die es für mich raushaut ...

Vielleicht trifft es "überhöht" besser - in dem Sinne, dass es nicht um ein individuelles Schicksal, um einen Tod etc. geht, sondern gleich um das Schicksal aller und der Tod der ganzen Welt.
Möglicherweise trifft es auch: absolut. Also in dem Sinne, dass sonst nichts ist. Es ist nicht ein Aspekt, sondern alles.

Und deswegen gibt es auch keine Brechung, keine Möglichkeit der Wendung, keine Alternative ...

So in der Richtung jedenfalls ...

x-Riff
 
Joan Baez empfinde ich - obwohl (oder weil) sehr reduziert auch als pathetisch, Jonny Cash wieder nicht, bei sehr ähnlichem songmaterial. Leonard Cohen kriegt immer noch die Kurve. Aber für mich ist schon Element of Crime auf der Kippe - die bekommen es über eine ironische Brechung noch hin. The Cure ist mir wieder too much, bis auf die boys don´t cry, aber da ist es die Musik, die es für mich raushaut ...
Joan Baez mag ich von den genannten Singer/Songwritern am meisten.
Und my favourite Cure-Album ist gleichzeitig ihr vermutlich pathetischtes: Wish, mit den beiden unvergleichlichen Songs (und zwei meiner all-time-favourites) Open und From the edge of the deep green sea...

Sovel dazu...

Vielleicht trifft es "überhöht" besser - in dem Sinne, dass es nicht um ein individuelles Schicksal, um einen Tod etc. geht, sondern gleich um das Schicksal aller und der Tod der ganzen Welt.
Möglicherweise trifft es auch: absolut. Also in dem Sinne, dass sonst nichts ist. Es ist nicht ein Aspekt, sondern alles.
Da mag etwas dran sein. Ich sehe den Text zwar schon als Beschreibung eines in erster Linie individuellen (literarischen) Schicksals. Aber es ist ja auch das Wesen von Kunst - Literatur im Speziellen - Allgemeines am Beispiel von Speziellem sichtbar zu machen. Von daher widerspreche ich Dir da gar nicht:
man kann den Text auch als Überhöhung verstehen, ja.

Jener oben erwähnte jemand meinte gar, er finde den Song absolut theatralisch und übertrieben. Für mich hingegen ist er sehr nahe an dem, was ich damit erreichen wollte.

Und deswegen gibt es auch keine Brechung, keine Möglichkeit der Wendung, keine Alternative ...
Das nun wiederum finde ich nicht. Aber dazu hättest Du vielleicht das Buch lesen müssen. Die dritte Strophe ist die Wendung.

Allgemein bin ich aber weniger ein Fan von Texten, die sich nicht festlegen lassen wollen, von Alternativen und Wendungen um ihrer selbst Willen, weil das evtl. künstlerischer oder intellektueller ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einige Lieder in unserem alten Oevre könnte man als Komplementär-Stücke bezeichnen. Sie entstanden in einem ähnlichen Zeitraum und behandeln ein Thema von zwei entgegengesetzten Seiten aus. Zwei dieser Lieder, die - obwohl nie konkret so gedacht - so gesehen werden könnten, will ich heute vorstellen. Sie behandeln die Sujets Gott/Paradies und Teufel/Hölle. Ich denke, dem haben sich viele Musiker schon gewidmet. Letzterem vielleicht noch viel mehr. Beginnen wir deshalb mit diesem.
Das Stück heißt

From the Underground

https://soundcloud.com/williamsbirne/from-the-underground

Ursprünglich hatte ich es "Happy Song from the Underground" genannt, weswegen es in der Band sogar zeitweilig ironisch unter "Happy Song" gehandelt wurde. Den langen Titel fand ich aber irgendwann zu sperrig und änderte ihn in den jetzigen. Der Gedanke hinter dem Text ist folgender:

Gott verlangt vom Teufel, sich einmalig den Menschen als der erkennen zu geben, der er ist. Der Teufel muss also seinen wahren Charakter offenbaren. Da Gott mächtiger als der Teufel ist, kann letzterer nichts dagegen ausrichten. Da sein Charakter aber nichts Wahres kennt, außer um es wiederum als Waffe zu einem bösen Zweck einzusetzen, ist die Wahrheit seiner Selbstoffenbarung durchdrungen von Zynismus und Verachtung. Bei dem Text habe ich länger mit mir gerungen, ob man das als religiöser Mensch so machen sollte - den Teufel aus der Ich-Perspektive singen lassen. Ich fand aber keine vergleichbar "überzeugende" Herangehensweise. Aus der dritten Person so singen hätte mMn zu viel Distanz transportiert und dem Thema die Eindringlichkeit genommen.

Der Text ist sehr komplex, weil der Teufel auf zwei Ebenen gleichzeitig spricht. Einmal offenbart er tatsächlich einige seiner Züge ( -> die fließend gesungenen Passagen: bspw. I must reveal myself / with lust I deal and wealth); zum anderen beleidigt er die ganze Zeit Gott, indem er Begriffe verballhornt oder behauptet, Er und er wären ja im Grunde "wie Brüder" usw.

Im Refrain droht er dann:

my organization includes all populationclass in every nation: colonialization!

Bei Interesse stelle ich einmal den ganzen Text ein. Auch nach 16 Jahren halte ich ihn immer noch für gelungen.

Das Hauptthema der Gitarre, eine Art permanentes Riff, ist eine simple, aber wirkungsvolle Idee. Nur die Umsetzung hat wie so oft nicht ganz geklappt. In der Tonart A-Moll (und dem wichtigsten Wechsel E-Dur) werden alle Stufen als Grundton und Terz durchgespielt, wobei der Rhythmus immer gleich bleibt und der Grundton auf der E-Saite und die jeweilige Terz auf der A-Saite gespielt wird.

Bei der Aufnahme ist leider einiges schief gegangen. Wir haben das Teil erst Jahre nach der Trennung aufgenommen - einfach, um die Idee einmal als Demo festzuhalten. Zu keinem Zeitpunkt war die ganze Band anwesend, weswegen von den anderen beiden einiges aus der Erinnerung eingespielt wurde und ich - der allein wusste, wie der Aufbau richtig gewesen wäre, aber erst Tage später dazu kam - nichts korrigieren konnte. So wusste unser Schlagzeuger bspw. nicht mehr, dass die Strophen in jeweils drei anstatt zwei Unterstrophen unterteilt waren. Er spielte zwei - ich musste dann beim Einsingen den Text in die Stellen reinquetschen, die eigentlich Intro bzw. Übergang gewesen wären. Deshalb ist das Stück jetzt so kurz und hektisch.

Im Instrumentalteil hat der Bassist 16 Takte lang A gespielt, obwohl eigentlich 4x A - HC - F - E gekommen wäre. Deshalb ist es nun so, wie es ist. Bei unseren Aufnahmen spielten leider oft Zeitmangel und nicht ausreichende Vorbereitung eine Rolle...

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Das zweite Stück, das ich heute vorstellen will, heißt

Love is home here

https://soundcloud.com/williamsbirne/love-is-home-here

Bei dieser Aufnahme - wieder ein Proberaum-Demo - haben wir uns mehr Mühe gegeben. Es wurde bis auf den Gesang live eingespielt und mit unserer alten Bandmaschine aufgenommen. Es stammt wie From the Underground aus dem Jahr 2001 und ist, wenn mich nicht alles täuscht, das letzte Lied, das wir regulär zu Bandzeiten (also die erste Band) gemacht haben.
Die Aufnahme dürfte kurz vor unserer Bandauflösung in der ersten Hälfte 2002 entstanden sein.

Wir waren uns in der Band glaube ich immer unausgesprochen einig, dass Love is home here eines unserer besten Stücke gewesen ist. Ich habe es zwar geschrieben, aber der Walking-Bass war eine spontane Eingebung unseres Bassisten und auch unser Schlagzeuger hat sich in dem langen Solo-Teil mehr verwirklicht, als in anderen Stücken. Love ist home here bot jedem ausreichend Freiheit und klang trotzdem (v.a. live) wie aus einem Guss. Es war eingängig und für unsere Verhältnisse ganz schon jazzig - eine Stilrichtung, die für uns selbst auch Neuland war. Der Moment im Solo, an dem ich die hohe E-Saite im 22. Bund anderthalb Töne hochziehe - das ist der höchste über das Griffbret erzeugte Ton unserer Musik in der Bandzeit. Für mich ist das irgendwie symbolisch: es war in songwriterisch-musikalscher Hinsicht vielleicht unser Höhepunkt. Und gleichzeitig das Ende der Band.

Textlich beschreibt Love is home here einen imaginären Ort, an dem alle sich mit Liebe behandeln, Alte und Junge sich respektieren und sich aneinander freuen, Behinderte wert geschätzt und in die Mitte genommen werden, Löwe und Rehkitz beieinander liegen und am Abend "the Lord" auf einen Spaziergang vorbei kommt und fragt, ob er irgendetwas für irgendeinen tun könne, doch keiner hat ein Leiden, welches er klagen müsste...

Ich hatte damals wegen einer Frau ein paar schwere Monate durchzumachen. Es gab Zeiten, da konnte ich mir nicht vorstellen, jemals wieder glücklich zu werden. Wie das halt so ist. Dann gab es einen Tag - einen sonnigen frischen Sonntag - an dem ich ein so ungezwungenes, herzliches und freies Miteinander von Menschen miterlebt habe, dass ich richtig aufatmete, wie verwandelt nach Hause ging und dieses Lied schrieb.

In musikalischer Hinsicht gefällt mir bis heute die Idee, die Akkordfolge der Strophe ( F - C - Dm - Bbmaj ) für den Refrain mit dem A-Akkord so aufgebrochen zu haben ( F - A - Bbmaj - C ), dass plötzlich eine ganz neue Farbe in Spiel kommt und dieses Refrain-Feeling da ist, obwohl man bis auf eben diesen einen Akkord gar nichts weiter geändert hat.

Das Ende ist auch sehr schön geworden. Natürlich alles wieder nur Demo-Qualität.
 
Zuletzt bearbeitet:
besteht Interesse an den Lyrics der letzten beiden Stücke?
 

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