[Gitarre] Harley Benton JA-60SB (Lefthand)

Etienne_KbU
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Harley Benton Ja-60SB (LH)


  • Vintage Serie
  • Korpus: Linde
  • Hals: kanadischer Ahorn, geschraubt
  • Halsprofil: "C"
  • Griffbrett: Palisander
  • Block Einlagen
  • 21 Bünde
  • Mensur: 648 mm
  • Sattelbreite: 42 mm
  • Double Action Trussrod
  • Tonabnehmer: 2 Wilkinson MW90 Vintage thomann Style P90
  • 1 Volume- und 1 Tonregler
  • 3-Wege Tonabnehmerschalter
  • verchromte Deluxe Hardware
  • feste Brücke
  • Saitenstärke ab Werk: .010 - .046
  • Farbe: 3-Color Sunburst


Viele Jahre lang hege ich den Wunsch nach einer Jazzmaster.
Da diese von Fender allerdings einen stattlichen Preis haben, vor allem wenn man Linkshänder ist, blieb dieser Wunsch unerfüllt und das spielen dieser Gitarre beschränkte sich auf die vier Wände des örtlichen Musikalienhandels.
Dann, vor ein paar Wochen, klingelte es überraschend an der Tür. Da wir (meine Freundin und Ich) keinen Besuch erwarteten, war ich misstrauisch, denn unangekündigter Besuch verheisst ja meist nichts Gutes … Doch siehe da; Vor mir stand ein DHL-Mensch mit einem großen, von uns allen geliebten Thomann Paket. Obwohl ich wusste, nichts bestellt zu haben, nahm ich das Paket freudig entgegen, schaute auf den Adress-Aufkleber und staunte nicht schlecht, denn es stand mein Name darauf.
Die Wohnungstür war noch nicht ganz geschlossen, da war das Paket auch schon offen.


Unboxing / Erster optischer Eindruck

Wer Thomann kennt, weiss, dass sie ihre Waren stets gewissenhaft verpacken, welche somit auch gelegentlichen unachtsamen Momenten seitens der Post, zweifellos standhalten.
Somit halte ich mit der Harley Benton JA-60SB (LH) ein robustes und schnittiges Instrument in meinen Händen, welches optisch schon einiges her macht.

1.JPG


Die Lackierung ist in ihrem Sunburst wunderschön und glänzend und hat (zumindest bei mir) keinerlei Schäden. Die P90 Style Pickups sitzen fest in der Ausfräsung, obwohl hier eine kleine Schraube nicht ganz eingedreht war und somit ca. 1mm zu viel aus dem Tonabnehmer ragte. Dies war aber in 2sec korrigiert.
Der Pickup-Schalter lässt sich problemlos umschalten und macht einen guten und soliden Eindruck.

2.JPG


Genauso Volume- und Tone-Poti, welche sich (wenn man es geschafft hat, die ätzende Schutzfolie vollständig vom Schlagbrett zu entfernen) ohne kratzen drehen lassen. Sie haben einen optimalen Widerstand, sodass sie sich nicht (wie ich es schon mal bei einer NoName Gitarre vorfand) gefühlt durch leichtes anpusten bewegen.

3.JPG


Der Hals ist verschraubt und gerade, worüber ich sehr froh bin, denn die Halsschraube ist etwas, an das ich mich nicht so gern ran traue.
Das Griffbrett ist mit seinen silber-weißen, quatratischen Bundmarkierungen hübsch anzuschauen und wirkt damit auch eher hochwertig. Die Bundstäbchen stehen auf keiner Seite über, sodass meine Feile auch im Werkzeugkasten verstaut bleiben kann.

4.JPG


Die Brücke der Gitarre ist eine einfache Stoptailpiece mit ToM (Tune o' Matic), wie bspw. bei den meisten Paulas vorzufinden. Auf das Jazzmaster typische Vibrato-System muss man bei der
HB JA-60SB also verzichten. Mich persönlich stört das allerdings wenig. Zudem habe ich mir auch sagen lassen, dass dieses bei der originalen Jazzmaster wohl ohnehin eine große Schwachstelle zu sein scheint.

5.JPG




Erstes anspielen / ungestöpselt (unplugged)

Die Klampfe liegt super in der Hand und vor allem im sitzen fühlt es sich komfortabler an als bei anderen E-Gitarren. (Das war übrigens der Sinn hinter der Jazzmaster-Form, als Leo Fender diese designte).
Jetzt allerdings fallen mir ein paar Dinge auf:
Zum ersten ist die Saitenlage EXTREM hoch. Am 12. Bund sind das bei der tiefen E-Saite fast 5mm!
Zum zweiten ist das Griffbrett ein wenig trocken. Jedoch nicht spröde oder rissig.
Drittens finde ich den Hals in seiner C-Form für mein Empfinden ziemlich dick.

6.JPG


Hier bin ich aber wohl ein bisschen von meiner Fender Strat verwöhnt, welche einen sehr flachen Halsrücken besitzt.
Dies ist aber nur eine Sache der Gewöhnung und meines Erachtens nicht als direkten Makel zu bezeichnen.

Als erstes kommen nun aber die Saiten runter und das Griffbrett wird herzhaft eingeölt.
Nachdem es einwirken konnte, werden neue Saiten aufgezogen (Elixier, 10er) und die Saitenlage geändert. Durch die beiden Schrauben an der Brücke ist das auch gar kein Problem und binnen ein paar Minuten erledigt.


Erstes Anspielen mit Verstärker (Fender Frontman 212R)

Die niedrigere Saitlenlage von nun ca. 2,5mm am 12. Bund, gibt ein deutlich angenehmeres Spielgefühl. Bendings und Slides gehen somit wesentlich leichter von der Hand.
Nun aber bemerke ich eine leichte Bundunreinheit der B und hohen E Saite. Auch hier muss Hand angelegt werden.
Anders als bei einer Strat, liegen die Schrauben der Saitenreiter hier nicht oben aus, sondern schauen nach innen Richtung Stegpickup, was ich ein wenig nervig und “fitzelig“ finde.

7.JPG


Nach kurzer Zeit ist auch das erledigt und die Gitarre kann wieder eingestöpselt werden.
Ich beginne mit meinem Testspiel von unten nach oben, also zuerst mit dem Stegpickup.
Die EQ Einstellungen des Verstärkers sind hierfür alle auf 5 geregelt und ohne Reverb oder andere Effekte.
Die ersten Dur Akkorde führen direkt zu enttäuschender Ernüchterung. Der Clean-Sound ist sehr dünn und fade, die hohe E-Saite scheint im Klang nicht wirklich durch zu dringen und ist deutlich leiser als die anderen fünf Saiten. Auch die Bass-Saiten klingen selbst bei PowerChords eher nichtssagend und geradezu lasch.

Als ich den Pickup-Schalter in die mitte umlege und somit Steg- und Halstonabnehmer zusammen benutze, ist beim Anschlag des G-Dur's plötzlich ein Silberstreif der Hoffnung am Horizont wahrzunehmen. Mit einem mal ergibt sich (abgesehen von dem Problem der hohen E Saite) ein völlig gegensätzliches Klangbild. Ein voller und satter Clean-Sound schallt aus meinem Verstärker. Auch der typische “Twang“ einer Jazzmaster ist vorhanden, wenn auch nicht ganz so elegant und graziös wie beim original, aber es gibt ihn.
Das Sustain bei einzeln gespielten Tönen lässt zwar zu wünschen übrig, kann aber mit dem zuregeln von leichtem Reverb am Verstärker einigermaßen kompensiert werden.
Dur, Moll, Quinten, PowerChords, Solos … allessamt klingen schön breit. Die Harley Benton Ja-60SB kann und will also gespielt werden.

Der Sound des nun einzeln gespielten Halspickup kling nun aber leider sehr dumpf, allerdings nicht leer. Hier muss ich aber gestehen, dass ich nie wirklich den Sound von Halspickups mochte, bei egal welcher Gitarre.

Als nächstes will ich die Gitarre auf ihre “Rockbarkeit“ testen. Hierfür schalte ich den internen Drive meines Verstärkers zu, der mich bei meinen anderen Gitarren überzeugt hat.
Bei der Harley Benton ist hier aber sehr viel Feingefühl in der Regelung des EQ und Drive vonnöten. Schnell klingt das ganze sehr blechig und künstlich. Letztlich findest sich aber eine passable Einstellung, womit es sich gut rocken lässt.
Besser ist es definitiv mit einem, je nach Geschmack, passendem Overdrive oder Distortion Treter.


Zwei Wochen später …

Mittlerweile muss ich feststellen, dass sich die Mechaniken schwer dabei tun, die Stimmung zu halten. Überwiegend dann, wenn man nach alter Punkmanier in die Saiten ballert.
Eventuell ziehe ich in Betracht, diese auszuwechseln.


Fazit:

Nicht nur, weil sie ein von Herzen kommendes Geschenk meiner Freundin ist, bin ich mit der Harley Benton JA-60SB sehr zufrieden. Allerdings darf man nicht erwarten, für 129 Taler eine Fender mit anderem Namen zu bekommen. Doch obwohl sie keine Jazzmaster ist (auch wenn sie dieser fast identisch sieht), muss sie sich nicht verstecken und kann mit ihrer angenehmen Spielbarkeit, sowie klanglich mit ihrem warmen, Jazzmaster ähnlichen Twang, überzeugen.
Die ca. 30 Minuten sollte man sich aber Zeit nehmen, um die Saitenlage für sich persönlich optimal einzustellen und ggf. die Intonation checken.
Also lediglich das, was man bei jeder anderen frisch erworbenen Gitarre auch tut.
Von mir gibt es ein dickes Lob an Thomann, sowie eine klare Kaufempfehlung an alle, die auf das sportliche Jazzmaster/Jaguar Design stehen, einen warmen Clean-Sound bevorzugen und mit ein paar Abstrichen (Im Vergleich zum Original) leben können.
Wie hier im Forum schon oft erwähnt wurde: „Es gibt keine schlechten Gitarren, nur schlechte Gitarristen!“
Ich bin überzeugt davon, dass man aus der JA-60SB jede Menge rausholen kann, solange man richtig mit ihr umzugehen weiß und nicht gerade einen Blecheimer als Verstärker nutzt. Denn rockbar ist diese Klampfe allemal und meine fiebert schon sehnsüchtig ihrem ersten GIG entgegen.

Keep on Rockin'

Etienne
 
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Reaktionen: 7 Benutzer
Das klingt ja eigentlich gar nicht so schlecht. Dann werde ich wohl beim nächsten Thomann-Flohmarkt im Sommer mal nach der Rechtshänderversion Ausschau halten. :D

Schönes Review!
 
Schönes Review Liest sich sehr angenehm.Vorallem keine übertriebene honeymon schreiberei:great:

Grüsse von linkshänder zu linkshänder;)
 

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