Überblick: Tonhölzer

  • Ersteller The Dude
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Ja, Konstruktionsmerkmale von Instrumenten haben Einfluss auf deren Klang. Aber, Verallgemeinerungen helfen nicht. Ebensowenig wie der immer wiederkehrende Versuch den Einfluss des Holzes auf den Ton wegdiskutieren zu wollen.

Ich besitze z.B. zwei identische Bässe. Das selbe Modell, die selben Maße und Materialien. Klingen sie gleich?? Nein. Denn trotz der selben Arten, stammen die Hölzer von unterschiedlichen Bäumen.

Dieses "Experiment" kann jeder in einem beliebigen Musikgeschäft selbst durchführen.

Grüße, Pat
 
... von unterschiedlichen Bäumen. ... Einfluss des Holzes auf den Ton ...
... jeder in einem beliebigen Musikgeschäft selbst durchführen.

Ich kann Deine Argumentationsweise nachvollziehen. Du setzt auf das persönliche Erleben. Leider beschreibst Du das, was unterschiedlich sein soll - wohl aus dem Engl. "tone" übernommen - als "Ton". Unter Ton verstehe ich wie üblich die Tonhöhe, also die Note. Mir geht es aber nicht um eine Korrektur der Sprache, vielmehr würde ich erwarten, dass sich das was Du meinst etwas genauer formulieren ließe. "Klang" vieleicht, aber welche besonderen Klangeigenschaften? Man kommt hier, wie schon beschrieben einfach auf kein Verständnis, das über die eigene Person hinaus geht: es ist nicht vermittelbar.

Wobei ich aber uneingeschränkt zustimme ist der eigene Versuch im Musikaliengeschäft. Nicht etwa, um Tonhölzer zu vergleichen, sondern komplette Instrumente. So einfach ist das: nehme was gefällt, und schere Dich nicht darum, aus welchem Material das gute Stück zusammengebaut ist. Wozu brauche ich eine "Theorie", wenn es mir letztlich allein darauf ankommt, für mich selbst, zu entscheiden, was mir passt und was nicht?

Die Tonholz-Geschichten sind aus zweierlei Gründen ein schädlicher Dauerbrenner. Zum einen erklärt das "Tonholz" rein gar nichts. Es handelt sich mitnichten um eine Theorie, die dieses Prädikat "Theorie" verdienen würde. Zum anderen bringt es die Leute davon ab, ihrem eigenen Urteil zu vertrauen. Sie sollen dem Urteil anderer, eben der "Theoretiker" vertrauen, wenn es um die Vorliebe für ein bestimmtes Instrument geht. Die Leut's sollen durch die heraufbeschworenen Sorgen um das Tonholz entmündigt werden.

Deshalb möchte ich nochmal auf Deine Schlussfolgerung kommen: man gehe ins Musikaliengeschäft, und kaufe was gefällt nach dem eigenen höchstpersönlich gültigen Urteil. Mehr als un-überprüfbare Geschmacksurteile haben die selbsternannten Experten nicht zu bieten. Da kann man doch vorteilhafter Weise gleich beim eigenen bleiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Thema "wie viel Auswirkungen hat das Holz" auf den Klang. möchte ich eine persönliche Erfahrung beisteuern. Ich habe zwei Steinberger XP2 Bässe, das sind die Dinger mit dem geschraubten Graphit Hals (das sog. "Steinberger-Blend") und dem kleinen Ahorn Body, in sozusagen stark verkürzter "Flying-V" Form.

Die Bässe sind bis auf die Bodies absolut identisch, der eine von 1986, der andere von 1987, beide aktiv. Bei diesen Bässen ist es äußerst einfach, die Komponenten (Hals, komplettes Pickguard samt Pickups, Bridge, Korpus, Saiten) einzeln hin- und her zu tauschen. Dabei sind die Double-Ball Saiten natürlich äußerst hilfreich, so ein Tausch von Komponenten geht recht schnell.

Die beiden Bässe klingen sehr ähnlich, aber nicht gleich. Der 1986-er klingt etwas knurriger und wärmer. Manche würden jetzt sagen logisch, der ist ja auch "mehr vintage" (ok - war ein Scherz).

Nun gut, ich wollte wissen, an was das liegt und mich nicht darauf verlassen, dass die beiden Bässe, bis auf das Holz im Body, tatsächlich absolut identisch sind. Es wäre ja möglich, dass die Hälse nicht gleich sind, Steinberger hat mit seiner Mischung wohl immer wieder experimentiert. Also habe nur genau einen Body getauscht.

Zu den beiden Bodies ist zu sagen, die sind definitiv nicht gleich. Schon alleine deswegen nicht, weil es Holz ist. Es gibt aber noch mehr Unterschiede. Sicherlich beide aus Ahorn (das war das, was Steinberger normalerweise immer verwendet hat). Beide deckend lackiert, der eine weiß, der andere schwarz. Der weiße ist aus einem Stück, der Schwarze aus drei Teilen. Das zeichnet sich durch die Lackierung gut erkennbar ab. Wie kann man so einen kleinen Body aus drei Teilen bauen? Der weiße ist deutlich leichter, der schwarze schwerer.

Wenn das Bodyholz keine Auswirkung auf den Ton hätte, würde ich erwarten, dass es es nach dem Tausch des Bodies genau gleich klingt. Umgekehrt natürlich genau so (der eine Body mit der anderen Hardware).

Fakt ist, dem ist nicht so. Es klingt mit dem weißen Body immer genau wie es mit diesem Body eben klingt und das gilt auch für den schwarzen Body. Das bedeutet, die Hälse sind identisch und die aktiven EMGs sind es auch. Die Bridge sowieso. Die wichtige Erkenntnis hier ist aber: die Beschaffenheit des Bodies spielt ganz klar eine Rolle.

Mehr Beweis, dass sich das Holz vom Body auf den Klang auswirkt, benötige ich persönlich nicht. In diesem konkreten Fall ist der Unterschied tatsächlich nicht sehr ausgeprägt, aber doch wahrnehmbar.
Ich behaupte mal, dass ich die beiden Instrumente im Blindtest beim A-B Vergleich unterscheiden könnte. Aber, wie gesagt, der Klangunterschied ist eher gering.
Der einteilige Weiße etwas klarer, mehr wie ein Steinberger XL, der Schwarze nicht ganz so hell und offen, ein etwas wärmerer und knurrigerer Ton. Der Schwarze hat etwas mehr "Holz" im Ton, der Weiße ist etwas mehr "HiFi", wie der Voll-Graphit Klassiker. So in etwa würde ich das umschreiben.

Sehr interessant wäre es nun natürlich, z.B. aus Erle, Esche, etc., so einen kleinen XP Body herzustellen und dann weiter zu vergleichen. Ich würde erwarten, dass die Klangunterschiede dann sehr viel deutlicher zu Tage treten. Ich habe mir das eine Zeitlang überlegt, aber es gibt noch so viel anderes was auch noch getan werden will .....
 
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Ja, Konstruktionsmerkmale von Instrumenten haben Einfluss auf deren Klang. Aber, Verallgemeinerungen helfen nicht. Ebensowenig wie der immer wiederkehrende Versuch den Einfluss des Holzes auf den Ton wegdiskutieren zu wollen.

Ich besitze z.B. zwei identische Bässe. Das selbe Modell, die selben Maße und Materialien. Klingen sie gleich?? Nein. Denn trotz der selben Arten, stammen die Hölzer von unterschiedlichen Bäumen.

Dieses "Experiment" kann jeder in einem beliebigen Musikgeschäft selbst durchführen.

Grüße, Pat

Dem möchte ich teilweise widersprechen. Ich hatte vor gut 10 Jahren folgendes Erlebnis:
In einem größeren Musikgeschäft im Raum Stuttgart wurden 7(!!!) identische 4-Saiter USA Fender Jazz Bässe, alle Olympic White angeliefert und gerade ausgepackt. Ich hatte das Glück zufällig gerade an dem Tag Bässe zu testen.
5 waren bereits ausgepackt und standen schon herum. Das hat mich äußerst neugierig gemacht, also habe ich mir erst mal ein Stimmgerät geben lassen und die 5 gestimmt. 7 identische Fender Bässe - wann hat man schon mal das Glück so vergleichen zu können?

Ich habe also alle gestimmt und bis ich fertig war, standen die beiden letzten auch zur Verfügung. Ich habe beim stimmen auch ein Auge auf die Oktavreinheit geworfen und kann nur sagen - Fender hat sich da nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber das ist ja sehr leicht zu beheben. Auch was die Einstellung der Saitenlage angeht, waren die Teile nicht gerade "homogen" eingestellt, aber sie waren immerhin alle "ok".

Ich war in meiner MIttagspause dort und ich glaube ich habe die um 3 Stunden überzogen, aber wann hat man schon einmal mal DIE Chance?

Was ich jetzt schreibe ist absolut subjektiv und nur meine persönliche Meinung zu einem einmaligen Ereignis das genau so vermutlich nie wieder eintreten wird. Es ist schon lange her und ich behaupte nicht, dass das der Normalfall ist. Das ist meine persönliche Meinung und ich möchte das nicht verallgemeinern, bei einem heutigen, oder früheren, ähnlichen Test wäre ich vielleicht zu einem völlig anderen Ergebnis gekommen. 7 gleiche Bässe sind - in Anbetracht der Stückzahlen die Fender herstellt - auch definitiv nicht repräsentativ.

Also was war mein damaliger Eindruck? 3 der Bässe waren für mich "Brennholz". Hätte ich nie im Leben gekauft. Auch nicht, wenn ich gegen irgendwelche anderen Bässe verglichen hätte. 2 waren "ok", einer war "oha" und einer - zufällig der Letzte, den ich in die Hand nahm - war echt der Hammer. Ich weiß leider nicht mehr, was die Dinger damals gekostet haben (ich glaube um die 1800 Euro) und ich hatte mich erst kurz zuvor mit einigem neuen Equipment eingedeckt und das war mir in dem Moment zu viel.

Ich habe dann alle 6 anderen Bässe gegen diesen einen getestet und das Ergebnis war so absolut eindeutig, dass ich schon an meinem Hörvermögen gezweifelt habe. Also habe ich jemanden vom Fachpersonal hinzugezogen und darum gebeten - ohne zu sagen, für welches Instrument ich mich entschieden hätte - mir einen der Bässe zu empfehlen. Mit dem gleichen Ergebnis. Und genauso eindeutig, der Mitarbeiter war auch schwer angetan.

So viel zu industrieller Fertigung und dem Bestreben, alles auf ein möglichst gleiches und hohes Niveau zu bringen. Bei Instrumenten ist das wohl doch nicht so einfach wie es vielleicht scheinen mag. Ich habe für mich damals mitgenommen, dass Holz etwas wirklich äußerst individuelles ist, insbesondere im Zusammenspiel von Korpus, Hals, aber natürlich auch allen anderen Komponenten.

Prinzipiell stimme ich der Meinung, ins Fachgeschäft zu gehen, ausführlich zu testen und sich dann zu entscheiden aber voll zu. Ich denke auch, dass man sich nicht verrückt machen sollte damit, was denn nun bei der jeweiligen Komponente "das Beste" ist. Ich baue von Zeit zu Zeit auch mal selbst einen Bass und habe die Erfahrung, dass es nicht unbedingt zu einem guten Ergebnis führen muss, einfach die "besten" Komponenten zu verwenden, auch schon machen dürfen.
Ich plädiere also durchaus dafür, seinem eigenen Ohr und Bauchgefühl zu vertrauen und darauf basierend zu entscheiden.

Noch ein Tipp: wer die Möglichkeit hat, ein neues Instrument testhalber in einer Probe zu testen, sollte das unbedingt nutzen. Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass das was zu Haus gut klingt, in der Band noch lange nicht taugt.

Also: Traut euren Ohren, eurer eigenen Einschätzung und eurem Bauchgefühl. Aber vergleicht so viel wie irgend möglich.
 
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Eine letzte Anmerkung habe ich noch, mir ist gerade noch etwas in Sachen Tonholz eingefallen. Ich hatte vor ca. 7 bis 8 Jahren mal zwei alte Peavey T40. Die gehören m.E. zu den meist unterschätzten Bässen überhaupt und sind äußerst preiswert zu bekommen. Aber das ist jetzt nicht das Thema.

Die beiden waren Sunburst und Ahorn Hals mit Palisander Griffbrett und der andere Schwarz mit einteiligem Ahorn Hals. IPickups und Elektrik gleich. Ich habe die Hälse getauscht. Die Saiten waren die gleichen, die Mechaniken auch.

Genau dieser Wechsel, auf den mich übrigens eine früherer Gitarrist gebracht hat, hat mich zur Erkenntnis gebracht, dass der Hals an einem Bass eigentlich das wichtigste Teil überhaupt ist. Vorausgesetzt, in der sonstigen Kette zur Tonerzeugung ist kein Schrott verbaut (wie z.B. abgrundtief schlechte Pickups).

Der Klang war mit dem Tausch so unterschiedlich, dass zwar der Bass als solches, mit seiner speziellen klanglichen Charakteristik, zwar immer noch klar erkennbar war, aber der Unterschied war schon erstaunlich. Plötzlich klang der schwarze wie vorher der Sunburst - und umgekehrt. So viel zu meiner Theorie, dass der Hals an einem Bass das "entscheidende" Bauteil ist. Wie gesagt, unter der Voraussetzung, dass alles andere "taugt".

Ich habe, trotz des tollen Klangs, beide Bässe inzwischen nicht mehr, aus dem einfachen Grund, dass sie mir zu schwer waren. Ich habe Rückenprobleme und da müssen 4-Saiter die weit über 5 kg wiegen, einfach nicht mehr sein. Wer sich einen Eindruck vom Klangvermögen der Peaveys verschaffen möchte: in der Röhre ist ein Vergleichsvideo zwischen einem Peavey T40 und einem Rickenbacker zu finden, ich glaube von Alvabass. Kann ich nur empfehlen.
 
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Also: Traut euren Ohren, eurer eigenen Einschätzung und eurem Bauchgefühl. Aber vergleicht so viel wie irgend möglich.

Genau. Bauchgefühl, Ohren, eigene Einschätzung. Selbstverständlich ist ein bestimmtes Holz keineswegs für "den Klang" verantwortlich, sondern die Gesamtkonstruktion, die Gewichts-/Elastizitätsverteilung. Aber, das macht man jemandem ohne ingenieurtechnische Ausbildung eben nur schwerlich klar, wie kompliziert das ist. Erle/Eschesumpf und Ahornblatt helfen als bloße Schlagwörter eben nicht weiter.

Vieleicht hilft es ja, dass "Untersuchungen" vorliegen, aber die kein Ergebnis in Richtung auf "besser" ./. "schlechter" erbracht haben. Denn, das ist kein Wunder, der Musikus weiss gar nicht so recht, wie er beschreiben soll, was er denn eigentlich will (sustain, vintage, relic, "Ton", knurr growl, kläff?). Der Handwerker kann dann nur ein paar Muster anfertigen, und es dem Käufer überlassen, sich das passende auszusuchen - und den Rest thermisch entsorgen. Was unbedingt für Holz als Baumaterial spricht.

Was ich wiederum nicht verstehe ist, dass Laien in dieser Sache so vehement darauf bestehen, alles erklären, oder zumindest anzweifeln zu müssen. Man überlasse die Auswahl der Baumaterialien doch einfach den Experten an der Hobelbank. Man beschränke sich auf die noble Aufgabe, das Gelungene von dem Missratenen zu trennen, um sich mit dem gerade recht passenden Exemplar wieder auf die Mukke zu fokussieren. Jedem nach seinen Bedürfnissen, jedem nach seinen Fähigkeiten!
 
7(!!!) identische 4-Saiter USA Fender Jazz Bässe

Ich habe mal überlegt, mir einen MusicMan StringRay 5 zu kaufen und war dafür in einem Laden, wo sie ziemlich viele davon hatten. Die waren alle extrem unterschiedlich vom Klang und vom Gewicht. Sie hatten auch noch unterschiedliche Farben und Pickup-Ausstattungen. Ich habe keinen gefunden, der mir in jeder Hinsicht gefallen hat, und habe dann gar keinen gekauft.
 
Hallo,
hat schon mal jemand einen E-Bass Body aus Apfel gebaut ?
Ich habe vor kurzem meinen EUB aus Apfel gebaut und finde den Klang sehr schön.

Vor allem war ich aber von der bearbeitung des Holzes beeindruckt.
Es lässt sich sehr schön schleifen und man bekommt schon mit wenig Aufwand eine Oberfläche die
ein haptischer Genuss ist.
Alledings hat der EUB ja keinen Body. Und ob dieser dann zusammen mit einem gekauften Hals aus einem anderen Holz
einen ähnlichen Klang hätte, ist wohl kaum abzuschätzen...
Den Hals auch selbst aus Apfelholz herzustellen ist aber ne ganz andere Hausnummer und mit meiner Werkstattausrüstung
leider nicht machbar...
 

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