Warum finden manche Menschen das Akkordeon schrecklich?

Hallo Wil, Du hast ja recht und sorry.

Irgendwie hatte ich den Faden verloren, war aber nicht trollig gemeint.

Schöne Ostern wünsche ich

Franzilein
 
das Akkordeon ist seit seiner frühen Zeit mit Tanzspektakel verbunden
In diesem (typisch US-amerikanischen) Video wird die Präsenz des Akkos in unterschiedlichen Musikstilen und unterschiedlichen Zeiten gezeigt. Dabei handelt es sich praktisch ausschließlich um Tanzmusik. Dennoch ist es eine ganze Menge unterschiedlicher Stile. Darunter findet wahrscheinlich fast jeder etwas, was ihm gefällt -- vielleicht bis auf die Trossinger Etepetetefraktion. :-D

 
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kennt alle den Film " Schulze get the blues "

Mit Sicherheit. Wie die Amelie. Auch wenn ich nicht Akkordeonaut bin.

Mein persönliches Erlebnis, wie das Akkordeon ans Herz gehen kann - auch wenn sich mir die Musik erst nach dem Dritten Mal erschlossen hat. Hätte ich sonst nie freiwillig gehört. Akkordeon und Gedudel.

ABER: Meine persönliche Betroffenheit baute mir einen Kontext.

Salzbergbau im Osten... Glück Auf, die Lampe zum Rausschmiß nach 38 Grubenjahren, GENAU die Gleichen Leute, wie sie im Dorf rund um den Schacht waren und sind! Mein Vater, Verwandte und Freunde. Die Figur des Haupdarstellers hätte Vatern nicht besser zeigen können... und dann die kleinsten Schnipsel im Film... von Dieselabgase unter Tage, krank geschuftet, tot gesoffen, Null Fremdsprachen - aber auf der Welt klar kommen. Keiner wills wissen... Mein Vater hatte nach der Entlassung und ohne seinen Schacht, noch drei Jahre... Der Film ist wahrer, als manche ahnen.

Machmal sehe ich mir den Film ganz alleine an... und Brassed Off.... Aber das sind die lausigen Bläser von der Bergmannskapelle. Und ein anderer Thread.

Micha
 
Eine persönliche Erinnerung stellt natürlich noch einmal eine ganz andere Beziehung zum Instrument her. Mein Opa väterlicherseits war auch begeisterter Akkordeonspieler. Er hatte ein riesiges Hohner mit 120 Bässen, auf dem er tolle Sachen konnte. Wie haben das Teil immer noch, aber leider kann es niemand spielen. Ich glaube es ist schon fast 80 Jahre alt
Er hat früher oft aus dem Krieg erzählt. Er war in Russland, aber sehr weit im Süden, schon im Kaukasus. Immer wieder schwärmte er davon, wie er dort für die Leute Musik gemacht hat, und von den schönen armenischen Mädchen. Er hatte Glück, in einer verhältnismäßig ruhigen Ecke gelandet zu sein, und auch damit, dass die Leute ihnen dort nicht feindlich gesinnt waren. Diese schönen Erlebnisse hat er immer wieder erzählt, aber wenn's ans Eingemachte ging, die grausamen Seiten des Krieges, dann ist er immer nach höchstens 5 Minuten völlig zusammengeklappt. Der Krieg hat ihn kaputtgemacht, aber die Akkordeongeschichten aus dem Kaukasus, die hat er immer mit einem strahlenden Lächeln erzählt...
 
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die Abneigung gegen Akkordeon und -musik liegt doch in vielen Fällen nicht am Akkordeon, sondern an dem, was der Zuschauer und Zuhörer mit dem Akkordeon verbindet.
Wer (angeblich) Akkordeon nicht mag, differenziert in den meisten Fällen nicht zwischen " Volksmusik"oder Tremolo" sondern lehnt eine komplette Lebenswelt ab, die sich angeblich mit dem Akkordeon verbindet: man will nicht so sein wie früher, will sich abgrenzen von dem Publikum, für das diese Musik angeblich produziert wird, Volkslieder klingen nach Zucht und Ordnung, etc.
Auch in diesem Forum wird ziemlich deutlich, dass der Urteilende gar nicht bis zu Musik oder zum Klang des Akkordeons vordringt, sondern pauschal eine angeblich damit verbundene Kultur ablehnt.
22fret ( vermutlich Gitarrenspieler) schreibt sich den Frust gegen "original Zillertaler Almhütten-Arschgesichter" von der Seele.
Andere versuchen sich in weniger beleidigender, intellektuell anmutender Umschreibung " Ich mag an der Musik ihre Berechenbarkeit nicht".
Da geht es gar nicht um das Akkordeon oder Akkordeonmusik. Sondern darum, dass man sich distanzieren von dieser Art der musikalischen Darstellung und dem Publikum, welches das als angenehm empfindet distanzieren möchte.
Das würde ich zunächst mal als arrogant bezeichnen.
Seid ihr besser, weil ihr nicht beim Musikmachen grinst? Ist das Volksmusikpublikum verachtenswert, weil es einfache, für einen Moment glücklich machende Musik mag?
Diese Zillertaler Dingsbums liefern doch nur die Show ab, die von ihnen für den Anlass und das Publikum erwartet wird. Und wenn Sie die ganze Zeit dabei grinsen ist das doch auch egal. Ein Teil des Fernsehpublikums benötigt zum Wohlbefinden eben gutgelaunte Lederhosenträger und keine zugekifften Rapper. Und sie haben ein Recht darauf, das gut zu finden, was ihren Bedürfnissen entspricht. Ein grinsender Bluesgitarrist wirkt unecht, weil er nciht genug leidet, also grinst er nicht. Ein fröhlicher Jazzer sieht irgendwie nicht intellektuell aus, also trit er erst um 2 Uhr morgens auf und guckt abwesend durch seine Woody Allen Brille.

Wenn wir dem Akkordeon eine Chance einräumen und weiteres Publikum eröffnen möchten, wird das garantiert nicht damit gehen, wenn andere Musikschaffende hier Ihre Vorurteile zementieren und diese Erkenntnis womöglich noch in die Welt hinaustragen.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass diese Vorurteile in anderen Ländern in dem Masse gepflegt werden wie in Deutschland. Wenn man sich z.B. die Facebookdarstellung von Akkordeonspielern in anderen Ländern anschaut, sieht man auch solche "Grinsebacken". Die spielen dann Cojunto, Merengue, Musette, Salsa. Die grinsen deshalb, weil sie sich damit besser verkaufen, als wenn sie mit fettigen Haaren griesgrämig nach unten schauen ( jetzt habe ich abe alle Vorurteile bedient ...)
Ist ein brasilianischer Akkordeonist, der lateinamerikanische Musik auf einer Tanzveranstaltung darbietet, auch ein "Samba Arschgesicht"? Oder verschiebt sich da die Wertigkeit, weil es sich ja um Weltmusik handelt?

Das Akkordeon hat gar nicht so einen schlechten Ruf. In Wahrheit sind viele Leute begeistert, wenn überhaupt jemand live Musik macht.
Wir müssen das nur machen. Dann wird die Akzeptanz auch grösser.

Ich wünsche noch ein schönes Osterwochenende
mambo33
 
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Guter Beitrag. Mein Verweis auf die "Zillertaler" war an dieser Stelle ohnehin lediglich exemplarisch angedacht und zielte eher auf eine bestimmte Musikrichtung, zu der das Akkordeon scheinbar vorzugsweise gebraucht wird (innerhalb derer übrigens die Gitarristen und Bassisten [ich bin beides] genauso dümmlich herüberkommen). Das geht nicht mit meinem ästhetischen Empfinden konform, aber das ist nun einmal eine Frage des Geschmacks. Frust lag meiner Äußerung dazu eigentlich nicht zu Grunde, da vielleicht noch eher Ärger. Innerhalb anderer Genres bin ich mit dem Instrument durchaus mehr als einverstanden. Von der "volkstümlichen" Musik fühle ich mich nicht ernstgenommen, um es mal diplomatisch zu formulieren. Die Musik ist schematisch, die Texte unterirdisch und das Sichtbare daran lächerlich. Daher meine eher unentspannte Reaktion darauf. Sie macht mich sogar auf Dauer aggressiv, aber der Erfolg solcher Gruppierungen zeigt, dass es einem nicht unwesentlichen Teil der Leute damit völlig anders geht. Ich respektiere das, aber mich treibt der Kram die Wände hoch.

Besagte Zillertaler als physische Erscheinung sind in der Tat die Schablone oder Folie, quasi das Vehikel, diese Art von Musik zu transportieren. So wie die anderen von Dir beschriebenen Stilrichtungen. Mit dem Akkordeon als solchem hat das eigentlich nur am Rande zu tun...
 
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Das Akkordeon hat gar nicht so einen schlechten Ruf. In Wahrheit sind viele Leute begeistert, wenn überhaupt jemand live Musik macht.
Wir müssen das nur machen. Dann wird die Akzeptanz auch grösser.

mambo33

Ich habe im letzten Sommer in einem kleinen Hafen in unserem Cockpit ein bisschen gespielt, mit sehr eingeschränktem Repertoire ( Shanties, Musette) und in der Hoffnung niemandem auf die Nerven zu gehen. Am nächsten Morgen hat sich die Bootsnachbarin für das kleine Konzert bedankt. Da waren schonmal zwei glücklich: Sie und ich. Und genau darauf kommt es an: Im besten Fall macht Musik Menschen glücklich, und zwar sowohl Musizierende als auch Zuhörer.
 
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folky Tom
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Am Anfang ihres Vortrags über ihre Musikerkarriere steigt Ksenija Sidorova auch mit dem Thema dieses Threads ein. Sehr interessant. Hier:

 
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Ich bin zugegebenermaßen kein so großer Freund des Akkordeons (hat die Musikschule F. vermutl. versaut).
Das Instrument hat so einen angestaubten und teilweise nervigen Charakter - empfinde ich zumindest so.
Wie dem auch sei ich höre aber ziemlich breit Musik und es gibt für mich 2 adäquate Einsätze wo ich das Akkordeon recht gern höre - in steirischer Volksmusik und beim Cumbia.
Letzteres ist eigentlich der coolste Einsatz des Akkordeons.
Siehe hier
 
Ich habe im letzten Sommer in einem kleinen Hafen in unserem Cockpit ein bisschen gespielt, mit sehr eingeschränktem Repertoire ( Shanties, Musette) und in der Hoffnung niemandem auf die Nerven zu gehen. Am nächsten Morgen hat sich die Bootsnachbarin für das kleine Konzert bedankt. Da waren schonmal zwei glücklich: Sie und ich. Und genau darauf kommt es an: Im besten Fall macht Musik Menschen glücklich, und zwar sowohl Musizierende als auch Zuhörer.

Das kann ich nur bestätigen. Ich bin jedes Jahr in der Adria mit meinem Schiff unterwegs. Im Hafen oder wo immer man ankert und am Abend ein bisschen Akkordeon spielt hat man begeisterte Zuhörer, es gibt sogar Applaus (wahrscheinlich hatten die auch alle schon etwas viel zu trinken). Da singen Bootsnachbarn "deutsche" Trinklieder mit französischem Text und Italiener stimmen in andere Songs ein, einfach toll. Und das Akkordeon mitten drin. Ich glaube in der richtigen Situation ist das Akkordeon höchst beliebt, da schalten sogar laute Partytypen das Radio ihres Bootes ab und "grölen" mit. Schon oft ist auf meinem Boot dadurch eine spontane Party entstanden.
Das Akkordeon, bzw. die Akkordeonmusik und den Akkordeonklang mühsam als unbeliebt oder schrecklich zu zerreden ist unbegründet. Es ist breit gefächert von der Stimmung, den Zuhörern, der Darbietung und der Situation abhängig. Da gibt's keine pauschale Erklärung.
 
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Schon oft ist auf meinem Boot dadurch eine spontane Party entstanden.
Wie gut, dass ich nicht so gut spiele wie du. Die Vorstellung einer spontanen Party in unserem Cockpit lässt mich doch leicht erschauern. So viel Begeisterung für das Akordeon muss denn doch nicht sein.
 
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Zu Beitrag #312

schön zu lesen, nehme an, dass die "Steirischen" dort mit eingepreist wurden.
Denn die haben - zumindest hier in Süddeutschland" - eine Renaissance erfahren.
 
Wie gut, dass ich nicht so gut spiele wie du. Die Vorstellung einer spontanen Party in unserem Cockpit lässt mich doch leicht erschauern. So viel Begeisterung für das Akordeon muss denn doch nicht sein.
Na, wer sagt denn dass ich so gut spiele :rolleyes:.
Aber die Parties begrenzen sich natürlich auf etwa 4 Gäste plus meine Frau und ich (hab ja kein Raumschiff), also keine Volksfeste. Es zeigt halt die Beliebtheit des Akkordeons, und noch mehr den "praktischen Nutzen", durch seine Mobilität und Universalität. Wohl mit ein Grund für die Beliebtheit laut o.g. Studie. In manchen Stadtwohnungen passt ein Klavier ja gar nicht durch die Haustüre, deshalb mehr Musik auf dem Land, es stört weniger, mehr Leute haben eigene 4 Wände und wohnen weniger eng aufeinander.
 
Ja, und Segler scheinen für Akkordeonmusik sehr offen zu sein. Also lass uns weiter spielen und uns und den Zuhörern eine Freude bereiten.
 
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Hallo Leute,
ich hoffe, dass es nicht schlimm ist, wenn ich mich als "Nicht-Akkordeon-Spieler" hier einklinke.
Ich hatte vor einiger Zeit den Thread-Titel auf der Startseite gelesen, ihn aber nicht weiter beachtet.
Durch Zufall bin ich auf ein Video gestoßen, das ich als Metal-Fan sogar ziemlich geil finde (Das ist keine Werbung, wirklich)


In meinem Bekanntenkreis sind viele, die Akkordeon nicht sooo dolle finden, weil man irgendwie immer nur die selben Lieder darauf hört (bei uns in der Fußgängerzone wird oft gespielt).

Ich glaube es ist eher so, dass wenn überhaupt eine Abneigung besteht, diese gegen das bekannte, immer wieder kehrende geht. Nicht jedoch gegen das Akkordeon pauschal.
Ich wollte das einfach nur mal los werden. Jedes Instrument hat seine Berechtigung und ist schön. Vor allem lassen sich Instrumente nicht in eine Schublade zwängen
2. Ein Vorurteil von Menschen, die klassisch gepolt sind: "Akkordeon braucht man für die Volksmusik. Und Volksmusik ist minderwertige Musik." Genauso gehört, knallhart.
An euch Akkordeon-Spieler : Ihr spielt ein schönes (wenn auch sehr teures) Instrument, welches Menschen unterschiedlichsten Alters Freunde bereitet. Hört nicht auf die wenigen Nörgler.
 
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...ich hoffe, dass es nicht schlimm ist, wenn ich mich als "Nicht-Akkordeon-Spieler" hier einklinke. ...
Durch Zufall bin ich auf ein Video gestoßen, das ich als Metal-Fan sogar ziemlich geil finde (Das ist keine Werbung, wirklich)

Ein Forum ist zum Austausch und zum Diskutieren da. Ich finde es sehr gut, dass Du hier Deine Meinung zum Instrument "Akkordeon" mitteilst! Danke @Compo. :great:

Danke Dir für das interessante Video. Gefällt mir ausnehmend gut. Und der Song kommt mir irgendwie bekannt vor...

An euch Akkordeon-Spieler : Ihr spielt ein schönes (wenn auch sehr teures) Instrument, welches Menschen unterschiedlichsten Alters Freunde bereitet. Hört nicht auf die wenigen Nörgler.

Mir selbst sind die Nörgler wurscht. Ich spiele für mich, weil es mir Freude macht. Das ist das allerwichtigste! Ich mag mein Akkordeon (mein Nachbar weniger... :D:D:D) und ich mag die Lieder, die ich spiele bzw. übe.

Wünsche ein schönes, musikalisches und sonniges Wochenende!:)
 
Grund: Zitat repariert
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Also hier in Bayern kommt man am Akkordeon ja nicht vorbei. Nachdem ich es selbst viele Jahre in einer Tanzband gespielt habe, bin ich da etwas zweigeteilt. Wenn es wirklich gut gespielt wird dann gefällts mir auch.

Leider spielen nicht viele so wie in diesem Beispiel. Etwas Geduld am Anfang zahlt sich aus beim Video:


 
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