Studium der Blockflöte mit 50

  • Ersteller Bernhard_Baptist
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Auch ich hoffe, dass es nächste Mal besser klappt!

Ist es denn unmöglich, in Notlagen wie so einem witterungsbedingten Flötenausfall zur Kunststofflöte zu greifen?

Kunstoffflöten haben einen ganz anderen Klang und wirken eher steif.
 
Hoher Wellengang

Derzeit trägt es mich bei Aufführungen scheinbar auf und nieder wie einen Schiffbrüchigen mitten in einem atlantischen Gewitter - an ein fragiles Stück Holz geklammert, halb blind nach Luft schnappend.
Immerhin durfte ich heute von einem Wellenberg aus wieder die Sonne hinter den schwarzen Wolken von vorgestern aufgehen sehen:
Das Vorspiel mit der Altflöte war souverän, selten ging es mir auf der Bühne auch nervlich so gut. Die richtige Notfalltropfen-Dosis zum richtigen Zeitpunkt scheine ich auch gefunden zu haben. Reichlich Zuhörer - mir ziemlich wurscht in dem Moment. Satter Applaus - Geil! Schmunzelnde Meisterin - elementar!
Mein Star-Cembalist hat einen Einsatz verpasst, oh ja, worauf ich souverän ein Da Capo angeordnet habe. Nein, Nein, Nein!!! ICH war's DIESMAL nicht, hihi! Den Leuten hat es offensichtlich trotzdem gefallen...

Nachtrag zu vorgestern:
Die "schlimme" Flöte hat gestern schon wieder viel besser angesprochen. Heute hat sie meine Professorin unter die Lupe genommen: Die Flöte ließ sich wie eh und je super spielen. "Ich habe die fehlenden Töne wieder hinein geblasen", meinte sie mit einem Augenzwinkern. Ich soll jetzt äußerst konzentriert aufpassen, dass die nicht vor dem nächsten Konzert wieder heraus fallen... Außerdem meinte sie (im Ernst), ich hätte trotz der vielen Entgleisungen viel musikalischer gespielt als sonst oft. Wie meinen? Eine ziemlich überraschende Rückmeldung war das, völlig unerwartet.
Die Wasserblase unter der erübten Hornplatte an meinem linken Daumen war heute nach Intensivtherapie auch nicht mehr spürbar. Sie dürfte am Dienstag mein Gefühl für das Daumenloch fatal verringert haben...

In der üblen Situation ging mir übrigens durchaus durch den Kopf, die Ecoclear als Backup aufs Podium zu holen. Aber einerseits hätte ich dafür die Bühne verlassen müssen, Flöte holen gehen - ein No Go. Und ebenso schnell habe ich bedacht: Hätte ich auf der zweiten Flöte dann auch Mist gespielt, was allein schon wegen des situationsbedingten Stresslevels anzunehmen war, dann hätte noch der Taubste da unten kapiert, woran es gelegen hat.... Nein, danke!
Wenigstens habe ich aus der Sache gelernt, dass ich ab sofort die Backups gleich mit aufs Schafott nehmen werde.

... ich nicht mal "Trostkekse" für Dich habe
Der Gedanke zählt, vielen Dank! Außerdem ist jetzt eh Fastenzeit...
 
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... Flötenkrimi als Fortsetzungsroman ... :D:great:
 
Ein kleines Update

Ostern naht. Daher befinde ich mich derzeit in Salzburg, wo ich als Organist wieder bei Aufführungen mit Chor und Orchester mitwirken werde.
Die Karwoche verlebe ich also überwiegend auf der Orgelbank und versuche, meine überbeübten Sehnenscheiden der Hände bei Laune zu halten.
Das Programm ist reichhaltig und reicht von einer Schubert-Messe über Teile aus Händels Messias, einer Mozart-Kirchensonate bis zu Teilen aus Bachs Johannespassion.
Für morgen ist die erste Tuttiprobe mit Chor und Orchester terminisiert. Das wird wohl wieder bis spätabends dauern, ist aber immer ein wunderbar befruchtendes Arbeiten.

Natürlich sind die Flöten auch mit. Ihnen gehört der Großteil meines restlichen Zeitbudgets. Auch ist eine Messgestaltung mit Flöte(n) und Orgel geplant, wofür heute die erste Probe in der Kirche auf dem Plan stand. Die Akustik von gotischer Architektur ist einfach immer wieder überwältigend!

Noch am vergangenen Freitag bekam ich Gelegenheit, auf jenen zwei Konzertflügeln im Konservatorium zu üben, auf deren einem ich im Juli die Teilprüfung im "Pflicht-Nebenfach" Klavier werde ablegen müssen. Nach einigen Jahren Klavierunterricht in der Jugend hatte ich auf diesem Instrument gewaltig Rost angesetzt, da ich in den letzten Jahrzehnten(!) fast nur noch Orgel und ein wenig Cembalo gespielt hatte. Dadurch hatte ich den feinen dynamischen Anschlag, den man am Klavier braucht, weitgehend eingebüßt. Auch der richtige Einsatz der Pedale war so gut wie weg.
Deshalb habe ich vor etwa einem halben Jahr mit Klavierüben begonnen. Das war hartes Brot, frustgespickt. Aber schon bald ging es aufwärts.

Meine Flöten-Professorin hat mich kürzlich an eine befreundete Klavier-Kollegin vermittelt, die mir am vergangenen Freitag einen zweistündigen Crash-Wiederhol-Aufholkurs am Flügel verabreicht hat. Das war ungeheuer umfassend und gehaltvoll, letztlich auch total erschöpfend. Was für ein Juwel von Lehrerin! Sie hat es nicht nur geschafft, längst Vergessenes in mir wieder zu erwecken, sondern auch das gesamte geplante Prüfungsprogramm mit mir bis zur letzten Note durchgearbeitet. Gleichzeitig habe ich neueste Erkenntnisse in der Interpretation dieser Werke erfahren.
Jetzt muss ich halt nur noch üben wie ein Gesengter..... Rund zwei Monate - nur zwei Monate - bleiben noch *Nägelkau*.

Falls es interessiert:
Ich habe folgende Stücke gewählt:
J. S. Bach: Inventio Nr. 13 a-Moll BWV 784
W. A. Mozart: Sonate C-Dur Nr. 16 KV 545
R. Schumann: Kinderszenen Op. 15 Nr. 11, 12, 13

Achja: Alle drei Wochen habe ich jetzt Vorspiele mit den Flöten. Zuletzt war das schon viel weniger nervzerfetzend wie anfangs. Der Gewöhnungseffekt scheint endlich einzusetzen. Allerdings ist es eine echte Herausforderung, alle drei Wochen neues Repertoire konzerttauglich zu kriegen...


Ich wünsche Euch allen ein gesegnetes Osterfest!
 
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Falls es interessiert:
Ich habe folgende Stücke gewählt:
J. S. Bach: Inventio Nr. 13 a-Moll BWV 784
W. A. Mozart: Sonate C-Dur Nr. 16 KV 545
R. Schumann: Kinderszenen Op. 15 Nr. 11, 12, 13
An die Stücke kann ich mich auch noch erinnern, bis auf die Kinderszenen, da hatte ich nur die Nr. 13 "Der Dichter spricht" gespielt. Aber auch das ist bei mir 35 Jahre her.

Von den Inventionen begeistert mich das Arrangement von Jacques Loussier - in meiner Kindheit besaß mein älterer Bruder eine MC von ihm mit dem Titel "Bach goes to Town" (und wie ich eben auch gesehen habe, gibt es auch eine cd mit den Kinderszenen).
 
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Wie bald ist denn "bald" in Tagen oder Wochen ausgedrückt?
Ungefähr drei Wochen hat es gedauert, mit vier bis sechs Übungseinheiten pro Woche. Danach hatte ich langsam wieder das Gefühl, Gefühl beim Klavierspiel entwickeln zu können. Sehr aufwendig und frustbehaftet waren insbesondere die Anstrengungen zum Ausschleifen der zahllosen technischen Schlampereien, die sich beim sporadischen Gelegenheitspielen über die Jahre eingeschlichen hatten.
Ab dem Moment, von dem an mir das Klavierspielen langsam wieder Spaß und Freude beschert hat, wusste ich: Ich bin über den Berg!
 
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Das macht Mut, danke :)
 
ALEA IACTA EST - Der Würfel ist gefallen

So. Ich habe jetzt den verschlungenen Weg der Online-Registrierung für die Aufnahmeprüfung am Mozarteum erfolgreich durchschritten und auch schon Antwort erhalten: Meine Bewerbung wurde akzeptiert, immerhin.
Allerdings hatte sich ein hoffentlich nicht zu schlechtes Omen gezeigt: Just als ich nach all den Dokumenten-Uploads und zig Kontrollen meiner Eingaben endlich den finalen "Einreichen"-Button drücken wollte, hat sich meine Internetverbindung für einen halben Tag verabschiedet.
Aber letztlich hat es dann doch geklappt.

Bei der Registrierung musste ich auch schon mein vorläufiges Prüfungsprogramm bekanntgeben.
Für jene, die es interessiert:

- Renaissance/Frühbarock: Jacob van Eyck: d'Lofzangh Marie (Ganassi-Flöte)
- Barock/Deutscher Stil: G. Ph. Telemann: Partita Nr. 5 aus "Die kleine Kammermusik" (Sopran)
- Barock/Französischer Stil: N. Chédeville: Sonate Nr. 6 aus "Il Pastor Fido" (Alt)
- Etüde schnell: Joannes Collette: Con Allegrezza aus "12 melodische Übungsstücke" (Sopran)
- Etüde langsam: Hans-Martin Linde: Tranquillo aus "Neuzeitliche Übungsstücke für die Altblockflöte"
- Zeitgenössisch: Agnes Dorwarth: Nachtvögel - Gezwitscher - Flügelschlagen aus "Vogelbuch" (Sopran+Alt+Basskopf+Stimme)
[- Joker: Italienischer Stil: G. Sammartini: Sonata a-Moll op. 2 Nr.6 (Sopran)]


Morgen Vormittag ist schon wieder Vorspiel angesagt....

Nur noch zwei Monate mit maximaler Drehzahl...
 
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Die Daumen sind gedrückt! :great:
 
Das Vorspiel heute lief ziemlich gut. Endlich war war auch Caesar (Professorin) sichtlich zufrieden mit ihrem kleinen Legionär (mir).
Interessanterweise sind die Stücke aus Dorwarths Vogelbuch besonders gut angekommen: Das Publikum zeigte Heiterkeit und spendierte Zwischenapplaus... So hat es sich wenigstens rentiert, dass ich dafür fast meinen gesamten Flötenpark mit auf die Bühne schleppen musste.

Die Nervosität war diesmal angenehm gering, was sicher zum Gelingen beigetragen hat.

Allerdings ist der nächste Vorspieltermin schon wieder in gut zwei Wochen. Ich habe noch keine Ahnung, was ich da aufs Programm setzen soll...
 
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Gratulation zu dem guten Ergebnis!
Flötenpark ist gut! :-D

Programm
Gehe mal Deine Noten durch und überlege Dir, was davon zu einer heiteren Maiwanderung passen könnte. Sind auf den Bergweiden schon Jungtiere zu sehen? Welche Musik könnte passen, um deren Rumtollerei zu vertonen? :-D
Vielleicht bringen Dich diese Vorstellungen auf Ideen, die sich musikalisch ausbauen lassen.
;-)
 
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Auch von mir herzlichen Glückwunsch zum Erfolg samt der richtigen Einstellung. :m_flute:
(Tropfen?) :D

Gruß Claus
 
Danke für all die Blumen und Süßwaren!

und überlege Dir, was davon zu einer heiteren Maiwanderung passen könnte.

Witzige Idee! Da fällt mir doch glatt van Eycks "Der lustelycke Mai" ein. Das Stück ist zwar nicht Teil obigen Programms, aber das könnte ich tatsächlich aufpolieren....

Sind auf den Bergweiden schon Jungtiere zu sehen?

Auf den Bergweiden nicht, aber in den Übungszimmern hat's derzeit viel zu viele davon.... *Grummel*


Ich habe mich bei einer gestrichenen Pipettenfüllung eingependelt - 30 Minuten vor Start im vollen Strahl auf die Zungenmitte appliziert. Das vermittelt mir ein herrlich entspannendes "Ismawuascht"-Feeling, mit einem verbleibenden Tick Alertness bei Code Gelb.
 
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Seit zwei, drei Wochen ist wieder mal Vollgas angesagt.

Gestern hatte ich schon vormittags ein Vorspiel. Ich gab einige Stücke von van Eyck zum Besten. Es lief ganz gut, wenn auch nicht so gut wie ich es eigentlich erwartet hatte, weil ich die gespielten Werke schon lange perfekt drauf zu haben glaubte. Der Teufel liegt wie immer im Detail: Einmal nur ein hängender Finger, schon ist die Performance nicht mehr makellos und reflexartig schießt das Adrenalin ein - mit allen unangenehmen Nebenwirkungen...
Nur eine Stunde später hatte ich eine 90 minütige Präsentation zu physikalischen Aspekten von Pfeifen und Flöten sowie deren klangliche Relevanz zu halten. Beurteilung summa cum laude... Strike!
Die Hörbildung am Nachmittag bot nicht ganz die Entspannung, die ich erhofft hatte. Jeweils ein Trio bzw. Quartett von uns musste alle möglichen Akkordumkehrungen singend aufbauen. Die Entgleisungen waren Legion. *Würg*
Heute ging es knackig weiter: Vormittags Flötenunterricht. Die Chefin hat mir für das letzte Vorspiel der Saison im Juni ein Monsterprogramm zugeteilt. Es soll die Generalprobe für die Übertrittsprüfung werden. "Da können Sie auch nicht nach jedem Stücklein im Sauerstoffzelt regenerieren", entkräftete sie meine leisen Einwände relativ trocken. Okay, sie meint es ja nur gut...
Nach kurzer Mittagspause habe ich mich dann dem anstehenden zweistündigen Tonsatz-Test unterzogen. Ich bin sogar rechtzeitig fertig geworden. Die nackte Wahrheit über mein Machwerk werde ich aber erst nächste Woche erfahren. Nach dem verzweifelten Gemetzel mit Nebenstufensept- und -nonakkorden, dorischen Sexten, harmonischen Sequenzen und Alterationen ist das bestimmt früh genug.

Jetzt habe ich noch schnell das Rest-Adrenalin hinaus getippt, damit reicht es mir für heute!
Ich spiele tatsächlich mit dem Gedanken, im Anschluss sinnlose Kalorien in Form eines großen Eisbechers beim Konditor ums Eck zu konsumieren - damit das Schwitzen endlich aufhört! ;-)
 
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Das Eis hast Du Dir redlich verdient! :great: !!!!
 
Nun ist es offiziell

Bei meiner Rückkehr habe ich heute die hochoffizielle Einladung zur Aufnahmeprüfung mit Siegel des Mozarteums im Briefkasten vorgefunden. Sie enthält auch die Aufforderung, einen Lichtbildausweis mitzubringen. Nehme ich dafür nun den Führerschein oder könnte der Waffenpass doch mehr Eindruck schinden? :cool:
Auf jeden Fall hat sich seitdem mein Ruhepuls wieder mal um rund 10 Schläge pro Minute erhöht...
Die Einschläge kommen näher.
 

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