Wie mach ich aus Tönen Musik? (Balgtechnik Steirische)

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Hallo Zusammen,

Anfang April habe ich meine neue Steirische bekommen. Was die Steirische angeht kurz zum Werdegang:
Vor drei Jahren mal ein Mietinstrument gehabt, aber nie wirklich ernsthaft geübt.
Ansonsten bin ich reiner Autodidakt an der Steirischen, kein Michlbauergedöns, sondern Grifftabelle und Ohren. (Notenkenntnisse Musiktheorie alles vorhanden durch jahrelangen Klavierunterricht und anderes).

Jedenfalls habe ich mir endlich einen großen Traum erfüllt und bin seit 1,5 Monaten fleißig am Üben. Was die Knopfdrückerei angeht habe ich nicht wirklich Probleme, da ich vom Klavier das Einüben von Fingerabfolgen mit Unabhängigkeit der Hände kenne.
Nun bin ich an dem Punkt, an dem ich mein erstes Stück annährend Fehlerfrei zusammenquetschen kann. Die Aufnahme, die ich zur Selbstkontrolle gemacht habe, zeigt mir allerdings:

Das sind bestenfalls Töne, aber noch keine Musik :(

Ich vermute, ich habe da noch sehr viel an Balgtechnik zu lernen... Wie krieg ich das fließend hin, bzw. wie schaffe ich es, insbesondere die linke Hand unabhängig vom Schieben und Drücken des Balges zu bekommen, damit sich das nicht anhört, wie schlecht gekurbelter Leierkasten?
Ich würde mich über Anregungen sehr freuen.
https://soundcloud.com/user-109359342-146150158/muss-i-denn
 
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Hallo,

als Anfänger auf dem Akkordeon maß ich mir keine Beurteilung zur Ausführung an. Für mich klingt das gut gespielt. Was mich aber gewaltig stört, ist der knarzende Bass. Klingt so, als drückte "Grumpy Cat" (oder Stegner aus SH) die Bass-Knöpfe. :evil:
Ist das normal bei einer Steirischen?

Noch was, was mein Lehrer mir immer wieder eintrichtert, und ich immer wieder vergesse... kein abrupter Stop am Ende mit Fingern hoch, sondern sie gedrückt lassen bis die Melodie mit einem Balgstop beendet ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich vermute, ich habe da noch sehr viel an Balgtechnik zu lernen... Wie krieg ich das fließend hin, bzw. wie schaffe ich es, insbesondere die linke Hand unabhängig vom Schieben und Drücken des Balges zu bekommen, damit sich das nicht anhört, wie schlecht gekurbelter Leierkasten?
Hallo Multimax,
vielen Dank für die Einspielung und willkommen im Forum. Mir geht es wie Jetzt aber! Ich finde das Stück für jemand, der eineinhalb Monate übt, richtig gut. Du wirst nicht schneller oder langsamer, du triffst die Töne und Basstöne und Melodietöne fallen schön zusammen. Ich finde auch, dass es sich nach Musik anhört. Natürlich klingt ein Akkordeon anders als ein Klavier. Klaviertöne klingen aus, wenn man sie anschlägt und mit dem Finger drauf bleibt, Akkordeontöne sind jäh weg, wenn man den Balg stoppt. Vermisst du einen sanft ausklingenden Ton wie beim Klavier? Ich finde aber, dass der Bass bei diesem Lied im Rhythmus gehen muss. Schließlich ist es ein Wanderlied und der Bass soll einen Wanderschritt beschreiben und nicht dahingleiten oder -scheiden. Aber das ist meine Meinung.

Eventuell meinst du, dass dein Bass schleppt. Manche sprechen auch vom "schleifenden" Bass. Wenn dir das missfällt, probiere einfach mal die Basslinie ohne die Melodie und nehm sie auf. Schau, ob du sie hinkriegst, so dass du zufrieden bist und bau dann die Melodie dazu.

Sollte ich dich falsch verstanden haben, ignorier diesen Post einfach.
 
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Das sind bestenfalls Töne, aber noch keine Musik

Fischst Du nach Komplimenten??! :) Ich finde das äußerst gelungen! Also nach 1,5 Monaten ein Stück bereits derart zu spielen - das finde ich schon sehr bemerkenswert! Da hört man auf YouTube aber ganz andere (Negativ-) Beispiele!
Die Balgtechnik ist vergleichbar mit dem Beherrschen des Bogens bei Strichinstrumenten. Darüber lebt das Instrument und je mehr und intensiver man sich damit auseinandersetzt, umso mehr wächst man mit dem Instrument zusammen.

Also aus meiner Sicht bist Du auf einem sehr guten Weg.

Viele Grüße,
Tobias
 
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Akkordeontöne sind jäh weg, wenn man den Balg stoppt
Nee... die Töne sind jäh weg, wenn man die Finger von den Tasten nimmt. Der Balgstop bei gedrückten Tasten und Knöpfen dient dazu, ausklingen zu lassen, weil man dann ja die Balgbewegung, bzw. die Luft, die noch rein oder raus wolte, nicht schlagartig stoppen kann.

Ist übrigens ein Fetisch meines Lehrers, der in meine Übungshefte über die betreffenden Stellen immer ein "O" reinschreibt. Dabei bin ich doch schon froh, wenn ich dort die Noten richtig spiele.
 
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Was mich aber gewaltig stört, ist der knarzende Bass. Klingt so, als drückte "Grumpy Cat" (oder Stegner aus SH) die Bass-Knöpfe. :evil:
Ist das normal bei einer Steirischen?
Ja! Das ist ja gerade charakteristisch.

Ich würde mich über Anregungen sehr freuen.
Ich weiß wirklich nicht, was hier nicht nach Musik klingen sollte. Das ist doch sehr gut!
Eine einzige Anregung fällt mir ein: üblicherweise werden die Bässe bei der Steirischen sehr kurz und knackig gespielt. Das ist natürlich Geschmacksfrage. Falls du das probieren willst: die Bassknöpfe nur kurz antippen, dabei aber die Melodie genauso breit wie vorher spielen.
Als Anregung finde ich dieses Video dazu sehr gut - übrigens auch mit Balgstopp.

Bei weitergehendem Interesse bietet der Ersteller auch einen Online-Kurs an, meines Erachtens sehr deutlich und durchdacht.
 
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Vielen Dank für Eure Antworten,

ja die Steirische hat Helikonbässe, also ist dieser extreme Baß üblich.

@jetzt aber:
Danke für den Tip mit dem Balgstopp. Balgstopp kannte ich vorher noch nicht.

Fischst Du nach Komplimenten??! :) Ich finde das äußerst gelungen! Also nach 1,5 Monaten ein Stück bereits derart zu spielen - das finde ich schon sehr bemerkenswert! Da hört man auf YouTube aber ganz andere (Negativ-) Beispiele!
Die Balgtechnik ist vergleichbar mit dem Beherrschen des Bogens bei Strichinstrumenten. Darüber lebt das Instrument und je mehr und intensiver man sich damit auseinandersetzt, umso mehr wächst man mit dem Instrument zusammen.
Tobias

Nee, fishing for compliments sollte das nicht sein. :) Ich hatte aber auch vergessen zu erwähnen, daß ich mich vor einigen Jahren mal mit dem Pianoakkordeon auseinandergesetzt hatte - auch autodidaktisch. Deshalb ist ein Zerrwanst an sich für mich nicht ganz neu.
Ich denke, mein schneller Fortschritt kommt einfach vom intensiven Üben. Also wirklich so gut wie jeden Tag mindestens eine Stunde üben. Außerdem hatte ich früher ein sehr guten Klavierlehrer, der mir einige Übetechniken (was das Mentale angeht) beigebracht hat. Von denen profitiere ich auch hier.

Aber nun ja, man selbst ist sich ja oft der größte Kritiker..

(...)
die Bassknöpfe nur kurz antippen, dabei aber die Melodie genauso breit wie vorher spielen.
Als Anregung finde ich dieses Video dazu sehr gut - übrigens auch mit Balgstopp.
(...)
Bei weitergehendem Interesse bietet der Ersteller auch einen Online-Kurs an, meines Erachtens sehr deutlich und durchdacht.

Ja genau, das ist glaube ich der Knackpunkt. Ich kriege den Balg noch nicht regelmäßig bedient; will sagen, in einer Druckpassage z.B. hört man in der Balgbewegung den Rhythmus der linken Hand, weil ich dort noch keine Unabhängigkeit erreicht habe.
Meiner Meinung ist genau das der Punkt, den man bei Anfängern oft hört. Es ist irgendwie noch holperig.
In dem Youtube-Beispiel hört man das sehr gut, wie es unabhängig klingt. Es fließt alles, und die Balgbewegung ist komplett unabhänig von den Knöpfen, die die linke Hand drückt.

Ich könnte mir vorstellen, daß das mit der Balgregelmäßigkeit ein häufiges Anfängerproblem ist. Vielleicht kennt ja jemand von den fortgeschritteneren Spielern Übungen, wie man da gezielt vorgehen könnte? Soweit ich gelesen habe, sind hier ja auch sogar Lehrer unterwegs.
 
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Ach, jetzt verstehe ich was Du meinst...

Die Übung dazu ist ganz einfach:

1. Spiele einen langen Ton in der rechten Hand. Einfach Mööööööööööp, gleichmäßig laut.

2. Füge einzelne Basstöne mit Pausen hinzu. Achte aber darauf, dass der Diskant Ton stabil klingt.
Probleme kann die linke Hand verursachen, indem sie
a) für jeden Basston extra Kraft auf den Balg gibt.
b) durch hartes Knopfdrücken das Instrument "erschüttert"
Beides gilt es zu vermeiden. Laut spielen hilft, leiser ist schwieriger! Konzentration bzw. das Ohr gehört auf die rechte Hand, auch wenn die linke eigentlich die aktive ist.

3. Variiere das. Mach z.B. crescendo auf dem Melodieton und füge unterschiedliche Basstöne hinzu.
(Bass - Akkord oder Durchgänge und schließlich Basssprünge mit Positionswechsel der linken Hand.)

Balgwechsel sind ein anderes Thema. Aber natürlich sollte es in beide Balgrichtungen funktionieren.
 
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Hi Klangbutter, vielen Dank für diesen Tip. Werde ich heute ausprobieren.
 
Guten Morgen,

hier geht es um das Thema, verschiedene Strukturen mit nur einem Balg zu spielen. Dazu gehört natürlich auch, dass die Balghand unabhängig vom Bass ist. Die nötigen Übungen dazu ergeben sich aus dem Stück selbst. Tut mir leid, dass es doch recht lang geworden ist, ich suche selbst noch und wußte nicht gleich glasklar, was ich spielen oder sagen sollte.

https://www.dropbox.com/s/m78i0gs0n2vnkq7/balg3.mov?dl=0
 
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Hi Klangbutter,

Dein Video hat mir extrem weitergeholfen, denn damit hast Du genau den Nagel auf den Kopf getroffen. Man hört hier sehr gut, wie durch den kontroliierten Balgeinsatz aus Tönen Musik wird. Für mich als Anfänger ziehe ich da folgendes raus, wie ich ein Stück erarbeiten will:

1.) Noten/Knöpfe fehlerfrei lernen (bewußtes Spielen links, rechts und zusammen)

2.) Dann gemäß Deinem Beitrag #10 Ohren auf die Rechte Seite und versuchen ganz gleichmäßige Bögen zu schaffen und genau keinen Groove mit dem Balg zu erzeugen. Also erstmal erlernen, den Balg unabhängig von den Baßknöpfen zu führen. Erst wenn dies erreicht ist, keine unkontrollierten grooves zu erzeugen, weiter mit nächstem Schritt.

3.) Gemäß Deinem Video in #12: Dort wo es im Stück paßt die Balgführung bewußt einsetzen.
 

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