Logistik für Bands und Musiker

chief_jone
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Hallo Zusammen,

ich bin neu in diesem Forum und freue mich auf eine spannende Diskussion und eure Eindrücke.

Ich schreibe gerade an meiner Masterarbeit zum Thema Logistik für Bands und Musiker, deshalb möchte ich gerne hier eure Meinungen zum Thema einholen.

Logistik bedeutet an dieser Stelle alles rund um’s Proben und Gigs, also wann immer ihr euer Equipment auf- und abbaut und damit durchs Stadt, Land, Fluss zieht.
Vor allem interessiert mich, was euch dabei oder daran am meisten nervt/stört bzw. was ihr euch für findige Lösungen für gewisse Sachen überlegt habt (z.B. Klinkenkabel für den Effektloop mit Gaffa zusammentapen).

Auch spannend: Welche teile habt ihr immer dabei oder vielleicht sogar doppelt (im Falle das Falles), welche Dinge teilt ihr euch mit euren Bandkollegen (Koffer, Ersatzteile)?

Wem das zu schwammig ist – ich poste gerne noch ein paar spezifischere Fragen ;-)
Ich freue mich auf eure Beiträge! Vielen Dank!
Chief_jone
 
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Hallo
Mein Background: Reiner Hobbymusiker, seit ca. 13 Jahren in einer Rock Coverband, ca. 3-4 Gigs pro Jahr.

Was mich bei Live-Auftritten am meisten nervt: Die Präsenzzeit! Man muss genügend früh bei der Lokation sein, um die Backline aufzustellen und einen Soundcheck durchzuführen, wenn noch keine Leute im Club/in der Bar/ whatever sind. Das heisst im Klartext, ca. 17:00 bis spätestens 18:00 vor Ort sein, was an Freitag Abenden nicht immer einfach ist, so direkt nach der Arbeit. Der Start des Gigs ist dann selten vor 21:00 bis 22:00. Danach alles wieder Abbauen, Schlummerbierchen (oder Schlummercola, wenn man der Fahrer ist), und wieder heim. Da bin ich selten vor morgens um 2:00 zu Hause. Das gibt irgendwas zwischen 8 und 9 Stunden Präsenzzeit für einen Gig von vielleicht knapp 60 bis 90 Minuten.

Was wir als Band alles dabei haben: Unsere Backline, manchmal exklusive Schlagzeug. Je nach Lokation bauen wir auch unser eigenes Drumset auf und, typisch Hobbyband, bringen wir auch manchmal die eigene PA mit. Immer dabei sind Amps und Instrumente sowie Effektgeräte. Genügend Kabel aller Art, Mikrofone und natürlich das Wichtigste überhaupt *trommelwirbel*, das Gaffa-Tape.

Sonst zu unserer Logistik: Wir proben einmal wöchentlich, 120 Minuten, inkl. 15 Minuten Pause.

Ist das in etwa ein Erfahrungsbericht, so wie du ihn dir vorstellst?
 
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Ich schreibe gerade an meiner Masterarbeit zum Thema Logistik für Bands und Musiker, deshalb möchte ich gerne hier eure Meinungen zum Thema einholen.
Logistik bedeutet an dieser Stelle alles rund um’s Proben und Gigs, ...
Wem das zu schwammig ist – ich poste gerne noch ein paar spezifischere Fragen
bevor wir uns verzetteln fände ich es auch sinnvoll, wenn du erstens beschreiben könntest, um was es dir geht:
was genau ist das thema deiner arbeit? meinst du den transport von kram? gehts um den prozess?
logisitik ist imho ja deutlich mehr.

und ein paar spezifische fragen würden für den einstieg helfen.
 
Man muss schon unterscheiden, welche Art von Musik.

Seit knapp 35 Jahren mache ich Tanzmusik. Hier ist es Gang und Gebe, dass wir komplett alles an Equipment mitbringen: PA, Backline, Licht. Lediglich eine Bühne muss vor Ort sein und Strom liegt. Und damit alles funktioniert, ist auch alles sehr durchorganisiert und optimiert. Jeder transportiert sein Zeug, dass er auch zu Hause lagert (kein Zusammensuchen oder Abbau von Equipment im Proberaum). Früher, als wir fast jedes Wochenende Gigs hatten, lagerte das Equipment sogar fest in zwei großen Anhänger, die nur an's Auto gehängt wurden und los. Beim Aufbau hat jeder seine Handgriffe. Wenn wir um 20:00 anfangen sollen, sind wir um 18:00 vor Ort, bauen alles auf, sind spätestens um 19:30 mit dem Soundcheck fertig. Da ist aber auch vor Ort alles vorbereitet, die Bühne ist zugänglich, keine Gäste, auf die wir Rücksicht nehmen müssen, keine weiteren Bands. Die Zeit von 19:30 bis 20:00 ist Karenzzeit für etwaige unvorhergesehene Probleme. Ansonsten nutzen wir diese Zeit, um uns umzuziehen, Bier zu trinken etc. Dann Gig bis 3:00 oder länger, Abbau (ca. 45min), nach Hause und am nächsten Tag Auto ausladen.

Bei der Rockcoverband ist das etwas anderes. Normalerweise ist eine PA vor Ort, wir bringen lediglich die Backline mit. Trotzdem binden wir uns im Vergleich zur Tanzband deutlich mehr Zeit an's Bein, wenn man mal die Spielzeit sieht. Gigs sind i.d.R. 1-2 Stunden, selten länger. Trotzdem sind wir häufig schon um 16:00 da, auch wenn wir erst um 20:00 oder sogar 22:00 dran sind. Meistens liegt es daran, dass der Soundcheck um 19:00 gelaufen sein muss, und/oder, dass auch andere Bands am Start sind, mit denen man Absprachen zur Backline macht, und die auch noch Sound checken müssen. Auf jeden Fall ist hier der Aufbau fast jedesmal anders im Gegensatz zur Tanzband, was natürlich Zeit kostet.
Der Abbau ist dann dafür in kurzer Zeit erledigt, soweit logistisch nichts dagegen spricht, dass keine Band im Anschluss den Abbau für mich verhindert, und so weit ich auch gleich zum Einladen an die Bühne heranfahren kann.

Was wir bei beiden Bands versuchen, ist eine Optimierung des eigenen Setups. Wir versuchen so viel wie möglich über Multicores zu verkabeln, um Zeit zu sparen. Einzelteile sind zu vermeiden, auch beim Transport sehr hilfreich. Ich habe z.B. für jede Band ein eigenes Keyboard-Setup mit eigenem Siderack, sowie Floorboard, wo alle Pedale und auch alle Kabel untergebracht sind. Ein Aufbau ist so in 10-15min erledigt, und auch für den Transport sind so nur wenig Cases und Taschen nötig.
 
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In welchem Fach schreibst Du Deine Masterarbeit?
 
Zunächst einmal ein großes Dankeschön an euch alle - jeder Eindruck hilft mir, richtig und falsch gibt es nicht.
In diesem ersten Schritt geht es mir darum, einen möglichst breiten Eindruck vieler Musiker zu bekommen und zu schauen welche Probleme häufig auftauchen und was "kleinste gemeinsame Nenner" sind (also z.B das Gaffatape das immer dabei ist).

In welchem Fach schreibst Du Deine Masterarbeit?
In Design und Produktmanagement - Ziel der Arbeit ist die Gestaltung eines Produkts, dass uns das Leben als Musiker leichter macht.

bevor wir uns verzetteln fände ich es auch sinnvoll, wenn du erstens beschreiben könntest, um was es dir geht:
was genau ist das thema deiner arbeit? meinst du den transport von kram? gehts um den prozess?
logisitik ist imho ja deutlich mehr.

und ein paar spezifische fragen würden für den einstieg helfen.

Danke für deine Antwort - deine beiden Fragen treffen es eigentlich sehr gut - besonders Interessant sind der Prozess (Einpacken, Auspacken, Aufbau, Troubleshooting) und der Transport.

Hier ein paar Leitfragen:

- Was nimmst du alles mit wenn du zum Gig fährst?
- Wie transportierst du das alles? Hast du spezielle Cases?
- Ist die Zeit bzw. Zeitdruck ein wesentlicher Faktor bei Auf- und Abbau?

Ich freue mich auf weitere eurer Beiträge :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessantes Thema :)

Ich betreue die Technik für einen grossen Gospelchor: wir singen eigene Konzerte, wo die Haupt-PA zugemietet wird, bis hin zu kleinen Hochzeiten, wo wir alles selber mitbringen.

Neben dem schon genannten Zeitbedarf für Transport, Auf- und Abbau stört mich am meisten das Gewicht der ganzen Gerätschaften. und hier insbesondere das zusätzliche Gewicht von Cases, die mir ja de facto nichts für meinen musikalischen Auftritt bringen, aber für den Schutz der Geräte dringend erforderlich sind. Mal als Beispiel: unser Verstärker wiegt 12kg, das Rack-Case in typischer Birken-Multiplex-Bauweise dafür nochmal gute 8 kg dazu. Also fast das doppelte (na gut, etwas gerundet :)). beim Stage-Piano ähnlich: das Roland FP-7F wiegt rund 25 kg, das Gator-Case dazu nochmal 15kg ....

Ansonsten transportieren wir alles, was mehr oder weniger lose rumfliegt, also Kabel, DI-Boxen etc. in sogenannten "Euro-Behältern", die gibts in verschiedenen Formen u.a. im Baumarkt, sind leicht, stapelbar, und kommen bei uns zu einem Turm gestapelt auf das passende System-Rollbrett.

Ein anderer Aspekt ist natürlich auch das Transportvolumen: ein handelsüblicher Kombi (z.V. VW Passat Variant) reicht da schon nicht mehr aus. Zwei PKW reichen dann aber bei uns.
 
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Zum Thema Cases:
Ja, wer viel unterwegs ist und Dinge im Transporter und/oder Anhänger transportiert wird, macht ein Case durchaus Sinn, auch wenn es dadurch schwerer wird. Wir hatten sogar unser Lampenbars in Cases. Das Case war teurer als die Lampen. Aber so wurden die Lampen sicher und deutlich komfortabler transportiert. Bei einer anderen Top40 Band, wo ich mal ausgeholfen hatte, wurden die Lampenbars für den Transport im Anhänger an Haken unter der Anhängerdecke aufgehängt. Entsprechend demoliert sahen die Lampen auch aus, und der Verschleiß der Leuchtmittel war auch deutlich höher.
Ja, man muss oft schon mindestens zu zweit sein, wenn man Cases transportiert, und eine Rampe zum Anhänger sollte auch vorhanden sein. Rechnen tut es sich allemale.

Für jedes meiner Keyboards habe ich ein Case. Da ich meine Keyboards aber meistens selber im Auto transportiere, besitze ich auch Taschen, weil die das Gesamtgewicht nicht unnötig erhöhen und man die Tasche bequemer über der Schulter hängend tragen kann.
 
Der Sinn von Cases ist vollkommen klar, und wie ich schrieb, sind sie ja auch dringend erforderlich, genau aus den Gründen, die Du beschrieben hast. Als Ingenieur ärgert mich einfach der Fakt, dass die so schwer sind. Und da es dem TS ja darum ging
Ziel der Arbeit ist die Gestaltung eines Produkts, dass uns das Leben als Musiker leichter macht.
hab ich das halt gleich wörtlich genommen :)

Und ja: Wir hatten auch schon eine Tasche für das FP-7F, aber die hat nicht lang gehalten. M.E. ist das FP-7F zu schwer für diese Tasche gewesen.
 
Vielen Dank auch euch für eure Beiträge!
Ich freue mich auf weitere!
 
eine interessante Frage, die noch richtig zur Sprache gekommen ist, wären Backuplösungen. Was macht man in dem Fall, wo etwas unerwartet aussteigt, nicht mehr funktioniert. Einfachster Fall, wenn bei der Gitarre eine Saite reißt. Die meisten Gitarristen haben eine zweite oder dritte Gitarre dabei. Auch wenn man 'natürlich' für bestimmte Songs auch eine bestimmte Gitarre bevorzugt, kann man zur Not schnell auf eine andere zurückgreifen, wenn man nicht gerade Gitarren mit unterschiedlichen Stimmungen vorhält. Auch Bassisten haben hin und wieder einen zweiten Bass dabei, ist halt genau wie bei einer Gitarre kein großer Mehraufwand.
Bei Drummern wird das schon schwieriger. Vielleicht hat der eine oder andere eine Ersatz-Snare dabei, die schnell getauscht werden kann. Wenn ein Fell reißt, selbst wenn man Ersatzfelle dabei hat, ist dies zumindest erst einmal eine Unterbrechung des Gigs.
Bei Keyboards wird das noch ne Ecke schwieriger. Gegenüber einer Gitarre oder Bass ist hier deutlich mehr programmiert. Mal eben ein beliebiges anderes Keyboard nutzen, ist nur selten möglich, und auch nur, wenn nur einzelne Sounds benötigt werden. Kaum ein Keyboarder hat ein baugleiches Keyboard als Spare im Gepäck. Ich hätte den Luxus, eines zu Hause zu haben, aber das habe ich i.d.R. nie mit. Hier wäre dann Improvisieren angesagt, und mit deutlichen Kompromissen weiterspielen.
Was ich immer dabei habe, sind Ersatzkabel, zumindest die typischen, meist gebräuchlichen (Kaltgeräte, XLR, Klinke). Selbst ein Ersatzmikro, sogar einen Ersatz-Mikrostativ sind im Koffer. Da kommt es auf das eine oder andere Teil mehr nicht drauf an.

Es muss halt alles mehr oder weniger in einem Verhältnis stehen. Ein Vollprofi muss sich hier halt mehr Gedanken machen, weil neben entsprechenden Konventionalstrafen, die fällig werden können, wenn er den Gig nicht durchziehen kann, geht's natürlich auch um einen größeren Ruf, den er verlieren kann.
 
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Danke für deine wertvollen Beiträge, dr_rollo!
Der Punkt mit den Spareparts ist auch ein sehr interessanter Punkt, da reicht das Spektrum ja auch von... bis.

Machen es manche von euch wie ich und teilen die Ersatzmaterialien bei Gigs mit der ganzen Band?
Wir haben so zB 2 extra Klinkenkabel dabei anstatt dass jeder einzeln 2 mitschleppt...
 

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