Welches Mundstück f. Flügelhorn??

bassmüller
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Hallo MusikerInnen,

ich "schnuppere" gerade mal beim hohen Blech rein, weil ich zufällig sehr günstig eine gute Taschentrompete kaufen konnte. Und weil mir eigentlich vom Klang und der Melodieführung her das Flügelhorn viel besser gefällt, bin ich gerade damit angefangen. Das Flügelhorn ist heute gekommen (ein günstiges vom großen "T"), es spielt sich gut, spricht gut an und intoniert gut - bin sehr zufrieden damit.
Nur mit dem Mundstück komme ich nicht so recht klar. Bisher war ich auch mehr beim tiefen Blech zu finden (Tuba, Sousaphon), weshalb mir diese Mundstücke sowieso alle viel zu klein vorkommen... :-( Auf meiner Taschentrompete habe ich mich auf ein GEWA-CUP 7 CW eingeschossen. Das hat einen recht breiten, runden Rand und gibt auch mir als blutigem Anfänger die Möglichkeit, länger als fünf Minuten Töne zu produzieren, die man auch so nenen kann.

Beim Flügelhorn wurde ein Mundstück mitgeliefert, das einen schmaleren Rand und eine schärfere Innenkante hat. Es fühlt sich eher unangenehm an. Jetzt zu meiner eigentlichen Frage an die älteren Hasen:
Gibt es für das Flügelhorn ein Mundstück, dass trotz Trichter einen vergleichbaren Rand wie das 7 CW hat? Ich habe das System der Mundstück-Bezeichnungen noch nicht entschlüsselt und suche mir seit 'ner guten Stunde im Net einen Wolf.

Vorab schon mal Danke für Tipps!

der bassmüller

PS
Und gleich noch eine Fachfrage: Ich habe mir die Trompetenschule von Arban mitkommen lassen. Da steht drin, dass man nur mit dem Brustkorb einatmen soll und dass der "Leib" zurücktreten soll und nur die "Brust anschwellen". Das ist doch nach neueren Erkenntnissen vollkommener Blödsinn, oder liege ich da falsch? Vielleicht war früher ja das Zwerchfell noch wo anders. Immerhin lebte Herr Arban schon 1889 ab.
 
Eigenschaft
 
Arban ist zwar die "Trompeterbibel" aber: den Text kannst Du vergessen, Tips wie der zitierte sind grundfalsch.
Auch wenn die ersten Übungen etwas anderes erscheinen lassen, das Werk wurde für die Konservatoriumsausbildung begabter Studenten geschrieben und ist natürlich auf dem Stand von ca. 1870!

Moderne Blechblaspädagogik für den Anfang findest Du z.B. in Hören, Lesen, Spielen (3 Bände)
https://www.thomann.de/de/de_haske_verlag_hoeren_lesen_spielen_1_tr.htm
oder z.B. im Trompetentrainier, der allerdings wie Arban thematisch aufgebaut ist und nicht "von vorne nach hinten" gespielt werden kann.
https://www.trompetentrainer.net/

Wie der Name schon sagt, gehört das Flügelhorn zu den (Bügel-)Hörnern und hat ein her trichterförmiges Mundstück.
Es gibt beim Flügelhorn verschiedene Schaftmaße (frz. oder Couesnon Schaft [gerade], Standard, American oder Yamaha Taper [groß konisch], Bach Taper [klein konisch], deutscher Schaft (noch nie ein echt gesehen)).
http://www.mouthpieceexpress.com/specshub/flugeltapers.html

Wenn Du einen großen weichen Rand brauchst, weil der Ansatz auf einem bachähnlichen Trompetenmundstück mit relativ flachem Rand nur wenige Minuten hält, dann gibt es wahrscheinlich Ansatzfehler, z.B. zu viel Spannung im Gesicht und/oder zu fester Druck gegen die Lippen.

Mundstückbezeichnungen sind herstellersache, ein bekanntes System ist das von Bach wie bei deinem 7CW.
Mir wären Bach zu hell im Klang, außerdem passt vom Original der Schaft bei meinem Kanstul French Besson nicht.
Ein dunkel und samtig klingendes Kanstul-Mundstück (Schaft beachten) kann man bei Thomann aber ohne Sonderkosten bestellen, ein paar Monate später kommt es dann (sonst muss man nachfragen).
Ich bin in der Hinsicht wunschlos glücklich, ansonsten würde ich bei Denis Wick schauen, weil ich den britischen Brass Band Sound sehr mag.

Zu einem guten Ansatzaufbau und Warmup habe ich erst gestern etwas geschrieben:
https://www.musiker-board.de/threads/posaunenchor-transponierte-trompete.522281/page-2#post-8309683

Auf einer Taschentrompete kann man nicht besonders gut üben und Flügelhorn ist ein eigenes Instrument, das bei guter Trompetentechnik allerdings ohne Weiteres als Zweitinstrument einsetzbar ist.
Umgekehrt kann man durch Flügelhorn üben allerdings keine wirklich brauchbare Trompetentechnik aufbauen.

Gruß Claus
 
Hallo Claus,

vielen Dank für diese "geballte Ladung" an Tipps! Ich merke, es gibt viel zu lernen. Ich denke, dass ich mir erst mal eine moderne (wie von dir empfohlene) Schule zulegen werde und auch mal ein paar Stunden Unterrichts gönnen werde.

Nochmal eine Detailfrage zum Mundstück des Flügelhorns: Meine Tuba gehört ja auch zur Hornfamilie. Und das Mundstück, das ich am liebsten spiele, hat eher runde Ränder, sowohl innen, als auch außen. Welche Folgen hätte das, wenn ich mir für das Flügelhorn was ähnliches suchen würde? Wie schon erwähnt, bin ich eher ein Fan des höhenarmen, warmen Klanges, und ich vermute, dass ein "rundes" Mundstück genau diesen Klang zu erzeugen hilft - wahrscheinlich mit dem Nachteil erkauft, dass man nicht mehr so recht in die Höhe kommt. Bitte korrigiere mich, wenn damit ich daneben liege.

Und noch eine (wahrscheinlich eher dumme) Frage: Was für einen Schaft hat mein Flügelhorn? Das Mundstück der Trompete passt 1:1. Ich vermute, dass das dann deutsch ist. Liege ich richtig?

Viele Grüße

der bassmüller
 
Wenn ich von meiner Tuba ausgehe würde ich sagen, dass der Dimensionsunterschied der Mundstücke so gewaltig ist, dass die "Familie" aufgrund der Mensur der Instrument keine Rolle mehr spielt.
Die Berührungsfläche eines Tubamundstücks am Mund ist halt eine ganz andere als die eines Flügelhornmundstücks auf einem kleinen Teil der Lippenmitte.

Was meinst Du mit "rund"?
Der Rand hat mit dem Klang nichts zu tun, er ist allein für das möglichst angenehme Lippengefühl zuständig. Wenn Du einen passenden Rand findest, dann ist es egal, wie ihn andere finden! :)


Die Klangvorstellung beim Flügelhorn teilen wir. Deshalb habe ich empfohlen, einmal bei Denis Wick Mundstücken zu B. das 4 FL anzuspielen, es ist sehr tief. Der warme obertonärmere Klang kommt von einem relativ tiefen Kessel, neben der Klangvorstellung und dementsprechenden Mitwirken des Spielers - versteht sich.
Wenn Du mit "rund" eine etwas flachere und trompenmundstückähnlichere Kesselausprägung (statt Trichter) gemeint hast, dann bekommt das Flügelhorn einen trompetigen Klang. So erzeugt man den "mährischen" Sound in der Blasmusik.
Wenn Du im Laden bist, dann schau dir einfach zum Vergleich einmal ein typisches Hornmundstück an, dadurch werden die Unterschiede sofort eindeutig.
Achte beim Kauf eines Flügelhornmundstücks unbedingt auf den richtigen Schaft, ansonsten müsstest Du es dir von der Fachabteilung bei Thomann sagen lassen. Im "Kundencenter" kannst Du deine Bestellungen einsehen, damit kann man dir bei Thomann den richtigen Typ sagen.
Die Wahrscheinlichkeit eines "amerikanischen Schafts" ist zwar groß, aber Sicherheit zu haben ist besser.

Höhe ist auf tiefen und im Innendurchmesser großen Mundstücken schwerer zu erzeugen als auf flacheren, ausgeprägter kesselförmigen und im Innendurchmesser kleineren Mundstücken - da hast Du völlig recht. Es gibt aber noch mehr Einflussgrößen, vor allem "Betriebsstunden" in Form intelligenten Übens und damit die Entwicklung eines stabilen Ansatzes sowie einer guten Atemtechnik.
Der "Standardumfang" bis zum dreigestrichenen C lässt sich eigentlich auf jedem brauchbaren Mundstück entwickeln und ich wüsste nicht, was ein Flügelhorn in der dreigestrichenen Oktav will - außer es geht um Chuck Mangione - Feels So Good spielen. :D

Es ist recht förderlich, genau jene Musiker zu hören, deren Klang ein Vorbild für den eigenen Klang bildet. Dazu sucht man sich einige Stücke, von denen man wenigstens einfache Teile nachspielen kann. Diese Teile oder Stücke nimmt man in die eigenen täglichen Übungen auf und versucht, durch konzentriertes Vorbild hören und sofortiges Nachspielen den Klang des Vorbilds möglichst gut intuitiv nachzuahmen - mit der Zeit klappt das tatsächlich und der eigene Klang wird hörbar besser.

Diese Prozedur ist die beste mir bekannte Übung zur Entwicklung einer guten "Klangvorstellung" und damit eines guten Klangs auf dem Instrument.

Gruß Claus
 
Hallo Claus,

nochmals danke für deine Ratschläge!! Ich habe mir jetzt erstmal ein Stölzel 7 C-USA-Flügelhorn-Mundstück kommen lassen und bin damit schon sehr zufrieden. Der Innenrand ist etwas runder, das Mundstück fühlt sich "weicher" an. Alles andere muss sowieso erst durch die von dir zu Recht erwähnten "Betriebsstunden" kommen. Momentan übe ich zwei bis drei mal am Tag ca. 10 Minuten. Danach merke ich, dass die Lippenspannung nicht mehr ausreicht, wobei eine langsame Steigerung schon jetzt feststellbar ist. Der gute Ton scheint wirklich eine Frage der Zeit zu sein, und Muskelaufbau geht bei älteren Semestern wohl etwas langsamer. Bis zum C'' geht es schon, darüber muss es noch werden. Die Idee mit "Hören und Nachspielen" gefällt mir - das werde ich in den nächsten Wochen in Angriff nehmen.
Das Horn hat übrigens wirklich einen amerikanischen Schaft. Allerdings musste der Fachmann bei Thomann auch erst kurz recherchieren, um das herauszufinden.

viele Grüße

der bassmüller
 
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Der gute Ton scheint wirklich eine Frage der Zeit zu sein, und Muskelaufbau geht bei älteren Semestern wohl etwas langsamer.
Vollkommen richtig.

Klang kommt von der guten und unbewussten Feinkontrolle der Lippenspannung plus guter Atemtechnik. Nicht einfach reinblasen wie gedoped, sondern "dicke Luft" auf die Reise schicken.
Das ist aber nur der eine Teil, der andere ist die Klangvorstellung, also Kopfsache. Durch diesen anderen Teil kommt die Seele in deine Musik und die Schönheit in den Klang.

Der Königsweg dahin ist Vorbilder kopieren und viiiel Mundstück buzzen. Maßvoller Umgang mit dem Mundstückdruck gegen die Lippen, bewusstes Entlasten bei jedem Abwärtsspielen aus luftigen Höhen und viele kleine Erholungspausen für den Ansatz während des Übens sorgen für einen länger frisch bleibenden Ansatz und bedeutend schnellere Entwicklung von Klang und Höhe.

Umgekehrt sind Verkrampfung, Druck und Ungeduld statt purem Spaß am Spielen die ärgsten Feinde einer gesunden Entwicklung.

Das Stölzel 7C ist eine tadellose Bach 342 7C Kopie, trotz des erheblichen Preisunterschieds.

Gruß Claus
 
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