Soundprogrammierung: zeigt her eure Sounds!

  • Ersteller strogon14
  • Erstellt am
Hallo zusammen,
einer meiner ehemaligen Lieblingsthreads ist wohl etwas in Vergessenheit geraten - nicht nur bei mir.
Vielleicht können wir ihn wiederbeleben?

Ich fange gleich mal wieder mit der Nachfrage zur Erstellung von einem bestimmen Sound an. Dabei handelt es sich wohl um einen ziemlich gewöhnlichen Sound, der mit Sicherheit in vielen weiteren Songs zu finden ist.

Es geht um den "weichen" Synthie, der in St. Elmos Fire von John Parr die 4 Takte vor dem Refrain mitspielt.
Im folgenden Video beispielsweise ab 1:52 bis 2:00.


Ich meine, dass die Synth-Spuren in dem Track von Steve Porcaro (Toto) kommen - das entspricht m.E. auch ziemlich seinem Stil.
Aber das hilft ja nicht, den Sound zu programmieren.

Grundsätzlich war mein Ansatz: Saw-Signal mit einem deutlichen Eingriff per Tiefpass-Filter. Das kam dem aber noch gar nicht wiklich nahe.
Daher bitte ich um eure Ratschläge. :)
 
Ein saw allein dürfte nicht reichen. Und vor allem sollte da eine recht weiche Hüllkurve dazukommen und eine gute Portion Portamento(/Pitch-Hüllkurve?). Der Ton schmiert bei diesen Softbrass-Dingern immer so ein bisschen von oben rein...
 
Hi Jens,
meinst du mit "ein Saw allein dürfte nicht reichen", dass es mehrere Saws sein müssen (mit leichtem Detune), oder dass da noch andere Wellenformen reinmüssen? Was verstehst du unter "weicher Hüllkurve"? Langsames Attack, viel Release?

Für den Rest: Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich meine nicht den richtigen Brass-Sound mit den Einwürfen, sondern nur den in den 4 Takten vor dem Refrain kommenden Soft-Brass-Sound.
 
Mehrere Saws waren gemeint. Mindestens zwei mit Detune, oder Unisono oder ersatzweise ein Ensemble hintendran. Und weiche Hüllkurve heißt hier vor allem langsamen Attack. Ich müsste mich jetzt auch erst dransetzen und probieren, was am besten kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meine, dass die Synth-Spuren in dem Track von Steve Porcaro (Toto) kommen - das entspricht m.E. auch ziemlich seinem Stil.

Ja, das ist ein typischer Toto-Sound. Erinnert sehr an den Sound im Intro von "Home of the Brave":



Da wird der Sound nur monophon gespielt und man hört man das Portamento gut. Bei "St. Elmo's Fire" kann ich nicht ganz raushören, ob der Sound da polyphon benutzt wird.

Wichtigste Eckdaten sind m.E.: zwei relativ stark verstimmte Saws, 4-Pole LP Filter, Cutoff ziemlich weit runter, nur ganz leichten Filter Envelope Amount, evtl. etwas Resonance, um etwas "Quäken" hinzuzufügen. Envelope-Release nicht zu kurz.

Aber Probieren geht hier über Studieren. Wenn du verschiedenen Filtertypen (oder Synths) hast, probiere die ruhig mal durch.
 
Bisher hab ich es nur mit meinem XIO probiert - das war nicht sonderlich erfolgreich. Der Klang war steril, nicht weich genug.
Gibt es noch Tipps eurerseits? TP-Resonanz würde ich weglassen, Filter-Hüllkurve scheint auch eher unwichtig, oder?
Allein 2 Saws, Portamento, Tiefpassfilter, "Pad-Hüllkurve" war zumindest bei mir noch nicht das richtige.

Ich werde es am Wochenende nochmal mit meinem TG55 probieren. Vielleicht noch mit dem JV880. Der ist nur so grausam in der Handhabung...
 
Hier erklärt es der Meister selbst:
 
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Diesmal geht es um keinen spezifischen Sound, sondern mehr um eine gewisse Form der "Verfeinerung" (eigentlich mehr Vergröberung).
Roland-Rompler bieten bekanntlich schon seit Jahrzehnten eine FXM-Funktion zur mehr oder weniger dezenten Aufrauhung einzelner Tones. Die Instrumente anderer Hersteller sind dagegen eher konventionell gestrickt - Kurzweil mit seiner ohnehin weitaus mächtigeren VAST-Engine ausgenommen.

Beim Korg M3 habe ich aber einen passablen Ersatz für Rolandsche FXM gefunden, und das gleich auf nackter Program-Ebene:
Die jüngere Korg-Engine erlaubt es bekanntlich, gleich zwei Samples gleichzeitig pro Oszillator abzuspielen. Das, welches sich zur Aufrauhung perfekt eignet, nennt sich "Dissonance" und ist ziemlich weit hinten in der "Synth Wave"-Abteilung des Roms zu finden. Man muss es nur in gewünschter Lautstärke zum eigentlichen Hauptsample - sei es nun ein Sägezahn, Rechteck oder was Akustisches - dazumischen. Dies geht zwar auf Kosten der Polyphonie, aber einen derart modifizierten Sound wird man eh meist nur monophon/ maximal duophon spielen. Ein Vorteil gegenüber FXM ist zudem, dass das "Dissonance"-Sample je nach Kontext auch noch für zusätzliche Breite/ im negativen Sinne auch Schwammigkeit sorgt (also mit nachtschaltetem Chorus-Effekt eher sparsam umgehen).

Will man den Aufrauh-Effekt während des Spiels dynamisch per Joystick oder Ribbon hinzumischen können, muss man ihn einfach auf einen einzelnen Oszillator auslagern, wo man ihn gegebenenfalls sogar noch mit ein bisschen Noise oder einem metallischen Spektrum als Zusatz aufpolieren kann. Der andere Oszillator spielt dagegen das bzw. die harmonischen Basis-Samples ab.
Vorsicht walten sollte man beim gleichzeitigen Einsatz des "Dissonance"-Sounds, aufgedrehtem Amp-Drive und hoher Filter-Resonanz (was je nach Ausgangs-Sample generell ein guter Tipp ist)!
 
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Majestic Suspense Strings
Ideal für Filmmusik.

- Kategorie: Pads (One-Finger Pad).
- Bevorzugter Sound: Con Sordino-Streicher (oder ähnliche Flächensounds).
- Bevorzugte Keys: Sampler (ansonsten auch auf alle Keys/Systeme anwendbar).

Demosound:



Wir haben hier ein Pad im Grundton eines Fmin7, dass lediglich aus einem einzigen Instrument besteht (hier Sordino-Streicher) und 4xfach gelayert und entsprechend gestimmt wurde.

Fmin7.jpg


An sich nichts wirklich aufregendes, denn nun kann man den Sound seiner Wahl nehmen und jeweils ein Layer um +3/-4/-12/-19 transponieren und erhält diesen typischen Akkord, mit dem gleichermaßen geheimnisvoll mystisch wie auch unheilvollen Timbre.

Interessant wird es allerdings- insbesondere bei Streichern wie die hier herangezogenen Sordino`s (die in den letzten Jahren eine Renaissance insbesondere in der Filmmusik feierten und ich auch gerne einsetze), wenn diese nicht einfach nur in der DAW oder im Spiel/Instrument entsprechend transponiert sind, sondern wenn das jeweilige Layer-Instrument um o.g. Werte im "Coarse Tune" (siehe Abbildung) gestimmt werden.

coarse tune.jpg


Durch das Verstimmen des jeweiligen Instruments, ändert sich auch in Folge der Verschiebung von Samplezonen der Multisamples der Soundcharakter wesentlich (bis teils drastisch), da teils Obertöne minimiert werden, andere harmonische/disharmonische interessante Artefakte auftreten können, die einem Sound einen oft dunkleren aber auch knurrigen bis über hölzern hin zu metallisches Flair verleihen können.
Durch das Verstimmen wird ein anderes Timbre im Sound erzielt, als würde ein Sound lediglich nur um die Notenwerte transponiert werden.

Hier bei den Streichern bewirkt der Effekt des Verstimmens einen bauchigen Sound insbesondere in den unteren Lagen und suggeriert ein diffuses Ensemble aus holzigen Kontrabässen und Celli, die insofern eigentlich gar nicht Bestand des Instruments/Preset sind und verleihen dem Sound ein, wie ich finde, besonderes Vintage-Flair.
 
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Shimmer & LoFi- Verstimmungen
Klangcharakter beeinflussen.
Funktional mit digitalen Klangerzeugern. Prädestiniert sind ROMpler und ähnliche.

Auch hier sind wir wieder bei einem Beispiel mit "Verstimmungen", der einen Sound einen zusätzlichen "Shimmer" oder auch eine "LoFi-Färbung" geben kann.
(Je nach Sound kann das zu unterschiedlichen und teils auch sehr merkwürdig-lustigen Ergebnissen führen und so auf Sounds stößt, die man in seiner Kiste so nicht vermutet hätte).

Als Demo habe ich an dieser Stelle einen gesampelten Synthiesound genommen, der so schon seinen maximalen Cutoff-Wert hat und sich über die Filter leider nicht noch schimmernder und klarer hinbiegen ließe:

Synthie "Normal"


Nun habe ich den absolut gleichen Sound lediglich im "Coarse Tune" um +24 erhöht (siehe Bild) und spiele den gleichen Sound (auf der Tastatur natürlich nun 2 Oktaven tiefer), der jetzt allerdings etwas klarer klingt, als hätte ich aus dem Cutoff doch noch etwas rauskitzeln können.
Matrix Up.jpg

Synthie "Shimmer"



In die andere Richtung, das Instrument zwei Oktaven nach unten verstimmt (-24), werden Sounds leicht bis deutlich dumpfer, können teils auch (positiv) leiern und erhalten einen mitunter schwebenden und runden LoFi- Charakter.
Um 2 Oktaven nach oben gestimmt (+24), erhalten Sounds ein etwas schärferes, silbriges Timbre.

Synthie "Normal"


Synthie "-24"


Synthie "+24"



Mastertune
Wenn man abgesehen von der Verstimmung des Preset-Instruments auch noch das Mastertune wiederum in die entgegen gesetzte Richtung verstimmt (z.B. Instrument auf -24, Mastertune auf +12), erhält man mitunter sehr merkwürdig-lustige "FM-ähnliche" metallische Klänge.
Insbesondere alte Vintage-ROMpler konnte man im Mastertune nochmals um ein-zwei Oktaven verstimmen und so aus einem doch recht unspektakulären Soundexpander (wie z.B. Roland SoundCanvas u.ä.) einen recht interessanten Synthesizer machen.

Leider leider bieten heute- Hardware wie Software, die Engines oft nicht mehr die weitreichende Mastertune-Verstimmung über eine ganze Oktave (und mehr) an, was ich sehr schade finde, da diese Methodik aus alten Tagen sehr bewährt war, um ziemlich abgefahrene Sounds zu produzieren.

Wer also noch mitunter alte Vintage-Rompler sein Eigen nennt, könnte noch auf ungehörte und verblüffende Soundschätze in seiner guten alten Kiste stoßen.
 
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LoFi-Resampling
Bau dir easy peasy deine eigenen Vintage-Samples.

Cosso Emax.jpg

(Seit 1986/87 begleitet mich mein Emax HD/SE mittlerweile).

- Kategorie: Sampling, Audiobearbeitung
- Bevorzugte Systeme: PC, DAW, Audioeditoren (hier das kostenlose Audacity), Sampler

Resampling war früher das probate Mittel, kostbaren Speicherplatz im Sampler zu schaffen, um noch ein paar Sounds/Instrumente sampeln/einladen zu können.
Heute ist die Speicherplatzfrage eigentlich ja kaum noch anzutreffen (abgesehen von verwendeten Vintage-Gerätschaften) und vielmehr geht es um den typischen Charme "alt klingender LoFi-Samples" in teils wirklich niedriger und gewollt "schlechter" Samplingqualität (z.B. unter 8 kHz), die Jedermann ohne großen Aufwand insofern selbst herstellen kann, um seinen Songs etwas Vintage/LoFi-Charakter zu verpassen, wenn er denn möchte... zum Beispiel um Mellotron-ähnliche Klänge usw. zu basteln.

Anbei ein Audiobeispiel für Resampling (zunächst jeweils das Original, dann das Resampling):


Anmerkung:
Nicht jedes Software/Hardware-Tool ist aus unterschiedlichen Gründen dazu in der Lage, praktisch stufenlos zu Resampeln (z.B. von 48.000 Hz auf 3643 Hz).
Auch kann u.U. nicht jedes Audiointerface/PC-Soundkarte etc. auf Grund festgelegter Parameter jedwede Samplingfrequenz verarbeiten, weswegen es hier mitunter notwendig sein kann, mal eben den internen Soundchip/OnBoard-Sound seines Rechners für die Experimentierstunde werkeln zu lassen.


Als Tool der Stunde habe ich mir für das Resampling das kostenlose und praktisch für jeden verfügbare Audacity auserkoren, dass lediglich schnell einen Sound/Sequenz etc. aufnehmen/einladen und nachträglich resampeln soll.
Vorteil von Audacity ist mitunter das freie Resampling in praktisch jeder Samplingfrequenz durch manuelle Eingabe.

Zu den Schritten:
Aufnahme erfolgte hier in jeweils bevorzugter Qualität (bei mir sind das 48.000 Hz):
Resampling 01.jpg


Über das Menü "Spuren ->Abtastrate ->Abstastratenkonvertierung" gebe ich eine gewünschte Qualität/Parameter ein (hier wirklich "miese" 3455 Hz) um die Aufnahme zu konvertieren:
Resampling 02b.jpg


Das konvertierte Sample/Sequenz etc. wird anschließend wieder in der z.B. von der DAW verwendeten Audioqualität (bei mir sind das 48 kHz/24-Bit) in Audacity exportiert und in der DAW als z.B. Audiospur oder auch in einen Softsampler geladen- oder (sofern der eigene Sampler das kann) je nach Bedarf in der niedrig konvertierten Rate (ohne die Audacity Export-Rückkonvertierung in 48 kHz/24-Bit) als Wave-File gespeichert und in den etwaigen Sampler übertragen.
Resampling 03.jpg


Das LoFi-Resampling ist nicht nur ein geeignetes Mittel, um je nach Frequenz "gewollt schlechten" Vintage-Sound zu generieren und ein gewisses Flair vergangener Tage (bzw. Jahre) einzufangen oder Drums etwas "altmodisch crunchy" zu färben, sondern sich auch für etwaig andere Angelegenheiten des modernen Sounddesigns interessante Klänge, wie z.B. schwebend diffuse Drones oder tiefe "Magengegend" Bässe/Pad-Bässe etc. zu basteln.
 
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