[Review] Ampeg Scrambler Bass Overdrive Pedal

mjmueller
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Auf der Suche nach etwas Knurren für meinen Bass, hatte ich vor einigen Monaten erfahren, dass Ampeg den Scrambler auf den Markt bringen wollte als Bodentreter. Der Reußenzehn Preamp, den ich im Einsatz habe, hat einen wirklich tollen Sound, aber Verzerrung ist definitiv nicht seine Stärke. Von Ampeg hatte ich mir daher versprochen, eine schöne satte aber geschmackvolle Zerre. Leider war bis vor ein paar Wochen der Scrambler noch nicht in D lieferbar – doch jetzt endlich :claphands:
Wer zB die Ampeg SCR DI kennt, sollte den Scrambler auch kennen. Also ein im Prinzip bekannter Bassoverdrive im Bodentreterformat.
IMG_8427.JPG

Bevor ich mich aber konkret dem Ampeg Scrambler zuwende, will ich noch ganz kurz erläutern, wozu ich einen Bassoverdrive möchte.
Im Grunde mag ich nämlich gar keine Effekte am Bass :eek:
Ja, ein paar Kompressoren hatte ich ausprobiert, aber so richtig überzeugt hatte mich keiner. Den EBS habe ich zwar dann doch eine Weile benutzt, letztlich war ich aber auch damit nicht froh. Nachdem ich ziemlich lange auf einen (gebrauchten) Reußenzehn Preamp warten musste, habe ich dann mit Freude feststellen können, dass damit auch ein Kompressor gar nicht mehr notwendig ist. Allerdings hätte ich manchmal gerne etwas mehr Knurren und Homogenisierung im Sound. Besonders auffällig ist das meinem Empfinden nach an einer 15“ Box, während ich an einer 2x10“ oder auch 12“-Box bislang selten das Bedürfnis nach mehr Homogenität hatte; da sollte es einfach ein bißchen mehr knurren. Das Knurren dient in meinem Fall auch nicht dem Sound an sich, sondern vielmehr der etwas besseren Durchsetzungsfähigkeit.
Ich suche also einen Bass-Overdrive, welcher dauerhaft den Sound anreichert (vor allem im Bandkontext) und nicht im engeren Sinne ein Effektpedal.

Der erste Eindruck
Geliefert wird der Ampeg Scrambler in einer braunen kleinen Pappkiste in der wiederum eine kleine schwarze Pappkiste steckt. In dieser ist das Pedal gut geschützt bei mir unversehrt angekommen.
Eine kleine mehrsprachige Anleitung liegt bei, die ich aber teilweise ohne Lupe gar nicht lesen kann (Geriatrie lässt grüßen).

Das Pedal kommt im typischen Bodentreterformat 56 x 66 x 114mm. Das Gehäuse aus Aludruckguss wirkt stabil wie man/frau es auch von anderen, typischen Pedalen kennt. Es wirkt auf mich geradezu schockierend ähnlich den Gehäusen von Keeley und wirkt mit seinen 300 Gramm Gewicht eher leicht in der Hand eines Bassisten (Gitarristen brauchen vermutlich Hilfe beim Transport :D).
Rechts ist der Eingang für einen Klinkenstecker und links der Ausgang zum Amp.
Die Buchse für das (nicht mitgelieferte) Netzteil, befindet sich wie gewohnt an der Kopfseite des Pedals.
IMG_8435.JPG IMG_8442.JPG IMG_8436.JPG

Auf der Oberseite findet sich der Druckschalter zum Ein- und Ausschalten. Darüber vier Potis, die sich geschmeidig bewegen lassen. Für meinen Begriff etwas zu geschmeidig: Ich könnte wetten, dass die einen Transport in meinem Koffer nicht ohne Verstellen schaffen.
Zu regeln gibt es „Drive“, „Blend“, „Treble“ und „Volume“

Liegt Strom an über ein 9V Netzteil (min. 20A) oder eine Batterie leuchtet nach Einschalten des Effekts eine recht helle, lila LED.
Falls eine Absenkung um -15dB gewünscht ist, muss die Bodenplatte, die mit vier Schrauben fixiert ist, abgeschraubt werden und ein kleiner Schalter im Gehäuse betätigt werden. Bei der Gelegenheit könnte man/frau auch eine Batterie einlegen, falls gewünscht.
IMG_8437.JPG IMG_8438.JPG IMG_8440.JPG

So weit so gut … jetzt stellt sich natürlich noch die Frage: Wie klingt das Ding?
Im Soundsample sind die Bassspuren mit einem Peavey T-40 eingespielt, nicht komprimiert, alle direkt aus dem DI-Out des Preamps abgegriffen und ins Interface (RME). Keine Kompression auf den Spuren, kein EQ. Der zweite Bass ist mit dem Samplitude Overdrive belegt und nicht mit dem Ampeg und hat noch Stereotouch spendiert bekommen. Die dritte Spur hat ebenfalls Stereotouch bekommen.
Der erste Bass: alle Regler auf 12 Uhr ausser Volume auf 1 Uhr. Der dritte Bass: Gain auf 5 Uhr, Rest auf 12 Uhr.
Mit ist es wichtig, um einen Eindruck zu bekommen, wie der Scrambler im „Bandkontext“ funktioniert.
https://soundcloud.com/mjmueler/bass-test-ampeg-scrambler
Auffällig ist, dass ich Volume auf 1 Uhr drehen muss, um keine Abschwächung bei aktivem Effekt zu haben, nicht schlimm, aber gewohnheitsmäßig hätte ich hier Mittenstellung erwartet.
Brummen oder verstärktes Rauschen ist mir nicht aufgefallen – positiv.
Den Trebleregler rühre ich nicht an, das ist mir sofort viel zu spitz und fizzelig.
Bleiben also Drive und Blend zum Rumspielen.

Der Gainregler gibt recht konstant zusätzlichen Gain, wobei es mir persönlich ab ca. 1 Uhr schon zu viel wird und der Sound auch matschig wird.
Der Blendregler ist dabei ganz wichtig, um den Effektanteil im Ausgang zu dosieren.

Aber egal, was ich auch probiere, ich bekomme einfach keinen Sound hin, der mir gut gefällt.
Lustige Anekdote: Ein mal dachte ich „Ja, da isser!“ :cheer: - da war der Scrambler aber gar nicht aktiviert :facepalm1:. Und ich hatte ein „Aha-Erlebnis“.:w00t:

Was mir sehr gut gefällt ist, wie der Scrambler das Signal etwas verdichtet: unaufdringlich, aber hörbar.

Dennoch bin ich enttäuscht. Zugegeben meine Erwartungen waren recht hoch. Und der Scrambler hat diese weit verfehlt. Einen Gewinn für den Bass kann ich in meinem Fall nicht sehen. Einzig als HiGain-Effektpedal kann das Pedal interessant sein, aber danach hatte ich nicht gesucht. Schade. And the search goes on ....

Fazit
Ein Bassoverdrivepedal, das starke Eingriffe ermöglicht, ordentlich Zerre bringt und das Signal schön verdichtet. Meinen (!) Soundwünschen aber nicht gerecht wird. Ob die 99 EUR für den Ampeg Scrambler angemessen sind? Für mich nicht. Für Leute, die ein Overdrive-Effektpedal suchen aber vielleicht ein Antesten wert.

Ergänzungen, Anregungen, Hinweise sind wie immer gerne gesehen :hat:
Grüße
 
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Sehr schönes Review!

Ich hätte noch eine kleine Anmerkung: bei dem von dir vorgestellten Pedal handelt es sich um eine Neuauflage vom ursprünglichen Ampeg Scrambler (SC-1; SC-2).

Das Original (Bj. 1969) bzw. die Reissue von 2005 hatten nur 2 Regler, TEXTURE und BALANCE, und sahen so aus:
7e54ff34abbf51d66cbdb4f7cb21d3be-1200-80.jpg

Auf diesem Modell basiert meines Wissens auch die Zerre in der Scrambler DI-Box (auch 2 Regler, DRIVE und BLEND):
Screenshot_20190128_200647.jpg

Soviel als kleiner Exkurs zum Ampeg Scrambler. :mampf:

Gruß
Julius
 
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