Gebrauchtmarkt in der Krise?

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Der Gebrauchtmusikalienmarkt wird hauptsächlich übers Internetz bedient. Das Interesse kleiner Musikgeschäfte am Ankauf von Instrumenten ist gleich null. Alles über Kommission. Nix mit Kohle gleich. Muß verkaufbar bleiben, Verkäuferprovision, Steuer. Für Verkäufer recht uninteressant. Für teurere, gesuchte Instrumente ist der Markt immer da. Die Kriterien sind Müssen, Sollen und Wollen. Und GAS. Und Glück. Und etwas Geduld.
Ich habe neulich meine Heritage, zwecks Ankaufs eines Traumes, auf Willhaben in, 15 Sekunden ( kein Sch....., Anzeige abgeschickt, Telefon hat geklingelt) verkauft, meine Tele am letzten Tag vor Ablauf des Inserates. Von beiden Deals wage ich mich zu behaupten Win-Win. Deals gewesen zu sein.
Billiggitten wollen verschenkt werden, meine HB Strat, in welche ich viel Handarbeitszeit steckte erweist sich als unverkäuflich. Macht auch nix, für irgendeine Stimmung wird sie reichen.
Allerdings ist mir schon auch etwas unklar, warum ich mir um 250,-- eine gebrauchte Gitarre kaufen soll. wenn ich um 300 das Teil, mit 3 Jahren Garantie bekomme. Chinesische Quetschholzgitarren, so gut sie auch sind, haben keinen Gebrauchtwert, auch wenn, für mich hervorragende, Tonerider PUs verbaut sind. Egal, auch wenn da Made by Gott draufsteht. Es gibt auch sehr gute chinesischen Gitarren, die werden nicht verschenkt.
lg h.
 
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Mir sind da zwei Dinge aufgefallen:

1. Wenn ich einen gebrauchte Gitarre / einen gebrauchten Amp / sonstiges gebrauchtes Musikalienequipment erstehen möchte, bin ich nicht bereits lediglich 10% zum Neupreis zu sparen.
Häufig stellen Leute ihre gebrauchten Instrumente zu einem für mich völlig überzogenen Preis ein. Bspw. habe ich einige Zeit nach einem Fender Mexico P-Bass gesucht - da gab es einige Angebote, die dann so ca 100,00 EUR unter dem Neupreis lagen.
Wieso sollte ich das Risiko eingehen, über Ebay Kleinanzeigen ein Instrument zu kaufen, wenn ich für geringfügig mehr ein neues Instrument mit Garantie, der Sicherheit dass ich die Ware erhalte sowie 30 Tagen Rückgaberecht, erhalte.

2. Als Verkäufer berücksichtige ich dies und orientiere mich im Regelfall knapp unter 2/3 des Neupreises. Sprich ich habe einen Verstärker der derzeit mit 1.000 EUR Neupreis ausgezeichnet ist und inseriere diesen für 650,00 EUR. Trotzdem versuchen Käufer diesen Preis dann nochmals deutlich zu drücken (400,00 inkl Versand?!?).
 
Ich denke, das Angebot sowohl auf dem Gebrauchtmarkt, als auch bei der Neuware ist mittlerweile in jeder Preisklasse so enorm und umfassend, dass man definitiv von einer Übersättigung sprechen kann.

Das hat für den flexiblen Käufer natürlich den Vorteil, dass man extrem viele Möglichkeiten hat... und da denkt sich Hänschen Müller eben "Wird's diese nicht, dann eben die nächste. Da kann ich ruhig mal ne freche Preisanfrage absetzen... mehr als Nein sagen kann der Verkäufer nicht. Vielleicht hab ich ja Glück.". Ich gucke mich bei Ebay auch immer mal ungezielt nach Instrumenten um, setze mir meine finanzielle Deadline, biete bis dahin und wenn der Preis dann drüber geht, tut mir das überhaupt nicht weh, weil ich ganz genau weiß, dass es noch zig andere Angebote gibt. Eben die klassische Schnäppchenjagd.

Dem gegenüber steht dann die Diskrepanz zwischen der Preisvorstellung des Verkäufers und der des Käufers.

Ich gehe in meinem folgenden Beispiel mal davon aus, dass ich nicht auf der Suche nach einem ganz bestimmten, möglicherweise hochpreisigen Modell bin, sondern einfach eine schön spielbare, schicke Mittelklassegitarre haben will, welche ja auch den überwiegenden Teil des Gebrauchtmarktes ausmachen.

Angebot X Gebraucht - verkauft wird eine 1,5 Jahre alte Ibanez Modell ABC, laut Verkäufer selten gespielt, kaum Gebrauchsspuren, top in Schuss für meinetwegen 400 Euro, Tasche gibt's dazu, allerdings steht das Ding am Arsch der Welt, so dass man sich auf Fotos verlassen muss.

Nun gucke ich zum großen T - da gibt's das gleiche Gerät für 500 Euro. Neu. Mit 2 Jahren Garantie.

Da habe ich als Käufer drei Möglichkeiten...

1.) Wenn mir der Hunni mehr egal ist, kauf ich das Teil gleich neu und hab die Garantie darauf (sowas ist für mich persönlich ziemlich attraktiv).
2.) Ich mache dem Verkäufer ein Gegenangebot, was das fehlen der Garantie kompensiert... das dürfte dann irgendwo zwischen 250 und 300 Euro liegen. Wenn er es annimmt, habe ich eventuell ein gutes Geschäft gemacht aber immernoch ein Restrisiko, dass der Verkäufer nicht ganz ehrlich war und ich dann auf ner Gurke sitze.
3.) Wenn er es nicht annimmt, gehe ich entweder zurück zu Möglichkeit 1.) oder ich gucke mich weiter auf dem bestens gefüllten Markt um und die Gitarre steht weiter beim Verkäufer rum.

Aufgrund dieser schönen Klausel des Ausschlusses der Sachmängelhaftung bei Privatkäufen ist es nunmal einfach so, dass Gebrauchtware bis auf wenige Ausnahmen einem massiven Wertverlust unterliegt, weil ich als Käufer im Mängelfall immer das Nachsehen habe. Das ist für mich ein nennenswertes Risiko, was sich eben im Preis niederschlagen muss. Sonst ist das Angebot nicht attraktiv. Und damit wären wir wieder beim Überangebot: ich habe zig Möglichkeiten, mich anderweitig umzuschauen.

Wenn ich natürlich als Käufer die Möglichkeit habe, die gebrauchte Gitarre zu testen und zu dem Schluss komme, dass sie wirklich dicht an neuwertig ist, sollte man fairerweise natürlich anders an die Preisverhandlung rangehen. Da ist dann nämlich das besagte Risiko auch verringert.
 
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Kann allerdings auch an ernst zu nehmender Konkurrenz liegen... Zum Teil sogar aus eigenem Hause...
Natürlich....der Markt ist gesättigt, weil im gleichen Maß die Nachfrage nicht mehr besteht.
Das wirkt auch auf dem Gebrauchtmarkt.
 
Natürlich hat - wie so oft hier hervorgehoben wurde - das Internet den Gebrauchtmarkt in den letzten 5-10 Jahren erheblich umgekrempelt.
Aber wenn das Angebot nicht gerade in der Nähe ist, muss ich für den Versand u.U. schon mal um die 50€ draufzahlen und vor allem "blind" kaufen, weil ich im Vorfeld nicht antesten kann und im Nachhinein auch nicht zurückschicken kann. Die Region spielt also schon noch eine nennenswerte Rolle.
 
Was michh seit einiger Zeit vor Gebrauchtkäufen abschreckt sind die unzähligen, teilweise fast perfekt gemachten, Fakes! Die letzte gekaufte Gitarre, eine Vintage Fender habe darum mit amtlichen Seriösitätszuschlag vom Fachhändler mit Zertifikat gekauft. Das kostete zwar 1/4 mehr als von Privat, war´s mir aber wert.


Das andere Thema ist, wie bereits erwähnt wurde, die inzwischen echt gut gewordenen Einstiegsinstrumente. Heute kann man echt für einen Hunni eine ordentlich klingende und gut spielbare Gitarre aus Massivholz bekommen. Wenn ich an meine Anfänge zurück denke kann ich nur noch den Kopf schütteln, was da für Mondpreise für Schrott verlangt wurde.

Letztens eine J&D Tele für 99,- den Junior eines bekannten gekauft: Bisschen Einstellen und Nacharbeit, aber dann fetzt das Ding!

Ich sehe keinen Grund, da eine gebrauchte Gitarre zu kaufen, wenn man so eine Qualität bekommt (bekommen kann!) und dann auch noch Moneyback und Garantie hat.

Anderrerseits habe ich als Teilzeit-Gutmensch ein bisschen die Befürchtung, dass Gitarren zu Wegwerfartikeln wie Handys werden. Ein Inastrument aus dieser Preisklasse wird gern mal so nebenbei spontan gekauft und dann auch wieder abgestoßen. Hat man was, das einmal im Geldbeutel weh getan hat, wird man da schon anders mit umgehen. Insofern finde ich gut, dass Palisander und Ebenholz jetzt auch ge-CITES-ed wurden.
 
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Wenn ich so durch Kleinanzeigen surfe, wo, i.d.R. Festpreise oder mit VB zumindest Preisvorstellungen verbunden sind, fällt mir auch immer wieder auf, dass viele Leute anscheinend fern der Realität liegen. Klar, muss man natürlich immer zwischen Fair-market-value und eigener Wunschvorstellung unterscheiden. Will oder muss ich mich von etwas trennen und das zeitnah, sollte ich mir evtl. mal die Mühe machen, vorher zu recherchieren. Ich sehe ebay-Auktionen als realistischen Preisfinder an. Da schaue ich dann, welche Preise dieses oder jene Teil dann gebracht hat, und sollte dann meine Preisvorstellungen entsprechend anpassen oder, wenn es halt deutlich weniger ist, als es mir persönlich wert ist, mich von dem Verkausfgedanken wieder trennen.
Als ebay für mich als Verkäufer noch attraktiv war, hab ich generell alles, was ich loswerden wollte, mit einem 1EUR Startgebühr eingestellt. Manchmal hab ich weniger bekommen, als ich mir vorgestellt habe, anderes ging für deutlich mehr Geld weg, und somit hat sich das Ganze dann immer kompensiert.
Ich hab zu Hause ein Rhodes stehen, etwas, was ich immer schon mal haben wollte. Gebraucht geschossen, mit viel Geld restaurieren lassen, und dann festgestellt, dass ich's doch nicht einsetze, und es eher verstaubt. Hier möchte ich wenigstens das Geld, das ich reingesteckt habe, wieder bekommen, was auch in etwa einem realistischen Marktwert entspricht. Hier habe ich halt Geduld, weil ich auch davon ausgehen kann, dass es im Wert nicht singt, eher im Gegenteil, und ich bin zum Glück nicht auf einen Verkauf angewiesen.
Zwei alte Kurzweil-Workstations, die ich im Grunde auch nicht einsetze, würden deutlich weniger bringen, als ich mir vorstelle. Hier muss ich mich entscheiden, ob ich sie halt jetzt noch für je 500 - max. 600 verkaufe, oder in 5 Jahren wegschmeiße, ohne dass ich sie in der Zwischenzeit wirklich noch genutzt hätte. Im Zweifelsfall wird's halt eine ebay-Auktion und tschüß.
Genauso geht es mir mit meinen analogen Mixern, Kompressoren, Gates, Effektgeräten, die seit sie durch einen Digitalmixer ersetzt wurden, nicht mehr im Einsatz sind. Andere gehen den selben Weg wie ich, und daher ist abzusehen, dass ich das Zeug in wenigen Jahren vermutlich auch eher wegschmeißen kann, weil's niemand mehr gebrauchen kann.

Was mich bei den Online-Gebrauchtmärkten und auch bei ebay immer wieder ärgert, sind unnötige Kosten für Gebühren und Versand. Ebay und PayPal muss man halt in Kauf nehmen, aber wenn einige Verkäufer sich noch an Versand- und Verpackung bereichern, einige sogar dem Käufer die ebay und PayPal Gebühren aufdrücken wollen, ist das daneben.
 
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Andere gehen den selben Weg wie ich, und daher ist abzusehen, dass ich das Zeug in wenigen Jahren vermutlich auch eher wegschmeißen kann, weil's niemand mehr gebrauchen kann.

Aber wenn das schon abzusehen ist, trenne ich mich doch lieber für schmales Geld davon... wenig ist immerhin besser als nichts.

Besonders bei Effekten und Amps kommt noch hinzu, dass man denen ja nichtmal einen dekorativen Nutzwert unterstellen kann. Eine optisch ansprechende Gitarre ist im Worst Case immernoch ein Dekoobjekt, wenn ich mich (aus welchen Gründen auch immer) partout so gar nicht für das Geld von ihr trennen kann, was mir geboten wird.
 
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Ich beobachte das auch.
Ich habe im letzten Jahr 7 Becken verkauft von Sabian.
Die Kids spielen das gerade nicht, weil kein Metalcore Drummer Sabian spielt.
Ich habe im Oktober angefangen zu verkaufen.
Mein Sabian AA 21" Dry Ride bin ich immer noch nicht los. Und das hatte ich dann schon von den kolportierten 160€ auf 120€ runtergesetzt.
Das ging vor paar Jahren wirklich alles schneller.
 
Aber wenn das schon abzusehen ist, trenne ich mich doch lieber für schmales Geld davon... wenig ist immerhin besser als nichts.
Sag ich ja. Aber da muss der Kopf nur auch erst einmal ankommen ;)
Dafür bleibt meine pre-factory PRS, die ich heute möglicherweise zu dem Preis in Euro verkaufen könnte, wie ich in DM bezahlt habe, schön liegen, auch wenn ich eher selten Gitarre spiele.

Mal ehrlich, es gibt Dinge, die haben einen gewissen Wert für einen persönlich, wie z.B. eine Gitarre, die man regelmäßig spielt. Und dann gibt es da noch die reinen Gebrauchsgegenstände, wie Amps, Effekte, Boxen, die aus eher praktischen Gründen ersetzt werden. Im Zweifelsfall setzte ich hier 50% des Neupreises an. Aber hier gilt: hauptsache weg.
 
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Als Gegentrend möchte ich hier noch den Effektpedal Gebrauchtmarkt hervorheben. Ich habe das Gefühl, die Teile haben, sofern es die richtigen sind, kaum oder keinen Wertverlust. Teilweise ja astronomische Steigerungen (Klon z.b)

Ich persönlich versuche Dinge inzwischen möglichst zu tauschen. Das klappt unter Musikern ausgesprochen gut bis jetzt.
 
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Es ist doch ziemlich einfach. Der Trend ist lange abgeebbt, die Nachfrage ist geringer, der Gebrauchtmarkt ist übersättigt und das Angebot insgesamt höher als die Nachfrage. Das spiegelte sich auch deutlich auf Musikmesse und NAMM der letzten Jahre im Vergleich zu den Vorjahren wieder.

Dazu kommt eine Modell- und Preispolitik wie sie vor allem durch Gibson bspw. zelebriert wurde, bei welcher der Kunde z.T. doch regelrecht verarscht wurde und Gibson sich irgendwann auch nicht mehr entscheiden konnten ob sie jedes Jahr für “Traditionalisten“ ein “noch viel authentischeres“ 58er Reissue Modell für ein paar Tausende raushauen wollen (was auch nur Augenwischerei und Marketing ist, außerdem von diversen Gitarrenbauern bereits vorher abgedeckt wurde) oder ob sie mehr günstige Gibson Modelle im Preissegment einer teuren Epiphone anbieten sollen. Dazu kamen immer wieder Mängel in jeder Preisklasse, die sich manch Chinese nicht mehr leisten würde.

Dabei haben sie den wachsenden Markt für Headless Modelle auch völlig ignoriert, statt die seit mehr als 30 Jahren mit Innovation untrennbar in Verbindung stehende Marke, Steinberger, endlich mal aus der Versenkung zu holen. Die ZT3 wurde z.B. bei Release bereits völlig stiefmütterlich behandelt und es dauerte eine Ewigkeit bis mal wieder, vor kurzem erst, die paar alten Spirit Modelle aktueller Produktion an die Händler ausgeliefert wurden. Dazu kein richtiger Service oder Support. Den Markt haben sie dann Strandberg, Carvin bzw. Kiesel & Co. überlassen.

Also wenn sich ein Hersteller, zu Recht, unbeliebt gemacht hat, dann ist es Gibson. Die haben nicht mehr den Stand wie sie ihn noch vor 15-20 Jahren hatten. Die Gitarristen sind allgemein etwas weniger rückständig und praxisorientierter geworden. Infolgedessen sind die Gitarristen, die eine “richtige“ Gibson bzw. das Image haben wollten, glücklicherweise auch weniger geworden. Ich würde mir in diesem Leben z.B. keine mehr kaufen.

Dazu kommen immer mehr gute und günstige Gitarren und immer mehr bessere Angebote auf dem Gebrauchtmarkt.
 
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Gibson alleine ist aber nicht repräsentativ für den Gebrauchtmarkt. Den Preisverfall gibt es ja fast durchgehend.
 
Gibson alleine ist aber nicht repräsentativ für den Gebrauchtmarkt. Den Preisverfall gibt es ja fast durchgehend.
Damit beziehst du dich doch wohl nicht auf meinen Beitrag? Mein Beitrag beginnt und endet mit den allgemein herrschenden Zuständen/Gründen und Gibson ist lediglich als Beispiel genannt, da es dem Themenstarter auch um seine Gibson ging, um die sich nicht gerade gerissen wurde.
 
Hmmja,

die "zivilisierte" und globalisierte Welt hat eben teilweise n echtes Luxusproblem-das sich ua. eben so äussert.
Und wir sitzen dann auch noch da und suchen gehirnzerbrechend nach irgendwelchen vorgeschobenen Gründen....

Es ist eben nicht immer positiv wenn alles verfügbar ist und im Overkill Überangebot vorhanden,...das lenkt ab von vielem Wesentlichen.

Gruss,
Bernie
 
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Der Gebrauchtmarkt für Instrumente hatte wohl schon immer mit Schwachpunkten zu kämpfen. Schwankungen in der Wirtschaftskraft, geringes Vertrauen aufgrund schlechter Erfahrungen oder Betrugsfällen, Trends etc. Was auch in dieser Diskussion nur am Rande oder garnicht erwähnt wird ist das menschliche Versagen und dessen Auswirkung auf die Attraktivität des Privathandels:
  • Die Meisten haben keinen professionellen Hintergrund aus dem Handel und "handeln" daher nach besten Wissen. Es gibt keinen zuverlässigen Ablauf wie z.B. bei einer Thomann-Bestellung. Und wir Deutschen lieben Abläufe und Strukturen! ;)
  • Die Erwartungshaltung bei vielen Käufern scheint "Kunde ist König" zu sein, wie man es aus dem serviceorientierten Einzelhandel kennt. Es kommt zu ergebnislosen Verhandlungen, oft "pampt" man sich noch an weil man nicht ordentlich bedient worden ist.
  • Die Zahl derer nimmt ständig zu, die nie ohne anonyme Verkaufsplattformen ge- und verkauft haben. Die klassische Flohmarkt-Mentalität verschwindet.
  • Die Meisten sind keine Gearnerds oder auch nur Fachkundige, die sich in Communities ständig austauschen und über Straßenwerte auf dem Laufenden bleiben und nur selten gebraucht kaufen oder verkaufen. Preisgestaltungen und -erwartungen sind oft nicht an der Realität angelehnt. Es besteht keine Erfahrung bei Wertermittlung. Also wird ein Grobwert in den Raum getellt, wenn überhaupt. Mit Glück wissen das beide Parteien und einigen sich auf eine Verhandlung.
  • Der eklatanteste Punkt aus meiner Erfahrung: Die Deutschen können in der Regel nicht verhandeln! Seit Jahrtausenden handelt die Menschheit Waren nach dem Prinzip Preis–Gebot–Kompromiss. Das Prinzip, dass man sich in einer Mitte trifft, die für beide Seiten akzeptabel ist. Das ist die Grundlage dafür, dass Handel von Person zu Person grundsätzlich funktioniert und attraktiv bleibt. Aufgrund irgendwelcher historischen Mentalitätsänderungen ist es hierzulande vor Generation verpöhnt geworden. Seither enden circa 80% meiner Verhandlungen im O-Ton mit Preis–Gebot–"na dann eben nicht". Es werden hahnebüchene Eröffnungsangebote gemacht, es wird kein Gegenangebot gemacht, es werden keine Gründe für gewünschte Rabatte genannt. Man wird sich einfach nicht mehr einig und rotzt dann in solchen Diskussionen seine schlechten Erfahrungen rein.
  • Hinzu kommt hier ein erschwerendes Kommunikationsverhalten hinzu. Bei der Jüngeren ist es oft ein unvermittelt abbrechender Kontakt (er meldet sich einfach nicht mehr). Und bei der älteren Generation ist es Unfreundlichkeit und Sturheit. Warum sich dann die Zeit nehmen, um überhaupt zu verhandeln? ist da eine verständliche Reaktion, und es wird noch weniger verhandelt und mit teilweise schwierigen Festpreisen inseriert.
Dass der Markt sich mit der Zeit immer wandelt und mal mehr und mal weniger verkauft wird ist doch nichts neues. Die Hersteller haben auf Wirtschaftslagen und Vintage-Trends mit günstigeren Modellen und "Relicing" reagiert und werden zukünftig weiter so vorgehen. Natürlich ist es ihnen lieber, du kommst erst garnicht auf die Idee, Gebrauchtes zu kaufen wenn es die Essenz dessen auch neu, zuverlässig und übermorgen mit DHL geliefert gibt. Sogar mit Garantie, falls das Chinaholz der 800€-Gitarre beim Transport zersplittert ist.
 
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Ich kaufe keine gebrauchte Instrumente es sei den vom Händler.
Von privat zu hohes Risiko bei zu wenig Preisvorteil!
 
Ich glaube auch, der gesamte Markt ist übersättigt mit allen möglichen Instrumenten jeder Art, jeden Alters und in jedem Zustand zu jedem nur vorstellbaren Preis und für jeden Musiker. Die Kundschaft ist entsprechend anspruchsvoll und kauft nicht mehr alles. Ich weiss, dass viele (vor allem jüngere Leute) gar keine Lust haben, mühsam zu üben und lange zu warten, bis sie Ergebnisse mit einem Instrument erzielen. Da wird mal schnell was aus dem Internet runtergeladen und ein Stück daraus gebaut. Mit Jüngeren hab ich schon erlebt, dass mir nicht geglaubt wurde, dass wir alle unsere Sachen tatsächlich selber gespielt bzw. programmiert haben (ob Synthi oder Instrument)! Es gibt auch eine Gruppe Leute, die Technik irgendwie ablehnt und nurmehr akustische Instrumente spielen will - auch wenn sie dann doch mit Tonabnehmer/Verstärker arbeiten.
Auch haben sich die Hörgewohnheiten ziemlich verändert! Das kommt durch die allgegenwärtige Dauerberieselung durch die Musikkanäle.
Musik ist beliebiger geworden und wird nicht mehr so mit Üben, Virtuosität und dem Wunsch, was zu können, verbunden. Warum auch, wenn mans sich aus dem Netz runterziehen kann. Da wird dann auch gar nicht über den Gebrauchtinstrumente- Markt nachgedacht. Ich war selber entsetzt, dass meine kaum benutzte Ibanez (schöne Gitarre, aber ich mochte die dann doch nicht) ganze anderthalb Jahre auf Komission im Laden rumstand und dann zum Spottpreis losgeschlagen wurde. Was im heissen Draht ein bisschen besser lief, waren eine Headless und 2 alte No Name Konzertgitarren. Seitdem kauf ich nur noch Instrumente, die ich behalten will. Die Zeiten sind vorbei, wo jemand vor einer neuen Gibson Les Paul auf die Knie sank - es gibt wirklich preiswerte und gute Alternativen! Aber ebenso ist die Musik ja auch billig und überall erhältlich geworden. Das Ganze hat für die Kunschaft den Vorteil, dass im Gegensatz zu früher, wirklich jeder ein relativ gutes Instrument kaufen und was lernen kann, wenn er/sie dann will. Für einzelne Marktsegmente selbst ist das eher von Nachteil- es bedeutet mehr Konkurrenz und auch Einbußen.
 
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imho hat das weniger mit dem Gebrauchtmarkt selbst, als mit dem Zugriff auf's Angebot zu tun.
Dauert keine Viertelstunde und man hat einen weltweiten Preisvergleich.
Da gibt's immer Leute, die Sachen verschleudern, weil sie es entweder nicht besser wissen oder schlicht dringend Geld brauchen.
 
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