Digitale und analoge Synthesizer

wlfried
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Ich suche noch eine einfache kurze Erläuterung auf folgende Fragen:
1. Wie werden in analogen und digitalen Synthi die Töne erzeugt? Ist dabei in beiden Fällen ein sog. Ozillator erforderlich oder gibt es den in digitalen Geräten nicht mehr? Da tauchen auch die Begriffe wie AWM und FM Synthese auf.
2. Ein Expander ist doch nicht anderes als ein Keyboard ohne Tasten, richtig? (ich mag die Frage hier eigentlich gar nicht stellen, aber ich möchte nur Klarheit). Das heißt, sie haben die selbe Tonerzeugung wie das entsprechhende Keyboard?!
3. Der legendäre DX7 war doch auch schon ein digitales Instrument, ist das richtig? Die Korg Orgel CX 3: analog oder digital?
4. Digitale Synthis verursachen meiner Erfahrung nach keine Nebengeröusche (Brummen, Knistern pp.) an der PA, es sei den da ist z. B. ein Kabel ist defekt. Bei analogen Geräten war das schon mal möglich, richtig?
5. Es gibt ja die sog VST-Instrumente. Also Musikinstrumente, die per Software am PC die Töne erzeugen. Wie werden im Unterschied zu digitalen Synthesizer die Töne erzeugt? Dazu eine Frage: Ist mit einem solchen Gerät vom Sound her z. B. eine echte Hammondorgel nachzuempfinden? Warum spielt dann nicht jeder auf der Bühne über einen PC oder Tablet eine solche Orgel bzw. schleppt lieber ein Originalinstrument (oder Nachbau) mit einem Leslie an? Sind VST-Instrumente für einen Liveeinsatz von Vorteil oder mehr zum Nachteil (ich denke da an Verkabelung, Computerstörungen pp.)? Auch der Begriff DAW taucht da auf.

Meine Fragen sind vielleicht irgendwo im Forum schon beantwortet worden, ich kann sie so aber nicht finden. Ich benötige auch keine großen wissenschaftlichen Abhandlungen sondern eine kurze aber erschöpfende Antwort.
Wie erkenne ich kurz gesagt ein analoges und ein digitales Instrument?
Da scheint es in Pseudo-Musikerkreisen merkwürdige Ansichten zu geben. Oder: gefährliches Halbwissen, wie man so sagt.
Deshalb mein Versuch einer Klärung.
Und: Ich habe auch keine Ahnung. Ich spiele nur! Aber etwas Wissen macht ja nichts!
 
Eigenschaft
 
1. Wie werden in analogen und digitalen Synthi die Töne erzeugt? Ist dabei in beiden Fällen ein sog. Ozillator erforderlich oder gibt es den in digitalen Geräten nicht mehr? Da tauchen auch die Begriffe wie AWM und FM Synthese auf.
In beiden Fällen kann ein Oszillator im Spiel sein. Dessen Wellenform (u.a.) bestimmt den Klangcharakter des aktuellen Sounds und die Frequenz, mit der er schwingt (oszilliert) bestimmt, welche Tonhöhe die gespielte Note hat.
Bei analogen Synthesizern sind die Oszillatoren einzelne Bauteile im Inneren, bei digitalen Synthesizern werden die Oszillatoren in der Regel durch Software simuliert, die deren Wellenformen berechnet und ausgibt.
Allerdings gibt es auch (digitale) Sample-basierte Synthesizer, bei denen an Stelle von Oszillatoren ein Sample abgespielt wird, also eine kurze Audioaufnahme. Beispielsweise von einem Klavier oder einer Violine. In dem Fall spricht man eher nicht von Oszillatoren.

AWM ist ein Begriff für Sample-basierte Synthese in Yamaha-Geräten. FM-Synthese ist eine Syntheseform, bei der sich mehrere Oszillatoren gegenseitig in ihrer Frequenz beeinflussen.

2. Ein Expander ist doch nicht anderes als ein Keyboard ohne Tasten, richtig? (ich mag die Frage hier eigentlich gar nicht stellen, aber ich möchte nur Klarheit). Das heißt, sie haben die selbe Tonerzeugung wie das entsprechhende Keyboard?!
Im Prinzip ja. Manche Synths gibt es sowohl mit Tastatur, als auch als Expander ohne Tastatur. Die grundlegende Klangerzeugung unterscheidet sich dabei aber in der Regel nicht.

Es kann allerdings manchmal vorkommen, dass es neben der Tastatur noch weitere kleine Unterschiede gibt. Der Waldorf Blofeld zum Beispiel nutzt an sich die selbe Technik in Tastatur- und Expander-Version. Allerdings hat die Tastaturversion von Anfang an die Möglichkeit, eigene Samples zu laden, während das beim Expander erst kostenpflichtig freigeschaltet werden muss.

3. Der legendäre DX7 war doch auch schon ein digitales Instrument, ist das richtig? Die Korg Orgel CX 3: analog oder digital?
Der DX7 ist sogar das Aushängeschild für digitale Instrumente gewesen. Die Urform der CX-3 von Ende der 1970er war analog, die Neuauflage in diesem Jahrtausend ist digital.

4. Digitale Synthis verursachen meiner Erfahrung nach keine Nebengeröusche (Brummen, Knistern pp.) an der PA, es sei den da ist z. B. ein Kabel ist defekt. Bei analogen Geräten war das schon mal möglich, richtig?
Historisch gesehen haben digitale Synths in der Tat oft weniger Nebengeräusche als ihre analogen Konkurrenten gehabt. Wobei in den 1980ern auch so mancher digitale Synth noch gerauscht hat.
Heutige digitale Synths sind in der Regel frei von ungewollten Nebengeräuschen. Aber bei modernen, hochwertigen analogen Synths sind Nebengeräusche inzwischen eigentlich auch vernachlässigbar, wenn man sie denn überhaupt wahrnimmt. Nur bei günstigen Analogsynths hört man teilweise noch etwas Rauschen mit, wobei das inzwischen als "Vintage" gilt und hingenommen wird.

5. Es gibt ja die sog VST-Instrumente. Also Musikinstrumente, die per Software am PC die Töne erzeugen. Wie werden im Unterschied zu digitalen Synthesizer die Töne erzeugt? Dazu eine Frage: Ist mit einem solchen Gerät vom Sound her z. B. eine echte Hammondorgel nachzuempfinden? Warum spielt dann nicht jeder auf der Bühne über einen PC oder Tablet eine solche Orgel bzw. schleppt lieber ein Originalinstrument (oder Nachbau) mit einem Leslie an? Sind VST-Instrumente für einen Liveeinsatz von Vorteil oder mehr zum Nachteil (ich denke da an Verkabelung, Computerstörungen pp.)? Auch der Begriff DAW taucht da auf.
Im Prinzip ist ein Computer mit VST(i)s auch ein digitaler Synthesizer. Der Programmcode ist auf ein anderes Betriebssystem ausgelegt als bei einem Hardware-Synthesizer, aber die Möglichkeiten und Klangqualität sind absolut gleichwertig. Rolands Plug-Out-Synthesizer können zum Beispiel auf Hardware-Synthesizern, aber auch auf einem Computer genutzt werden, ohne dass man da einen Unterschied hören würde.

Hammondorgel-Simulationen gibt es für den PC einige. Mein persönlicher Favorit ist VB3 von GSi.

Laptops und Tablets haben in den letzten Jahren in der Live-Musik stark an Bedeutung gewonnen und werden das in Zukunft vermutlich noch fortsetzen. Früher war das allerdings nicht so, auch weil die Technik noch nicht leistungsstark genug war, um in Echtzeit und ohne Verzögerung hochwertige Sounds zu erzeugen.

Gründe für das Festhalten an Hardware sind zum Beispiel die (zumindest vermutete) bessere Zuverlässigkeit. Ein Laptop kann abstürzen oder mit der Hardware-Peripherie (Audio-Interface, MIDI-Tastatur) Probleme haben. Bei Hardware-Instrumenten sind die einzelnen Komponenten eben nur aufs Musikmachen abgestimmt und nicht auf ein Gerät, das nebenbei noch Spiele spielen oder im Internet surfen kann.
Wobei dedizierte Musik-Rechner inzwischen durchaus so zuverlässig sind, dass man sich theoretisch auch nur mit ihnen auf die Bühne trauen könnte. Hardware als Ersatz im Ernstfall ist dennoch nicht verkehrt.

Auch hat es in manchen Musikstilen etwas mehr Authentizität, auf Hardware zu setzen. Bei einem Jazz-Festival oder einem 70er Jahre HardRock-Konzert alá Deep Purple kommt ein "Original"-Instrument immer noch besser als ein einfaches Keyboard mit einem Laptop. Das erzeugt einfach eine andere Bühnenpräsenz. Zumal ein richtiger Leslie-Speaker auch einen etwas anderen räumlichen Klang erzeugt als eine Leslie-Simulation, die über die PA wiedergegeben wird.

Auch Kosten können eine Rolle spielen. Ein leistungsstarker Laptop + Software + Audio-Interface + gute Tastatur kann schon mal jenseits der 2000€ liegen, so dass zumindest aktuelle Hardware-Instrumente günstiger sein können.

Und wer schon eine original Hammond sein Eigen nent, will die natürlich auch zeigen. Eine Analogie: auch wenn man mit einem Kleinwagen genauso gut von A nach B kommt, gibt es ja nach wie vor Leute, die alte Sportwagen fahren. ;)

Eine DAW ist ein Programm, um unter anderem VST(i)s zu laden. Software-Instrumente lassen sich nämlich nicht alle als ausführbares Programm starten, sondern müssen teilweise erst in einem anderen Programm geladen werden. Das geht mit einer DAW, ebenso kann man dort Audio und MIDI-Noten aufnehmen und wiedergeben.
 
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Super Antwort! Danke!!
 
Wirklich eine sehr ausführliche Antwort ! :great:

Würde den Part VST versus Instrument allerdings noch um den Punkt des Spielgefühls für den Musiker erweitern.
Dies ist extrem subjektiv und wird wirklich komplett unterschiedlich empfunden. Mir geht´s zum Beispiel so,
daß ich mich mit ´nem VST-Instrument als zu spielendes Musikinstrument ( nicht für ´nen Part in einer DAW-Spur )
extrem schwer tue. Beispiel Korg Wavestation ( auch einer der digitalen, besonderen Synths zu Beginn ( naja, ungefähr...) der Digitalen :
Als Original Wavestation vor sich, mit wirklich schlechter Bedienoberfläche aber eben seiner Tastatur, dem Vektorstick usw. ergibt sich
für mich ( FÜR MICH ) ein intuitives Spielgefühl. Selbst mit der Wavestation durch den Kronos emuliert habe ich ein Instrument vor mir,
zu dem sich Spielgefühl aufbaut . Habe ich da ´nen Rechner / IPad stehen, das durch Tasten angesteuert wird ist das einfach nicht so.
Irgendwie baut sich keine Bindung auf, es fühlt sich einfach nicht wie ein Instrument an.
Wohlwissend, was dieses Empfinden für ein Unsinn ist, denn ein Korg Kronos z.B. IST einfach nur ein Rechner, der funktionslimitiert in ein
Gehäuse mit Bildschirm gebaut wurde !
Und noch kurioser ist´s, wenn man mit der Tastatur (digitale) Synth-Expander ansteuert. M1R oder IPad , selbst das ist irgendwie
(jedenfalls bei mir...) noch etwas anderes, obwohl der Exp. hier ja nun in wirklich allen Belangen faktisch im Nachteil ist.

Mir jedenfalls geht´s einfach so daß egal, wie gut die VST-Emulationen sind (und das sind sie mittlerweile, in einer Produktion wird kein
Mensch mehr einen Unterschied raushören können...) , es einfach unbeschreiblich ist, am OB6, Voyager oder auch Kronos rumzuspielen,
auf den Tasten wie an den Reglern.

Aber das findet jeder ausschließlich für sich alleine heraus...
 
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Das ist wie das berühmte Salz im Eintopf.Eine B3 Vst mag zwar ganz ok klingen,aber schon mal auf einer echten B3 gespielt?
Das Gefühl und die Action in der Tastatur kann kein Midi-Masterkeyboard vermitteln.Das gilt auch für alle anderen alten analogen Keys.
Was digitale Synths angeht wie zB. dem Dx7 oder D50 sieht es nach meiner Meinung anders aus.Wenn das Masterkeyboard ein gutes ist
mit Fullsizetasten und Aftertouch,villeicht auch noch jede Menge Regler und Fader zum Steuern der Vsts,dann gibt es für mich kein Grund mehr,mich mit alten Synths aus den 80er Jahren abzugeben mit ausgelaufener
Pufferbatterie auf dem Mainboard und trockenen Elkos.
Der neue Roland D50 aus der Cloud ist zB.eine Freude.(Nur als Beispiel),oder der Waldorf PPG 3.0
Natürlich muss es eine Freude sein,zB an einem echten Jupiter 8 zu werkeln,aber für knapp 7000 € Gebrauchtpreis?
Ne,laß mal.
 
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Hier sind schon viele gute Informationen vermittelt worden.
Aber zu Frage oder Punkt 5) habe ich noch eine wohl nicht nur für mich wichtige Anmerkung :

- VST Software Instrumente sind heutzutage in der Lage, sehr viele Instrumente und auch analoge Klassiker der Synthesizer-Geschichte nahezu perfekt
nachmachen zu können, auf neudeutsch "emulieren" zu können.
Auch klingen einige der neuen VSTs mittlerweile besser als mancher neuer teure Hardware-Synthesizer.
Aber von Anfang an bis heute gibt es bei den VST-Instrumenten ein gewaltiges Handicap, das auf der Bühne und im Live-Auftritt früher gewaltig nervte. und das ich auch heute noch kritisch sehe.
Dies ist die sogenannte "Latenz" - Dies ist die Verzögerung vom Moment des Anschlages der Keyboard-taste bis zu dem Augenblick wo der Ton aus dem Lautsprecher oder Audio-Ausgang des PCs kommt. Früher war das manchmal so schlimm, dass wenn man einen Akkord spielte, die Noten vom Computer dann nicht gleichzeitig ausgegeben wurden.
Diese Zeiten sind schon länger vorbei, mit aktueller schneller Hardware und einem guten Audio-Interface, genug Arbeitsspeicher und Festplattenspeicher sollte diese Latenzen nicht mehr zu hören sein.
Aber wenn der Pc mal etwas nebenbei macht, wie Virenscannen, automatisches Backup, oder Updates heruntergeladen werden, dann können die Latenzen auch heute noch
richtig nerven. Es läuft heutzutage sovieles automatisch im Hintergrund bei einem PC ab, ohne dass der Nutzer dies startet oder manchmal auch nur bemerkt.
Vieles lässt sich abschalten, manche Sachen zu deaktivieren sind aber schwierig und kompliziert.
Spätestens wenn der Mauszeiger stockt oder springt, und die Bildwiedergabe sprich der Bildschirmaufbau durch eine zu starke Auslastung des Prozessors ins Ruckeln kommt, dann können auch Audio-Wiedergabe Probleme entstehen.

Auch ist die Einstreuung von Störgeräuschen auf den Audio-Ausgang bei vielen Laptops durch die externen Wandler-netzteile immer mal wieder problematisch. Die 50 Hz Stromfrequenz
des Stromnetzes schickt dann schonmal Brummtöne rüber, oder es gibt zirpende hochfrequente Geräusche oder andere Störungen.
Dazu können Dir andere hier sicher noch bessere technische Infos schreiben, bin da nicht genug technisch erfahren, um diese Probleme genau zu durchleuchten.

Jedenfalls gibt es sicher gut und stabil laufende PC-Systeme.

- Aber es gibt auch heute noch genug Gründe, seine Songs nicht am PC einzuspielen, sondern stattdessen externe Sequencer und Hardware einzusetzen !


Hoffe es hilft weiter !
 
Aber wenn der Pc mal etwas nebenbei macht, wie Virenscannen, automatisches Backup, oder Updates heruntergeladen werden, dann können die Latenzen auch heute noch
richtig nerven.
Deshalb sollte gerade der Musik-Pc auch erst gar nicht am Netz hängen.Betriebssystem mit Musiksoftware und gut ist.Für Internet,Spiele und Co. hat man natürlich einen 2. Pc oder Notebook etz.
Auf der Bühne ist eh schlecht mit Internet..;-)
Latenzen sind eigentlich schon seit längeren kein Problem mehr.Selbst mit einer Soundblasterkarte von 1995 hat man mit dem richtigen Treiber unter 10ms.
Die Vsts von heute sind eigentlich über jeden Zweifel erhaben,was nicht bedeutet,das ein schönes Stück Hardware nicht entzücken könnte.
Ich bin ehrlich gesagt froh nicht mehr wie in den 80/90ern verschiedene teure Geräte kaufen zu müssen um ein bestimmten Sound oder Klang zu haben.
Das komplette Studio im Rechner ist schon ein Segen.
 
Interessant wird es, wenn man analoge Geräte nicht wie gewohnt benutzt.
Das kann mann mit digitalen Geräten nicht simulieren.


 
Emerson war ein begnadeter Musiker mit exzellenter Technik - unabhängig von jeglicher Technologie.
Die beiden Flügel-Videos sind dagegen Paradebeispiele, wie sich elitäre Performances (heute) in jedem Kinderzimmer umsetzen lassen... ;)
 
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@Telefunky leider versperren dir dein gesellschaftlichen Ansichten den Blick auf das, was ich ausdrücken wollte.
Dass ich meine Aussage nicht gut rüber gebracht habe kann natürlich an mir liegen.
Um sich über "elitär" "Kinderzimmer" "Musik unabhängig von Technologie (sprich Medium)" auseinanderzusetzen ist dieser Ort ( das Thema des Fadens und das Internet allgemein als nicht funktionierende Diskussionsplattform) sicherlich der falsche Ort, wenn es auch wichtig oder zumindest interessant wäre.
Kurz gefasst ist meine Aussage, dass man analoge Instrumente und noch mehr akustische Instrumente nur bedingt digital nachformen kann.
Verlässt man die Norm der Anwendung wird es so komplex und speziell, dass der Aufwand (im Verhältnis zum Ertrag???) zu groß wird.
Ich glaube, dass es diese Klänge nicht gegeben hätte, wenn die Instrumente nur mit den Möglichkeiten bespielt worden wären, die in den digitalen Gegenstücken vorgesehen sind.
Für mich sind diese Klänge ein Zugewinn, egal ob man die entstandene Musik "mag" oder nicht.
 
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... ich glaube, dass es diese Klänge nicht gegeben hätte, wenn die Instrumente nur mit den Möglichkeiten bespielt worden wären, die in den digitalen Gegenstücken vorgesehen sind.
Für mich sind diese Klänge ein Zugewinn, egal ob man die entstandene Musik "mag" oder nicht.
nur repräsentieren eben genau 'diese Klänge' das kleine 1x1 der digitalen Signalverarbeitung.
Sowohl bowed wie prepared lassen sich in vielfältiger Weise umsetzen.
Ob jemand Schrauben in einem physischen Instrument platziert oder Hüllkurven/Filter einer virtuellen Tonerzeugung manipuliert werden, bleibt unter'm Strich gleich.
 
Guter Punkt.
Ich glaube jedoch, dass die Methodik maßgeblichen Einfluß auf das Ergebnis hat.
Ich bin überzeugt davon, dass es unterm Strich eben nicht gleich ist.
Außerdem ist Musik mehr als nur eine Anordnung bestimmter Klänge. Hier kann man lange philosophieren was z.B. Musik ist.
Das Problem ist jetzt, dass ich mich mit Philosophie nicht auskenne und hier mit Begrifflichkeiten um mich schmeiße, zu denen ich keinen theoretischen Hinterbau habe. ;-)
Für mich ist das alles sehr komplex und nicht so leicht fassbar. Deswegen sollten wir hier vielleicht wieder mehr zurück zum Thema.
Bei Interesse gerne mit PM weiter.
 
Kurz gefasst ist meine Aussage, dass man analoge Instrumente und noch mehr akustische Instrumente nur bedingt digital nachformen kann.
Verlässt man die Norm der Anwendung wird es so komplex und speziell, dass der Aufwand (im Verhältnis zum Ertrag???) zu groß wird.
Das gilt andersrum aber noch viel mehr. ;)

Versuch mal, auf einem Steinway-Flügel die speziellen Sounds von digitalen Synthesizern nachzubauen. Selbst bei 30+ Jahre alten Geräten wie dem Yamaha DX7, bei dem inzwischen wohl schon jeder Winkel erkundet wurde, wirst du da kaum zu einem wirklich gleichwertigen Ergebnis kommen. Alleine eine einzelne Sinuswelle zu erzeugen dürfte schon ein recht aussichtsloses Unterfangen sein. Das ganze dann noch sechsmal und mit wechselseitigen Beeinflussungen wird wohl kaum realisierbar sein. Vielleicht bei einzelnen Sounds und mit viel handwerklichem Aufwand. Aber diese zu wechseln braucht dann deutlich mehr als einen einzigen Druck auf einen Preset-Knopf.

Moderne Digitalsynths wie beispielsweise ein Korg Kronos oder auch ein Laptop mit entsprechender Software können akustische/analoge Instrumente wohl besser nachbilden als andersrum. Und das nicht nur besser, sondern auch auf durchaus hohem Niveau.

Auch bei Digitalsynths kann man durch Zufall und Modifikation so manche ungewöhnlichen Sounds entlocken. Wie John Cage seine präparierten Klaviere nutzt, haben andere Spieler ihre (auch digitalen) Synthesizer und Spielzeuge aufgeschraubt und neu verdrahtet, unter "Circuit Bending" findet man auf YouTube so einiges.

Selbst ohne Elektronik-Kenntnisse kann man immer mal wieder ungewöhnliche Sounds entdecken. Bei meiner Novation Ultranova habe ich ein paar Patches gebaut, die anscheinend auf irgendwelchen Fehlfunktionen des DSP-Chips basieren oder zumindest so klingen. Das hat eine sehr eigene, digitale Ästhetik, die aber nicht minder experimentell ist. :)
 
Niemand würde aber auch auf die Idee kommen, einen DX-7 oder Roland D-50 mit einem Steinway oder einer Akustik-Gitarre nachbauen zu wollen.

Was die präparierten Klaviere betrifft, da müsste man eben diese speziellen Modifikationen mit absampeln, denn allein mit digitaler Nachbearbeitung eines Standard-Klaviersamples kommt man da nicht weit (es sei denn vielleicht, man hat einen Kurzweil, aber auch da könnte man nur annähernd hinkommen).
Deutlich aufwändiger wäre es, Funktionen zur Präparierung von Klavieren in ein physikalisches Modell einzubauen, aber keineswegs undenkbar. Es käme nur darauf an, wie gefragt solche Funktionen wären - bislang kenne ich noch kein Digital-Piano, das Samples präparierter Versionen drin hat. Wäre zumindest ein Argument für Digital-Pianos mit zusätzlichem Sample-Speicher ...
 
'Prepared Piano'-Samples sind durchaus zu kaufen und in den üblichen Samplern einzusetzen.
Imho kein wirklich spannender Einsatz, weil sich 'ungewöhnliche' Klänge akustischer Instrumente auch anders (und vor allem vielseitiger) erzeugen lassen.

Es ist schon seit längerer Zeit möglich Verarbeitungsketten anzulegen, die sich insgesamt dann als neues Instrument darstellen.
Das muss nicht (mehr) alles in einem einzigen Tonerzeuger stattfinden.
Da man dort auch analoge Quellen einbinden kann, ist es zumindest aus musikalischer Sicht im Grunde sinnfrei sich auf eine 'entweder-oder' Auswahl zu beschränken.
 
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Hier ist schon einiges an Antworten gekommen, aber vielleicht ist das hier noch hilfreich:

1. Wie werden in analogen und digitalen Synthi die Töne erzeugt? Ist dabei in beiden Fällen ein sog. Ozillator erforderlich oder gibt es den in digitalen Geräten nicht mehr?
"Richtige" Oszillatoren als eigenständige Baugruppen gibt's nur in Analogsynthesizern. Bei halb analogen, halb digitalen Hybridsynthesizern, bestimmten Digitalsynthesizern und virtuell-analogen Synthesizern, die den Klang und die Funktionsweise von Analogsynthesizern nachahmen, werden sie auf digitalem Wege errechnet; von der Funktionsweise im Synthesestrang her gibt's aber kaum Unterschiede.

Bei samplebasierten Instrumenten spricht man nicht vom Oszillator, sondern vom Wave Generator oder Tone Generator.

Da tauchen auch die Begriffe wie AWM und FM Synthese auf.
AWM ist ein "Markenbegriff" von Yamaha und bezeichnet deren samplebasierte Klangerzeugungen.

FM-Synthese ist ein (meistens nicht ganz korrekt verwendeter, das mal ganz am Rande) verwendeter Begriff für zwei digitale Syntheseformen, die darauf basieren, daß vier, sechs oder acht Oszillatoren, die zumeist nur Sinus können, sich untereinander beeinflussen. Simpel und kompliziert gleichzeitig.

2. Ein Expander ist doch nicht anderes als ein Keyboard ohne Tasten, richtig? (ich mag die Frage hier eigentlich gar nicht stellen, aber ich möchte nur Klarheit). Das heißt, sie haben die selbe Tonerzeugung wie das entsprechhende Keyboard?!
Korrekt, auch wenn es nicht immer ein Pendant mit Tastatur gibt.

Das heißt, bei Workstations gibt es manchmal Unterschiede in der Funktionalität zwischen Tastaturmodell und Expander. Bei einigen japanischen Modellen wurde dem Expander so einiges weggezüchtet; demgegenüber hat die Kurzweil K2000R im Vergleich zum Tastaturmodell K2000 zehn statt sechs Ausgängen, ein stärkeres Netzteil und den Lüfter schon eingebaut.

3. Der legendäre DX7 war doch auch schon ein digitales Instrument, ist das richtig?
Der erste wirklich erfolgreiche volldigitale Synthesizer.

Die Korg Orgel CX 3: analog oder digital?
Wie schon erwähnt: beides. CX-3 I: analog. Neuaufguß CX-3 II: digital.

4. Digitale Synthis verursachen meiner Erfahrung nach keine Nebengeröusche (Brummen, Knistern pp.) an der PA, es sei den da ist z. B. ein Kabel ist defekt. Bei analogen Geräten war das schon mal möglich, richtig?
Sagen wir mal so: Analogsynthesizer könnten eventuell schon innerhalb der Klangerzeugung Nebengeräusche erzeugen. Digitalsynthesizer älteren Baujahres können unter Umständen ziemlich rauschen, wenn sie noch analoge Effekte haben; berüchtigt ist der Chorus des Roland D-50. Und Brummen kommt eher vom eingebauten Netzteil und kann auch volldigitale Synths betreffen, wenn sie über ihre analogen Klinkenausgänge angeschlossen sind.

5. Es gibt ja die sog VST-Instrumente. Also Musikinstrumente, die per Software am PC die Töne erzeugen. Wie werden im Unterschied zu digitalen Synthesizer die Töne erzeugt?
Im Prinzip genauso, nur daß das Ganze auf einem handelsüblichen Computer mit handelsüblichem Betriebssystem passiert und nicht auf spezialisierter Hardware.

Dazu eine Frage: Ist mit einem solchen Gerät vom Sound her z. B. eine echte Hammondorgel nachzuempfinden?
Da gehen die Geister weit auseinander.

Die einen sagen: Auf jeden Fall. Ich höre zwischen $SOFTWAREORGEL mit $SOFTWARELESLIE und einer echten Hammond B-3 mit Leslie 122 keinen Unterschied.

Die anderen sagen, daß eine echte Hammond mit echtem Leslie definitiv um Klassen lebendiger grummelt und röhrt und schreit und klingt und wirkt als jede digitale Nachahmung. Das wirst du sogar noch häufiger hören und lesen, als daß kein wie auch immer geartetes Digitalgerät bestimmte klassische Analogsynthesizer ersetzen kann.

Warum spielt dann nicht jeder auf der Bühne über einen PC oder Tablet eine solche Orgel bzw. schleppt lieber ein Originalinstrument (oder Nachbau) mit einem Leslie an? Sind VST-Instrumente für einen Liveeinsatz von Vorteil oder mehr zum Nachteil (ich denke da an Verkabelung, Computerstörungen pp.)?
Hammond und Leslie sind Spezialfälle. So manch einer wäre absolut happy, stellte man ihm auf der Bühne eine B-3 mit Leslie 122 und ein Rhodes Suitcase mit passendem Amp hin. Aber gerade eine Hammond ist sehr groß, sehr schwer und im Originalzustand sehr wenig für häufigen Transport geeignet (Gehäuseecken und -kanten ungeschützt, fragile gedrechselte Holzbeine, man bräuchte ein wahnwitzig teures riesiges Flightcase, um sie schadlos zu bewegen), man kann sie meines Wissens nur stehend transportieren, damit das Öl für die beweglichen Teile nicht raussifft, und die meisten heute noch existierenden B-3 sind wertvolle Sammlerstücke in ziemlich gutem Zustand, die, wenn man beim Transport zum Gig ein einziges Mal irgendwo anditscht, sofort ein paar Tausender an Wert verlieren. Die meisten dieser Probleme hat man mit E-Pianos nicht.

Wie erkenne ich kurz gesagt ein analoges und ein digitales Instrument?
Kurz gesagt: an der Modellbezeichnung. Aber dann muß man wissen, was für Modelle analog bzw. digital sind.

Oder an der Art des Instruments. Das Folgende erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Analog: Analogsynthesizer, Modularsynthesizer (es gibt aber auch digitale Module), Stringmachines (Ausnahme: Waldorf Streichfett), Multikeyboards, Transistororgeln, Heim- und Alleinunterhalterorgeln der 70er Jahre.

Erst digital, dann analog, also hybrid: Hybridsynthesizer, NED Synclavier.

Digital und analog nebeneinander, auf eine Art also auch hybrid: einige Heim- und Alleinunterhalterorgeln der 80er Jahre (Technics fing 1980 an mit einem samplebasierten Rhythmusgerät und trug die letzte halbanaloge Orgel erst 1989 zu Grabe), einige wenige Arranger-Keyboards der 80er Jahre, Roland JD-Xi, Roland JD-XA.

Digital: Rompler, Sampler, Workstations, virtuell-analoge Synthesizer, virtuell-modulare Synthesizer, Digitalpianos, Stagepianos, alle ab den späten 80ern erschienenen elektronischen Orgeln und Arranger-Keyboards sowie alles mit folgenden Syntheseformen: FM-Synthese, Phasenmodulationssynthese, Phase-Distortion-Synthese, Vektorsynthese, Wavesequencing, Transwave, Granularsynthese, Linear Algorithmic, Structured Adaptive, außerdem herstellerspezifische aufwendigere Sachen wie M.O.S.S. (Korg) oder V.A.S.T. (Kurzweil).

Gibt's in verschiedenen Arten: additive Synthesizer (hybrid oder digital), Wavetable-Synthesizer (hybrid oder digital), Drummachines (analog, hybrid, digital), Clonewheels (analog oder digital), elektronische Schlagzeuge (analog oder digital).

(Falls jetzt jemand "Chamberlin", "Mellotron" oder dergleichen einwirft: Die arbeiten elektromagnetisch, also nicht analog im Sinne von vollelektronisch analog. Deren Klone hingegen sind digital. Auch Optigan und Orchestron generieren ihre Klänge nicht elektronisch.)


Martman
 
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Das wirst du sogar noch häufiger hören und lesen, als daß kein wie auch immer geartetes Digitalgerät bestimmte klassische Analogsynthesizer ersetzen kann.
Stimmt genau.
Das gilt besonders für Vst,welche analoge Synthesizer "emulieren".Kann Ich aber verstehen.
Wer will schon zugeben,das es für den teuer gekauften und gegebenenfalls komplett restaurierten Roland bereits Plugins gibt,wo kaum noch Unterschiede zu hören sind.
Das geht ans Ego.
Ich gebe zu,das Ich es begrüße für ,im Vergleich wenig Geld,Programme bekommen kann die genau das gleiche können und die Arbeit sehr erleichtern,weil im System eingebunden.
Aber das ist der ewige Kampf was nun besser ist.Die einen sagen dies,die anderen das.Der berühmte Opel oder Volkswagenstreit.
Ich hätte ja auch nie gedacht,mal kein Gitarrenamp zu benötigen,sondern nur eine Software,die mir alle Amps zur Verfügung stellt,die Ich mir nur Vorstellen kann.
Da geh Ich doch glatt mit der Zukunft im Gleichschritt .
;-)
 
Dieses VST gegen Analog ist kompletter Unsinn. Wie jede Pauschalierung.

Der eine benötigt sehr pragmatisch ´nen bestimmten Klang für eine Produktion und ist Profi genug, Diesen richtig einzuspielen/-bauen (entscheidend für einen Klang ist oft seine Spielweise, was oft sehr vernachlässigt wird...) .
Niemand wird je den Unterschied zum Original hören können.

Ein anderer bezieht Inspiration aus dem Instrument, die vielleicht zu etwas führt, auf das er (dieser Eine, nicht jeder...) am Rechner nicht gekommen wäre. Somit ist´s logisch, daß er gerne mehr Geld für Hardware ausgibt.

Und jede Argumentation, daß z.B. der dauernd zitierte Minimoog mit seinen knapp 4K viel zu teuer ist weil VST´s das mittlerweile auch rüberbringen ist letztendlich egoistisch !
Freue Dich, wenn Du´s mit ´nem VST für Dich zufriedenstellend hinbekommst - aber lasse dem seinen Spaß, der sich an der Hardware erfreut !
 
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Im Prinzip ist ein Computer mit VST(i)s auch ein digitaler Synthesizer. Der Programmcode ist auf ein anderes Betriebssystem ausgelegt als bei einem Hardware-Synthesizer, aber die Möglichkeiten und Klangqualität sind absolut gleichwertig. Rolands Plug-Out-Synthesizer können zum Beispiel auf Hardware-Synthesizern, aber auch auf einem Computer genutzt werden, ohne dass man da einen Unterschied hören würde.

VSTi kann meiner Meinung nach wirklich so stabil laufen wie externe Hardware (Synthesizer zum Anfassen). Allerdings muss man seinen Rechner dann auch passend konfigurieren. Auch so Dinge wie keine automatischen Updates, denn die könnten jedes Mal was kaputt machen. Das kann nicht jeder und auch nicht jeder möchte das können.

Was auch gegen VST(i) sprechen kann: Wenn die Instrumente inkompatibel mit einem neune Betriebssystem oder Computer werden, dann ist die ganze Kohle futsch.

Kurzum: Man kauft sich für den günstigen Preis und die Flexibilität von VSTi nicht nur die Vorteile, sondern alle Nachteile eines PCs oder Macs eben mit ein.

Einerseits sind VSTi-Instrumente für Einsteiger eine günstige Lösung, andererseits sind einfache Synths mit den passenden Knöpfen weniger kompliziert. Einstöposeln, dran drumdrücken und schauen was passiert...
 
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Was auch gegen VST(i) sprechen kann: Wenn die Instrumente inkompatibel mit einem neune Betriebssystem oder Computer werden, dann ist die ganze Kohle futsch.
kann ich nicht nachvollziehen - wozu das Betriebssystem wechseln, wenn der Sound gefällt ?
hier steht ua ein Pro Tools TDM was mal $35k gekostet hat und unter MacOS9 läuft
schick' ich analog oder per Adat in ein 'modernes' System, wenn's nötig sein sollte
dito ein Creamware Scope für rund 5k€ unter XP ... ;)
 

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