Delicia Akkordeons

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Hallo ihr Lieben,

bei der Suche nach einem neuen Akkordeon bin ich auf die Marke Delicia (www.delicia.cz) aus Tschechien gestoßen, die die meisten ihrer Instrumente konsequent in vier verschiedenen Qualitäten anbieten (Stimmplatten und Verarbeitungsqualität: delicia, lignatone und 2 fantasy-Varianten). Außerdem bieten sie Akkordeons in Holz an.
Nun sind die Instrumente verglichen mit westeuropäischen Akkordeons eher preiswert (auch die höherwertigen fantasy-Ausführungen). Im Netz habe ich gar den Hinweis gefunden, dass es Delicia eigentlich seit 2004 schon nicht mehr gibt ( http://www.akkordeon.com/index/squ/de_squ_05_01_21.shtml#c ).
Hat von euch jemand Erfahrung mit Delicia? Weiß jemand, was mit denen momentan los ist??

Liebe Grüße
Olaf aus Berlin
 
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Also, zu Delicia kann ich Dir ein wenig erzählen. Meinen ersten Kontakt mit einem Delicia Akkordeon hatte ich so vor 20 Jahren. Damals war der Hersteller noch ein staatlicher Betrieb und die Verarbeitungsqualität war - gelinde gesagt - grauenhaft. Ich habe mich damals für ein Akkordeon mit MIII interessiert, das Dineta. Nachdem ich aber die Gelegenheit hatte, das Instrument für eine Woche probe zu spielen, waren meine Eltern damals nicht mehr bereit, die 6000 DM für das Instrument auszugeben. Es fing mit quietschenden, klappernden Tasten an über laute Registerschalter bis hin zum insgesamt billigen Erscheinungsbild des Instruments. Mein Hohner Atlantik wirkte dagegen edel und säuberlichst verarbeitet.

Wie gesagt, das war vor 20 Jahren. Mittlerweile ist einiges passiert, und soweit ich weiß, gibt es den staatlichen Betrieb in dieser Form nicht mehr. Die Produktion wird jedoch von einem ehemaligen Mitarbeiter weitergeführt, der diese Instrumente auch vertreibt. Seitdem gibt es auch die Stimmzungen in verschiedenen Qualitäten. Ich kann aber nun nicht gerade behaupten, dass die Instrumente heutzutage noch preisgünstig wären. Wenn ich mir die Preisliste mal anschaue, dann gehen die Preise für die Dineta (vierchörig) mit 100 Bässen (verminderte Septimakkorde fehlen!) und vorgelagertem MIII ja ganz schnell Richtung 8000,- €. Dafür bekommt man aber auch schon etwas von italienischen Herstellern.

Ich würde mir daher nicht unbedingt ein Delicia Akkordeon zulegen. - Wobei, ich sehe gerade, Du suchst ein preisgünstiges Akkordeon und hast bereits chinesische Hersteller in Betracht gezogen. In dem Fall würde ich Dir wirklich eher zu Delicia raten, denn qualitativ sind die Modelle wesentlich besser als die Chinesen.

Gruss, Senseo
 
Hallo,

Dieses Akkordeon-Forum ist so riesig, dass ich eine Reihe von Beiträgen mehrere Jahre nach ihrer Gründung gelesen habe. Zum Beispiel auch dieses aus dem Jahre 2006. Ich sehe interessante Parallelen mit Biologie. Tyranosaurus rex war perfekt, und doch er heute schon ausgestorben ist. Der Erfolg einer biologischen Spezies wird durch sein evolutionäres Überleben und Reproduktion beurteilt. :)

Dafür bekommt man aber auch schon etwas von italienischen Herstellern.

So zum Thema: Delicia als ein Familienunternehmen bis heute existiert. Sie haben das Modell Dineta modernisiert und heute es ist mit einem italienischen Konverter (Gama-Fabrik) produziert. Italiener? Die Firma Dallapé (gegründet 1876) wurde im Jahre 2010 geknackt. Ballone Burini und Borsini (gegründet 1922, Castelfidardo) produzieren auch nicht mehr.

Es macht mir Spaß, auch heute zum Beispiel zu lesen: „Ballone Burini ist nicht nur ein „Name“ oder „Warenzeichen“. Es ist eine Geschichte, ein Projekt, aufgeteilt in die Liebe für die eigene Arbeit und in das unermüdliche Streben nach Verbesserung. Jedes Ballone Burini Akkordeon ist ein Wertgegenstand, ausschließlich aus geschickt und streng ausgewählten Materialien höchster Qualität hergestellt.“...
Quelle: http://www.akkordeoncentrum.de/akkordeons/Ballone-Burini

Aaach ja, evolutionäre Selektion ist grausam. Trotzdem ich liebe noch immer und ich bin Fan von „Meine Marken“ aus der Kindheit: Weltmeister aus Klingenthal und Tschechische Delicia. :m_akk:

Viele Grüβe, Vladimir
 
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Hallo Leute,
zu diesem Thema würde ich mich nie auf das Urteil oder auch Erfahrung eines anderen Menschen verlassen. Es ist nämlich immer, ob in qualitäts-
bewusster oder in preislicher Hinsicht, individuell. Die beste Entscheidung kann man doch nur treffen wenn man selbst ausprobiert. Das würde ich nach einem 3-Punkte-Plan tun:

1. Die Optik: Das Instrument muss mir äußerlich gefallen, es muss mir eine Freude sein, es jeden Tag alleine anzuschau'n. Um so eher werde ich danach greifen und darauf Spielen.
2. Der Klang und die Handhabung: Der Klang muss in erster Linie für mich angenehm sein, und zwar in allen möglichen Einstellungen. Das erfordert,
dass man sich für das Ausprobieren genügend Zeit nimmt. Ja, und die Handhabung sollte auch angenehm sein.
Wenn die Riemeneinstellung stimmt, sollte das Gerät meinem Gefühl nach zu mir passen. Es muss gut in der Hand liegen.
3. Der Preis: Wenn die ersten beiden Punkte passen, sollte der Preis, den für mich gewonnenen Wertezuwachs gerechtfertigen.
Natürlich muss der Preis auch zu meinem Geldbeutel passen. Logo !

Erst wenn diese drei Punkte zu meiner Zufriedenheit erfüllt sind, dürfte eigentlich nichts mehr schief gehen. Wahrscheinlich wäre dann, in Anbetracht meiner geschwächten Geldbörse, für die nächsten drei- vier Jahre jeder Schaufensterbummel, zumindest im Hinblick auf schöne Akkordeons, tabu. Vermissen würde ich aber nichts, denn zuhause wartet ja das schöne neue Akkordeon, ja und üben (spielen) will ich doch auch noch.

VG Chroma
 
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2. Der Klang und die Handhabung:
dem würde ich noch Punkt 2a. hinzufügen: wie hört sich das Instrument aus Sicht des Publikums an. Also von jemand vorspielen lassen, um den Klang "von vorne" hören zu können.
 
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aus Sicht des Publikums an.

Ein ganz kleines bischen kann man das erreichen, in dem man vor einer großen Glasscheibe bzw. Mauer spielt. Da verändert sich das, was im Ohr ankommt in die richtung eines Zuhöreres.

Ich habe es da einfach, weil ich mich einfach um 90 Grad drehen muss, um vor einer zimmerhohen Scheibe zu sitzen.
 
Guten Tag,

Chroma, INge, ich stimme voll mit Ihren Meinungen überein. :great: Die drei Punkte sind auch für mich sehr wichtig. Außerdem muss ich noch ein anderes Kriterium hinzufügen: Grad der Professionalität. Für einen professionellen Musiker ist die Qualität des Instruments, das für den Amateur akzeptabel ist, oft nicht akzeptabel. Es ist ganz natürlich. Der Amateur ist keinem Wettbewerbsdruck ausgesetzt. In der herausfordernden Umgebung der professionellen Musik spielt die Akkordeon-Marke auch eine sehr wichtige Rolle minimal aus psychologischer Sicht der äußere Eindruck auf das Publikum. In dieser Hinsicht ist zum Beispiel die Delicia kein Gewinner. Aber es hängt auch von der Region ab. In den postkommunistischen Ländern ist z.B. Weltmeister viel höher als in Westeuropa geschätzt. Die objektivste Bewertung der Instrumente ist in Ländern, in denen es keinen Akkordeonhersteller gibt. Gute Beispiele sind Polen oder Brasilien - beide Länder mit einer reichen Tradition der Akkordeonmusik. Ich beobachte regelmäßig ihre lokale Akkordeon-Foren und auch Flohmarkten. Ich habe den Eindruck, dass es in Polen z.B. keinen so genannten „Myth-Gola“ gibt. Spieler in diesen Ländern haben keine Vorurteile oder Zuneigung für kein Instrument. Hypothetisch, nach der Zerfall der Tschechoslowakei, sollte die unsere neue Generation in der Slowakei auch so aufgeschlossene zu sein. Zumindest hoffe ich das.;)

Gruß, Vladimir
 

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