Ibanez SR30TH5-NNF 30th Anniversary (5 string)

Uli
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sr30th5.jpg


Die Soundgear Serie von Ibanez gibt es in zahlreichen Modellen seit nunmehr 30 Jahren. Grund genug für Hoshino, diesem erfolgreichen Basskonzept ein Denkmal zu setzen, idealerweise in Form eines Sondermodells. Es kam Anfang des Jahres in zunächst zwei Ausstattungsvarianten heraus, dabei jeweils als 4- und als 5-Saiter. Während das teurere NTL-Modell im Katalog mit einem Listenpreis von 2000$ zu Buche schlägt, kostet das hier besprochene, einfachere NNF-Modell die Hälfte, also etwa 850 Euro... laut Liste, der Straßenpreis liegt dann allerdings nochmal 100-200 Euro darunter. Abziehen muß man bei dem Preisunterschied allerdings den Koffer, der nur beim teureren Modell mitgeliefert wird.

Da sich nach meinem Eindruck die Preisdifferenz hauptsächlich aus optischen Unterschieden ergibt, die eher weniger in die Klangbildung eingehen, habe ich mich dazu entschlossen, die preiswertere Variante zu kaufen, über die ich hier einige Eindrücke wiedergeben möchte. Von weitem sieht der Bass wie ein ganz normaler SR aus, wären da nicht die drei auffälligen ovalen Löcher in der Decke...

soundholes.jpg


Technisch war es sicher nicht ganz einfach, den sonst aus einem Stück gefrästen Soundgear-Body dafür aus mehreren Teilen zu konstruieren, die dann so präzise verleimt und geschliffen wurden, daß keine Naht zu erkennen ist. Auch wenn dahingestellt bleiben mag, ob die Herstellerangabe tatsächlich zutrifft, daß sich die Hollow-Konstruktion positiv auf den Klang auswirkt, so wirkt sie sich unbestreitbar auf das Gewicht aus. Der 5-Saiter wiegt mit 3,7kg noch einige Gramm weniger als mein 4-saitiger Shortscale Mustang!

body.jpg


Der Korpus des NNF ist aus Mahagoni, der 5-streifige Hals ist aus Jatoba und Bubinga zusammengeleimt, das Griffbrett ist mit Palisander belegt. Erstaunlich ist bei der Hohlkonstruktion, daß der Bass durch die Materialverminderung am Korpus nicht insgesamt kopflastig geworden ist. Obwohl es für mich nicht kaufentscheidend gewesen wäre, da ich in punkto Kopflastigkeit einiges von meinen anderen Bässen gewohnt bin, hängt er aber recht ausgewogen am Gurt!

body_back.jpg


Beim doppelt so teuren NTL Modell hat man für das Griffbrett Wenge genommen und auch den Hals aus Wenge/Bubinga Streifen verleimt, der Korpus ist dort überwiegend aus Sumpfesche. Die Verarbeitung ist tadellos, auch wenn der Bass in Indonesien gefertigt wurde, wo die Arbeitszeit anscheinend noch billiger ist als mittlerweile in China.

In meinem Modell kommen die bei Ibanez häufig verwendeten passiven Bartolini Pickups zum Einsatz, der teurere NTL verwendet hier Nordstrand Tonabnehmer. Obwohl der eingebaute Vorverstärker mit nur einer 9V-Batterie auskommt, ist er ziemlich rauscharm, der Regelbereich des Mitten-Reglers läßt sich durch einen dreistufigen Kippschalter zwischen den Bändern um 250, 450 und 700Hz umschalten. Leider hat man nur dem Starmodell einen zusätzlichen Kippschalter spendiert, mit dem sich der Vorverstärker ausschalten läßt, weshalb man beim NNF in den Ruhephasen leider den Stecker ziehen muß, damit sich die Batterie nicht entlädt. Allerdings dürfte es kein allzu großes Problem sein, diese Option nachzurüsten.

bridge3.jpg


Ein Blick ins Elektronikfach offenbart, daß der Vorverstärker auf drei Miniplatinen verteilt ist, die sich am Höhenregler, am Mitten-Umschalter und am Überblendregler für die Pickups befinden. Als Ausgangsbuchse kommt ein geschlossenes Modell mit Umschalter zum Einsatz. Leider ist bei der Makroaufnahme der Fokus auf dem Überblendregler, so daß der Rest etwas unscharf ist.

electronic_pcb.jpg


Der Umschalter für die Mittenfrequenzen ist wie gesagt direkt in eine kleine Platine eingelötet, neben und zwischen den sechs erhabenen Lötstellen des Schalters kann man gut die aufgelöteten SMD Kondensatoren und Widerstände erkennen, die das jeweilige Frequenzfilter bilden.

electronic_mids.jpg


Aus Gründen der Fertigungseffektivität ist man mittlerweile bei vielen Herstellern dazu übergegangen, die gesamte Elektronik weitestgehend steckbar zu gestalten. Aufgrund der Tatsache, daß hier ein Platz am Steckterminal unbelegt ist, vermute ich, daß dieses Terminal auch in anderen Modellen Verwendung findet.

electronic_terminal.jpg


Ebenso wie die Mechaniken ist auch die sehr massive Brücke beim NNF in der Farbe cosmo black gehalten, beim NTL kommen dagegen vergoldete Monorails zum Einsatz. Während für mich die Optik zwar keine entscheidende Rolle spielt, hätte ich es gut gefunden, wenn man für die einstellbaren Schrauben am Instrument nicht so viele verschiedene Antriebe verwendet hätte. So sind - mit dem Schlüssel für den Halsstab - 3 verschiedene Inbusschlüssel und ein Kreuzschlitzschraubenzieher für den Bass erforderlich. Vor dem Hintergrund der Tatsache, daß man die wesentlichen Einstellungen ja nicht ständig ändert, sicherlich verschmerzbar.

bridge.jpg


bridge2.jpg


Die Kopfplatte ist im Korpusdesign furniert, so daß man die 5-streifige Halskonstruktion nur auf der Rückseite erkennen kann. Während ich mir Modellnamen und Seriennummer noch aufgedruckt gefallen lasse (wobei ich eingeprägte Schrift immer etwas wertiger finde), hätte ich mir das CE Zeichen sowie den Hinweis, daß das Instrument nicht im Hausmüll entsorgt werden sollte, eher als entfernbaren Aufkleber gewünscht... :redface:

head.jpg


head_back_nn.jpg


Das Palisander-Griffbrett und die Enden der Bundstäbe sind sehr sorgfältig bearbeitet, die ovalen Abalone Einlagen für mein Empfinden angenehm unaufdringlich, was natürlich Geschmackssache ist. Mit rund 2cm Dicke und einer Sattelbreite von 45 mm zählt der Hals zu den schmaleren, zumal er auch am 24. Bund noch weniger als 7cm mißt. Im Bild habe ich bereits die Thomastik Flatwounds aufgezogen, da mir die werksseitig vorhandenen d'Addario Rounds zu metallisch klangen, was aber je nach Genre durchaus auch passend sein kann. Durch den Equalizer läßt sich je nach Wahl der Besaitung der Klang sehr umfangreich beeinflussen.

inlay.jpg


Da beim SR - anders als z.B. beim Fender Jazz Bass - hier sowohl für den 4- als auch für den 5-Saiter der gleiche Body verwendet wird, steht das Griffbrett an der Halstasche etwas über, was man aber nur an der Rückseite bemerkt.

neckjoint.jpg



Fazit:
Ein gut verarbeitetes Instrument, nach meinem Eindruck auch in der günstigeren Variante überzeugend. Die Soundholes sind nicht nur nützlich, sondern auch ein Hingucker, der Klang läßt sich mit der Aktivelektronik sehr variieren, so daß - in Abhängigkeit von der Saitenwahl - sicher für jeden etwas dabei ist. Wenigstens einen Gigbag hätte Ibanez spendieren können, wahrscheinlich mußte man aber am Schluß aufgrund der doch deutlich aufwändigeren Konstruktion ziemlich rechnen, um den Bass unter die angepeilte Preismarke zu drücken.

Wer einen aktiven Fünfsaiter sucht, schmale Hälse mag und nicht viel Gewicht am Hals hängen habe möchte, sollte den Jubiläumsbass antesten, so lange er noch zu haben ist...


Technische Daten des SR30TH5-NNF:
Korpus: Mahagoni
5-streifiger SR5 Hals & Kopfplattenfurnier: Jatoba / Bubinga (Guibourtia tessmanii)
Griffbrett : Palisander (Dalbergia latifolia)
ovale Abalone Griffbretteinlagen
Mensur: 864mm/34"
Sattelbreite: 45mm
Breite am 24. Bund: 68mm
Dicke des Griffbretts am 1. Bund: 19,5mm
Dicke des Griffbretts am 12. Bund: 21,5mm
24 Medium Bünde
Bridge: Accu-cast B300
Tonabnehmer: 2 Bartolini MK-1 (Hals und Steg)
Werksbesaitung: d'Addario XXL Nickel Wound
3-Band EQ mit 3-Wege Mittenfrequenzschaltung
Hardware Color: Cosmo Black
Farbe: NNF Natural Browned Burst Flat
Gewicht: 3770g


zum Vergleich die Ausstattung der doppelt so teuren Variante:
SR30TH5P-NTL:
Decke: Bubinga (Guibourtia tessmanii)
Korpus: Sumpfesche
5-teiliger SR5 Hals: Wenge / Bubinga (Guibourtia tessmanii)
Kopfplattenfurnier: Palisander (Dalbergia latifolia)
Griffbrett : Wenge
ovale Abalone Griffbretteinlagen
Mensur: 864 mm
Sattelbreite: 45 mm
24 Medium Bünde mit "Premium" Bundkantenbearbeitung
Mono-rail V Steg
Tonabnehmer: 2 Nordstrand "Big Single" (Steg und Hals)
3-Band EQ mit EQ Bypass Schaltung und 3-Wege Mittenfrequenzschaltung
vergoldete Hardware
Farbe: Natural Low Gloss
inkl. Soft Shell Koffer
 
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Kekse gibt es morgen. War heute schon bei 10 Usern spendabel.
 
Klasse Review mit tollen Bildern! :great::great:
Da steckt viel Arbeit drin. Laß dich nicht entmutigen, weiter Reviews zu schreiben! :)
:keks:
 

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