Mit dem Akkordeon ein Cello imitieren

BrunoH
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Wir Akkordinisten imitieren gerne. Darum haben wir Register wie "Violine" oder auch "Bandoneon". Michael Bridge hat in einem Akkordeonmuseum ein großes Instrument mit dem Tonumfang eines Cellos gefunden, das nur einen Diskant hat und nach Cello klingen soll. Voller Begeisterung zeigt er, dass sich damit auch der Bach hinreißend interpretieren lässt:



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Hallo zusammen,

auf einem Akkordeon ein Cello nachmachen zu wollen, wird immer eine schlimme Krücke bleiben. Das ist geradezu ein Nährboden für die Ablehnung des Akkordeons. Das gilt insbesondere für dieses spezielle ("Cello"-) Akkordeon. Wer Cello-Musik spielen will, der sollte Cello lernen. Und wer Cello-Musik hören will, der will sie vom Cello hören.

Auf dem Akkordeon sollte man Akkordeon-Musik spielen. Oder hat man schon jemals davon gehört, dass umgekehrt jemand auf einem Cello ein Akkordeon nachmachen wollte?

Das Akkordeon hat seine eigenen Stärken, und die kommen natürlich bei Akkordeon-Musik heraus. Die Stärken des Akkordeons muss ich hier nicht aufzählen. Allenfalls kann man fürs Akkordeon Transkriptionen von anderen Tasteninstrumenten in Betracht ziehen. Dabei muss man aber vorsichtig auswählen, sonst ist es wieder nur ein einziger Jammer - wie der obige Cello-Versuch.

Viele Grüße

morino47
 
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Ich habe mich mit dem Akkordeon durchaus auch schon an Cello-Literatur versucht - aber ich käme nie auf die Idee zu behaupten, ich würde "wie ein Cello spielen" oder "wie ein Celllo klingen". Ich spiele Akkordeon nach Cello-Noten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das vorgestellte Instrument ist wohl ein Mittelding zwischen dem Bassakkordeon und dem "normalen". Wer das wozu nutzen würde, kann ich mir aber nicht vorstellen.
 
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Dabei muss man aber vorsichtig auswählen, sonst ist es wieder nur ein einziger Jammer - wie der obige Cello-Versuch.
Wer das wozu nutzen würde, kann ich mir aber nicht vorstellen.
Tja, ich sehe das genauso wie @morino47. Irgendwie merkwürdig, das Instrument. Und ich weiß auch nicht, was ich damit anstellen würde. Allerdings muss Bridge irgendwie einen Narren an dem Instrument gefressen haben. Und Bridge ist ja nicht irgendwer: Er war mal Zweiter bei den Weltmeisterschaften im Digitalakkordeonspielen. Hört er anders als wir?
 
Dabei muss man aber vorsichtig auswählen, sonst ist es wieder nur ein einziger Jammer - wie der obige Cello-Versuch

Mit dem Akkordeon ein Cello komplett imitiern zu wollen halte ich für einen von vornherein gescheiterten Versuch, denn ein echtes Cello bietet noch ganz andere Möglichkeiten um Töne und Klänge zu erzeugen, die mit einem Akkordeon nicht erreichbar sind. In diesem Sinne halte ich es mit unserem (leider verstorbenen ) User Meisterklasse 454: "was will ich mit dem Akkordeon eine Piccoloflöte imitieren - ich habe im Orchester jede Menge Piccoloflöten, wenn ich will - die sind echter als jedes Akkordeonpiccolo je sein kann!"


Drum in der dargestellten Form als Cello Imitat halte ich das Gerät für missglückt. Als Akkordeonsound finde ich den Klang jedoch recht ansprechend und angenehm.
 
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Hallo BrunoH,

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Schöner Klang! Ein ähnlicher Klang wie Cello haben einige Akkordeons mit MIII. In ihrem Einzeltonmanual hat 8´ - Chor besonders diese schöne Cello-Klangfarbe aber meistens in den mittleren Positionen. Akkordeon als polyphones Instrument kann fast alles spielen. Allerdings es hängt ausschließlich vom Spieler ab, es in der besten Weise zu spielen. Wenn ja, ist es gut. Wenn nicht, wird die Diskussion bereichert: Warum finden manche Menschen das Akkordeon schrecklich? :)

Ein weiteres Beispiel:



Gruß, Vladimir
 
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Hallo BrunoH

Ich finde, es klingt wie ein Akkordeon.
Die Klangfarbe ist nicht schlecht - sehr weich und rund mit etwas Schwebung - und geht schon Richtung Cello aber ehrlich gesagt ist mir da dann doch das Original lieber.
Die Immitation von einem anderen Instrument kann nur unzulänglich sein - vermutlich egal, welches.
Konkret Streicher: Wie würde man z.B. auf einem Akkordeon Pizzicato spielen? Oder ein auf- und abschwellendes Vibrato?

Gruß Jonny
 
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Wenn Musiker davon sprechen, dass es "wie Cello" klingt, dann wird das oft missverstanden und zu wörtlich genommen.
Man muss Ähnlichkeiten ja irgendwie benennen und das geht am einfachsten, wenn man den Namen des dafür typischen Instruments benutzt.
Die Registerbezeichnungen "Flöte", "Violine", "Orgel" gehen ja auch in die Richtung.
Außerdem sagt er auch nur "es wird Cello Akkordeon genannt" vor allen Dingen weil es die gleiche Range hat. Der tiefste Ton ist ein großes C, also nicht etwa Kontra E oder sogar Kontra C wie bei den Bassakkordeons.

Vom Stimmenaufbau ist dieses Holz-Modell aus dem Laden ein Double Bassoon, wie es in jedem Bajan (zumindest bei Jupiter oder Pigini z.B.) in der linken Hand verbaut ist.
Die meisten modernen Jazzmodelle (z.B. Hohner Fun Flash) haben ebenfalls 2x 16 Fuss im Cassotto und klingen ganz ähnlich.

Und Bridge ist ja nicht irgendwer: Er war mal Zweiter bei den Weltmeisterschaften im Digitalakkordeonspielen. Hört er anders als wir?

Es ist wohl so, dass der Spieler, der ja den Klang von durchschnittlichen Akkordeons und Konzertinstrumenten gewöhnt ist, hier durch die Resonanz und vielleicht auch vergrößerte Stimmzungen beim Spielen selbst beeindruckt wird. Man fühlt schon was dabei, wenn es richtig brummt :mmmh: Dann wirft man schnell mal mit Superlativen um sich, wobei Bridge sich noch vergleichsweise seriös gibt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass er als Werbe-Ikone geschäftsfördernd wirken will um anderswo vom Laden Vorteile zu bekommen.

Was mich an solchen Geräten am meisten stört ist die Limitierung auf den Diskant ... das gleiche gilt für Bassakkordeons oder auch die ganz ähnlich gebauten Tenorakkordeons aus Russland. Es ist als Spezialinstrument für Ensembles gedacht. Trotzdem wäre es vorteilhaft, wenn man auch als Ensemblespieler mit beiden Händen auf die gleichen Stimmen zugreifen zu können, einfach um sich spieltechnische Möglichkeiten zu verschaffen. Eine mechanische Kopplung zwischen links und rechts?


Gallianos Version werdet ihr ja sicher auch kennen?

Er spielt z.B. leicht geteilt - das meiste links, aber einige Stellen ergänzt er mit rechts, was klanglich sofort auffällt. Wenn beide Hände die gleichen Klappen bedienen würden, profitierten besonders Tastenspieler davon.

Ich finde es auch recht mühsam, wenn die Töne relativ unbeweglich bleiben (kein portamento, keine verschiedenen Anstriche und so weiter) und vor allem wenn die Ansprache und Klang jedes Tons etwas anders ist, so dass also keine gleichmäßigen Linien sondern holprige Schritte entstehen und die Kontrolle über den Ansatz kaum gegeben ist. (ich beziehe mich hier allgemein auf Stimmzungen, nicht auf Galliano!)

Galliano spielt einchörig, das Victoria hat kein Double Bassoon im Bass. Deshalb ist der Bassknick auch nicht so schlimm. Beim Celloakkordeon gibt es natürlich auch keinen Knick.
Aber die Ansprache ist recht schlecht, das hört man gleich beim ersten Ton ... pfffff haaaaaa daa di di di di do di
Es braucht auch irre viel Luft, so dass er einige male unelegant wechseln muss. Natürlich war das sicher eine spontane Aktion, er hat das nicht auf diesem Instrument geübt. Trotzdem finde ich den Luftverbrauch enorm für die mittleren Lagen.

Konkret Streicher: Wie würde man z.B. auf einem Akkordeon Pizzicato spielen? Oder ein auf- und abschwellendes Vibrato?


Tja ...
Carolina Eyck zeigt mit dem Theremin, wie wichtig und elementar Lautstärke - und und Tonhöhenmodulation für Streicher-Charakter sind.
Es reicht irgendeine Wellenform - Sinus oder Dreieck ... und man imitiert Geige (0:55) oder Basspizz (1:16), so dass man erst einmal grob sagt, ok es kann wie Geige oder Bass eingesetzt werden ... übernimmt die Funktion, ohne dass es natürlich genauso klingt wie die echten Instrumente. Schade dass man ausgerechnet beim Basspizz ihre linke Dynamikhand nicht sieht.

Ich denke man sieht gut das einfache Spielprinzip:
- linke Hand dicht an der Antenne= leise, mehr Abstand von der Antenne = laut,
- rechte Hand dicht an der Antenne = hoher Ton, mehr Abstandvon der Antenne tieferer Ton

Wir sind also nicht allein - nicht nur Akkordeonisten imitieren, jeder Musiker denkt irgendwie orchestral.

Man muss nur ÜBEN :patpat:

Ich merke das mit meinen beiden Spielzeugen Linnstrument und Seaboard, die eigentlich nur in der Ecke stehen, weil sie mir viel Zeit abverlangen würden. Dann kann man auch gleich Geige lernen...
Wir sind also nicht allein - nicht nur Akkordeonisten imitieren, jeder Musiker denkt irgendwie orchestral.
 
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Carolina Eyck zeigt mit dem Theremin, wie wichtig und elementar Lautstärke - und und Tonhöhenmodulation für Streicher-Charakter sind.
Es reicht irgendeine Wellenform - Sinus oder Dreieck ... und man imitiert Geige (0:55) oder Basspizz (1:16), so dass man erst einmal grob sagt, ok es kann wie Geige oder Bass eingesetzt werden
In meinen Ohren zeigt sich erst einmal, dass es nicht möglich ist, auf der Termenvox einigermaßen sicher ansatzlose Töne zu treffen. :rolleyes1:

Wegen des Bezugs zum Cello will ich kurz Prieberg zitieren:

Fred Prieberg schrieb:
Daher zog er [Termen] sich zurück, arbeitete aber weiter an elektromusikalischen Konstruktionen. So entstanden ein elektrisches Klavier mit chromatischer Klaviatur und ein Griffbret-Instrument, celloähnlich, das die schnellen Läufe ermöglichte, an denen das «Aetherophon» [so nannte Termen die Termenvox zunächst] scheiterte.

(Fred Prieberg, Musik des technischen Zeitalters, Zürich u. Freiburg i. Br. 1956, S. 41)

 
Dieses Instrument ist für meine Ohren klanglich einem Kontrabass als einem Cello näher...

Gruss
chnöpfleri
 

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