Akkordeon in der Kirchenmusik, klassisch - modern, solo - nicht solo, Erfahrungen, Ideen etc

Kurz zum Harmonium: Das Saugwindharmonium war billiger zu produzieren, hatte aber nur in den wenigsten Fällen als Sonderinstrument die technischen Raffinessen des Druckwindharmoniums (bzw. Kunstharmoniums). Der größte Nachteil des Saugwindharmoniums ist, daß Lautstärkeänderung mittels Luftdruck weitgehend unmöglich sind und es daher schnell auch nur als billiger Orgelersatz (als Psalmenpumpe, Hallelujahschleuder etc.) verrufen worden war. Zudem war die Balganlage wegen ihres Gummituches stark alterungsanfällig. D.h., irgendwann pumpt man sich einen Wolf und das Harmonium pfeift auf dem letzten Loch.
Das Druckwindharmonium hingegen ermöglicht ein nuanciertes Spiel sowie klanglich tolle Effekte durch die Balgarbeit, und die Perkussionseinrichtung ermöglicht hier noch weitaus genaueres Spiel. Daher sind solche Instrumente gerade im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten in der Kirche sehr interessant.
(Hier mal mit Perkussion) So ein Instrument muß man aber in Echt hören bzw. spielen. Seine Schönheit kommt auf der Aufnahme gar nicht so rüber.

Da in unserer Rundkirche die Orgel renoviert wird, hatte ich die Möglichkeit, mich zwischen einem Orgelkeyboard und meinem Akkordeon zu entscheiden.
Im Gegensatz zu Vladimir denke ich beim Akkordeon doch recht wie eine Orgel. In einem ersten Schritt muß man die Gemeinde erst einmal darauf einstimmen, daß es auch mit Akkordeon als Orgelersatz geht. Erst im zweiten Schritt kann man aus der "Orgel" dann eine "dynamische Orgel" machen. Die Gesänge geben es aber auch nicht her, wirklich dynamisch zu arbeiten, da sie sehr schnell sind. Bei der Begleitung von Solostücken wäre da mehr möglich.
Mein Arbeitstier ist ein Tastenakkordeon mit Cassotto und Standardbaß. Während ich mit der rechten Hand Melodie und Begleitung spiele, nutzt die linke kaum die Akkorde, sondern springt auf dem Standardbaß herum. Ich halte es bei den schnellen Stücken und Akkordwechseln auch für unmöglich, da noch die Akkorde zu spielen. Da ist mir ein "Walking-Bass" als Fundament lieber.
Ich habe das Spiel heute aufgenommen und mal zusammengeschnitten. Fehler Nr. 1: Das Vorspiel sollte man sich nicht erst am selbigen Tag morgens ohne Kaffee ansehen, sondern vielleicht mal im Vorfeld proben. Das Nachspiel war improvisiert. Das Aufnahmegerät war auf den ersten Bänken des Octagons mir quasi gegenüber. Es sollte bewusst eine Raumaufnahme sein. Der Pfarrer hatte ein Schminkmikro, weshalb er immer laut und deutlich zu hören ist.

http://www.mdr.de/konzerte/bild-49830_v-variantBig16x9_w-576_zc-915c23fa.jpg?version=44825 Das ist übrigens die zweitgrößte Rundkirche Sachsens. Die drittgrößte steht in Carlsfeld.

Grundsätzlich kann ich nur sagen: Egal ob Orgel, Harmonium oder Akkordeon - seid mutig, neues, gewagtes auszuprobieren. (Mache ich an der Orgel auch immer)

Und jetzt bin ich auf Anregungen gespannt.
 
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Hallo Ippenstein,

Deine beiden Aufnahmen sind erstaunlich! Perfekte und durchgedachte Arrangements! Unaufdringliche zarte Vorspiele! Dynamisch schön ausgeglichener Begleitung!
Aber doch, Du kannst nicht leugnen, dass Du neben dem Akkordeon auch die Orgel perfekt spielst! ;) Und so kennst Du auch alle Anforderungen der Gottesdienst, und aus dieser Perspektive spielst Du das Akkordeon und machst Du das Beste aus dem Instrument heraus! :great:

Im Gegensatz zu Vladimir denke ich beim Akkordeon doch recht wie eine Orgel.

Hier meinte Ich eher einen „reinen" Akkordeonisten ohne jegliche Erfahrung mit der Orgel. Deshalb Als Ergebnis können sie manchmal „gegen das Instrument spielen“...


Während ich mit der rechten Hand Melodie und Begleitung spiele, nutzt die linke kaum die Akkorde, sondern springt auf dem Standardbaß herum.

Das Vorspiel sollte man sich nicht erst am selbigen Tag morgens ohne Kaffee ansehen, sondern vielleicht mal im Vorfeld proben.


Das ist genau das, was ich auch denke und mache!


Von unserer Aktion in der Pannonhalma-Abtei habe ich keine Audio-Aufnahme. Auch wenn es so wäre, hätte ich es hier nicht veröffentlicht. Meine Meinung nach, die Veröffentlichung des Soundtracks des slowakischen Liedes im deutschen Forum ist schon über der Grenzen von Anstand und Höflichkeit. Ich bin glücklich, hier mit meiner unvollkommenen Grammatik geduldet zu werden... Eine andere Sache ist eine Musikpartitur. Die Noten sind natürlich universell und kennen die Sprach-Grenzen nicht. Nur zur Information, füge ich einige Noten von unserer Veranstaltung bei.

Herzliche Grüße aus der Slowakei wünscht Vladimir
 

Anhänge

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Ich bin glücklich, hier mit meiner unvollkommenen Grammatik geduldet zu werden...

Hallo Vladinir,

Dein Deutsch ist nahezu perfekt, Du musst Dich damit überhaupt nicht verstecken. Deine Beiträge sind immer gut verständlich und substantiell, und ich habe sie immer sehr gerne gelesen, von Duldung kann überhaupt nicht die Rede sein. Bitte beteilige Dich weiter hier im Forum.

Vermutlich deutsche Verfasser haben hier schon Beiträge geschrieben, die neben vielen textlichen Schlampereien auch handfeste Sprachfehler aufweisen. Das finde ich unhöflich weil nicht auf Unvermögen beruhend - oder doch? - aber nicht das Posten eines slovakischen Kirchenliedes.

Viele Grüße

morino47
 
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denke ich beim Akkordeon doch recht wie eine Orgel.
ich auch

In einem ersten Schritt muß man die Gemeinde erst einmal darauf einstimmen, daß es auch mit Akkordeon als Orgelersatz geht.
die Gemeinde? Nein, sie hat das zu akzeptieren. Es wird schon schräg geguckt, nach dem ersten Lied ist das meistens schon vorbei.
Die, die man zuerst überzeugen muss, dass es mit Akkordeon auch geht, sind die Pfarrer und ggf. auch die Organisten.

ok, ich spiele MIII
als Zwischenspiele nach der Predigt oder bei der Kommunion:
J.S. Bach, Air aus der Suite Nr. 3 / Anfangsair aus den Goldberg-Variationen / W.A. Mozart, Adagio für Glasharmonika
Ein- und Ausgangsspiele: nicht allzu lange Stücke, sie können auch modern sein, eines der mir liebsten, das ich speziell am Schluss von Abendgottesdiensten spiele, ist das "Berceuse aux étoiles" von Jacques Ibert, aus den "15 petites histoires"
Stücke für kürzere Zwischenspiele sind z.B. die Flötenuhrstücke von J. Haydn, ein paar kleinere Mozarts, oder auch Renaissance-Versetti o.ä.

Im Duo (Akkordeon/Orgel) habe ich gespielt: von Severino Giussani, 2. und 3. Satz aus dem Konzert für 2 Tasteninstrumente, von César Franck das Prélude aus "Prélude, Fugue et Variations" und von A. Guilmant "Prière à Ste. Marie"

Gruss
chnöpfleri
 
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Guten Tag,


Ab 19:02 Ippenstein spielt Orchestral Suite No.3 BWV 1068. Es klingt sehr schön. Als ich diese schöne Stück geübt, benutzte ich die folgenden Versionen (bitte Links):

http://assets.sheetmusicplus.com/product/Look-Inside/large/2939720_01.jpg
http://assets.sheetmusicplus.com/product/Look-Inside/large/2939720_02.jpg
(Oder Komplet):
http://www.andrea-ucitelka.wz.sk/hudba/obrazky/Melodia_na_strune_G_obr.jpg

Natürlich habe ich das mit dem Einzelton-Bass trainiert. Diese MIII-Anpassung eignet sich hervorragend für das Aufnahmestudio. Doch beim Spielen in größeren Raumen habe ich herausgefunden, dass das nicht ganz richtig ist. Ich habe subjektiv wahrgenommen, dass es eine unerwünschte Forcierung des Diskants gab und der Bass war vielmehr matt und „stumpf“. Deshalb spiele ich auch in größeren Räumen (und z.B. Kirchen) dieses Stück genauso wie Ippenstein - mit Standardbass. Der Bass ist zwar vereinfacht, aber meiner Meinung nach ist es viel besser, die Seele dieses Werk auszudrücken. Natürlich weiß ich, es hängt auch vom Instrument ab.

P.S. morino47: Herzlichen Dank für die Ermutigung!

Gruß, Vladimir
 
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und der Bass war vielmehr matt und „stumpf“

Genau, darum brauche ich den Standardbass vor allem bei den Kirchenliedern, man kommt ja sonst klanglich nicht durch, die Stücke der Zwischenspiele etc. lasse ich so, wie sie sind, ich registriere einfach dementsprechend.

Gruss
chnöpfleri
 
W.A. Mozart, Adagio für Glasharmonika
Hallo @chnöpfleri, welche Noten verwendest Du dafür? Im zweiten Teil des Stücks findet man ja Doppelgriffe in der linken Hand. Verlegst du die hohen Töne im MIII in die rechte Hand?
 
Verlegst du die hohen Töne im MIII in die rechte Hand?

??? Sollte das "MII" heißen?

Denn das Adagio in "C für Glasharmonica" ist im "MIII" ja problemlos spielbar. Und nicht nur problemlos, sondern durch die tonhöhenrichtige Wiedergabe kommt das Stück auf MIII m.E erst richtig zur Geltung- speziell in Kirchen!
 
??? Sollte das "MII" heißen?
Nee @maxito, MIII war schon richtig. Bei den Noten, die ich auf die Schnelle gefunden habe, sind links manchmal zwei Töne zu spielen - was ich noch nicht so recht kann. Darum die Frage. Wenn ihr sagt, dass man die Noten so eins zu eins spielen kann, dann probiere ich das auch so. Wollte nur auf Nummer sicher gehen.
 
sind links manchmal zwei Töne zu spielen - was ich noch nicht so recht kann

Die "Glasharmonica" war genau das dritte Stück das ich auf MIII lernte! ... das schaffst du locker. Heißt ja nicht, dass man das so vom Blatt weg spielen können muss! ... Terzengekrabbel gibts auch auf MIII :D Ich spiel das ohne Änderungen oder Umverlagerungen. - geht. Und wie gesagt : in Kichen find ich entfaltet dieses Stück eine nahezu unglaubliche Wirkung.
 
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Hallo @Bernnt,
bezüglich des Adagios für Glasharmonika:

welche Noten verwendest Du dafür?

ich verwende die Originalnoten und spiele sie so, wie sie dastehen. Allerdings nehme ich das hohe Bassregister, damit es so klingt, wie es sollte. Ich mogle nicht, ich spiele die Doppelgriffe!
In der Kombination mit dem "Tremolo" (ist eigentlich ein Doppel-8", auf null gestimmt) im Diskant ergibt das den für mich gewünschten Klangeffekt mit einer ganz leichten Klirrkomponente.

Gruss
chnöpfleri

oh, habe es gerade gesehen, vielen Dank für die Bettmümpfeli
 

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