Alte Dame läßt ihre Hüllen fallen - Banjo, mal in der Innenansicht

henrysdream
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Von der Neugierde geplagt konnte ich dann doch nicht an mich halten. Meinem neu erworbenen Tenor Banjo wollte ich mal ein neues Setup gönnen. Ein einmal nur für kurze Zeit montiertes Fell hatte ich noch hier liegen. Das Tailpiece sieht vernüftig aus. Ein neuer Steg ist geordert. Das Lemonoil hat der Hals schon hastig eingesogen. Dann schnell den Knarrenkasten aus dem Keller geholt und den zölligen Schlüssel aus dem Banjokoffer. Für alle, die sich schon immer fragten, wie ein Banjo denn so aufgebaut ist hier ein paar Fotos:


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Der eigentliche Grund, warum ich es denn gleich tun musste, war, dass ich wissen wollte, was denn für ein Tonring verbaut ist. Irgendwie klang das Banjo im Vergleich zum meinem Washburn 5 string etwas "plärriger". Klar, alte Saiten und vielleicht noch das ein oder andere Detail. Aber das Washburn klang irgendwie "edel" dagegen. Also mal ein Blick auf den Tonring werfen ....


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Ermuntert du den Tipp vom lieben User/Mod Banjo doch mal etwas unter dem Chrom zu schauen schnappte ich mir den Tonring. Die Sorge, es könnte Alu sein verflog sehr schnell, denn alleine das Gewicht deutet auf ein anderes Material hin. Die Haushaltswaage sagt etwas von 980 g. Mal herumgedreht erübrigt sich das abkratzen. Scheint mir sehr goldig zu sein. Also wohl Messing. Vielleicht sogar Bronze? Keene Ahnung, ratet mit, wenn man was erkennen kann:


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Und wo ich mir dann doch auch einiges von verspreche ist das "neue(re)" Fell. Alleine der Trockenklopftest ergibt: billiges Plastik tektek bei dem alten gegen ein doch wärmeren, fülligeren Ton beim neuen (klar, die weißen sind glaube ich auch "härter" im Klang und die hardcore Countrypicker nehmen wohl das Durchsichtige, was noch mehr Höhen bringt. Ich liebe mein Fiberskin auf dem Washburn, was schön weich klingt).

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Und wofür taugt der Resonator noch? Als kleines Sammelbecken, damit nicht verschütt geht.

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So, jetzt gehe ich noch was putzen. Oder schlafen (-:
 
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Schlafen? Es gibt Leute, die zählen Schafe. Ich zähle heute Schrauben. Davon hat ein Banjo so einige:


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Also dann bleibt wirklich nicht mehr so viel übrig. Soweit hatte ich das Washburn noch nicht auseinander.


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Sieht für´s Erste doch mal ganz ordentlich aus. Soll ja auch nicht super clean werden. Die alte Dame darf ja auch noch ein paar Falten haben und was aus ihrem Leben erzählen dürfen.

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So, jetzt brauche ich noch ´n paar Jungs, die mir die Daumen drücken, dass ich auch alles wieder zusammen bekomme ;-)
 
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Bin mal gespannt, was draus wird wenn du die Teile wieder zusammengebaut hast ... ;) :D

... und was du so übrig behältst :rofl:
 
... und was du so übrig behältst :rofl:


Sagen wir mal so: es verläuft für mich völlig untypisch. Bis auf die 4 Rädelschrauben für den Resonator, den Steg und das Tailpiece wurde wohl alles ordnungsgemäß verbaut. Hoffe ich :whistle:

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Aufgrund der fehlenden Saiten gibt´s dann erst mal ´ne Pause, Fell stimmen geht ja erst dann. Morgen kann ich bei der Post das Paket mit dem Steg und Saiten für´s Tuning in C abholen. Dachte, das würde ich bevorzugen (so hatte ich es auch bekommen). Tendiere aber wohl eher doch zur irischen Stimmung in G. Die Saiten hatte ich nachgeordert. Würde also Sinn machen, die Füße (und Finger) still zu halten, bis diese Saiten dann da sein. Bis dahin kann ich mich dann meinem 2 Projekt widmen :w00t:

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Sehr schön und Glückwunsch zum rückstandsfreien Wiederzusammenbau:D

Wenn man an dem altehrwürdigen Teil noch etwas verbessern wollte, wäre eigentlich der Sperrholzkessel ein lohnenderer Ansatzpunkt als der Tonring. Wenn man den durch einen 3-lagigen Ahornkessel ersetzen würde.... Aber das ist natürlich extrem aufwändig.

Ein Gibson-Tonring wiegt übrigens so im Bereich von 1300 bis 1500 Gramm. Ob der Unterschied jetzt am Material liegt oder an den Abmessungen, oder an beidem ein wenig, keine Ahnung.

Wenn die Innenseite des Resonators nicht so mattglänzend, sondern ein wenig rauher wäre, hätte das Banjo vermutlich einen dunkleren Ton. Das macht einen ziemlichen Unterschied.

Im Übrigen sieht man auf Deinen Fotos sehr schön, warum der zweiteilige Flansch auch "Tube & Plate" genannt wird.

Banjo
 
Im Übrigen sieht man auf Deinen Fotos sehr schön, warum der zweiteilige Flansch auch "Tube & Plate" genannt wird.

Langsam verstehe ich ´s auch. Ich glaube, auf diesem Foto kann man es auch noch gut erkennen:

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Wenn man an dem altehrwürdigen Teil noch etwas verbessern wollte, wäre eigentlich der Sperrholzkessel ein lohnenderer Ansatzpunkt als der Tonring. Wenn man den durch einen 3-lagigen Ahornkessel ersetzen würde.... Aber das ist natürlich extrem aufwändig.


Das würde den Rahmen dann wohl wirklich sprengen ;-) davon ab, dass ich auch kein Fan von Ahorn bin. Und überhaupt, ist 3-lagig nicht auch irgendwie Sperrholz?
 
Das würde den Rahmen dann wohl wirklich sprengen ;-) davon ab, dass ich auch kein Fan von Ahorn bin. Und überhaupt, ist 3-lagig nicht auch irgendwie Sperrholz?

Nein, das würde man, je nach Schichtung der Jahresringe; Laminat nennen. Sperrholz kommt von "sperren", d.h. die einzelnen (feinen) Holzschichten sind von der Faserrichtung
unter einem Winkel von 90° verleimt und gepresst. Dadurch wird das Quell- und Schwindverhalten über die Plattenebene vereinheitlicht.
Ein Massivholzkessel kann aus gebogenen Lagen verleimt sein (Ring in Ring), aber auch über Eck. Weiterhin geht auch das Drechseln von 3 Ringen, die dann passgenau ineinander geklebt werden.
Was genau den besseren Ton ergibt, kann ich nicht sagen. Jedoch ist die dritte Methode für die Verwendung von massiven "Tonhölzern" am geeignetsten. Es muss nicht immer Ahorn sein....
 
Nein, das würde man, je nach Schichtung der Jahresringe; Laminat nennen.

Laminat klingt jetzt nicht gerade besser ;-) Spaß beseite, nicht mein Fachgebiet. Hab´ nicht einmal Ahnung, ob´s sich großartig auswirkt. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, gesperrt (und damit stabil) kann für diesen Kessel nicht so übel sein. Denke bauartbedingt geht das meiste im Klang eher über die Wahl des Felles und vielleicht auch über die Holzwahl beim Resonator. Aber ich bin ja auch erst gerade dabei, mich die Welt des Banjos hineinzudenken. Meinungen zur Weiterbildung werden gerne angenommen.


Es muss nicht immer Ahorn sein....

Gott sein dank ;-)
 
@henrysdream
Hier ist ein Link, da kann man sich mal die Kessel anschauen. Die von mir genannten Techniken sind allesamt dabei. Insgesamt dürfte aber die Blockbauweise überwiegen (auch stäbchen-verleimt).
https://www.banjomanufaktur.de/die-banjomanufaktur/tonringkonstruktionen/

Dies nur der Vollständigkeit halber zum Thema. Ich gehe davon aus, dass kaum einer mal selbst einen Kessel bauen möchte. Wenn doch: Birnbaumholz ist garnicht so schlecht als Klangholz.
 
Interessante Seite, Danke für den Link. Auch wenn ich nicht alle Einschätzungen teile.

Im Bluegrass-Bereich hat sich eine ziemliche Monokultur herausgebildet, 3-lagige Ahornkessel, die man wohl korrekterweise als "Laminat" bezeichnen müsste, wenn ich Snake-Jo richtig verstehe.

Im Oldtime/Clawhammer- und auch im Jazzbanjo-Bereich ist die Vielfalt deutlich größer.

Banjo
 
Zuletzt bearbeitet:
So, von theoretischen Teil jetzt wieder in die Praxis.

Update:

Heute hab´ ich dann mal freudig die Saiten für die Stimmung in "G" bei der Post abholt. Die anderen hatte ich schon seit Samstag hier liegen, aber ich hatte mich dann letztlich doch für die etwas tiefere Stimmung entschieden. Auf dem Bild sichtbar ist auch noch der alte Steg. Hatte kurzfristig nochmal die alten Saiten aufgezogen damit ich wenigstens ein bissel während der Wartezeit das Banjo nutzen konnte. Der Resonator kommt dann auch erstmal wieder drauf, wenn ich das Fell dann gestimmt habe. Wobei ich die open back Variante auch ganz reizvoll finde. Und da ich ja gelernt habe, das eine zweiteilige Ring/Flange Konstruktion habe, würde ich dann (wenn´s dauerhaft open back werden sollte) auch noch den Flange abmontieren (was dann wohl dummerweise dazu führen würde, dass ich das Fell nochmals stimmen müsste).


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würde ich dann (wenn´s dauerhaft open back werden sollte) auch noch den Flange abmontieren (was dann wohl dummerweise dazu führen würde, dass ich das Fell nochmals stimmen müsste).

Tja, hätten die Asiaten mal richtig hingeguckt bei Gibson:) Bei den Tube&Plate-Flanschen von Gibson war auf dem "Plate"-Teil (also dem flachen Teil) jede zweite Bohrung größer, so dass man jede zweite Mutter drauf lassen und trotzdem die Platte abnehmen konnte. So hat das Fell seine Spannung behalten.

Banjo
 
Moin Jungs, in den Zeiten von Home Office und seltenen Ausflügen in die reale Welt dort draußen bin ich auch ein paar Sachen angegangen. Allerdings mußte ich feststellen, dass das Banjo auf dieser Liste nicht wirklich weit oben steht. Seit der Zeit, die vergangen ist stand es (fast) immer nur als Zirde im Wohnzimmer (was es auch prima gemacht hat ;-) ). Irgendwie kam ich mit dem Tenor nicht recht zu Recht. Intonation bekam ich nicht so wirklich zufriedenstellen eingestellt. Von daher führe ich den Gedanken, den ich schon länger hege, zu Ende. Daher werde ich mich wohl von dem guten Stück trennen.
 
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