Profi-Musiker - Realitätsabgleich

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B-Sokrates
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Hallo,

schreibe gerade eine Kurzgeschichte, das von einem Profi-Pianisten der klassischen Musik handelt, und habe Fragen an die Klassik-Profis unter euch - wäre toll, wenn jemand das wüsste...
  • Ist es realistisch, beim Klavierspielen mit geschlossenen Augen Farben sehen zu können? Also quasi der umgekehrt Kandinsky, der ja beim Malen angeblich Töne hörte (Synästhesie).
  • Wenn man sich bei einem Klavierstück ungewollt verspielt, also einen feinmotorischen fehlerhaften Missgriff macht, wie kann man das am treffensten bezeichnen: Verspieler, Dissonanz, Missklang, Misston, Diafonie, Disharmonie, Kakofonie, Lapsus, verunglückter Akkord ...?
  • Wenn man einen solchen Verspieler absichtlich wiederholen würde, um den einen Fehler zu kaschieren, könnte man das als quasi "leitmotivisch" für das Klavierstück bezeichnen?
  • Ist es theoretisch möglich, als Interpret bei einem klassischen Konzert zu improvisieren, also von der Partitur abzuweichen? Oder ist das einzig Individuelle bei einer Interpretation Tempo, Dynamik, Anschlag ...? Ich denke mir, dass man nicht eine Note von der Partitur durch eine andere eigenmächtig ersetzen kann, oder?
  • Ist es realisitisch, als Profi ein Klavierstück zu spielen, dabei die Finger quasi automatisch spielen lassen und währenddessen an völlig andere Dinge zu denken, zum Beispiel daran, wie man das Ende des Stückes angehen will o.ä.?
  • Wie heißt der Typ, der in einem Theater o.ä. den Vorhang für einen hinter der Bühne stehenden Solisten zur Seite schiebt - nennt man den Bühnenarbeiter oder einfach Angestellter?
  • Hat man als Solist eines klassischen Konzertes eine eigene Garderobe? Und hat die Garderobe ein eigenes Bad oder nur eine Bade- oder Waschzeile (Waschbecken mit Spiegel) oder ist die Toilette / das Bad dann normalerweise außerhalb?
Viele Fragen, ich weiß, aber vielleicht kann jemand mir die ein oder andere beantworten. Das würde mir sehr weiterhelfen, da diese Punkte natürlich nicht bei Wikipedia o.ä. stehen...

Vielen Dank im Voraus und viele Grüße
Marco
--
 
Eigenschaft
 
Ich befürchte das du das Thema falsch Angehst. Bei den Fragen die du stellst wird ganz deutlich, das du am Leser vorbei schreibst. Du schreibst es zu Kompliziert. Ausserdem fehlt es dir an zu viel Basiswissen. Dieses kann man zwar durch eine passende Quelle kompensieren. Aber nie wirklich kann man es durch Gelebtes ersetzen. Das Beste was du machen kannst, ist das du einfach ein paar Bücher darüber liest und den Rest dann zusammen Recherchierst.

Zu deinen Fragen:
Kann man an was anderes denken?
Klaro! Ich kann dabei reden, mit den Kindern schimpfen und sogar darauf Hinweise, das sie ein komplett anderes Lied falsch pfeifen ohne das spielen zu unterbrechen wenn es drin ist.

Zu dem Farben sehen?!
Ja das geht auch. Ich kann mir sogar verschiedene Frösche oder Symbole oder was auch immer vorstellen wenn ich die Töne höre und es so visualisieren. Das ist wie mit allem im Leben was man visualisieren will. Auch Gerüche kann man in Farben sehen...

Leitmotivisch?!
Wenn du es selbst nicht weisst, dann wissen es deine Leser auch nicht. Deshalb ist es wichtiger solche Dinge verständlich zu beschreiben statt die Fachworte zu nutzen. Auch wie man den Bühnenarbeiteter nennt ist total uninteressant. Nenn Ihn Horst und gib Ihm einen Charakter oder was Charmantes/Ulkiges .. dann wird deine Geschichte lebendiger und keiner wird je über deine Frage nachdenken...
 
Hallo Andreas,

vielen Dank für deine Antwort.
Obwohl, so ganz verstehe ich deine Bemerkung nicht, ich würde am Leser vorbeischreiben. Woher willst du das wissen? Wie willst du das den 7 Fragen entnehmen?
Ein Beispiel: Wenn ich nicht halbwegs weiß, wie so eine Garderobe für einen Künstler in einem Theater, Philharmonie o.ä. eingerichtet ist, kann ich doch nicht einfach schreiben, dass der Pianist nach dem Konzert ins Bad seiner Garderobe geht, wenn dies völlig an der Realität vorbeigeht und es stattdessen in dem einen Umkleideraum überall nur ein einfaches Waschbecken mit Spiegel gibt. Das wäre für mich ein unnötiger Fehler - deshalb diese Fragen.

Du hast mir ein paar der Fragen ja schon beantwortet, so dass mich deine Antworten schon weitergebracht haben.
Zu dem Bühnenarbeiter oder wie er sich nennen mag (wie auch entsprechend meine anderen Fragen): Zuerst würde mich halt der gebräuchliche Ausdruck interessieren. Danach könnte ich mich ja immer noch überlegen, ob ich ihn Horst nenne - oder ob ich ihn nicht für die Geschichte komplett streiche und den Pianisten direkt auftreten lasse.
Das bleibt mir ja völlig unbenommen...

Also nochmals vielen Dank und Grüße
Marco
--
 
Ich lese aus deinen Fragen schon zu viel Kompliziertes heraus. Deshalb. Gute Bücher Leben von einfachen aber verständlichen und flüssig zu lesenden Inhalten. Nicht von Worten die der Leser nicht deuten kann. Wenn du für “Eingeweihtere“ schreibst dann ist das was anderes. Aber dann ist es noch schlimm wenn du daneben liegst. Deshalb würde ich einen zu grossen Wissensmangel unterstellen bei den Fragen.

Bitte nimm es mir nicht Übel falls das zu Direkt für dich klang. Ich will dich nicht abhalten oder vergraulen, denn ich weiss sehr gut wie schwer das manchmal sein kann. Ich will nur helfen.
 
Ich muß mich Jeckstadt anschließen. Deine Fragen sind noch so weit weg von der Künstler-Realität, daß es mehr bedarf als ein paar kurzer Begriffsklärungen.

Nur zum andeuten: Einige der Fragen lassen sich gar nicht klar beantworten. Das Leben ist sehr vielgestaltig.
Z.B. sind die allermeisten Profis froh, wenn sie überhaupt eine Garderobe haben. Oft müssen sie mit dem Treppenhaus oder einer Abstellkammer vorliebnehmen. Eine Garderobe mit Bad, das kriegt vielleicht ein Jonas Kaufmann und Mariah Carey bekommt laut Vertrag einen Strauß weißer Blumen aufs Zimmer ... ;-)

Und ein Verspieler ist erst einmal eine Abweichung vom Geplanten. Der kann gut klingen oder grauslich, kommt halt ganz drauf an.

Und wenn dem Cellisten die Noten runterfallen ist der ganz froh, wenn der Pianist kurz improvisiert, bis die Noten wieder zusammengesucht sind. Habe ich tatsächlich selbst erlebt. Das ist dann echte Coolness !

Meine Erfahrung: Um vom Leben zu schreiben, muß man das Leben kennen.
 
Super wie die Fragen des Threaderstellers beantwortet werden. Aber das ist halt Deutschland. Wenn einer was macht, dann sind sofort alle möglichen Leute da die erklären können, warum das nichts werden kann.

Ich bin leider nur Amateur und kann deshalb deine Fragen nicht beantworten.

Die Aussage das ein Autor zu weit von der jeweiligen Genrerealität weg ist finde ich ehrlich gesagt ziemlich lächerlich.

Oder hat jemand Kubrick vorgeworfen das er zu weit weg war vom Astronaut oder J. R. R. Tolkien von Mittelerde ;-)

Aber ok, ich vergaß natürlich das Profipianisten was besonderes sind, sie gehören der E-Musik an und da darf dann natürlich kein Hauch von Lockerheit zugelassen werden, weil ja die Profipianisten besser sind als Beethoven selber :)

Aber falls es dich interessiert, ich als Amateur habe mich meistens auf Toiletten umziehen müssen ;-)
 
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Andersrum, mein Gutester ...

wir wollten drauf raus, daß das Profi-Leben eben viel profaner ist als viele meinen.
Es geht da oft nicht um hehre Synästhesie sondern eher um die Frage "Krieg ich mein Auto rechtzeitig nach dem Konzert noch aus der Tiefgarage".
Also gerade eben wie Beethoven, der bei der Uraufführung seiner 5. Sinfonie Miese gemacht hatte.

By the way: Ich selbst bin kein Profi, noch nicht einmal Pianist. Aber ich habe mitunter mit Profis zu tun.
Aber alles keine Jonas Kaufmänner ...
 
der Herr im Hintergrund des Konzertbetrieb/Theater heißt "Inspizient".

Die anderen Fragen lassen sich nicht wirklich beantworten.

Der Verspieler wurde hier kürzlich in einem Subforum als "personalisiert" bezeichnet, könnte vielleicht passen.

Garderobe mit Bad...:D:D:D, die meisten sind froh, wenn da ein normales Waschbecken ist und der Ablauf tatsächlich funktioniert...
 
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Oder hat jemand Kubrick vorgeworfen das er zu weit weg war vom Astronaut oder J. R. R. Tolkien von Mittelerde ;-)

Gerade Kubrick ist als akribischer Pedant bekannt gewesen, also ziemlich "deutsch", wie du das den anderen Postern im Thread vorwirfst. Der hätte sich wahrscheinlich 1 Jahr bei einem Profipianisten einquartiert und ihn wie ein Schatten begleitet, bevor er mit dem Drehbuch begonnen hätte.

Ansonsten kommt es doch ein wenig darauf an, auf was die Geschichte abzielt?

Glamouröse Pianisten Lovestory -> Garderobe mit Whirlpool und zugehörige weibliche Verehrerinnen aus der Oberschicht
Hartes Pianistenleben -> Verstopftes Waschbecken, pendelnde Glühbirne als spärliche Beleuchtung, Pianist muss trotz Krebs im Endstadium spielen, um Frau und Kinder zu ernähren
Dokumentarisch -> dazu gehört fundiertes Fachwissen, weil die Leser ja auch einigermaßen Bescheid wissen und die Geschichte enttäuscht beiseite legen, wenn zu viele Ungenauigkeiten bzw. Fehler vorkommen (und dies entsprechend bei Amazon oder wo auch immer öffentlich kommentieren)

;)
 
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Vielen Dank - zumindest für die konstruktiven Antworten.
Für mich spricht aus den Antworten von Andreas und omnimusicus ein Dünkel, der mich ziemlich befremdet und ehrlich gesagt kann ich das auch kaum ernst nehmen.
Auf sachlicher Ebene ist das ist die alte Diskussion, ob man einen Mord begangen haben sollte, um einen Krimi schreiben zu können. Von mir aus kann man das denken - wir sind ein freies Land ...

Jemandem von etwas abzuraten, ohne die Hintergründe zu kennen, ist für mich aber schon sehr anmaßend und lässt Rückschlüsse auf die jeweilige Persönlichkeit zu.
Mit ebenso viel Recht (oder Unrecht) könnte ich Andreas vom weiteren Klavierspiel (oder welches Instrument er auch immer spielt) abraten aufgrund seiner Rechtschreibschwäche (die Verwendung von "das" und "dass" könnte man im Duden noch einmal nachlesen und natürlich auch die Kommaregeln).
Nach dem Motto: Wer bei der Rechtschreibung schon so nachlässig ist, kann kein guter Pianist sein.
Das wäre in etwa ein entsprechender Dünkel meinerseits und ebenso unsachlicher Schwachsinn.

Aber auch in anderen Foren habe ich die Erfahrung gemacht, dass eine solche Überheblichkeit - da schwingt auch ein hoher Anteil Intoleranz mit - unter wirklichen oder vermeintlichen Künstlern sehr verbreitet ist und man sich gut überlegen sollte, ob man sich sowas zu Herzen nimmt (ich werde das selbstredend nicht tun).
Zumal, wenn jemand, wie in diesem Fall, mit evidenten sprachlichen Defiziten einen anderen kritisiert, er schreibe zu kompliziert, also eine Kritik auf sprachlicher Ebene, die er selbst offenkundig nicht ausreichend beherrscht ...
So einfach werde mir die Kurzgeschichte auch nicht ausreden lassen - tut mir leid ...

Wenn jemandem noch etwas Sachliches zu meinen Fragen einfällt, bin ich natürlich immer dankbar ...

Viele Grüße
Marco
--
 
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Hallo und willkommen im Board :)

Wenn jemandem noch etwas Sachliches zu meinen Fragen einfällt, bin ich natürlich immer dankbar ...

Ja.

Ist es realistisch, beim Klavierspielen mit geschlossenen Augen Farben sehen zu können? Also quasi der umgekehrt Kandinsky, der ja beim Malen angeblich Töne hörte (Synästhesie).

Realistisch... du bist der Autor, also musst du das entscheiden.
Meiner Meinung nach ist das Hokuspokus.

fehlerhaften Missgriff macht, wie kann man das am treffensten bezeichnen: Verspieler, Dissonanz, Missklang, Misston, Diafonie, Disharmonie, Kakofonie, Lapsus, verunglückter Akkord ...?

Gibt es auch nicht-fehlerhafte Missgriffe? :)
Jedenfalls nennt man das Verspieler.

Verspieler absichtlich wiederholen würde, um den einen Fehler zu kaschieren, könnte man das als quasi "leitmotivisch"

Der Begriff Leitmotiv ist in der Musikwissenschaft schon belegt, also geht das nicht.

Ist es theoretisch möglich, als Interpret bei einem klassischen Konzert zu improvisieren, also von der Partitur abzuweichen?

Bei einer Kadenz (unbegleitete virtuose Solo-Passage) kann man das, da die von den Komponisten selbst nicht immer ausgeschrieben wurden.

Ist es realisitisch, als Profi ein Klavierstück zu spielen, dabei die Finger quasi automatisch spielen lassen und währenddessen an völlig andere Dinge zu denken, zum Beispiel daran, wie man das Ende des Stückes angehen will o.ä.?

Man braucht sogar einen gewissen Automatismus. Klavierspielen ist eines der komplexesten Aktivitäten überhaupt.

Gutes Gelingen !
 
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Realistisch... du bist der Autor, also musst du das entscheiden.
Meiner Meinung nach ist das Hokuspokus.

Interessanter Thread und ich bin sehr neugierig auf das Buch, zu den Beiträgen will ich mich nicht weiter äußern, aber Synästhesie ist mit Verlaub alles andere als Hokuspokus.
siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Synästhesie
Ein sehr prominenter Name in diesem Zusammenhang ist Alexander Skrijabin: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Nikolajewitsch_Skrjabin

lg ligeti

P.S.: Empfehle dir, B-Sokrates, das Buch "Der einarmige Pianist" von Oliver Sacks, möglicherweise findest du da auch die eine oder andere Antwort auf deine Fragen.
 
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Vielen Dank an Tamia und ligeti für die Antworten.

Es ist alles ziemlich unspektakulär. Das wird kein Buch, sondern eine Kurzgeschichte, genauer gesagt eine Kürzestgeschichte (dieses Genre gibt es wirklich), ein Kabinettstückchen von 2 DINA4-Seiten. Insofern hätte es was von Kanonen-auf-Tauben-schießen, wenn ich dafür einen Pianisten ein Jahr begleiten würde.
Eure Antworten haben mich aber auf jeden Fall schon mal weitergebracht, so dass ich die Kürzestgeschichte abschließen könnte. Nichtsdestotrotz würden mich weitere Antworten dazu interessieren (vielleicht möchte ich die Geschichte dann ja irgendwann zu einer größeren Kurzgeschichte ausarbeiten)

Um noch auf einige Anmerkungen einzugehen:

  • Ist es realistisch, beim Klavierspielen mit geschlossenen Augen Farben sehen zu können? Also quasi der umgekehrt Kandinsky, der ja beim Malen angeblich Töne hörte (Synästhesie).
    Ihr habt mich darin bestärkt, dass das möglich ist und wenn es nicht möglich wäre, hätte ich es mir auch vorbehalten, das trotzdem einfach einzubauen, so wie bei dem Protagonisten von "Das Parfüm", der auch einen übernormalen Geruchssinn hatte.
    Dass man den Schilderungen der Künstler, auch zur Synästhesie, kritisch gegenüberstehen sollte, ist mir auch klar. So wie bei Beuys, der ja mal meinte, er hätte seine Kunst so erstellt, dass der heutige Mensch mit seiner begrenzten Wahrnehmung das noch nicht erfassen könnte, sondern erst künftige Generationen, die einen Schritt weiter wären mit ihrem Wahrnehmungsapparat. Gläubige Beuys-Jünger mögen das für bare Münze nehmen, aber zumindest die Idee ist für mich sehr bedenkenswert und wertvoll ...

  • Wenn man sich bei einem Klavierstück ungewollt verspielt, also einen feinmotorischen fehlerhaften Missgriff macht, wie kann man das am treffensten bezeichnen: Verspieler, Dissonanz, Missklang, Misston, Diafonie, Disharmonie, Kakofonie, Lapsus, verunglückter Akkord ...?
    Also da habt Ihr euch auf Verspieler geeinigt (was ich mir auch gedacht hatte) - den Begriff "personalisiert" in dem Zusammenhang verstehe ich nicht ganz. Soll das eine Euphemismus sein, also eine personalisierte Interpretation?
    Vielleich nochmal andersherum: Welche der anderen Begriffe - Dissonanz, Missklang, Misston, Diafonie, Disharmonie, Kakofonie, Lapsus, verunglückter Akkord - kann man in diesem Zusammenhang schlecht als Synonym für Verspieler verwenden?

  • Wenn man einen solchen Verspieler absichtlich wiederholen würde, um den einen Fehler zu kaschieren, könnte man das als quasi "leitmotivisch" für das Klavierstück bezeichnen?
    O.K., seh ich ein, dass Leitmotiv anderweitig besetzt ist. Ich hatte aber auch den Ausdruck "quasi leitmotivisch" verwendet, dass dieser Verspieler an mehreren Stellen gewissermaßen als Motiv eingebaut wird, um den Fehler zu kaschieren, so als seien diese Dissonanzen gewollt platziert worden. Aber auch die abgeschwächte Formulierung passt nicht, oder?
  • Ist es theoretisch möglich, als Interpret bei einem klassischen Konzert zu improvisieren, also von der Partitur abzuweichen? Oder ist das einzig Individuelle bei einer Interpretation Tempo, Dynamik, Anschlag ...? Ich denke mir, dass man nicht eine Note von der Partitur durch eine andere eigenmächtig ersetzen kann, oder?
    Das mit der Kadenz wusste ich nicht - sehr interessant. Aber meine Frage zielte darauf, ob man als Interpret von den Noten der Partitur abweichen kann. Könnte sich also z.B. ein Pianist eine Beethoven-Sonate rausnehmen und komplett transponieren o.ä.? Ich glaube nicht, oder? Zumindest habe ich solche CDs noch nie gesehen. Oder wären das Variationen zu Beethoven?
  • Ist es realisitisch, als Profi ein Klavierstück zu spielen, dabei die Finger quasi automatisch spielen lassen und währenddessen an völlig andere Dinge zu denken, zum Beispiel daran, wie man das Ende des Stückes angehen will o.ä.?
    Da habt Ihr mich in meiner Vermutung bestärkt, dass dies möglich ist. Ansonsten hätte ich das auch hier wahrscheinlich wieder gehandhabt wie Süskind beim Parfüm...
  • Wie heißt der Typ, der in einem Theater o.ä. den Vorhang für einen hinter der Bühne stehenden Solisten zur Seite schiebt - nennt man den Bühnenarbeiter oder einfach Angestellter?
    Inspizient ist natürlich ein kompliziertes Wort. Auf jeden Fall schon einmal ein guter Ausgangspunkt, aber werde mir überlegen, wie und ob ich das einbaue ...
  • Hat man als Solist eines klassischen Konzertes eine eigene Garderobe? Und hat die Garderobe ein eigenes Bad oder nur eine Bade- oder Waschzeile (Waschbecken mit Spiegel) oder ist die Toilette / das Bad dann normalerweise außerhalb?
    Das wusste ich natürlich auch im Vorhinein, dass es eine große Bandbreite gibt unter den Theatern / Philharmonien dieser Welt. Der Pianist, über den ich die Geschichte schreibe, soll ein absoluter Star-Pianist sein. Insofern ginge das schon Richtung Mariah Carey. Also wäre es doch wohl denkbar, dass ein solcher Star eine Garderobe mit eigenem Bad hat, oder? Haben die größeren Theater / Philharmonien eine solche Luxus-Garderobe für große Stars vorgesehen?
Also, einstweilen vielen Dank für eure Mühen und geballte Kompetenz!
Grüße
Marco
 
Vielleich nochmal andersherum: Welche der anderen Begriffe - Dissonanz, Missklang, Misston, Diafonie, Disharmonie, Kakofonie, Lapsus, verunglückter Akkord - kann man in diesem Zusammenhang schlecht als Synonym für Verspieler verwenden?
Das kommt auf die Art des Verspielers an. Es gibt welche, die im Zusammenhang immer noch harmonisch klingen, daher passt hier Dissonanz oder Missklang nicht immer. Andere Verspieler können wiederum als Missklang wahrgenommen werden und zu einer Dissonanz führen. "Misston" würde ich als ziemlich ungebräuchlich einstufen, "Diafonie" halte ich für ein recht unbekanntes Wort. "Kakophonie" scheint mir bei einem simplen Verspieler viel zu übertrieben. Ein "verunglückter Akkord" wirkt auf mich ebenfalls seltsam, denn im Zweifelsfall bekommt ein Akkord durch einen unbeabsichtigten Ton eine andere Farbe, oder es wird simplerweise ein anderer Akkord daraus.

Ein Verspieler könnte ein unbeabsichtigter Ton sein, ein "falscher" Ton, wie man gelegentlich sagt. (Ein vom Komponisten für diesen Moment nicht vorgesehener Ton.) ;) Er könnte zu einer Dissonanz, zu einem Missklang führen, aber er muss es nicht unbedingt. Der Verspieler muss nicht zwangsläufig im Rahmen eines Akkords passieren, auch einzelne Töne, Intervalle oder selbst Pausen können falsch gespielt werden. Auch der "richtige" Ton zu kurz oder zu lang, ein wenig zu früh oder zu spät ist ein Verspieler. Je nachdem was in diesem Moment sonst noch so klingt, muss es auch hier nicht zu einem Missklang führen.

dass dieser Verspieler an mehreren Stellen gewissermaßen als Motiv eingebaut wird, um den Fehler zu kaschieren, so als seien diese Dissonanzen gewollt platziert worden. Aber auch die abgeschwächte Formulierung passt nicht, oder?
Wenn es um improvisierte Musik geht, liest man gelegentlich den Rat, eine Phrase mit einem falschen Ton noch zweimal zu wiederholen, dann würden alle denken, es sei Absicht gewesen. Ich halte diesen Ratschlag für zweifelhalft und würde ihn persönlich nicht befolgen. Geht es um eine Komposition, die man lediglich interpretiert, halte ich es für völlig daneben, einen gespielten Fehler an einer anderen ähnlichen Stelle zu wiederholen. Vielmehr sollte man sich darauf konzentrieren, keine weiteren Fehler zu machen.
 
Grund: Tippfehler.
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Dietlaib, vielen Dank für deine Ausführungen.
Besonders der zweite Punkt mit den wiederholten Verspielern war für mich sehr aufschlussreich - das bezieht sich aber weniger auf Klassische Musik als auf Jazz oder worauf bezieht sich dein Ausdruck "improvisierte Musik"?

Viele Grüße
Marco
 
"Personalisiert" heißt einfach, daß der Musiker von der Vorlage abweicht (=Verspieler) und seine/n EIGENE/N Ton/Tonfolge/Rhythmik/... bringt.
...ich (sehr persönlich) zumindest fand das nicht unzutreffend - auf jeden Fall lustig.


Aber hast Recht, in einer Kürzestgeschichte sollte man nicht auch noch Gags erklären müssen.
 
oder worauf bezieht sich dein Ausdruck "improvisierte Musik"?
Es gibt diverse Musikstile, die Improvisation beinhalten. Ich glaube, ich habe diese Sache mit der dreimaligen Fehlerwiederholung u.a. in einem Interview mit einem Gitarristen gelesen, der sich im Rock/Blues bewegte.
 
Ich schlage vor, du versuchst in deiner Geschichte nicht die Realität zu imitieren, sondern schaffst dir deine eigene. Dein Protagonist braucht eine Garderobe mit Bad? Bittesehr, das Theater, das du ihm schreibst hat eine. (Du musst ja nicht unbedingt reale Namen nennen - wenn du von der Stargarderobe des Münchner Prinzregententheaters schreibst, dann sollte das - mMn - auch eine haben. Aber wenn Du ohne reales Setting schreibst, dann ist alles möglich.) Dein Prota sieht Farben und/oder lässt die Gedanken schweifen während des Spiels? Dann soll er doch. Wichtig ist nur, dass die fiktive Realität in sich stimmig ist. Der Prota nennt das Danebengreifen einen "Fehlgriff"? Dann lass ihn denken, "Mist, schon wieder dieser Fehlgriff. Warum lerne ich diese Stelle denn nie?"
 
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Vielen Dank für eure Ideen und Ansätze.
Klar, man hat immer die Freiheit, alles zu schreiben, was man will.
Aber als Ausgangspunkt wollte ich geklärt haben, wie es normalerweise läuft - und dann könnte man wie gesagt ja immer noch entscheiden, ob man das so übernimmt oder sich seine eigene Realität erschafft.

Die Auflösung der Erzählung z.B. ist dann auch nicht streng logisch, sondern eher denkbar ...
Dadurch, dass die Geschichte etwas unerwartet endet, ist sie weniger langweilig und enthält ein "unerhörtes" Element, was Goethe ja als Qualitätsmerkmal einer Novelle ausgemacht hatte.
Na ja, mal sehen ...

Gruß
Marco
 

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