Möglichst originalgetreu covern? Wo bekommt man die Sounds? Welchen Aufwand betreibt ihr?

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Gregor07
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Hallo zusammen,

als Keyboarder versuche ich die Klänge möglichst originalgetreu zu covern. Das ist nervig und dauert manchmal extrem lange, weil häufig mehrere Layer (ist das der richtige Ausdruck für verschiedene Klänge?) im Hintergrund liegen.

Kann man irgendwo nachlesen, welchen Klang man wofür nimmt und wie man diese spielt? Es gibt ja zahlreiche Keyboard-Tutorials. Aber da ist halt nur die Melodie, aber nicht der Klang zu erkennen.

Beispiel: Für Chasing Cars gibt es unterschiedliche Piano Tutorials. Aber wie wird der Klang in dem Originalstück genau erzeugt? Außerdem ist im Hintergrund insbesondere am Anfang ein Dauerakkord zu hören. Welcher Klang ist das? Und dann das "Pling" bei 2:22 ...

Wo findet man Anleitungen zu diesen Feinheiten?
 
Eigenschaft
 
Eine Studioproduktion in dieser Komplexität bekommst du unmöglich 1:1 live übertragen. Schön, wenn sich dafür ein Tutorial auf YT findet, aber in der Regel taugen die auch nicht immer was, da heißt es selbst Hand anlegen. Ich würde mich auf die wirklich songdienlichen Figuren beschränken, die so genau wie es geht raushören und auf die Tastatur übertragen. Die 8tel am Anfang könnte man mit Gitarre und Klavier spielen. Das "Pling" bei 2:22 halte ich für ein Piano mit viel FX-Samples im Abgang. Die Steigerung hinten raus mit viel Strings und Synthiflächen - viel mehr dürfte mit zwei Händen auch gar nicht spielbar sein.
In deinem anderen Thread hast du gemeint, dass Synthis für dich nicht so wichtig sind. Naja, bei einem Stück wie diesem kann man eigentlich gar nicht genug davon haben, wenn es halbwegs authentisch klingen soll. Falls du dich nicht schon für ein Instrument entschieden hast, würde ich dir dringend eins mit gewissen Synthesemöglichkeiten empfehlen, Covermucke ohne Synth-Sounds geht einfach nicht. Am besten ein Kronos oder Kurzweil Forte.
Man kann natürlich auch nur mit Piano, Rhodes und Hammond schöne Sachen anstellen - Hauptsache, der Song funktioniert ;-)

Nachtrag:
Was auch ganz hilfreich sein kann: angucken, wie die Bands ihre eigenen Songs selber live auf die Bühne bringen. Die brechen sich da auch keinen ab, damit es wie von CD klingt. Da zählt vor allem das Livefeeling.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier findest du fast in allen Fällen zumindest mal Anregungen. Nicht immer perfekt, aber als Ausgangsbasis ganz gut brauchbar...
 
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Danke für die Antworten.
@humtata: genauso mache ich es ja auch zur Zeit. Ist aber relativ viel "Rumgesuche" und wenig spielen. Danke auch für die Tips zu Chasing Cars. Das war aber nur als Beispiel zu verstehen. Ich habe gehofft, daß es einen grundsätzlichen Trick gibt, die Sounds möglichst schnell zu finden. Dass Du auch meinen anderen Thread beachtest finde ich super :great:. Jetzt habe ich gelernt, dass ich Synth für mich wohl doch wichtig ist, um möglichst originalgetreu beim Covern zu bleiben. Bisher dachte ich, daß "original Interpreten" mit den üblichen Sounds arbeiten und gehofft, daß ich die Einstellungen einfach kopieren kann. Zum Glück gibt es ja noch ein paar Lieder, bei denen das recht einfach möglich ist, z. B. "Unchain My Heart" :great:Dagegen treibt mich Billy Idol in den Wahnsinn :ugly:.
Emotional habe ich mich schon auf ein Nord eingeschossen. Ich schau mir gerne aber mal die Kronos und Kurzweil an. Gibt es Gründe, warum Du die bevorzugen würdest? .... oh, das gehört dann wohl nicht mehr in diesen Thread ...

@skey68: Toller Link - genau so etwas suche ich, weil ich die einzelnen Layer rausnehmen kann und mich somit auf einen konzentrieren kann. Gibt es weitere Alternativen - am besten mit Nennung des Sounds - ist vermutlich aber zu viel erwartet.
 
Einen Trick gibt es leider nicht, da hilft nur raushören und die Sounds annähernd nachprogrammieren. Klar, mit Piano allein kann man schon die wichtigsten Linien abdecken. Hammond passt auch immer, ein Rhodes, Streicher und ein SynthPad oder Brassound aus der analogen Ecke - damit kommt man schon ziemlich weit. Ich selber finde ja Coversongs gut, die sich nicht sklavisch an die Vorlage halten und eher mit einem originellen Arrangement punkten. Auf der anderen Seite gibt es Songs mit Stellen, einem bestimmten Sound oder Effekt, die MÜSSEN einfach kommen. Dann ist natürlich ein Instrument hilfreich, mit dem man das alles programmieren und steuern kann. Ein Kurzweil Forte z.B. kann bedingt durch seine flexible Klangsynthese fast jeden Sound irgendwie nachbilden, Samples importieren, hat gut klingende Effekte und ist überhaupt eine mächtige Steuerzentrale mit weitreichenden Split- und Layermöglichkeiten. Daher mein Tip.
Ein Kronos ist in der Hinsicht noch leistungsfähiger, bedingt durch seine vielen Synthese-Engines.
Eine Überlegung wäre noch ein MOXF, da bei Yamaha die Community und somit das Soundangebot besonders groß ist. Im Gegensatz zu Kurzweil, die fristen - teilweise bedingt durch merkwürdiges Marketing - leider immer noch ein Nischendasein.

Als Vorteil vom Nord Stage sehe ich die (relativ) einfache Bedienung und das gute Soundangebot durch die Nord Library. Damit relativiert sich auch gleich der hohe Preis - gerade wenn man selber nicht gern schraubt, können gekaufte Sounds schnell ins Geld gehen. Nachteil vom Nord wäre für mich die unflexible Splitverwaltung. Beim Kurzweil benutze ich gern die Möglichkeit, mehrere FX-Sounds links in kleinen Splitzonen anzuordnen und rechts noch ein oder zwei größere Bereiche zum Spielen zu haben. Bei Nord geht sowas nicht.

Meiner Meinung nach ist es von Vorteil, anfangs am Synthesizer viel zu schrauben und auszuprobieren, damit man ein Gefühl für die Parameter bekommt. Filtertypen, Wellenformen, Hüllkurven, LFOs, Effekte, ... Dann ist man auch selbst irgendwann in der Lage, Sounds nach Gehör nachzuprogrammieren.
 
Als Ergänzugn zum Link von Skey68 findest du gute Playalongs bei www.jamkazam.com, da kannst dunauch einzelne Spuren Solo hören oder auch im Playback stummschalten.
 
Je nach dem was man covern möchte, geben Presets schon einiges her. In den 90ern sind ganze Hits aus bestimmten Romplern gekommen.
Seit VST/DAW Produktionen ist das schon schwieriger mit dem Originalgetreu. Da dudeln dann mal eben 30 Spuren mit automatisierten Filtern/FX im Song.
 
Dagegen treibt mich Billy Idol in den Wahnsinn :ugly:.
Meist ist es weniger die Frage, ob eine bestimmte Workstation den gewünschten Sound "kann" als vielmehr erstmal die Idee, was denn das für ein Sound sein könnte. Das erfordert Übung, Übung, Übung... oder eben einen Synth, der so poulär und vielseitig ist, dass es dafür eine Community und/oder kommerzielle Anbieter gibt, bei denen man sich versorgen kann, wenn man es selbst nicht hinkriegt. Sowas z.B.:

Wenn der Synth der Wahl natürlich in der Lage ist, viele legendäre Kisten irgendwie zu emulieren, oder zumindest in die Nähe zu kommen, dann erleichtert das die Sache ungemein. Es nützt halt auch nichts, wenn man weiß, dass das ein Fairlight-Sample ist im Original, aber die eigene Kiste keine Usersamples laden kann... ;)
 
Hallo zusammen,

als Keyboarder versuche ich die Klänge möglichst originalgetreu zu covern. Das ist nervig und dauert manchmal extrem lange, weil häufig mehrere Layer (ist das der richtige Ausdruck für verschiedene Klänge?) im Hintergrund liegen.

Kann man irgendwo nachlesen, welchen Klang man wofür nimmt und wie man diese spielt? Es gibt ja zahlreiche Keyboard-Tutorials. Aber da ist halt nur die Melodie, aber nicht der Klang zu erkennen.

Beispiel: Für Chasing Cars gibt es unterschiedliche Piano Tutorials. Aber wie wird der Klang in dem Originalstück genau erzeugt? Außerdem ist im Hintergrund insbesondere am Anfang ein Dauerakkord zu hören. Welcher Klang ist das? Und dann das "Pling" bei 2:22 ...

Wo findet man Anleitungen zu diesen Feinheiten?
Zunächst einmal ist die Annahme, daß jeder Synthesizersound da draußen a) ein Preset mit Namen ist, b) klanglich identisch auf jedem Synthesizer und jeder Workstation reproduzierbar ist und c) auf jedem Synthesizer und jeder Workstation auch noch gleich heißt, schlichtweg falsch.

Ich weiß ja nicht, wie gut du in der Geschichte elektronischer Musikinstrumente aufgepaßt hast, aber bis Anfang der 80er wurden viele Synthesizer gebaut, die überhaupt keinen Speicher und auch keine voreingestellten Sounds haben. Ich sage nur Minimoog, ARP 2600, ARP Odyssey oder Oberheim SEM. Selbst der 1982er Roland Juno-6 hat keinen Speicher, die 1981er Roland TB-303 auch nicht. Und seit den Neunzigern kommen immer wieder neue Analogsynthesizer ohne Speicher auf den Markt (plus die Yamaha Refaces, von denen drei auch speicherlos sind, auch wenn sie digital sind).

Und die wurden und werden in Studioproduktionen eingesetzt, auch in aktuelleren Produktionen. Da kann dir dann keiner sagen, wie der Sound heißt, weil der Sound überhaupt nicht heißt.

Das nächste Problem ist der Klangcharakter. Nicht alle Synthesizer klingen gleich. Und wir reden hier nicht von feinsten Nuancen, die nur über 6.000-€-Genelec-Studiomonitore hörbar sind, sondern von teilweise sehr drastischen Unterschieden. Zum einen: Wenn du wirklich "möglichst originalgetreu" covern willst, mußt du auch den Klangcharakter der Maschine nachahmen, von der du einen Sound spielen willst. Zum anderen klingen eben dieselben Einstellungen auch auf verschiedenen aktuellen Synthesizer total unterschiedlich. Mal ganz davon abgesehen, daß kein Synth "alles" kann. (Wo hat die Korg Kronos Polymoog-Resonatoren? Wie kann ein Yamaha Montage eine mit 24 Partials resynthetisierte Digitalwelle in der Frequenz modulieren wie ein Synclavier?)

Spielt ihr auch "Sexy And I Know It" von LMFAO? Da kannst du lange darauf warten, daß dir jemand sagt, wie der Baßsound "heißt". Der "heißt" nämlich gar nicht. Der kommt von einer speicherlosen Roland TB-303. Da kann man dir allenfalls die Einstellungen an der Silberkiste sagen, daß du versuchen kannst, sie from scratch auf einem deiner Geräte nachzubauen. Zum Glück sind es nicht viele; die 303 ist ziemlich eingeschränkt.

Dann baust du das Schritt für Schritt nach, versuchst, das zu spielen, und stellst fest: "Scheiße, das klingt ja gar nicht wie 'Sexy And I Know It'!" Überraschung: Der von dir verwendete Synth kann gar nicht wie die Silberkiste klingen, kann gar nicht ihre ganz spezifische Klangcharakteristik emulieren. (Wenn jeder Synth das könnte, würden gebrauchte TB-303, die Ende 1981 neu $400, Anfang 1984 neu im Ausverkauf $100 und die Mitte der 80er Jahre über gebraucht $50 und weniger kosteten, nicht seit Ende der 80er gebraucht deutlich über $2.000 kosten.)

Ach ja, und eventuell wirst du auch feststellen, daß diese Bassline nicht funktioniert, wenn man versucht, sie per Hand auf einer Tastatur zu spielen. Die 303 hat keine Tastatur, d.h. sie hat eine, aber nur zum Programmieren der Sequenzen. Gespielt wird sie nur vom internen Sequencer. Das ist eine ganz klassische Acid-Bassline, wie sie seit 1987 gemacht werden: Der Sequencer spielt eine eintaktige Bassline, derweil an der Klangerzeugung herumgeschraubt wird. Du bräuchtest also noch die Informationen, wie diese Bassline auf einer 303 programmiert wird – wobei es im Grunde genommen überflüssig wäre, das auf den Sequencer einer Workstation zu übertragen, wenn die Workstation nicht einmal den Klang einer TB-303 hinbekommt.

Anderes Beispiel: ABBA – "Gimme! Gimme! Gimme!", der "Flötensound". Auch kein Preset mit Namen. Das kommt von einem speicherlosen ARP Odyssey Mk I, der technisch auf dem Stand von 1971 ist. Hier wirst du mit "Einstellungen nachbauen" erst recht nicht zum Ziel kommen. Der Sound kommt nämlich praktisch komplett vom selbstoszillierenden Zweipolfilter des Oddy. In der Theorie produziert ein Filter, wenn es selbstoszilliert, einen sauberen Sinus. Was beim Mk-I-Oddy aus dem selbstoszillierenden Filter kommt, ist aber alles andere als ein Sinus. Wer einen aktuellen Korg ARP Odyssey irgendwo anspielen kann, kann das gern antesten: Filter auf I, Resonanz und Keyfollow voll auf, alle Oszillatoren runterziehen. Voilà: Instant ABBA.

Als Keyboarder in einer Coverband hat man aber normalerweise für so etwas nur eine Workstation zur Hand. Die meisten werden feststellen, daß in dem ganzen Gerät kein einziges Filter zu finden ist, das zur Selbstoszillation fähig ist. Dafür sind die generischen Filter eines Rompler ja auch nicht ausgelegt. Und selbst wenn man selbstoszillierende Filter hat, klingen die nicht annähernd wie der dünne, blecherne Filtersound eines ARP Odyssey Mk I. Die einzigen Instrumente, die den hinbekommen, heißen alle irgendwas mit ARP Odyssey: der Mk I aus den frühen 70ern, von dem nur sehr wenige gebaut wurden, und die diversen Reissues von Korg. Überall sonst kann man das vergessen.

Jetzt könnte man sagen: Ja, dann baut man den Sound eben irgendwie anders. Aber – und das hast du schon ganz richtig erkannt: Die korrekte, amtliche klangliche Replika kommt nicht von außen, indem man an irgendeinem Sound herumdreht, bis es irgendwie passend klingt. Sie kommt von innen: Man weiß, womit es im Original gemacht wurde, man weiß, wie es damit gemacht wurde, und man baut das exakt so nach.

Es gibt aber noch andere Beispiele mit einem wesentlich höheren "Hat jeder schon mal nachgebaut"-Faktor. Etwa den Minimoog-Sound überhaupt und schlechthin: Rick Wrights Synth-Brass-Variationen von "Shine On You Crazy Diamond" oder "Wish You Were Here" (Pink Floyd). Ein Sägezahnoszillator, Vierpol-Kaskaden-Tiefpaßfilter mit 24 dB/Oktave, leicht resonierend, Cutoff ziemlich weit zugedreht, entsprechende Hüllkurveneinstellungen. Auch hier wieder: Es gibt keinen Namen für diesen Sound, den man unter den Presets jedes Synth findet. Also Handarbeit.

Dann baut man das nach und stellt fest: Scheiße, klingt das dünn. Bei Pink Floyd klingt das viel runder und voluminöser und lebendiger und so. Sogar ein Korg Poly-800 oder Roland Alpha Juno-1 klingt nicht so dünn.

Also greift man zu den üblichen Methoden, die hier normalerweise angewendet werden: Man dreht einen zweiten Sägezahnoszillator mit rein, der ganz eben verstimmt ist, damit es Schwebungen gibt und der Sound fetter wird. Womöglich stellt man den zweiten Oszillator gar auf Puls und dreht Pulsbreitenmodulation mit rein –

STOP!

Auch wenn's jetzt fetter klingt, klingt es immer noch nicht nach Rick Wright. Im Gegenteil, es klingt noch weniger nach Rick Wright. Ein Minimoog hat keine Pulsbreitenmodulation, also raus damit. Außerdem ist das wirklich und definitiv nur ein Oszillator. Da schwebt gar nichts im Original. Der Oszillator ist nur eben nicht digital, sondern analog und diskret aufgebaut und entsprechend ungenau.

Dann fängt man als Workstation-Nutzer an, sich zu überlegen, wie man den einen Oszillator gleichzeitig mit einem nicht gestuften Zufalls-LFO (Drift) und einem Rauschgenerator (Jitter) ganz subtil in der Frequenz moduliert. Sollte das gelingen, muß man sich überlegen, wie man die nichtlineare Übersteuerung des Filters repliziert. Der Minimoog hat ja einen Konstruktionsfehler, der letztlich den Großteil seines Klangcharakters ausmacht: Das Signal von den Oszillatoren ist stärker, als wofür das Filter ausgelegt ist, so daß das Filter praktisch ständig übersteuert. Auch das muß man mit berücksichtigen. Und so weiter. Häufig scheitert es schon daran, daß rein samplebasierte Synthesizer keine frei schwingenden Oszillatoren haben – das wird spätestens dann wichtig, wenn man mehrere nutzen will, auf jeden Fall aber, wenn man Verstärkerhüllkurven-Attack auf null drehen muß.

Der Musicplayer-User JerryA hat vor etwa fünf Jahren eine generelle Bauanleitung für Minimoog-Sounds gepostet. Problem dabei: Die funktioniert nur im Clavia Nord Modular. Aus einem Synthesizer mit drei Oszillatoren, einem Rauschgenerator, einem Mixer, einem Filter und ohne LFOs wurde ein Monster mit immer noch drei Oszillatoren, drei zusätzlichen LFOs, vier Rauschgeneratoren, fünf Mixern, vier Filtern, zwei Clipping-Modulen, einem Rectifier-Modul, zwei Feedbackschleifen... Und dann muß man jede Phase des Aufbaus auch noch mit einem real daneben stehenden Minimoog abgleichen und feineinstellen, das kann man also nicht auf gut Glück bauen. Aber er sagt, das klingt jetzt einigermaßen wie ein Minimoog. Und er dürfte alt genug sein, um den originalen Minimoog Model D unter den Händen gehabt zu haben, als der noch neu war.

Trotzdem dürfte wohl kaum ein Keyboarder in einer Coverband ein Gerät haben, mit dem das so nachzubauen ginge.

Gut, ich weiß jetzt nicht, wie sehr du ins Detail gehen willst, wie nah du an den jeweiligen Originalsound herankommen willst. Es gibt Details, bei denen die meisten Livekeyboarder sagen, die spielen keine Rolle, wo aber die Synthesizer-Nerds sagen, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Was dem einen 99% Authentizität sind, sind dem anderen nicht einmal 60% oder vielleicht sogar nicht einmal 40%.

Wenn ihr irgendwas von Duran Duran spielt, wirst du eher früher als später auf den Roland Jupiter-8 stoßen. Der hat Speicher, aber keine Namen für die Sounds, geschweige denn, daß du auf irgendeinem deiner Geräte unter demselben Namen einen exakt identisch klingenden Sound vorfinden würdest. (Das Glück hast du nicht einmal bei Klängen vom Roland D-50, die es in den General-MIDI-Standard geschafft haben – einzig bei Roland dürfte man da relativ nah dran kommen, alle anderen haben eher Annäherungen.)

Jedenfalls genügt da eigentlich nicht eine Auflistung der Einstellungen. Daß das Filter 24 dB/Oktave haben muß, heißt noch lange nicht, daß, wenn man das so einstellt, es auch wirklich exakt wie ein Roland Jupiter-8 klingt. Auf jedem Synth klingt das anders. Erschwerend kommt hinzu, daß bei den meisten virtuell-analogen Synthesizern der 24-dB/Oktave-Tiefpaß an Moog angelehnt ist und auch das immer wieder anders (bis auf Clavia, die zumindest im Nord Modular und möglicherweise auch in den frühen Nord Leads das Roland System-100 als Vorbild genommen haben, und Alesis Ion, Alesis Micron, Akai Miniak und Access Virus ab C, die gleich mehrere unterschiedliche Filter in der Flankensteilheit haben). Wie ein Roland Jupiter-8 klingt das nie (auch wenn Alesis und Akai was anderes behaupten).

Legst du also Wert darauf, daß es klingt wie der im Original eingesetzte Synthesizer? Machst du also klanglich einen Unterschied zwischen z. B. Roland Jupiter-8, Moog Memorymoog, Sequential Circuits Prophet-5 Rev. 1, Sequential Circuits Prophet-5 Rev. 2 (alle mit einem 24-dB/Oktave-Kaskadenfilter), Sequential Circuits Prophet-5 Rev. 3, Oberheim OB-Xa, Elka Synthex, Roland Jupiter-6, Roland JX-3P, Roland JX-8P, Roland MKS-80, Roland JX-10, Roland MKS-70 und Rhodes Chroma (alle mit zwei 12-dB/Oktave-Filtern in Reihe), wobei dann auch noch die Art der Oszillatoren (rein spannungsgesteuerte VCOs vs. quarzgestützte DCOs) eine Rolle spielt?

Noch ein Beispiel: der metallische Sound aus "Beat It" von Michael Jackson. Der kommt aus einem NED Synclavier II. Erzeugt wird er wie folgt: Zunächst wird eine Art Grundsound additiv mit 24 Partials aufgebaut. Der wird zu einer Digitalwelle resynthetisiert, die dann ins Synclavier eingespielt wird. Der digitale Tongenerator, der sie dann abspielt, wird dann auch noch von einem Sinusoszillator in der Frequenz (tatsächlich Frequenz, nicht Phasenlage wie beim Yamaha DX7) moduliert. Das mit irgendeinem aktuellen Synth nachzubauen, ist aussichtslos.

Nun steht der Klang im Intro frei. Die meisten Coverband-Keyboarder rippen den einfach von der CD und laden ihn als Sample in ein geeignetes Gerät. Das ist aber auch problematisch. Denn nicht alle Tonhöhen, in denen dieser Sound gespielt wird, stehen frei, so daß man nicht für jede Tonhöhe ein eigenes Sample hat. Regelt man die Tonhöhe ganz klassisch im Sampler, wird der Klang bei tieferen Noten zwar tiefer, aber auch langsamer – im Original ist er aber immer gleich schnell, weil keine der verwendeten Hüllkurven auf Keyfollow gestellt ist. Außerdem pitchshiftet man die Wandlerfrequenz gleich mit.

Annähern ließe sich das, indem man für jede der zu spielenden Tonhöhen jeweils das nächstmögliche ungepitchte Sample nimmt und vorab pitchshiftet, ohne daß es Timestretching gibt. Damit riskiert man unter Umständen aber Artefakte. Und man pitchshiftet immer noch die Wandlerfrequenz mit. Letzteres ist übrigens der Grund, warum auch bei modernen Sample-Libraries mit den Sounds klassischer Sampler und Digitalsynths nach Möglichkeit immer in Halbtonschritten gesamplet und auf jegliches Pitchshifting verzichtet wird.

Beispiel für extrem hohen Detailgrad: die typischen Sounds aus Yamahas Phasenmodulations-Synthesizern. E. Piano 1. Bass 1. Harmonica1. Tub Erupt, falls man Weihnachtssongs spielt. Alles Presetklassiker aus dem 1983er Yamaha DX7 – wohlgemerkt, teilweise nur unter den Presets für den US-Markt zu finden. Jedenfalls klingen die aus einem 1986er DX7II schon merklich anders. Das liegt nicht an einer anderen Klangerzeugung. Die ist im wesentlichen immer noch dieselbe, nur mehr davon. Nein, das liegt an den Wandlern. Der DX7 hat noch 10-Bit-Wandler mit einem ziemlich gritty Klangcharakter. Der DX7II hat 16-Bit-Wandler und klingt sauberer. Schon mein TX802 (DX7II-Generation) produziert nicht ganz so den "Rotz" eines originalen DX7.

Ich habe vorletztes Jahr auf der Superbooth in Berlin den damals nagelneuen Montage angespielt. Für viele ist das ja im Prinzip so eine Art Super-DX7 plus Rompler dazu. Natürlich habe ich mich auf die typischen DX7-Sounds konzentriert. Und selbst über die Kopfhörer, die da gestellt wurden, war deutlich zu hören, daß der Montage viel zu sauber, zu glatt, zu hi-fi klingt, um auch nur einen DX7II emulieren zu können – geschweige denn einen DX7.

Angenommen, du würdest "Wild Horses" von Gino Vannelli spielen (die Nummer ist randvoll mit DX7) oder meinetwegen "What's Love Got To Do With It" von Tina Turner oder "Danger Zone" von Kenny Loggins oder eine der typischen 80er-Jahre-E-Piano-Balladen. Wäre es dir wichtig, daß das wirklich nach dem damals verwendeten Gerät klingt – einem DX7?

Hier wäre Emulation in der Tat ein Problem, denn es gibt keinen Klangerzeuger, der die Wandler eines DX7 emuliert.

Je nach dem was man covern möchte, geben Presets schon einiges her. In den 90ern sind ganze Hits aus bestimmten Romplern gekommen.
Seit VST/DAW Produktionen ist das schon schwieriger mit dem Originalgetreu. Da dudeln dann mal eben 30 Spuren mit automatisierten Filtern/FX im Song.
Zumal dann natürlich entsprechende Mengen an Softsynths, kommerziellen Sample-Libraries und mitunter auch eigenen Samples im Einsatz sind. Und auch die großen Studios bouncen irgendwann oder rendern Spuren häppchenweise vorab, denn auch die haben nicht die Rechenpower, um 30, 50, 70, 100 Spuren nebst opulenten Effekten gleichzeitig in Echtzeit zu generieren. Selbst wenn man genau wüßte, was im Original mit welcher Software, welchen Presets, welchen Modifikationen an den Presets und welchen sonstigen Einstellungen gemacht wurde, kann man sich bei Digital Audio Networx Rackrechner im mittleren fünfstelligen Gesamtwert kaufen, um das alles auf der Bühne ohne Audiozuspielungen live zu reproduzieren.


Martman
 
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@Gregor07: Lass dich nicht entmutigen - Martman ist sehr speziell und eigentlich nie zufrieden. Wenn's nach ihm geht, kann und darf man nichtmal versuchen, einen Sound nachzubauen, wenn man nicht das persönlich handsignierte Originalexemplar des Synths verwendet, der im Original zu hören ist. Nur baugleich reicht nicht, die Seriennummer muss stimmen - und wehe, die Sicherung wurde inzwischen gewechselt. :D

Zunächst einmal ist die Annahme, daß jeder Synthesizersound da draußen a) ein Preset mit Namen ist, b) klanglich identisch auf jedem Synthesizer und jeder Workstation reproduzierbar ist und c) auf jedem Synthesizer und jeder Workstation auch noch gleich heißt, schlichtweg falsch.
...genauso falsch wie deine Annahme, man könne nicht auch mit ähnlichen Mitteln zum Ziel kommen. Klar, es gibt (wenige!) Sounds, die lassen sich nicht 100% auf dem "falschen" Gerät nachbilden. Aber 99% der Synthsounds da draußen lassen sich immerhin zu 99% nachbilden, wenn man eine ungefähre Ahnung hat, wie er aufgebaut ist. Wenn es um einen Sync-Sound geht, muss natürlich der Synth zum Nachbauen auch syncen können - aber das reicht dann auch meist schon.

Und die wurden und werden in Studioproduktionen eingesetzt, auch in aktuelleren Produktionen. Da kann dir dann keiner sagen, wie der Sound heißt, weil der Sound überhaupt nicht
Er hat auch nicht gefragt, wie die Sounds heißen, sondern was das für Sounds sind. Und das kann man eben schon sehr oft recht genau sagen. Da ist eine Auskunft wie "Clavinet auf BD, gelayert mit einem Rechteck und etwas Chorus drauf" schon sehr zielführend. "Schmink es dir ab" ist dagegen kein konstruktiver Beitrag.
 
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Nicht von Martman entmutigen lassen. Ich spiele 2 Workstations, die älter als 9 Jahre sind und dennoch reicht es aus, erfolgreich und in vielen Fällen recht originalgetreu zu covern. Und wenn es nicht die Fanfaren aus Final-Countdown sind, reicht oft ein ähnlicher Sound aus, der den gleichen Zweck erfüllt. Manchmal findet man beim Durchprobieren der Presets sogar Sounds die besser funktionieren als das Original.
Helfen kann man Dir am besten mit konkreten Beispielen: z.B. Wie reproduziere ich den Dängel-pfüh-tzong-zisch-Sound aus dem Intro von Song Y auf dem Keyboard XY. Gerade bei den verbreiteten Instrumenten gibt es oft Personen, die Dir entweder Tipps geben können, oder gar den Sound selbst. Für Yamaha-Instrumente gibt es einige Soundsets, die auf spezielle Songs zugeschnitten sind.

Es ist schon Einiges möglich mit aktuellen Keyboards, bei mehreren 1.000 Presets finde ich sehr oft Sounds, die dem gesuchten sehr nachkommen, oder habe meine Lieblingssounds so angepasst, dass ich weiß, in welchem Kontext sie funktionieren.

Außerdem investiere ich lieber eine Stunde in das Üben um einen Part mit Herz und Eiern zu spielen, als 2 Stunden an einer Hüllkurve rumzuschrauben.

Viel Spaß weiterhin beim Covern! :)
 
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Klar, es gibt (wenige!) Sounds, die lassen sich nicht 100% auf dem "falschen" Gerät nachbilden. Aber 99% der Synthsounds da draußen lassen sich immerhin zu 99% nachbilden, wenn man eine ungefähre Ahnung hat, wie er aufgebaut ist. Wenn es um einen Sync-Sound geht, muss natürlich der Synth zum Nachbauen auch syncen können - aber das reicht dann auch meist schon.
Solche Prozentzahlen muß man mit Vorsicht genießen; das nimmt jeder anders wahr.

Was für den Laien 99% sein mögen, sind für erfahrene Synthesizeranwender hier 85%, im Nachbarforum™ 60%, auf Turn It On Again 40% und im BlahBlahCafe (hier einfach nach "Replica Cover" suchen) 35%.

Ich kann mich noch an das Treffen in Celle erinnern. Irgendeiner von euch hat mit einem Streichersound einen Part aus "Oxygène 2" von Jarre gespielt. Ihr wart euch einig: Das klingt zu ziemlich 100% wie Jarre. Für mich waren das nicht einmal 50%. Dies einmal dazu als konkretes Beispiel.

Außerdem muß es Gründe geben, warum so Instrumente existieren wie Verghese ProSoloist Rack, x0xb0x und Manikin Memotron, von Minimoog Reissue, Korg MS-20 Mini, Korg ARP Odyssey und TTSH ganz zu schweigen, wenn angeblich all das, worauf die spezialisiert sind, zu mindestens 99% identisch mit jeder x-beliebigen Workstation oder zumindest jedem x-beliebigen virtuell-analogen Synthesizer möglich ist.

Aber das hat der TE ja immer noch nicht beantwortet – ob er nur in die gleiche Richtung gehen möchte wie der Originalsound, oder ob er auch Nuancen des Klangcharakters des beim Original verwendeten Equipments nachbauen will bzw. muß. Er schrieb ja "möglichst originalgetreu", und solange das nicht seitens des TE selbst relativiert wird, gehe ich davon aus, daß ihm auch an der Nachbildung des Klangcharakters gelegen ist.


Martman
 
Was für den Laien 99% sein mögen, sind für erfahrene Synthesizeranwender hier 85%, im Nachbarforum™ 60%, auf Turn It On Again 40% und im BlahBlahCafe (hier einfach nach "Replica Cover" suchen) 35%.
Wenn man natürlich von vornherein den Suchbegriff "Replica Cover" verwendet, dann kommt auch sowas dabei heraus. Martman: Dass DU da evtl. auch einen BIAS hast, der sich nicht mit der Realität deckt, kommt dir nicht in den Sinn?

BTW: Nett, dass du mich als Laien bezeichnest, während selbstverständlich nur der Große Martman(TM) himself es besser weiß...


Ich kann mich noch an das Treffen in Celle erinnern. Irgendeiner von euch hat mit einem Streichersound einen Part aus "Oxygène 2" von Jarre gespielt. Ihr wart euch einig: Das klingt zu ziemlich 100% wie Jarre. Für mich waren das nicht einmal 50%. Dies einmal dazu als konkretes Beispiel.
Wer hat das gespielt und wer war sich da einig? Außer dir evtl. habe ich niemanden Jarre spielen hören - und dass das "100% Jarre" wäre, hat auch niemand behauptet.

Außerdem muß es Gründe geben, warum so Instrumente existieren wie Verghese ProSoloist Rack, x0xb0x und Manikin Memotron, von Minimoog Reissue, Korg MS-20 Mini, Korg ARP Odyssey und TTSH ganz zu schweigen, wenn angeblich all das, worauf die spezialisiert sind, zu mindestens 99% identisch mit jeder x-beliebigen Workstation oder zumindest jedem x-beliebigen virtuell-analogen Synthesizer möglich ist.
Natürlich gibt es nicht ohne Grund auch Nischenprodukte. Allein schon deswegen, weil der eine oder andere vielleicht Bock drauf hat, weil ihm die Kiste mehr Spaß macht. Aber glaub mir: die wenigsten der Käufer dieser Kisten benutzen die, um irgendwas originalgetreu zu KOPIEREN. Die machen damit was NEUES. Die Coverbandkeyboarder (die bösen, die Romplerasseln...) - das sind diejenigen, die versuchen so nah wie es geht ans Original heranzukommen.

Aber das hat der TE ja immer noch nicht beantwortet – ob er nur in die gleiche Richtung gehen möchte wie der Originalsound, oder ob er auch Nuancen des Klangcharakters des beim Original verwendeten Equipments nachbauen will bzw. muß. Er schrieb ja "möglichst originalgetreu", und solange das nicht seitens des TE selbst relativiert wird, gehe ich davon aus, daß ihm auch an der Nachbildung des Klangcharakters gelegen ist.
Es ist wirklich Unsinn, Martman, JEDESMAL davon auszugehen, dass irgendwer mit deinem völlig wahnwitzigen Anspruch Sounds nachbauen würde.

Und normalerweise hätte ich mir solche Kommentare wie den folgenden sicherlich verkniffen - aber so, wie du schon seit Wochen wieder austeilst und hier herumätzt, kann ich das diesmal nicht: gemessen an deinem eigenen Anspruch, mit dem du hier zu Werke gehst, ist das, was ich von dir bis jetzt an Sounds gehört habe, -sorry- erbärmlich. Und das liegt nicht an deinem Equipment. Das geht selbst damit besser. Dass ein echter Bläsersatz nicht 1:1 auf Tasten zu kopieren ist, geschenkt. Aber alles, was im Original nicht Streicher, Gebläse oder Klavier ist, mit einem "Panflötensound" abzudecken - also... Bevor man da über Feinheiten von Filterboards oder den verwendeten Chipsatz philosophiert, wäre eine wenigstens GROB passende Hüllkurve vielleicht mal der erste Schritt. Sorry, aber das musste mal raus, auch wenn Lästern über Kollegen eigentlich nicht meine Sache ist. Aber wer so ausdauernd in den Wald hineinschreit, hört auch mal ein Echo.
 
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Und normalerweise hätte ich mir solche Kommentare wie den folgenden sicherlich verkniffen - aber so, wie du schon seit Wochen wieder austeilst und hier herumätzt, kann ich das diesmal nicht: gemessen an deinem eigenen Anspruch, mit dem du hier zu Werke gehst, ist das, was ich von dir bis jetzt an Sounds gehört habe, -sorry- erbärmlich. Und das liegt nicht an deinem Equipment. Das geht selbst damit besser. Dass ein echter Bläsersatz nicht 1:1 auf Tasten zu kopieren ist, geschenkt. Aber alles, was im Original nicht Streicher, Gebläse oder Klavier ist, mit einem "Panflötensound" abzudecken - also... Bevor man da über Feinheiten von Filterboards oder den verwendeten Chipsatz philosophiert, wäre eine wenigstens GROB passende Hüllkurve vielleicht mal der erste Schritt. Sorry, aber das musste mal raus, auch wenn Lästern über Kollegen eigentlich nicht meine Sache ist. Aber wer so ausdauernd in den Wald hineinschreit, hört auch mal ein Echo.
Wo habe ich jemals einen Panflötensound verwendet?

Hat dir da jemand etwas untergejubelt, was gar nicht von mir ist? Ich habe hier nämlich kaum Musik publik gemacht und veröffentliche außerhalb der Band sonst auch keine.

Und daß ich keine Hüllkurven einstellen kann, das kann ich so nicht im Raum stehen lassen – angesichts ewig langer Versuche, die Filterhüllkurve des Rechtecksounds von "What A Fool Believes" unter anderem durch Selbstmodulation in dieselbe Charakteristik wie in der Studioaufnahme zu biegen. Ich bin immer noch nicht an dem Punkt, den ich erreichen möchte, weil einfach meine Zeit begrenzt ist.


Martman
 
Ich muss Jens leider voll und ganz zustimmen!
 
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Der Panflötensound steht bewusst in Anführungszeichen. Mir ist schon klar, dass das irgendein Synth ist - aber eben mit einer Hüllkurve, die mich eher an eine Panflöte erinnert als an irgendwas anderes. Hier bei ca. 0:10 das erste Mal zu hören:


Im Original kommt da an der Stelle (auch 0:10) etwas, das doch eher perkussiv klingt:


So. Und bei dem Level wollen wir jetzt ernsthaft darüber diskutieren, ob man Unterschiede zwischen Synth XYZ, Rev. B (bis 1. April 1977) oder Rev. C (ab 2. April 1977) hört? Bitte...
 
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(Ich kann gerade keine eingebetteten YouTube-Videos sehen.)

Du meinst die dreistimmige Leadsequenz?

Den Sound habe ich am MicroKorg from scratch, also vom Init-Sound her aufgebaut. Er ist bis heute nicht 100% fertig, und ich habe verdammt wenig Zeit, den Sound dahin zu bekommen, wohin ich ihn haben will – zu einer möglichst exakten Replik des Originals. Ein Versuch am Virus war fehlgeschlagen, weil der Virus zwar flexibler, aber vom Klangcharakter her nicht "hart" genug ist. Möglicherweise werde ich aber auf den Virus zurückschwenken, wenn es nämlich darauf hinauslaufen wird, daß ich die Resonanz per Hüllkurve oder One-Shot-LFO modulieren muß.

Eigentlich geht es mir auch gegen den Strich, daß ausgerechnet dieser Song in ausgerechnet diesem Zustand als Demo ausgewählt wurde. Ich hatte versucht, dagegen Veto einzulegen. Aber auf meine Vetos hört in dieser Band niemand jemals. Meine Mitmusiker hören bei mir sowieso auf gefühlt überhaupt nichts, außer ich verspiele mich grob. Was ich alles spiele, nehmen sie nur wahr, wenn sie sich Mehrspuraufnahmen anhören und da meine Spuren gesondert.

Blöderweise ist jetzt dieses Demo in Stein gemeißelt, und der ganze Rest der Band findet es grandios. Wenn ich meinen Bandkollegen nach exzessivem Zurechtschrauben dieses einzelnen Sounds sagen würde, ich möchte meine Parts (und zwar alle – meine Parts liegen sogar in der Mehrspuraufnahme nur als Stereosumme vor und nicht als eine Stereospur pro Sound) noch einmal komplett neu einspielen, weil ich einen einzigen Sound verbessert habe, an dem sich in der Band nur ich störe, dann werden die mir einen Vogel zeigen.

Ansonsten bin ich nämlich, wenn wir neue Stücke anfangen, jemand, der sich weigert, überhaupt mitzuspielen, solange er nicht, soweit das Equipment, die Anzahl der Hände und die Chance von Sequencereinspielungen auf Erfolg es zulassen, auf Replika-Niveau ist. Ich habe auch schon weiß Gott oft genug versucht, Veto gegen ganze Songs einzulegen, weil ich die als auf adäquatem Niveau unspielbar erachtet habe.

Ich wollte "Boogie Wonderland" verhindern. Ebenso "Fantasy" (auch Earth, Wind & Fire), "A Night To Remember" (Shalamar), "Clouds Across The Moon" (RAH Band) und einige andere. Grund: viel zu kompliziert. Ich wurde ausgelacht. Die Nummer kam ins Repertoire ohne Wenn und Aber. Die Bandkollegen haben sich gewundert, warum ich Monate brauchte, bis ich mitspielen konnte. Bei keinem dieser Songs weiß wohl auch nur einer meiner Bandkollegen, was ich da alles abfackele.

Ich war auch vehement dagegen, "Get Lucky" (Daft Punk) ins Repertoire aufzunehmen. Ich überlegte schon, wie ich den mehrschichtigen, zeitweise zwischen einer und sechs Stimmen alternierenden Vocoder-Part 1:1 replizieren sollte, woran der Virus kläglich scheiterte, und was außerdem Klick den ganzen Song über bedeutet hätte. Ich hatte hier eine Frage gestellt, was ihr glaubt, wie der Leadsound am Ende aufgebaut ist – und bekam als Antwort etwas in der Art des typischen Pseudo-Rick-Wright-Minimoog-Synth-Brass, obwohl der Sound in "Get Lucky" davon meilenweit entfernt ist (ein Pulsoszillator und nicht zwei gegeneinander leicht verstimmte Sägezahnoszillatoren etc.). Letztlich spielten wir den Song nur deshalb nicht, weil wir ihn nicht zum Grooven brachten.

Ich wollte auch "Lessons In Love" (Level 42) verhindern. Resultat zunächst siehe oben. Ich brachte es mit ziemlichen Programmierexzessen (darunter FM-Programmierung an einem Eigentlich-nicht-FM-Synth) zum Laufen. Als ich auf Nahezu-Replika-Niveau war, wurde die Nummer aus dem Repertoire geworfen. Grund: Der Bassist konnte nicht gleichzeitig singen und den Baßpart spielen. Was ich kann oder nicht, ist dagegen scheißegal, ebenso, was ich für einen Aufwand habe.

Okay, ich komme nicht immer auf Replika-Niveau. Es gibt einige Sachen in "Billie Jean" (wo ich nun wirklich versuche, so ziemlich jeden Pieps nachzubauen), an denen ich immer wieder feile. Ich rätsele z. B. darüber, welcher Streicherpart in dem Stück in der originalen Studiofassung wie gemacht wurde – es war mit Sicherheit nicht alles ein Synclavier, aber nach einem Polysynth klingt es auch nicht. Der "Hoo"-Sound, im Original ein Voice-Sample von Michael Jackson selbst, wird auch eine Krücke aus dem XV-5080 bleiben, bis ich Zeit genug habe, mich selbst zu samplen.

Mich stört auch bis heute der Vocoder-Sound in "Let's Groove" (wieder Earth, Wind & Fire), weil der Vocoder im Virus nichts taugt (und der im MicroKorg noch viel weniger), mein Mischpult aber das Einpatchen eines anderen externen Vocoders nicht hergibt – ich habe keinen Pre-Fader-Aux mehr frei.

Die Qualitätsstandards, die ihr hier habt, sind Lichtjahre über denen in der Band, in der ich spiele.


Martman
 

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