Chicago Short Scale Bass von gear4music

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Chicago Short Scale Bass von gear4music - 04/2018

Wenn es unbedingt ein ShortScale-Bass sein soll, ist die Auswahl stark eingeschränkt.
Und bei knapper Kasse wird es natürlich noch enger .. Hier also der "Preis-Hit" unter den ShortScale-Bässen :

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Eigenschaften:


- ShortScale Bass = 30 Zoll Mensur
- Body aus extrem leichtem Paulownia, Sunburst-Finish
- Hals aus Ahorn mit einem Griffbrett aus Pappel-Laminat
- 2 Pickups, 2 Volume- und zwei Ton-Regler
- Gewicht: 2,7 kg
- Softbag im Lieferumfang

Das klingt auf dem Papier erstmal soweit okay, aber wie ist die Qualität eines solch preiswerten Instruments ?



Ist der Bass für Anfänger geeignet ?

Nach dem auspacken habe ich den Bass zumächst grob gestimmt und dann gleich festgestellt: unbespielbar.

Ursachen:

- die Halsfräsung ist zu tief, die Reiter der Brücke lassen sich nicht weit genug herunter drehen
- wie bei vielen (auch teuren) Instrumenten sind die Kerben im Sattel nicht tief genug
=> Im Ergebnis sind die Saiten viel zu weit weg vom Griffbrett.

Immerhin fällt positiv auf daß die Bundstäbchen nicht überstehen und auch nicht scharfkantig sind.



Kann man den Bass bespielbar machen ?

Ja, ich hab's soweit geschafft - Zeitaufwand: ~ 3 Stunden.

Zunächst habe ich die Saiten entfernt und dann den Hals abgeschraubt.
Dann habe ich eine 3mm dicke Platte angefertigt in der Form der Halsfräsung und vor der
Montage des Halses in die Fräsung des Body eingelegt - erstmal provisorisch, 3mm könnten ja zu wenig sein.

Nach dem aufziehen der alten Saiten habe ich die Saiten-Reiter an der Brücke soweit herauf gedreht
daß beim drücken der Saiten im 12. Bund nichts mehr schnarrt. Mit einem chromatischen Stimmgerät
habe ich dann die Oktavreinheit eingestellt. Nun stimmte zwar zum Body hin der Saitenabstand einigermaßen,
aber an der Kopfplatte war der Saitenabstand zu den Bundstäbchen immer noch gruselig groß.

Also habe ich die Sattelfeilen ausgepackt und Saite für Saite soweit tiefer gefeilt
daß der Abstand zwischen Saite und Bundstäbchen korrekt ist.


Wie ist die Qualität ?


Erstaunlich daß man für sowenig Geld einen Bass bauen kann. Also wurde am Material gespart wo geht.
Pappel-Laminat als Griffbrett ? Okay .. Paulownia als Holz für den Body ? Eigentlich ist das ein
gutes Holz für den Bootsbau, Flugzeuge, Autos und alles wo stabiles Holz hin soll, aber extra leicht sein muß.
Aber wenn's auf Dauer funktioniert .. abwarten.

Ansonsten waren sämtliche Muttern lose, die vier an den Mechaniken und auch die an den vier Potis im Body.
Und sämtliche Kreuzsschlitz-Schrauben sollte man kurz nachziehen ..

Was garnicht geht: die Potis scheinen mir linear zu sein statt logarithmisch.
Bein drehen wird's erst langsam leiser, dann plötzlich, am Ende, ist der Ton weg.
Die Tonregler reagieren genauso langsam. Und am Ende dämpfen sie kaum die Höhen.
Ich habe noch nicht reingeschaut, aber ich gehe davon aus daß hier zu kleine Kondensatoren verbaut wurden.



Fazit:

Tja, ausgerechnet der Einsteiger-Preis-Bass ist für Anfänger ohne handwerkliche Fähigkeiten absolut nicht zu empfehlen. Finger weg !
Das Ding sieht schön aus, ist aber "out of the Box" gerade mal als Flitzebogen geeignet.

Wer den Zeitaufwand nicht scheut, der kann aus dem Bass ein durchaus spielbares ( Zweit-, Dritt-, ... xxx -) Instrument machen.

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Edit (aus Beitrag #9 hierher eingefügt):


So, im folgenden noch ein paar Bilder [Vorher / Nachher]

Zunächst die eingelegte Platte unter dem Hals:
upload_2018-4-15_21-13-26-png.623220



Die Brücke im [Vorher / Nachher] Vergleich:
upload_2018-4-15_21-20-29-png.623221



Der Hals steht natürlich weiter aus dem Korpus heraus :
upload_2018-4-15_21-29-5-png.623225



Die Veränderung der Saitenhöhe am 12. Bund sieht weniger dramatisch aus als ich dachte.
Allerdings habe ich ab Griffbrett gemessen, nicht ab Bundstäbchen.

Der Abstand der Saiten zu den Bundstäbchen ist spürbar geringer geworden !
upload_2018-4-15_21-40-30-png.623226


Und als letztes noch der Abstand am 1. Bund direkt neben dem Sattel:
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Vielen Dank für das Review.
Nun, dass so ein billiges Instrument entsprechende Schwachstellen hat, ist ja naheliegend.
Vermutlich gibt es auch eine entsprechende Serienstreuung.

Kannst du aber auch was zum Sound sagen, beworben wird ja ein warmer runder Klang mit viel Sustain.

Wie ist das Handling?

- Hals aus Ahorn mit einem Griffbrett aus Pappel-Laminat
Na ja, offensichtlich ein zusammengesetzter, geklebter Ahorn-Hals, geht für mich gar nicht.

Chicago Short-Scale Hals.jpg
 
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Na ja, offensichtlich ein zusammengesetzter, geklebter Ahorn-Hals, geht für mich gar nicht.

Zumal das auch bei Budget Instrumenten besser geht, bzw. Besser könnte.

Dennoch gefällt mir das Review und beim aufgerufenen Preis ist mir die Einstell Arbeit gleich, die hab ich eh immer. Würd mich ja schon ein wenig anGASen, wenn ich das denn noch rechtfertigen könnte vor mir...


Ansonsten jedoch sehr schönes Review! Danke dafür.

Da ist aber noch eine Sache, vertauschst du vielleicht gerade linear und logarithmisch? Deiner Beschreibung nach haben die Potis eine Logarithmische Kurve, was ich auch nicht gut finden würde...

Eine lineare Kurve wäre ja eine immer gleichbleibende und demnach das was du gut finden würdest, nehme ich an.
 
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Kannst du aber auch was zum Sound sagen, beworben wird ja ein warmer runder Klang mit viel Sustain.

Beworben wird ein warmer runder Klang mit viel Sustain. Echt ?
Na, ich denke, das ist so der Standard-Spruch aus der Marketing-Abteilung.

Der Bass klingt .. ganz okay, ähnlich wie viele P-Bass-Kopien .. ;-)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Da ist aber noch eine Sache, vertauschst du vielleicht gerade linear und logarithmisch? Deiner Beschreibung nach haben die Potis eine Logarithmische Kurve, was ich auch nicht gut finden würde...
Lassen wir die Experten zu Wort kommen ..

https://www.gitarrebass.de/stories/poti-werte-und-regelcharakteristika/

Jedenfalls muß ich ordentlich lange drehen bis dieser Bass signifikant leiser wird.


In einem anderen Thread fand ich dazu:
Das Volume Poti darf auch linear sein, die original Potis sind aber beide logarithmisch.

https://www.musiker-board.de/threads/frage-welche-potis-fuer-p-bass.380669/
 
Grund: Ergänzung
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Dann doch lieber einen Ibanez Shortscale ... ich hatte vor Jahren mal einen für meinen damals 11jährigen Sohn erstanden. Kein Klangwunder, aber wirklich ordentlich verarbeitet. Und 200 EUR fand ich jetzt auch nicht zu viel ...
 
Da gibt es durchaus Alternativen (leider noch immer wenige) wie z.B. den neuen Ibanez Talman oder den Squier Jaguar.
 
Dann doch lieber einen Ibanez Shortscale ... ich hatte vor Jahren mal einen für meinen damals 11jährigen Sohn erstanden. Kein Klangwunder, aber wirklich ordentlich verarbeitet. Und 200 EUR fand ich jetzt auch nicht zu viel ...

Ich habe auch den Eindruck, bei Instrumenten weit unter 200 € wird allerorts heftig am Material gespart.
Anfängern würde ich raten, (mindestens) in Richtung 200 € zu investieren.

Den Harley Benton PB-Shorty von Thomann (z.Zt. 79€ ) hatte ich auch schonmal in den Fingern,
der kommt auch in gruseliger Grundeinstellung, und die verwendeten Bauteile sind schlicht zu billig.

Fender Squier Bronco steht zur Zeit bei 180 €, und auch bei den anderen Markenfirmen gibt es Short Scale Bässe,
die einigermaßen solide gebaut sind und sich ohne Klimmzüge vernünftig einstellen lassen.
 
Edit:
Text und Bilder auf Wunsch des Threaderstellers in Beitrag #1 eingefügt
 

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Hey,

ich hatte ich mal einen Bass in der Hand bei dem die Brücke ganz unten, die Saitenlage trotzdem gruselig war.
Bei dem war das Problem das der Hals nicht paralell zum Body ging, sondern nach vorne geneigt war. Schicht unsauber gefräst. Das war mit einem kleinen einseitigen Shim beseitigt.

Du könntest, wenn du nicht willst das der Hals soweit aus dem Body steht, schlicht das selbe machen. Wobei ich mit bei deinem vorher Foto der Halstasche nicht sicher bin ob der Hals ein wenig nach oben geneigt ist, oder ob das eine optische Täuschung ist.
Da würde ein deutlich dünnerer Shim reichen, als deine aktuellen 3mm.

Ist aber klar Geschmackssache :)
 
ich hatte ich mal einen Bass .. Bei dem war das Problem das der Hals nicht paralell zum Body ging, sondern nach vorne geneigt war. Schicht unsauber gefräst. Das war mit einem kleinen einseitigen Shim beseitigt. Du könntest, wenn du nicht willst das der Hals soweit aus dem Body steht, schlicht das selbe machen.
Ich find's besser wenn der Hals weiter heraussteht, da kommt man beim slappen besser mit den Fingern unter die Saiten.
Bei diesem Bass hier war der Abstand [Body zu Saiten] doch ein wenig klein. Also, so wie es jetzt ist, kann ich gut mit leben :)
 
Hallo,

kannst Du noch was über den Hals sagen?
Sattelbreite und Breite am Steg?
 
Hallo ManneBass,

Sattelbreite = 41 mm
Saitenabstand E zu G an der Brücke = 60 mm
 

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