Marshall JTM45 RI - Umbau von 5881 auf KT66

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Meinen JTM45...

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DSC04002.JPG


...umbauen???

Nein, ich suche nicht nach dem "Woman Tone".
Nein, ich suche auch nicht nach dem "Beano Tone".
Und nein, ich weiß auch nicht, welcher Ausgangsübertrager im angeblich legendären JTM45 Bluesbreaker vom Herrn Clapton werkelte. Und nein, ich weiß auch nicht, welche Speaker damals arbeiteten und ob sie korrekt angeschlossen waren... Es ist mir egal!

Geschrieben wurde und wird darüber soviel. Jeder weiß angeblich dazu was, insbesondere die vielen selbsternannten Gurus. Letztendlich sind es aber alles nur Vermutungen; nichts genaues weiß man nicht.

Warum baue ich dann also meinen JTM45 um???

Ganz einfach: Ich kann die beiden darin verbauten 5881 gut für meinen zweiten Excelsior gebrauchen! :-D

Nee, ganz so einfach ist es nun doch nicht.

Bei der Überprüfung meines JTM45 zeigte es sich, dass ich die beiden 5881 nicht wärmer biasen kann. Sie liefen ab Werk mit 22…24 mA bei +390V Anodenspannung. Das erschien mir als ein viel zu geringer Wert. Ich habe sie neu justiert auf 35 mA bei +380V Anodenspannung. Auch das erschien mir noch als zu kalt. Ein weiteres Einstellen war aber mit VR1 nicht mehr möglich! Das hat mich gestört. Wie klingt der Amp, wenn ich die Röhren wärmer einstelle? Weiß ich nicht, da nicht möglich. Das ist doof. Ich hätte schon einmal gerne gewußt, wie die Kiste klingt, wenn man ihr statt der 5881 zwei "dicke Pötte", nämlich die KT66 spendiert. Hier hab ich nämlich noch meinen damaligen 2266VM im Ohr - der klang vergleichsweise anders, aber himmlisch gut. Naja, und wenn man dann schon umbaut, dann natürlich mit Turret Board und PTP-Layout: Man kann damit gut experimentieren!

Um mich nicht falsch zu verstehen: Ich mag den Klang des JTM45RI. Das ist mein Maßstab. Der Amp spielt ungeheuer analytisch, sauber, klar, impulsgetreu; er kann brüllen "wie Sau". Die Meßlatte liegt hoch! Aber probieren geht dennoch über studieren - wenn sich die Kosten für einen Umbau in Grenzen halten.

Kann man so einen simplen Amp, wie es der JTM45 ist, einfach so umbauen? Im www wird viel darüber diskutiert. Meistens geht es dabei darum, dass es letztendlich ohne einen anderen Ausgangsübertrager nicht wirklich geht. Erst die richtige Anpassung der jeweiligen Endröhren an die Primärimpedanz, die der Übertrager zur Verfügung stellen muss, würde den Amp in die richtige Richtung klingen lassen... Die Meinungen dazu driften allerdings: Nur bei idealerweise 8 KOhm klingt es mit KT66 so richtig gut. Bei 6,6 KOhm klingts sonst schlechter - aber scheinbar auch nicht wieder sooo schlecht, denn andere schreiben wieder, dass sich die Röhren da "wohl fühlen"...

Clevere kommen mit einem Umschalten der Sekundärimpedanz bzw. einer "falschen" Speakerimpedanz, zum Beispiel einem 4-Ohm-Speaker am 8-Ohm-Ausgang, um über das Übersetzungsverhältnis des Übertragers wiederum die primärseitige Anpassung der beiden Endröhren zu "verbiegen". Das ist dann eine gewollte Art "Fehlanpassung" in die richtige Richtung. Aber was ist "die richtige Richtung", wenn man Obenstehendes in Betracht zieht, letztendlich bezüglich des Klanges nur Vermutungen hat, aber nichts konkretes weiß?

Die "optimale Anpassung der Primärimpedanz". Geht das eigentlich? Was ist optimal? Was bedeutet in dieser Hinsicht "Fehlanpassung", wenn man weiß, dass die Impedanz ohnehin ein frequenzabhängiger Wert ist, der somit nicht konstant ist? Und überhaupt: Anpassung. Wie bitte geschieht die, wenn zwar errechnete Werte nach Datanblättern gegeben sind, unsere Endröhren aber betriebsmäßig zum Teil jenseits von Gut und Böse laufen?

Die Messung

Schauen wir uns doch einfach mal den Ausgangsübertrager an, den Drake 784-389, den Marshall in seinem RI da so liefert. Was kann der? Was liefert der eigentlich für eine Primärimpedanz?

Wenn man hergeht und seine Primärimpedanz mißt, was mittels entsprechendem Gerätepark kein Problem darstellt (ich verwende als Signalgenerator einen Tongenerator GF2, Clamann & Grahnert, Dresden, eingestellt auf 1 Volt / 1 KHz. Seine Spannung kontrolliere ich mit einem Universal-Röhrenvoltmeter URV1 vom WF Berlin, mit vorgeschaltetetem NF-Tastkopf. Zur Messung der NF-Spannung benutze ich ein NF-Röhrenvoltmeter MV1, Clamann & Grahnert, Dresden) so mißt und errechnet man einen Wert von 7,51 bis 7,74 KOhm Primärimpedanz je nach Sekundärimpedanz, an der gemessen wird.

Aha, die liegt also bestens in Richtung der offenbar erforderlichen 8 KOhm. Das ist doch schon mal was! Bei dieser Primärimpedanz pfeife ich doch glatt auf einen anderen Ausgangsübertrager! :)

Die Planung

Hm, und wie baut man nun auf? Was dient als Vorlage? Wir wissen: Was die Technik-Geschichte der Heroen angeht, so vermuten alle nur. Wissen tut keiner was.

Zunächst galt es erst einmal, sich die Beschaltung des RI aus seiner Verdrahtung plus Platinenlayout genau herzuleiten. Das ging noch relativ zügig.

Hier das Layout:

DSC04134.jpg


Und daraus resultierend letztendlich der Schematic meines RI (pdf der Schematics im Anhang):

JTM45_Schematic_RI.jpg


Diese Vorlage dient mir nun als Basis zum Vergleich mit den vielen Anbietern. Hier war eine lange Recherche angesagt.

Alleine nur die Beschaltung des Netzteiles... Ceriatone - Metroamp - TAD - TT - Triode Electronics - das Marshall-RI-Original - alte Marshall-Pläne - Linnenmann... Dazu die vielen anderen Anbieter!

Bei einem liegt ein 47nF-Kondensator mit in der HV-Leitung, beim nächsten nicht. Der eine legt den Standby-Schalter hierhin, der nächste wieder woanders hin... Der eine nimmt einen Bleeder Resistor mit an den Netzteilelko, der nächste läßt ihn weg... Ich erspare mir hier die Einzelheiten bzw. die Unterschiede im Detail aufzuführen. Jeder hat seine Gründe, um das Netzteil individuell zu beschalten und offenbar weiß jeder genau, warum er das so und nicht anders macht. Komisch, dass es dann trotzdem diese Vielfalt gibt... ;)

Schlußendlich habe ich mich für die Vorgabe von TT entschieden.

Bezüglich der eigentlichen Verstärkerschaltung ging es weiter: Wie sehen die Schaltungen der vielen verschiedenen Anbieter aus, worin unterscheiden sie sich, welche Abweichungen gibt es? Was gehört eigentlich "als Original" rein??? Zum Glück ist man sich hier ziemlich einig, so dass die Schaltung auf eine relativ einheitliche heruntergebrochen werden konnte, so dass ich nun hergehen konnte, um die Abweichungen von meinem RI zu kennzeichnen, um somit endlich den Bedarf an neuen Bauelementen genauer spezifizieren zu können.

Als nächstes war zu ermitteln, was an Bauelementen einschließlich Turret Board benötigt wird. Bezüglich des Turret Boards genügte ein simpler Preisvergleich TT vs. TAD und schon war klar, wer dafür als Anbieter für mich infrage kommt. Aber was als Bauelemente nehmen? Schon rumorten die Geister und Gurus los: Die Kondensatoren! Mullard! Mustard! SoZo! Mallory! Jupiter! Mars! Venus! Erde! Alpha!!! Die ja alle "unterschiedlich klingen"! Und erst die Kohlepresswiderstände! Die rauschen zwar wie ein Wasserfall, aber sollte ich etwa ohne aufbauen??? Das geht gar nicht! Alle Originale sind so!!! :D

Ich habe mich für Xicon Carbon Film Widerstände und Mallory-Kondensatoren entschieden. Die Trafos, sowie alle Vorröhren bleiben. Ebenso alle Buchsen, Umschalter und Potis. Verdrahtung? Irgendwo habe ich noch Push-Back-Wire zum Verdrahten herumliegen, das genügt vollauf.

Als Ergebnis hatte ich dann endlich meinen Schaltplan mit den rot eingezeichneten Umbauten vergleichsweise zum RI:

JTM45RI_Schematic_umbau_planung.jpg


Kurze Überlegung: Die beiden 5881 ziehen 0,9A Heizstrom pro Röhre. Dafür ist der Netztrafo ausgelegt. Meine beiden KT66 ziehen jedoch 1,3A pro Röhre, das macht 0,8 Ampere mehr, die der Trafo liefern muss. OK, da sehe ich zwar nicht großzügig hinweg, aber ich denke, diesen Mehraufwand kann der Trafo problemlos liefern. Wird er halt etwas stärker vor sich hin brummen müssen... ;)

Hm, die meisten der Anbieter fahren ihre dicken Pötte mit einer ziemlich hohen Anodenspannung; meistens liefern die Netztrafos so um die 2x 345 Volt Wechselspannung. Der Trafo meines RI liefert da mit 2x 312 Volt deutlich weniger. Ist mir wurscht. Im Gegenteil - geht die ganze Kiste vielleicht früher in Sättigung - wenn überhaupt.

Auffällt neben der Änderung diverser Bauelementewerte die Lage der Siebkette R102 - C102A+B. Lag sie beim RI noch zwischen Rö1 und Rö2, so wandert sie nun zwischen Rö2 und Rö3!

- -

Letztendlich resultierte aus allen Überlegungen die Stückliste. TT, TAD und Banzai Music lieferten. TAD hatte ohnehin zufällig zwei "Marshall" gelabelte KT66 im Programm. Zwar unterscheiden sich ihre Anodenströme um mehr als 5 mA bei gleichen Betriebsspannungswerten, trotz identischer Labels, wie sich im Nachhinein herausstellte. Aber dafür waren sie relativ preisgünstig. Desweiteren habe ich mir noch erlaubt, meinem Amp als Gimmick einen neuen Indicator zu spendieren. Die eckige LED sah mir zu modern aus. TAD hat hier nach meinem Geschmack was Rundes, Gefälligeres.

Der Bedarf errechnet sich somit auf rund 130,- Euro, alle Versandkosten eingerechnet. Voilá, alles geliefert:

DSC04129.JPG


Es kann losgehen!

(wird fortgesetzt)
 
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Wow! Super Thema - abonniert!

Weil ich den JTM45 liebe und nie genug über ihn erfahren kann.

Er ist mein Ideal von einem Amp und ich habe nur deshalb noch keinen, weil er mir selbst im 18W-Combogehäuse mit 1 x 12 noch zu groß und ausserdem zu laut ist, solange ich nur im Wohnzimmer dudle.

Gerade auf diesem Detaillierungsgrad und mit der von Dir geschilderten Motivation.

Bin schon gespannt!
 
Ist dein Vorhaben nicht auch machbar, indem man die Platine behält, ohne jetzt die Schaltung komplett neu aufzubauen ? Ich meine vom Aufbau her ist der Amp doch TipTop, Potis, Buchsen und Röhrensockel sind frei verdrahtet und hängen nicht auf der Platine, ist doch perfekt (natürlich aus der Sicht eines Laien)

Spiele den V/M 2266 , ist ein klasse Amp, der mich immer wieder aufs neue überrascht. Bin also auf dein Ergebnis gespannt und verfolge gerne diesen Thread :great:
 
Sehr interessantes Projekt. Habe ich gleich abonniert.
Bin gespannt was herauskommt und wie du die Änderungen einschätzt.
Habe bei meinem JTM45 den ich mir mal aufgebaut habe einen Schalter eingebaut mit dem ich die Primärimpedanzen meines RS-Trafo-Klons zwischen 6.6k und 8k umschalten kann. Der Unterschied ist hörbar und die Möglichkeit nach Lust und Laune zu wechseln ist angenehm :great:

MfG
 
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Ist dein Vorhaben nicht auch machbar, indem man die Platine behält, ohne jetzt die Schaltung komplett neu aufzubauen ? Ich meine vom Aufbau her ist der Amp doch TipTop, Potis, Buchsen und Röhrensockel sind frei verdrahtet und hängen nicht auf der Platine, ist doch perfekt (natürlich aus der Sicht eines Laien)...

Erst einmal ganz herzlichen Dank an alle fürs Knabbergebäck! Mit dieser Resonanz habe ich nicht gerechnet. :)

Die Frage ist vollkommen berechtigt! Und ich mache gar kein Hehl daraus, zu schreiben, dass ich mich gedanklich schwer tat mit dem Umbau! Nicht, weil ich es mir nicht zutraue (der JTM45 zählt nicht gerade zur Kategorie der komplexen Röhrenamps), sondern weil ich eigentlich mit seinem Komplettaufbau, so, wie er war, mehr als nur zufrieden war. Und weil ich mich inzwischen vier Jahre lang (natürlich nicht tagtäglich!) mit den verschiedenen Schaltungen der Anbieter beschäftigt habe und letztendlich gesehen habe, dass soooo große Unterschiede eben gar nicht mehr herauskommen (was ja auch Sinn macht...).

Da hätte es ein Umbau der Platine ebenso getan - nur mit zum Beispiel einer minimalst geänderten Gitterspannungsversorgung und schon hätte man die 5881 mit einem höheren Anodenstrom versorgen können. Ob Platine oder Turret Board - das ist dem Klang erst einmal egal.

Aber wie das halt so ist mit dem Experimentieren. Wenn ich nun schon an die Platine ran müsste - dann kann ich sie auch gleich rausschmeißen.
 
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Schönes Projekt! Vergiss nicht den AÜ um 90° zu drehen, so wie der gerade sitzt dürfte der NT sauber einstreuen...
 
ist doch alles original, war das von Marshall falsch positioniert?

Jep, da hat einer der Designer gepennt...man hat zwei Möglichkeiten:
1. Den PT aufs Chassis zu stellen (so wie's beim Original war)
2. den AÜ um 90° drehen (so dass das Blechpaket zum PT zeigt)
 
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Schönes Projekt! Vergiss nicht den AÜ um 90° zu drehen, so wie der gerade sitzt dürfte der NT sauber einstreuen...
Wieso, die haben doch erkennbar nicht die gleiche Orientierung - der PT liegt? IMHO kommt es (nach der Therie) nur darauf an.
Und wenn man wirklich die niedrigste Einstreuung haben will, bei der auch praxisrelevante Abweichungen berücksichtigt werden, sind mit Hörproben verbundene Positionierungsversuche wohl der beste Weg.
 
...Vergiss nicht den AÜ um 90° zu drehen, so wie der gerade sitzt dürfte der NT sauber einstreuen...

Anfrage an Radio Jerewan: Streut der Übertrager ein? Antwort: Im Prinzip ja, aber wir wissen nicht, wo das Streugut herkommt! :D

Nee, Spaß beiseite: Ich weiß, es ist gegen alle Regeln - aber da streut nichts - absolut nichts ein. Da brummt, rauscht (klar, voll aufgerissen rauscht der auch!) und schwingt bislang - nichts. Der Amp lief und läuft so dermaßen ruhig - oder ich habe 'nen Denkfehler.

Ich kann's gern mal testen. :gruebel:


Es nützt alles nichts, aber ich möchte noch ein wenig mit ein paar hoffentlich nicht allzu langweiligen Vorüberlegungen nerven.

Weitere Planung

Als Vorlage für das neue Layout dienten mir die in den jeweiligen (downloadbaren - bitte dort nachschauen) Dokumentationen zum Amp aufgeführten Layouts der Turret Boards von TT und TAD.

Was fällt als erstes auf? TAD verwendet einen anderen Massebus als TT. Bei TAD wird er zwischendurch gekappt. Vermutlich um das S/R-Verhältnis zu optimieren. Ob das einen Sinn macht, werde ich später testen. In meinem RI fand ich den Massebus mit einem ziemlich dünnen Draht ausgeführt, sowie eine Sternmasse am ersten Netzteilelko. Da der Netztrafo des RI keine Mittelanzapfung hat, wurde die Brummkompensation der Heizleitung über die beiden üblichen Widerstände nebst Trimmer zur Feineinstellung ausgeführt und der Hersteller hat sie zusammen mit Plus der negativen Gittervorspannung an den Massepunkt MP2 des Massebusses gelegt. Kann man prinzipiell so machen, da hier vergleichsweise nur ein sehr geringer Strom fließt und - ich wiederhole mich - der RI hat nie gebrummt und lief super ruhig - kann also diese Masseführung so verkehrt nicht sein! Konsequenterweise werde ich das aber etwas anders ausführen. Dazu später mehr. Das dünne Massebus-Drähtchen (tz, tz) jedenfalls kommt ab und wird durch einen ordentlich dicken Masseleiter ersetzt, soviel ist allerdings jetzt schon klar.

Wie schon geschrieben: Als Turret Board verwende ich das deutlich preisgünstigere von TT. Außerdem ist hier der Trimmer für die negative Gittervorspannung gleich mit drauf - beim TAD wird ein separates Poti auf dem Chassis benutzt. Das wollte ich aber nicht. Ich habe das Layout auf dem Turret Board geändert, denn es hat mich an zwei, drei Stellen nicht überzeugt: Hier wird meiner Meinung nach Platz verschenkt und es werden zusätzliche Drahtbrücken benötigt. Das kann man einfacher gestalten und außerdem schaffe ich mir bei dieser Gelegenheit gleich den Platz für die zwei Siebwiderstände R101 und R102 vom Netzteil - die sollten nämlich mit aufs Board mit drauf. Ein Wärmeproblem mit benachbarten Bauelementen dürfte eigentlich nicht auftreten, dazu kokeln die Widerstände eigentlich zu wenig.

Also wanderte C14 nach links unmittelbar an R21 (etwas verdeckt gezeichnet) und R18 und gleichzeitig tauschten R16 und R17 ihre Plätze. Somit konnte ich C9 ebenfalls direkt an R16 setzen und schon habe ich nicht nur zwei dieser ungeliebten Drahtbrücken weg, sondern ich habe Platz für die beiden Siebwiderstände. Ganz umhin komme ich jedoch um Drahtbrücken nicht. Und weil es so schön war, habe ich gleich noch C7 und C8 getauscht - so lassen sich die beiden Strippen hoch zu den Potis kreuzungsfrei verlegen.

Desweiteren habe ich die Masseverbindung von C106 zu C105 gleich mit aufs Board gelegt, so dass ich dann nur eine einzige Verbindung zum Massepunkt MP2 auf dem Massebus habe.

Im Gegensatz zu TT muss ich nun allerdings daran denken, dass mein zweiter Becherelko nicht links seitlich am Chassis sitzt, sondern wie bei TAD unter dem Board. Ich darf also nicht vergessen, die Verbindungen anzulöten. Außerdem muss man daran denken, dass die Röhre 2 bei TT und TAD etwas anders beschaltet ist, als die des RI (die Systeme sind vertauscht! Das macht funktional zwar nichts, aber man muss beim Verdrahten aufpassen). Der Bleeder R103, der bei TT verwendet wird, machte mir noch ein wenig Gedanken. Ich war mir unschlüssig, wohin ich ihn setzen soll. Letztendlich, in Analogie zu den vielen unterschiedlich möglichen Netzteilbeschaltungen - habe ich ihn einfach weggelassen... :whistle:

Hier das Turret Board, welches ich geändert habe:

JTM45RI_Umbau_Layot.jpg


Im Kontext mit dem Massebus und den dort angeschlossenen Bauelementen sieht das dann so aus:

JTM45RI_Turret_Board.jpg


An dieser Stelle: Auf einen detaillierten Verdrahtungsplan des kompletten Amps möchte ich hier verzichten. Denn die Ehre gebührt TT, in sein Layout für seinen Amp viel grafischen Aufwand investiert zu haben und ich möchte nicht noch weiter darin "herumwildern" und diesen mal eben so auf mein geändertes Layout übertragen. Ohnehin möchte ich keine Umbauanleitung á la "Malen nach Zahlen" vorstellen, denn schließlich geht es hier ja eigentlich nur um das Thema "Tut der's auch mit den dicken Pötten?" Ich bitte daher um Verständnis und verspreche ab der kommenden Folge dann endlich auch mehr Fotos.

Und schon mal vorab, da es in dieser Folge nebst Masse ja mehr oder weniger nur um das Turret Board ging - so schaut es fertig bestückt aus:

DSC04156.JPG


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Wieso, die haben doch erkennbar nicht die gleiche Orientierung - der PT liegt? IMHO kommt es (nach der Therie) nur darauf an.
Und wenn man wirklich die niedrigste Einstreuung haben will, bei der auch praxisrelevante Abweichungen berücksichtigt werden, sind mit Hörproben verbundene Positionierungsversuche wohl der beste Weg.

Ich würde sagen der PT streut sauber in die eine Wicklungsseite des AÜ ein und mein erster Eigenbau JTM (der dieses Layout auch hatte) brummte zwar nicht laut aber permanent.
Das es an der Einstreuung lag kam mir erst nach einigen Suchen und Versuchen (incl 3 verschiedener Massekonzepte) und die Drehung brachte es. Das
einzige was noch wirkungsvoller war, war ein Stück µMetall zwischen die Trafos gestellt...
 
..so schaut es fertig bestückt aus:
Hast du das schon fertig gelötet ? Respekt, sieht super exakt und sehr ordentlich aus - Hammer !!!

Im Kontext mit dem Massebus..

Könntest du bitte mal erklären, was ein "Massebus ist " ? Wenn ich Google komme ich nicht weiter, denn : "Der Druckkopf gemäß Anspruch 1, bei dem die Leistungsbahnen einen Massebus (181) umfassen, der das Spaltenarray von FET-Schaltungen überlappt." -> macht mich nicht schlauer :redface:
 
Ich würde sagen der PT streut sauber in die eine Wicklungsseite des AÜ ein...und die Drehung brachte es...

Die Ursache, die Du beschreibst, ist mir vollkommen klar. Was mich eben nur wundert - es brummt absolut nichts - was eigentlich anhand dieser Lage der Trafos gar nicht sein dürfte. Also ich werd's testen!

...Könntest du bitte mal erklären, was ein "Massebus ist " ?...

"Massebus" oder manchmal auch - allerdings seltener so benannt - Busmasse ist das Hintereinanderschalten der Anschlüsse und Gehäuse der betreffenden Bauelemente an eine normalerweise relativ massive Masseleitung. Die Anschlüsse/Bauelemente sitzen, wenn man so will, bildlich gesprochen, hintereinander wie die Sitze in einem Bus. ;-)

Die andere Variante ist die "Sternmasse" oder neudeutsch "Star Ground" genannt, wo die betreffenden Anschlüsse an einem Punkt verlötet sind - "Massestern" genannt aufgrund der Form der Lötösen mit dem Schraubmittelpunkt.

Der Name "Massebus"... Da kann man sich streiten. In den Anfängen der Radio- und dann Fernsehtechnik in den 30ern wurden tatsächlich die einzelnen Stufen der Schaltungen hintereinander an eine massive Masseleitung gelegt, wobei vermutlich diesen Namen dazumal wahrscheinlich niemand kannte - es gab ihn einfach nicht. Bei den damaligen relativ geringen Frequenzen so bis in den KW-Bereich konnte man das noch so machen. Viele belächeln aus reiner Unkenntnis den Aufbau von NF-Verstärkern ("Die hohe Kunst ist HF-Technik"), was ab dem KW- und insbesondere für die Masseführung im UKW-Bereich und höher hinauf auch zutreffen mag.

Allerdings ist es gerade bei NF-Verstärkern oftmals nicht trivial, die Masse so zu verlegen, dass es nicht brummt. Da gibt es eindeutige Regeln und je mehr Amps man mit den Jahren analsyiert, so treffen diese auch immer wieder zu. Von einer "hohen Kunst" hier zu sprechen, wäre übertrieben, aber es ist eben auch nicht ganz trivial.

Gern werden übrigens Massebus und Starground miteinander kombiniert. OK, bei vielen der alten Fenderamps darf man das allerdings nicht ganz so eng sehen... ;-)

Hier nochmal das Turret Board - gestern hatte sich noch eine Ungereimtheit eingeschlichen. Es fehlten einige Massebus-Lötpunkte an den Potis.

JTM45RI_Turret_Board.jpg
 
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Und eine Anmerkung noch hintendran. Im Textentwurf war der Part noch mit drin, hier fehlt er - daher noch die Dreingabe:

Gern werden übrigens Massebus und Starground miteinander kombiniert. Das sieht man am MP1! Auch wenn hier keine Chassisverschraubung mit sternförmig angeordneten Lötösen vorliegt, so sieht man doch gut, dass die Masseleitungen der betreffenden Stufen an einen Punkt geführt sind.

Bekannter ist von früher vielleicht eher der Begriff "Stufenmasse".

Aber jetzt soll es nun endlich losgehen!

"Entrümpeln"

Will man ein neues Board nebst Verkabelung in den Amp einpflanzen, so tut man gut daran, zunächst einmal die vorhandene Platine auszubauen. Die Kiste muß quasi entkernt werden. Unser' JTM45 sieht innen so aus:

DSC04134.jpg


Sämtliche Kabel, die irgendwie mit der Platine zu tun haben, werden abgelötet und die Platine kommt raus. Ebenfalls fliegen der eckige Indicator, die Zement-Kokelwiderstände der Schirmgitter, sowie die beiden Becherelkos raus.

Das sieht dann so aus:

DSC04138.JPG


"Leergebrannt ist die Stätte, durch die Ritzen pfeift der Wind...": ;-)

DSC04141.JPG


Die geschirmten Kabel kommen später auch noch raus, ebenso die bereits erwähnte dünne Massebusleitung. Außerdem fliegen die vier 68-KOhm-Widerstände an den Eingangsbuchsen raus, denn diese Widerstände liegen künftig auf dem Turret Board. Die Heizleitungen, sowie die HV-Verdrahtung nebst kompletter Verdrahtung des Ausgangsübertragers bleiben drin, denn das alles brauche ich ja wieder. Auch R12, das ist der 100-KOhm-Widerstand direkt an der Fassung von Röhre 2, bleibt!

Hier ist nochmal die Platine in ihrer ganzen Pracht:

DSC04147.jpg



Neu

Ist die Kiste leer, so machen wir uns Gedanken, wie das neue Board reinkommt und vor allem, wo es befestigt werden soll. Ich habe darauf zu achten, dass ich das Board ordentlich verschraubt kriege. D.h. es sollte nicht nur fest und erschütterungsfrei sitzen, sondern ich muss noch mit den dann später aufgelöteten Bauelementen irgendwie dran schrauben können!

Die Lage der Befestigungslöcher habe ich so ermittelt:

Schaut man sich das Chassis an, so findet man eigentlich nur zwei sinnvolle Möglichkeiten (siehe rote Pfeile im folgenden Foto):

DSC04149.JPG


Links ist alles soweit klar. Das Turret Board passte hier problemlos, d.h. ich musste lediglich dessen Löcher etwas aufbohren, was ohnehin Sinn macht, um das Board später sauber ausrichten zu können. Rechts hingegen hat man aufgrund des Ausgangsübertragers und der Siebdrossel auf dem Chassis nur Platz auf einer gedachten Senkrechten unterhalb des rechten roten Pfeiles. Diese Senkrechte habe ich auf dem Turret Board eingezeichnet und mir zwei neue Bohrlöcher markiert (schwarze Pfeile). Nach dem Bohren der Löcher auf dem Board habe ich die Mittelpunkte auf dem Chassis markiert (siehe Foto, schwarze Pfeile):

DSC04152.JPG


Anschließend wurde gekörnt und das Chassis gebohrt. Auf dem Foto sieht man übrigens schon die beiden neuen Becherelkos, die ich aufgeschraubt habe.

Im Ergebnis liegt unser Turret Board dann so drin. Ich verwendete die Abstandsbolzen des RI, dessen überstehende Gewindeenden ich später noch um 20 mm gekürzt habe, so dass die Muttern jeweils mit Scheibe und Federring bündig passen und insbesonders rechts nichts an die künftig daneben liegenden Bauelemente anstößt.

DSC04154.JPG


Passt! :)

(wird fortgesetzt)
 
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Tolles Projekt!
Ich muss gestehen, dass ich bei "Beano" erstmal auf dem Schlauch stand, nach kurzer Recherche bin ich auch sofort auf die Gurus gestoßen.
Die Kommentare unter diesem Artikel sind schon hart... http://www.gibson.com/News-Lifestyle/Features/en-us/myth-busters-eric-claptons.aspx
"Our electricity, British electricity, is stronger, more powerful, more resonant and toneful."
Aber darum gehts dir ja eh nicht :D

Daumen hoch und bitte weitere Bilder vom Fortschritt posten.
 
Schöne Arbeit wird das....btw: seit wann verbaut Marshall APEMs? Oder hast Du die nachgerüstet?
 

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