Ich würde ganz anders vorgehen.
Erstens sollte ein beherzt aufspielendes Blasorchester in dieser Stärke eine Fläche in der Größe eines halben Fussballfeldes auch ohne PA schon ausreichend beschallend können. Es geht also bei der Verstärkung nur um eine leichte Anhebung, gleichmäßigere Beschallung vor allem für die entfernteren Zuschauer und um etwas mehr Präsenz und Definition. Druck à la Rock am Ring ist hier ja nicht angesagt, die Anlage wäre auch nicht dafür geeignet.
Zweitens hat die Abnahme eines Ensembles für PA nicht wirklich etwas mit einer Mikrofonierung für eine Aufnahme gemein, auch die Abmischung nicht.
Ein Stereo-Hauptmikrofonsystem dient dazu, ein Stereosignal zu erzeugen, das in der späteren Stereo-Abhörsituation eine möglichst gute Klangillusion des Originals erzeugt, wobei das auch so richtig nur in einer Abhörposition im Sweetspot des Stereo-Dreiecks möglich ist. Diese Situation ist bei einer PA-Beschallung grundsätzlich nicht gegeben.
Stereo-Hauptmikrofone stellt man deshalb für eine Aufnahme so auf, dass der Klangkörper in dem System schon so ideal wie möglich abgebildet wird (wobei üblicherweise der sorgfältige Einsatz von Stützen dazu kommen muss, gerade bei größeren Ensembles), was eine gewisse Entfernung zu diesem Klangkörper bedingt, je nach dessen Ausdehnung. Für PA-Zwecke ungünstig, da diese größere Entfernung die Rückkopplungsgefahr vergrößert (wobei die im Freien mangels Reflexionen etwas geringer ist als in einer Halle). Die beiden Mikros des Stereo-Hauptsystems werden immer vollständig nach links und rechts gepannt da sie ein Stereo-Signal liefern sollen! Wenn man sie einengt, nimmt man besser sofort nur ein einzelnes Mikrofon für ein Mono-Signal.
Da es für die Zuhörer auf der zu beschallenden Fläche im Prinzip gar keinen Sweetspot gibt, und wenn, dann nur für ganz, ganz wenige, werden PA´s üblicherweise Mono bzw. tendenziell Mono gefahren. Es wäre ja auch unsinnig, wenn der rechts außen sitzende Zuschauer z.B. die Klarinetten jetzt noch lauter hört und von der Tuba kaum noch etwas und beim links außen Sitzenden genau andersherum.
Ich würde überlegen, die Lautsprecher gar nicht seitlich an der Bühne aufzustellen, sondern als Delay-Line in größerer Entfernung um eine gleichmäßigere Beschallung zu erreichen. Oder, falls man ein zweites Set Lautsprecher auftreiben kann, die auch kleiner sein können, diese als Delay-Line zu benutzen und die vorhandene mit den Sub´s links und rechts neben/vor die Bühne zu belassen.
Auf dieser Bühnen-PA bekämen die Mikrofone ein leichtes Panning, so dass es für die in Bühnennähe sitzenden keinen widersinnigen Klangeindruck zum direkten live-Signal gibt, für die etwas entfernteren Zuschauer aber doch sehr kompakt klingt. Falls es eine zusätzliche Delay-Line gibt, kann man entweder das Signal der jeweiligen Bühnenseiten-Lautsprecher darauf legen oder eine über einen Aux-Ausgang abgenomme Mono-Summe, wobei ich letzteres bevorzugen würde. Die Delay-Lines müssen wie der Name schon sagt entsprechend ihrer Entfernung zur Bühne/Bühnen-PA verzögert werden, wegen des Haas-Effektes sollen sie sogar noch einige Millisekunden später schallen als das Direkt-Signal aus der Bühnenrichtung.
Für die Mikrofonierung würde ich wie folgt vorgehen:
Eine Art "Mikrofonvorhang" vor das Orchester, also z.B. 4 Mikrofone in einer Linie gleichmäßig vor dem Orchester verteilen, zwei links, zwei rechts neben dem Dirigenten, aber wie gesagt gleichmäßig verteilt (eventuell aufpassen, dass man sich nicht zufälligerweise einzelne Spieler damit zu stark heraus pickt). Diese werden aber eher eng gepannt wie oben schon erwähnt - bitte keinen zu starken Stereo-Eindruck erzeugen wollen. (Eventuell auch 5 Mikros, eines steh dann genau mittig.)
Damit sollte man schon mal eine gute Abbildung des ganzen Ensembles in der PA haben.
Dazu kommen je nach Bedarf Stützen dort, wo sie benötigt werden, Instrumente oder Gruppen also klanglich unterrepräsentiert sind.
Erwähnt wurde schon die Tuba, aber das muss man einfach beim Soundcheck abhören.
Für den Mikrofonvorhang würde ich die 441 und die C1000S nehmen.
Das MD431 ist zwar für Gesang gedacht, aber zur Not tut´s das auch als Stütze, es ist jedenfalls ein gutes Mikro. Da es für Nahbesprechung gedacht ist, klingt es in etwas größerer Entfernung (< 50 cm!) schnell dünn, da muss man ggf. mit EQ nachhelfen. Die beiden PRA628 sind als Stützen gut geeignet, ggf. auch im Mikrofonvorhang anstatt der beiden C1000S.
Für das Schlagzeug reicht 1 Mono-Mikro als Overhead (wie gesagt, Stereo spielt hier generell keine Rolle). Da könnte man das Superlux Stereo-Mikro zweckentfremden und nur eine Kapsel anschließen, die man entsprechend ausrichtet. Ansonsten sehe ich für dieses feste ORTF-Mikro hier keine Verwendung.
Dazu (ein wenig!) Snare und die Base-Drum abnehmen.
Für die Clipse sehe ich hier auch keine rechte Einsatzmöglichkeit, da man damit immer nur genau 1 Spieler bzw. 1 Instrument vernünftig abbilden kann. Eventuell für die Tuba. Die Clipse an Mikroständer zu befestigen und sie wie normale Stützen einzusetzen wird in der Praxis aus der blanken Not heraus zwar schon mal gemacht. Da sie aber ausdrücklich für die Nahabnahme gedacht sind, sind sie eigentlich zu unempfindlich und wenn man dann den Gain sehr stark aufdrehen muss, fängt es schnell an, stark zu rauschen. Könnte man aber mal testen.
Auf jeden Fall immer an den Grundsatz "weniger ist mehr" denken, es müssen ganz bestimmt nicht alle Mikrofone zum Einsatz kommen. Erst mal schauen, was zum Mikrofonvorhang zusätzlich wirklich nötig ist und diese Stützen dann mit Fingerspitzengefühl so dazu geben, dass ein insgesamt ausgewogener und durchsichtiger Klang erreicht wird.
Ich schätze es mal so ein:
4 (5) Mikros als Mikrofonvorhang
3 für das Schalgzeug
1 für die Tuba
= 7 (8) Minimum
Dazu ggf. noch weitere ca. 5-8 (7) Stützen im Orchester = 12-16 Mikrofone/Kanäle
Mehr als 16 würde ich jedenfalls nicht einsetzen.
Es sollte mit dem vorhandenen Material durchaus möglich sein, den Job gut zu machen, auch wenn es nicht ganz optimal dafür ist.