[Review] Ibanez AW 900 (1996)

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Mein Schatz!

Produktbezeichnung:
AW 900

Baujahr: 1996

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Hersteller: Ibanez

Ibanez ist eine Marke des japanischen Unternehmens Hoshino Gakki für Gitarren, Bassgitarren und Effektgeräte. Hersteller der Gitarren ist jedoch überwiegend die Firma Fujigen in Matsumoto, die auch für Fender in Japan produziert.

1908 eröffnete Matsujiro Hoshino in Nagoya eine Buchhandlung, deren Sortiment bereits ein Jahr später um Musikinstrumente erweitert wurde. 1929 wurden Gitarren aus der Werkstatt des spanischen Gitarrenbauers Salvador Ibáñez é Hijos nach Japan importiert. 1935 begann Hoshino Gakki selbst Saiteninstrumente unter dem Namen Ibanez Salvador in Nagoya zu fertigen. Später wurde der Markenname auf Ibanez gekürzt.

(vgl. Ibanez, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Ibanez, Stand: 20.5.2018; Über Ibanez Ibanez – eine Buchhandlung schreibt Musikgeschichte, in: http://www.ibanez.de/ibanez/ueber-ibanez.html, Stand: 20.5.2018)

Auch heute noch baut Ibanez Gitarren, die als Artwood bezeichnet werden. Einige davon habe ich in den letzten Jahren angespielt. Aber einem Vergleich mit der hier vorgestellten AW 900 von 1996 hielten sie nicht im Ansatz stand.

Preis: Der UVP betrug 1997 ca. 1700 DM.

Für diesen Betrag bekam man in dem selben Jahr auf dem Oktoberfest in München rund 160 Maß Bier. 20 Jahre später zahlte man für die gleiche Menge Bier etwa 1700 Euro.

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Wie diese Gitarre zu mir kam:

Ich habe diese Gitarre, die laut Seriennummer 1996 gebaut wurde, 1997 erstmals in einem kleine Gitarrenladen in Celle gesehen. Es war ein wirklich kleiner Laden und der Besitzer bestellte nicht einfach X Stück von irgendeinen Modell, sondern suchte sich die Ware persönlich auf Messen und beim Großhändler aus. Es mag also durchaus sein, dass es damals eine gewisse Serienstreuung gab, und ich hier ein ausgewählt gutes Exemplar dieser Serie beschreibe.

Optisch gefiel sie mir damals nicht so gut, die Abalone-Einlagen am Deckenrand waren mir damals too much. Heute liebe ich auch diese.

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Aber der Klang war großartig - und das ist noch untertrieben. Ebenso ließ sie sich dermaßen geil spielen, dass ich sie immer mal wieder in die Hand nahm, wenn ich in dem Geschäft war. Ich weiß nicht mehr, für wie viel Geld sie ausgepreist war, aber sie war weit über meinem Budget.

Etwas später passierten zwei Dinge: Ich kam unverhofft zu etwas Geld und der Laden machte einen Räumungsverkauf weil der Besitzer aufgab. So bekam ich die AW 900 für 1000 DM. Das war immer noch ein Schweinegeld, aber - das wusste ich vom ersten Tag an - kein Pfennig zu viel.

Spezifikationen:

Typ: Dreadnought
Herstellungsland: Korea
Mensur: 644 mm
Hals: einteilig, Mahagoni, Palisandergriffbrett, 20 Bünde, D-Form
Mechaniken: Groover, geschlossen, vergoldet
Decke: massive Fichte
Boden und Zargen: Palisander
Steg: Palisander

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Anwendungszweck:

Trotz des damals unerwartet über mich gekommenen Geldsegens konnte ich die Gitarre nicht bezahlen, ohne eine meiner bisherigen Gitarren dafür zu verkaufen. So war sie die erste Zeit meine einzige Westerngitarre. Aus dieser Zeit stammt auch ein Dong in der Zarge, den später ein Gitarrenbauer fachgerecht reparierte. Bei dieser Gelegenheit ließ ich auch einen Piezo-Pickup der Firma Fishman einbauen.

Unmittelbar nach diesem Dong besorgte ich mir eine weitere Westerngitarre, die meine Unterwegsgitte wurde. Damit war die AW 900 nur noch für zuhause und für die gepflegte Bühne. Sie war ist mir einfach zu schade, um sie unnötigen Gefahren auszusetzen.

Heute spiele ich sie hauptsächlich zuhause beim gemeinsamen Musizieren mit/bei Freunden.

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Verarbeitung:

Die Verarbeitung dieser Gitarre ist absolut makellos. Alles ist perfekt zusammengefügt. Der Hals war von Anfang an für mich ideal eingestellt. Die Bünde sind in Vollendung eingepasst. Hier stimmt einfach alles!

Klang:

Schon im Neuzustand war der Klang dieser Gitarre eine Offenbarung. Offen, leicht, laut und druckvoll. Immer brilliant und gleichermaßen warm und rund. Satter Bass ohne Wummern, singende Mitten ohne zu Drücken, faszinierende Höhen ohne je spitz zu werden. Die Decke war schon immer schnell in der Ansprache mit einem tollen Sustain.

Aber im Laufe der Jahre, nicht mehr lange, dann begleitet sie mich schon mein halbes Leben, machte die Fichtendecke das, was eine gute Fichtendecke eben im Laufe der Jahre macht. Sie wird immer geiler. In dem Maße wie sie leicht nachgedunkelt ist, wurde ihr Sound noch besser. Ich könnte ihr keine neuen Attribute zuschreiben, doch ihre schon zu Beginn ausgeprägten Stärken wurden immer offensichtlicher. Von all dem Guten wurden nochmal ein paar Schippen drauf gelegt.

Saitenempfehlung:

Im Laufe der Jahre habe ich verschiedene Saiten auf dieser Gitarre ausprobiert. Seit einigen Jahren bin ich jedoch bei den Thomastik AC110 Plectrum hängen geblieben. Sie gefallen mir einfach am besten.

Fazit:

In den Jahren seit 1997 gab es Zeiten, da hätte ich echt Geld gebrauchen können, und es gab Musiker, die mir für diese Gitarre mehr als den UVP in Euro geboten haben. Dennoch habe ich nie einen Augenblick auch nur einen Gedanken damit verbracht, mich von diesem Instrument wieder zu trennen. Es ist die schönste Westerngitarre die ich je spielen durfte und ich hate nie eine Dreadnought in den Händen, gegen die ich sie getauscht hätte. Darunter waren weit teurere Gitarren. Besser hätte ich meinen damaligen unverhofften Geldsegen nicht anlegen können und wenn ich von all meinen Gitarren nur eine behalten dürfte, dann wäre es mit hundertprozentiger Sicherheit genau diese.

Review in Gitarre & Bass: Heft 10.1997, Seite 94
 
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