Beschreibung der Akkordeon Technik von Deschamps

Bernnt
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Bei einer Diskussion über die Fingerstellung wurde im Technikthread hier auf Deschamps Akkordeon Technik verwiesen. Leider ist die Resonanz im Internet dazu recht spärlich. Manche Beiträge sind aber noch zu finden, wenn man auf den Servern sucht, die ehemalige Internetseiten archivieren. Bevor alles im dunklen Netz verschwindet, dachte ich mir, man könnte ja einen grundlegenden Artikel hier zur Verfügung stellen, zumal ja einige bekannte Akkordionisten, die sich beim Coupe Mondial beteiligt haben, sagten, dass Deschamps sie weitergebracht hätte.

Hier also ein Beitrag in englischer Sprache zum Thema.
 
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Spielt eigentlich jemand von euch nach dieser Deschamps-Technik? Bevor ich diesen Artikel gelesen habe, war mir dieses komplexe System ziemlich neu.
 
Ok, ich kriege keine Antwort. Entweder, weil sich niemand hier mit der Deschamps-Technik auskennt. Weil die Leute, die es verwenden, gerade nicht online sind. Oder weil manche mit diesem zugegebermaßen zuweilen grausamen Englisch nicht so viel anfangen können. Ich wage es mal, lehne mich aus dem Fenster und stelle eine deutsche Übersetzung/Paraphrase ein. Ich bin kein Profiübersetzer, daher bitte einige Unzulänglichkeiten nachsehen, Hauptsache ist aber, dass klar wird, um was es geht.

Da die Ausrede nicht gilt "Ich kann kein Englisch!", kann ich ja meine Frage noch mal stellen:D:

Hat jemand Erfahrung mit dieser Deschamps-Technik? Ist jemand von euch ihr schon mal begegnet?
 

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  • Deschamps Accordion Technique deutsch.pdf
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Super, vielen Dank für die Mühe, liest sich nun doch etwas einfacher.
Kannte die Technik bisher nicht - bin aber auch "nur" Wiedereinsteiger - aber klingt sehr plausibel und intuitiv, sodass ich das mal ausprobieren werde.

Beste Grüße,
Josef
 
Vielen Dank für deine Übersetzung @Bernnt. Ich hatte bisher noch nie von dieser Technik gehört. Die Ausführungen zur Körperkontrolle weckten sofort mein Bedürfnis nach einem Physiotherapeuten,der mir hilft all die Anweisungen zu verstehen und richtig umzusetzen. Vielleicht hört es sich aber auch komplizierter an als es ist. Die Übungsanweisung zur Balgführung scheinen mir ähnlich wie die von Peter Haas zu sein, die in seinem 2. Lehrbuch zu finden sind. Auch die Fingerstellung muss ich mir noch genauer angucken. Ich spiele sicher nicht mit gestreckten Fingern, sondern gebogen( Grundhaltung am Klavier). Aber Pfötchenhaltung?Die Gesichtskontrolle finde ich erstmal schwierig, weil sie meist unbewusst abläuft, weshalb sie kommunikationstechnisch so interessant ist. Fazit: Nach einem kurzen Erstcheck werde ich mir das noch mal genau angucken und ausprobieren. Es kann nie schaden, eingefahrene Gewohnheiten mal auf den Prüfstand zu stellen. Und die Weiterentwicklung von Musikern (anderer Thread, siehe H.Pixner) muss sich ja nicht nur auf den Musikstil beschränken.
LG Tygge
 
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sehr plausibel und intuitiv
Wow, find ich überhaupt nicht. Ich finde die Technik schwierig. Zum Beispiel habe ich keine Kontrolle über mein Gesicht :-(. Ich finde es auch schwierig, die Taste ständig nicht ganz runterzudrücken.:confused1: Da einzige, was ich so praktiziere, ist die Balgkontrolle.:) Wer lauter spielt, kann schneller spielen. Das wird einem sofort klar, wenn man sich mal an den technischen Kabinettstückchen versucht. Unklar ist mir, wie sich der Oberkörper bewegt bei dem Einsatz der Hüfte und der Hinterbacken, wenn das Instrument zum Finger soll und nicht umgekehrt.

P.S. Da fällt mir noch ein: Auf der Homepage von Deschamps gibt es eine lange Liste von Leuten, die er unterrichtet hat. Da sind auch Berühmtheiten darunter. Ich schau einmal, ob ich Videos finde, in denen man Komponenten der Technik erkennen kann.
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Die Ausführungen zur Körperkontrolle weckten sofort mein Bedürfnis nach einem Physiotherapeuten,der mir hilft all die Anweisungen zu verstehen und richtig umzusetzen.
Ja, genauso kann man das sehen. Das geht mir ähnlich.

Heißt das im Deutschen so? Wenn, dann ändere ich meine Übersetzung.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Einer der Schüler ist Vincent Peirani. In einem Solokonzert kann man in einem Intro seine Kinnbewegungen sehen. Deschamps empfiehlt, den Kopf rhythmisch nach links und rechts zu drehen, um Energie zu gewinnen und den Rhythmus zu kontrollieren. Vor allem zwischen Sekunde 30 und 60 achten. Freilich nickt er gelegentlich mit dem Kopf, was Deschamps nicht will:




Krass ist die Nummer mit die Bewegung der Augenbrauen, mit der man Gefühlstiefe und Balgdruck regulieren können soll. Auffallend natürlich bei Ksenija Sidorova, wobei die Dame nicht auf der bekannten Schülerliste von Deschamps steht:



Leider haben wir bei dem Video ja keine ständige Zentraleinstellung der Kamera, die uns helfen würde (aber freilich den Betrachter langweilen).

Dafür steht Petar Maric auf der Schülerliste von Herrn D. Die Haltung der Arme und die Pfötchenstellung nach Lehrbuch:

 
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Ich finde es auch schwierig, die Taste ständig nicht ganz runterzudrücken.:confused1:

Ich kenne die Technik auch nicht, aber das predigt mir mein Lehrer immer wieder. Ich solle versuchen, leichter spielen, ich spiele zu schwer. Ich soll versuchen, die Tasten nicht ganz durchzudrücken, „dann kommt auch leichtes, elegantes Spiel“ sagt mein Lehrer immer. So wie Marocco oder Galliano. Ich sehe zu angestrengt aus, bzw. mein Spiel wirke angestrengt. Und es ginge auch mehr Tempo, behauptet er.

Ich glaube schon, dass es durchaus einen Effekt auf das Spiel haben kann, wenn man seine Gesichtsmuskeln kontrolliert. Es bringt ja auch was, wenn man betrübt oder schlecht gelaunt ist, einfach mal zu Grinsen. Das ist zwar eher eine Grimasse, aber dadurch, dass man die Mundwinkel nach oben zieht, bessert sich tatsächlich die Laune. Das habe ich selbst an mir bemerkt und auch in der Familie haben wir es schon ausprobiert.

Warum sollte es also beim Akkordeonspielen nicht klappen?!

Ich denke aber auch ganz selten daran, vielleicht sollten ich es mal bewußt ausprobieren. Denn normalerweise resultiert mein Gesichtsausdruck aus dem Spiel, d. h. Wenn ich angestrengt gucke, bin ich auch angestrengt.
 
Was bleibt von der strengen Schule, wenn man in einer Kneipe spielt? Zwei Deschamps-Schüler:

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Ich soll versuchen, die Tasten nicht ganz durchzudrücken
Diese Komponente von Deschamps macht mich etwas skeptisch. Er sagt ja, dass man die Tasten nicht ganz durchdrücken soll, weil man dann einen schöneren Ton kriegt. Das scheint mir instrumententechnisch total merkwürdig zu sein. Sorgen alle Instrumentenhersteller absichtlich dafür, dass die Tastenwege zu lang sind? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich denke eher, dass manche Leute mehr Kraft aufwenden als nötig, um die Tasten zu drücken. Dadurch versteift sich "die Muskulatur im Körper" und es stellen sich Nebeneffekte ein - wie plötzlich ruckartiges Bewegen des Balgs, was für eine merkwürdige Tongestaltung sorgt (ein Ton wird plötzlich lauter, fällt dann irgendwie wieder ab und dann wieder lauter, bevor er plötzlich endet etc.pp.).

@Akkordeonprofis: Mich würde interessieren, was die Studierten, Lehrer und Dozenten zu dem ganzen "Methodenkram" zu sagen haben...
 
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Mein Lehrer hat in Russland studiert. Er wird wohl nicht diese Dechampstechnik als Hintergrund haben. Aber es scheint mir ja nicht abwegig zu sein.
Das mit den Tasten nicht ganz durchdrücken, begründet mein Lehrer ja mit einer höheren möglichen Geschwindigkeit.

Wobei bei meinem Lehrer auch ein deutlicher Unterschied zu hören ist, wenn er einmal die Knöpfe durchdrückt und andererseits nur leicht anspielt. Und das auf einer alten Paolo Soprani mit Flachgriff.
 
Hallo zusammen,

Frederic Deschampes hat tatsächlich in der Akkordeon-Szene etwas bewegt.

1. Ihm wird die Erfindung der Technik des Auf-der-Oberfläche-Spielens (dh. Tasten/Knöpfe werden nicht vollständig gedrückt) zugeschrieben. Ob er tatsächlich der Erfinder dieser Technik ist, kann ich nicht beurteilten. Jedenfalls wird diese Technik von Deschampes propagiert und von Virtuosen mit Erfolg eingesetzt. Mein Lehrer ermutigt mich auch immer wieder, es zu probieren. Ich schaffe das aber nicht richtig. Das Problem ist bei mir, dass aufeinanderfolgende Töne mit verschiedenen Fingern gespielt ungleich präzise klingen. Wahrscheinlich deshalb, weil die verschiedenen Finger verschieden weit die Tasten öffnen. Ich arbeite jedenfalls weiter daran.

2. Das zur Deschampes-Technik gehörende Wechselspiel zwischen Körper und Instrument klingt zwar interessant und bewirkt bei den dafür empfänglichen Spielern sicher einiges. Ich habe aber schon Meisterschüler von ihm erlebt, die das überhaupt nicht machen, insbesondere bei klassischer Musik.

3. Frederic Deschampes gilt als Architekt der erfolgreichen Hohner FunFlash. Wer kann schon für sich in Anspruch nehmen, eine erfolgreiche Instrumentenreihe eines großen Herstellers konzipiert zu haben.


Ich kenne Deschampes persönlich ganz oberflächlich durch meinen Kontakt zum Trossinger Konservatorium. Er gibt dort gelegentlich ein- oder mehrtägige Master-Kurse, wird aber nicht zu den Dozenten gerechnet. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Deschampes in Trossingen zwar geachtet, aber nicht unumstritten ist. Ich selbst habe ihn einmal in einer Unterrichtseinheit erlebt. Diese Einheit lieferte mir inhaltlich wenig - nicht dass ich nicht verstanden hätte, worum es ging. Darüber hinaus präsentierte sich Deschampes dermaßen extrovertiert, dass es an Peinlichkeit grenzte.

Der Name Federic Deschampes glänzt zwar in der einschlägigen Szene, ich habe aber dazu 2 Anmerkungen:

- Ist er selbst eigentlich als Akkordeonist noch aktiv? Sein Spielkönnen muss ja damals, als er den Coupe Mondiale gewann, überragend gewesen sein. Ich höre heute immer nur von seinen Schülern, von ihm selbst habe ich auf Youtube nichts gefunden, auch sonst habe ich keine Konzertankündigung/ Mitschnitt/ Besprechung im Internet gefunden. Weiß jemand mehr darüber?

- Seine Schülerliste zieren ja bekannte Namen. Ich weiß von einigen dieser Leute, dass sie das Akkordeonspielen mitnichten bei Deschampes gelernt haben, diese haben eben einen (mehrere?) Workshops/ Kurse bei ihm zur Abrundung ihres Spielvermögens gemacht. Deschampes setzt nach eigenem Bekunden exzellentes Spielvermögen zur Teilnahme an seinen Kursen bereits voraus. Ob er Schüler selbst zu diesem exzellenten Spielvermögen hingeführt hat, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls halte ich es als - sagen wir mal - ziemlich extrovertiert, wenn man einen Kursteilnehmer als seinen Schüler bezeichnet, der lediglich im Zuge eines Masterkurses/ -workshops ein paar wenige Stunden Gruppen- oder Einzelunterricht bei dem entsprechenden Lehrer erhalten hat.

Viele Grüße

morino47
 
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Ich habe aber schon Meisterschüler von ihm erlebt, die das überhaupt nicht machen, insbesondere bei klassischer Musik.
Genau morino47, das ist mir auch aufgefallen. Im Gegensatz zu dem Artikel, in dem es heißt, dass alles zusammen praktiziert werden muss, sehe ich in den Youtube-Videos "seine" Schüler, die das nicht so handhaben. Daraus ergeben sich einige Fragen: Welche der im Artikel genannten Techniken sind tatsächlich existentiell? Gibt es andere Lehrer, die anderes propagieren? Was ist eigentlich überhaupt Schulmeinung?

in Trossingen zwar geachtet, aber nicht unumstritten
Ich weiß nicht so recht, was das heißt. Bezieht sich diese Aussage auf die Persönlichkeit? Dann wäre mir das wurscht. Sollte es sachlich andere Meinungen zur Spieltechnik geben, wäre ich daran ziemlich interessiert. Weißt du Näheres?

Ist er selbst eigentlich als Akkordeonist noch aktiv?
Genau das hat mich auch interessiert. Ich habe auch nichts gefunden. Es gibt keine Konzertankündigungen und keine Videos. Als er so richtig in die Tasten haute, war die Youtube-Mania aber erst in ihren Anfängen. Will also nichts heißen. Ich sehe aber, dass er seit langen Jahren Präsident des Weltakkordeonistenverbandes Confédération Mondiale de l'Accordéon ist, der ja die Trophée Mondiale-Meisterschaften (nicht zu verwechseln mit dem Coupé Mondiale) organisiert. Was das bedeuten könnte, kann sich ja jeder selber überlegen.

"Seine Schüler", die weltweit aktiv sind, sind insbesondere Petar Maric und Grayson Masefield. Von denen sieht man Videos und es gibt Konzertankündigungen. Obwohl der eine ein Südosteuropäer und der andere Neuseeländer ist, gastieren beide weltweit.

einen Kursteilnehmer als seinen Schüler bezeichnet, der lediglich im Zuge eines Masterkurses/ -workshops ein paar wenige Stunden Gruppen- oder Einzelunterricht bei dem entsprechenden Lehrer erhalten hat
Aber es ist doch so üblich oder? Wenn ich als Violinist durch die Gegend ziehen würde, besuche ich auch Meisterkurse bei den Berühmtheiten und setze das auf meine Homepage. Genauso wenn ich z.B. als Bach-Pianist durchgehen wollte, schreibe ich, dass ich eine Meisterklasse bei Andras Schiff besucht habe und setze das ins Netz. Das zieht halt bei den Leuten, die die Tickets kaufen: "Oh der hat bei Andras Schiff studiert. Den müssen wir hören."

Um mich recht zu verstehen: Ich interessiere mich vornehmlich für Akkordeontechnik und für Herrn Deschamps nur, weil dessen Name mal hier im Forum fiel.
 
Ich weiß nicht so recht, was das heißt. Bezieht sich diese Aussage auf die Persönlichkeit? Dann wäre mir das wurscht. Sollte es sachlich andere Meinungen zur Spieltechnik geben, wäre ich daran ziemlich interessiert. Weißt du Näheres?

Ich habe dieses bewusst vage formuliert, denn die Trossinger werden einen Teufel tun und Deschampes irgendwie schlechtreden. Ich meine aber fachliche Vorbehalte ihm gegenüber insoweit gespürt zu haben, dass man bei ihm eine eigene Konzert-/ Auftrittstätigkeit vermisst. Ein Lehrer ist eben überzeugender, wenn er seine Lehrmeinung auch selbst präsentiert, als wenn er nur darüber redet und andere machen lässt.
 
Welche der im Artikel genannten Techniken sind tatsächlich existentiell? ....
Ich lese echt gerne quer hier im Forum, sorry für meine Antwort als Nicht-Akkordeonist, aber ich denke ich kann eine teilweise Antwort zu dieser Frage beitragen. Nach dem von Dir übersetzten Artikel scheinen mir zwei getrennte Kreise vorhanden zu sein. Die Interaktion des Körpers mit dem Instrument, sei es durch Hand-, Arm- oder Körperhaltung und -bewegung, in diesem Sinn "Spieltechnik" und der autosuggestive Teil als weiteres Hilfsmittel, den ich so bezeichne weil er u.a. nicht direkt eine Interaktion mit dem Instrument bedingt oder hervorruft.

Dazu zähle ich den Kopf hin-und herzuschwenken, die Gesichtsmimik sowie die gedankliche Vorstellung dessen was das Instrument eigentlich macht und wie der Spieler sich aufgrund dieser Vorstellung in das Spiel mit dem Instrument hineinfühlt. Es ist seit längerem bekannt dass die Veränderung der Gesichtsmimik, das bewußte Betätigen der Gesichtsmuskeln etc. eine selbstbeeinflussende Wirkung hat (Autosuggestion). Wer sich zu einem Lächeln "zwingt" nur mal als Beispiel, verändert damit automatisch seine Haltung der Außenwelt gegenüber. Probiert es aus wenn ihr es nicht schon selbst wisst. Gleiches gilt für das Heben der Augenbrauen als Zeichen der Fokussierung - man hört besser in sich und in sein Spiel hinein- sieht man bei sehr vielen Instrumentalisten, nicht nur Akkordeonspielern, - (oder der Skepsis, wenn anders hochgezogen), dem Schwenken des Kopfes. Alles Methodiken die den Spieler zu einer bestimmten Einstellung gegenüber dem Instrument, der eigenen Spielweise und ggf. der Außenwelt bringen.

Ich kann mir nun vorstellen, dass der autosuggestive Teil nicht bei jedem gleich gut ankommt, möglicherweise weil der Spieler schon andere erfolgreiche Methodiken zur Fokussierung, zur Unterstützung des Spiels etc. entwickelt hat. In diesem Sinn halte ich den autosuggestiven Teil für lässlich.
 
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Er sagt ja, dass man die Tasten nicht ganz durchdrücken soll, weil man dann einen schöneren Ton kriegt. Das scheint mir instrumententechnisch total merkwürdig zu sein. Sorgen alle Instrumentenhersteller absichtlich dafür, dass die Tastenwege zu lang sind?
Das ist noch offen. Wissen da die "Akkordeontechniker" unter uns Bescheid? @maxito ?
 
Jedenfalls halte ich es als - sagen wir mal - ziemlich extrovertiert, wenn man einen Kursteilnehmer als seinen Schüler bezeichnet, der lediglich im Zuge eines Masterkurses/ -workshops ein paar wenige Stunden Gruppen- oder Einzelunterricht bei dem entsprechenden Lehrer erhalten hat.

Ich kenne ein paar Klassakkordeonisten, die ähliches propagieren, ohne jemals bei Deschamps gewesen zu sein. Grundsätzlich falsch scheint es also nicht zu sein , was er propagiert. Und als Akkordeonist hat mans eh nicht leicht. Drum verzeih ich ihm gerne, dass er die Situation auch für sich vorteilhaft darstellt. Im Moment haben alle eine Win -Win Situation davon: Deschamps ist bekannt und zumindest geachtet. Damit werben dann viele Akkordeonisten , dass Sie bei Deschamps Kurse besucht haben. Und durch die vielen Meisterworkshops kommen dabei auch ein paar mit dazu, die dann auch mal einen größeren Bekanntheitsgrad erreichen. Mit denen dann im Gegenzug Deschamps wiederum wirbt.

Es ist seit längerem bekannt dass die Veränderung der Gesichtsmimik, das bewußte Betätigen der Gesichtsmuskeln etc. eine selbstbeeinflussende Wirkung hat (Autosuggestion). Wer sich zu einem Lächeln "zwingt" nur mal als Beispiel, verändert damit automatisch seine Haltung der Außenwelt gegenüber

Die Zusammenhänge hier sind unbestritten und treffen in praktisch allen Lebensbereichen zu. Schwierig wirds nur, wenn man nicht im "Komfortbereich" sondern an der Grenze oder leicht darüber ist. Denn dann bleiben keine Ressourcen frei. Wenn ich also ein Stück spiele, das mich fordert und ich mich darauf konzentrieren muss, dann bindet das auch sehr viele Ressourcen der Aufmerksamkeit von mir. Wenn ich jetzt noch aktiv meine Mimik mit einbeziehe, dann hört man das in meinem Spiel ... allerdings als zunehmende Fehler und Verspieler. Mit aktiver Gestik spielen, schaffe ich nur, wenn die Stücke schon seeehr gut sitzen (soweit bin ich alledings ganz selten). Drum ganz klar, die Körperhaltung und Mimik beeinflussen auch das Spiel. Aber damit es sich positiv auf das Spiel auswirkt, dazu brauchts dann vermutlich auch eines bestimmten Schwellwertes oberhalb dessen man mit dem Spielvermögen liegen muss, dass sich das förderlich auswirkt. Darunter oder in der anfänglichen Lernphase kanns dann eher noch abträglich sein.


Er sagt ja, dass man die Tasten nicht ganz durchdrücken soll, weil man dann einen schöneren Ton kriegt.

Dazu müsste ich erst mal wissen, wie er das genau meint. Denn ich vermute mal , dass er als Musiker sich hier anders ausdrückt und was anders damit beschreiben will, als ich als Techniker verstehe und denke. Musiker und Techniker meinen mitunter was unterschiedliches auch wenn die Formulierung in etwa gleich ist.

Wenn ich einen Ton nur teilweise drücke, dann kann ich mit etwas mehr Druck ein Bending erzeugen. Ebenso kann ich meine Tasten nicht auch noch in der gedrückten Tastentiefe steuern, wenn der Hub der Taste eh bloß noch gute 4 mm beträgt. Das schaffe ich einfach nicht gezielt und geregelt gleichmäßig. Drum glaube ich , dass hier eher was anders eher bildhaftes im Übertragenen Sinn gemeint ist.

Man kann die Taste mit Kraft auf Anschlag drücken, und so die Tasten förmlich durchnageln. Das bedeutet im Finger eine gewisse Spannung. Und die muss sich auch wieder erst frei machen bevor es weitergeht. Das bedeutet eine gewisse Zeit. Und etwas mit Kraft und Vehemenz tun und lockere Lässigkeit sind in der Wirkung was ganz verschiedenes.
Und man kann die Taste spielerisch - fast schon flüchtig - drücken. Dann wird die auch ganz durchgedrückt, aber nicht mit solcher Kraft und die Fingerspannung ist früher wieder gelöst. Und im Ergebnis wird sich das anders anhören.

Und das, glaube ich, ist vermutlich eher das, was Deschamps hier meint.
 
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Das bedeutet im Finger eine gewisse Spannung.
Genau das hatte ich auch vermutet und selbstverständlich bedeuten Anspannung und Verspannung, dass es langsamer geht, weil man die Anspannung wieder lösen muss.

Ich hab heute aber noch ein bisschen rumprobiert. Wenn man leise oder mittellaut spielt, hört man keinen großen Unterschied zwischen ganz oder nur halb drücken. Wenn ich aber auf meinem Konverter RICHTIG LAUT spiele, dann schon. Interessanterweise verstärkt sich durch Nur-ein-Bisschen-Drücken irgendein Cassotto-Effekt. Hört sich irgendwie anders als gewohnt an: gedeckter, weicher und in der Tat verschwinden jede Menge Obertöne, wie der Artikel sagt. Der Ton hat schon was. Ich rate, das mal auszuprobieren, wenn der Nachbar gerade nicht da ist. Man braucht schon ordentlich viel Schmackes im Balg, bis man den Effekt kriegt. Damit ist auch schon klar, was die Nachteile sind: Man muss ziemlich Krawall machen. Man muss den Weg aller Tasten sauber kontrollieren können, was nicht so ganz leicht ist, wie @morino47 oben schreibt und ich meinen Versuchen auch rausgefunden habe. ABER: Will ich meinem kleinen Zimmer Konzertlautstärke entfalten? (Meine Ohren sind jetzt schon nicht die besten.) Und: Was macht die Krawallmethode mit dem Akkordeon? Ich weiß, dass bei den professionellen Lautspielern mal locker Stimmzungen brechen können...
 
Ich weiß, dass bei den professionellen Lautspielern mal locker Stimmzungen brechen können...
Woher weißt du das? Selbst erlebt oder aus erster Hand oder durch Hörensagen? Übers Lautspielen habe ich mich mit ihm noch nicht unterhalten, aber übers Bending - und das stellt m.E. noch eine größere Belastung für die Stimmzunge dar. Und dazu sagte "der Stimmer meines Vertrauens", er habe in seinem gesamten Berufsleben noch nie erlebt, dass durchs Benden eine Stimmzunge gebrochen wäre - die Gefahr eines Defekts sei beim Ventil größer als bei der Stimmzunge. Und wenn die Zungen durchs Benden nicht brechen, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass sich durch Lautspielen brechen.
 

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