Sound von Vintage Equipment - trotz technischer Evolution heute nicht reproduzierbar?

anders gefragt: wollte hendrix vintage klingen, oder wollte er möglichst gut klingen, also so, wie es ihm am besten gefallen hat?
letzteres - auch ohne ihn persönlich zu kennen... schliesslich war er auch 'nur' Musiker und ich kann mich nicht erinnern, dass vor 1990 überhaupt jemand von 'vintage' sprach.

Alles was neu war wurde erstmal begierig aufgesogen und entsprechend genutzt, einschliesslich der Digitaltechnik. Der DX-7 und die frühen Sampler waren eine Revolution, in Rundfunkstudios wurde tonnenweise (im Wortsinn) höchstwertiges Equipment entsorgt, hightec/'Edelbässe' waren angesagt.
Nachdem der Hype verflogen war und man wieder genau hinhörte wurde die eben noch gefeierte Technik als 'steril' und so gar nicht mehr non-plus-ultra eingestuft.

Das war der (Zeit) Punkt, ab dem 'vintage' ein Thema wurde... im Grunde genommen mit der gleichen Attitüde und den gleichen Übertreibungen, die vorher mit 'digital' assoziiert waren.
(und der oben erwähnte, 'entsorgte Schrott' wird heute zu Höchstpreisen angeboten) :D
 
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du hast mich missverstanden, bzw. ich hätte “vintage“ in Anführungszeichen setzen sollen: wollte er genau so klingen, wie es das Equipment damals hergab, oder hätte er heutiges, modernes material benutzt, wenn ihm das gefallen hätte?
 
Um mal wieder auf die eigentliche Frage zurück zu kommen. Einerseits wurde damals anderes Material verwendet (abgelagerte Hölzer, andere Zusammensetzung der Metalle) und dann haben sich diese Materialien im Laufe der Jahre einfach verändert (Alterungsprozess) . Das ist heutzutage nur schwerlich zu reproduzieren.
 
Um mal wieder auf die eigentliche Frage zurück zu kommen. Einerseits wurde damals anderes Material verwendet (abgelagerte Hölzer, andere Zusammensetzung der Metalle
Woher weißt du das mit den abgelagerten Hölzern? Fender hat jedenfalls an Holz genommen, was verfügbar war. Erst Esche, dann Erle, weil das billiger war. So jedenfalls steht das hier: https://www.fender.com/articles/tech-talk/ash-vs-alder-whats-the-diff
Genau so wird das bei anderen Teilen der Gitarre sein.

... und dann haben sich diese Materialien im Laufe der Jahre einfach verändert (Alterungsprozess) . Das ist heutzutage nur schwerlich zu reproduzieren.

Damals waren die Materialien ja noch nicht geändert, denn die Teile waren ja damals, als der „Vintage Sound“ entstanden ist neu.
 
Ich habe 1971 meine erste Gibson gebraucht gekauft(SG),1974 meine zweite(ES 345),1980 die nächste(ES 347),immer zuerst die alte verkauft um was Besseres zu bekommen.Und das war auch so,die ES 347 war besser verarbeitet als die beiden anderen und hatte eine besseres Sustain.Ich hatte oft die Möglichkeit die Fender Strat von 1957 von unserem Bassisten zu spielen.Ganz ehrlich,das war nichts Besonderes,da hatte ich schon Bessere gespielt die heute weniger wert sind.Ein Bekannter von mir hatte eine Gibson Les Paul Custom mit 3 Pickups,eine der ersten ,die in Deutschland verkauft wurden.Na ja...halt eine Les Paul,mehr nicht.Ich konnte schon einige alte Strats spielen,1957er,1962er,63er.Da waren gute und weniger gute dabei.So wie das heute auch ist.Les Paul Goldtop von 1953..die war richtig gut,leicht,Mördersustain,klasse Ton und dank neuer Bundierung gut zu spielen.Eine Gibson Sunburst von 1958 konnte ich mehrmals spielen.Die hat mir nie gefallen,seltsamer Hals.Nicht alles war gut aus der Zeit.Aber es gab auch Ausreißer nach oben,genau so wie das mit jeder Mexico Strat ,Amerikastrat,etc. heute auch ist.man hört ja immer nur von den ganz besonders guten,die dann bei Bonamassa und betuchten Kollegen landen..oder Sammlern.meiner Meinung nach hängt das auch sehr viel davon ab,wer und wie die Teile nachberbeitet wurden...Neubundierung,etc.-Und zu Hendrix :damals hat er alles gespielt und ausprobiert was neu war:Marshall,Verzerrer,ztw. Gibsongitarren.Und trotzdem hat er dann (angeblich ) ne Strat von der Stange gespielt.Aber keiner weiß,wie lange er rumgesucht hat um die zu finden,die ihm getaugt hat.Mir ist jedenfalls eine gute neue Gitarre lieber als eine schlechte alte.Eine gute alte wird man als Normalverbraucher eh nicht leicht bekommen.Meine Jetzige Gibson ist von 1993,da hab ich lange gesucht und bin weit gefahren um so eine zu bekommen.Die würde ich nie hergeben.Und mehr Geld würde ich auch nicht ausgeben wollen,selbst wenn ich es hätte.Davon abgesehen gibts Gitarrenbauer in Deutschland,die neue Gitarren bauen,die so gut sind,da würde manch alte Gibson und Fender nur davon träumen...wenn sie könnte:D.
 
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Klar hat Fender günstiges Holz genommen. Das hatte aber nichts mit schlechterer Qualität zu tun. Abgelagertes Holz war damals in hoher Quantität verfügbar.
Und ja, wahrscheinlich klang es damals anders. Ich habe ja auch auf den Alterungsprozess hingewiesen. Den kann man heute nur schwer simulieren
 
...zur "Jimi-Diskussion": ich durfte vor einigen Jahren für meinen Arbeitgeber Aristide Gitarren testen...Gitarrenraumschiffe aus ner Legierung mit Alu und sonstwas drin...
Also: ran an den Amp...PUUUH!!!! Das erste was mir "entgegenflockte" war ein cleaner Halspickupsound der so ultra nach Jimi klang, dass ich schier den Mund nicht mehr zu bekam!
Ich war mir schlagartig sicher: dafür würde er seine alten Hölzer innen Ofen schmeissen!:D

Aber: keine Grabenkämpfe, es bringt uns nichts wenn wir uns hier in "Vintage-Voodoo" Anhänger und Gegner aufspalten-jeder wie`s ihm gefällt!
Die ursprüngliche Frage des Themas wird eigentlich nicht so recht hier berücksichtigt....:

Nein, der Vintage Sound ist nicht mehr reproduzierbar, da sich dafür einfach zu viel geändert hat und doch viele Faktoren dazu beigetragen haben, die schlicht Geschichte sind!

Außerdem spielen uns unsere Hörgewohnheiten da einen Streich: als diese Klänge entstanden, waren sie ja noch nicht "Standard". Die Musiker stellten die Sachen die sie hatten eben so ein dass es ihnen gefiel...oder auch nicht, weil´s ihnen sch....egal war. Viele (Gitarren-)Sounds die wir heute als schrill und schepprig empfinden sind auch einfach aus der Not heraus entstanden sich hörbar zu machen-ein Solo mit dem Stegpickup einer Strat oder Tele über nen cleanen crisp eingestellten Twin (zB.) ist jedenfalls gut hörbar...wenn auch klanglich nicht unbedingt angenehm:evil:, die dabei entstandene Aggressivität des Sounds wurde wahrscheinlich weniger unter klanglichen Aspekten sondern eher von der "Rebel-Attitude"-her beurteilt (zB. Solo von "Sympathy for the Devil").
Wenn heute sowas gemacht wird (Kravitz...) dann fragt sich doch fast jeder, ob das denn nicht "schöner" geht-bei sonem alten Song denkt sich fast jeder: geiler Gitarrensound, das war halt noch Rock`n`Roll...da wird mit verschiedenem Maß gemessen.
Unsere Hörgewohnheiten bewegen uns dann dazu, die "Vintage"-Sachen unter Berücksichtigung von Aspekten einzusetzen, die wahrscheinlich früher komplett irrelevant waren...so sucht doch jeder wenn er zB. ne alte (oder im Vintage-Style gemachte) Strat/Tele/Paula kauft nach DEM fetten, warmen, crispen Über-Ton, oder DEM singenden Super-Vintage Blues-Amp mit Sahne-Sound Speaker.
Und so werden unsere heutigen Hörgewohnheiten diesem "Vintage"-Begriff aufdoktriniert, was zu derben Fehlinterpretationen führt!

Und deswegen klingen fast alle amtlichen "Supervintage-Soundfreaks" ala Bonnamassa und Co so zum Gähnen langweilig
und man fragt sich wieder: warum war früher alles besser?

Es war eben schon immer n Holzweg wenn sich solche Dinge verselbständigen.

Musik ist, wenn man aus diesem Hamsterrad ausbricht und trotzdem spielt--also genau das tut, was die von "früher" halt auch gemacht haben...!


Gruss,
Bernie
 
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Einfach mal dieses Video von 2:30 bis 3:30 gucken und noch mal in sich gehen :)

 
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....ja, so isses, volle Zustimmung-Rockabilly kann man auch mit der BC Rich spielen und Blues auch mit nem Engl FIREBALL (sehr gut sogar!!!!)

Aber ich meinte jetzt mit dem "alten Sound" auch den Gesamtsound der Band nachher auf den Vinyl(!)Platte bzw die Wirkung eines Gitarrensounds in diesem Gesamtsound der Band...und da wird`s eben nicht reproduzierbar.

Tatsache ist aber auch: das ist nicht schlimm, den früher war eben früher und heute ist heute:D
 
@OldRocker" [...]

Tatsache ist aber auch: das ist nicht schlimm, den früher war eben früher und heute ist heute:D


Das könnte ein schöner Schlussatz sein :D

Ich sehe den Vintage-Trend mehr auf der emotionalen denn auf der tonalen Eben (außer dem subjektiven Empfinden). Es ist so, dass mir -mal ganz pauschal- ein altes Instrument einfach "mehr gibt". Meine alte Strat reizt mich einfach, sie in die Hand zu nehmen und klingen tut sich auch gut. Die Frage ist, ob sie "besser" klingt als eine neue... genau da beißt sich die Katze innen Schwanz, weil eh jede Klampfe anders klingt, bzw ihre Stärken und Schwächen wo anders hat.

Ich denke, man kann den Flair von alten Instrumenten eher mit alten Autos vergleichen: Fahrkomfort in einem alten Hotchkiss oder Willie? Der Youngtimer meines Kumpels; ein alter 70er Jahre Ford Capri, sieht einfach geil aus, aber ... naja...
So in etwa kann (!) es auch bei Instrumenten sein. Mir gibt z.B meine alte Höfner 173 immer eine gewisse Inspiration. Solange ich sie nicht hören muss, weil das echt ein mieses Stück Holz(?) ist.... :D
 
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Aber ich meinte jetzt mit dem "alten Sound" auch den Gesamtsound der Band nachher auf den Vinyl(!)Platte bzw die Wirkung eines Gitarrensounds in diesem Gesamtsound der Band...und da wird`s eben nicht reproduzierbar.

Das habe ich letzte Woche entdeckt, ein Freak aus England, der ein Vintage Studio betreibt:



 
Aber ich meinte jetzt mit dem "alten Sound" auch den Gesamtsound der Band nachher auf den Vinyl(!)Platte bzw die Wirkung eines Gitarrensounds in diesem Gesamtsound der Band...und da wird`s eben nicht reproduzierbar.
Dooch, der Rest der Band muss nur mitziehen, und genauso die Tonkette :)
Wenn einer mit seinem Recti n klasse Oldschool Gitarrensound zaubert, und der Drummer komplett undynamisch alles tottriggert, klappts natürlich nicht.

Hier z.B., live kommts wirklich verdammt nah ans Original:
 
....klar was du meinst Iwan, du hast ja auch recht...aber der Sound ist halt noch lange nicht auf Platte...!
 
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auch wenn es online natürlich nicht glaubhaft ist... aber der Sound hat bei mir sofort ein ein Stirnrunzeln ausgelöst. Stilistisch passt das schon, ist aber viel zu glatt und 'smooth'. ;)

Mein persönlicher vintage Massstab ist Nick Adams mit seinen Watkins Restaurationen, ua:



(Sound gibt's ab Min 24.00, aber wen's interessiert: die Ausführungen zur Technik sind erstklassig und zeigen wie komplex dieses simple Equipment reagiert)
 
@ Frama >> diesen " Schlußsatz " hab ich nie geschrieben,da hast du eine Verwechslung drin.:eek::D
 
klar was du meinst Iwan, du hast ja auch recht...aber der Sound ist halt noch lange nicht auf Platte...!
apropos Platte...
der Originalsound der 50er bis 70er Jahre dürfte in kaum einer CD Veröffentlichung vorhanden sein, das wurde so gut wie immer mit den jeweils verfügbaren Mitteln 'aufgebessert', vor allem in Bezug auf die wahrgenommene Lautstärke.
Und wie schon erwähnt wurde, sind unsere Ohren durch jegliche Art von Tontechnik (angefangen beim Reportage Ton) inzwischen völlig anders konditioniert als vor 3 Jahrzehnten.
 
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Wie war das noch gleich mit dem Tonholz? Oder wie Les Paul selbst über seinen Klotz sagte: "Das Auge hört mit!", daher musste das Ding wie eine Gitarre aussehen.


Das habe ich letzte Woche entdeckt, ein Freak aus England, der ein Vintage Studio betreibt:

Der ist ja nicht der einzige.. und wenn man wirklich nah an alte Aufnahmen herankommen will, ist das wohl die einfachste Möglichkeit.
 
Wichtiger beim Sound ist der Faktor Mensch...:D:D....wenn sich der Resonanzkörper verändert..............:mad::redface::(
Was sind schon 45 Jahre Musikerleben...ein Mückenschiß....in der Geschichte der Musik
 

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Ich habe 2000 meine 66er Strat verkauft um mir für ein Viertel des Betrags den ich bekam eine Strat zu kaufen, die ein Frankfurter Gitarrenbauer hergestellt hat und habe es nie bereut.
Habe mir dann 15 Jahre später nach langem Suchen eine 65er und eine 69er Strat zugelegt und es auch nicht bereut. Im Frühjahr dann eine Masterbuild von Jason Smith basierend auf einem 55er Modell.
Jede der vier genannten hat ihren eigen Ton, die 69er hat ihre Stärke auf dem rockigen Bridgepickup, die 65er in den Zwischenpositionen und die Jason klingt sehr ausgewogen auf allen Tonabnehmern.
Die Riemer Strat ist mein Arbeitstier, mit John Barden Pickups ausgestattet und deshalb die #1 für Livegigs.
 
Einfach mal dieses Video von 2:30 bis 3:30 gucken und noch mal in sich gehen :)



naja, ich habe mir das Vid ab 2:30 angeschaut und dachte mir spontan ... mmmh, so richtig Rockabilly klingt das gar nicht. Die Auflösung kam ja dann danach. Und wenn man dann den Vergleich hört, schneidet die BC schon als die Gitarre mit dem "untypischsten Sound" ab. Kann aber ( wahrscheinlich ) an den PUs liegen. P90 oder SC ist schon was anderes als Humbucker
 

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