Möglichst originalgetreu covern? Wo bekommt man die Sounds? Welchen Aufwand betreibt ihr?

  • Ersteller Gregor07
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Aber wie man in 10 Jahren klassischer Klavierausbildung, Theorie und Musikgeschichte offenbar die Themen "Interpretation", "Artikulation" und "Agogik" völlig ausklammern kann, ist mir ein Rätsel. ;)
Mir auch. Aber vielleicht war das ja vom Staatsratvorsitzenden vorgegeben :evil:.
 
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Ich greife mal auf "mein" Musikschulwissen zurück und auf "Cloud-wissen":

Nebenbei: Was für eine überflüssige Diskussion!

Natürlich kann heute keiner wissen, wie ein "klassisches" Stück "wirklich genau" geklungen hat, ohne eine Tonaufzeichnung und die Noten lassen nun mal Interpretationsspielraum. Die "Tempo" Bezeichnungen wie forte, allegro usw. sind ja eher Angaben "wie" ein Stück gespielt werden soll, also allegro bedeutet ursprünglich sowas wie fröhlich/munter.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tempo_(Musik)

Wenn man sich die Tabelle anschaut, sieht man Intervalle mit einem Delta von teilweise 10 Bpm! Übertrage das mal auf die heutige Zeit. Spiel mal eine Disco-Nummer mit Discofox-Tempo um 120Bpm zehn Beats schneller. Da wird dann schon fast Ska drauss :).

Schauen wir uns doch mal ein Beispiel an: Der Türkische Marsch von WAM ;)
https://de.wikipedia.org/wiki/Klaviersonate_Nr._11_(Mozart)

Ronald Brautigam:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ronald_Brautigam

Lang Lang:

https://de.wikipedia.org/wiki/Lang_Lang

Wie das nun im Original geklungen hat, kann nur sagen wer auf der WAM-Tour 1784 dabei war. Das wird schwer jemanden zu finden. ;)

Von den unterschiedlichen und über die Jahre geänderten Grundstimmungen will ich jetzt gar nicht anfangen:

Hier mal zum nachlesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wohltemperierte_Stimmung

https://de.wikipedia.org/wiki/Kammerton

Wenn man exakt - anhand der "Noten" - wissen würde, wie ein klassisches Werk klingen soll, könnte man sie den Fachbereich Musikwissenschaft schenken. ;)

Zurück zum Thema: Ich denke das covern IMMER auch interpretieren bedeutet. Klar versuche ich als Keyboarder meine Sounds so weit es geht an EINE Version des Original-Interpreten anzupassen. (Stichwort: Live- versus Studioversion). Ich persönlich neige eher dazu mich an Live-Versionen der Interpreten zu orientieren, da ich auch auch gerne Live mit einer Band spiele und nicht im Studio eine eins zu eins Kopie erstellen möchte. Kommt natürlich auch auf den Song an und auf das Konzept und die Fähigkeiten meiner Band.

Es ist mir aber im großen und ganzen egal, ob ich nun unbedingt den Sound NUR auf DEM Original-Synth/Instrument spielen "darf". Ich spiele in einer Grönemeyer-Band und bei "Männer" habe ich schon versucht möglichst nah ans GS1/2... "was auch immer" Original ran zum kommen. Mit dem Kronos ist mir das sogar noch besser gelungen, als vorher mit Fantom und PC3, doch irgendwann muss ich einfach sagen, reicht: ich übe lieber den Song sauber zu spielen und zwar MIT meiner Band.

Hier übrigens auch noch mal ein paar sehr nette Videos zum Thema "gut gecovert":





Der Typ hat es meiner Meinung nach aber auch wirklich drauf, nur "baut" er das nun mal auch im Studio nach. Das ist etwas anderes als "Live" mit einer Coverband.

Schönen Sonntag :cool:

Dennis

P.S
Das gehört für mich zum Covern auch dazu: bei Youtube nach Leuten zu suchen wie den Clemens Wenners. Dadurch kann man sich inspirieren lassen und auch Parts viel schöner raushören.



Ich mag den wirklich!!!
 
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OT: Der LANG-HIN, der alte Schnell-Holzhacker....
 
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Hier übrigens auch noch mal ein paar sehr nette Videos zum Thema "gut gecovert":

Sehr geil. Aber vor allem daher, weil ein einzelner Musiker mehrere Instrumente plus Gesang so gut beherrscht, um das originalgetreu hinzukriegen... :great:

Der hier ist ähnlich gut, macht aber sein eigenes Ding daraus... :great:

 
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Persönlich habe ich z. B. noch keinen Bassisten gehört, der gesagt hat: "Für dieses Stück muss ich mir aber erst einmal 'nen Fünfseiter kaufen, weil die Originalversion mit einem eingespielt wurde".

Das höre ich laufend. :D

So viel Möglichkeiten zur Interpretation bleiben da nicht, wenn man sich exakt an die die Partitur hält, wie sie der Komponist damals notiert hat und sie nicht nach eigenen Geschmack verändert.

What? Da gibts Welten an Möglichkeiten! Auch gibt es ja unterschiedlichste Ausgaben. In Urtext Ausgaben steht manchmal so gut wie gar nichts drinnen.
 
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Interpretieren ist nicht „möglichst originalgetreu covern“! Interpretieren ist in Anlehung des Originals als Vorlage und hat nichts mit „moglichst originalgetreu covern“ zu tun.
So weit, so falsch - die "Interpretation" in der (klassischen) Musik ist genau das Ausfüllen des musikalischen Ausdrucks, der von der Notation nicht beliebig genau abgedeckt werden kann (jedenfalls wurde mir das in meiner Klavierausbildung so beigebracht - und das deckt sich interessanterweise mit dem sehr lesenswerten Wikipedia-Artikel zu diesem Stichwort).
Da geht es also mitnichten um "dazuerfinden" bzw. "was anderes spielen, als in den Noten steht", sondern um etwas, was in der Analogie eines Kochrezeptes (=Notenschrift) wohl dem "Abschmecken" entspricht. Im Rezept steht ja erstmal auch jede Zutat drin, mit mehr oder weniger exakten Mengenangaben. Und trotzdem schmeckt dasselbe Rezept nicht bei allen Köchen exakt gleich - weil Details der Zubereitung (z.B. "scharf anbraten", "cremig schlagen",...) eben nicht jeder gleich macht oder nicht jedem gleich gut gelingt.

Aber wie schon mehrfach gesagt, eigentlich eine müßige Nebendiskussion und Begriffsklauberei - zumal beim Thema "covern" im modernen Sinne ja schon meist gar keine (exakte) Notation des Originals existiert (und sehr häufig ja auch nie gegeben hat).
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Mein Lehrer hätte mir auf die Finger geklopft, wenn ich rgendwas anderes in das Notenblatt hineininterpretiert hätte, was dort nicht steht.
Wie jammerschade! Ich mag mir nur sehr ungern vorstellen, wie unglaublich fad, steril und leblos das geklungen haben muss, wenn du wirklich nichts gespielt hast, was da nicht steht. Ich habe sofort eine typische Schüler-Bigband im Kopf, die irgendwas von Glenn Miller zugrunderichtet, weil sie stumpf die notierten Achtel spielen, ohne jedes Swing-Feeling (wobei das meist daran liegt, dass mangels Spielerfahrung dieser "Modus" dann der einzige ist, bei dem es halbwegs synchron bleibt).
 
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Hier übrigens auch noch mal ein paar sehr nette Videos zum Thema "gut gecovert":
Zu den beiden Videos muss ich sagen: die (einzelnen) Sounds hat er ziemlich auf den Kopf getroffen (a-ha habe ich neulich gerade selbst für ein Cover dekonstruiert). Aber leider passt der Mix nicht ganz, da wird dann scheinbar jeder Sound (hat ja Arbeit gemacht) im Vordergrund gefeatured. Und das Ganze ist dann eben leider im Vergleich zum Original (wo ja auch 90% aus dem Sequencer kam, aber eben nicht alles) dann auch sehr statisch gespielt. Dafür dann wieder ganz gut gesungen. ;)
Und bei In the Air tonight ist schon der Drumloop zwar soundmäßig 1:1, aber dafür dynamisch Welten vom Original entfernt. Da sind im Original einige Noten fast Ghostnotes, die im Cover klingen, als hätte der ganze Track nur eine Velocitystufe.

Das ist für mich - obwohl insgesamt auf sehr hohem Niveau - leider ein Beispiel für falsche Prioritätensetzung. Beim Sound statt 101% mal auch 99% akzeptieren und dafür bei Mix, Dynamik und Groove eine Schüppe draufgelegt hätte mir hier deutlich besser gefallen (und man hört leider den Autotune, obwohl der Typ anscheinend auch ohne gut singen könnte).

Ach ja, und wenn man natürlich bei dem Qualitätsanspruch auf Synthseite ist, dann ist es eigentlich gerade bei "Sussudio" ein Frevel, da nicht echte Bläser zu bemühen. Oder wenigstens, wenn man die Phenixe nicht um die Ecke wohnen hat ( :D ), dann statt eines einzelnen "Brass Ensemble"-Patches wenigstens die einzelnen Stimmen des Bläsersatzes mit (guten!) Single-Instrument-Samples einspielt. Auch das ein solches Beispiel, wohin dann ein rein auf die Synthsounds fixiertes
Herangehen leider führen kann: Selbst für mich als soundinteressierter Keyboarder ist bei dem Song die Brass-Hookline das A&O - und die fällt dann gegen die hervorragenden Synthsound-Repliken leider steil ab.
 
Selbst Leute wie Beethoven, welcher taub war. Diese Werke kann man heute noch genauso spielen und klingen lassen wie damals.
Beethoven wäre für mich eher ein Musterbeispiel dafür, dass eine Partitur eben nicht nur eine einzige richtige Spielweise erlaubt, die eindeutig definiert ist. Das sieht man bei seinen zwei vielleicht berühmtesten Werken:

Die fünfte Sinfonie sorgt schon bei den ersten vier Noten (Da-da-da-daaaaam) für unterschiedliche Ansätze, wie sie denn nun zu spielen ist. Das Fermate auf der vierten Note (und erst recht das Fermate auf der achten Note) ist ausdrücklich dafür da, die Länge der Note dem Dirigenten/Interpreten zu überlassen. Je nachdem, welche Dauer gerade den gewünschten Effekt erzielt.
Hätte Beethoven das Fermate durch eine fixe Notenlänge ersetzen können? Sicherlich. Aber er hat sich dagegen entschieden und stattdessen die Länge den Interpreten überlassen.
Entsprechend unterschiedlich fallen deren Interpretationen aus. Furtwängler klingt da anders als Toscanini oder Karajan, weil die Partitur eben nicht nur einen Schluss zulässt. Und wir reden hier nicht von großen stilistischen Neuinterpretationen des ganzen Stückes, sondern alleine davon, wie lange einzelne Noten der Partitur gespielt werden sollen.

Der erste Satz der Mondscheinsonate wäre das andere Beispiel. Beethoven schreibt "senza sordino", "ohne Dämpfer". Nimmt man die Anweisung wörtlich und drückt das Sustain-Pedal das ganze Stück über durch, klingt es schnell verwaschen. Moderne Klaviere klingen eben deutlich länger aus, als die zur Zeit von Beethoven. Ein Abweichen von der Partitur ist hier unter Umständen sogar der richtige Weg, es näher an Beethovens ursprüngliche Idee zu bringen.
Ist es deswegen falsch? Wenn ja, was ist die richtige Interpretation? Vielleicht hätte Beethoven auch bei modernen Klavieren das Sustain voll ausgenutzt, vielleicht hätte er das nach seinem Tod entwickelte Sostenuto-Pedal eingebaut, vielleicht hätte er bei jedem Akkordwechsel kurz das Dämpfer-Pedal losgelassen. Das wären zumindest die drei aktuell verbreiteten Möglichkeiten. Herausfinden werden wir es aber nicht mehr, weil Beethoven diese Weiterentwicklungen nicht mehr miterlebt hat und sich nicht dazu äußern kann.

Ich habe gestern einen englischsprachigen Artikel zu dem Thema Beethoven und seine Interpretationen gelesen, den ich hier verlinken möchte: Baldassarre, Antonio. (2013). Text, Sound and the Freedom of Interpretation Observations on Beethoven's Music. MusikTheorie. 28. 325-350.

Nun mag man sich denken, dass der Beitrag zu Beethoven-Interpretationen allmählich arg off-topic wird. Interessant ist aber, dass die "möglichst originalgetreu covern"-Debatte gewissermaßen schon vor 73 Jahren ähnlich geführt wurde wie hier im Thread (s. Einleitung des Artikels). Da gibt es beispielsweise die konkurrierenden Ansichten von Edwin Fischer und Paul Klecki:

Edwin Fischer(1945) schrieb:
[Es] steht alles da [in der Notation], und eine genaue Befolgung der Beethovenschen Vorschriften wird all das, was er wollte, hervorbringen.

Paul Klecki(1945) schrieb:
Der wahre Weg der Meisterung unzähliger Probleme, die mit der musikalischen Interpretation verbunden [sind, besteht darin,] dass der Interpret die Fähigkeit und innere Bereitschaft besitzt, den Komponisten, seine Welt und sein Werk in sich aufnehmen zu wollen und zu können.
Dies alles bedeutet niemals ein vollständiges Eliminieren alles Persönlichen in der Wiedergabe. Nein! Denn Nachschaffen soll die Devise jedes Interpreten werden. Die Schöpfung muss er durch tiefstes Eigenerleben leuchten lassen und somit muss er Diener am Werk sein.


Nun...ich persönlich tendiere eher zur zweiten Auffassung. Auch abseits von Beethoven. :)
 
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Zu den beiden Videos muss ich sagen: die (einzelnen) Sounds hat er ziemlich auf den Kopf getroffen (a-ha habe ich neulich gerade selbst für ein Cover dekonstruiert). Aber leider passt der Mix nicht ganz, da wird dann scheinbar jeder Sound (hat ja Arbeit gemacht) im Vordergrund gefeatured. Und das Ganze ist dann eben leider im Vergleich zum Original (wo ja auch 90% aus dem Sequencer kam, aber eben nicht alles) dann auch sehr statisch gespielt. Dafür dann wieder ganz gut gesungen. ;)
Und bei In the Air tonight ist schon der Drumloop zwar soundmäßig 1:1, aber dafür dynamisch Welten vom Original entfernt. Da sind im Original einige Noten fast Ghostnotes, die im Cover klingen, als hätte der ganze Track nur eine Velocitystufe.

Das ist für mich - obwohl insgesamt auf sehr hohem Niveau - leider ein Beispiel für falsche Prioritätensetzung. Beim Sound statt 101% mal auch 99% akzeptieren und dafür bei Mix, Dynamik und Groove eine Schüppe draufgelegt hätte mir hier deutlich besser gefallen (und man hört leider den Autotune, obwohl der Typ anscheinend auch ohne gut singen könnte).

Ach ja, und wenn man natürlich bei dem Qualitätsanspruch auf Synthseite ist, dann ist es eigentlich gerade bei "Sussudio" ein Frevel, da nicht echte Bläser zu bemühen. Oder wenigstens, wenn man die Phenixe nicht um die Ecke wohnen hat ( :D ), dann statt eines einzelnen "Brass Ensemble"-Patches wenigstens die einzelnen Stimmen des Bläsersatzes mit (guten!) Single-Instrument-Samples einspielt. Auch das ein solches Beispiel, wohin dann ein rein auf die Synthsounds fixiertes
Herangehen leider führen kann: Selbst für mich als soundinteressierter Keyboarder ist bei dem Song die Brass-Hookline das A&O - und die fällt dann gegen die hervorragenden Synthsound-Repliken leider steil ab.
Ich selbst lege jetzt bei Y-Tube nicht so viel „Wert“ auf den Mix. Ich fand bei dem Aha Clip ganz nett, dass man die Sequenzer-Spuren besser raushören konnte, als beim Original. Ja der Autotune ist zu present, auch klingen die Backgroundchöre zu sehr nach Harmonizer. Ich finde das ist aber Meckern auf hohem Niveau ;)

Die Collins Nummern sind halt der Tatsache geschuldet, dass sie in der DAW nachgebaut wurden und dort halt nicht die Phenix Horns spielen, oder ein Daryl Stuermer die Gitarren eingespielt hat, etc. Dafür finde ich sie aber gut. Sussudio würde ich gerne selbst mal mit der Band machen, da traue ich mich aber nicht ran.
 
Ich finde das ist aber Meckern auf hohem Niveau ;)
Das sowieso - die Nummern sind für Studio"nachbauten" auf extrem hohem Niveau. Das Sounddesign ist wirklich "spot on".
Mir ging es auch gar nicht um's meckern - sondern eher darum, dass diese Beispiele hervorragend geeignet sind, um aufzuzeigen, dass technische Finesse beim Nachschrauben der Synthsounds allein eben selbst bei sehr synthlastigen Nummern zwar beeindruckend ist, aber eben längst nicht alles...

Ich selbst lege jetzt bei Y-Tube nicht so viel „Wert“ auf den Mix.
Ich auch nicht - ich meine auch gar nicht so sehr solche Dinge wie Master-EQ oder einen ausgewogenen (im Sinne von ästhetischem) Gesamtklang. Ich meine wirklich die schlichte Lautstärkebalance mancher Spuren - die im Original eher das Tüpfelchen auf dem i sind, die erst auffallen, wenn sie fehlen... und die hier sehr ins Ohr dringen.

dass sie in der DAW nachgebaut wurden und dort halt nicht die Phenix Horns spielen,
Ja, das ist mir klar. Selbst wenn man hier echte Bläser hätte nehmen wollen: wo findet man denn einen Satz(!), der so auf den Punkt spielt wie ebendie? Nein, aber wenn ich an anderer Stelle so extrem detailversessen bin, dass ich eben nicht alle Synthsounds aus einer Kiste hole, sondern den Bass aus dem DX7, die Pads aus dem Prophet usw., dann wäre das Minimum gewesen (um die Balance zu wahren), dass man dann die Brass-Riffs in 4-5 Stimmen aufsplittet und jeder Stimme ein Sax, Tp, Tb etc. zuweist und gute Samples dafür hernimmt. Das geht auch in einer DAW (gerade da! live schon eher schwer) - oder eben dann dort zumindest auch ein Plugin zu nehmen, was per Scripting einem eben diese Arbeit abnimmt.
Das macht SO einen großen Unterschied, dass ich selbst live versuche, meine Bläsersounds aus Einzelinstrument-Samples zusammenzustricken (mit kleinen Tricks wie monophon geschaltete Timbres, die wahlweise "highest" und "lowest" note für Tp und Tb zuweisen etc.).
 
Ich stelle mir manchmal die Frage ob das in ein paar Jahren noch so möglich ist. Das mit originalgetreu covern.
Wie viel von dem original sound bleibt denn noch übrig wenn alles zu tode EQed / FXed und komprimiert wird?

Wenn ich manch Mastering Videos schaue, wird an den Klängen so viel rumgeschnibbelt das ja kaum was vom Original über bleibt.
War das früher bereits genau so?
 
Wie viel von dem original sound bleibt denn noch übrig wenn alles zu tode EQed / FXed und komprimiert wird?

Entweder man lässt einen Backing-Track laufen, oder Bassist/Gitarrist müssen mit ner kleinen Taste aushelfen ;)

Die OP für den dritten Arm ist (leider?) noch Zukunftsvision
 
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Wenn ich manch Mastering Videos schaue, wird an den Klängen so viel rumgeschnibbelt das ja kaum was vom Original über bleibt.
War das früher bereits genau so?
Naja, in den 1960ern wurde auch schon viel mit Studiotechnik experimentiert. Gerade in der psychedelischen/progressiven Ecke gab es alleine mit rückwärts abgespielten Delays und Flanger-Effekten gleich zwei Dinge, die damals häufig auf Aufnahmen genutzt wurden und sich live im Grunde gar nicht realisieren ließen, solange man auf Playback verzichtet. Die verfügbaren Delay-Zeiten waren noch nicht lange genug und dedizierte Flanger-Effekte kamen erst in der zweiten Hälfte der 1970er wirklich auf.

Charakteristische Chamber und Plate Reverbs ließen sich live auch nicht wirklich reproduzieren, da man die entsprechenden Hallgeräte nicht praktikabel auf die Bühne mitnehmen konnte. Am ehesten ging das noch mit einem Spring Reverb, aber der klingt deutlich anders.

Im Grunde war das nciht einmal eine Eigenheit der 1960er, sondern ging noch früher los. Les Paul (ja, der Namensgeber der Gitarre) hat - mal mit, mal ohne Mary Ford - einige recht komplexe Aufnahmen gemacht. Einer meiner Favoriten ist "How High the Moon" aus 1951:



Alle Spuren wurden von Les Paul eingespielt bzw. von Mary Ford eingesungen, viele davon natürlich vor dem Video. Abgesehen von den musikalischen Fähigkeiten wäre das Stück aber auch so schwer zu reproduzieren.

Die Parts von Gitarre und Bass könnte man vielleicht noch auf drei Musiker aufteilen, aber spätestens beim Tape Echo auf der Gitarre schaut man in die Röhre. 1951 gab es das nämlich noch nicht in jedem Musikgeschäft zu kaufen, das musste man sich noch wie Les Paul selbst basteln. Dafür musste man aber erst einmal darauf kommen, schließlich war Les Paul einer der ersten, die die Idee hatten.

Der Gesang ist dann noch einmal eine deutlich andere Hausnummer. Gerade der Part ab 1:10 dürfte selbst die ambitionierteste Rock'n'Roll-Band an den Rande der Verzweiflung bringen. Und das wohlgemerkt 24 Jahre vor Bohemian Rhapsody.


Equalizer und Kompressor sind dagegen ziemlich einfach zu bewerkstelligen. Das haben heutzutage die meisten Multi-Effektgeräte und Mischpulte eingebaut. Wenn es die Latenz zulässt, ist es sogar denkbar, einige der gleichen Mix/Master-Plugins, die man im Studio verwendet hat, auch live einzusetzen, indem man die Signale durch einen Computer schickt.

Aber das wäre nicht unbedingt zielführend. Bei solchen Dingen hat man nicht viel davon, wenn man zwar theoretisch genauso klingen würde wie auf der Platte, aber dann aufgrund der speziellen Akustik der Location untergeht. :)
 
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Bevor Ihr Euch in Interpretation der Spielweise zu weit vom eigentlichen Thema dieses Threads, wo nach Sound-Reproduktion gefragt wird, entfernt, versuche ich nochmal ne Kurve zurück zu machen...

Zum einen, ja, auch meine Erfahrung, dass Soundreproduktion mehr bei Keyboardern ein Thema ist, als bei Gitarre, Bass oder Drums. Klar - auch der Gesang sollte beim möglichst originalgetreuen Covern natürlich eine Bedeutung haben, und scheitert häufig, weil man eine Stimme am schlechtesten imitieren kann (Ausnahmen bestätigen die Regel - klingt dann aber häufig lächerlich).
So wie ein Gitarrist sich natürlich nicht 10 verschiedene Gitarren und Amps hinstellt, geht der Keyboarder mit 10 Keyboards auf die Bühne - muss er meiner Meinung nach aber auch nicht. Es geht hier um's Covern, und dann sollte man vielleicht schon bei der Auswahl des Equipments schauen, welchen Aufwand muss ich betreiben, welche Schwerpunkte muss ich abdecken, also erst einmal gute Grundvoraussetzungen schaffen - soweit das möglich ist.
Als eine Hardrock-Coverband würde ich natürlich hauptsächlich schauen, dass ich eine amtliche Orgel auf die Bühen schaffe, und wenn's keine B3 ist, dann doch einen guten Clone, der schon gut in die Richtung tendiert, und nicht einfach nur eine Workstation. Gehe ich in die Richtung Pink Floyd, sollte vielleicht mindestens ein analoger Synth im Gepäck sein etc.
Klavier, E-Piano Sounds, Streicher sind vermutlich das geringste Problem. Das bekomme ich mit jeder handelsüblichen Workstation vernünftig live hin. Geht's hauptsächlich in die Richtung 80er, da hat eigentlich jede Workstation schon einiges on board, die eine oder andere mehr, wäre aber evtl. ein Jupiter 80 eine gute Wahl, wenn man schon mal einen Großteil mit vorhandenen Presets abdecken und sich viel Programmierarbeit sparen möchte. Letztlich kommt man aber nicht drum herum, sich mit seinem Keyboard auseinanderzusetzen, denn es gibt keins, was alles von Haus aus abdecken kann.

Vor dem Problem, dass der TE hier anspricht, stehe ich auch oft. Ich bin nicht mit dem Keyboard groß geworden, habe mich nie groß mit Soundsynthese beschäftigt. Ich habe mir viel durch trial und error angeeignet, nutze als Grundlage für meine Sounds meistens vorhandene Presets, die ich entweder mit anderen Presets kombiniere, hin und wieder tatsächlich auch mal editiere, aber - und da bin ich einig mit einigen meiner Vorredner - nicht unendlich Zeit damit verbringe, so lange am Sound zu schrauben, bis er dem Original möglichst gleicht, sondern mich lieber mit der Spielweise beschäftige. Es gibt Songs, die arrangieren wir komplett um, ersetzen - weil wir keinen Saxofonisten haben - das Sax-Solo durch eine Orgel, lassen ggf. auch mal eine komplette Brass-Section weg, genau wie wir auch niemals eine zweite Gitarre durch einen Gitarrensound vom Keyboard ersetzen würden. Da spiel ich anstelledessen lieber ein E-Piano oder eine Orgel. Manchmal sample ich mir auch einen Sound, wie z.B. das Shakahuchi in Sledgehammer.

Viel Zeit, Geld und Energie hab ich in die Umsetzung von Brass Sounds investiert, und bin immer noch nicht zufrieden. Die wenigsten Keyboards haben authentische Brass Sounds, wobei mindestens 80% der Authentizität nicht vom Sound, sondern von der Spielweise abhängen. Und da hab ich noch viel Arbeit vor mir.
 
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wobei mindestens 80% der Authentizität nicht vom Sound, sondern von der Spielweise abhängen.

Hab ich auch festgestellt. Die Qualität der Samples sind dann nur mehr die Krone drauf.
 
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Hab ich auch festgestellt. Die Qualität der Samples sind dann nur mehr die Krone drauf.
Meine persönliche häufig gemachte Erfahrung, wenn die Keyboardsounds bei einer Coverband zu sehr nach Original klingen, werde ich hellhörig und muss dann feststellen, dass da ein Playback läuft ;-)
 
Daran ist aber auch nichts verkehrt. :)
 
Auch das Playback muss man aufbereiten, wenns nach was klingen soll, vom sonstigen Aufwand zu schweigen. Ob ich jetzt was sample und dann per Tastatur spiele, oder es gleich laufen lasse, find ich persönlich dann schon egal und samplen ist mMn Pflicht für Cover Geschichten.
 
Ich hab halt immer noch den Anspruch, alles selber zu spielen, auch wenn ich natürlich hier und da mal Tricks anwende, wie der Seldgehammer Sample. Aber selbst da fühl ich mich halt unwohl, nur die Jungs haben gesagt, dass diese blöde Flöte wichtig ist, und der Sample besser klingt, als wenn ich das selber spiele :rolleyes:
Natürlich nutze ich mittlerweile auch hier und da mal ein Arpeggio, z.B. wenn es um eine schnell gespielte Streicher-Passage geht. Seit PC3 kann ich mir die Arpeggios ja individuell erstellen. Hab ich schon mal für den schnellen Lauf abwärts beim Solo von Rosanna überlegt...
Aber das sind halt eher kleine 'Mogeleien', mit denen ich noch leben kann, ohne eine oder mehrere komplette Spuren als Playback abzufahren.

Muss aber jeder selber wissen, wie er das handhabt, udn brauchen wir hier nicht weiter zu diskutieren, weil es sonst etwas in OT abdriften würde.
 
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