Reibungsloser Ablauf bei Festivals - klappt leider selten...

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Wir sind wieder mittendrin, die Festival-Saison ist am Laufen. Das heißt, mehrere Bands auf einer Bühne, hohe Anforderung (nicht nur!) an die Technik, um schnelle und reibungslose Changeovers zu gewährleisten.
Gerade bei kleineren Festivals, wo es möglicherweise nur eine Hauptbühne gibt, auf der alle Band spielen, ein straffer Zeitplan, möglichst kurze Changeovers, um maximale Spielzeit und möglichst kurze Pausen für das Publikum zu erreichen. Letztlich soll ja auch ein Spannungsbogen erhalten bleiben. Nichts ist langweiliger und nervtötender als ein immer wiederkehrender Soundcheck, den man sowieso möglichst auf einen Linecheck reduziert. Optimal wäre es, wenn alle Bands über dasselbe Drumset spielen, vielleicht lediglich schnell Einzelteile wie Snare, Fußmaschine, Hocker, evtl. Becken tauscht, alle Bassisten über eine Bass-Anlage und die Gitarristen möglichst über dieselben Amps, ggf. mit eigenem Stressboard spielen. Aus den angepeilten, zugegebenerweise sportlichen 15min für einen Changeover werden sehr schnell 30, manchmal sogar 45 langen Minuten. Das Publikum ist genervt, die Bands, die im Anschluss noch spielen sollen auch, weil sich ihre Spielzeit nach hinten verschiebt. Im Worstcase fällt ein Act zum Schluss völlig runter, weil die Polizei zu bestimmter Uhrzeit die Anlage abdrehen lässt. Daher hab ich es auch schon kennengelernt, dass eine Band einen Slot von z.B. einer Stunde bekommt, der einen Changeover von 15min mit einschließt. Brauchen sie länger, geht das von ihrer Spielzeit ab.

Erst kürzlich bei einem Festival erlebt, dass es nicht immer so reibungslos klappt - und daher komme ich auch auf dieses Thema. Als ich ankam, spielte bereits eine Band. Als sie fertig war, wurden dann auf der Bühne von den Musikern erst einmal die Gitarren abgewischt, im Koffer verstaut, die Kabel zusammengerollt und in Taschen gepackt, der Drummer quatschte noch am Bühnenrand mit einem Fan, während die nachfolgende Band bereits ein weiteres Drumset anschleppte. Dies war schon vormontiert, komplett aufgebaut und wurde auf einem Teppich auf die Bühne vor den Drumriser gezogen. Eigentlich vorbildlich, man wollte offensichtlich auch auf die Nutzung des Drumrisers verzichten, um möglichst schnellen Umbau hinzubekommen. Es handelte sich auch nur um drei Musiker, daher übersichtlicher Platzbedarf. Allerdings mussten so die Mikros umgebaut werden, wobei das eine oder andere Kabel auch neu verlegt, teilweise verlängert werden musste, was den Zeitgewinn wieder relativierte. Die Band spielte ohne Bassisten, dafür feuerte der Drummer Backingtracks ab, für die er einen separaten Kanal brauchte. Sicherlich keine Herausforderung für die Technik. Nun spielte die Band aber auch mit in-ear-Monitoring, vermutlich hauptsächlich wegen der Backingtracks. Hierfür hatten sie offensichtlich eigene Sender mitgebracht, die natürlich auch noch anstelle der Wedges angeschlossen und mit Signalen gefüttert werden mussten. Während der eine Gitarrist noch mit technischen Schwierigkeiten an seinem Amp zu kämpfen hatte, spielte der zweite Gitarrist sich bereits auf der Bühne warm, und der Drummer kämpfte mit den Technikern, sein Abspielgerät für die Backingtracks auf die Anlage und auf seine Kopfhörer zu mischen. Also ziemliches Durcheinander auf der Bühne. Als dann nach über 45 Minuten die technischen Probleme behoben der Sound- und Linecheck so halbwegs abgeschlossen waren, ging die Band nochmal von der Bühne, um sich ankündigen zu lassen. Das erste, was sie dann auf der Bühne machten, war, die Gitarren erneut durchzustimmen, bevor sie dann endlich anfingen. Während der ersten 15 Minuten musste immer wieder noch am in-Ear-Mix nachgeregelt werden, was ich als Zuhörer auch als ziemlich nervig empfand.

In den seltensten Fällen - so meine Beobachtung und Eindruck - liegt es an den Technikern, sondern an den Bands, dass es nicht klappt. Entweder gab es im Vorfeld keine oder nicht ausreichend Absprachen, welches Equipment genutzt werden kann oder soll. Dann sollte man natürlich auch solche Details abklären, wie z.B. dass die Gitarrenbox, die mitgenutzt werden soll/kann, mit der Ohmzahl zu dem mitgebrachten Amp passt. In-Ear Monitoring halte ich in solchen Sitautionen für sehr problematisch, es sei denn man hat sein eigenes Rack mit Splittern dabei, und ist weitestgehends autark, was das Abmischen des Monitorsounds angeht. Das setzt natürlich auch ein gewisses Maß an Erfahrung und technischem Wissen voraus, damit auch umgehen zu können, sowie den Techniker vor Ort bei der Verkabelung auch zu unterstützen. Im Zweifelsfall, vor allem bei kurzen Gigs mit wenig Aufbauzeit, sollte man vielleicht versuchen, sich auf ein Nötigstes zu beschränken, ggf. auch in Erwägung ziehen, ob man nicht auch ohne in-ear den Gig bestreiten kann.

Am Wichtigsten ist zweifelsohne ein diszipliniertes und koordiniertes Verhalten der Musiker beim Auf- und Abbau. Man kann bereits eine Menge vorbereiten, während die eine Band noch spielt, u.a. auch Gitarre stimmen! Genauso selbstverständlich ist es, dass ich sofort im Anschluss an den letzten Song so schnell wie möglich alles vond er Bühen schaffen. Gitarre abwischen, im Koffer verstauen, Kabel einrollen etc. kann ich hinter der Bühne. In der Regel sind genügend helfende Hände vor Ort, die man auch nutzen sollte, mit denen man auch absprechen kann, wer wann was hoch bzw. runter trägt.

Was sind Eure Erfahrungen? Habt Ihr evtl. Tipps oder Tricks, wie man das eine oder andere schneller und/oder besser hinbekommen kann?
 
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Um mal als Gitarrist zu sprechen: ich persönlich fände es nach Stunden, Tagen, Wochen, manchmal Jahren ;) der Soundfindung eine Zumutung, nicht über mein gewohntes und bekanntes Effketboard spielen zu dürfen ;) Wenn dazu noch der Amp ein entscheidende Rolle bei der Soundgestaltung spielt (bei mir weniger, ich spiele meine Sounds über einen cleanen Fender-artigen Amp und nutze keine
Ampzerre, kommt alles vom Board - und natürlich aus den Fingern :D ), dann ist auch der Amp eine nicht austauschbare Komponente meines Setups.

Von daher habe ich jedes Verständnis für Gitarristen, die auf ihrem eigenen Equipment bestehen. Wer hat schon Lust und Zeit, sich in ein fremdes Effektboard einzuarbeiten, dessen Bedienung und Soundphilosophie in kurzer Zeit zu erlernen und zu verstehen? Das dauert im Zweifel sehr viel länger als ein Umbau auf das eigene Gerät.

Gut, das reinigen des Instruments kann man auch hinter die Bühne verlegen, aber auch das reinigen der Kabel macht man besser gleich und rollt sie dann zusammen, statt sie erst ungerollt woanders hinzuschleppen. Eigene Erfahrungen ;)

Wenn also eine Band viel Zeit und besonders Geld in die Zusammenstellung ihres Bandequips steckt, dies auch im Probenraum konsequent optimiert und aufeinander abstimmt, ist es aus meiner Sicht
ein großes Handicap wenn die Band nun "wenns ernst wird" darauf verzichten soll.

Ein wichtiger Gesichtspunkt bei alldem ist natürlich die eigentl. Spielzeit - was du ja auch erwähnst.
Ich habe auch schon Konzerte spielen "müssen", wo wir nur 1 o 2 Songs spielen sollten/durften/wollten ... das habe ich zu späteren Bühnenzeiten nicht mehr mitgemacht.
Dazu ist dann der Aufwand wirklich zu groß. Zumal wir als Amateure mit Profiansprüchen ;) keine aufwändigen Playbacks zur Verfügung haben, wie das bei den meisten TV-Shows so üblich ist.
 
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Eine Band, die auf der Bühne so agiert, bei bekannt ultrakurzen Umbauzeiten, hat ihre Hausaufgaben schlicht nicht gemacht.
Alle Aktivitäten, die nicht zwingend auf der Bühne stattfinden müssen, sind backstage zu erledigen.

Becken fertig auf eigene Stative schrauben, Snaredrum aufs eigene Stativ. Dann nur noch als Ganzes austauschen.
Systeme wie Pedalboards fertigmachen, keine Sammlung einzelner Treter o.ä.
Anschlusskabel sortiert und aufgeräumt dazulegen, sodass nur noch eine Seite angeschlossen wird. Immer beschriftet!
Das Ziel sind möglichst wenige Gänge backstage, um sein Zeugs zu holen, und minimale Steckvorgänge.
Der vorigen Band 30-60 Sekunden Zeit geben, um die ersten großen Brocken wegzuschaffen.
Nach dem Konzert die Kabel aufs Pedalboard o.ä. werfen und erst später ordnen.
 
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Wir (= Akustikband) bereiten bei Open-Air-Straßenfesten mit eigener Technik etc. einen (oder zwei) Rollwagen vor: Mixer + Kabel + ... Die stehen schon hinter der Bühne und werden dann, sofern unsere Vorgänger fertig sind, nach vorne gerollt, Mikros sind schon auf den Stativen usw. Am besten: Jeder ist dafür verantwortlich, dass er die Technik seines Instruments (seiner Stimme) mitschleppt.* Anmerkung: Wir haben keinen eigenen Techniker, sondern ich mache das als Instrumentalist mal eben mit. Mit allen Problemen, die das bietet.

Vorstimmen kann man natürlich hinter der Bühne, aber auf der Bühne ist anders (Wärme, Licht, ...).

Allerdings nutzen wir keine Effekte; Schnittstelle musikerseitig ist Pickup/Mikrofon + Kabel.

*Nachtrag: Wer fertig ist, hilft den anderen, aber die Verantwortung für die Übersicht liegt beim jeweiligen Musiker.

Noch'n Nachtrag: Bei fremder Technik ist's grundsätzlich so, wie bei Mr. Bongo beschrieben. Kabel sind bei uns farbcodiert.
 
Ich kann das schon nachvollziehen, dass man am liebsten und natürlich auch am besten auf seinem eigenen Equipment spielt. Wenn dann eine Band aber zwangsweise entsprechend lange für einen Aufbau benötigt, muss sie halt auch die Konsequenz daraus ziehen, dass sie möglicherweise für die meisten Festivals nicht geeignet sind, zumindest nicht dort, wo man nur eingeschränkte Zeit für einen Changeover hat. Oder man ist halt in gewissen Punkten kompromissfähig, z.B. bei zeitintensiven Dingen wie Drumset. Wenn man wie Du sein eigenes Effektboard (bei uns heißt das Stressbrett, ich dachte, das ist ein allgemein gebräuchlicher Begriff) mitbringt, ist man ja als Gitarrist einigermaßen autark und verhältnismäßig schnell am Start, in dem man einen mehr oder weniger beliebigen Amp mit cleanem Kanal nutzen kann, der auf der Bühen vorhanden und auch schon vor-mikrofoniert ist. Sich in ein fremdes Effektboard reinzudenken, ist genauso sinnlos, wie wenn ich adhoc ein anderes Keyboard nutzen sollte, es sei denn, ich brauche lediglich zwei oder drei verschiedene Sounds.

Wenn also eine Band viel Zeit und besonders Geld in die Zusammenstellung ihres Bandequips steckt, dies auch im Probenraum konsequent optimiert und aufeinander abstimmt, ist es aus meiner Sicht
ein großes Handicap wenn die Band nun "wenns ernst wird" darauf verzichten soll.
...und dann muss sich diese Band halt auf andere Gigs/Konzerte beschränken, wo sie ausreichend Zeit für Auf- und Abbau haben. Oder sie organisieren sich so gut, dass sie auch mit Nutzung ihres eigenen Equipments kurze Changeover Zeiten hinbekommen.
 
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Festival-Situation mit mehreren Bands bedeutet halt mal Kompromiss. Sonst darf man da nicht hingehen, als Band ebensowenig wie als Zuschauer.

Andererseits ist es ja auch so, dass das klassische 4-Mann-2-git-1-bass-1-drums-Ding ja auch nicht mehr so der Klassiker ist. Irgendwelche Keys/Pads/Samples sind dabei, oder mal bisschen Gebläse, oder was auch immer. Insofern sehe ich, wenn ein solches Festival-Setup bekannt ist, die Hausaufgaben bei der Band. Kennt Eure Songs, kennt Euer Equipment, und sorgt dafür dass es eben mit "irgendwelcher" Verstärkung auch geht. Ich habe, wenn ich meinen Amp nicht hernehmen kann, ein Effektgeraet mit AmpSim auf dem Board, dann nehm ich halt das.

Es geht um guten Sound, nicht den 100% perfekten, und es geht um eine gute Show, nicht Sound-rumgeeier. Lieber mit dem 80%-Sound die 100%-Stimmung machen als umgekehrt.
 
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eigenes Effektboard (bei uns heißt das Stressbrett, ich dachte, das ist ein allgemein gebräuchlicher Begriff)
kannte ich auch noch nicht, bin aber auch Basser, also dementsprechend pflegeleichter ;). "Stressbrett" gefällt mir aber, muss ich mir merken ...

Außerdem bin ich Perfektionist, aber in der geschilderten Situation, als eine von mehreren Bands ein Festival zu bestreiten, stimme ich DerZauberer voll zu: lieber ein paar Abstriche im eigenen Sound machen und dafür organisatorisch umgänglich zu sein, als auf den Nuancen des eigenen Sounds bestehen und damit jeglichen Festival-Rahmen zu sprengen. Leutz, wenn ihr später reich und berühmt seid und nur noch als Headliner in die Stadien geht - DANN können equipmentmäßig und organisatorisch alle nach EURER Pfeife tanzen ... (Ironie-Modus aus).

Bis dahin sind Kompromisse beim Sound, pflegeleichte Organisation und TROTZDEM eine gute Show größere Garanten, wieder gebucht zu werden, als divamäßig auf seinen Spielereien zu beharren. Es ist auch nicht von ungefähr, dass selbst Profis immer mehr auf Geräte wie Kemper etc. setzen, um in der Live-Situation so simpel wie möglich unterwegs zu sein.

Ach, und was dr_rollo noch wegen In-Ear sagte: ich bin auch ein großer Fan davon, bei der Planung der In Ear-Umsetzung auch sofort eine Split-Möglichkeit der Signale zu berücksichtigen. Ist zwar wieder teurer, aber eure Ohren, eure Nerven und eure Veranstalter werden es euch danken ...
 
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Bei größeren Festivals ist das nicht ganz so kritisch, weil es dort mehrere Bühnen gibt, und während auf der einen Umbauphase ist, läuft auf der nächsten bereits nahtlos die nächste Band.
z.B. Hurricane in Scheeßel, 4 Bühnen, wo man zum einen natürlich die Auswahl hat, zum anderen aber auch nicht das große Problem mit Umbaupausen, obwohl auch dort immer jeweils nur 30min angesetzt sind, wie man aus dem Zeitplan sehen kann. In Wacken planen sie wenigstens 45min für einen Umbau ein.
 
Wir haben dieses Jahr auf dem Metal Bash gespielt. Umbauzeit? 10 Minuten! Wir haben pünktlich angefangen und waren nach Ende des Sets innerhalb von drei Minuten von der Bühne. Schlagzeug war gestellt, aber Becken, FuMa und Amps waren unsere. Hatten da aber auch von Veranstalterseite aus n paar Stagehands am Start, die echt flott waren. Und so sollte der VA eigentlich auch immer planen. Ohne Stagehands oder alternativ ausreichenden Umbaupausen, geht es gerne in die Hose.
 
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aber auch das reinigen der Kabel macht man besser gleich und rollt sie dann zusammen, statt sie erst ungerollt woanders hinzuschleppen.
anfangs hab' ich das auch gemacht, hat viel zu lange gedauert und die leitungen waren dann doch nicht in dem zustand, in dem ich sie haben wollte.
also: die leitungen werden abgestöpselt und das ganze kommt als haufen in die kiste. geht schnell und ist streßfrei. zu hause wird dann dieser haufen in ruhe entwirrt, feucht abgewischt und die leitungen so zusammengerollt wie ein ehemaliger (sehr ehemalig :) ) elektriker das gerne haben möchte.
dies verfahren hat die abbauzeit drastisch reduziert auch wenn alle die mich kennen, erst einmal sehr verwundert gucken ;) .
 
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Wir hatten letztens 15min für unsere 12-Mann-Band - hat aber geklappt, weil die Techniker (Fremdfirma) ordentlich mitgemacht haben.
 
Also geht's doch, wenn man's ordentlich durchdenkt. Und das mit den Kabeln seh ich auch wie siebass, nur dass ich das Zeugs nicht erst zu Hause sortiere. Da hab ich auch neben der Bühne im Anschluss an den Gig noch die Zeit, während die nächste Band noch aufbaut oder schon spielt.
Wir haben's auch schon in 15 min geschafft, obwohl unser Gitarrist auf seinen eigenen Amp und Box besteht, und das Drumset von Links- auf Rechtshänder umgebaut werden musste. Meine beiden Keyboards sind in wenigen Minuten startbereit. Das Stativ wird vor der Bühne schon vorbereitet, Pedale incl. der Verkabelung sind auf einem Floarboard montiert. Hinstellen, einstöpseln, fertig.
 
Als Metalband würde ich höchst ungerne auf fremden Amps (Heads!) spielen. Das ist aus eigener Erfahrung schon zu oft schief gegangen.

Bei Metalgeschichten (in den unteren Ligen) greifen in den allermeisten Fällen alle Bands auf ein Drumkit und einen gemeinsamen Satz Cabs (Gitarre und Bass) zurück. Unsere Schlagzeugerin schraubt benötigtes Material (eigene Snare, eventuell das eine oder andere eigene Stativ) im Voraus schon zusammen und muss nur noch auf die Bühne stellen und schnell das Kit noch etwas anpassen. Unsere Gitarristen stellen ihre Heads auf die Cabs der Backline und ich als Sänger helfe eh beim Schleppen und Aufstellen und versuche aufzupassen dass die Saitenhelden ihr Material richtig anschließen (auf die Last der Cabs achten etc etc).

Da ist es schon von Vorteil dass ich die möglichen Fehlerquellen von Signalketten und die Eigenschaften unserer Pedalboards und Amps fast besser kenne als unsere Axtschwinger :p

Meistens sind es auch die anderen Bands die einem Zeit klauen und sich beim Räumen der Bühne gut Zeit lassen :)
In den seltensten Fällen waren es überforderte Sound- oder Bühnentechniker.

Wenn wir fertig sind scheuche ich unsere Leute und unser Material schnellstmöglich von der Bühne um Platz zu machen.
 
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Wir haben unser eigenes In-Ear-Monitoring Rack (Digitalmixer plus Splitter, Router und Kabelpeitschen für den Anschluss), vor kurzem das erste Mal im Liveeinsatz gehabt. Da waren wir allerdings die einzige Band, und hatten so auch keinen großen Zeitdruck. Wieviel Zeit wir für einen Umbau bräuchten, wenn wir dieses Rack mit einsetzen wollten, da fehlt mir derzeit noch jede Erfahrung. Steht und fällt vermutlich auch mit den Technikern vor Ort und der Bereitschaft. Im Grunde müssten wir das Rack nur vor die Stagebox stecken, d.h. dann aber auch alle Kabel aus der Stagebox rausziehen, in unser Rack rein, und die Kabelpeitschen aus unserem Rack in die Stagebox, und natürlich im Anschluss auch wieder Rückbau. Auf den FOH Sound hätte das keine Auswirkung, Phantompower bekommen die Mikros, soweit nötig von unserem Pult. Natürlich müssten wir - und das ist mir erst beim letzten Einsatz bewusst geworden - alle eingehenden Signale einpegeln ggf. EQen. Keyboard und Gitarre ist kein Thema, da nehmen wir die Einstellungen, wie wir sie auch sonst benutzen (Gitarre wird über eine AMT Pangaea abgenommen), Vocalmikros brauchen in erster Linie nur den passenden Pegel, beim Drumset ist's dann ein bisschen mehr als nur der Pegel. Die Verhältnisse der Signale für den Monitormix über die Tablet App ist schnell gemacht, und kann ich auch während des Spielens noch jederzeit nachkorrigieren. Aber 15 Minuten Umbauzeit ist hier eigentlich kaum realisierbar, und vermutlich würde ich bei solchen Gigs dann doch drauf verzichten und mich mit einem Wedge als Monitor begnügen.

Fährt hier jemand ein ähnliches Monitoring-Konzept wie wir, und Erfahrungen, ob und wie das trotzdem bei kurzen Umbauphasen funktionieren kann?
 
Ein sehr interessantes Thema!

Wir haben am vergangenen Sonntag auf einem Familienfest gespielt. Folgendes Konzept: 4 kleine Bühnen (ca. 3x3m), Stromanschluss in der Nähe, Überdachung - das war's. Technik etc. war selbst zu organisieren, dazu dann Spielzeit ca. je 30 Minuten und danach Wechsel zur nächsten Bühne. Das war alles vorab bekannt und vertraglich festgehalten, also soweit alles ok.

Nicht alle, aber die ein oder andere Band hat die bereits angesprochenen Hausaufgaben nicht gemacht. Spielzeit beginnt z. B. um 12 Uhr, 13 Uhr soll die nächste Band auf der Bühne spielen. Für uns war klar, egal wann wir anfangen können, 12:30 Uhr hören wir auf und bauen ab. Im Vordergrund erst mal: Bühne freiräumen, abbauen kann man auch neben der Bühne. Wir haben aber auch nur Instrumente, Mikroständer, Mischpult und Verstärker zum Abbauen gehabt zzgl. Verkabelung. Trotzdem haben es andere nicht geschafft, rechtzeitig aufzuhören und abzubauen. Wenn dann 12:45 Uhr immer noch gespielt wird, finde ich das einfach unkollegial gegenüber den nachfolgenden Musikern.

Ganz schlimm war es dieses Jahr zur Fête de la Musique, bei der wir in diesem Jahr zum 2. Mal dabei waren.

Daher hab ich es auch schon kennengelernt, dass eine Band einen Slot von z.B. einer Stunde bekommt, der einen Changeover von 15min mit einschließt. Brauchen sie länger, geht das von ihrer Spielzeit ab.

Genau diese Info war vom Veranstalter so gedacht, aber scheinbar an keinen Musiker weitergegeben worden. Resultat: wir selbst konnten erst nach ca. 1h Verzögerung anfangen...gar nicht auszudenken, was mit den Bands war, die viel später im Laufe des Tages dran waren.

Also ich möchte nicht schimpfen und meckern - man lernt ja stets was dabei! Zum Beispiel können wir jetzt zu zweit in 10 Minuten alles, was wir an Technik benötigen, aufbauen und sofort loslegen. :ugly:
 
... Im Grunde müssten wir das Rack nur vor die Stagebox stecken, d.h. dann aber auch alle Kabel aus der Stagebox rausziehen, ...

Im Grunde fände ich die Idee ja gut, aaaber ... ;-)
Ich habe da leider als FOH die Erfahrung gemacht, daß das oft nicht so einfach ist.
Oft ist die Stagebox in Clubs eingebaut, in einer gewissen Höhe oder sonstwo leicht versteckt.
Dann ist die Aufgabe "nur schnell die Kabel umstecken" gar nicht so einfach. Es ist eng, Stecker werden vertauscht. Man braucht schnell XLR-Verlängerungskabel, dann muß klar sein, von wem die dann sind und wer sie am Ende wieder einsammelt. ... etc.

Bei "meinen" Amateuren war das mit In-Ear und Umbau zwischen Bands bislang immer irgendwie Gezerre, selbst wenn es im Grunde einfach war. Manchmal ist nur das Kaltgerätekabel zu kurz oder auf einmal braucht der Gitarrist doch noch einen Schuko-stecker mehr ...

Wenn ich mehrere Bands zu mischen habe und einer kommt mit einer InEar-Lösung, dann versuche ich, es möglichst vorher schon - parallel - aufzubauen, so daß ich nur umschalten und möglichst nicht umzustecken habe.
Ich habe bei solchen Umbauten auch selbst schon Fehler gemacht. Dann tut's nicht und es ist nicht mal die Band schuld :(
Und in der Hektik dann noch Signalwege debuggen ist heikel.

Gute Erfahrungen habe ich in einem grob ähnlichen Setup bei Profis gemacht. Die hatten aber
1. viel Zeit (sehr früh da)
2. teils komplettes Parallelsetup (eigene Mikros, eigenes FOH-Pult ...)
3. Platz auf der Bühne
4. Erfahrung, da alle Beteiligten schon lange dabei sind.

Alles andere ist "Jugend forscht" und ich kenne einige strikte FOH-Leute, die solche Umbauten gar nicht zulassen würden.
Die sagen dann: Nur unser PA-Zeug auf der Bühne und keine Experimente !
Und im Grunde kann ich sie auch verstehen.

der Omnimusicus
 
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Verstehen kann ich es schon, wenn ein Techniker da Bedenken hat, gerade bei Festivals, wo die Zeit knapp ist. Aber dafür gibt es ja TecRider, die zeitnah eingereicht werden, wo der Techniker drauf schaut, und ‚hoffentlich‘ auch zeitig Rückmeldung gibt, was geht, ob er eine Alternative oder einen Kompromiss anbieten kann, oder ob man als Band ggf. wieder Abstand nimmt, weil man halt nur unter bestimmten technischen Voraussetzungen auftreten kann oder will.
Fatal ist halt, wenn diese Dinge im Vorfeld nicht zeitig geklärt werden, und dann kurz vor dem Gig Hektik entsteht, womöglich erst direkt vor Ort, wo dann die Band oder der Techniker vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
 
Auch potentiell richtig mit dem Rider. Aber selten sehe ich einen und wenn, dann wenig aktuell.
Ich kriege immer wieder auch professionelle Rider und nachher sieht's ganz anders aus.
Der Hauptunterschied, den ich bemerkt habe:
Bei den Amateuren kommen im Vergleich zum Rider immer Sachen dazu und bei den Profis fällt immer was weg :D
Die Profis kommen öfters mit einem großen Festival-Rider und spielen dann mit Clubausstattung.
Lieber so als andersherum, aber bislang war es eigentlich live nie genau, wie angekündigt ...
Klar, es gibt halt auch solche und solche.

Ich warte bei Gigs immer erst ab, habe ein paar Kanäle übrig und lass mich überraschen ;)
 
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Naja, Rider ist das A und O, wenn man planen will. Und ja, bei den Amateuren sehen die oft nach ‚wünsch dir was‘ aus, während bei den Profis schon das wichtigste enthalten ist. Dafür muss bei den Profis das dann auch von der Technik geliefert werden, während die Amateure sich am Ende dann doch mit weniger begnügen (müssen). In beiden Fällen halte ich eine Rückmeldung an die Band aber nur für fair, wenn es Abwechungen zu der Anforderung gibt.
 
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Letztendlich (als jemand, der schon auf beiden Seiten des Multicores gestanden hat) sind Rider im Idealfall eine Art Diskussionsgrundlage. 100% passen tut es in beide Richtungen fast nie, aber wenn man den Rider als Aufhänger nimmt, mal kurz das Gespräch zu suchen (oder eine Email zu schreiben), hat er seinen Zweck erfüllt. Die wichtigste Angabe auf dem Rider ist demenstprechend nicht die Anzahl der Auxwege oder der gewünschte Mikrotyp, sondern die Telefonnummer...
 
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