Kinder- und Jugendbuchautorin Christine Nöstlinger verstorben

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Am 28. Juni verstarb die österreichische Kinder- und Jugendbuchautorin Christine Nöstlinger nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren in einer Wiener Klinik. Ihr Tod wurde auf ihren eigenen Wunsch erst nach ihrer Beerdigung am 13. Juli bekannt gegeben.
In einem Forum wie diesem dürfte es wenige Menschen geben, die aufgewachsen sind, ohne jemals mit einem ihrer zahlreichen Bücher - es sollen um die 150 Werke sein - in Berührung gekommen zu sein. Zur Schriftstellerei kam die studierte Grafikerin, weil ihr das Hausfrauendasein „zu fad“ geworden war. Eigentlich wollte sie nur ein Bilderbuch zeichnen, dazu schrieb sie eine Geschichte, die immer länger wurde und schließlich von einem Verlag veröffentlicht wurde. Für „Die feuerrote Friederike“ erhielt sie gleich den Friedrich-Bödecker-Preis, auch ihre späteren Bücher und ihr Lebenswerk wurden mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. Zu den wichtigsten Auszeichnungen, mit denen sie geehrt wurde, gehören der Hans Christian Andersen Preis und der Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis. Nöstlinger war die erste, die diesen nach der schwedischen Autorin benannten Preis erhielt, was wohl auch ganz im Sinne Lindgrens gewesen wäre, gab sie doch in ihren Büchern einer kritischen, Autoritäten hinterfragenden Einstellung Raum. Sie täuschte keine heile Welt vor, ihre Geschichten handelten auch von Außenseitern und realen Problemen, aber sie wollte den Kinder zeigen, „man miteinander auch freundlich, kameradschaftlich und solidarisch umgehen könne“. Sie wollte ihnen keine „Pädagogikpillen, gewickelt in buntes Geschichterlpapier“ erzählen, das erklärt vielleicht ihren Erfolg beim jugendlichen Publikum, denn sie hatte den Anspruch „menschenlieb“ zu sein, nicht „speziell einer gewissen Altersgruppe zugetan“.
Zu ihren bekanntesten Büchern zählen „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“, „Ilse Janda, 14 oder Die Ilse ist weg“, “Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse“, die Gretchen Sackmeier"-Reihe, und die „Geschichten vom Franz“. Daneben schrieb sich auch ein paar Kochbücher und Bücher für Erwachsene, auch auf Wienerisch.
Christine Nöstlinger wuchs in einer Familie auf, die in Gegnerschaft zum Nationalsozialismus stand, ihr biografisch gefärbter Roman „Maikäfer, flieg!“ wurde 2016 verfilmt. Bei der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen hielt sie 2015 eine vielbeachtete Rede, in der sie bessere Bildung als das einzige brauchbare Mittel zur Aufweichung von hart verkrusteten rassistischen Vorurteilen forderte. Nicht nur deswegen werde ich Christine Nöstlinger vermissen.


Christine Nöstlinger im Interview




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Interview mit Christine Nöstlinger im Deutschlandfunk, kurz vor ihrem 80. Geburtstag
 
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Hallo,

...das ist ein großer Verlust - wieder jemand mit einem großen Herz und viel Verständnis, nicht nur, aber eben besonders, für Kinder, der von uns geht. Ich habe jetzt auch spontan an "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig" gedacht... irgendwo hab' ich das auch noch hier. Die Kinderbücher von Christine Nöstlinger sind genauso wie die von Astrid Lindgren und James Krüss zeitlos - und durchaus nicht nur für Kinder geeignet. Dankeschön - und ruhe in Frieden!

Viele Grüße
Klaus
 

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