Ab wann kann man von Eigenkomposition sprechen?

Luckie
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Hallo,
ich bin diesbezüglich noch recht unerfahren. Angefangen hat es damit, dass ich mir ein eigenes Übungsstück zusammengestellt habe mit einem Lick aus dem Little Blues Book und einem Lick von guitarnick.com, einfach um es interessanter zu machen. Da habe ich jetzt die letzte Zeit immer etwas dran rumgebastelt. Soll heißen, einen eigenen Turnaround und eigenes Ending entwickelt. Wobei ich da natürlich auch wieder auf Sachen zurückgegriffen habe, die ich kannte. Die Licks, den Turnaround und das Ending habe ich ein ganz kleines bisschen abgewandelt. Eine Note weggelassen bzw. geändert, dass ich wieder auf dem Grundton lande, weil es für mich einfach harmonischer klang, einen Slide eingebaut, etwas andere Anschlagtechnik bei den Powerchords. Also nur winzige Kleinigkeiten eigentlich. Im großen und Ganzen besteht die Komposition noch aus dem vorhandenen Licks. Im Anhang kann man sich das mal angucken. Ich habe extra vermerkt, was von wo stammt, man will sich ja nicht mit fremden Feder schmücken. Der Title weißt auch noch auf die ursprünglichen Quellen hin.

Aber ist das jetzt schon was eigenes oder nicht?
 
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  • LBB 21 - guitarnick Blues Solo 6 (A) - V6.pdf
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Das ist was eigenes, klar.
Die begriffliche Frage sollte lauten, ab wann Eigenkomposition, ab wann Interpretation.

Ganz ohne Wertung hast Du hier einen Song interpretiert, aber spielst ja noch den Song. Eine Eigenkomposition muss meiner Meinung nach nicht aus dem Nichts entstehen, sollte aber nicht mehr etwas existierendes im Kern haben.

Vielleicht ist es auch eine Eigenkomposition im Zuge einer Interpretation auf einer Fremdkomposition... ;)


Hab Spaß und lass es gut klingen, das ist der Kern :great:
 
Hallo Luckie
Aber ist das jetzt schon was eigenes oder nicht?
Hmm, weiß nicht so recht. :confused:
Nach deinen ganzen Beschreibungen besteht "dein" Song ja immerhin noch aus einigen schon vorhandenen Kompositionen.
Um deine Frage zu beantworten würde ich sagen.... "Nein".

Was mich an dieser Stelle dann auch Interessieren würde ist, wie siehst du das?. Würdest du sagen, "Ja, das ist meine eigene Komposition"?.
Ganz ehrlich gesagt, ich würde mich das auch in keinster Weise zufriedenstellen, wenn ich sage, "Ich möchte einen eigenen Song machen" und nutze dafür
dann irgendwelche Vorlagen, die ich dann nur etwas verändere.

Ich selber würde nur von einer Eigenkomposition sprechen, wenn ich auch alles selber aus eigener Fantasie und Emotion geschrieben habe.
 
Ich selber würde nur von einer Eigenkomposition sprechen, wenn ich auch alles selber aus eigener Fantasie und Emotion geschrieben habe.
Die Änderungen können ja durchaus so entstanden sein, aber das ist dann eben trotzdem nicht zwingend eine Eigenkomposition, sondern ebenth eine Interpretation.
 
Also ich selbst würde jetzt auch nicht von einer Eigenkomposition sprechen. Und Ziel war es ja das Üben etwas interessanter zu gestalten. Also die beiden Übungsstücke zu kombinieren, um etwas Abwechslung zu haben oder so. ich kann es nicht recht in Worte fassen.

Um auf die Änderungen einzugehen. Emotional waren sie weniger. Eher fand ich sie harmonischer in der Kombination der vorhandenen Licks. Eigene Kreativität ist natürlich schon auf einen gewisse Art und Weise eingeflossen.
 
Emotional waren sie weniger
Begründest aber gleich rein emotional, ohne objektive Argumente, warums Dir besser gefällt. Man miss nicht immer den Blues fühlen, manchmal gefällts einem auch einfsch gut.
Komplett losgelöstvon eigenen Emotionen wäre "ich kanns eonfscher spielen" oder "so wird hier in dem Song die Wirkung erreicht, die für diesen Werbejingle gefragt wird".
Eigene Kreativität ist natürlich schon auf einen gewisse Art und Weise eingeflossen.
Sobald Du das Urwerk in irgendeiner Form veränderst, bist Du kreativ. Sei es, dass Du es anders spielst, oder Teile umschreibst.
Was anderes ist immer die Bewertung jener Kreativität ;)
 
Hm. Gut OK. Dann sind wir halbwegs einer Meinung, dass es nichts komplett eigenes ist, was es ja auch nie war. ;) Wenn ich dem ganzen jetzt noch einen eigenen Titel geben (Wobei ich absolut keine Idee für einen Titel habe. Der jeztige Arbeitstitel ist aber etwas sperrig.), wie kann ich deutlich machen, dass es nur zu 10% auf meinem eigenem Mist gewachsen ist? So wie ich es schon im PDF habe? Die Kenntlichmachung was aus welcher Quelle stammt, war eigentlich am Anfang für mich nur eine Spielhilfe.
 
...man will sich ja nicht mit fremden Feder schmücken...

Mir sei zumindest der Hinweis gestattet, dass bzgl. des im Startbeitrag angehängten PDF-Files dieser Regelauszug
Im Musiker-Board gilt deutsches Recht....auch für Verstöße gegen das Urheberrecht.
zu beachten ist! Ich kann mangels juristischer Kompetenz nicht beurteilen, wie weit das hier eine Rolle spielt, "im Falle eines Falles" ginge das aber zu Lasten des Verfassers @Luckie :redface:. Wir wären in jedem Fall gezwungen, bei Aufforderung dieses auf unseren Server hochgeladene File unabhängig von voran erwähnten Konsequenzen umgehend zu löschen.

Das Thema selbst gehört in das Subforum "Musiktheorie/Songwriting", in das ich es nun mit einem Verschiebehinweis auslagere, damit die E-Gitarreros den "Weg über den Tellerrand" finden ;).

LG Lenny (für die Moderation)

P.S.: In gleicher Weise gilt bzgl. Copyright Gesagtes natürlich auch für den Beitrag an anderer Stelle --> #180
 
Zuletzt bearbeitet:
Die verwendeten Licks sind aus dem Little Blues Book und von guitarnick.com, also jedem frei zugänglich. Die Quellen habe ich im PDF angegeben.

Im Musiktheorie/Songwriting Form habe ich mich nicht getraut zu posten, weil ich da auf, für mich, zu abgehobene Themen, Probleme, Fragen gestoßen bin. ;)
 
Prinzipiell kann man nichts neues Komponieren!

Wir haben 12 Töne zur Verfügung was schon mal eine rießige Zahl von Kombinationsmöglichkeiten ergibt. Wenn man nun bedenkt seid wievielen Jahrhunderten mit dieser Tonauswahl Stücke komponiert und gespielt werden, muss man einsehen, das jede Tonfolge (Kombination) schon mal gespielt und komponiert wurde.

Das sollte uns jetzt nicht hindern immer weiter neue Stücke zu schreiben aber wirklich neue, nie gespielte Melodien werden wir nicht mehr kreiern - aber wir können in der Phrasierung, in der Instrumentierung etc. pp. dem Song unseren persönlichen Stempel aufdrücken und somit schon etwas eigenes Schaffen und wer weiß, vielleicht auch etwas "Neues" (oder sagen wir lieber: "so noch nie gehörtes").

Was man aber tunlichst vermeiden sollte wäre "klauen" von Melodien und Licks. Wem ist es noch nicht passiert, das er mit einem super geilen neuen Song in den Proberaum kam und nach vorspielen desselben erwartungsvoll die Bandkollegen anschaut und nur den Kommentar erhielt: "Das klingt doch wie...". :D:evil:

Aber als Trost für den Treateröffner - durch das kopieren von geilen Licks und dem danach "aneignen" - also verändern durch Phrasierung, Tempo, Tonart und hier und da ein paar Töne verändern, beginnt das Komponieren.:)

Gruß
 
"Verstöße gegen das Urheberrecht ..."
Alle modernen Urheberrechte lassen das Zitieren zum Zwecke der "Meta-Diskussion" zu - z.B genau für solche Fragen wie hier. Und dabei gibt es keine festen Regeln wie "bis zu 10 Sekunden" oder "bis zu 25 1/2 Takten", sondern das ist jeweils in der "Gesamtschau" zu beurteilen. Da muss jemand schon sehr böswillig und außerdem spendabel sein, wenn er hier eine Klage erhebt, weil er praktisch chancenlos ist (außer der Gegner gibt sofort auf ... was allerdings grad für ein Forum der Fall sein dürfte).

Prinzipiell kann man nichts neues Komponieren!

Wir haben 12 Töne zur Verfügung ...

Diese komische Aussage wird immer wieder herumgetragen. Erstens haben wir schon viel mehr benannte Töne - ein Eis ist halt kein F, außer man vergißt sämtliche Stimmungen aller Zeiten; damit ist man schon bei an die 50 oder noch mehr "Tönen". Zweitens ist ein c3 was ziemlich anderes als ein c1 - frag eine beliebige Sopranistin; oder ein großes C was anderes als das c" - frag jeden beliebigen Geiger oder Kontrabassisten - am Klavier ist man dann bei ca. 88, in MIDI bei 128, mit Stimmungsunterschieden bei ein paar 100 Tönen. Drittens steht nirgends, dass die unzusammenhängenden Töne als Grundelemente zu wählen sind - man kann genausogut Relationen, also Verbindungen von Tönen als Grundelemente nehmen, z.B. "die sequentielle Terz c'-e'", "die gleichzeitige Quart g'-c"" usw.usf. - das ergibt geschätzt ein paar 10000 Grundelemente(!). Dann darf man noch Klänge (ein Trompeten-a' und ein Sopranistinnen-a' sind, mit Verlaub, in meinen Kompositionen nicht dasselbe), Tonqualitäten (ein Staccato gegen einen Liegeton) getrennt zählen ... nun ja.

Wenn man nun bedenkt seid wievielen Jahrhunderten mit dieser Tonauswahl Stücke komponiert und gespielt werden, muss man einsehen, das jede Tonfolge (Kombination) schon mal gespielt und komponiert wurde.
Never ever. Nehmen wir ca. zwei Oktaven = 25 Töne, vergessen auf Instrumente, Stimmungen und schreiben Melodien von 20 Tönen (das ist die halbe Länge von Hänschen Klein oder ca. die "Exposition" von Yesterday) - dann sind wir bei 25^20 =ca. 10^28 Melodien. Das Alter des Universums ist grob 4 * 10^17 Sekunden ... das ist ein Fliegenschiss dagegen.

(Edit: Sogar diatonisch ist die Melodieanzahl "endlos": Über 2 Oktaven = 15 Töne gibt es 15^20 =ca. 3 * 10^23, über einer einzigen Oktav - das sind weniger als die immer wieder herumgetragenen "12 Töne"! - noch immer 8^20 =ca. 10^18 Melodien mit 20 Tönen: Mehr als eine Melodie je Sekunde seit Anbeginn des Universums!).

Was man aber tunlichst vermeiden sollte wäre "klauen" von Melodien und Licks.
Aber warum denn? Gute schon existierende Ton- und Harmoniefolgen, Sounds, Steigerungen, Instumentierungen einzubauen, ist auch eine Kunst, die man nicht vernachlässigen sollte. Ich hör grad Filmmusik von Patrick Williams - die besteht oft aus lauter solchen fertigen Mustern ...

H.M.
 
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Aber ist das jetzt schon was eigenes oder nicht?
So eine Frage kann man unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten.

Z.B. juristisch: Da kommt es auf die sogenannte "Schöpfungshöhe" an. Im Ernstfall - also wenn es zum Treffen vor Gericht kommt - versuchen Musiksachverständige herauszufinden, ab das von Dir erstellte Stück Schöpfungshöhe hat, also eine eigene Schöpfung ist, oder ob es ein Plagiat ist. Die Kriterien dafür kennen wohl nur diese Sachverständigen.

Allerdings sind sowohl die Blueslicks aus dem Little Blues Book als auch Dein verlinktes Beispiel oben solche Standard-Blueslicks, daß ich vermnuten würde, daß man mit denen keine juristisch relavante Schöpfungshöhe erreicht hat.

Dann kann man die Frage stellen, wo sich die Eigenkomposition zur Interpretation abgrenzt. Dazu mal folgnde Gedanken:

Der berühmte Klassikpianist Vladimir Horowitz hat einmal in einem Interview gesagt, daß er bei jedem Stück, das er spielt, zum Komponisten des Stückes werden muß. Er muß also jedes mal, wenn er eine Beethoven-Sonate spielt, diese Soanate neu erfinden. Damit wird Beethovens Musik zu seiner eigenen Musik. Andere Musiker vertreten die Lehre der historischen Aufführungspraxis. Sie versuchen, klassische Musikstücke genau so aufzuführen, wie sie zur Zeit des Komponisten gespielt wurden. Dabei entsteht eher nichts Eigenes. Im Jazzbereich gibt es viele Musiker, die den Stil eines bestimmten berühmten Musikers versuchen zu imitieren. Es gibt heute ziemlich viele Saxophonisten, die wie John Coltrane klingen. Obwohl diese Leute nicht einfach Coltranes Soli auswendig lernen und nachspielen, sondern tatsächlich improvisieren, klingt das, was sie spielen, nicht nach etwas Eigenem, sondern eben wie Coltrane.

Jetzt noch meine persönliche Ansicht zu Deinem Beispiel oben: In der Musikgeschichte war es schon immer so, daß der Eine vom Anderen gelernt hat oder sich von ihm inspirieren ließ. Was Du machst, ist also genau der richtige Weg. Geh in weiter! Je öfter Du es probierst, desto eigenständiger werden Deine Sachen.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Jetzt noch meine persönliche Ansicht zu Deinem Beispiel oben: In der Musikgeschichte war es schon immer so, daß der Eine vom Anderen gelernt hat oder sich von ihm inspirieren ließ. Was Du machst, ist also genau der richtige Weg. Geh in weiter! Je öfter Du es probierst, desto eigenständiger werden Deine Sachen.
Danke für deine Worte. :)
 
Ich habe mich jetzt erdreistet dem ganzen einen eigenen Namen zu geben. LBB 21 - guitarnick Blues Solo 6 (A) war mir doch zu holprig. Auf dem Notenblatt steht aber immer noch als Untertitel: "'#21 Blues' Little Blues Book kombiniert mit 'Blues Solo #6' guitarnick.com" und als Autoren stehen da immer noch: Gernot Blümel & Nicola Mandorino. Ich habe es Sultry Summer Nights genannt, weil ich die meiste Zeit nachts in dem heißen, schwülen Sommer von diesem Jahr dran gearbeitet habe. Und es wird auch nicht meine Festplatte verlassen außer zu Demozwecken. ;) Sollte es der Sommerhit 2018 werden, muss ich mir was einfallen lassen. :D
 
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Ich behaupte auch mal dass genau dieses Riff und das Solo bestimmt schon zigfach aufgenommen wurde..
Es ist ja nur ein einfaches Blues Cliché
mehr spielen - weniger philosophieren :D
 
Ab wann kann man von Eigenkomposition sprechen?

Nicht "ab wann", sondern solange niemand das Gegenteil behauptet und beweisen kann. Nachdem schon Groove mit Cowbells zu erfolgreichen Urheberrechtsklagen geführt haben, ist es wahrscheinlich müßig, sich diese Frage zu stellen. Inspiration kommt fast immer von etwas bereits Vorhandenem.
 

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