Es fehlt Wasser zum Löschen

Katz23
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Mich beschäftigt das schon paar Tage und ich hab dazu noch keine klare Analyse, lediglich punktuelle Eindrücke von Freunden, Medien und der Grundstimmung. Deshalb auch nur paar kleine Zeilen nachts um 4 zu Chemnitz nebenan.

Ihr wartet auf einen Funken,
dann werft ihr das Stroh hin zum Brennen.
Der Wind, er tut sein Übriges
Und alles steht in Flammen.
Flächenbrand und andere
mit Gartenschlauch
Stehn am Rand und hoffen
'es wird gehn'.
Ich kann die Feuerwehr nicht sehen!
Ich kann die Feuerwehr nicht sehen!
Denn es fehlt ihnen Wasser zum Löschen
Wegen langanhaltender Dürre.
Wegen der ewigen Dürre
Bekämpfen sie Feuer mit Feuer
Mit Schneißen, die es dämmen.
Und erzählen den Leuten,
Es würde gar nicht brennen.
 
Eigenschaft
 
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Hi Katz23,
ich finde die Bilder des Textes stark, aber auch verwirrend, weil ich bei dieser Thematik ein starkes Bedürfnis nach Eindeutigkeit habe - und durchaus auch nach klarer Bewertung, dazu finde ich es politisch einfach zu wichtig. Mein persönliches Maß ist nämlich gestrichen voll, spätestens seit den Vorfällen in Chemnitz. Wer ist hier wer? Wer wartet auf den Funken und wirft dann noch Stroh hin? Was genau symbolisiert der Brand? Die Hetzjagden und Aufmärsche? Den allgemeinen Rechtsruck? Die Unzufriedenheit der Leute? Und wer steht mit dem Gartenschlauch teilnahmslos am Rand und hofft "es wird schon gehn"? Die sächsische Polizei oder Regierung? Die Bundesregierung? Wir alle? Wer erzählt "es würde gar nicht brennen"? Merkel und die Bundesregierung? Kretschmer? Gauland?

LG
Nicole
 
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@Swingaling - tut mir leid, dass ich keine klaren Bilder liefern kann, weil ich nicht an politische Heilswege glaube und schon gar keine Lösung habe, wie man so massiv geschürten Hass löscht und wem man das überbürdet.
Ich hab den Text heute Nacht geschrieben, nachdem ich gestern wegen einer Erledigung in Chemnitz war, es dort normal und ruhig zuging, aber ich natürlich die Bilder aus den Medien im Kopf hatte. Montag zu den Gegenveranstaltungen wollen wir hin. Aber ich denke die Fronten verhärten sich weiter und spalten Familien, Freunde, Bekannte, Kollegen, Mannschaftskameraden...
 
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ich finde die Bilder des Textes stark, aber auch verwirrend, weil ich bei dieser Thematik ein starkes Bedürfnis nach Eindeutigkeit habe - und durchaus auch nach klarer Bewertung, dazu finde ich es politisch einfach zu wichtig. Mein persönliches Maß ist nämlich gestrichen voll,

Dann geht es zum Glück nicht nur mir so. Hatte schon befürchtet, dass ich einfach zu blöd sei, solche Bilder richtig zu interpretieren...
 
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solche Bilder richtig zu interpretieren...
Ja, meine Bilder (auch die gemalten) sind meistens mehrschichtig und selten schwarz-weiß. Ein Versuch Emotionen zu ordnen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Tut mir leid, wenn ich andere damit verwirre
 
tut mir leid, dass ich keine klaren Bilder liefern kann

Das war kein Angriff an dich und mit den Bildern selbst kann ich schon etwas anfangen. Mir fällt nur die Zuordnung schwer, bzw. hätte ich gern deutlicher herausgelesen, wie du es meinst oder verstanden haben willst. Möglicherweise hast du die Deutung aber auch bewusst (oder intuitiv) offen gelassen. Ich hänge dabei aber völlig in der Luft. Der Text klingt einerseits nach Protest, benennt aber andererseits nicht klar, gegen was oder wen protestiert wird. Stattdessen dreht sich die Perspektive für mich gefühlt immer wieder und beschreibt einfach eine Katastrophe, der "man" machtlos gegenübersteht. Vielleicht gehe ich aber auch zu logisch an die Sache ran, ich weiß es nicht.

Politische Heilswege gibt's sowieso nicht, dass so viele daran glauben wollen, ist Teil des Problems. Aber Politik ist trotzdem dazu da, klare Grenzen zu ziehen und demokratische Institutionen sichtbar zu verteidigen. Und klar zu erkennen, wo eben kein Dialog mehr gesucht werden kann und auch nicht zielführend ist, sondern wo Werte und Institutionen und ihre Vertreter deutlich verteidigt werden müssen - auch mit Strafverfolgung von Leuten, die meinen, nur ihren eigenen Gesetzen verpflichtet zu sein.

Der Zerfall von Solidargemeinschaften wie Familie, Kollegen- oder Freundeskreis lässt sich hier auch beobachten, spätestens seit dem Mord an der Freiburger Studentin, aber eigentlich auch schon davor. Aber dieser Zerfall wird auch geschürt von den Spaltern, also denen, die von einer Schwächung des Staates profitieren, weil sie dann Schlupflöcher für sich wittern. Die Gefahr, sich da infizieren zu lassen, ist groß, wenn man sich nicht massiv dagegen wehrt. Denn wenn wir ganz ehrlich mit uns sind, hat jeder von uns mehr oder weniger große Vorurteile, die sich leicht instrumentalisieren lassen, wenn man es zulässt. Ikone hat das ja in seinem Text nebenan angedeutet. Aber es bleibt trotzdem eine Entscheidung, die man selbst trifft, wo bleibt sonst die Eigenverantwortung? Weil ich in einigen Foren unterwegs bin, habe ich auf diese Art auch schon Leute "verloren", die mir eigentlich wichtig waren, deren Meinung ich schätzte, die mir zumindest schreibend "nah" waren. Und auch in meinem näheren Bekanntenkreis gibt es Leute, mit denen kann ich das Thema "Ausländer und innere Sicherheit" nicht beim gemütlichen Grillabend besprechen, weil sonst die Fronten aufeinanderknallen und die Stimmung dahin ist. Ich habe selbst sehr lange das Gespräch mit Rechtsabdriftern (nicht der militanten, sondern der rationalisierenden Variante) gesucht, argumentiert, habe um des Dialogs willen auch Grenzen aufgeweicht, die mir eigentlich wichtig sind. Aber inzwischen denke ich: Da ist nichts zu machen, so weit kann ich mich auf die Dauer nicht verbiegen. Ich will mir nicht umgekehrt Vorhaltungen anhören, ich wäre wahlweise naiv, überheblich, belehrend, zu besserverdienend, zu intellektuell und überhaupt Teil des Problems und nicht in der Lage, die Misere der Leute zu sehen und anzuerkennen, die sich für den Rechtspopulismus entscheiden und meinen, es ginge nicht anders. Mein Nein dagegen ist klarer geworden, auch auf die Gefahr hin, Leute zu verlieren.
 
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Ich hätte mir für den Text auch einen kurzen, aber unmißverständlichen Hinweis gewünscht, worum es Dir geht. Beim Lesen hatte ich fast den Eindruck, Du versteckst Dich hinter den Bildern, vielleicht sogar, weil Du so nah dran bist und Repressalien fürchtest. Sind wir schon so weit? In der DDR haben das künstlerisch tätige Regimekritiker ähnlich praktiziert.
Ich setze auf unsere Stärke als Rechtsstaat und möchte Dich, wenn ich mit meiner Einschätzung richtig liege, ermutigen, klare Worte zu finden, um jedem klar zu machen, worum es geht.
In der jetzigen Form könnte es auch bezogen sein auf diesen so trockenen Sommer 2018.
 
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Der Text läßt definitiv Interpretationsspielraum. Man solte ihn auch so belassen. Etwaige Positionierungen seitens der Verfasserin einzuforden halte ich für überflüssig.
Das ist das schöne an der Kunst, die individuelle Interpretation.
Instrumentalisierungen der künstlerischen Leistung sollten sich von sebst verbieten.;)
 
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Und erzählen den Leuten, es würde gar nicht brennen
Ich stolpere schon sehr über diese Formulierung, weil da m.E. die Ebene der "punktuellen Eindrücke" verlassen und eine sachbezogene Aussage gemacht wird, die (also solche) zu begründen wäre.

Und dann kommt diese Formulierung auch noch zum Schluss...
 
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Hey, vielen Dank für euer Feedback und die Diskussionen zu dem Text, der mein Versuch ist irgendwas zu sagen.
Ich gebe zu ich habe Angst, dass zu klare Bilder von anderen instrumentalisiert werden können und behalte mir eine Deutungshoheit vor. Mal davon abgesehen, dass ich die Wahrheit sowieso nicht kenne und ich meine Spekulationen nicht an die große Glocke hängen will.

Der Text läßt definitiv Interpretationsspielraum. Man solte ihn auch so belassen. Etwaige Positionierungen seitens der Verfasserin einzuforden halte ich für überflüssig.
Danke ;-)

Ich stolpere schon sehr über diese Formulierung, weil da m.E. die Ebene der "punktuellen Eindrücke" verlassen
Stimmt, da hab ich mich zu einer Pauschalisierung hinreißen lassen (nachts um 4)
 
behalte mir eine Deutungshoheit vor
Wenn Du das willst, verbietet sich eine Veröffentlichung. Oder wie ein nicht unbekannter Autor schrieb: "Sobald ich einen Text veröffentliche, gehört er nicht mehr mir."
 
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@saitentsauber - "Veröffentlichen" und "alles Geschriebene nochmal erklären" ist für mich was anderes.
Ich sehe es als emotionale Momentaufnahme, ein Schnappschuss und würde es erstmal so stehen lassen.
 
Kannst du so sehen. Aber mit der Veröffentlichung hat JedeR die Möglichkeit und das Recht, das anders zu sehen. Eine Deutungshoheit gibt es nicht mehr. Es bleibt nur der Weg, durch Argumente zu überzeugen.
 
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Mal davon abgesehen, dass ich die Wahrheit sowieso nicht kenne und ich meine Spekulationen nicht an die große Glocke hängen will

Liebe katz23, da kann ich Dir nicht folgen! So wie Du den Text mMn verstanden haben möchtest, ist er eine Reaktion auf die jüngsten Ereignisse in Chemnitz. Dort (und nicht nur dort) wurden fremdländisch aussehende Menschen, die zufällig in der Nähe waren, von nicht fremdländisch aussehenden Menschen gejagt, ohne dass ein Grund gegeben war.
Ebenso kam es in Chemnitz zu einem Mord an einem Deutschen, der mutmaßlich von zwei fremdländisch aussehenden Menschen, die aber inhaftiert sind, begangen wurde.
Das ist, so sehe ich es jedenfalls, die Wahrheit, die Du nicht zu kennen glaubst. Warum nicht eindeutig Stellung nehmen gegen Gewalt, egal von welcher Seite sie verübt wird? Warum diese Zurückhaltung?
 
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Warum nicht eindeutig Stellung nehmen gegen Gewalt, egal von welcher Seite sie verübt wird? Warum diese Zurückhaltung?
Mannomann, was sollen denn diese Versuche den Text in politischer Hinsicht zu interpretieren/instrumentalisieren?
Der Text könnte genauso von jemandem, der sich in einer persönlichen Krise befindet handeln.
Ich finde es höchst befremdlich daß versucht wird, vielleicht im Sinne der eigenen Agenda, von @Katz23 ein Statement zu bekommen.
Die Userin hat einen durchaus ansprechenden Text verfasst und exakt das sollte man wertschätzen.
 
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Der Text könnte genauso von jemandem, der sich in einer persönlichen Krise befindet handeln.
Ja eben. Aber die Autorin hat den Bezug zu den Ereignissen in Sachsen selbst bestätigt.
Ich versuche gar nichts zu instrumentalisieren. Meine Agenda ist Gewaltfreiheit, wenn Du dagegen bist, tut es mir leid.
 
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Der von mir zitierte Schluss des Textes schließt m.E. eine Deutung auf der individuellen/persönlichen Ebene aus. Wer anderer Ansicht ist, muss erklären können, warum dort Pluralformen verwendet wurden.
 
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Hallo,

ich finde es gut, wenn Texte bildhaft sind und der Phantasie und dem Interpretationsspielraum Platz lassen. Deshalb würde ich den Text nicht weiter konkretisieren, auch wenn uns das Thema aufgeladen hat.

Ein bischen hängt die Textgestaltung vll. auch von dem Stil der Musik ab; den haste noch nicht erwähnt. Als Liedermacherin könntest du mit dem Bennennen der Dinge ggf. noch konkreter werden als in dem meisten anderen Stilen. Aber - grunds. ist erlaubt ist was gefällt - also nimm die kontroversen Bewertungen hier mit, zieh deine Schlüsse und mach weiter ´dein Ding´.

Bei dem polit. Hintergrund fällt mir noch ein, dass den meisten von uns eine nüchterne Betrachtung fehlt; ich finde, es wird häufig zu sehr emotionalisiert, auch wenn das bei den jüngsten Vorfällen teilw. berechtigt ist. Solange die beiden Fronten (die Hardcore-Nazis mal ausgenommen) sich nicht zuhören, wird das Phänomen weiter hochkochen. Da war dieses ´Chemnitzer Bürgergespräch´ erst ein Anfang...
Ich finde Dtl. dreht seit 2015 völlig durch.

Und schön finde ich, dass Musik beginnt sich wieder einzumischen und nicht mehr nur Werkzeug zur Unterhaltung ist!
 
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Das ist, so sehe ich es jedenfalls, die Wahrheit, die Du nicht zu kennen glaubst.
Die Fakten sind gemeinhin bekannt, da brauch ich keine x-te Stellungnahme verfassen. Was mir Bauchschmerzen bereitet sind die ganzen Spekulationen, Verschwörungstheorien, Feindbilder, die damit gefüttert werden. Ich habe leider den Fehler gemacht FB-Beiträge und Kommentare zu dem Thema zu lesen :sick::sick::sick:
 

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