Instrumentalunterricht Kopien aus Lehrwerken und Urheberrecht

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Hallo zusammen :)

Ich werde bald damit anfangen entgeltlich Instrumentalunterricht zu geben. Ich beabsichtige mit verschiedenen Lehrwerken zu arbeiten. Meine Frage bezieht sich auf das Kopieren von Noten aus Diesen - stimmt es, dass das Kopieren grundsätzlich verboten ist? Zu Beginn kann man ja noch gut mit einzelnen Büchern arbeiten, aber spätestens im zweiten Lehrjahr ist man damit doch viel zu unflexibel. Dass jeder Schüler sich 3-4 Lehrwerke zulegt kommt ja wohl auch nicht wirklich in Frage, oder?! Im Unterricht, den ich als Schüler selbst genießen durfte, wurde auch immer mit Kopien aus Lehrwerken gearbeitet. Gehen diese Lehrer dann nicht ein immenses Risiko ein, verklagt zu werden?! Gibt es vielleicht Möglichkeiten, Lizenzen für das Kopieren zu erwerben?

Ich würde gerne wissen, wie die Musikpädagogen hier - ich gehe mal davon aus, das es weitere Instrumentallehrer in diesem Forum gibt - das handeln.
Ich freue mich über Antworten :)

Grüße!
Phil
 
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Kopien aus aktuellen Lehrwerken sind für einen Privatlehrer "einfach so" nicht zulässig. Du kannst Dich aber an den Verlag der jeweiligen Hefte wenden und Deine Wünsche erörtern.
Eine weitere Möglichkeit ist das Durchstöbern von Notenarchiven mit copyrightfreiem Material. Was Du dann gewerblich wie nutzen darfst, musst Du von Fall zu Fall mit demjenigen klären, der die Webseite betreibt.
Wenn Schüler nicht bereit sind, sich mehrere Notenhefte zu kaufen, müssen sie eben aus den Heften spielen, die sie zu kaufen bereit sind. Die Bereitschaft, sich ein Heft zu kaufen ist größer, wenn sie im Unterricht bereits daraus gespielt haben und man als Lehrer Hefte auf das Notenpult stellt und keine Zettelwirtschaft.
 
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Also die Musikschulen können, je nach Verband eine Lizenz beantragen und deren Lehrer dürfen dann bestimmte Noten kopieren. Das ist aber für eine Musikschule auch nicht ganz billig. Als freiberuflicher Lehrer müsstest du zum kopieren der Noten jedes Mal vorher die Genehmigung des Verlages einholen, und die werden dir die wahrscheinlich nicht immer geben. Es kann (und das ist schon passiert, als ich noch Schülerin war) richtig Abmahnungen und teure Strafen geben, wenn mal kontrolliert wird. Sie haben das bei uns an der Musikschule tatsächlich mal gemacht, da mussten wohl einige ziemlich viel zahlen.

Der ethisch korrekte Weg wäre natürlich, alle Eltern die Bücher kaufen zu lassen. Schließlich ist es geltendes Recht und die Autoren der Hefte sollen ja auch was verdienen. Erfahrungsgemäß sind Eltern, die ihren Kindern den Musikunterricht finanzieren eigentlich auch bereit, ab und an mal ein Buch zu kaufen. Wenn man das alle halbe Jahr macht, hat man ja nach zwei Jahren schon vier Bücher. Wenn diese gut gewählt sind, kann das reichen. Wenn es dir um die Vielfalt geht, dann such doch vielleicht gezielt nach Sammelbänden aus denen man viele Stücke spielen kann, ohne, dass es immer das gleiche ist?

Der einfachere Weg ist es, wenn du dir alle Hefte kaufst, sie den Schülern ausleihst und ein Auge zudrückst, wenn sie das Heft nicht kaufen, sondern kopieren... Wer da letztendlich haftet, wäre ich mir aber auch nicht so sicher.

In jedem Fall solltest du die Eltern (und auch Schüler, denn auch sie sollen einen verantwortungsvollen Umgang mit Musik lernen) auf das Verbot hinweisen. Viele sind sich dessen glaube ich nicht bewusst, gerade weil es so gängige Praxis ist und haben gar kein Problem damit, Hefte zu kaufen.

Ein interessanter Artikel zu dem Thema: https://musikdidaktik.net/2017/02/kopierst-du-noch-oder-handelst-du-schon-kollegial/
 
Der einfachere Weg ist es, wenn du dir alle Hefte kaufst, sie den Schülern ausleihst und ein Auge zudrückst, wenn sie das Heft nicht kaufen, sondern kopieren... Wer da letztendlich haftet, wäre ich mir aber auch nicht so sicher.

Auge zudrücken? Nein. Das ist ein Fass ohne Boden.

Danke für den Link und die guten Gedanken.
Sich um den Lohn für unzählige Arbeitsstunden betrogen fühlen, das Gefühl kenne ich. Das ist sehr deprimierend.
 
Unabhängig von der Rechtefrage, die oben schon klar dargestellt wurde, könnte ein "richtiges Heft" für den Schüler auch einen gewissen haptischen Wert darstellen, was aber sicherlich von Kind zu Kind verschieden ankommt. - Ansonsten gibt es natürlich sehr viel Material, das nicht (mehr) urheberrechtsgeschützt ist. Aber auch da sollte man statt einer willkürlichen Zettelsammlung sich schon Gedanken um die Zusammenstellung machen. Aber mal ernsthaft - 4 Bücher nach 2 Jahren, wo ist da das Problem?

Als ich mit dem Studium begann, kosteten irgendwelche Noten z.B. 20 DM, ein Kaffee bei Tchibo 50 Pfg. Heute kosten vergleichbare Noten vielleicht 20€, aber ein Kaffee 2€. Es gibt mittlerweile eBay, Notenantiquariate im Internet, ... Da gab's dann eben auch mal Noten zum Geburtstag oder zu Weihnachten.
 
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Danke für eure Antworten.

Es gibt wohl auch die Möglichkeit
Also die Musikschulen können, je nach Verband eine Lizenz beantragen und deren Lehrer dürfen dann bestimmte Noten kopieren. Das ist aber für eine Musikschule auch nicht ganz billig. Als freiberuflicher Lehrer müsstest du zum kopieren der Noten jedes Mal vorher die Genehmigung des Verlages einholen, und die werden dir die wahrscheinlich nicht immer geben.
Bei einem Bekannten an der Musikschule kostet das wohl nur so um die 10 - 15€ pro Schüler und Jahr. Weiß aber nicht, inwiefern mir das hilft wenn die Musikschule die mich als Honorarkraft engagiert solche Lizenzen erwirbt, ich aber aus meinen eigenen Büchern kopiere...
4 Bücher nach 2 Jahren, wo ist da das Problem?
Hui, so viele Bücher musste ich als Schüler nie kaufen. Man könnte wohl versuchen, damit hinzukommen - sofern die Eltern die da mitmachen...

Diesen Artikel hab ich auch gelesen.
 
Hui, so viele Bücher musste ich als Schüler nie kaufen. Man könnte wohl versuchen, damit hinzukommen - sofern die Eltern die da mitmachen...

Ok, ich habe vom Bafög 1/3 in Bücher gesteckt..., dafür jahrelang irgendwelche Klamotten aus der Familie aufgetragen. - Vor die Wahl gestellt, unseren Kindern einen Musikunterricht zu ermöglichen (oder den zu verbessern) oder aber eine neue Hose zu kaufen, wenn noch ein paar heile im Schrank hängen, weiß ich, wo die Prioritäten liegen (nein, nicht bei der Hose). Es geht ja nicht "nur" um ein Hobby, es geht dabei auch um Bildung.
 
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Es geht ja nicht "nur" um ein Hobby, es geht dabei auch um Bildung.
Und selbst wenn man es „nur“ als Hobby sähe: Die sind halt teuer. Wenn ein Kind im Fußballverein ist und jedes halbe Jahr ein paar neue Schuhe für 50€ braucht, fragt da auch keiner nach, ob das angemessen ist. Ich finde es völlig zumutbar, seinem Kind zwei-, dreimal im Jahr ein Lehrbuch zu kaufen. (Zumal ich Fan davon bin, dass die Autoren dieser Bücher auch für Ihre Arbeit bezahlt werden.) Und wenn man gut damit umgeht, kann man sie sogar wieder verkaufen, wenn man sie nicht mehr braucht.
 
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Vielleicht wäre ein anderer Weg interessant.
Erst die Grundlegende Dinge (Griffe, Patterns) lernen.
Und dann sollen die Jungs und Mädels entweder raushören oder eigene Songs schreiben :)
 
Es gibt aber auch noch andere Instrumente außer der Gitarre ...
 
Daß man zum Beispiel am Klavier nicht in "Pattern" und "Griffen" denkt, zumindest nicht in den ersten 10 Jahren ... :)

Und Lieder abhören und selbst schreiben ist zwar ein lohnendes und wertvolles Thema, aber ganz sicher nicht brauchbar als Teil des, zumal anfänglichen, Instrumentalunterrichts.

LG
Thomas
 
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@turko
die Begrifflichkeiten kann man ja durch die passenden austauschen.
Und sicher sollte die Grundschule nach passendem Schema ablaufen.
Aber sobald jemand Griffe (bezeichne wie du es möchtest) kann warum sollte desjenige nicht
Songs raushören oder selbst schreiben
 
Die Frage wurde ja oben schon beantwortet. Entweder eine halbwegs günstige Gruppenlizenz oder die Schüler kaufen sich die Bücher selbst.
Für historische Noten (alles vor ca. 1850) dürfte sich auch eine Menge legal (Stichwort: gemeinfrei) im Netz finden.
Vorsicht: "Ham wa immer schon so gemacht" ist keine Rechtfertigung, jedenfalls nicht bei den Rechteinhabern und Richtern, die sehen das anders und erwarten von Dir @Irsmaier wie Du es löblicherweise auch tust, dass man sich über die Rechtslage informiert. Abschreiben oder Aufnotieren während des Unterrichts geht aber.

Weiterführende Links: https://www.nmz.de/artikel/wann-ist-notenkopieren-legal

Bei gemeinfreier Musik (Autor schon länger als 70 Jahre tot) kann freilich selbst notiert und dann auch kopiert werden. Aber auch hier Vorsicht: Hat z.B. ein Musikverlag oder ein Künstler erst kürzlich eine Bearbeitung rausgegeben und wird nur diese abgeschrieben, könnten unter Umständen Leistungsschutzrechte oder sogar (noch) Urheberrechte des Verlags/Autors bestehen. Die Sache wird manchmal kompliziert. Daher ist man mit dem Kaufen von Büchern oder dem handschriftlichen Aufnotieren einzelner Stücke oder Passagen auf der sicheren Seite.

Gesellschaftspolitisch kann man sich natürlich fragen warum das so streng geregelt ist. Naja, da muss man die Verlage fragen ... und sich auch die Frage stellen ob der Autor ( oder eher: der Verlag) nicht für seine Mühewaltung auch eine Entlohnung erwarten darf.
 
die Begrifflichkeiten kann man ja durch die passenden austauschen.
Und sicher sollte die Grundschule nach passendem Schema ablaufen.
Aber sobald jemand Griffe (bezeichne wie du es möchtest) kann warum sollte desjenige nicht
Songs raushören oder selbst schreiben

Was für Begrifflichkeiten ? Die hat niemand zur Diskussion gestellt.
Ein Griff ist ein Griff.

Aber diese "elementare" Bedeutung hat der GRIFF eben (fast) nur auf der Gitarre.

Und genauso hat keiner gesagt, daß jemand, der das will, nicht Songs abhören und selbst schreiben soll.
Nur Teil des (anfänglichen) Instrumentalunterrichts ist das eben nicht. D a s war der Punkt.

Hoffe, zur Aufklärung beigetragen zu haben.

Thomas
 
...Hoffe, zur Aufklärung beigetragen zu haben...
wahrscheinlich nicht...
die Ansprüche an Musik klaffen immer weiter auseinander - die Zahl derer, die auf Handwerk verzichten und sich einbilden, das durch Kreativität ersetzen zu können, wächst beängstigend.
 
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Ich frage mich oft, ob das seitens der Verlage und Herausgeber eigentlich geschickt und geplant ist, einige wenige brauchbare Stücke auf mehrere teure Alben mit sonst überwiegend uninteressantem Material aufzuteilen...
Angesichts meiner Sammlung derartiger Hefte scheint mir der wirtschaftliche Schaden für Verlag und Herausgeber (gegenüber meinem) bei gelegentlichem Kopieren wenig existenzgefährdend.
Aber natürlich mache ich sowas nicht...
 
einige wenige brauchbare Stücke auf mehrere teure Alben mit sonst überwiegend uninteressantem Material aufzuteilen...
Die Bewertung "interessant ja/nein" fällt sicher bei jedem anders aus. Die Zusammenstellung wird vermutlich so gestaltet, dass die Chance besteht, dass sich möglichst viele für irgendeinen Musiktitel interessieren.
Wie heißt es so schön?
Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.

Deinen persönlichen finanziellen "Schaden " der Dir Deiner Meinung nach durch den Kauf eines für Dich nur teilweise interessanten Album entsteht, gegen den durch Raubkopien tatsächlich entstehenden Schaden aufrechnen zu wollen, ist ja wohl ein schlechter Scherz. Du hast die Wahl, kaufen ja/nein. Wenn Du kein Album, sondern nur eine Single willst, dann musst Du Dich eben nach einzeln verfügbaren Titeln umsehen. So einfach ist das. Aber dann nicht meckern, dass einzelne Titel möglicherweise teurer sind, als wenn man sie anteilig vom Albumpreis berechnet.
 
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Es geht hier um Notenmaterial, und zumindest in meinem Bereich scheint die Zusammenstellung von Sammlungen (Alben) ziemlich klar so gestaltet, daß man für ein/zwei interessante/gelungen ( d.h. für Schüler gefällige/spielbare/didaktisch nützliche/...) Stücke ein dickeres Heft kauft, von dem man kaum etwas verwendet - und meist stellt sich heraus, daß woanders auch nur genau die gleichen Lieder aus den jeweiligen Büchern genutzt werden. Ist das wirklich nur bei Blechbläsern so?

Bei CDs/ Tonträgern ist das natürlich was anderes - da hat man allerdings auch viel bessere Möglichkeiten des Probehörens, Erwerbs einzelner Titel bei Download usw.
Notenverlage (und Shops eher gezwungenermaßen) sind in dieser Hinsicht wenig kundenfreundlich (weitreichende Vorschau in online Shops/ größere Bestellungen zur Ansicht,...)
 

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