[Review] Fostex TH7: Geschlossener Allround-Kopfhörer

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Einleitung

Der japanische Hersteller Fostex ist bekannt für Studioequipment. Mit dem TH7 bietet die Firma einen preislich erschwinglichen Kopfhörer an, der sowohl für Consumer- als auch semiprofessionelle PA-/Recordingzwecke geeignet sein soll. Ich hatte die Möglichkeit, ein Exemplar über einige Wochen zu testen.

Ausstattung, technische Daten

Der Fostex TH7 ist zu einem Straßenpreis von +/- 60 € (Stand November 2018) in vier verschiedenen Farben erhältlich - neben dem klassischen Schwarz auch Türkisblau, Rot und Weiß. Letztgenannte drei Ausführungen sollen wohl eher die "Auffallen-um-jeden-Preis"-Fraktion ansprechen, die statt InEars heutzutage wieder große On-Ear-Kopfhörer mit markanten Markenlogos zum Musikhören unterwegs benutzt ;). Mir stand der Hörer in der klassischen/dezenten Optik zur Verfügung. Der Lieferumfang des TH7 ist, um es vorsichtig ausdrücken, sehr überschaubar :gruebel:. Zubehör sucht man vergeblich in der Verpackung, es ist tatsächlich nur der Hörer selbst enthalten - kein Transporttäschen, kein Adapter auf 6,35-mm-Klinkenstecker.

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Letzteres lässt bereits darauf schließen, dass hier standardmäßig ein Miniklinkenstecker (vergoldet) am 1,50 Meter langen Anschlusskabel verbaut ist, also primär passend für Mobilgeräte. Anders als bei den meisten Hörern mit Profianspruch ist das Kabel übrigens ein klein wenig störrisch und nicht abnehm- bzw. wechselbar und wird beidseitig links/rechts zugeführt (aufgespleißt ca. 35 cm unterhalb der Hörmuscheln). Das erfordert eine spezielle Handhabung/Vorsicht beim Aufsetzen, und man muss das mögen (persönliche Geschmackssache).
An Design und Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen: Der Bügel und Außenseiten der Hörmuscheln sind mattschwarz und wirken solide - in Dunkelgrau aufgedruckt ist bei letzteren jeweils der Marken- und Modellname, auf der Oberseite des Bügels in umrandeten Buchstaben das "Fostex"-Logo in glänzendem Schwarz.

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Die Innenseite des Bügels ist im oberen Bereich auf einer Länge von ca. 15 cm mit ca. 1,5 cm dickem Polster mit Kunstlederüberzug ausgestattet.

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Die Treiber des TH7 besitzen einen Durchmesser von 40 mm, und der Hörer besitzt eine Impedanz von 70 Ohm. Letzteres ist ein guter Kompromiss, damit der TH7 auch an Mobilgeräten ausreichend laut spielt, trotzdem aber klanglich noch einigermaßen gut auflöst. Die Ohrmuscheln besitzen einen Innendurchmesser von ca. 4,7 cm. Ab dort beginnt die Polsterung mit Kunstlederüberzug, die eine Dicke von ca. 1,9 cm besitzt - Außendurchmesser also ca. 8,5 cm.

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Übrigens befinden sich die Links-/Rechts-Markierungen an den Innenseiten des Bügels, über den Auszügen der Muscheln, worüber sich diese beidseitig um ca. 3,2 cm nach unten verschieben lassen - gerastert in 10 jeweils 0,3 cm großen Schritten. Sie sind zusätzlich in zwei Richtungen beweglich (45° oben/unten und ca. 10° vorne/hinten), aber dennoch stabil, am Bügel befestigt, wodurch ein guter Sitz des knapp 270 Gramm schweren Hörers gewährleistet wird.

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Vor dem Aufsetzen des Hörers auf Kopf und Ohren noch ein paar schnöde Zahlen aus dem Datenblatt:
Bei einer maximalen Eingangsbelastbarkeit von 100 mW wird eine Empfindlichkeit von 100 dB erreicht, und der Wiedergabebereich erstreckt sich (theoretisch) von 10 Hz bis 35 kHz.

Praxistest und Fazit

Jetzt aber rauf auf die Ohren mit dem TH7: Der Hörer lässt sich gut der Kopfgröße anpassen und schmiegt sich bequem an, auch für mich als Brillenträger. Dieser Tragekomfort bleibt auch über längere Tragezeiträume erhalten, wobei man irgendwann unter den geschlossenen Muscheln zu schwitzen beginnt - aber das ist bei jedem anderen Hörer dieser Bauart auch so. Da ich relativ große Ohren besitze, umschließt die Polsterung des Fostex sie zwar nicht komplett, dennoch ist die Dämpfung der Außengeräusche sehr gut. Und trotz Brille ist der Anpressdruck so angenehm, dass auch nach längerem Tragen nichts an oder hinter den Ohren drückt :great:.
Nun aber zum wichtigsten bei einem Kopfhörer - dem Klang. Als ersten Testtitel verwende ich, wie immer bei Reviews von Hörern und Lautsprechern sowie zu Live-Soundchecks, die Maxiversion von Proud Mary (Global.Kryer). Bässe und Tiefmitten der Bassposaune am Anfang werden satt und impulstreu wiedergegeben, ohne zu aufdringlich zu sein. Die Mittenwiedergabe ist gut, wichtig für die Sprachverständlichkeit. Weiter "oben" ist die Abbildung etwas dezenter, wobei im Hochtonbereich (Brillanz von Trompete und Akkordeon) wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen ist - für meinen Geschmack schon ein klein wenig zu viel. Letzteres ist allerdings Jammern auf hohen Niveau, denn der Frequenzganz eignet sich hervorragend zum täglichen Musikkonsum. Davon konnte ich mich bei der täglichen Zugfahrt zum Arbeitsplatz überzeugen. Die räumliche Stereoabbildung gefällt mir persönlich sogar richtig gut :great:!
Wie ist es um die Eignung als Musiker-Abhöre bestimmt? Für den Einsatz bei einer Beschallung habe ich den TH7 als Kontrollinstanz an meinem FOH-Pult verwendet (Konferenz/Präsentation mit mehreren Sprecher-Headsets sowie Konserve). Aufgrund der vorher "angehörten" Klangeigenschaften gab es hier keine besonderen Auffälligkeiten, wobei ich (wie bereits oben erwähnt) dabei eine einseitige Zuführung des Anschlusskabels bevorzugen würde, um ein schnelles Auf- und Absetzen gewährleisten zu können. Die Tatsache, dass der Fostex-Hörer nicht zusammenklappbar ist, erweist sich hierfür allerdings als Vorteil, schließt aber DJ-Zwecke meiner Meinung nach aus.
Inwiefern der Kopfhörer für Recording-Zwecke geeignet ist, speziell hinsichtlich Übersprechen des Wiedergabesignals auf die Studiomikros (also Dämpfung "in die andere Richtung"), konnte ich leider nicht testen. Für Mix und Mastering dürfte er hingegen aus den gleichen Gründen wie beim FOH-Einsatz einigermaßen gut geeignet sein.
Insgesamt klingt der Fostex TH7 deutlich runder und erwachsener, als man es anhand des günstigen Preises vermuten würde. Wie es um die dauerhafte Robustheit bestellt ist, insbesondere in Hinblick auf das nicht wechselbare und beidseitig zugeführte Anschlusskabel, kann lediglich ein Langzeiteinsatz zeigen, nicht ein Review wie dieses. Alles in allem sollte man den Hörer meiner Meinung nach zumindest in die engere Wahl ziehen, wenn man ein Allround-Modell in der Preisklasse bis ca. 100 € sucht und dabei die kleineren genannten Minuspunkte nicht das KO-Kriterium darstellen.
 
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" Jetzt aber rauf auf die Ohren mit dem TH7: Der Hörer lässt sich gut der Kopfgröße anpassen und schmiegt sich bequem an, auch für mich als Brillenträger. " Ich finde das gestalten mittlerweile schon viele Anbieter gut. Aber anders sieht es schon aus, wenn man Hörgeräteträger ist-.-
 

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