Kann mir das einer erklären? :-O - Mikrofontechnik, Besprechungsabstand

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Hallo Forum

Ich Sänger kämpfe so oft mit der "Microfon-Technik". Üben a cappella im Wohnzimmer mit schönem natürlichem Raumhall fühl ich mich wohl, umstieg auf PA mit Mikro immer eine grosse Umstellung in Sachen hören und Singen verstärkt - oft ein Kampf. Die Frage nach dem Pegel, nach der Distanz zum Mikro...

So gucke ich oft und gerne auch, wie nahmhafte Künstler arbeiten... dabei ist mir heute dieses Video aufgefallen:



Kann ich davon ausgehen, dass das Live gesungen ist?
Wie kann es sein, dass diese zwei Sänger eine so wahnsinns unterschiedliche "Mikro-Technik" haben. Buble scheint ja sein Mikro gar nicht zu brauchen.... während die Ariana ihr Mirko am liebsten auffressen würde. :eek:

Kann mir einer helfen und mir erklären, wie sowas funktioniert?
 
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Hi:hat:

Ob das Live gesungen ist, lässt sich schwer beurteilen.

Paar Gedanken:
Stichwort Nahbesprechungseffekt. Weibliche Stimmen klingen meist dünner als Männerstimmen, hier jedoch nicht. Gut möglich, dass sie den Nahbesprechungseffekt nutzt, damit ihre Stimme bassiger wird, und er das Gegenteil macht, um weniger bassig zu klingen, damit sie sich in der Mitte finden, und beide aus einem Guss klingen. Das ist aber nur ne Mutmassung.

Um ehrlich zu sein. Wenn ich dem Buble zuschau, wie der mitem Mikrofon rum fuchtelt, und teils über 50cm Abstand hat, während er den Kopf zur Seite dreht, in einer lärmigen Umgebung, und trotzdem erklingt seine Stimme klar und deutlich, würde ich hier auf ein Playback tippen.
 
Ich Sänger kämpfe so oft mit der "Microfon-Technik". ... Die Frage nach dem Pegel, nach der Distanz zum Mikro...
Ich habe deinen Titel in der Richtung dann mal etwas optimiert.

So gucke ich oft und gerne auch, wie nahmhafte Künstler arbeiten...
Guter Ansatz. Die sollten wissen, wie es geht ;)

Buble scheint ja sein Mikro gar nicht zu brauchen....
Doch, durchaus. Er weiß es nur sehr gezielt einzusetzen. Das Mikro dürfte mit recht hoher Verstärkung eingepegelt sein. Sieht bzw. hört man schon bei der Ansage. Den letzten Satz der Ansage "ruft" er, will aber wohl trotzdem nicht deutlich lauter werden, also vergrößert er den Abstand noch. Während des Stücks ist der Abstand immer dann am größten, wenn er in die zweite Stimme geht bzw. begleitet. So lässt er der ersten/führenden Stimme "Platz", ohne dass der Mann am Pult eingreifen muss (zumindest gibt er damit die Richtung vor). Den NAhbesprechungseffekt scheint er nicht sonderlich zu brauchen.

während die Ariana ihr Mirko am liebsten auffressen würde.
Das Mikro ist entsprechend eingepegelt. Zusätzlich ist dass Signal noch massiv komprimiert um das "Stimmchen" nach vorne zu bekommen. ZUsätzlich kommt ihr bei so geringem Abstand noch der NAhbesprechungseffekt entgegen.

... und dann hätte man ihr noch erklären sollen, dass man Mikrokörbe nicht von hinten mit der Hand umschließt. Das bringt nur negative Effekte: Verändert die Richtcharakteristik des Mikros und begünstigt Feedbacks. Dass solltest du also besser nicht von diesem Video abgucken.
 
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Zudem haucht Ariana auch ziemlich oft nur und der Kompressor arbeitet auf Hochtouren. Trotzdem hat sie genug Technik um bei den Vokalspitzen das Mikro weg zu nehmen. Das sie aber grundsätzlich am Korb klebt brauchts sie gar nicht weit weg ziehen um einen ausgleichenden Effekt bei höheren Pegeln zu haben. Michael dagegen hat, wie hier schon gesagt wurde, einfach aus Prinzip einen höheren Abstand. Das gehts sich auch schon deshalb aus weil zum einen die Band sicher extrem diszipliniert ist und weiß wer für die Gage verantwortlich ist und zum anderen die Band auch ganz schön weit nach hinten gerückt wurde. Da ist der“Schmutz“ im Mikro nicht ganz so schlimm.
 
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Danke für eure Beiträge und die Erklärung der Zusammenhänge.
Nahbesprechungseffekt... eher etwas "böses" dachte ich!? Wo nutze ich das als Sänger im Genre des leichten Pop/Swing/Jazz? Eher doch dann, wenn ich in den Tiefen singen muss?
 
Böse? Mitnichten, denn wenn man diesen richtig nutzt, dann ist das ein super Werkzeug!
Die meisten Gesangsmikrofone (oder generell alle Mikrofone mit Richtwirkung) haben den Nahbesprechungseffekt, mehr oder weniger. Die meisten Mikros etwas mehr - eben weil es ein so effektives Soundgestaltungstool ist. Manche etwas weniger, das Shure KSM-8 z.B. hat so gut wie gar keinen.

Mit Kondensatormikros hast Du noch en Effekt, dass diese weitere in den Raum hinein reichen - wenn Du so eingepegelt bist, dass Du normalerweise nah am Mikro dran bis, und Du nimmst ein dynamisches Mikro 20 cm weg, dann bist Du fast nicht mehr zu hören. Mit einem Kondensatormikro in derselben Situation bist Du durchaus noch hörbar, zwar deutlich leiser, aber immer noch gut hörbar.

Dann kommt da noch die Sache mit dem relativen Abstand dazu:
  1. Sagen wir mal, Du klebst an Deinem Mikro und bist dafür passend eingependelt. Dann sind Deine Lippen ca. einen knappen cm von der Mikrofonkapsel entfernt. Wenn Du jetzt 10 cm vom Mikro weg gehst, bist Du rund zehnmal so weit von der Kapsel entfernt und wirst deutlich leiser.
  2. Jemand anders singt mit Vorliebe aus ca. 5 cm Abstand in sein Mikro und ist passend (also lauter) eingepegelt am Gain. Wenn der plötzlich mal 10 cm weg ist, ist sein relativer Abstand nur doppelt so groß wie eben noch und nicht zehnmal wie im ersten Beispiel, entsprechend wird der Lautstärkeverlust hier deutlich geringer ausfallen. Normalerweise dürfte der Kompressor diesen Unterschied komplett auffangen, selbst wenn er relativ dezent arbeitet.

Will sagen, Michael Buble ist möglicherweise von vornherein passend für den größeren Abstand eingepegelt, Ariana dagegen klebt am Mikro (und dieses wiederum ist dafür passend eingestellt). Ich habe neulich einen Event gemischt, bei dem im Lauf des Abends ca. 15 verschiedene Sänger und Sängerinnen aktiv waren. Vorherige Proben gab es nur mit einer der Künstlerinnen (und eine kannte ich noch von einer früheren Veranstaltung). Wir durften den Gain und die Thresholds der Kompressoren im Lauf des Abends immer wieder nachjustieren, je nach Stimmgewalt, Tagesform, Mikrofontechnik und Abstand der Akteure vom Mikro. Normal, das.

PS: Habe grade mal das Video gesehen: ER war ein richtiger Sänger, SIE dagegen ist nur ein hübsches Mädel mit Stimmchen. Im Vergleich singt er, und sie haucht über weite Strecken nur. Okay, zum Ende hin dreht sie auch etwas auf, aber ich bin überzeugt, in natura singt er sie an die Wand, zumindest was die Lautstärke angeht.
 
Nahbesprechungseffekt... eher etwas "böses"
Wo nutze ich das als Sänger im Genre des leichten Pop/Swing/Jazz? Eher doch dann, wenn ich in den Tiefen singen muss?

Nein, ganz und gar nicht. Jo hatte der Aussage ja auch schon widersprochen. Wie er schon schrieb, hat jedes Mikro mit Richtwirkung einen Nahbesprechungseffekt. Den kann jeder Sänger nutzen, wenn er weiß wie. Der Nahbesprechungseffekt beschränkt sich oft nicht nur auf den reinen Bassbereich, sondern reicht oft mehr oder weniger ausgeprägt in den Grundtonbereich der Stimme. Entsprechend ist das nicht nur für tiefe Männerstimmen nutzbar sondern auch für höhere Stimmen, auch Frauenstimmen. Richtig eingesetzt kann man damit der Stimme mehr Volumen / ein deutlicheres Fundament geben. Probier es einfach mal aus.

Und wenn der Nahbesprechungseffekt bei gewohntem (und gewolltem) Mikrofonabstand zu intensiv den Grundtonbereich einer Stimme betont, dann kann es durchaus sein, dss es nicht das richtige Mikro für die Stimme ist. Mit ein Grund, warum hier normalerweise empfohlen wird, ein Mikro nicht "blind" zu kaufen, sondern auszuprobieren.
 
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Hallo zusammen, Danke für eure Beiträge!

Ich bin grad wieder einmal mit meinem altgedienten Shure BETA 58A (dynamisch) am üben @home, da ich ein Konzert mit Bigband habe. Aber das ganze Jahr hindurch habe ich mit meinem Shure KSM9 (kondensator) gesungen. Damit pegle ich mich auch immer auf eher grössere Abstände ein. Gibt in unserer 3er Kombo auch kaum Probleme mit Kopplung, deshalb. Gefühlt mag ich die "freiheit" mit dem KSM9 schon sehr... ich muss schon grad diszipliniert mit gleichem Abstand zum 58A singen, weil ich da auch eher tiefer eingepegelt habe um von der Band nicht zu viel einzufangen.
 
Die Dame singt in eine Shure KSM9-Funke und der Herr in ein Neumann/Sennheiser KK105 oder 104. Das sind zwar beide Kondensatormikros aber doch recht unterschiedliche. Die haben unterschiedliche Sweetspots bei unterschiedlichen Stimmen. Wenn Buble näher ran gehen würde, würde bei der tieferen Stimme auch noch mehr Nahbesprechungseffekt eine Rolle spielen. Frau Grand hat den anscheinend ganz gerne für sich.
 

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