Review: Recording King RPS-7 (Dirty 30s Series)

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Review:
Recording King RPS-7 (Dirty 30's Series 7 Acoustic Guitar, Single 0 Parlor), Version RPS-7-Lefty-TS



Kaufentscheidungsprozess

Es ist ganz einfach: Erstens spiele ich mehr, wenn ich eine Gitarre im Wohnzimmer zur Hand habe. Zweitens habe ich eine 15 Monate alte Tochter, für alles im Wohnzimmer besteht also Unfallgefahr. Drittens sind Wandhalter im Wohnzimmer bei uns schon rein optisch indiskutabel. Es musste also eine Billig-Gitarre her, okay bespielbar aber eben auch egal wenn die Kleine im schlimmsten Fall einfach mal reinlatscht.

Erschwerte Bedingungen: Ich bin Linkshänder, spiele gerne kleine Korpus-Größen für Blues, spiele eigentlich nur mit den Fingern. Das macht die Auswahl schon mal klein, viele klassische China-Marken haben gerade für Leftys im Wesentlichen große Gitarren wie Dreadnought und Co im Programm.
So bin ich denn nach einiger Suche auf die Marke Recording King und deren Dirty 30s Serie gestoßen. Die passen eigentlich perfekt für mich, sind sie doch von der Optik und auch Form her an alte Blues- und Country-Gitarren angelehnt. Einen Überblick gibt’s hier: https://www.recordingking.com/products/guitars/small-body

Die Auswahl des konkreten Modells wurde mir wie so oft drastisch erleichtert: Das einzig verfügbare Lefty-Modell war die RPS-7, also fix beim Thomann für rund 150 EUR bestellt. Warum gab es keine Phase des Anspielens in physischen Shops? Nochmal – ich bin halt Lefty, Lefty-Gitarren stehen fast nirgends in der Ausstellung, und wenn sind es nur eine Handvoll Alibi-Teile und Vergleichstests sind damit auch nicht drin. Online-Bestellung ist deshalb seit Jahren der von mir beschrittene Weg.

Bekommen habe ich sie Anfang Juli 2018, jetzt ist Januar 2019, also kommt dieser Bericht nach einem halben Jahr und ist daher nicht nur ein Ersteindruck, sondern ein echter Erfahrungsbericht.


Technische Daten

Mein konkretes Modell ist die RPS-7-Lefty-TS, was im Klartext in Series 7, Lefty, Tobacco Sunburst bedeutet. Die Herstellerangaben findet ihr hier: https://www.recordingking.com/p/rps-7

Ein paar Kommentare zu aus meiner Sicht interessanten Details:

  • Die Korpusforum als „Single O“ ist wirklich klein und schnuckelig, genau wie ich es wollte.
  • Vom Material her ist erwartungsgemäß nicht so viel Tolles zu berichten: Seiten und hinten aus anonymem „Whitewood“ (das kann wirklich alles mögliche sein), das „Spruce Top“ ist natuerlich nicht „solid“ sondern gesperrt, auf dem „Nato“-Hals sitzt ein „Revebond“ Fingerboard (was mir nach etwas Recherche ein Verbundwerkstoff zu sein scheint, also Holz+Harz oder so in der Art). Immerhin sind die X-Braces innen angeblich aus „Sitka Spruce“.
  • Wertig hingegen finde ich Nut&Bridge aus Knochen, den klassischen Dovetail Joint am Hals, und die Mühe die man sich mit kleinen Deko-Details gemacht hat, also Bindings etc., das sieht nett aus.
  • In Summe präsentiert sich die kleine Dame also ganz hübsch wie ich finde:
01_Full.jpg


  • Die Bundmarkierungen auf dem Griffbrett sind übrigens keine Inlays, die sind schlicht per Schablone aufgemalt:
02_Fingerboard.jpg



Qualitäts-Anmutung

In Summe war ich wirklich positiv überrascht. Der Satin-Lack ist ganz anständig gemacht (ist aber natürlich auch recht dick aufgetragen). Hier mal eine Rückansicht:
03_Back.jpg


Die kleinen Details geben eine in Summe wertige Anmutung, die Gitarre war direkt aus dem Versandkarton wirklich gut bespielbar (und das mit einer wirklich brauchbaren Saitenlage).

Sogar die ab Werk installierten Saiten habe ich erstmal drauflassen können, die waren gut in Schuss und sogar Marken-Ware (habe aber nicht dokumentiert was es jetzt konkret war, ist mir entfallen). Mittlerweile auf .12er Elixir gewechselt, aber die ersten waren eine ganze Zeit lang drauf.
Also optischer Ersteindruck wirklich top!

Wenn man jetzt tiefer einsteigt, ist natürlich auch nicht alles Gold was glänzt. Hier mal eine recht ausführliche Dokumentation diverser kleiner Macken und Unschönheiten. Gleich vorab – diese liegen für mich alle absolut im Rahmen dessen, was ich für diesen Preis erwartet hätte, also aus meiner Sicht kein Grund zur Beschwerde oder Reklamation.

Kleber(?)-Rückstände auf den „Revebond“-Teilen: Griffbrett und die Leiste bei der Bridge sind ja aus diesem „Revebond“-Material, und an beiden Stellen sieht man sowas wie Kleber-Flecken. Sieht halt etwas fleckig aus, ist aber nicht klebrig oder so. Optik-Thema.
04_Glue.jpg


Dings und Dongs: An zwei Stellen im Top gibt’s eine kleine eingedrückte Stelle, so ein klassischer Streifen entlang der Holzfaser. Kann gut sein, dass die nach Bearbeitung noch im Holz war und dann wurde halt drüberlackiert, oder irgendwas ist reingedrückt worden – wie dem auch sei, so sieht’s aus:
05_Delle1.jpg

06_Delle2.jpg


Binding: Aus der Ferne Top, aus der Nähe nicht ganz so sauber:
07_Binding1.jpg
08_Binding2.jpg


Innen: Ist alles funktional und technisch soweit in Ordnung, aber man hat eben keinen Aufwand reingesteckt das irgendwie hübsch zu machen:
09_Innen.jpg



Funktion und Bespielbarkeit

Ich habe ja schon mehrfach gesagt, dass die Saitenlage wirklich gut war. Habe ich nicht nachgemessen, habe aber alles von der Einstellung her genau so belassen wie ab Werk geliefert. Ganz großes Kompliment hier! Kann sein, dass da noch etwas mehr geht, aber ich wüsste nicht wozu.

Beim ersten Saitenwechsel habe ich die (kompensierte) Bridge, die nur locker eingesteckt ist, mal rausgenommen und da kam mir drunter noch ein sehr dünner Shim (offenbar Plastik) entgegen – habe ich wieder so reingetan. Vorerst kein Grund hier optimieren zu wollen.

Natürlich: Es kann sein, dass hier noch Optimierungspotenzial besteht, was Saitenlage angeht. Habe mir die Kerben der Bone Nut noch nicht angeschaut, nichts vermessen, nicht mal die Halskrümmung habe ich mir angeschaut. Weil es erstens eben passt und es zweitens eben eine Gitarre zum einfach mal spielen ist.

Nochmals: Für den Preis ist das wirklich großes Kino.

Die Bünde sind eigentlich das einzige Thema, das mich ein bisschen gestört hat. Die Bünde waren nicht wirklich poliert, das hat man bei Bendings doch mit deutlichen Nebengeräuschen gemerkt. Habe aber nie mit dem Gedanken gespielt, das nachzupolieren – mit mehr Spiel schleift sich das gut genug ein.
Schwieriger wird’s bei den doch etwas herausstehenden Bund-Enden in den höheren Lagen. Die sind ein bisschen scharfkantig (so ab ca. dem 10. Bund oder so), vielleicht mache ich mich da mal dran des Komforts wegen. Wie Murphys Law so besagt, sind sie natürlich nur „unten“ nicht gut (also genau da, wo man mit der Greifhand hinkommt), „oben“ sind sie sauber gemacht. Ist nicht so schlimm dass ich mir die Hand aufschneide, aber es ist halt etwas hakelig und nicht so smooth.

Erst mit der Zeit habe ich entdeckt, dass es bei den beiden Hohen Saiten im ca. 13. Bund entweder nicht gut abgerichtete Bünde oder nicht gescheit sitzende Bünde gibt. Greift man hier am 11. Bund, ist der Ton tot (Beispiel folgt). Der „Wackeltest“ mit einem geraden Metallstück über jeweils drei Bünde zeigt hier eine kleine „Welle“ auf. Es geht vom 12. auf den 13. Bund und dann nochmals vom 13. auf den 14. Bund nach oben, von Bund 14 auf 15 dann wieder leicht nach unten. Hier muss ich entweder Hammer oder Feile ansetzen, habe ich bisher noch nicht gemacht.

Den Fehler habe ich erst sehr spät gefunden. Wie das immer so ist – ich habe natürlich alles mögliche probiert und gespielt und getestet, aber man fällt halt doch in seine vertrauten Lagen. Gefunden habe ich es erst kürzlich, als ich mal im Robert Johnson Original-Tuning mitspielen wollte und den Capo am 2. Bund angesetzt habe, dann rutscht die A7-Shape zu Beginn vom 8./9. Auf den 10./11. Bund und es knirscht.

Sowas ist natürlich nur schlecht auf einem Foto festzuhalten, hier trotzdem mal probiert:
10_Frets.jpg


Wenn man jetzt weiter kritisieren will, kann man noch die Tuner ins Feld führen. Sie funktionieren und halten die Stimmung (so weit so gut), sind aber im Vergleich zu meinen teureren Gitarren etwas schwieriger präzise beim Durchstimmen des Instruments. Man kommt schon hin, aber irgendwie ist die Übersetzung etwas seltsam/ungewohnt, dauert also minimal länger als bei anderen Gitarren in meinem Haushalt. Kleiner Punkt, aber wir wollen ja genau sein.
11_Tuner.jpg



Sound und Soundbeispiele

Die Website gibt ja schon einen Hinweis: “The Series 7 Single 0 delivers great small-body tone thanks to our cross lap bracing, and bone nut and saddle. It's the go-to guitar for that classic woody, boxy vintage sound.”

Da ist neben dem Marketing-Blabla zu Wertigkeit und Vintage vor allem das Wort „boxy“ hervorzuheben. Die Gitarre klingt in der Tat schon etwas „kistig“, also ein bisschen bedeckt und nicht nach super frei schwingender offener Super-Gitarre. Aber hey, nochmal, das teil hat 150 EUR gekostet. Man muss aber auch sagen, dass eine Single O halt auch „in gut“ anders klingt als eine 000 oder Super Jumbo oder Dreadnought, und auch genau das mag man ja auch dran.

Für meine Zwecke, als Gitarre zum mal fix drauf Rumklimpern und meinen stümperhaften Fingerstyle Blues, finde ich den Sound durchaus angemessen.

Die folgenden Klangbeispiele sind allesamt über das Mikrophon meines iPhones aufgenommen. Vorteil ist, dass da nix geschönt ist, Nachteil ist, dass es halt nur ein iPhone-Mikro ist. Mein richtiges Recording-gear ist in Deutschland eingelagert, habe ich hier in UK derzeit halt nicht im Zugriff. Alle Dateien sind unbearbeitet, ich habe sie lediglich von Apples M4A-Format ins gängigere MP3 konvertiert. Alle Dateien sind ohne große Planung mehr oder weniger als „one Take“ eingespielt, wie ich halt so spiele (bzw. spielen kann). Alles nur mit Fingern gespielt, wie ich halt so spiele.

Beispiel 1: Akkorde
Ein paar Akkorde, um den Klang-Charakter darzustellen – kommt aus meiner Sicht ganz gut rüber, wie das Teil so klingt.




Beispiel 2: Ein wenig Blues
Standard-Stimmung, bisschen Robert Johnson inspiriert – sowas spiele ich halt und bin der Meinung, dass die Gitarre für sowas gut geeignet ist.




Beispiel 3: Es knirscht!
Hier das oben angesprochene Absterben des Klangs durch zu hohe Bünde bei den hohen Saiten. Wollte ich nicht undokumentiert lassen. Kommt meiner Meinung nach schon etwas rüber, dass auch in den etwas höheren Lagen die Bespielbarkeit wirklich gut ist.




Beispiel 4: Noch mehr Blues
Diesmal in Open G, auch das geht. Orientiert am „Special Rider Blues“ von Skip James.




Ich denke, dass der Charakter der Gitarre schon so ganz gut rüberkommt. Würde ich sie für feine Aufnahmen hernehmen? Sicherlich nicht. Kann sie einen tollen Akkord-Teppich legen? No way. Aber sie hat eben schon einen gewissen Punch und ihrem Namen nach ist sie für einen etwas „dirty“ Sound schon ganz gut unterwegs. Man kann auch sagen: sie klingt billig, aber gut billig. ;)


Fazit

In diesem Review gehe ich ganz bewusst auch auf die Dinge ein, die nicht so toll gemacht sind. Für mich ist das ein wichtiger Teil eines jeden Reviews. Während mich einige dieser Themen bei einer „richtigen“ Gitarre schon stören würden, liegen beim Preispunkt von 150 EUR alle kleinen Unzulänglichkeiten für mich aber absolut im Rahmen.

Daher nochmal gesagt: Meine Erwartungen an die Qualität dieses Instruments wurden nachhaltig und eindeutig weit übertroffen! Nur das Thema „Bünde“ werde ich bei Gelegenheit mal adressieren, hier geht doch etwas Spielfreude verloren.

Entgegen meiner Erwartungen ist sie nicht wieder in ihren Karton verbannt worden, sondern steht auf einem Kork-Ständer im Wohnzimmer und wird von mir abends nach der Arbeit (wenn das Kind im Bett ist) gerne gespielt, die Kleine haut drauf rum und zieht sich dran hoch und greift in die Saiten und ich habe keine Angst um ein teures Instrument. Volltreffer!

Na klar, im Vergleich zu einer Stufe besser (ich denke hier z.B. an meine Sigma OOOM-15L, die ja auch noch eine China-Gitarre ist aber eben auf einem anderen Level) hat sie ein paar mehr Schwächen, aber das ist ja auch zu erwarten. Andererseits spielt sie dank der netten optischen Details von der Qualitätsanmutung her aus meiner Sicht eine Liga über ihrer Preisklasse ganz gut mit.

Nun bin ich kein Experte für Billig-Gitarren, hatte dank Linkshändigkeit habe ich auch nicht verglichen was der Markt sonst so hergibt... in Summe bin ich bei dem Preis wirklich mehr als zufrieden.


Anekdote zum Ende
Wer sich auf Netflix „The Ballad of Buster Scruggs“ anschaut – lohnt sich! – der sieht gleich im ersten Teil des Films diese Gitarre im Einsatz (in der schwarzen Variante). Macht sich also wirklich gut als kleine Old-Time Blues und Country Gitarre, sogar in einem Film der Coen Brothers.
Trailer hier: https://www.netflix.com/de-en/title/80200267
 
Eigenschaft
 

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Mir gefällt der Sound sehr gut ... wunderbar passend zum Blues/Folkblues-Stil :great:

Schade, dass ich schon eine Parlour habe ;)
 
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Eine fast gleiche Recording King (eigentlich fehlte nur das schöne Binding um die Decke) habe ich vor einiger Zeit auch mal intensiver angespielt. Ich mag ja so kleine altmodische Gitarren, grad zum Blues. Im Prinzip hatte ich den gleichen Eindruck wie du, hat mir vor allem klanglich ganz gut gefallen für den Preis. Leider waren Verarbeitung und Spielbarkeit bei allen 3 Exemplaren die ich anspielen konnte wirklich grottenschlecht, vor allem auch die Bünde … der Aufwand sie vernünftig spielbar zu machen - falls überhaupt möglich - wäre zu groß gewesen. Eigentlich schade, war eine nette kleine Gitarre.
 
Hi Zauberer,

vielen Dank für den tollen Bericht. Es zeigt mal wieder (leider) dass die Qualität einer Gitarre nicht nur vom Herstellernamen abhängt.
In dieser Preisklasse ein so akzeptables Teil zu finden ist schon selten, aber offensichtlich nicht unmöglich. Wie oft gelesen gibt es solche "Kleinigkeiten" an Fehlern eben auch bei teureren Gitarren. Da tut es nur mehr weh. Also als "Arbeitspferd" ist die Recording King wohl doch mal ein Antesten wert. Außerdem denke ich oft, dass ja die Gitarren vorallem der Blueslegenden teilweise sicher auch nicht besser waren nach einem harten Leben als Bluesmusiker und trotzdem haben die damit großartiges geschaffen. Da ich mir irgendwann auch noch mal eine neue Acoustic-Gitarre zulegen möchte, hat mich das bestärkt keine 800.- Euro oder deutlich mehr ausgeben zu müssen. Vorallem wenn man die Gitarre eher für Familienfeste oder Lagerfeuerromantik braucht. Das verzeit man sich doch nie, wenn dann die Gibson oder Lakewood Macken hat oder schlimmeres. :(
 
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Grad von Recording King hatte ich schon einige richtig gute in den Fingern (Thomann ist nicht weit von mir), manche waren richtig klasse für die Preislage. Probleme gibt's halt oft mit der Fertigungsstreuung, sowohl was die Verarbeitung als auch die schwankende Holzqualität betrifft. Bei den etwas teureren nicht mehr so krass wie bei den ganz billigen, da wird es deutlich besser, aber es lohnt sich immer nach Möglichkeit mehrere auszuprobieren.
 
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Mag ich sehr gern. Schön gespielt auch.
Die Bundhöhengeschichte würde ich noch in Ordnung bringen, dann kann man aber echt nicht meckern über das Teil. Gut, die Optik dürfte bei dem Preis zu ertragen sein. Ich persönlich mag einfache Instrumente mit Charakter.
Toller Fang :great:
 
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Außerdem denke ich oft, dass ja die Gitarren vorallem der Blueslegenden teilweise sicher auch nicht besser waren nach einem harten Leben als Bluesmusiker und trotzdem haben die damit großartiges geschaffen.

Ich wiederhole mich gern ... viele der “Blueslegenden” waren Profis und hatten die besten Instrumente die sie sich leisten konnten. Das waren nicht immer die feinsten, die großen Stellas und auch die Nationals waren auch beliebt weil sie im der Vor-Elektrik-Zeit eben laut waren und vom Publikum gehört wurden. Auf dem Robert Johnson Foto hält er eine Gibson L-1, ob nun seine oder ein Studioinstrument ist egal, jedenfalls eine Top-Gitarre. Ich klinge wie eine kaputte Schallplatte, ich weiß.

Zur Daily Rocker Gitarre: Während die billigen Recording King sicherlich etwas “Hit and Miss” sind, habe ich mit Sigma sehr gute Erfahrungen gemacht und auch einige Menschen denen ich die empfohlen habe sind sehr zufrieden. Würde ich also in der „tut nicht so weh“ Kategorie auf jeden Fall mal testen, auch wenn es die nicht beim Thomann gibt.

Alternativ kann man natürlich auch ne 3000 Euro National mit Metallkorpus kaufen, die sind robust und halten jedes Lagerfeuer aus ;)
 
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Das stimmt sicher, soweit es die betrifft die wir heute als "Blueslegenden" bezeichnen. Die es "geschafft" haben mit ihrer Musik, die auch zu ihrer Zeit schon einen Namen hatten.
Andererseits hat der Siegeszug der Gitarre beim Blues und auch allgemein ja überhaupt erst begonnen, nachdem eben grad billigste Versandhausgitarren bis entlegenste ländliche Gebiete verfügbar waren. Die hat die Masse gespielt, kann man oft auch auf alten Fotos mit eher unbekannten oder völlig unbekannten Musikern sehen (und für mich scheinen sich auch viele der in Archivsammlungen dokumentierten alten Aufnahmen so anzuhören). Möglicherweise war die plötzliche allgemeine Verfügbarkeit dieser preiswerten Gitarren sogar mit eine Voraussetzung für die Entwicklung des Blues wie wir ihn kennen?
Überhaupt wissen wir ja hauptsächlich über die etwas Genaueres, die es irgendwie, oft zufällig, auf Platten geschafft hatten, und auch da oft nur ungenau, selbst Zeitzeugen widersprechen sich teilweise, ebenso die Literatur …
Ist ein interessantes Thema.

Schade, dass auf solche alten Fotos die Gitarren meist nur sehr schlecht zu erkennen sind … hier z. B.
Hab ich vor ein paar Tagen zufällig gefunden weil ich mich grad bisschen mit Peg Leg Howell beschäftige. Soweit zu erkennen ist, und auch dem Klang nach, scheinen es sehr einfache Instrumente zu sein:

 
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Schöne Gitarre, ich mag auch den Klang. Er weckt Erinnerungen an meine Jugend und an eine alte "Wander-Gitarre". Die kleine "Macken " finde ich für 150€ akzeptierbar, dafür klingt sie wirklich passabel.

Du erwähnst eine 3000€ Stahl Gitarre fürs Lagerfeuer. Ich habe da noch nen anderen Tip: Ich habe noch eine "Applaus" Gitarre von ca 1978. Die ist unkaputtbar, Obwohl sie schon an wirklich vielen Lagerfeuern gespielt wurde, hat sie fast keine Macken. Ovation-Kunststoff Korpus, Kunststoff Hals mit Alu Auflage . Nur die Decke ist aus Fichte? Holz. Damals 600DM. Ich mag den Klang , aber der Spielkomfort ist nicht gut..das Griffbrett fühlt sich zu hart und kalt an.
 
Ja ja die guten alten Zeiten - ich hab damals mit 14 auch auf Mamas alter Wandergitarre angefangen (war glaube ich eine Nachkriegs-Höfner), eine Telefon-Sprechmuschel als Tonabnehmer und dann in ein altes Röhrenradio. Den Sound kann heute nicht mal ein Kemper :D
Die Gitarre war sehr schwer bespielbar, aber immerhin eine Gitarre. Übrigens gibts die heute immer noch - ich hab mal bei einem Gitarrenbauer gefragt ob man die restaurien könnte, aber der meinte nur dass sich das nicht lohnt. Aber wer weiß vielleicht wenn ich in Rente bin mach ich mich mal dran ;) der alten Zeiten wegen.
 
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Sehr schön geschrieben, gut zu lesen und alles wichtige enthalten. Wir als LH haben es echt nicht soooo leicht. Deshalb werde ich diese "Kleine" Hier mal im Hinterkopf behalten. Ich möchte auch irgendwann mal was kleineres, handlicheres haben. Da viel mir bisher nur diese eine HB Custom-Line in "Dunkel" ala Martin ins Auge. Wo mich allerdings die Mechaniken, die wie bei einer Konzert-Gitarre angelegt sind, ein wenig irritieren/abschrecken.
 
Zunächst mal möchte ich dem Kollegen für den umfassenden, kompetent illustrierten und mit aussagekräftigen Hörbeispielen bestückten "Fahrbericht" danken, der wohl keine Wünsche offen lässt.

In Bezug auf die Bewertung allerdings darf unsereins wohl anderer Meinung sein. Wenn es tatsächlich ein "Fahrbericht" über ein Fahrzeug (z.B. ein Auto) wäre, das in Bezug auf Funktion bzw. Verwendungszweck entsprechende Mängel aufweist, würde vermutlich auch kein Hinweis auf die andersfarbige Lackierung von Dach oder Aussenspiegeln und die verchromten Endrohre helfen. Oder etwa... :gruebel:
 
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Wenn es tatsächlich ein "Fahrbericht" über ein Fahrzeug (z.B. ein Auto) wäre, das in Bezug auf Funktion bzw. Verwendungszweck entsprechende Mängel aufweist, würde vermutlich auch kein Hinweis auf die andersfarbige Lackierung von Dach oder Aussenspiegeln und die verchromten Endrohre helfen. Oder etwa... :gruebel:
Du kannst dieses Auto nicht mit einem Premium-Fahrzeug vergleichen, und auch nicht mit japanischer Volumen-Ware. Am ehesten noch mit einem Geelie "Merrie" MR. Kostet nix, da darf dann auch mal was klappern oder nicht sauber eingestellt sein.
Hätte man anstatt von Binding/Purfling lieber mal die Bünde gescheit bearbeiten können? Kann man so sehen. Andererseits isst das Auge halt mit, und ich finde dass sich das Instrument mit einem eigenen optischen Charakter recht positiv von dem sonstigen Harley-Benton-und-sonstige-Eigenmarken-Einheitsbrei abhebt. Da stört mich "das bisschen" Bund-Thema nicht, zumal das ohne großen Aufwand spielbar gemacht werden kann.

Aber ja - das kann man auch unterschiedlich bewerten, das kann ich absolut nachvollziehen. Do ein Review ist ja immer eine subjektive Sache - deshalb habe ich ja auch versucht, die Mängel/Nachteile so umfassend darzustellen und nicht zu sagen "super Teil, klingt gut, spielt sich gut, bis auf ein paar Kleinigkeiten ...".
 
Auch über meinen Vergleich mit Autos kann es natürlich unterschiedliche Meinungen geben, deshalb noch konkreter: Wenn das Teil als B-Ware verkauft worden wäre, hätte ich dazu nichts gesagt - ist es aber anscheinend nicht (es sei denn, ich habe was überlesen).

Ich habe dann an potenzielle KäuferInnen im Anfängerbereich gedacht, die sich mit den beschriebenen Mängeln sehr viel schwerer tun bzw. sie überhaupt nicht (als behebbar) einordnen können - und für die evtl. auch 150€ einen erheblichen Betrag darstellen. Dann fällt die Gewichtung halt anders aus, und eine Einstufung als A-Ware wird fragwürdig.
 
Ich habe dann an potenzielle KäuferInnen im Anfängerbereich gedacht, die sich mit den beschriebenen Mängeln sehr viel schwerer tun bzw. sie überhaupt nicht (als behebbar) einordnen können - und für die evtl. auch 150€ einen erheblichen Betrag darstellen. Dann fällt die Gewichtung halt anders aus, und eine Einstufung als A-Ware wird fragwürdig.

Ist eine Frage der Gewichtung. Der einzige "richtige" Mangel ist ein absterbender Ton auf den beiden hohen Saiten, wenn man an zwei bestimmten Bünden greift. Dort ist ein Anfänger meiner Meinung nach aber eher selten unterwegs.
Die anderen Themen sind Kosmetik/Optik. Selbst die nicht perfekt abgerichteten Bünde sind kein Mangel, das geht halt besser, würde aber einem Anfänger auch nicht auffallen und sind auch nicht so, dass das Teil unspielbar wird.

Dagegen steht - das hätte ich vielleicht mit Zahlen belegen sollen - eine ansonsten 1a Bespielbarkeit mit "out of the Box" wirklich guter Saitenlage (was ich von anderen China-Gitarren deutlich anders kenne, da wird of aus Sicherheit mal Steg und Sattel recht hoch gelassen damit nix schnarrt). Hätte man dieser Gitarre so ein Standard-China-Setup verpasst (=nen Millimeter mehr an der Bridge), wäre der "Mangel" nicht mehr da (die Saite könnte schwingen), aber die Bespielbarkeit deutlich schlechter (aber für ein China-Modell immer noch im Rahmen). Auch hier also ein trade-off. Von der Saitenlage her ist zumindest mein Instrument wirklich gut (besser als das, was meine Anfänger-Instrumente damals so hatten).

Um es mal so zu formulieren: Ich gehe davon aus, bei einer Gitarre dieser Preisklasse mit Kompromissen leben zu müssen und entweder selbst Hand anzulegen oder sie zum Tech zu tragen. Ist hier halt auch so.

Und ja, das Teil war A-Ware, neu aus der Box. Hätte man also bei Nichtgefallen zurücksenden können, ist mir aber nicht in den Kopf gekommen, weil "in Summe" eben passend. Liegt vielleicht auch daran, dass man als Lefty wahrlich nicht verwöhnt ist, was anständige Setups angeht.
 
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Hallo Zauberer,

danke für das schöne Review!

Ich habe eine RPH-07 "Harmonella" aus der vorigen Dirty 30's Serie, eine grob an eine Stella/Harmony angelehnte "Single O" Gitarre mit Floating Bridge und Resonator-artigem Tailpiece. Leider mit X-Bracing statt Ladder-Bracing, so dass sie mit dem Stella-Klang doch nicht so viel gemeinsam hat.

Ich wollte über die RPH-07 auch schon mal ein Review schreiben (zumindest Fotos sind hier im Musiker-Board), habe es dann aber doch nicht gepostet.

Daher an dieser Stelle meine Erfahrungen mit den günstigen Recording-King-Modellen:

Die RPH-07 war ab Werk nicht spielbar, man hatte im Sattel gerade Schlitze gefeilt und keine aufsteigenden Rampen. Thomann hat das gefixt und danach war die Einstellung passabel (generell sehr flache Saitenlage - hohe e-Saite leider zu flach).

Die RPH-07 klingt sehr trocken und straff (erinnert mich in der Hinsicht an meine Archtops und damit kann ich umgehen - wer nur normale Westerngitarren spielt, könnte Fülle und Wärme vermissen), aber auch etwas dröge und stumpf. Reizvoll finde ich den Klang bei starkem Anschlag, dann wird sie metallisch-klirrend (durch die spezeille Brückenkonstruktion) - das ist schon sehr besonders.

Ich habe die RPH-07 eine Zeit lang intensiv gespielt - so eine leichte kleine Gitarre hat einen erstaunlichen Suchtfaktor, und außerdem hat sie eben eine ganz eigene (Charakter-)Stimme.

Der Hals ist zwar nicht gerade hübsch (bis zum Griffbrettrand schwarz hochlackiert), aber sehr bequem geschnitten.

An der Bundierung gab es bei meiner nichts zu meckern.

Mit den Tunern hatte ich keine Probleme (die sind um Klassen besser als die auf meiner Epiphone Masterbilt und konnten bleiben).

An der RPH-07 haben mich aber gestört:
1. die sehr raue Mattlackierung, die Kleidungsgeräusche stark aufgreift (nervt bei Aufnahmen);
2. wie schon erwähnt, die zu niedrige Saitenlage der hohen e-Saite auch nach Einstelllung durch Thomann (gerade noch akzeptabel);
3. der "betörende" blumig-aromatische Geruch aus dem Inneren der Gitarre.

Ich weiß nicht, ob das das Whitewood-Holz ist, oder der Lack, oder der verwendete Kleber. Vom Geruch der Gitarre wird mir jedenfalls immer leicht übel, wenn ich sie zur Hand nehme und die dabei aufgewirbelte Luft aus dem Korpusinneren einatme.

Die Abneigung dagegen (und die Frage, ob solche Ausdünstungen wirklich unbedenklich sein können, zumal wenn man eh empfindlich ist) haben mich letztlich dazu gebracht, die Gitarre für ein, zwei Jahre in Quarantäne zu nehmen.
Inzwischen (ca. 3 Jahre nach dem Kauf) habe ich sie aber aus der Abstellkammer geholt und somit "entlüftet" darf sie wieder im Musikraum stehen und wird auch wieder gespielt.

Wie sieht das bei der RPS-7 aus? Hat diese auch so einen starken aromatischen Geruch?

Optisch ist sie auf jeden Fall eine Verbesserung, im Gegensatz zu meiner RPH wurden da nette Deko-Elemente spendiert!

Gruß myno
 
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Super Ergänzung und spannend zu lesen! Bei mir war kein besonders unangenehmer Geruch, bzw nix was mich gestört hat oder aufmerken hat lassen. Habe gerade nochmal geschnüffelt - riecht eigentlich nach nix.
 
Schade, dass ich schon eine Parlour habe
Sch**ss drauf ... @DerZauberer bis heute habe ich immer wieder dein Review im Kopf und den Sound im Ohr.
Bis heute habe ich widerstanden ... I just surrendered :D

Freue mich schon auf diese schöne Bluesgitarre ... ;)
 
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Freue mich schon auf diese schöne Bluesgitarre ... ;)
Bin auf die Eindrücke gespannt - gerade, was die "Streuung" angeht ist es ja immer so eine Sache (zumindest bei Forums-Diskussionen).
 

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