Gibson SG Special 2018 Kopfplatte lackieren

ToniIommi
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Hallo Leute,

ich brauche mal einen Rat zur Lackierung eine Gibson SG Kopfplatte.

Erstmal die Hintergrundgeschichte zu meinem Vorhaben. Ich habe mir neulich eine Gibson SG Special 2018 zugelegt und musste relativ schnell eine Ernüchterung erfahren, was die Lackierung der Kopfplatte anbelangt. Im Gegensatz zu den richtig teuren SG-Modellen war die Kopfplatte eher "Matt" Lackiert und das Gibson-Logo, sowie die Krone waren in Gold auf den Mattlack aufgesprüht, was mir einfach nicht gefiel, zumal die Halsbrettinlays im Mop-Design gefasst sind und die Halsstab-Abdeckung schön glänzt. Hier hat Gibson also wirklich gespart.
naughty.gif


Was habe ich also gemacht? Die Saiten und die Mechaniken entfernt und den blöden Lack samt Logo und Krone mit 500er Nassschleifpapier so weit aufs Grundmaterial runtergeschliffen, dass die gesamte Kopfplatte einen anthraziten Mattlook bekommen hat. Dann habe ich von Guitar-Decals die MOP Decals als Abziehbilder bestellt, die ich natürlich später auf der Kopfplatte anbringen möchte.

Bis hier hin ist alles kein Problem, nun stellen sich mir aber ein paar Fragen.

1. Kann ich die Decals einfach so auf die geschliffene Oberfläche aufbringen, ohne dass diese sich anlösen oder Wellen schlagen, oder muss ich erst Klarlack/ Primer auftragen, dann die Decals und darauf wieder Klarlack?

2. Ist die Kopfplatte denn überhaupt aus 100%ig aus Plastik und muss ich für den Haft des Klarlacks vorher transparenten Kunststoffprimer oder Schnellschleifgrund verwenden? Ist dieser Schnellschleifgrund überhaupt bei Plastik von nöten?

3. Welcher Lack eignet sich am besten für dieses Projekt? Acryl, Nitro oder doch etwas anderes?

4. Da die Kopfplatte ja nun eher Anthrazitfarben ist, muss ich mit Schwarz vorlackieren, oder wird die Kopfplatte durch den Klarlack dann später wieder komplett schwarz? Videos, die ich mir zu diesem Thema angeguckt habe würden dies bestätigen, aber ich weiß ja nicht ob die Kopfplatte aus dem selben Material besteht wie bei den alten oder richtig teuren Gibsons. Es gibt Headstockoverlays zu kaufen, die scheinen aber eher aus sonem Hartgummi/Fiber zu sein und deswegen macht mich die herkömmliche Prozedur halt stutzig.

Vielen Dank schonmal.


Hier noch ein paar Vergleichsbilder

sieht man hier jetzt schlecht, aber die Halsstababdeckung ist schön glänzend, während der Rest halt diese ekelige Mattfarbe hat. Ist z.B. gut bei der Vorstellung von session.de zu sehen:
gibson-sg-special-2018-natural-satin-613792.jpg


so sieht es im Moment behandelt aus:
gibsonkopfplatte1024.jpg


und so hätte ich es in Zukunft gerne. Mop-Design und das Overlay schön glänzend:
2012-Gibson-SG-Standard-Mahogany-with-Ebony-Finish-3-of-8.jpg
 
Eigenschaft
 
oder muss ich erst Klarlack/ Primer auftragen, dann die Decals und darauf wieder Klarlack?
Das auf jeden Fall, sonfern die Decals einen transparenten Rand haben. Sonst bleibt es unter dem Decal matt.

Gibt es überhaupt Decals die aussehen wie Perlmutteinlagen?

Vom Rest habe ich keine Ahnung. ;)
 
Ja die gibts. Ich habe meine bei Guitardecals.com gekauft. Die haben dort alle möglichen Variationen, sowohl Aufkleber als auch Abziehbilder. Leider sind die Decals noch nicht angekommen, darum möchte ich noch nichts über die Qualität sagen.
 
Das gewünschte Resultat wirst Du nur mit einem ordentlichen Rearaturoverlay erzielen.

Das Original-Logo war nicht "aufgesprüht" sondern per Siebdruck aufgebracht.

Hättest Du es nur vorsichtig nass angeschliffen und anschließend klar lackiert und poliert, hättest Du Hochglanz mit Original-Logo erhalten können.
 
Das gewünschte Resultat wirst Du nur mit einem ordentlichen Rearaturoverlay erzielen.

Sicher? Also stimmt es, dass das Originaloverlay aus einem anderen Material besteht als die, die man für 50$ und aufwärts in irgendwelchen Amishops bestellen kann? Gibts da absolut keine Chance das einigermaßen vernünftig mit dieser Kopfplatte überzulackieren?

Hättest Du es nur vorsichtig nass angeschliffen und anschließend klar lackiert und poliert, hättest Du Hochglanz mit Original-Logo erhalten können.

Klar hätte ich das machen können. Das hätte mich aber nicht zum erwünschten Ergebnis gebracht.
 
Das goldfarbenen Logo und die Krone sind ein hauchdünner Siebdruck, die auf einem Trägermaterial sitzen (wie Abziehbilder). Durch wässern kann man diese Drucke vom Trägermaterial lösen und auf die Kopfplatte schieben - noch ausrichten und dann trocknen lassen. Dann mit Klarlack überlackieren - Fertig. Es gibt bei Gibson Ausführungen mit schwarz lackierter Kopfplatte oder mit einer schwarzen Kunststoffplatte auf der Kopfplatte.

Ganz anders sieht es bei Deiner Wunschlösung aus. Hier ist die Kopfplatte nicht schwarz lackiert, sondern auf der kompletten Kopfplatte liegt besagte schwarze Kunststoffplatte (um die 1mm dick) im Umriss der Kopfplatte. In dieser Kunststoffplatte sind die Umrisse des Schriftzuges und der Krone eingefräst/geschnitten. Nach verkleben der Kunststoffplatte werden der Schriftzug und die Krone in die Ausfräsungen eingesetzt/eingeklebt und beigeschliffen. Das Material des Schriftzuges und der Krone ist bei günstigen Gitarren aus Perloid und bei teuren aus echtem Perlmutt. Auch hier danach Klarlack drüber - Fertig.

Zur Frage des Glanzes. Wenn Du auf der Kopfplatte eine Kunststoffplatte hast, dann genügt es diese Platte sehr fein zu schleifen - bis hin zum Nass-Schleifen. Das ist auch wichtig, damit man nach dem lackieren keine Riefen (vom Schleifpapier) sieht, denn diese werden vom Klarlack sonst schön zur Geltung gebracht. Nach dem lackieren wirkt diese Platte dann Tiefschwarz.
Also ran ans Schleifen - ich weiß, es ist langwierig und mühsam aber das Ergebnis wird Dich belohnen. Wenn die Kopfplatte richtig gut glatt geschliffen ist, kommt der Klarlack drüber - Logos nicht vergessen. Hier solltest Du nicht sparen. Ein Hochglanz Nitrolack sollte es schon sein, zumal der Rest der Gitarre ja auch mit Nitrolack lackiert ist und Du sonst große Probleme bei den "Lackanschlüssen" (also den Stellen wo sich alter und neuer Lack treffen) bekommst. Tja und dann? Dann kommt die langwierigste Arbeit. Wenn der Lack trocken ist, dann Schleifen und Schleifen und Schleifen - immer feiner bis zum Nass-Schleifen. Mindestens bis Wasser auf der Oberfläche abperlt. Aber Vorsicht - keine Dellen in den Lack schleifen, man sieht es. Und dann polieren und polieren. Am Ende hast Du dann eine hochglänzende Kopfplatte. Übrigens das polieren geht sehr gut mit Autopolitur aus dem Baumarkt.

Wenn ich es Richtig verstanden habe, hast Du "Abziehbilder" die nur so aussehen wie Perloid oder Perlmutt. Ich hoffe mal, das Du danach nicht entäuscht bist denn echtes Perlmutt und auch Perloid haben doch eine andere (optische) Wirkung. Aber Perloid geht bei Dir ja nicht denn Du hast ja keine Fräsungen für das Logo und den Schriftzug.

Viel Spaß beim schleifen und polieren

Gruß
 
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Mal eine andere Idee:

Du machst hier ja gerade aus einem Original eine Fälschung, was ja auch ok ist solange Du das machst weil es Dir dann besser gefällt.

Wäre es da nicht eine Alternative sich ein schönes individuelles Custom-inlay zu machen? Wegen Deines nicknames und Avatars vielleicht einfach ein schönes Kreuz?

Der ganze Aufwand der Lackierung über einem Abziehbild will mir nicht einleuchten.
 
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Vielen vielen Dank für die ausführliche Antwort gesch, das hilft mir sehr weiter.

Mal eine andere Idee:

Du machst hier ja gerade aus einem Original eine Fälschung, was ja auch ok ist solange Du das machst weil es Dir dann besser gefällt.

Wäre es da nicht eine Alternative sich ein schönes individuelles Custom-inlay zu machen? Wegen Deines nicknames und Avatars vielleicht einfach ein schönes Kreuz?

Das wäre in der Tat was feines. Was nicht ist, kann ja noch werden. Ich denke aber, es ist nicht verkehrt erstmal die Erfahrung mi dem lackieren zu sammeln. Zumal ich auch richtig heiss auf dieses Projekt bin. Dazu kommt, dass ich ein manchmal ein Sturkopf und in manchen Dingen einen Tunnelblick bekomme.


Trotzdem vielen Dank Jungs. Ich werde das Ergebnis zur Schau stellen, wen es fertig ist.
 
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@gesch
Gibson benutzt bei den meisten "Massen"-Modellen einen Aufleimer aus Kunststoff. Entweder einfach in Mattschwarz (wie bei der angefragten SG) oder mit bereits eingearbeiteten Inlays. Ist so wesentlich günstiger und einfacher als die Inlays per Hand an der Gitarre einzusetzen.
Mit denen wird nach dem Aufleimen je nach Ausführung nichts weiter gemacht als nochmal überlackiert, die Inlays wieder freigekratzt (wie die Bindings auch) und/oder per Siebdruck Schriftzüge/Logos aufgebracht.
Bei Modellen wie den Historics, Re-issues, Custom Shop... sieht das natürlich anders aus.
Teilweise kann man das bei der Factory Tour auf Youtube sehen.

Bei 14:50 sieht man wie die Kunststoffblenden aufgeleimt werden.
Bei 23:40 den Headstock einer Custom der Schwarz überlackiert wurde und bei dem die Inlays grade wieder freigemacht werden. Danach eine Siebdruck-Schablone für eine LP ohne Inlays am Headstock.
 
Ein kleines Update zum Projekt.

Der Primer und der Nitroklarlack sind angekommen. Ich habe testhalber mal einen schwarzen Sprühflaschendeckel damit eingedeckt. Bislang scheint es so, dass der Kunststoffprimer bedenkenlos mit dem Nitrocelluloselack benutzt werden kann. Der Nitroklarlack deckt die matte Oberfläche perfekt. Ich warte jetzt 24 Stunden und dann schleife ich es mal bei.

Nun kommen wieder Faktoren rein, die man natürlich beachten sollte: die Wartezeit zwischen den Sprühvorgängen und die Anzahl der Sprühvorgänge. Auf den Flaschen steht dazu nichts konkretes und Foreneinträge variieren doch sehr stark in den Meinungen und Erfahrungen, darum möchte ich mir sicher sein.

Ich sage einfach mal wie ich mir die Sprühvorgänge vorgestellt habe. Benutzen tue ich den Kunststoffprimer von APP und den Nitrocellulose Lack Transparent VZ von Gitarrenbastler.de.

1 Schicht Kunststoffprimer längs auftragen - 2 min warten - eine quer rüber sprühen - 1/2 Std warten - 1 dünne Schicht Klarlack - 1 Std warten - 1 dünne Schicht Klarlack - 1 Std warten - 1 dünne Schicht Klarlack (gg bei Einschlüssen die Zwischenschichten mit 1200er beischleifen) - 24h warten - mit 1000er, 1500er und dann 2000er Nassschleifen - Decals justieren und aufbringen und mit MicroSet plan legen - 6 Std warten - 1 Schicht Klarlack - Decals stündlich mit 4000er beischleifen (so lange wiederholen bis es eben ist) - jeweils in 1 Std Abständen 5 Schichten Klarlack (gg jede Zwischenschicht mit 1200er beischleifen)- 3 Wochen trocknen lassen - mit 2000er, 4000er, 7000er Nassschleifen - Mit Autopolitur und Politurschwamm per Hand glänzend polieren.

Puuuuh

Nun die alles entscheidende Frage: Kann man das so machen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich versuche mal zu helfen, obwohl ich nur sehr selten mit Sprühdosen lackiere:

Primer direkt ohne Wartezeit ein Kreuzgang. Eine Kopfplatte ist so klein dass man da auch mit einer Sprühdose nicht so viel verkehrt machen kann.

Probiere unbedingt auf irgendenem Teil vorher aus wie breit der Sprühstrahl ist und wie der optimale Sprühabstand!!!

Wieviel Klarlackschichten Du brauchst entscheidest Du nicht vorher, sondern anhand des Resultats. Wenn es glatt ist ist es genug. Da kann vor dem decal auch durchaus eine Schicht reichen.

Zwischenschliff nur wenn nötig, dann aber mit 400er - 600er Körnung nass.

Decals justieren und aufbringen und mit MicroSet plan legen

Keine Ahnung was das ist. MicroSet - nie gehört.

Decals stündlich mit 4000er beischleifen (so lange wiederholen bis es eben ist)

Keine Ahnung was das soll. 4000er ist ja fast schon Hochglanzpolitur - von einem Schliff kann da keine Rede mehr sein.

Nach nur einer Schicht Nitro würdest Du wohl ohnehin Dein decal anschleifen.

Um etwas einebnen zu können musst Du ja erst mal eine Schichtdicke aufbauen die dicker ist als das decal. Diese wird dann über dem decal abgeschliffen bis die Fläche bündig mit dem Hintergrund ist.

Zwischenschliff ist bei Nitro überflüssig. Jede neue Lackschicht wird die vorhergegangene ausreichend anlösen.

Feiner schleifen als mit 600er Korn erst zur Vorbereitung der Politur. Alles andere ist Zeit- und Materialverschwendung.

Viel Erfolg!
 
Vielen Dank für die schnelle Antwort! Ich denke, jetzt bin ich schlau genug. Updates folgen :)

Keine Ahnung was das ist. MicroSet - nie gehört.

Ist eigentliche ne Sache aus dem Modellbau. Es bewirkt, dass Decals sich mehr an die Oberfläche "schmiegen", damit es nicht so plastisch aussieht.
 
Hast wohl gedacht ich sei zu faul zum googlen, wie?

Stimmt genau (obwohl in Wirklichkeit nur mein Interesse daran zu klein war). Aber dank Deines links hatte ich das jetzt nicht nötig und bin noch schlauer... Danke!
 
Hallo Leute!

nach langer Wartezeit und viiieeeel Geduld, hier nun das Zwischenergebnis.

Die Politur ist noch nicht ganz abgeschlossen und die Endmontage erfolgt jetzt auch in der nächsten Woche.

Im Großen und Ganzen würde ich sagen, das Projekt ist mir gelungen. Auch gefällt es mir jetzt viel besser als vorher, allerdings würde ich diesen imensen Aufwand nicht nochmal betreiben. Das ewige anpassen der Lackhöhen war abartig nervenaufreibend und hat eine menge Zeit in Anspruch genommen. Die Decals bekommen, sofern die Kopfplatte poliert ist, einen "fast" echten MOP-look. Natürlich kann man es nicht mit dem echten Material vergleichen, aber aufgrund der Tatsache, dass ich mir reflektierende Decals geholt habe, kommt es je nach Lichteinfall gut zur Geltung. Ich muss darauf hinweisen, dass diese Optik auf den Bilder fast nie zum Vorschein kommt.

Das Aufbringen der Decals:
Die decals sind drauf.jpg


Die ersten Lackschichten:
die ersten deckschichten.jpg



Fertige Lackschichten:
fertige deckschichten.jpg


Zwisenstand Politur, die letzten Kratzer kommen morgen bei Tageslicht raus:
kurz vor endpolitur.jpg


Im normalen Licht:
20190126_221815.jpg
 

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