Autotune hält sich hartnäckig

Er irrt sich nicht, sondern spricht über ein anderes Thema.
Wenn du meinst... Ich habe den AT als bewusst Producing-mäßig eingesetzten Effekt seit Cher nur in einer Handvoll Produktionen wahrgenommen - höchstens. Hören tut man ihn allerdings in gefühlt 80% der Songs, aber das ist wie gesagt meistens nicht als bewußt eingesetzter Effekt (Verfremdung) gedacht wie bei Cher, sondern schon tatsächlich zur Korrektur. Bestätigen mir übrigens auch diejenigen meiner Bekannten, die selbst für Majorlabel produzieren oder produziert haben, und ebenso die Produzenten ein oder zwei Ligen drunter, mit denen ich die letzten Jahre so gesprochen habe.

Das, was ich im letzten Absatz meine, ist bereits die Folge von 20 Jahren AT-Überdosis - nicht die Ursache...
 
Dann google mal nach Mumble Rap oder suche generell nach aktuellen Rapern unter 30. Fast alles, das hier um diecEcke bei den Teenies aus der Boombox ballert nutzt Autotune als hörbaren Effekt. Bsp Post Malone oder die ganzen Jungs mit „Lil“ vor dem Namen, bunten Haaren und Wörtern als Tätowierung im Gesicht.
 
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Also ich finde schon dass es in sehr viel moderner Charts-Musik deutlich hörbar ist, und auch so dass Laien das hören. Also schon als bewusst eingesetzter Effekt, und nicht, um etwas zu kaschieren. Dass es viel Musik gibt, bei der das Kaschier-Autotune schon so stark eingesetzt wird, dass man es als Nicht-Laie auch schon ganz deutlich heraushört, ist eine andere Sache, aber ja, das ist durchaus ebenfalls so. Aber es gibt wirklich sehr viel Rap/RnB/EDM/keineAhnungwas-Musik, bei der der Effekt nach wie vor sehr sehr deutlich drin ist.

Das mit der verzerrten E-Gitarre zu vergleichen finde ich auch nicht ganz korrekt. Für mich ist das eher mit dem 909-Snare-Roll zu vergleichen, den man in den 90ern in allen möglichen Dance-Produktionen gehört hat. Eine Mode-Erscheinung, ein Klischee, aber kein universelles "Ding". Trotzdem hält es sich eben viel länger als dieser. Und das finde ich wie gesagt kurios.

Aber ja, ist halt wieder mal so ne hätte-würde-könnte-Diskussion, bei der man jetzt nicht wirklich die "Wahrheit" finden kann.
 
Was heute als 'Autotune' bezeichnet wird (weil es ähnlich wie der berüchtigte Cher-Artefakt klingt) ist eine bunte Mischung aus allem, was in irgendeiner Form 'vocodermässig' arbeitet, inclusive der analogen Veteranen und Neuauflagen. Klangmässig ist das durchaus sehr variabel ;)
 
OK, ich gebe zu, im Hiphop etc. bin ich nicht so firm. Mag sein, dass das da auch als Stilmittel genutzt wird. Ich bezog mich eher darauf, dass man den "AT" (was für Plugins das am Ende auch wirklich sind, muss ja nicht der Klassiker von Antares sein) in der Tat auf jeder 2. Produktion hört, quer durch die aktuellen Charts.

Und ja, der Effekt ist sehr deutlich zu hören - vor allem, wenn man einmal weiß, wie das klingt. Ob er auch von Laien (bewusst) gehört wird, lasse ich mal dahingestellt. Aber ich bin in diesen Fällen nach wie vor der Meinung, dass der AT da nicht als bewusster Verfremdungseffekt drauf ist, sondern dass man damit eine "cleanere" Produktion bezweckt und höchstens billigend in Kauf nimmt, dass man den Effekt hört. Ein sehr populäres Beispiel aus dem letzten Jahr wäre hier z.B. "Sound of Silence" in der Version von Disturbed. Glaubt jemand wirklich, das wäre dort als Stilmittel eingesetzt worden?
 
...hat jemand hier eigentlich diese alten Hardwareteile im Gebrauch? (Antares ATR-1 oder A) Ich würde ja gerne mal mit sowas rumspielen ... ohne Computer.
 
Ohne 'Computer' passiert da nicht viel, weil du ein Midisignal zur Steuerung brauchst.
Ist zumindest bequemer als den Effekt live per Keyboard herauszuarbeiten. ;)
 
Ohne 'Computer' passiert da nicht viel, weil du ein Midisignal zur Steuerung brauchst.
Nein, brauchst du nicht. In der Defaulteinstellung korrigiert AT/Melodyne auch einfach auf den nächstliegenden chromatischen Ton oder wahlweise innerhalb einer voreingestellten Skala (A mixolydisch, E Pentatonik). Wenn du ein Midisignal brauchst, um den Zielton vorzugeben, weil "nächtliegender Ton der Skala" nicht mehr reicht, dann ist bei dem betreffenden Sänger allerdings Hopfen und Malz endgültig verloren :D

Im übrigen lässt sich der ATR-1 auch ganz ohne "Computer" benutzen (ja, im Innern werkelt natürlich ein Mikroprozessor, aber den zähle ich mal nicht mit): der hat einen Midi-Eingang, den man natürlich mit einem beliebigen Midi-Keyboard auch in Echtzeit "bespielen" kann. Das ist in der Tat für den Einsatz als Effekt a la Vocoder ganz witzig, bedarf aber etwas Übung ;)
 
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Ich habe selbst einen ATR-1 in Form des Pro Tools Plugins (ist wie beim Access Virus derselbe Motorola M56K DSP Chip in der 19" Version) ;)
Natürlich könnte man den 'Effekt' auch durch bewusstes falsch-Singen erzeugen.
Das ist aber im Verhältnis zum Midi Einsatz richtig anspruchsvoll :D

Deshalb schaltet man in der Praxis den Analyseweg des Prozessors von Audio auf Midi, dh die Midi Noten legen die Zieltöne fest.
In dem Fall reicht normales Sprechen in das Gerät ... und am Ausgang erscheint eine typische Autotune Melodie.

Es gibt auch den Fall, dass ein Keyboarder die 'richtige' Gesangsmelodie mitspielt (bzw selbige als Midi im Playback mitläuft) um eben die reine Intonation zu kontrollieren.
Das ist dann nur bei groben Ausrutschern herauszuhören und war der ursprüngliche Zweck des Geräts.
 
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Deshalb schaltet man in der Praxis den Analyseweg des Prozessors von Audio auf Midi, dh die Midi Noten legen die Zieltöne fest.
In dem Fall reicht normales Sprechen in das Gerät ... und am Ausgang erscheint eine typische Autotune Melodie.
Ja, ich weiß - hab ich selbst schon so benutzt. Nur auch das war komplett ohne Computer, sondern rein klassisch MIDI, live gespielt. Das Ganze bedient sich dann ziemlich ähnlich einem Vocoder - idealerweise singt und spielt die selbe Person zeitgleich, sonst ist das nämlich bei (ungewollten) Timingschwankungen etwas blöd. Deswegen sind statische Midi-Tracks da IMHO eher ungeeignet, wenn man wirklich den überzogenen Verfremdungseffekt haben will.

Den klassichen Cher-Effekt kriegt man allerdings auch ganz ohne MIDI hin, da muss nur die Korrektur entgegen der Defaults auf "knallhart" (Sensitivity=25) eingestellt sein, und dann nagelt das Ding den Pitch sowas von fest und macht Artefakte wie der Teufel, selbst wenn man einigermaßen sauber singt (was Cher definitiv kann - und absichtlich falsch gesungen hat sie bei der Aufnahme sicher nicht). Zusätzlich sollten die Ansprechzeiten auf "as fast as possible" stehen (SPEED=0) und jeder "Slide" im Gesang macht schönste Treppenstufen ;)
 
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Deswegen sind statische Midi-Tracks da IMHO eher ungeeignet, wenn man wirklich den überzogenen Verfremdungseffekt haben will.
so war das auch nicht gemeint... praktisch setzt man der Bereich auf 'loop-Modus' und verschiebt die Midi Noten im Piano-Roll Editor bis der Effekt optimal (oder besonders originell) klingt.

Ob die Anekdote stimmt, weiss ich nicht... aber angeblich fanden die Beteiligten bei Aufnahmen zu Chers Believe kein Ende, was den Techniker total nervte.
Um das zu 'kommunizieren' hat er den (vermutlich testweise weil neu) vorhandenen Antares ATR-1 auf die og abstrusen Werte verstellt - und damit genau das Gegenteil erreicht. :D
 
Mein derzeitiger Verdacht ist auch, dass Aututune einfach unheimlich Studiozeit spart. Einfach mal etwas einsingen, das schiebt der "Producer" dann schon zurecht. Dann schnippelt er daraus auch noch ein Backgroundmelodien -die ersetzen dann auch gelich noch andere Instrumente, die man aus Kostengründen auch nicht gerne buchen möchte.
 
"We'll fix in in post...", ja.
 
Ein sehr populäres Beispiel aus dem letzten Jahr wäre hier z.B. "Sound of Silence" in der Version von Disturbed. Glaubt jemand wirklich, das wäre dort als Stilmittel eingesetzt worden?
Nö, aber das hat ja auch keiner behauptet.

Wie gesagt, mir ging es um das bewusst hörbare Stilmittel. Auch das ist nach wie vor in unzähligen Pop-Produktionen zu finden, NICHT NUR das etwas überzeichnete "schnell schnell"-Korrekturmittel oder der "gewollt cleane" Sound. Sondern eben der hörbare Effekt. Beispiele kann ich keine nennen, da ich die Titel und Musiker nicht kenne. Aber hin und wieder kriegt man halt einen Happen mit, und da findet man eben nach wie vor sehr häufig den bewusst eingesetzten Autotune-Cher-Effekt. Während die meisten anderen Klischee-Trend-Effekte immer wieder verschwinden und höchstens mal vereinzelt vorkommen.
 
Auch das ist nach wie vor in unzähligen Pop-Produktionen zu finden, ... Beispiele kann ich keine nennen, da ich die Titel und Musiker nicht kenne.
Also EIN Beispiel wäre schon nicht schlecht, damit wir hier nicht aneinander vorbei reden. Ich habe ja auch nie behauptet, dass es den Effekt seit 1999 nie wieder gegeben hätte - aber "unzählige Produktionen" und dann nicht eine mal nennen können kommt mir etwas widersprüchlich vor. Vielleicht ist das doch eher selektive Wahrnehmung? Das eine Mal, wo man es hört, das merkt man sich, die 999 anderen Male, wo man es nicht hört - die vergisst man...

Während die meisten anderen Klischee-Trend-Effekte immer wieder verschwinden und höchstens mal vereinzelt vorkommen.
Auch hier: was wäre denn so ein "Klischee-Trend-Effekt", den man in aktuellen Produktionen nicht mehr hört (muss ja dann deutlich seltener sein als "unzählig")?
 
@.Jens ich frage mich ernsthaft, wie du (mit deiner Hörerfahrung) die typische Autotune 'Harmonisierung' (um mal die am häufigsten eingesetzte Variante zu nennen) nicht heraushörst.
Die ist in praktisch allen top-40 Titeln vorhanden, die in irgendeiner Form 'Dance-Charakter' haben.
Natürlich nicht im Dauerbetrieb, aber als Betonung bzw Steigerung im Pre-Chorus oder um Hook oder Refrain des Songs herum, wort- oder zeilenweise.
Das wird heute genauso benutzt wie früher Stimmdoppelung, Chorus oder ein prägnanter EQ.
Ich könnte auch keinen Titel oder Interpreten nennen, aber höre es ständig in der Hintergrund-Dudelei beim Einkaufen... wenn ich mal ran muss :D
 
Um das klarzustellen: ich höre selbstverständlich die "Harmonisierung" oder besser die Korrektur durch einen AT sehr wohl heraus. Wie schon gesagt, auch gefühlt in jeder zweiten Produktion oder öfter. Nur ist das m.E. eben kein "bewusst eingesetztes Stilmittel" der Verfremdung, sondern einfach der Einsatz des AT als "ich zieh mal schnell den Gesang gerade" - eben NICHT so übertrieben wie bei Cher. Das hört man leider trotzdem raus, wenn man das typische Artefaktmuster einmal kennt.
Ein Beispiel habe ich genannt: Sound of Silence. Da ist der AT deutlich zu hören, aber es ist eben bei weitem noch nicht der Cher-Effekt als verfremdendes Stilelement. Ich warte auf die "unzähligen Beispiele", wo der AT klar als Verfremdungseffekt eingesetzt worden sein soll... Dann können wir weiterreden, ob wir da Äpfel mit Birnen vergleichen oder nicht. Im Moment reden wir schon deshalb aneinander vorbei, weil keiner sich traut, mal ein einziges Beispiel zu nennen, an dem man mal diskutieren könnte, wie "absichtlich" man den Effekt dort hören soll.

Also, mal Butter bei die Fische... ;)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Das wird heute genauso benutzt wie früher Stimmdoppelung, Chorus oder ein prägnanter EQ.
...und diese "Effekte" sind auch heute noch gang und gäbe. Allerdings würde ich z.B. eine Stimmdopplung auch nicht als "bewusste Verfremdung" bezeichnen, sondern als Recording-Technik, die man eben (wie auch den AT) eigentlich idealerweise gerade nicht hören soll. Dass man als Musiker sowas mitunter trotzdem hört, wo 99% der Leute mit den Schultern zucken, ist ein anderes Thema.
 
Das was man 'idealerweise nicht hören soll', wird heute meist mit Melodyne abgewickelt, Intonation und Timing in einem Abwasch (was ich persönlich noch viel ätzender als hörbares Autotune empfinde) ;)
Autotune addiert (weit unterhalb der bekannten Cher-fake-Vocoder Schwelle) zumindest einen eindeutigen Klangcharakter. Ob man den mag ist dann Geschmacksache, aber kein Tontechniker oder Produzent setzt das nicht bewusst ein. Das sind schlicht Akzente in oft sehr simpel gestrickten Songs.
Aber ich werde jetzt nicht nach Titeln suchen, soviel Masochismus muss nicht sein :D
 

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