Dauerthema Gesangsfortschritt...

  • Ersteller Swingaling
  • Erstellt am
Es gibt niemanden ohne Selbstzweifel, nur unterschiedliche Versionen, Ausprägungen, Kanalisierungen. Ich hab aus Frust (über mangelnden Fortschritt) mit Obertonsingen, Jodeln, Zieharmonika, Saxophon, Looper ... begonnen, erfreulicherweise hat es irgendwann auch beim Singen geholfen. Vor wenigen Jahren wollte ich komplett aufhören weil ich das was ich wollte nicht zu erreichen war, als dachte ich mir machst ein "Abschlusskonzert" nur einfache Sachen, nix hoch, nix anstrengend, nix schwierig, nur was Spaß macht, hat voll eingeschlagen, dann musste ich doch weitermachen.

Jedes Hoch geht vorbei und jedes Tief auch. Die Kunst ist es die Hochs auf die Konzerttermine zu bekommen und die Tiefs in die Mitte der Probenarbeit, "das Steuern der Formkurve". Vor jedem Auftritt gibt es auch den Moment wo man sich denkt, wird ohnehin nix, alles absagen, was für ein Wahnsinn - einmal darüber schlafen und dann geht es doch irgendwie. Ich weiß - jedes Tief geht vorbei, auch wenn es sich im Augenblick nicht so anfühlt.

Kann es nur wiederholen, aus der Frustration Motivation schöpfen, in der Frustration liegt sehr viel Potential, dann ist schon viel gewonnen (das passiert nicht am gleichen Tag).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
@FerdinandK: Als Motivationstrainer fände ich dich übrigens gar nicht sooo schlecht, jedenfalls gehörst du nicht zu den Lappen, die einem das Blaue vom Himmel runter versprechen und nur Worthülsen wiederholen, die sie selber auf irgendeinem Motivationsseminar gelernt haben. Bei dir ist wenigstens echt, was du schreibst.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
upload_2019-7-12_10-7-38.jpeg


;)
LG Robert
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 8 Benutzer
Realismus ist gut

Kann auch im Wege stehen. Dass ich mit 14 mit dem Singen angefangen habe, verdanke ich nicht unbedingt meinen Sinn für Realismus. Ich hatte eine Gitarre und konnte ein paar Akkorde, zu denen irgendwer singen musste. Und ich selbst war nunmal als erster greifbar. Später in der ersten Band wurde Sänger, wer sich getraut hat. Unabhängig davon, ob er es konnte. Ich konnte es wohl eher nicht - aber davon wusste ich nichts ;)

Heute weiß ich ziemlich genau, was ich (nicht) kann. Es stört mich allerdings nicht, weil ich alles erlebt habe, was ich mir als Sänger/Musiker erhofft habe, zu erleben. Ich weiß auch, dass ich vieles davon nicht meinen stimmlichen Fähigkeiten zu verdanken habe.

Und hier kommt der Irrealismus zugute: Als ein durchaus realistisches Ziel würde man wohl betrachten "ein Instrument zu lernen". Eher unrealistisch wirkt dagegen das Ziel "ein Rockstar zu sein". Nun ist es aber häufig so: Ein Instrument richtig zu lernen und dran zu bleiben, ist nicht so realitätsnah, wie es scheint. Es verlangt sehr viel Disziplin, Zeit und kann mitunter stinklangweilig sein, denn man lernt nicht unbedingt das, was man gerne lernen würde. Schnell übt man nur noch nach Stundenplan, das Interesse verblasst und der Fokus richtet sich auf ein anderes Gebiet. Wie viele Leute ich kenne, die als Teenager den Gitarrenunterricht abgebrochen haben, weil sie hauptsächlich klassische Liedchen und Tonleitern zupfen mussten. Sie können die Liedchen auch heute noch halbwegs spielen - ohne aber zu wissen, was sie da tun.

Wie ein Rockstar fühlen kann man sich aber schon nach den ersten krachenden Powerchords im Probenkeller - schließlich war Sid Vicious auch einer. Oder später das erste fehlerfreie "Stairway to heaven" auf der Gitarre. Dieses autarke Musizieren hat oft den Nebeneffekt, dass man, ehe man sich's versieht, übt und trainert, Fortschritte macht, ohne es zu merken. Und Zusammenhänge erlernt man automatisch.

Um Fortschritte zu machen, muss man sich aus der Rolle des Schülers herausbegeben. Damit meine ich natürlich nicht, dass man nicht weiter dazulernen soll. Das ist eine Kopfsache. Solange man nur das Bewusstsein eines Schülers hat, der nur auf die richtigen Anweisungen wartet, die ihn eventuell weiterbringen, kann man lange auf eine Entwicklung warten. Irgendwann muss man die Dinge selbst in die Hand nehmen - unabhängig davon, ob man tatsächlich schon soweit ist oder nicht. Das fällt natürlich Erwachsenen, die mitten im Leben mit Kindern und Beruf stehen, weitaus schwerer. Da fehlt einfach die simplifizierte, lebensgierige, nicht immer auf Vernunft und Realismus basierende Lebenswelt des Pubertierenden, der hauptsächlich Anerkennung und Aufmerksamkeit sucht.

Disclaimer:
Ich weiß natürlich, dass sich das nicht pauschal anwenden lässt. Ich weiß auch, dass es Erwachsene gibt, die trotz spätem Einstieg noch recht gut was reißen konnten. Auch ist mir klar, dass es viele sehr ernsthafte, bescheidene, selbstkritische Teenager gibt. Ich gehörte nicht dazu, was mir geholfen hat, eigenständig Instrumente zu lernen und schnell Fortschritte zu machen. Bescheidenheit und Reflexion habe ich erst später gelernt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Das ist eine Kopfsache. Solange man sich als Schüler fühlt, der nur auf die richtigen Anweisungen wartet, die ihn eventuell weiterbringen, tritt man auf der Stelle. Irgendwann muss man die Dinge selbst in die Hand nehmen - unabhängig davon, ob man tatsächlich schon soweit ist oder nicht.

Bei mir kommt da eine Mischung von verschiedenen Sachen zusammen, glaube ich. Ich merke an sich intuitiv oft, was ich schon kann und was nicht, bin aber vom Kopf her leicht in meinem Bauchgefühl zu verunsichern, wenn mir jemand gegenüber steht, den ich für kompetenter halte (oder der das wie im Fall meiner GL in Bezug auf den Gesang ist). Ich rutsche dann in so ein Schulmädchen-Gefühl rein. Von der rein verbalen Interaktion her ist meine GL mir gegenüber nicht abwertend oder autoritär, eher im Gegenteil. Sie äußert sich empathisch, ist aber von ihrer Persönlichkeit her genauso stark leistungs- und kompetenzorientiert wie ich auch. Da kommen also oft Doppelbotschaften an.

Zumindest erlernt bin ich schon jemand, der zupackt und Sachen selbstständig vorantreibt, muss ich ja sowieso meistens. Aber nun ausgerechnet beim Singen schwingt da immer auch die Angst mit, als Stümperin entlarvt zu werden, gerade weil es mir so wichtig ist und Spaß macht. Die Angst rückgemeldet zu bekommen, dass ich es ja auch gleich lassen kann. Das ist mir realistisch gesehen noch nie passiert, ich bekomme fast nur positive oder konstruktive Rückmeldungen. Trotzdem ist die Angst da, neben dem Drang, das Gegenteil zu beweisen.

Wie viele Leute ich kenne, die als Teenager den Gitarrenunterricht abgebrochen haben, weil sie hauptsächlich Etüden und Tonleitern zupfen mussten.
Als ich als Teenager Gitarre gespielt habe (ich habe mit 12 angefangen und so bis 15 etwa gespielt), habe ich genau einen Monat Gitarrenunterricht genommen und dann wieder damit aufgehört. Weil ich nämlich Melodiegitarre lernen wollte und ich in diesen ersten Gitarrenstunden vom Lehrer nur gezwungen wurde, die Gitarre richtig zu halten. Der hat mir Vorträge darüber gehalten, welchen Winkel zum Oberschenkel der Gitarrenhals bilden sollte. Das war mir zu blöd, ich hatte damals schon fast zwei Jahre lang täglich gespielt. Ich glaube also, ich war schon ein selbstkritischer, aber auch durchaus sturer, durchsetzungsfähiger Teenager. Warum ich damals ganz aufgehört habe, weiß ich gar nicht mehr.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Aber nun ausgerechnet beim Singen schwingt da immer auch die Angst mit, als Stümperin entlarvt zu werden

Das gab es bei mir später natürlich auch, besonders als ich in den semiprofessionellen Bereich gestolpert bin und auch noch Geld damit verdient habe - das hat mich aber nicht davon abgehalten, lauthals vor 2000 Zuschauern zu stümpern.

Das verquere am Dasein eines darstellenden Künstlers: Es gibt zwei Formen von Erfolgserlebnissen: Einmal der Erfolg, den man selbst an sich merkt, den man durch Übung erreicht hat, den einem der/die GL oder nahestehende Personen bestätigen: Ein Ton in der Range mehr, eine flüssigere Perfomance, eine bessere Intonation.

Zum anderen der Erfolg, den einem das Publikum beschert: Applaus, Zugaberufe, gesteigertes Interesse an deiner Person, eine positive Rezension in der Lokalpresse bzw heutzutage die Äquivalenzen der neuen Medien. Auch wenn man selbst weiß, dass dieser Erfolg nicht immer gerechtfertigt ist, ist diese Form der Bestätigung essentielle Nahrung für den Künstler. Stellt man sich dieser Herausforderung zu selten, fehlt der Antrieb, der Grund, Fortschritte zu machen. Ausschließlich für sich selbst oder den eigenen Mikrokosmos auf sein Optimum zu kommen: Das gelingt nur wenigen.

BTW: Was @Silvieann gemacht hat, ist übrigens auch manchmal recht heilsam. Einfach mal lassen und sich Dingen widmen, zu denen man gerade wirklich Lust hat. Ich habe zwischen 25 und 30 schon mal eine längere Musikpause gemacht. Nicht, dass ich es mir vorgenommen hatte oder weil ich frustiert war. Ich hatte zu der Zeit einfach Interessantes entdeckt. Irgendwann ergab sich wieder was Reizvolles, was mir völlig neue Perspektiven auf die Musik eröffnet hat. Ein neuer Input kann wahre Wunder bewirken.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
das hat mich aber nicht davon abgehalten, lauthals vor 2000 Zuschauern zu stümpern.
Vielleicht ist diese "Angst vor Stümperei" auch ein Nebenprodukt des Unterrichts: Man verliert die Unbedarftheit, die einen zu einem gewissen Grad ja auch schützt. Als erstes lernt man im Unterricht besser hinzuhören, hinzufühlen und zu unterscheiden, bevor man es selbst umsetzen kann. Und wenn man eher ernsthaft und ehrgeizig gestrickt ist wie ich, dann wächst vielleicht manchmal auch schneller als der tatsächliche Fortschritt das Gefühl dafür, wie viel man eigentlich nicht kann. @FerdinandK hat das ja oben gut beschrieben.

Ich kann mich noch relativ lebhaft an meinen ersten Workshop-Auftritt vor ein paar Jahren erinnern, da hatte ich gerade erst mit dem Singen im Chor angefangen. Da habe ich ein (aus heutiger Sicht für mein damaliges Können viel zu schweres) Stück gesungen, nämlich "Send in the Clowns". Die Intonation und den Rhythmus habe ich hingekriegt, also habe ich es gesungen. Den Leuten hat's gefallen, die Gesangslehrerin meinte danach "War gut gesungen, deine Stimmfunktion beherrschst du aber noch nicht". Damit hatte sie zwar Recht, aber meine Freude in dem Moment hat das gedämpft. Ich war stolz darauf, mich getraut und Beifall bekommen zu haben. Andererseits war das auch der Anstoß, es "richtig" lernen zu wollen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Vielleicht ist diese "Angst vor Stümperei" auch ein Nebenprodukt des Unterrichts: Man verliert die Unbedarftheit, die einen zu einem gewissen Grad ja auch schütz
Ja, das glaube ich auch. Das Gefühl sich mit 22 für den zweitbesten Sänger der Welt zu halten (gleich nach Geoff Tate) ist unbezahlbar. Es verleiht eine gewisse Lockerheit ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Vielleicht ist diese "Angst vor Stümperei" auch ein Nebenprodukt des Unterrichts: Man verliert die Unbedarftheit, die einen zu einem gewissen Grad ja auch schützt.

Wenn ich das richtig verstanden habe, singst du eigentlich fast nur
  • im Chor
  • im GU
  • bei Workshops, die deine GU veranstaltet
Dann ist es kein Wunder, dass du dich (zumindest als Solistin) ständig unterlegen, weil professionell beurteilt fühlst. Du singst im Prinzip ja praktisch gar nicht, um andere zu unterhalten.

Ich würde daher wieder ein paar Vorschläge aufnehmen, die schon ansatzweise genannt wurden: Es mal ruhen lassen, dich vom GL lösen und auf neuen Input einlassen. Das kann eventuell irgendwann eine andere GL sein, wie Bell schon sagte, es kann aber auch irgendwas anderes sein. Schaff Platz im Kopf und im Terminkalender.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Du singst im Prinzip ja praktisch gar nicht, um andere zu unterhalten.

Es gibt noch eine andere Art zu singen, der Flow. Einfach so für dich selber und diejenigen, die mit in dem Prozess sind. Dazu muss niemand im Außen unterhalten werden, es braucht keine Bühne. Nur das Tun, das singende SEIN an sich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Da ist wohl jeder Jeck anders. Ich singe nur selten allein zu Hause, weil es mir meistens keinen Spaß macht. Klar, mal was ausprobieren, Repertoire erweitern oder üben, das muss natürlich sein, aber den berühmten Flow erlebe ich eigentlich nur auf der Bühne und - gaaanz wichtig für mich - bei der musikalischen Kommunikation mit anderen Musikern. Da bin ich dann wirklich eins mit mir. Und mit meinen Mitmusikern. ich kenne nichts Schöneres als das.
Chorsingen wäre mir persönlich ein Greuel, höchstens ein kleines, feines Vokalensemble könnte ich mir vorstellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Weiß ich nicht. :nix:

Es ist das Beste... der reine Flow

Kann sein, aber bei mir ist es eher wie bei Bell.

EDIT:
Gut: Im Proberaum kann durchaus eine gewisse Euphorie entstehen, die man Flow nennen könnte. Aber die Band ist irgendwie auch ein Publikum, Leute die auf Augenhöhe dasselbe wollen. Obwohl ich weiß, dass sie mir nicht zuhören.:)

Da passiert was. Zumindest ist alles anders, als solistisch ausschließlich für Lehrer und in deren Workshops zu singen. Kein Wunder, wenn man dann Schüler bleibt.
 
Schaff Platz im Kopf und im Terminkalender.

Ja, auf den Trichter komme ich auch langsam. :-D

Es gibt noch eine andere Art zu singen, der Flow. Einfach so für dich selber und diejenigen, die mit in dem Prozess sind

Das ist EIN Aspekt bei den Workshops und im Chor (wie schon gesagt, das ist kein Zickenkrieg-"Das nächste Solo will aber ich singen-" oder "Du hast schon wieder falsch gesungen"-Chor). Und ich singe tatsächlich auch gern alleine, wenn ich die Gelegenheit dazu habe. Da bin ich aber im Laufe der Zeit eher kontrollierter geworden statt mehr "im Flow". Ich war schon immer jemand, der gerne am Lagerfeuer mit anderen zusammen gesungen hat (meistens hatte auch jemand ein Songbook, die Mundorgel oder diese "Lieder"-Bücher dabei), ich mag sogar Karaoke *eek*.

Ich trete aber auch am liebsten auf, das macht mir am meisten Spaß. Das ist mit einer der Gründe, weshalb ich bei dem Jazzchor vorsingen möchte (das sind 24 Frauen, in jeder Stimmgruppe 6, auch auch eher klein). Die haben im Jahr einige Konzerte. Dafür würde ich mir dann die Gesangsstunde sparen, das läppert sich ja auch finanziell ganz schön, mal abgesehen von der Zeit.
Die einzelnen Sängerinnen in den Stimmgruppen sind im Vergleich zu meinem jetzigen Chor ziemlich gut, soweit ich gehört habe (es hatten einige solistische Parts in den Stücken). Ob das klappt, hängt von dem Vorsingen ab, interessiert wären die.

Mit einer Jazz- oder Swingcombo zu singen (@drowo hatte mich da schon letztes Jahr ausdrücklich ermutigt, danke noch mal dafür) fände ich tatsächlich super. Theoretisch kenne ich auch die richtigen Leute dafür (Schlagzeuger, Pianisten, Gitarristen und Bassisten, es sind sogar Geiger, ein Kontrabassist und eine Cellistin dabei). Aber jeder davon hat seine eigenen Projekte und Bands und steht, wie @antipasti oben gesagt hat, mitten im Leben mit Beruf und Kindern. Sprich: da hätte keiner Zeit, so schön das auch wäre. Aber wie gesagt, ich spreche gerade jeden an, der irgendwie was mit Musik zu tun hat. Und gucke und höre mich auch bei den Musik-Events hier um (wir hatten gerade FreiburgStimmtEin, das ist ein Riesen-Musikfest in der ganzen Stadt mit x Bands, Chören und Ensembles). Das kann ich halt nicht übers Knie brechen, das braucht Zeit und die passende Gelegenheit.

Edit:
@Bell, ich habe hier so nebenbei mitbekommen, dass du noch eine zweite Muttersprache hast. Darf ich fragen, welche? Gerne auch per PN.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Edit:
@Bell, ich habe hier so nebenbei mitbekommen, dass du noch eine zweite Muttersprache hast. Darf ich fragen, welche? Gerne auch per PN.

Ach, das ist kein Geheimnis. Meine Muttersprache ist Spanisch.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
in der Frustration liegt sehr viel Potential
Also, ich weiß nicht recht. Vielleicht auch Potential, was keiner will und braucht?

Ich meine, Singen ist ja durchaus Lebensfreude.
Aber wo kann man denn heutzutage noch singen?
Als ich Kind war und mit meinen Eltern zum Sonntagsspaziergang gefahren bin, haben wir auf der Fahrt schon gesungen, dann beim Spaziergang weiter. Bei einer Radtour haben wir gesungen. Draußen auf dem Hof haben wir gesungen. Das war überhaupt kein Problem und kein Thema.
Heute traue ich mich kaum noch, draußen zu singen.
Auf dem letzten Workshop bin ich früh morgens spazieren gegangen und hab da im Wald etwas vor mich hergesungen und ein paar Übungen gemacht. Und schon hatte es einer der anderen Kursteilnehmer gehört. Dem hatte das gefallen ;) Er mußte das aber ausgerechnet am Tisch erwähnen, als eine andere Dame dabeisaß, die meinte, dass das nun überhaupt nicht meine Stimmlage sei und ich sowas doch wirklich nicht singen dürfte ...
Woanders sprangen mich Hunde an ... Herrchen kam viel später - "Der tut nix" ... ob dem Hund mein Gesang gefallen hatte, kann ich nicht sagen, ich spreche nicht hundisch :)
Wenn mein Mann da ist, kann ich auch schlecht singen, ich fühle mich dann einfach gehemmt. So, wie ich mich immer gehemmt gefühlt habe, wenn diese eine oben erwähnte Dame dabeisaß.
Ich habe dieses Jahr noch die Johannespassion mitgesungen, das war in einem großen Chor und hat tatsächlich Spaß gemacht. Aber eigentlich hab ich im Moment einfach keinen Bock auf Oratorien.

Seltsamer Weise kam in diesem Jahr per Email die Frage an mich, ob ich einen Chor leiten würde. Da hab ich erst einmal gestutzt. Dann hab ich gedacht: Warum eigentlich nicht? Hätte ja auch sein können.


Aber Fakt ist zur Zeit: Mein ganzes Umfeld kann nichts mit meiner Singerei anfangen, hat die Chorkonzerte nicht besucht, denen waren auch die Workshop-Abschlußkonzerte, bei denen ich mitgemacht habe, sowas von egal...
Gut, mit meinen anderen Hobbies kann mein Mann auch nichts anfangen. Hab ich vielleicht den falschen Mann geheiratet. Oder ich arrangiere mich.

Die Idee eines Abschlußkonzertes finde ich richtig gut. Aber wo und wie?
Bei der Gesangslehrerin, wo ich schon ewig nicht mehr war? Die letzten Konzerte dort fand ich auch nicht so befriedigend.
Und vielleicht bin ich auch inzwischen schon aus der Übung.

Aber Nicole, das soll Dich keineswegs abschrecken!
Mach einfach mal so einen Workshop eines anderen Gesangslehrers mit, so 3-4 Tage mindestens. Das ist echt was tolles, und Du erlebst dann auch, wo Dich andere sehen. Ob sich das mit Deinen eigenen Ansichten und Deinem Gefühl deckt, ist natürlich eine andere Sache. Ich hab sowas nun schon ein paarmal mitgemacht und fand das toll. Dieses Jahr überschneidet sich die Veranstaltung, die ich besucht hätte, mit unserem Familienurlaub, deshalb ging das leider nicht, aber ich kann das wirklich nur empfehlen.
Was ich allerdings nicht immer ganz nachvollziehen konnte, waren die Ansichten der diversen Gesangslehrer ... :tongue: :eek: - Da hab ich mir dann meine eigene Meinung gebildet!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
@Silvieann

Die Suzann G.-L. (Motivationstrainerin) sagt einen sehr wichtigen Satz:
"Wenn man sich über das Warum im Klaren ist, erträgt man jedes Wie"

Ich weiß mittlerweile warum ich singe und momentane Frustration ist nur die Bestätigung von etwas das ich noch nicht kann, genau deswegen arbeite ich daran, würde ich es schon können bräuchte ich nicht mehr daran zu arbeiten. Es gibt schlicht keinen Musiker der nie frustriert wäre, es ist Voraussetzung für einen Musiker sich dem zu stellen und weiterzumachen. In gewisser Weise ist die Abstraktion der Frustration ein Hinweis mit dem es zu arbeiten, den es zu überwinden gilt, wie das "check engine" Lämpchen im Auto - da muss ma was tun. Genau deswegen singe ich, weil es für mich eine Herausforderung ist, eine die niemals endet.

Das übliche Versprechen lautet auf Tisch und Bett, alles darüberhinaus kann man mit anderen Menschen teilen. Ich brauche z.b. nicht Einkaufen mitfahren, dafür braucht meine Frau kein Konzert besuchen. Tatsächlich kenne ich einige Musikerpaare und es gibt zumeist stillschweigend die "oberste Direktive" (der strengsten Nichteinmischung). Musik kann und ist ein beliebter gemeinsamer Streitpunkt und Konfliktherd. Meine Frau ist sehr ehrlich, ich wurde aber erst in den letzten Jahren ausreichend realistisch, das macht es jetzt wesentlich leichter.

Mein "Abschlusskonzert" war mein erstes selbst organisiertes, Thema/Titel überlegt, Programm zusammengestellt, Mitsängerin gesucht und gefunden, Noten zusammengetragen, halbes Jahr geprobt, Pianistin gefragt, Saal reserviert, Plakate entworfen, beworben, alle Leute eingeladen, Buffet und Getränke organisiert und dann gehofft, dass wer kommt.

Mittlerweile hatte ich schon das eine oder andere Konzert, aber es tun sich in den Gesprächen danach schon auch Abgründe auf (jetzt egal ob das Konzert gut oder schlecht war), weil viele Menschen erkennt man dann erst richtig, aber das ist gut so, denn eine Enttäuschung bedeutet das Ende einer Täuschung und das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn man so will ist das Erfahren von Reaktionen eine Möglichkeit Menschen besser kennenzulernen.

So ein Zufall, mein nächstes Programm hat das Thema:
"Eine wahre Enttäuschung"

P.S.: Chorleiten - beware - ganz viel Arbeit ...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben