Wie werden Steirische / Diatonische Instrumente eigentlich gestimmt?

Danke :great: und Grüsse von Paul

Hätte ich selber finden können; aber in meiner Favoritenleiste waren nur das englische und schweizerische Wiki :bad:.

Habe sie wie folgt ergänzt: :)
Favoritenleiste.jpg

nur Symbole ____ Namen und Symbole anzeigen
 
Ich arbeite als Stimmer bei einem Harmonika-Hersteller und habe mit dem Thema täglich zu tun.
Große Hersteller nehmen üblicherweise beim Stimmen von Steirischen Harmonikas auf die Temperierung keine Rücksicht. Sie stimmen einfach nach Stimmgerät (gleichstufig).
Kleine (feine) Hersteller haben ihre eigene Temperierung mit tieferen Terzen bzw. gehen auf Kundenwünsche ein. Ganz rein wird üblicherweise nicht gestimmt, weil man dann von "normal" gestimmten Instrumenten zu weit weg käme.
Gängig sind Temperierungen, die sich an mitteltönig oder an der Temperierung nach Valotti anlehnen.
Na, das ist doch mal eine klare Aussage, Danke für die Info!
Nach meiner Erfahrung mit Orgeln in alten Stimmungen kann ich sagen, dass das im Duo mit einem gleichstufig gestimmten Akkordeon absolut nicht geht. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass es mit einer ungleichstufig gestimmten Steirischen und einem gleichstufigen Instrument passen sollte, wie hier gelegentlich behauptet wird. Leute, geht mal zum Ohrenarzt :)
 
Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass es mit einer ungleichstufig gestimmten Steirischen und einem gleichstufigen Instrument passen sollte
Genau das ist meine Erfahrung. Es sei denn, alle spielen mit hochprozentigem Tremolo oder starkem Alkohol. Dann ist das total egal, macht aber auch total Spaß.:D
 
Hallo Monteverdi,

die Stimmungen lehnen sich an Mitteltönig oder Valotti an, sie werden nicht durchgezogen. Einerseits möchte man bei der Steirischen einen "sauberen" Klang haben, andererseits soll sie trotzdem mit den anderen Instrumenten zusammenspielen können. Der größte klangliche Unterschied zum Akkordeon etc. sind daher im Regelfall die Akkorde, die rein gestimmt sind.
 
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Der größte klangliche Unterschied zum Akkordeon etc. sind daher im Regelfall die Akkorde, die rein gestimmt sind.

Wie vermutet... durch das Tremolo im Diskant muss dort sowieso nicht so peinlich auf Reinheit geachtet werden.

Kompromisse überall - um kompatibel zu bleiben.
Keine festen Regeln, sonder individuelle Geschmäcker.

Das hier fand ich ganz interessant, besser als Tabellen.
Valotti, gleichstufig, pythagoräisch ist auch dabei.
 
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Im Regelfall alle Akkorde. Es gibt aber auch Instrumente, bei denen die Akkorde auf gleiche Stimmplatten zugreifen, weshalb man da dann Kompromisse eingehen muß.
 
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Lieber von und zu Ippenstein,

also, aus Deiner Antwort schließe ich, dass vielleicht die Akkorde auf der Bassseite gemeint sind. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Du nicht die Diskantseite gemeint hast.

Wenn ich mal an den Ton g auf der Bassseite denke, dann kommt der doch z.B. im C-Dur-Akkord vor, im C-Moll, im G-Dur, im G-Moll, im E-Moll, im Es-Dur vor. Diese Akkorde haben doch sicher nicht alle verschiedene Stimmzungen für das g. Also muss man doch wieder viele Kompromisse machen.

Du siehst, ich habe immer noch nicht verstanden, worin die spezielle Stimmung der Steirischen gegenüber den gleichstufig gestimmten Instrumenten besteht. Vielleicht machst Du mal ein kleines Beispiel - wenn es Dir nicht zuviel ist.

Viele Grüße

morino47
 
Aaaaah, ich verstehe das Mißverständnis.

Eine Steirische hat einen weitaus kleineren Tonumfang im Baß; es sind nur wenige Bässe mit dazugehörigen Akkordeon. Im Regelfall öffnet eine Akkordtaste eine Klappe, hinter der sich 3-4 Stimmplatten verbergen, die den Akkord bilden. Daher ist jeder Akkord für sich alleine stimmbar.

Viele Grüße

Friedrich Freiherr von und zu Ippenstein
 
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Im Regelfall öffnet eine Akkordtaste eine Klappe, hinter der sich 3-4 Stimmplatten verbergen, die den Akkord bilden.

Hochwohlgeboren,

untertänigst bitte ich um die allergnädigste Erlaubnis, die Nachricht über mein Einsehen in den Mechanismus des Stimmzungenapparats mit dem Namen "Steirische Harmonika" Ihro hochwohlgeborenen Kenntnis geben zu dürfen.

Nihilotrotzquam bitte ich um großmütige Nachsicht, dass ich meinen vornehmsten Wunsch nicht mehr in meiner Seele einkerkern kann und entgegen meines niedrigen Standes kundzutun wage, dass Ihro Hochwohlgeboren dereinst in den erlauchten Stand des "Grafen" von und zu Ippenstein erhöht werden möge.


Ihro gehorsamster Bewunderer

morino47
 
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Eine Steirische hat einen weitaus kleineren Tonumfang im Baß; es sind nur wenige Bässe mit dazugehörigen Akkordeon. Im Regelfall öffnet eine Akkordtaste eine Klappe, hinter der sich 3-4 Stimmplatten verbergen, die den Akkord bilden. Daher ist jeder Akkord für sich alleine stimmbar.
Ahaaa, so ist das. D.h. das g im C-Dur-Dreiklang wird anders gestimmt als das g im G-Dur-Dreiklang? Welches g wird dann rechts gestimmt und wie passt das überhaupt zusammen?
 
Wenn man sich die Logik hinter der Diskantreihen- bzw. Bassanordnung vor Augen führt, ist klar, wie das gemeint ist:

Die Bässe A und a gehören zur äußeren Diskantreihe, die Bässe B und b zur zweiten Reihe etc. A und a bzw. B und b stehen hier nicht für die Töne/Tonarten, sondern als Bezeichnung für die Reihen im jeweiligen Stimmsystem (G-C-F-B, B-Es-As-Des etc.). Der a-Akkord auf Druck ist zwar harmonisch der gleiche wie der b-Akkord auf Zug, beide werden aber entsprechend der Reihenzuordnung gestimmt.

Viele Infos findet man auch bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Steirische_Harmonika
 
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das g im C-Dur-Dreiklang wird anders gestimmt als das g im G-Dur-Dreiklang

Wenn man sich die Logik hinter der Diskantreihen- bzw. Bassanordnung vor Augen führt, ist klar, wie das gemeint ist:

Ich hab den Eindruck die ganze Verwirrung entsteht grad nur deshalb, weil die meisten immer noch in chromatischen Systemen denken und alles mit allem kombinieren wollen.

Aber der Witz bei den Steirischen ist ja , dass eben die Reihen nur für eine bestimmte Tonart zugeordnet sind. Damit wird die Stimmung pro Reihe auch nur für die Tonart durchgeführt... und der gleiche Ton in der nächsten Reihe - ist bezüglich der neuen Tonart passend gestimmt.
und die Bässe sind dann vermutlich auch nicht frei und universell verwendbar, sondern auch auf die Verwendung für bestimmte Tonarten gedacht .. und entsprechend gestimmt.
 
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weil die meisten immer noch in chromatischen Systemen

wir haben halt eine Taste auf die wir drücken und der Ton der da raus kommt wird hingenommen.
für uns ist ein Dis das exakt gleiche wie ein Es.
Das ist z.B. bei einem Geiger völlig anders. Ich habe es hier irgendwo schon mal beschrieben.

Unsere bereits schon fertig gestimmte Akkordeone stellen einen brauchbaren Kompromiss da. Ein 'Perfekt' gibt es nicht, weder bei Tasten, noch bei anderen Instrumenten.
 
Richtig. Die gleichstufig temperierte Stimmung ist klanglich die unbefriedigstende von allen, dafür in allen Tonarten gleich.

Bei der Harmonika gibt es viele Freiheiten beim Stimmen, da jeder Akkord und die Bässe technisch für sich stehen. Der C-Dur Akkord hat drei Stimmplatten nur für sich, der G-Dur ebenfalls drei für sich. Usw...

Je nachdem, wie die Diskantreihen gestimmt werden, wird die Baßseite entsprechend angeglichen. Und da hat jeder Hersteller seine Vorgaben.
 
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