Habe ich ein absolutes Gehör?

E
Emelie
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
08.12.19
Registriert
11.11.19
Beiträge
2
Kekse
0
Hallo,
Ich habe mich in der letzten Zeit häufiger gefragt, ob ich ein absolutes Gehör habe. Dafür spricht: ich konnte schon immer von einzelnen Tönen sagen, wie sie heißen. Nicht, wenn man mich fragt, aber manchmal habe ich Lieder gehört und wusste von manchen Tönen einfach wie sie heißen oder in welcher Tonart das Lied ist. Das ist einfach in meinem Kopf aufgetaucht und ich habe es gar nicht wirklich gemerkt, aber ich war mit sicher, dass es richtig ist. Bei einigen Liedern habe ich es überprüft und es stimmt.Einmal bin ich morgens nach dem Aufstehen (also kein Referenzton möglich) ans Klavier gegangen und habe ein c gesungen. Es war richtig. Ich habe es gegenüber meiner Klavierlehrerin angesprochen und sie hat gesagt, ich soll ein fis singen, es war auch richtig. Daraufhin meinte sie, ich hätte ein absolutes Gehör. Ich kann auch eigentlich alle Lieder mit dem richtigen Ton anfangen. Allerdings merke ich es nicht, wenn es in der falschen Tonart ist. Und ich habe auf YouTube einen Test gemacht, es wurden 20 Töne gespielt (mit einer seltsamen Musik dazwischen um die “Erinnerung zu löschen”), ich hatte aber nur sieben davon richtig. Die anderen waren aber nur einen oder einen halben Ton daneben. Ich frage mich jetzt: habe ich ein schlechtes absolutes Gehör oder kann ich nur gut schätzen? Gibt es überhaupt ein “gutes” oder “schlechtes” absolutes Gehör?
LG
Ps. Ich bin 14 und habe mit 4 angefangen, Blockflöte und mit 7 Geige und mit 11 Klavier zu spielen. Ich war schon immer sehr musikalisch interessiert.
 
Eigenschaft
 
Hallo Emelie,
willkommen im Musiker-Board! :hat:

Ich denke, Youtube-Tests sind keine allzu zuverlässige Referenz für solche Tests.
Wenn es dich interessiert, kannst Du nach deutschen Forschungsprojekten an Hochschulen dazu suchen. Normalerweise sucht man da immer geeignete Menschen mit relativ seltenen Eigenschaften und man freut sich, wenn Du dort Kontakt aufnimmst.

Was Du schilderst deutet für mich schon auf ein absolutes Gehör, aber 100% lässt sich das aus der Ferne natürlich nicht sagen.

Deine musikalischen Fähigkeiten solltest Du trotzdem durch Unterricht, Praxis und Üben weiter ausbauen, das wird einem auch bei absolutem Gehör nicht geschenkt. :)

Gruß Claus
 
Ich würde mal "absolutes Gehör" googlen, wenn dich das Thema interessiert. Wer sehr jung anfängt, mit Musik aufzuwachsen, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, denn mittlerweile wird nicht mehr davon ausgegangen, dass es eine nur angeborene Fähigkeit ist, auch wenn es wohl mit Genen zusammenhängen könnte. Auch wird laut Wikipedia zwischen aktiv (Töne aus dem Stehgreif singen) und passiv (Töne hören) unterschieden. Auch die Genauigkeit soll verschieden sein je nach Mensch. Alles jetzt nur Wikipedia, da wirds noch weitere Quellen geben.

Das mit dem YouTube-Video spricht für mich dafür, dass du die Klangfarbe von Klavier und Gesang gewohnt bist und der Test vielleicht mit Synthetischen Tönen war? Wie ist es denn mit außergewöhnlich hohen und tiefen Tönen am Rand der Klaviatur? Fällt dir das auch schwerer?

Ich würde mich auch nicht auf den Begriff "absolutes Gehör" festnageln und bestimmen, ob es gut oder schlecht ist. Jeder Mensch hört auf seine ganz eigene Art. Lerne deine genauer kennen und nutzen für dein Musizieren und Musikhören. Das absolute Gehör kann sich als echt ungünstig erweisen. In Gehörbildung an der Hochschule zum Beispiel ist es für manche Absoluthörer nicht leicht, dass Gehörte in einen musikalischen Zusammenhang zu bringen. Und wenn eine Aufnahme in alten Stimmungen ist, drehen einige am Rad, weil sie jeden Ton als "verstimmt" wahrnehmen. Insbesondere Streicher.

Ich kann übrigens auch immer mal wieder Leute überraschen, weil ich Töne manchmal genau bestimmen kann, oder zumindest auf einen Halbton. Allerdings ist das kein absolutes Gehör, sondern ich singe stumm und erfühle irgendwie an der Stellung der Stimmbänder (oder so, genau weiß ich es selbst nicht), welcher Ton das ist. Mein Vater hingegen hat lange Geige gelernt, der kann das A aus dem Stehgreif singen, weil er das als Stimmton so stark verinnerlicht hat. Da gibt es tausend Varianten.

Annino
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Hallo EmeliWas du hast, ist wahrscheinlich ein stark ausgeprägter Levitin-Effekt. Den kenn ich von mir auch, aber lange nicht so
Mein Vater hingegen hat lange Geige gelernt, der kann das A aus dem Stehgreif singen, weil er das als Stimmton so stark verinnerlicht hat.
Das ist dann kein absolutes Gehör, sondern der sogenannte Levitin-Effekt. Den kenn ich von mir selber, und ich habe definitiv kein absolutes Gehör. Die Fähigkeiten von Emelie klingen für mich aber wie etwas, was deutlich über den Levitin-Effekt hinausgeht. Sicher bin ich mir aber nicht ;)
 
Ich habe die Arbeit von Levitin nicht gelesen, aber vermutlich trifft der beschriebene Effekt auch bei mir zu.
Eher unfreiwillig kann ich dazu vielleicht einen Beitrag bieten ;-)

Ich habe kein absolutes Gehör, hatte aber längere Zeit eine relativ gute Erinnerung an zumindest bestimmte Töne. Damit konnte ich mir viele Töne fast absolut herleiten. Wenn ich mir das Stimmgabel-A vorgestellt hatte, lag ich ziemlich nahe an der echten Stimmgabel.
Natürlich nicht stabil. In einem lauten Umfeld, mit oder ohne Musik, konnte man mich schell auf's Kreuz legen. (Spielt eine Band z.B. in As-Dur oder Des-dur wäre ich nicht in der Lage, mich sauber an ein A zu erinnern.)
Manchmal war es praktisch, weil ich z.B. als Tontechniker bestimmte Dröhnfrequenzen nur durch Hören ermitteln und - nach etwas Kopfrechnen - mit einem Griff am Mischpult eliminieren konnte, aber da ist die nötige Präzision der Tonhöhe nicht so hoch.

Und dann fing ich mit ca. 35 Jahren an, Tuba und ein wenig Posaune zu spielen. Beide mit Grundton B.
Recht schnell kam dann meine Tonerinnerung sehr ins schwanken und hat gar nicht mehr verläßlich funktioniert. Das B der Blechbläser ist sehr dominant, das hört ein Spieler zwangsläufig sehr oft (Atemübungen, Einblasen ...)
Seit ein paar Jahren ist nun meine Tonerinnerung auf's B umgeschwenkt und ich leite mir viele Töne eher vom B aus her. Das zeigt mir, daß ich wirklich kein absoluter Hörer bin und daß diese Tonerinnerung auch im Erwachsenenalter entstehen oder sich verändern kann.

Ich komme immer mehr zu der Erkenntnis, daß es keine Grenze zwischen Absolut/nicht-Absolut-Hörer gibt, sondern es ein Kontinuum ist, mit mehr oder weniger stark ausgeprägter Qualität.
 
Ja, ich habe das auch schon gegoogelt, aber im Endeffekt steht da immer das selbe. Aber ich dachte immer, dass das aktive das passive absolute Gehör mit einschließt, und bei mir ist es ja irgendwie andersherum.

Mit sehr hohen oder tiefen Tönen habe ich es noch nicht wirklich ausprobiert, aber ich kann mir vorstellen, dass ich es schwieriger finde. Ich erkenne auch weiße Tasten leichter als schwarze und mit dem f und teilweise auch mit dem h habe ich irgendwie Probleme.

In dem Video waren unterschiedliche Instrumente, auch eine Pauke. Daran könnte es vielleicht liegen.

Transponierte Stücke stören mich überhaupt nicht, ich singe sie aber in der Tonart, in der ich sie gelernt habe. Dementsprechend habe ich auch keine Probleme mit falscher Stimmung, ich höre es eigentlich auch gar nicht.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
@omnimusicus,
Ja, das klingt wie bei mir mit dem a. Ich glaube auch nicht, dass ich ein a singen kann, wenn im Hintergrund Musik in as-Dur oder so läuft. Ich denke aber, damit haben auch Menschen mit absolutem Gehör Probleme.

nach der Arbeit von Levitin werde ich mal suchen.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben