Live mischen - Lassen oder selber machen?

  • Ersteller bandchef
  • Erstellt am
Einen eigenen Tech zu haben, ist schon Luxus, den man sich bei den heutigen Gagen kaum leisten kann. Allerdings würde er als festes Bandmitglied natürlich auch nur genaus so viel bzw. wenig bekommen, wie der Rest der Band. Unser Drummer spielt noch in einer weiteren Band, die einen eigenen Tech haben. Für den ist das Hobby, wie für die Musiker, ein Instrument zu spielen. Er besitzt eine komplette PA, mit der sie auch locker 300PAX beschallen können, die er für seinen Anteil an der Gage der Band zur Verfügung stellt, was ja nur fair ist, denn die Musiker haben ja - abhängig von ihrem Instrument - auch Materialeinsatz, der in manchen Fällen an die Kosten einer PA heranreichen. Der Vorteil ist natürlich, dass er bei jeder Probe dabei ist, die Musiker dort auch abmischt, sogar alles mitschneidet. Er kennt die Band, und kann sie daher auch besser abmischen als jeder externe Tech.
 
Glaubt ihr funkioniert so etwas besser, als einen schlechten oder wenig motivierten FOH-Mann am Mischpult sitzen zu haben?
Im Schnitt?
Nein!

Die sinnvollste Lösung ist, sich einen Tonmann zu suchen, mit dem man öfter zusammenarbeitet
 
Es muss ja kein eigener sein. Wir haben gelegentlich Veranstalter, die uns - wenn wir nach Technik fragen, die er bereitstellen muss/sollte - dass wir jemanden nennen sollen, der das machen kann. Der eine oder andere freut sich über eine Empfehlung.
 
Ich habe jahrzehntelang meine Cover-Bands von der Bühne runter gemischt und so schlecht war das nicht. Sender am Bass, den Soundcheck von der Tanzfläche aus gemacht, ab und zu auf die Bühne rauf zum Nachregeln (oder alles gemerkt und nur einmal auf die Bühne...). Damals gab's keine Tablets und ich würde sie auch heute nicht vermissen... Bei Bedarf wurde z.B. das Echo per Fußschalter an den richtigen Stellen dazugemixt. Die Kollegen haben einigermaßen diszipliniert gespielt, wenn einer mal lauter wurde (meistens der Drummer, er hatte ein eigens Pult für die Drums), hab ich das sehr schön an der Clip-Anzeige am eingeschleiften SPL-Vitalizer gesehen und gegengesteuert und gut war's. Ab und zu bin ich runter ins Publikum zum Nachprüfen, das war sogar ein kleines Highlight für die Gäste, wenn mal einer aus der Band neben einem steht. Ich hab mich dann auch mit den Leuten unterhalten, das hängt mir positiv bis heute nach. Wir haben in großen Stadthallen vor bis zu 1.000 Gästen so gespielt. Ach ja, das Licht hab ich auch noch gemacht... Bei den paar Malen, bei denen wir mit fremdem Tontechniker gespielt haben, war der Sound nicht besser, eher schlechter, deswegen bin ich immer sehr skeptisch, was das angeht. Ich hab selten einen getroffen, der mehr als ich drauf hatte. Für den Job braucht man auch Phantasie und an der mangelt's sehr oft. Ein guter Tontechnicker ist ein Künstler am Mischpult, sowas gibt es leider selten.
Die Digitalisierung ist da eher kontraproduktiv, Digital-Pulte haben so viele Funktionen, die einen überfördern können. Ich kenne viele Bands, die einen schlimmen Sound haben, einfach weil der Tontechniker wenig Ahnung hat (oder viel Halbwissen), das Digital-Pult ausreizen will und alles Mögliche in den Sound packt, das da nicht immer und überall dazu gehört. Kompressoren, De-esser, psychoakustische Effekte usw. Ich bin da gerne old-school, also keine Digital-Pulte, Tablets, Smartphones und sowas beim Sound machen. Lieber gute Musiker, die ihr Handwerk verstehen, eine gute PA, möglichst kein In-Ear, gescheite Aufstellung auf der Bühne, gut gestimmte Instrumente (Schlagzeug...) angenehme Bühnenlaustärke und den Fokus auf die Musik legen, nicht auf die Technik.
Ich wurde gestern abend in meinen Ansichten von einem Konzert auf ARTE bestätigt! David Gilmour live in Pompei! Kein Line-Array, normale Monitore, In-Ear nur beim Schlagzeuger (und vielleicht bei einem Keyboarder, Greg Philinganes... Konnte es nicht gut sehen). In einem Artikel im Soundcheck-Magazin hat der Tontechniker von David Gilmour verraten, daß er auch nur die Stereosumme von der Bühne bekommt und nur lauter und leiser macht und die PA ein wenig anpaßt. Die machen alles auf der Bühne! David Gilmour bedient sogar seinen Gesangseffekte selber, Hall, Echo usw. Übrigens, das Soundcheck ist in der Hinsicht interessant! Die Stones Z.B. spielen vor 70.000 Leuten ohne Subwoofer!
Ich beobachte übrigens in den letzten Jahren eine massive Zunahme an PA-Firmen. Ich hab das Gefühl, daß jeder, der irgendwie etwas mit PA und Tontechnik machen will, eine Firma gründet. Das sind dann meistens die Herren, die nur "amtliches" Zeug anbieten, keine Behringer-Produkte führen und sehr auf Profi machen, bis hin zur strikten Einhaltung aller TÜV-Forschriften. Das machen gute Profis selbstverständlich auch, aber sie lassen es nicht so raushängen...
 
Du hast in vielen Punkten recht, allerdings bin ich, was Digitalpulte und in-ear angeht anderer Meinung. Ich mache seit 40 Jahren Musik, hauptsächlich Tanzmusik. Da bespielen wir Veranstaltungen von 100 Leuten in einem kleinen Saal oder Club bis zu 3000 Leuten auf einem Zelt, und immer haben wir uns live selbst von der Bühne herab gemischt. Soundcheck vorab, der Bassist mit Sender hört, gibt Feedback und Anweisungen nach oben. Seit ca. 6 Jahren spielen wir mit Digitalpult, und seitdem hab ich die Möglichkeit mit Tablet, die ich nie weider missen möchte. Seitdem ist mir besonders klar, dass hören sehr subjektiv ist. Was unser Bassist unter korrektem Sound versteht, deckt sich nicht unbedingt mit meinen Vorstellungen. Außerdem haben wir seitdem die Monitore auf der Bühne auf halbe Lautstärke runtergedreht. Die waren früher teilweise lauter als die PA (je nach Saalgröße) und haben eigentlich einen vernünftigen Soundcheck immer verhindert, wie mir heute umso klarer ist.
Mittlerweile sind wir noch einen Schritt weiter, haben eine Silent Stage mit komplett In-Ear, E-Drum, Bass und Gitarren direkt in's Pult, keine Monitore mehr auf der Bühne. Seitdem ist ein Soundcheck nur noch minutensache. Ich mache höchstens noch eine Anpassung an den Raum, also leichte Korrekturen im Master EQ, wenn nötig. Die Gesamtlautstärke der Band kann ich von Zimmerlautstärke bis Festival regeln, alleine mit dem Masterfader, ohne irgendwelche individuellen Anpassungen in den Channeln. Und den Grundsound muss ich nicht alleine entscheiden, sondern über einen virtuellen Soundcheck, also Abspielen eines Multitrack-Mitschnitts vom letzten Gig, können alle vor der Bühne stehen und ihren Senf dazugeben :great:

Mit anderen Bands, in denen ich spiele, sieh das häufig anders aus. Da mischen wir uns zwar auch hin und wieder von der Bühne, meistens ist aber ein Techniker vor Ort, wobei wir da aber zumindest ein eigenes Monitorpult auf der Bühne haben und wenigstens unseren in-Ear Mix selber einstellen.
Wenn ich da an früher denke, was das häufig für eine Grütze war, wenn mir jemand den Monitormix einstellen sollte - das hat eigentlich nie irgendwie funktioniert. Hier käme jetzt tatsächlich der Vorteil eines eigenen Technikers in's Spiel.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@Grumpes Wenn das für dich und deine Band gut funktioniert, hast du's offenbar ganz gut im Griff. Der Standard ist das aber ganz sicher nicht.
_____

Meist ist es doch so, dass wenn einer der Musiker einer Band den Sound mischt, dann tut er das mit einer bewussten oder unbewussten Präferenz für's eigene Instrument. Das soll nicht immer heißen, dass er sich selbst lauter mischt, sondern kann auch einfach bedeuten, dass den anderen etwas weniger Aufmerksamkeit zukommt.
Ein unabhängiger Toni ist grundsätzlich nur so gut wie seine Motivation. Wer nicht nur grundlegende Ahnung sondern auch Spaß an seiner Arbeit hat, der wird sich Mühe geben aus den Gegebenheiten das Bestmögliche zu machen. Das Problem mit Tonis, die vom Veranstalter bzw der Veranstaltungslocation gestellt sind ist ja, dass man nie vorher weiß wie kompetent und/oder motiviert sie sind.
Eine Band, die einen eigenen Toni mitbringt (egal ob als "Teil der Band" oder regelmäßig zugebuchte Hilfe), hat auf jeden Fall den Vorteil, dass dieser die Stücke/Arrangements und die Klangwünsche der Band bereits kennt. Das nimmt organisatorisch viel vom Druck von den Schultern der Band, was auch dem psychischen Zustand während des Auftritts zugute kommt. Wenn der Toni seine Sache gut macht, ist das realistisch ebenso viel wert wie die Performance jedes Musikers auf der Bühne, und wer das anders sieht, ist imho entweder ein selbstgefälliger Knauser oder hat diese Erfahrung einfach nie gemacht.

Ich sehe aber auch riesige Unterschiede darin, was den Sound einer Band selbst angeht, aus technischer Sicht. Wenn man nur klassische Blues Trio Besetzung spielt und jedes Instrument immer nur ganz solide nach dem klingen soll, was es eben ist, dann sollte man sich einen eigenen Toni wirklich sparen können, denn diese Grundlagen sollte technisch jeder hinbekommen, der auf einer Veranstaltung auch nur in die Nähe eines Mischpultes darf.
Ganz anders sieht das aus, wenn man mit vielen klanglichen Tricks arbeitet, mehrstimmiger Gesang, wechselnde Effekte die ins Arrangement passen müssen, vielleicht mehr Freiraum für Show auf der Bühne, eventuell Einspieler als Intro oder dergleichen, Musiker mit wechselnden Instrumenten, undsoweiter... da ist es goldrichtig, seinen eigenen Spezialisten zu haben.

Was vorangegange Geschichte angeht mit dieser Band, deren Toni die Anweisung hatte alle anderen schlechter klingen zu lassen, sowas habe ich auch noch nie selbst erlebt. Jedenfalls nicht vorsätzlich. Dass es aus Gründen der Gleichgültigkeit gegenüber den anderen Bands und der Verpflichtung gegenüber denen, die den Job bezahlen, zu sagen wir mal, wechselhafter Qualität der Arbeit kommt, habe ich aber auch schon erlebt, speziell bei Tonleuten, die durch einen bereits länger dauernden, harten Tourbetrieb bereits völlig auf dem Zahnfleisch daherkommen, und auch mal in einem Fall wegen ausgeprägten Alkoholismus, wo der Toni sich gerade noch so zusammengerissen hat bei der "eigenen" Band und für den übrigen Abend zu absolut nichts mehr zu brauchen war.
Üblich ist es durchaus, dass ein Headliner Act lauter spielen darf als die anderen Bands. Das ist sogar oftmals vertraglich vorgegeben, sollte aber im Normalfall nichts mit der klanglichen Qualität zu schaffen haben.

Anekdote: Ich habe vor Urzeiten mal die Band von Freunden abgemischt in einer sehr kleinen Location mit einer furchtbar abgerockten und für die Raumgröße völlig überdimensionierten PA, da habe ich deren Sound viel leiser gemischt als die anderen beiden Bands des Abends es sich hingedreht hatten, und hinterher kamen Leute zu mir die meinten, was ich denn da gezaubert hätte, es hätte in der Location noch nie eine Band so gut geklungen... *gg*
 
@Grumpes
Kann es sein, daß du nie etwas anderes als Cover-Mugge an typischen Veranstaltungsorten gemacht hast?
Klar geht es ohne Digitalpulte und ohne in-ear, ging ja früher auch.....
Klar ändert sich für die Drei-Mann-Blues-Combo in der Kneipe nix mit dem ganzen Elektronikfirlefanz....
Spiel mal in Kirchen, da wirst du ganz schnell die Vorteile eines Digitalpultes schätzen lernen. Unter Anderem, weil die Teile in-ear-monitoring extrem vereinfachen. Und eine leise 'Bühne' macht im Tempel extrem viel aus.
Mal abgesehen von der ganzen Schlepperei die entfällt.....
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
... Ich hab selten einen getroffen, der mehr als ich drauf hatte...
Das Gute daran ist, daß du das Gesundheitsystem offenbar nicht mit teuren Psychater-Besuchen strapazierst.
 
@Grumpes
Kann es sein, daß du nie etwas anderes als Cover-Mugge an typischen Veranstaltungsorten gemacht hast?
Klar geht es ohne Digitalpulte und ohne in-ear, ging ja früher auch.....
Klar ändert sich für die Drei-Mann-Blues-Combo in der Kneipe nix mit dem ganzen Elektronikfirlefanz....
Spiel mal in Kirchen, da wirst du ganz schnell die Vorteile eines Digitalpultes schätzen lernen. Unter Anderem, weil die Teile in-ear-monitoring extrem vereinfachen. Und eine leise 'Bühne' macht im Tempel extrem viel aus.
Mal abgesehen von der ganzen Schlepperei die entfällt.....
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---

Das Gute daran ist, daß du das Gesundheitsystem offenbar nicht mit teuren Psychater-Besuchen strapazierst.
Kann es sein, daß ich auch schon vor 10.000 Leuten gespielt habe und auch in allen möglichen Hallen und Sälen, unter anderem auch in Kirchen und es auch mit normalem, altmodisch analogem Equipment wunderbar getan hat? Es gab und gibt auch sowas, auch wenn es für digitale Modernisten kaum zu glauben ist. Man muß nicht auf jeden Zug aufspringen, vor allem, wenn es nicht nötig ist.
 
Man muß nicht auf jeden Zug aufspringen, vor allem, wenn es nicht nötig ist.
Darum geht's hier auch gar nicht. Wenn man mit seinem Equipment klar kommt und keine Notwendigkeit sieht, etwas zu verändern, soll man ruhig so weiterarbeiten wie bisher. Digital ist ja nicht gleich die Lösung für jedes Problem, und ja, es gibt sicherlich Leute, die anfangs mit dieser Technik nicht klar kommen, und eher was verschlimmern könnten.
Aber mal abgesehen von Problemen, hat die Digitaltechnik jede Menge und nicht von der Hand zu weisende Vorteile. Sich davor zu verschließen und es als 'Elektronikfirlefanz' abzutun, ist sehr engstirnig.
Am Ende des Tages geht es bei der Diskussion hier darum, dass man Musik und Sound, was auf der Bühne praktiziert wird, einem Publikum akkustisch zugänglich macht. Unabhängig davon, dass man bei Einsatz von den heutigen Optionen, wie Digitalpult, Modelling, In-Ear sehr viel weniger zu schleppen und aufzubauen hat, reduziert man die Lautstärke auf der Bühne, was für die Gesundheit der Musiker von Vorteil ist, und es deutlich einfacher macht, einen Sound auf die zu beschallende Fläche zu projezieren, als wenn ich gegen die Lautstärkequellen auf der Bühne ankämpfen muss.
Es ist natürlich eine andere Art und Weise gegenüber früher, und die Herausforderung ist, dass es trotzdem genauso druckvoll und dynamisch klingt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Von meiner Seite auch ein paar Gedanken dazu. Es gab das eine oder andere Statement hier im Thread, das ich durchaus unterstützen wurde.

Den wichtigesten Punkt hat m.E. @dr_rollo genannt: Guter Sound ist subjektiv. Ein Vorteil ist sicher, dass selbst ich hinter dem Pult nur selten mehr als zu 95% mit dem Ergebnis zufrieden bin. Irgendwas wäre immer besser gegangen. Mit hätte im Vorfeld vielleicht doch noch dies und das optimieren sollen, hier vielleicht doch nochmal was auch messtechnisch ermitteln (auch wenn ich ein Freund davon bin, das Gehör entscheiden zu lassen), da noch ein Mic anders positionieren oder doch ein anderes nehmen, etc. pp. Aber ist eben so.

Und das mit dem subjektiv guten Sound gilt eben immer auch für die Zuhörer und was die so als "Referenz" haben. Ich erinnere mich z.B. noch sehr gut an einen Gig in einem Mini-Jugendzentrum (vielleicht etwas über 50qm zzgl. Bühne). Drei Bands, Metal der brachialsten Sorte. Da steh ich grundsätzlich nur mit Gehörschutz hinterm Pult, sonst trage ich vermutlich schon bleibende Schäden davon, während der Drummer sein Set mit den lautesten momentan am Markt erhältlichen Becken (weil geil) auscheckt. Da läuft noch nicht mal die PA. Auf alle Fälle kam nach der Show einer zu mir und sagte, so einen geilen Sound hätte er hier drin noch nie gehört. Es war aber halt nüchtern betrachtet einfach nur sacklaut. Aber der Unterschied war wahrscheinlich, dass ich halt mit einer "Männer-PA" da aufgeschlagen bin und den Rest (vornehmlich Vocals, Klampfen waren von Haus aus ähnlich gut motorisiert wie die Drums) zumindest überhaupt mal hörbar gemacht habe. Wenn die "Konkurrenz" da vielleicht bislang mit meinetwegen Ravelandboxen mit Piezo und 2x100W-Powermischer vom Grabbeltisch aufgelaufen ist (weiß ich ja nicht, aber oft genug wird bei so No-Budget-Geschichten ja das hergenommen, was halt irgendeiner noch im Keller rumfiegen hat), ist das keine Kunst.

"Gut" wäre für mein Befinden der Sound vielleicht dann gewesen, wenn man ihn 20dB leiser hätte realisieren können.


Die Ausführungen von @Grumpes sind aber auch teilweise nicht von der Hand zu weisen. Ich hab vor Jahren einige Jobs als Lichtler mit einer hier in der Region sehr renommierten, über 20 Jahre bestehenden Top40-Band gemacht. Gemischt hat da der Bassist von der Bühne aus, seinerseits Gründungsmitglied, aber zwischendurch auch mal nur FOH für die Band, für ein paar Jahre mal komplett ausgestiegen und auch in einem dutzend anderer Formationen als Musiker involviert.

Der hatte halt eine gute alte d&b C-Serie am Start, dazu ein Venice und ein recht spartanisches Siderack. Der hat da einen Wahnsinnssound gezaubert. "Tricks" gab es keine, die EQs standen nahezu alle auf 12 Uhr. Vernünftige Mikrofone und Musiker, die in der Lage sind, ihrer Backline einen "Bandkontext-kompatiblen Sound" zu entlocken, habens möglich gemacht. Ganz ohne digital, "Wisch-Misch" für Änderungen in Echtzeit von vor der Bühne aus oder Mehrspurmitschnitt und dann alles nochmal konzentriert mit den Musikerkollegen anhören. Hinzu kommt noch, dass er das ganze über die unsäglichen d&b Mon15 als Kontrollmonitore auf der Bühne beurteilt hat und der Sound "unten" trotzdem der Knaller war, allein das geht ja eigentlich schon in Richtung Bundesverdienstkreuz... :D


Aber selber Mischen bedeutet halt vor allem auch, du hast "ein paar Kleinigkeiten", um die du dich eben einerseits im Vorfeld und auch während des Gigs zusätzlich kümmern musst. Das ist halt mit steigender Komplexität der Darbietung, speziell wenn es über die genannte "git/b/vox/dr"-Kombo rausgeht wirklich nicht mehr jedermanns Sache. Hatte ich kürzlich beim Rock-Abend am hiesigen Weihnachtsmarkt auch wieder, wo die Band alles selbst in die Hand genommen und sich nur auf die PA draufgesteckt hat. Nach dem ersten Set erstmal den +9dB-HighShelf auf sämtlichen Vocals entfernt (ah ja, du hast ja 'ne vernünftige PA, stimmt...bei unserem alten Geraffel muss ich das halt immer reindrehen), Hall wurde auch gern mal vergessen bei den Ansagen auszuschalten, das triggert meinen inneren Monk natürlich bis zur Schmerzgrenze und halt noch ein paar weitere Sachen.

Ich vertrete die Ansicht: Geht, aber geht halt nie zu 100%. Ich hab früher auch oft Licht UND Ton parallel gefahren, aber du musst halt einfach in beiden Bereichen Abstriche machen, weil bei gewissen Wechseln halt zwei Hände nicht mehr reichen, und wehe da kommt dann auch grad noch der VA an den FOH und hat 'ne dringende Frage...

Besser als mit einem einigermaßen fitten Tonler (idealerweise der eigene) wird es sicher nicht, besser als mit einem "lala"-Tonler? Vielleicht. Ausprobieren...
 
PAX-Porn? Hab schon vor 15000 gespielt....
...hat die aber nicht interessiert, weil die Fußball sehen wollten, und nicht den Kinderchor+Bandbegleitung inner Halbzeitpause... :D:D:D
An deiner Aussage stört mich einfach nur dieser selbstgefällige Absolutheitsanspruch.
Und ja, nirgendwo haben es technische Neuerungen schwerer als in der Kunst.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Meist ist es doch so, dass wenn einer der Musiker einer Band den Sound mischt, dann tut er das mit einer bewussten oder unbewussten Präferenz für's eigene Instrument. Das soll nicht immer heißen, dass er sich selbst lauter mischt, sondern kann auch einfach bedeuten, dass den anderen etwas weniger Aufmerksamkeit zukommt.
Unser Basser mischt uns schon vernünftig – schon deshalb, weil er es auch ist, der hinterher die Live-Aufnahmen abmischen muß. Und da gilt: shit in, shit out.

Üblich ist es durchaus, dass ein Headliner Act lauter spielen darf als die anderen Bands. Das ist sogar oftmals vertraglich vorgegeben, sollte aber im Normalfall nichts mit der klanglichen Qualität zu schaffen haben.
Das kenn ich auch, sogar persönlich, und das ist in dem Fall dem Headliner, der direkt nach uns spielte, sogar auf die Füße gefallen. Top40-Band natürlich mit allen Schikanen bis hin zu massiven Sequenzeneinspielungen. Mußten natürlich schön laut sein, also haben sie ordentlich Kompression auf den Mix gelegt, wahrscheinlich sogar Multiband für noch mehr Alarm.

Im ersten Set hat dann im zweiten und vierten Song jeweils die komplette PA, die sonst den ganzen Tag tadellos funktionierte, die Grätsche gemacht. Wie es weiterging, weiß ich nicht, weil wir im fünften Song beschlossen haben, uns dieses Theater nicht weiter anzutun, und nach Hause gefahren sind.

Aber mal abgesehen von Problemen, hat die Digitaltechnik jede Menge und nicht von der Hand zu weisende Vorteile. Sich davor zu verschließen und es als 'Elektronikfirlefanz' abzutun, ist sehr engstirnig.
Digital hat noch einen riesigen Vorteil, den man nicht von der Hand weisen sollte: Speicherplätze.

Wenn man mit demselben Pult giggt, das man auch im Probenraum im Einsatz hat, muß man nicht nach jedem Gig wieder versuchen, die Probenraumeinstellungen zurechtzufriemeln. Probenraum-Speicherplatz aufrufen und gut. Und wenn man wiederholt in derselben Location spielt, hat man auch da zumindest eine Ausgangsbasis für die Einstellungen.


Martman
 
Wir haben seit vielen Jahren einen eigenen Soundmann und zwei Roadies dabei. Unser Tonmann ist gelernter Radio- und Fernsehtechniker und hat sich die Anlage von uns finanziert über die Jahre zusammengestellt und immer weiter ausgebaut. Der kennt unsere Lieder und unseren Sound in und auswendig, selbst wenn wir auf Großveranstaltungen spielen wo die PA gestellt wird steht unser Mann am Mischpult. Und zur Not repariert er das Zeug auch noch.
Da überlassen wir nichts dem Zufall und werden immer wieder für unseren geilen Sound gelobt.
 
Wir arbeiten mit einer festen kleinen Gruppe von Tonmenschen zusammen, die uns mittlerweile gut kennen. Es sind alles wirklich professionelle FOHler, mit denen wir uns gut verstehen und die uns für einen guten Preis mischen und selbst ein eigenes Mischpult mitbringen. Der Vorteil der Digitalpulte Ist ja auch, dass man nicht mehr Irgendwelche dicken Multicore Kabel verlegen muss und ein zweites Pult schnell aufgebaut ist
Seither wird uns immer ein Bombensound attestiert, man ist nicht darauf angewiesen zufälligerweise einen guten motivierten Toni vor Ort zu finden. Ein Riesenvorteil besteht für mich darin, mich absolut stressfrei nur um mein eigenes Equipment kümmern zu müssen. Früher, als wir uns noch selbst abgemischt haben war es immer eine Katastrophe, wenn irgendwas nicht funktionierte und ich auf Fehlersuche gehen musste.
Natürlich kostet das etwas mit Profis zusammen zu arbeiten, aber mittlerweile sind wir zumindest so gut bezahlt, dass wir dieses Vorgehen nicht bereuen.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben