Frust über mangelndes Harmonie-Veständnis nach langjährigem Spielen!?

  • Ersteller Ingsten
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Voice-Leading bzw Stimmführung i

Ja, nee.... da bin ich ausnahmsweise mal anderer Meinung als Du. Voice-Leading ist nix für Anfänger, weil einfach zu verwirrend. Ich befürchte, da setzt Du zuviel Verständnis voraus. Vor Voice-Leading gibt es mMn. mindestens 10 Themen, die vorher erst einmal geschluckt werden müssen.
 
@Christof Berlin

Ja, vll hast du auch recht. Zugegeben vergesse ich manchmla die eigene "Lerngeschichte". Sogesehen habe ich auch erst nach ca 5-6 Jahren intensiv mit diesem Ansatz begonnen. Es ist schwierig sich zu in die Lage zurückzuversetzten in der man etwas noch nicht wusste. Was ich auf jeden Fall sagen kann ist, dass mich dieser Ansatz mit am meisten vorwärts gebracht hat. Ich vermute, dass bei 16 Jahren Spielpraxis beim TE vieles damit getan sein wird, dass man eben die Namen für Dinge lernt, die man onehin bereits kennt/anwendet.

grüße B.B.
 
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ich versuche Lieder zu verstehen warum was wie gespielt wird
Diese Antwort ist ganz einfach - es wird so gespielt, weil es gut klingt. Das ist vielleicht nicht das, was du hören willst, aber viele gehen mit dem falschen Anspruch an die Musiktheorie heran.

Es ist nicht so, dass die Musiktheorie zuerst da war, und dann anhand dessen das so und so gespielt werden muss. Es ist umgekehrt. Zuert war die Musik. Die Musiktheorie beschreibt lediglich in einer aufschreibbaren (mathematischen) Form, was für unser Ohr gut klingt. Die Musiktheorie fasst schlicht und ergreifend unsere (westlichen) Hörgewohnheiten zusammen.

Harmonielehre ist ja zunächst mal allgemeingültig. Ich halte es für ganz wichtig, jedem Anfänger der HL zu vermitteln, dass zB. die Musik von Metallica nach EXAKT den gleichen grundlegenden Harmonieprinzipien funktioniert wie die örtliche Blockflötengruppe der fünften Klasse.
....
Das Umsetzen der "Regeln der Musik" auf die Gitarre ist mMn. erst Schritt zwei. Wohlgemerkt, ich meine die Basics der Harmonielehre und nicht das reine Spielen.
Da möchte ich noch mal einhaken und auf das verweisen, was ist auf das erste Zitat genatwortet habe. Ich halte es für falsch, von "Regeln" zu sprechen. Letzten Endes ist wirklich alles erlaubt, aber unsere Hörgewohnheiten selektieren aus, was für uns gut klingt. Die Musiktheorie ist lediglich eine BESCHREIBUNG, aber keine Regel.

Wenn man sich das klar macht, dann wird es m.E. auch leichter, damit umzugehen. Das habe ich gemerkt, als ich einer Mitgitarristin das beibringen wollte. Dieser Verständnispunkt war sehr wichtig. Wenn man sich das als Ausgangspunkt klar macht, dann versteht man vielleicht eher, was Metallica und der Blockflötenlehrer gemeinsam haben. Das da vieles (aber nciht alles) sehr ähnlich ist. Und ich würde jede Wetter eingehen, dass garantiert nicht beide EXAKT nach den gleichen Harmonieprinzipien funktionieren.

Oben war die Frage "warum spielen die ein G# wenns nicht in A-Moll , D-Moll , E-Moll , G-Moll vorkommt". Die sauberste Antwort ist: "Weil es sich gut anhört". Das ist aus meiner Sicht völlig unabhängig von jeglicher Musiktheorie.

Andere Hörgewohnheiten (anderer Kulturkreis, andere Sozialisierung etc.) mögen deutlich anders sein. Das beste Beispiel ist aus meiner Sicht der Blues. Dort werden Moll-Terzen über Dur-Akkorde gespielt bzw. Vierteltöne. Das ist nur mit Mühe in unsere klassische Theorie zu pressen. Und für mein Ohr hört sich das schrecklich an (deshalb kann ich mit dieser Art Musik nur sehr bedingt was anfangen), andere stehen da total drauf.

Wer die Musiktheorie als starre Vorgabe oder als Korsett sieht, wird sehr schnell nicht mehr weiterkommen und ewig im gleichen gefangen bleiben. Wer sie als Beschreibung und zur Inspiration verwendet, für den öffnen sich Welten.
 
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Bei der Gelegenheit möchte ich doch mal Fragen, ob die vielen guten Musiker, sich zuerst mit der Theorie angefreundet haben,
oder einfach ein tollen Song nach ihrem Geschmack geschrieben haben.
 
Ich spiel nun seit 16 Jahre Gitarre . Jahre langes sausen lassen von Theorie unterricht bricht mir so langsam das genick. Ich habe mittlerweile echt damit zu kämpfen das ich die Dinger nicht alle in die ecke schmeiße und nix mehr mache . Es ist frustrierend , ich versuche Lieder zu verstehen warum was wie gespielt wird . Habe mir zwei Bücher gekauft versteh aber nur Bahnhof.

Habt ihr Tipps wie ich vorran komme mit der Theorie etc ?
Leider nein :) So gehts mir auch schon immer. Manches lerne ich dann, oder schaffe mir was drauf. Dann verlässt mich wieder die Motivation und ich muss eben damit leben. Spielen funktioniert ja trotzdem ganz gut, sowei ich das beurteilen kann. (Wenn man übt, da bin ich auch recht faul) :)
Ich hab ein Buch, von Wolfgang Meffert, Harmonielehre. Das finde ich ganz gut. Selbst ich als Honk in der Theorie hab da was verstanden. Vielleicht hilft dir das weiter. Ansonsten, wenn du nicht dein Geld damit verdienen musst: Hab spass. Wenn du noch keinen Lehrer hattest: Such dir einen, das hat mich in vielem damals bestärkt und weitergebracht.
 
Die Frage kann ich nur polemisch verstehen.
Aber es würde mir nicht besonders gefallen, wieder eine unfruchtbare Diskussion über den Sinn und Unsinn von Harmonielehre lesen zu müssen.
 
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@mjchael dito , zumal die Skeptiker, mit Ausnahme vll von Turko, fast immer diejenigen sind die ohnehin zugeben sich damit wenig auszukennen. Wenn einem also der Vergleich fehlt, dann soltle man sich vll nicht allzu vorschnell negativ über etwas äußern. Außerdem hat der TE ja explizit danah verlangt.

grüße B.B.
 
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.... ich kann mich noch genau erinnern, ab welchem Erlebnis ich SPASS an Harmonielehre bekommen habe:

Wichtigster Schritt für mich von meinem Gitarrenlehrer:

1. Erlernen der Kirchentonleitern - 7 Standardtonleiteren
- welche Stimmung wird über welche Tonleiter transportiert

2. Erlernen der dazugehörigen 3-Klänge
- um die Griffe mit den Tonleitern zu kombinieren

3. Erlernen von 4-Klängen

4. Wie "erstelle" ich eigene Griffe

5. Wie kann ich feststellen, wie der Griff, denn ich gerade greife, heißt

Nach dieser Methode hat mir der Gitarrenlehrer "spielerisch" beigebracht wie Harmonielehre funktioniert.
Vor allem, dadurch hat er bei mir Interesse geweckt spielerisch mit Harmonielehre SPASS zu haben .....
 
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Die Musiktheorie ist lediglich eine BESCHREIBUNG, aber keine Regel.

...weil Du mich zitiert hast, möchte ich da kurz einhaken.

Es gibt nun einmal gewisse Basics, die einfach MUSIKALISCHE REGELN sind. Sobald man etwas mit anderen Menschen in Sachen Musik verbal oder schriftlich kommunizieren möchte, braucht es gewisse Normen - und die sind nun einmal allgemein gültig. Dazu gehören z.B.
- die Namen der Tonhöhen, welche in unserer westlichen Musik benutzt werden (Chromatik)
- der Aufbau und die Bezeichnung von Skalen
- der Aufbau und die Bezeichnung von Akkorden
- Tonarten
- Taktarten und Zählzeiten
- Notation, Tabulatur und Griffbilder

All diese Dinge gehören zur "genormten" Musiktheorie, sind allgemein gültig und übrigens in der Basisform ganz schnell erlernbar. Das ist kein wirklich kein Hexenwerk. Es geht ja nicht darum, einen Doktortitel in Musiktheorie zu machen. Es geht um ganz simple Basics und wie weit jemand das Thema dann für sich ergründen möchte, das sei natürlich jedem selbst überlassen.

Und Obacht bitte: die Musik welche entsteht bzw. gespielt wird, muss damit nichts (oder fast nichts) zu tun haben. Der Kreativität sind deswegen keinerlei Grenzen gesetzt.
Ich wüsste nicht, wo ich mir ein zu enges Korsett überstreife, nur weil ich z.B. weiß, wie ein E-Moll Akkord zustande kommt und auf welche Arten ich diesen auf meiner Gitarre spielen kann. Diese vielbeschworene Limitierung sehe ich einfach nicht. Ganz im Gegenteil....
 
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Es ist halt mal so, dass man sich da irgendwann mal "durchbeißen" muss, sich Sachen "drauf schaffen" muss, denn nur mit "im Prinzip verstanden" ist man halt nicht schnell und praxistauglich genug.

Diesen Punkt gibt es bei jedem Hobby. Immer kommt die Frage, wie gut/professionell man werden will/kann, und immer muss man die beantworten aus der ganz eigenen Sicht. Ob man nun einen Sport macht (ohne Training ist irgendwann Ende mit der Leistungsverbesserung), seinen Garten macht, kocht, oder was auch immer ... irgendwann ist der Punkt, wo "besser werden" nicht immer mit "ganz viel Freude haben" verbunden ist. Aber - wenn man mal durch ist, und - um mal beim Kochen zu bleiben - nach 27 Versuchen ein halbwegs gutes Souffle zu machen endlich ein gutes hat, dann werden halt auch die Versuche 28 bis 45 gut, und ab 50 Mal geht's total easy von der Hand. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und all die Sprichworte haben einen wahren Kern.

Man kann das auch einfach lassen. Ich lebe damit komfortabel. Musik ist mein Hobby, ich muss da nicht alles beherrschen, ich habe meine paar Nischen wo ich was kann und das ist gut. Ab und an schnupper ich mal rein, lerne wieder was, und freue mich. Ich werde so nicht "gut", aber mit meinem Anspruch an mich "gut genug". Andere wollen mehr, naja, da muss man halt mehr tun.

Und: schaut euch mal das "What Makes This Song Great" von Rick Beato (youtube) an ... da nimmt er den Song auch harmonietechnisch auseinander und sagt irgendwo sowas in Richtung "ich bin mir recht sicher, dass die Jungs keine Ahnung von dem hatten, was sie da harmonietechnisch tun, aber genial ist es trotzdem". Man kann also auch einfach mit verdammt viel Spielen und Probieren und einfach können und hören ganz tolle Musik machen. Das ist im Endeffekt der ineffizentere Weg, mit theoretischem Fundament wird da ganz viel deutlich leichter, aber es geht halt auch. Mag sein, dass das für manchen der "organischere" Weg ist, um besser zu werden. Schneller und besser und "richtiger" ist aber anders.
 
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Oben war die Frage "warum spielen die ein G# wenns nicht in A-Moll , D-Moll , E-Moll , G-Moll vorkommt". Die sauberste Antwort ist: "Weil es sich gut anhört". Das ist aus meiner Sicht völlig unabhängig von jeglicher Musiktheorie.
Ich zitiere mich mal selbst, weil ich die musiktheoretisch beschreibende Antowrt schuldig geblieben bin:

Doch, G# kommt z.B. in A-moll vor. "A-Moll" ist ein Obebegriff für drei leicht verschiedene Skalen, nämlich natürliches (äolisches) Moll, harmonisches Moll und melodisches Moll. Siehe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Moll#Harmonisches_Moll

Im harmonischen und melodischen A-moll gibt es das G#.

Es gibt nun einmal gewisse Basics, die einfach MUSIKALISCHE REGELN sind. Sobald man etwas mit anderen Menschen in Sachen Musik verbal oder schriftlich kommunizieren möchte, braucht es gewisse Normen - und die sind nun einmal allgemein gültig.
Im Prinzip hast du damit recht. Dann hatte ich dich falsch verstanden.

Ich störe mich aber nach wie vor an dem Wort "Regeln". Das klingt nach etwas vorgegebem, dem man zu folgen hat. Da trifft es der Begriff "Musiktheorie", oder musikalische Notation oder so ähnlich, m.E. wesentlich besser.

Aber wir meine sicherlich das gleiche. :)
 
Aber wir meine sicherlich das gleiche. :)
Tja, wohl auch genau wie ich mit der Unterscheidung in zu lernende Basics und zu übende Anwendung^^

Man kanns ja auch mit Mathematik vergleichen.
Ist auch ein rein abstraktes Tool, mit dem Menschen mit dem richtigen Talent und Übung unglaublich kreativ umgehen können, aber unabhängig von deren Höhenflügen, eine gewisse sinnvolle "Jedermann-Basis" gibt es da ja unbestreitbar auch.

Da versteht man vielleicht den Übungsaspekt auch besser:
Man stelle sich eine Welt vor, in der Mathe nicht in der Schule unterrichtet wird und in der wir generell nicht rechnen, also kein "Was kostet was","Ist XY leistbar",... es gibt kein Geld, keine Zahlen, kein zählen, wir haben alle kein Alter, keine Uhrzeit, am Tachometer sind statt Zahlen Schildkröte-Mensch-Pferd-Falke usw.; alles was mit Zahlen zu tun hat, hat so viel Gewicht im allgemeinen Alltag wie es real eben der Umstand hat, das "DD" in der Musik nicht für eine BH-Größe steht.

Dann kauft sich der interessierte Laie ein Buch mit dem Titel "Mathematik für Anfänger". Natürlich werden auf den ersten paar Seiten die Grundrechnungsarten erklärt. Was fehlt dem Leser dann ab der nächsten Seite? Naja, das Gefühl dafür, das man idR. über jahrelangen Grundschulunterricht bekommt wenn man fast jeden Tag sich mit Aufgaben wie "Hans, Peter und Martin haben je einen Sack mit 3 Äpfeln und 2 Birnen, wie viele Äpfel und wie viele Birnen haben sie insgesamt?" beschäftigt.
So ziemlich jeder 10 Jährige aufwärts muss nicht überlegen wie viel 7+8 ist, selbst wenn er das ganz genau Gegenteil eines abstrakt begabten Genies ist, einfach weil jeder von uns speziell die Ergebnisse von einstelligen Additionen/Subtraktionen idR. ab dem Alter nicht mehr rechnet, sondern einfach auswendig weiß - eben weil er es schon so oft (selbst) gerechnet hat.

Aber, all das überspringt der Protagonist, weil er schreibt natürlich keine 3 A5- Hefte mit Grundrechnungsübungen voll, sondern er liest natürlich auf der nächsten Seite weiter.
Wenn er dann in weiterer Folge meint, er kommt nicht weiter was wird der Lehrer, den er dann vielleicht irgendwann konsultiert feststellen?
Vermutlich irgendwas in die Richtung, dass unser Protagonist erst mal viel Grundrechnen üben muss, weil wenn das nicht sitzt wird er bei allen weiteren Beispielen vermutlich sogar prinzipiell verstehen, worum es geht aber zur genauen Lösung derart viel "um die Ecke denken" und ev. sogar auf Seite 2 zurückblättern müssen, um nachzuschauen, welche der dort aufgeführten "Regeln" er jetzt auf dieses Beispiel anwenden soll; jedenfalls ist er damit so ausgelastet das irgendein weiterer Erkenntnisgewinn, für den das Beispiel ja eigentlich gedacht ist er gar nicht fähig ist zu erfassen.
Noch schlimmer wird es dann, wenn er sich endlich durch das erste Kapitel durchgekämpft hat und feststellt, dass jetzt lauter Beispiele kommen die auf die vorherigen aufbauen. Jetzt muss er "Um die Ecke der Ecke herum" denken, weil eigentlich hat er anstatt aus den Beispielen des vorherigen Kapitel zu lernen ja nur mit seinen ungefestigten Grundrechnungsfähigkeiten gekämpft.
Und spätestens jetzt steht er an, weiß nicht mehr weiter und ist vermutlich ziemlich frustriert.


Heißt auf die Situation des TO bezogen:
Schreib mal deine 3 A5- Hefte mit Grundrechnungsübungen voll (das meine ich sowohl bildlich als auch im übertragenen Sinne).
Das bedeutet erstmal:
- Intervalle benennen (am Papier - wenn du Theoriebücher liest hast du es ja auch andauernd mit Intervallen die in gedruckter Form auf einer Papierseite vor dir liegen zu tun). Rauf und runter. Da findet man Tonnen von Übungsmaterial wenn man Google nett fragt (ausdrucken und Bleistift, nicht nur "lesen und durchdenken", und dabei sich das Intervall stets vorspielen nicht vergessen)
- Intervalle erkennen, auch da findet man viel Material - oder ein Kumpel mit einem Instrument, der random Intervalle spielt ist auch sehr gut geeignet ;)
- und dann fürn Anfang mal einfach nur hörend zwischen Dur/Moll Akkorde unterscheiden üben

Und dann lies deine Theoriebücher noch einmal :D

Grüße


EDIT
Und F#-C sollte man nicht PowerChord nennen. F-C ist ein PowerChord.
Hoppala, das hab ich überlesen-
Ja, da hast du natürlich Recht- statt "verkürzter" Powerchord wäre "verkürzter Powerchord" besser gewesen, es ging ja nur darum, dass der TO ohne Erklärung was ein Tritonus ist versteht, was ich meine^^
 
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Es gibt Regeln in der Musik. Welche Akkorde sich aus dem Tonvorrad einer Tonleiter bilden lassen. Welche Modis zu den Stufenakkorden gehören. Welche Töne sich zueinander harmonisch anhören, welche sich eher dissonant anhören, welche sich einfach nur verstimmt anhören. Welche Intervalle für bestimmte Modi irrelevant sind, um sie von anderen Modi zu unterscheiden (Pentatonik), welche einschränkend sind, und welche bestimmend sind (lydische Quarte (4# bzw. 11#), mixolydische Septime (7), dorische Sexte (m6 bzw. m13), phrygische Sekunde (m2b bzw. m9b). Welche Akkorde Dur- und Moll-Parallelen sind. Welche Akkorde oder Intervalle Leittoncharakter haben.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Konventionen. Wie man Verwandtschaftsverhältnisse von Akkorden bezeichnet (Tonika, Subdominante, Dominante etc. ) Wie Modis (ionisch dorisch phrygisch etc. ). Wie Intervalle (Prime (1), Sekunde(2), Terz (3) etc. )

Das Missverständnis taucht da auf, wo man glaubt, Regeln seien GESETZE, aus denen man nicht ausbrechen dürfe. Aber allein schon bei Anfängerlektionen lernt man sehr früh, dass es zu jeder Regel die Ausnahmen gibt. (Zwischendominante, modale Lieder, Vorzeichen im Notensystem, Slash-Akkorde etc. ) Regeln sind hilfreich um Abweichungen von der Regel erkennen und benennen zu können. Offen bleibt, ob eine Abweichung falsch oder nur ungewöhnlich ist.

Es ist ein Missverständnis, das Regeln einen einschränken.

Wenn ausbrichst ich das Regel von das, merket stimmen alle sofort nicht das.

Und du musst dazu keine Ahnung von der Grammatik haben, um zu erkennen, dass irgendwas am vorhergehenden Satz nicht stimmt.
"Wenn ich aus der Regel ausbreche, merkt man das sofort."
Du musst weder wissen, dass hier Subjekt, Prädikat und Objekt, Deklaration und Konjunktion verkehrt laufen, aber du merkst sofort, dass nichts stimmt und nicht nach den üblichen Regel abläuft.

Auch wenn du die Regeln nicht im einzelnen benennen kannst, wendest du sie an.

Wenn du sagst: Blues, Jazz, Folk, Flamenko etc. wendest du schon eine Fülle von Regeln an, um eines vom andern unterscheiden zu können. Leichter hat es der, der auch benennen kann, was er da macht, und der zudem eine Ahnung davon hat, wie man es auch anders machen könte. Dabei bleibt offen, ob das "anders" einfacher oder anspruchsvoller ist.

Es gibt ein richtig und ein falsch. Probleme hat, wer da stehen bleibt. Darüber hinaus gibt es nämlich auch gewöhnlich und ungewöhnlich, leicht, anspruchsvoll, einfach, komplex, und, und, und...

Regeln sind funktionierende Rezepte. Aber keiner verbietet es, Rezepte abzuwandeln und auszubauen oder aus den Regeln auszubrechen.
 
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Leichter hat es der, der auch benennen kann, was er da macht, und der zudem eine Ahnung davon hat, wie man es auch anders machen könte.

Hier ist eins meiner Lieblings-Beispiele um das zu verdeutlichen. Schaut da mal nur ein paar Minuten am Anfang rein. B.B. King ist ein absolut authentischer Blues-Musiker, der mehr als genug Feeling und Erfahrung hat.
Aber auch: Er weiß, was er ta tut, so rein harmonisch gesehen. Der Mann hat (musiktheoretisch gesehen) durchaus Ahnung und kann so mit Musikern aller Art kommunizieren.
Das ist für viele auf der Schiene "Jimi Hendrix konnte auch nicht gescheit Noten lesen" manchmal etwas hart ... aber sowas gibt's eben, und ganz sicher hat der liebe B.B. diese Dinge auch - wie jeder Musiker - irgendwann mal lernen und verstehen müssen, und das wird auch Arbeit und Lernen und Wiederholen gebraucht haben.



(Auch die anderen Teile dieser "Clinic" sind sehenswert!)
 
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[...] wie es real eben der Umstand hat, das "DD" in der Musik nicht für eine BH-Größe steht.

immerhin, das erste D steht auch für Doppel...

beides erzeugt einen gewissen Spannungszustand der energisch auf eine entspannung hinstrebt.. nur eben anders.

grüße B.B
 
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"ich bin mir recht sicher, dass die Jungs keine Ahnung von dem hatten, was sie da harmonietechnisch tun, aber genial ist es trotzdem".
Ich glaube, da gab es seeehr viele Bands und gibt immer noch welche, die einfach "machen" :)
 
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Peter Ratzenbeck (ein echt begnadeter österreichischer Irish-Folk-One-Man-Show-Fingerpicker) sagt bei jedem Konzert irgendwas wie:

"Jaa, manchmal empfängt meine Antenne was, manchmal nicht. Und was sie empfängt spiel ich einfach. Und manchmal wird ein Stück draus. Aber ich hab keine Ahnung, was ich da mache. Schon lustig, es wurden schon Stücke von mir an Musikhochschulen was weiß ich wie analysiert und ich kann nicht mal Noten lesen"

 
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danke, den hatte ich ganz vergessen... .schön mal wieder reinzuhören.

Das mit der Theore übernimmt in Österreich dann der Herr Ratzer nicht der Ratzenbeck....

grüße B.B.
 
Immerhin drei Seiten hat's gedauert, bis der obligatorische "Aber [Insert-Hendrix-or-equivalent-here] konnte auch keine Noten lesen, da braucht doch niemand Harmonielehre" Einwurf kommt.
Das ist dasselbe, als wenn ich sage: Aber der Typ aus der Nachbarstadt hat im Lotto gewonnen, da brauch ich ja auch nicht arbeiten zu gehen, um Geld zu scheffeln!

Zum Thema: Lieber Threadersteller @Ingsten , bleib dran und lass dich nicht entmutigen. Es ist doch herrlich, wenn jemand die theoretischen Zusammenhänge verstehen WILL! Falls dich die Bücher kirre machen, dann lass dir keine anderen Bücher aufschwatzen. Es gibt Lerntypen, die nicht autodidaktisch anhand Bücher lernen können, sondern die nach dem Prinzip vormachen-mitmachen-nachmachen am meisten profitieren. So jemand bin zum Beispiel auch ich.

Es muss ja kein jahrelanger Knebelvertrag bei einem Lehrer sein. Aber viele Coaches bieten bereits dedizierte Einzellektionen an, zum Beispiel ein 10er Abo. 10 Theorie-Lektionen bei einem Lehrer, der weniger Griffbrett und mehr Methodik/Didaktik/Pädagogik - Denken mitbringt, könnte dich den entscheidenden Schritt nach vorne katapultieren.

Und, lieber künftiger Lehrer von @Ingsten : Beginn bitte bei Schritt 1. Am Anfang ist der Ton, dann der Intervall, dann die Tonleiter, dann die Akkordbildung. Starte nicht beim Dreiklang, um Harmonie zu erklären. Danke. ;-)
 
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Das ist dasselbe, als wenn ich sage: Aber der Typ aus der Nachbarstadt hat im Lotto gewonnen, da brauch ich ja auch nicht arbeiten zu gehen, um Geld zu scheffeln!
Naja, der Vergleich hinkt ein wenig. So Blauäugisch kann ja keiner sein :)
Man kann ja auch ohne die ganze Theorie Gitarre spielen lernen und sogar auf Bühnen gelassen werden-siehe mich :)
Ob es sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln. Also nicht das mit der Bühne+Band, sondern es gänzlich zu vernachlässigen. Es fällt einem vermutlich schon vieles leichter. Aber auch hier sehe ich das ganze wieder mit zwei Brillen:
Bin ich Profi, lebe davon und schreibe/komponiere usw, spiele vielleicht sogar in Orchestern etc pp ...dann sollte man schon fundamental alles aufbauen und lernen. Um z.b. einfach vom Blatt ein Lied spielen zu können, ohne es zu kennen. Um direkt die Tonart transponieren zu können, wenn erforderlich, ohne Rechenschieber usw. Die Logik eines Songs anhand der Akkorde zu erkennen bzw eben so zu denken "ah, wenn jetzt C-Dur kommt usw dann kommt dann noch das..." oder einen Akkord einfach bauen zu können und aufs Griffbrett übertragen....Das bedeutet: Viel üben, lesen, verstehen - es ist ein wenig wie Mathe für mich, vieles ist mir einfach zu abstrakt und abgefahren, das bekomme ich nicht zusammen.
Macht man es nur als Hobby und der Rest der Kollegen hegt auch nicht diese professionellen Ansprüche: Geht auch so und sollte Spass machen. Schaden kann es aber nie, was dazu zu lernen. Ein bisschen kann ich ja auch, aber eben nicht die ganze Palette an Tonleitern, Akkord-Bildungen usw....
 

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