Blues zu Fuß (Akkordeon-Blues)

Bernnt
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Man behauptet, dass der Blues von schwarzen Sklaven in den Südstaaten erfunden worden sei. Ihre field hollers, ihre Work Songs im Call-Response-Schema, Gospels und Spirituals bildete seinen Mutterboden, auf dem der Blues gedeihen sollte. Sängerinnen und Sänger, Banjo-Spieler, Gitarristen und Fiddler hätten ihn dann u.a. in Minstrel-Shows vorgetragen und über Plattenaufnahmen um die 1920er populär gemacht. Doch das alles ist Fake News. ;):D

In Wahrheit entstand der Blues in den Ausläufern des Schwabenlandes, genauer gesagt im Gebiet nördlich von Stuttgart. Kühe und Pferde atmeten zum Gestampfe der Dreschflegel, während die Bäuerinnen und Bauern bei ihrer Tätigkeit ihr Arbeitsleid in Blues-Musik kleideten. Begleitet wurden sie dabei ab Anfang der 1900er Jahre von einem Akkordionisten, der je nach musikalischer Unterstützung nach getaner Arbeit etwas zu essen erhielt oder eben nicht. Die von den Musikwissenschaftlern sogenannten Blue-Notes entstanden also mit großer Sicherheit nicht aus dem feinfühligem Bending sensibler Gitarristen, sondern einfacher aus verstimmten Stimmzungen billiger Akkordeons eines bekannten Trossinger Instrumentenbauers.:cool::D;)

Mit dem Export der Instrumente dieser Firma in die USA kam der Blues ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo man seinen schwäbischen Ursprung bis heute freilich kontrafaktisch konsequent leugnet. Der Blues sei eine amerikanische Erfindung, wird behauptet. Und ferner: Es gäbe keinen historisch verbrieften schwäbischen Blues. Doch dieses Faktum ist schnell erklärt: Die Steigerung der Qualität der Stimmplatten in der Trossinger Akkordeonproduktion führte nämlich zum Aussterben der Blue-Notes und schließlich des Blues in Süddeutschland. So musste der Blues mit dem Ende des 2.Weltkriegs aus den Vereinigten Staaten reimportiert werden.:whistle:

Wie hörte sich der Blues schwäbisch Couleur - also der Dreschflegel-Blues - an? Folgender instrumentaler Beitrag mit dem Titel "Mir duat mei Kreuz so weh" dokumentiert den wahren Ursprung des Blues. Aus Jugendschutzgründen verzichten wir im Notenblatt auf die 2.Strophe "Mir duat mei A*** so weh":





Sollte jemand die Welt des Blues erkunden wollen, empfehlen wir folgende Übungen:
1. Zunächst suche man sich einen bekannten einfachen Blues in einer beliebigen Dur-Tonart. Dessen Melodie gilt es auswendig zu spielen. Für erste Experimente liegen aber auch Melodie und Text des Dreschflegel-Blues als pdf bei.
2. Dann wird die Melodie auf den Dreschflegel-Rhythmus gelegt (siehe beiliegender Backing Track). Man achte darauf, dass der 2. und der 4.Schlag des Taktes mit den Dreschflegeln zusammenfällt. Wenn man gewohnt ist, den Fuß als Metronom einzusetzen, achte man darauf, den 2. und den 4.Schlag länger zu lassen. Wichtig! Vielleicht hilft die Vorstellung, man ziehe auf 2 und 4. ein Gummistiefel gemächlich aus widerwärtigem Morast.
3. Erst danach wird der Bass dazugesetzt. Anfangs beschränken wir uns darauf, den Akkordbass und den Septakkord gleichzeitig etwas breiter auf die Schläge 2 und 4 zu setzen. Man spielt richtig, wenn die Akkorde und der Dreschflegelschlag gleichzeitig kommen.
4. Mutige versuchen sofort zu improvisieren. Wahrscheinlich beschränkt man sich bei dem schwäbischen Blues anfangs nur auf wenige Töne. Wie wär es mit g-h-c'-d'-f'? Vielleicht kann man irgendwie nach Gefühl noch b und c#' dazunehmen?

P.S. More - MII und MIII-Spielereien - to come.
 
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Also. nur um das mal klarzustellen...
Den Blues haben die Kurpfälzer erfunden (guckst du Wikipedia, wer wir sind), hab zwar gerade keine historischen Fakten parat, aber einen Blues aus der Neuzeit, der das beweist...

Und wir brauchten keine Quetschkommode dazu... (nur eine Stimme...)
 
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Nicht schlecht, Herr Kollege @Ralphgue, gefällt mir.:great:
einen Blues aus der Neuzeit, der das beweist...
dass der Blues nur aus Schwaben kommen kann,:tongue: sind diese beiden Barden, die tierisch gut drauf sind:D:
 
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Ralphgue
  • Gelöscht von Wil_Riker
  • Grund: OffTopic
Wehe wenn der Lehrkörper mal auf musikalisch--geistige Wanderschaft geht. Völlig neue "Tatsachen" kommen da zum Vorschein, Dinge die ein Lehrer der täglich zur Schule geht und unterrichtet wohl so nie entdecken würde. Gut gemacht Bernd, bin fast überzeugt vom neu entdecken Werdegang des Blues. :great:;)
 
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"Wir können alles außer Hochdeutsch", sagen die Leute vom Ländle selbstbewusst. Wenn man etwas kann, heißt aber noch lange nicht, dass man es auch tut. Und wenn man etwas tut, heißt das noch lange nicht, dass man das auch erfunden hat. Leider müssen Schwaben wie Badener wohl eine bittere Pille schlucken: Die amerikanischen Verschwörungstheoretiker könnten recht haben und der Blues könnte tatsächlich aus dem Mississippi-Delta stammen. Dass wir schwäbischen Imperialisten hier falsch liegen, darauf wies ja bereits @Ralphgue mit einem Augenzwinkern hin.:)

Aber ich habe Zeit, wie unser Münchner Barde @Landes bereits bemerkt hat. Darum möchte ich die Geschichte des Blues von Beginn an in diesem Thread durchgehen und versuchen, Schätze für uns Akkordionisten zu heben. Mein erster Post hier war schon wichtig: Am Anfang war der Rhythmus. Die schwäbische Dreschflegeltruppe (die gibt es wirklich!) hat hören lassen wie es geht. Ähnliches können wir in alten Aufnahmen von Farmarbeitern in den USA hören, von Holzfällern und von einer Truppe, die Eisenbahnschwellen legt. Wir sollten also lernen, die 2. und 4.Schläge des Blues zu betonen. Das fällt uns Germanen schwer, weil wir gewohnt sind, den ersten und den dritten Schlag hervorzuheben.

Mit welchem konkreten Stück fängt man aber an? Vor meinem geistigen Auge sehe ich einen alten Film eines Gitarristen, der an einer Hausmauer lehnt und alleine einen einfach gestrickten Blues anstimmt, ein Thema ansingt und danach mit der Gitarre ein paar harmonische Fülsel einstreut. Ein einfaches Thema eines Bluesgitarristen, das wäre es doch. Damit könnte man anfangen. Doch meine Suche beginnt mit einer Enttäuschung. Die alten Tonaufnahmen erzählen eine andere Geschichte. Die älteste Bluesaufnahme ist der Memphis Blues des Komponisten Handy aus dem Jahr 1912. Danach machte man Aufnahmen von Blues-Diven wie Mamie Smith oder Ma Rainey, die von Ort zu Ort zogen und in Shows ihre Landsleute unterhielten. Gitarristen nahm man später auf. Die Aufnahmen zeigten aber schon Leute, die ihre Gitarre vergleichsweise virtuos nutzten. Jelly Roll Morton schrieb über die einfachen Blues-Musiker: "Man bekam dort (in Texas) keine gescheite Musik zu hören. Nur Maultrommeln, Mundharmonikas, Mandolinen und Gitarren - und Burschen, die spasmodischen Blues sangen, das heißt ein bisschen Text sangen, dann eine Weile nur die Saiten zupften, bis ihnen das nächste Wort einfiel" (Elijah Wald, Der Blues, S.48). Die Aufnahmen überspringen diese Phase einfach - aus verständlichen Gründen. Gitarrenstücke können wir also nicht nutzen, um die Anfänge des Blues kennen zu lernen.

Berührt hat mich aber ein Solo des Harpspielers Sonny Boy Williamson, eine Aufnahme aus viel späterer Zeit, die eine vergleichsweise alte Spielweise aufgreift:



Mir gefällt der durchgängige Puls des Stücks. Mir imponiert die Intonation der Töne auf der Harp und mir fällt auf, dass sich Gesang und harmonische Ausgestaltung auf der Mundharmonika abwechseln. Diese Spielweise ist ursprünglich und für uns Akkordionisten nachvollziehbar. Wir versuchen sie, in ein Bluesschema einzupassen, das sich im Verlauf weniger Jahre herausbildete (12 Takte, AAB-Form). Anbei findet sich ein Blues mit einem deutschen Text, den ich nach dem vorgegebenen Schema selbst gestrickt habe. Der Blues "Mir wurd der Geldhahn zugedreht" klingt so:





Unsere Aufgaben:
1. Zuerst lernen wir die Begleitmotive:

Begleitung.JPG



2. Dann versuchen wir die Melodie auf dem Akkordeon dazuzunehmen.

Mir wurd der Geldhahn zugedreht.JPG


3. Wir können versuchen, dazu zu singen.

4. Völlige Freigeister wie Sonny Boy Williamson könnten versuchen, die Melodie zu singen und nur die Begleitschemata auf dem Instrument dazuzusetzen.

pdf-Dateien mit den Noten sind im Anhang. Wohl bekomm's.

Halten wir fest:
1. Am Anfang war der Rhythmus.
2. Danach war die Intonation, das Gefühl.
3. Dann kamen Begleitschemen.
 

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Völlige Freigeister wie Sonny Boy Williamson könnten versuchen, die Melodie zu singen und nur die Begleitschemata auf dem Instrument dazuzusetzen.





Da man die Roland Buam im Moment nicht buchen kann, muss halt die Schwarzwaldkapelle ran.
 

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  • Bernnt - Mir_Wurd_Der_Geldhahn_Zugedreht.mp3
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Zitat: Weil man die Roland Buam im Moment nicht buchen kann, muss halt die Schwarzwaldkapelle ran.

Ein «Like» habe ich schon vergeben; Guetzli alias Kekse werden verteilt, wenn die Schwarzwaldkapelle mit Fotos (oder mindestens mit Namen) vorgestellt werden.
Noch schöner wären Video-Einspielungen mittels dem Gratis-Tool «OneDrive» von Windows10.

Herzlichen Dank im Voraus und 'bleibts xund'; mfG Paul
 
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die Schwarzwaldkapelle mit Fotos (oder mindestens mit Namen)
Ich muss beichten. Paul, Du kennst zwei Musiker bereits - den Bassisten und den Akkordionisten. Wenn Du Dich an Schramberg erinnerst, wirst Du vielleicht den Verdacht haben, dass beide ein- und derselbe sein könnten. Da liegst Du leider richtig. Meine richtige Schwarzwaldkapelle schiebt die Corona-Krise. Mein Bassist, meine Gitarristin und Sängerin sitzen im Haus vis a vis in Kontaktsperre zu mir. Mein Pianist beschäftigt sich mit seinem Tonmeisterexamen in einer fröhlichen Großstadt am Rhein. Mein Schlagzeuger hat Asthma und sagt, wegen Kontaktsperre gehe nichts. Verständlich. Also blieb nur eine Mitmusikerin über, die aber mit mir und mit unserem Instrument nicht in einem Atemzug genannt werden will. :redface: Naja, die Roland Buam bestehen ja auch nur aus einer Person...

Für die Einspielung hab ich mit Musescore meine Noten mit Klavierklang per Kopfhörer der Sängerin zur Verfügung gestellt, die dann mein Textchen auf ein Handy eingesungen hat. Danach in Audacity einen Klicktrack unterlegt, zum 2. und 4. Schlag mit dem Finger geschnippst und hinterher den Bass und das Akko dazugesetzt. Alles jeweils mit dem Handy aufgenommen. Sängerin und Akko sind übrigens One-Takes. Für den Bass hab ich ein bisschen mehr Mühe investieren müssen. Danach in Audacity die Fingerschnipps-Spur kopiert, leiser gemacht, zeitlich versetzt und im Panorama verschoben. Sängerin und Akko wurden zweimal kopiert, je eine Spur mit Kompressor unterlegt und je eine Spur mit Audacity-Kirchenraum-Hall behandelt. Zusammengemischt. Fertig. Wenn man überlegt, was man heute nur mit Handy und Audacity anstellen kann...:eek:
 
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Es ist drei Uhr morgens. Mitten in der Nacht. Es klopft an der Tür. Wer zum Teufel? Ich schäle mich aus meinem Bett und mache auf. Vor mir stehen fünf dunkle Gestalten, die sich als Lame Mango Washington, Memphis Earlene Gray, Uncle Plunky, Little Bird Patti D. und Dr. Stevie Franklin vorstellen. "Bruder, was Du da machst, ist nicht ok", kramt einer in schwer verständlichem Deutsch heraus. "Das geht nicht", unterbricht ihn ein anderer, "von Mann zu Mann, Face to Face in English!" Ich kratze an meinem Kopf, dann geht der Sermon schon los:


1. Most Blues begin, "Woke up this morning."


2. "I got a good woman" is a bad way to begin the Blues, 'less you stick something nasty in the next line, like " I got a good woman, with the meanest face in town."


3. The Blues is simple. After you get the first line right, repeat it. Then find something that rhymes ... sort of: "Got a good woman - with the meanest face in town. Got teeth like Margaret Thatcher - and she weigh 500 pound."


4. The Blues are not about choice. You stuck in a ditch, you stuck in a ditch; ain't no way out.


5. Blues cars: Chevys and Cadillacs and broken-down trucks. Blues don't travel in Volvos, BMWs, or Sport Utility Vehicles. Most Blues transportation is a Greyhound bus or a southbound train. Jet aircraft an' state-sponsored motor pools ain't even in the running. Walkin' plays a major part in the blues lifestyle. So does fixin' to die.


6. Teenagers can't sing the Blues. They ain't fixin' to die yet. Adults sing the Blues. In Blues, " adulthood" means being old enough to get the electric chair if you shoot a man in Memphis.


7. Blues can take place in New York City but not in Hawaii or any place in Canada. Hard times in St. Paul or Tucson is just depression. Chicago, St. Louis, and Kansas City still the best places to have the Blues. You cannot have the blues in any place that don't get rain.


8. A man with male pattern baldness ain't the blues. A woman with male pattern baldness is. Breaking your leg cuz you skiing is not the blues. Breaking your leg cuz an alligator be chomping on it is.


9. You can't have no Blues in an office or a shopping mall. The lighting is wrong. Go outside to the parking lot or sit by the dumpster.


10. Good places for the Blues:

a. highway
b. jailhouse
c. empty bed
d. bottom of a whiskey glass
Bad places:
a. Ashrams
b. gallery openings
c. Ivy League institutions
d. golf courses

11. No one will believe it's the Blues if you wear a suit, 'less you happen to be an old ethnic person, and you slept in it.


12. Do you have the right to sing the Blues? Yes, if:

a. you're older than dirt
b. you're blind
c. you shot a man in Memphis
d. you can't be satisfied

No, if:
a. you have all your teeth
b. you were once blind but now can see
c. the man in Memphis lived.
d. you have a retirement plan or trust fund.

13. Blues is not a matter of color. It's a matter of bad luck. Tiger Woods cannot sing the blues. Gary Coleman could. Ugly white people also got a leg up on the blues.

2010 update : Tiger can nowadays sing the blues.
You know like this:
I got a good woman,
but she beats me with iron seven
Im f$^%ing everything whats moving
and I will not go to heaven.
and then some rhymes about stress - mistress etc. :)


14. If you ask for water and Baby give you gasoline, it's the Blues. Other acceptable Blues beverages are:
a. wine
b. whiskey or bourbon
c. muddy water
d. black coffee

The following are NOT Blues beverages:
a. mixed drinks
b. kosher wine
c. Snapple
d. sparkling water


15. If it occurs in a cheap motel or a shotgun shack, it's a Blues death. Stabbed in the back by a jealous lover is another Blues way to die. So is the electric chair, substance abuse, and dying lonely on a broken down cot. You can't have a Blues death if you die during a tennis match or getting liposuction.


16. Some Blues names for women:

a. Sadie
b. Big Mama
c. Bessie
d. Fat River Dumpling

17. Some Blues names for men:
a. Joe
b. Willie
c. Little Willie
d. Big Willie


18. Persons with names like Sierra, Sequoia, Auburn, and Rainbow can't sing the Blues no matter how many men they shoot in Memphis.


19. Make your own Blues name (starter kit):

a. name of physical infirmity (Blind, Cripple, Lame, etc.)
b. first name (see above) plus name of fruit (Lemon, Lime, Kiwi,etc.)
c. last name of President (Jefferson, Johnson, Fillmore, etc.)

For example, Blind Lime Jefferson, or Cripple Kiwi Fillmore, etc.

(Well, maybe not "Kiwi.")

20. I don't care how tragic your life: you own a computer, you cannot sing the blues. You best destroy it. Fire, a spilled bottle of Mad Dog, or get out a shotgun. I don't care.


(Quelle: Verschiedene Seiten im Internet, etwa hier oder hier bringen das unter der Überschrift 'HOW TO SING THE BLUES. By Lame Mango Washington(attributed to Memphis Earlene Gray with help from Uncle Plunky, revisions by Little Blind Patti D. and Dr. Stevie Franklin').

Ich schaue verdutzt, freue mich, dass wir in Deutschland andere Waffengesetze haben als in den Südstaaten der USA und werde traurig, weil unten in meinem Arbeitszimmer ein PC steht. So einfach wird das nicht, denke ich mir. Ich knalle die Tür zu. Jetzt brauche ich dringend was, gehe in die Küche, gieße mir ein Glas Mineralwasser ein und schäme mich. Dann lege ich mich wieder hin. Wäre Tremor Orange Trump ok? Ich erinnere mich an den bescheuerten 1.Satz in der Wiki. Was für ein Mist. So allmählich wird mir so einiges klar. Ich brauche dringend Hilfe.

Edit: Die Leute, die Englisch nicht so arg mögen, können sich mit dem Google-Übersetzer behelfen. Das hilft zwar nicht immer, aber es wäre mir peinlich, Punkt 17b-d erläutern zu müssen.
 
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Most Blues begin, "Woke up this morning."
So auch in einem schönen, langsamen Stück von «Fleetwood Mac»; Intro:
Gitarre, Klavier, Bass, Sänger"I wake up every morning, people, and take a look to the rising sun ... and I realize that my Baby is gone ..."
Leider weiss ich den Titel des Stückes nicht, möglicherweise kann mir einer vom Forum weiterhelfen. Sonst müsste ich ins Dachgeschoss hoch steigen (gefährlich) und den entsprechenden Tonträger suchen (zeitaufwändig).

Paul sagt sorry für sein Englisch und wünscht allen eine schöne Woche.
 
OT an Paul : Just the Blues - Fleetwood Mac - Album The Pious Bird of good Omen von 1969 (ich hab‘s auf die Schnelle gesucht) OT Ende

Hi Bernnt, was kann man als Leser deines threads zu diesem denn beitragen? Begriffe wie "unsere Aufgaben", "versuchen wir", "Lektion 2" legen nahe, dass es sich um Unterricht handelt. Was ist deine Erwartung?
Ist das lange Zitat als Anleitung zu verstehen? Warum macht dein PC dich traurig? Ist die Schwarzwaldband als Vorlage zu verstehen?

Fragen über Fragen. Aber irgendwie soll dein Aufwand ja wohl Früchte tragen ...
 
Personen, die einen PC haben, können nicht den Blues haben. Steht ja da.
 
in einem schönen, langsamen Stück von «Fleetwood Mac»
Just the Blues - Fleetwood Mac
Ein schöner Hinweis auf einen guten Blues, @Frager und @klangtaucher.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
um Unterricht handelt. Was ist deine Erwartung?
Es handelt sich um Unterricht. Meine Absicht ist es, mir selber die Entwicklung des Blues zu verdeutlichen und mich in diese Welt hineinzufinden. Wenn jemand mitmachen möchte, kann er das gerne tun. Dafür soll es hier Material geben, das sich der Sache langsam annähert und langsam komplexer wird, so dass man auch im nächsten oder übernächsten Jahr hier im Forum einen Einstieg findet. Ich hab früher Blues aus einem Buch gelernt. Danach wusste ich, was der Blues-Tonleiter ist und welche Akkorde nacheinander kommen. Ich hab dann blind angefangen, damit rumzuexperimentieren. Irgendwie dachte ich aber sofort, dass irgendetwas nicht stimmt (obwohl ich keinen Volvo fuhr :)). Das hat sich dann bestätigt, als ich den ersten Gitarristen traf, der den Blues drauf hatte und nicht nur irgendwelche Licks runtergeträllert hat. Der hat mir dann gesagt, dass die ersten beiden bereits genannten Regeln die wichtigsten sind:
1. Am Anfang war der Rhythmus.
2. Danach war die Intonation, das Gefühl.
Wir saßen dann nebeneinander, haben zusammen gespielt und irgendwann hat es geschnackelt.
was kann man als Leser deines threads zu diesem denn beitragen?
Ich weiß von zwei Leuten, die hier nicht viel schreiben, dass sie mitmachen, was mich freut. Vielleicht werden es ja noch mehr. Ich hab meistens auch erst später direkt oder über Umwege erfahren, wenn jemand beim Hänschen Klein-Thread, beim MIII- oder beim Umstieg auf Knopf-MIII-Thread mitgemacht hat.
Ist die Schwarzwaldband als Vorlage zu verstehen?
@klangtaucher, das ist eine Steilvorlage. Anbei kommen die unbearbeitete Gesangsspur und der Schnipps-Track. Klicktrack war bei 120bpm, Gesang und Schnippsen sind aber nicht ganz exakt in Time - ist ja auch handgemachte Musik. Solltest Du oder jemand anders damit was anstellen, zusammenschneiden und in den Thread hier einstellen wollen, bitte sehr. Ich bin gespannt. Fühl Dich aber zu nichts verpflichtet. Das hier ist Spaß.

1. Die Blues-Skala:
Wenn man Blues spielen will, braucht man anfangs den Bluestonleiter, auch Blues-Skala gennant. Auf dem Grundton (root) C geht sie so:
c - es - f - f# - g - b - c'





Um eine beliebige Blues-Skala zu konstruieren, kann man sich folgende Tonabstände merken:
0 - 3 - 2 - 1 - 1 - 3 - 2

Auf dem Grundton A geht sie dann entsprechend:
a - c' - d' - es' - e' - g' - a'





Jazzer merken sich oft Funktionsbezeichnungen:
1 - b3 - 4 - #4/b5 - 5 - b7 - 1
Das führt aber zu demselben Ergebnis.

Übungen:
1. Spiele den Bluestonleiter in C einmal hoch- und wieder runter, während Du auf der Bass-Seite den C-Dur-Akkord aushälst. Spiele dieselbe Bluestonleiter, während Du den F- und den G-Dur-Akkord hälst:



2. Spiele den Bluestonleiter in A zu den Dur-Akkorden A, D und E:



Man merkt, dass manche Töne deutlich dissonant sind. Doch genau das gibt dem Blues sein besonderes Flair.

2. Bluesform:
Bei fast allen Bluesern spiegelt sich das Question-Answer-Schema der Worksongs. Das führt zu Wiederholungen von Phrasen.

Das müssen wir berücksichtigen. Es ist völlig falsch, zu festgelegten Akkordfolgen einfach Blues-Tonleitern rauf- und runter zu spielen. Der Blues beruht zwar auf der Blues-Skala, aber eine Blues-Skala macht eben keinen Blues. Der Blues besteht aus einem meist 12taktigen Frage-Antwort-Spiel, das meist zweitaktige Phrasen enthält, die entweder als Frage (Question=Q), als Antwort (Answer=A) oder als Bekräftigung/Folgerung/Lösung (Resolution=R) dienen. Ein 12taktiger Blues könnte so laufen:

Q / .... / Q / ..../
A / .... / Q / ..../
R / .... / Q / ....//

Ein Beispiel für den Blues einer Bluesmama mit den drei Phrasen:
Frage: "Captain Iglo?"
Answer: "Ich mag kein Fisch!"
Resolution: "Fisch ist gut, er ist gesund!"

Captain Iglo? / ---- / Captain Iglo? / ----/
Ich mag kein Fisch / ----/ Captain Iglo? / ----/
Fisch ist gut, / er ist gesund! / Captain Iglo? / ---- //

Der Spaß beginnt dann, wenn man am Instrument genau diesen Dialog in Töne übersetzt. Ich denke also den Text und spiele auf jede Silbe einen passenden Ton, der sich für mich richtig anfühlt. Es dauert etwas, bis man ein passables Ergebnis bekommt:





Doch zu welchen Akkorden? Damit kommen wir zum Bluesschema.

3. Blues-Schema:
Das traditionelle Blues-Schema besteht aus 12 Takten. Jeder Takt wird mit einem bestimmten Akkord begleitet. Dafür braucht man die I., IV. und V.Stufe. Bei einem Blues in C sind das entsprechend die Akkorde in C, in F und G. Bei einem Blues in A sind es A, D und E. Angeordnet werden sie so:

I / I / I / I /
IV / IV / I / I /
V / IV / I / V /

Der letzte Takt kann auch mit I enden.

Für A werden also folgende Akkordfolgen gespielt:
A / A / A / A /
D / D / A / A /
E / D / A / E /

Oder Schlusstakt auf A.

Jetzt können wir den Blues der Blues-Mama einspielen. Ich nehme einen Blues in A und spiele jeweils den Grundbass und den Septakkord auf jedes Viertel. Bei mir klingt das so:





Übungen:
1. Spiele das Blues-Schema in A und in C.
2. Setze einen Text oder eine Melodie dazu. Wenn das nicht so einfach gehen will, versuche den Blues der Blues-Mama nachzuspielen. Wieder in C oder A.

4. Blues-Begleitung:
Blues begleiten kann einfach sein. Wir können auf jedem Viertel einen Grundbass spielen. Man kann auch anstatt dessen die Akkordbässe oder die Septakkorde spielen oder auch Grundbass und Sept- oder Akkordton zusammen. Zu einer weiteren Möglichkeit hat mich Tobias Morgenstern inspiriert. In seinem "Boogie in A" setzt er lediglich Akkordbässe ein, um eine Boogiebegleitung auf dem Klavier zu imitieren (Tobias Morgenstern. Morgenstern's Accordion, S.36). Damit lässt sich ein Blues bauen. Die Begleitung sieht dann so aus:

AlternativeBegleitung.JPG


Setze ich diese Begleitung zu meinem Blues und gebe ich meinem Balg dann auf 2 und 4 mit dem Oberschenkel noch einen kleinen Schwung, dann hört sich das so an:





Übungen:
1. Übe die Boogie-Blues-Begleitung.
2. Probiere, Sie auf Deinen Blues zu setzen.

Wohl bekomm's. Jetzt sollte ich aber aufhören. Meine Frau ruft. Es gibt Essen - Fischstäbchen...
 

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Ja, richtig. Wenn man Noten gewohnt ist und dann zum ersten Mal frei spielen soll, ist das nicht Ohne. Und dann noch das Boogie-Begleitschema. Und das auch noch gleichzeitig. Ich hab's verstanden. Also langsamer. Dass auch die anderen mitmachen können, die bisher keine Schwierigkeiten haben: eine andere Tonart.;-)


1. Das verdünnte Boogie-Begleitschema
Um weiter zu kommen, verdünnen wir zunächst einmal unser Boogie-Begleitschema. Dazu spielen wir in manchen Takten rechts NIX. Wir spielen links das:

1-Verdünnntes Boogie-Begleitschema.JPG







Außerdem beschränken wir für die ersten Versuche den Tonvorrat. Erst allmählich wird der Tonvorrat aufgestockt.

Übungen:
1. Lerne das verdünnte Boogie-Begleitschema. Stelle den Notenständer weg. Noten sind nicht erlaubt. Spiele das Begleitschema auswendig. GAANZZ langsam.
2. Improvisiere an den angegebenen Stellen mit den Tönen g - b.
3. Improvisiere dort mit den Tönen f - g - b.
4. Dasselbe mit f - g - b - c.
5. f - g - b - c - des.
6. Improvisiere mit der ganzen Blues-Skala g - b - c - des - d - f - g zur verdünnten Boogie-Begleitung.



2. Das verdünnte Boogie-Begleitschema unter Beteiligung der rechten Hand
Man kann die Stellen aufpeppen, an denen bislang nur die linke Hand aktiv war. Das geht so:

2-Verdünnntes Boogie-Begleitschema unter Beteiligung der rechten Hand.JPG






Die oben genannten Übungen lassen sich auch mit dem verdünnten Boogie-Begleitschema machen.



3. Das erweiterte verdünnte Boogie-Begleitschema unter Beteiligung der rechten Hand
Spätestens das ist auch für geübte Akkordionisten ungewohnt, weil wir nur Akkordbässe, Mollbässe und Septakkorde spielen, aber keine Grundbässe und dafür einen noch nicht automatisierten Bass-Fingersatz brauchen. Trotzdem klingt das ganz gut:

3-Verdünnntes erweitertes Boogie-Begleitschema unter Beteiligung der rechten Hand.JPG






Ja, die Übungen oben machen damit Sinn.

4. Ein Selbsttest
Nimm ein paar Durchgänge z.B. mit deinem Handy und einer geeigneten App auf. Zeit für eine Selbsteinschätzung:
- Man sollte beim Improvisieren nicht nur zwischen zwei Tönen stupide abwechseln, hat man mir gesagt, als ich mit dem Blues angefangen habe. Es tut gut einen Ton gelegentlich zweimal zu spielen. Es ist auch schön, einen Ton mal länger und den anderen kürzer zu spielen oder lauter und leiser. Solltest Du das bei dir feststellen, dass alle Töne immer gleich lang und gleich laut abwechselnd gespielt werden, probiere mal die Sache noch einmal nur mit einem oder zwei Tönen zu machen. Diesmal aber so, dass Du einen Ton vielleicht zweimal hintereinander spielt und die Länge und die Lautstärke der Töne variiert.

- Man sollte nicht ständig den Blues-Tonleiter rauf und runter dudeln. Es gibt Leute, die können das ziemlich virtuos. Ist schwer und sieht zuweilen unglaublich aus, ist meist aber keine Musik. Man sollte schon Motive oder Themen erkennen können. Wenn das nicht der Fall ist, könnte man einen kurzen Dialog vertonen. Zum Beispiel in unserem 12taktigen Bluesschema:

/ ---- / Hallo, wo bist du? / ---- / Zuhause. /
/ ---- / Hallo, wo bist du? / ---- / Zuhause. /
/ ---- / Bei mir läuft's gar nicht rund. / ---- / oh oh oh //

Ein Trost für die Formel 1-Akkordionisten: Virtuosität kommt im Thread noch später.

Wenn jemand uns allen eine Freude machen will, könnte er ja den Hallo-Wo-Bist-Du-Dialog hier reinstellen. Ich weiß: Corona lähmt. Mich auch. Wär trotzdem schön.

Die pdf-Datei mit den Noten für das Begleitschema finden sich im Anhang. Die Frage "Wie ist das mit dem Licks?" wird später beantwortet. Blues zu Fuß - alles schön gemächlich.
 

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  • 1-Verdünnntes Boogie-Begleitschema.JPG
    1-Verdünnntes Boogie-Begleitschema.JPG
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  • 3-Verdünntes erweitertes Boogie-Begleitschema V.2.mp3
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  • 1-Verdünntes Boogie-Begleitschema.mp3
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... aber alle e#m sollten doch sicher em sein!?! :confused:
 
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... aber alle e#m sollten doch sicher em sein!?

und dazu "c" in der RH? ... gilt gleichermaßen für alle analogen Stufen

bin schon wieder weg ...

mMn ist I/VI beim (Terzen-)Durchgang zum I7 nicht brauchbar
 
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Wenn es regnet und man nicht laufen will, kann man zumindst bluesen. Anbei mein Blues für Akko und zwei Plattfüße:




Das e' hab ich mir beim Dur-Tonleiter-Laden geliehen...
 

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  • Bernnt-Plattfuß-Blues.mp3
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Viele Musiker greifen beim Improvisieren gerne auf kleine Motive zurück, die sie bei verschiedenen Bluesstücken spielen. Diese Motive sind oft 2taktig, es gibt aber auch 1taktige oder 4taktige Wendungen. Man kann sagen, dass sie die Wörter sind, aus denen ein Blues besteht. Diese Blues-Wörter haben einen Namen. Man nennt sie Licks. Licks kann man selber entwerfen. Anfangs ist dabei eine Hilfe, mit dem Grundton zu beginnen und aufzuhören und ein bisschen zu probieren. Licks gewinnen an musikalischer Qualität, wenn man sie beim Spielen im Kopf mit bestimmten konkreten Sätzen verbindet, z.B. "Das Auto ist tot. Es fährt nicht mehr." "Ich hab kein Geld." Oder wer es amerikanisch mag: "I feel lonely." "My wife's away." Typische Bluesthemen halt.

Im Anhang finden sich sehr gebräuchliche Licks und Variationen davon:

Lick1.JPG






Lick2.JPG






Lick3.JPG






Lick4.JPG





Sammlungen davon gibt es im Internet zuhauf. Manche Leute leben davon, dass sie die besten 5, 10, 75 oder 333 Licks für Mundharmonika, Gitarre oder Klavier einstellen. Solche Sammlungen haben Vorteile, aber auch gravierende Nachteile. Ein Vorteil ist, dass man sich inspirieren lassen kann. Nachteile sind, dass man nur noch kopiert und über all den tollen Licks vergisst, ein Question-Answer-Response-Schema zu verwenden, das einen "alten stilechten Blues" auszeichnet. Dann passiert, dass die Leute ein Lick nach dem anderen spielen, ohne sie miteinander ins Gespräch zu bringen. Tödlich und nervig, wie ich finde. Man merkt übrigens auch, ob ein Lick nur abgespult oder mit Bedeutung versehen wird. Wenn man im Kopf keine Bedeutung hinterlegen kann, verschwindet oft die musikalische Aussage und der emotionale Gehalt. Man sollte schon wissen und fühlen, was man spielt. Derselbe Lick kann auch unterschiedliche Bedeutung haben: "ICH bin so allein" hört sich anders an als "ich bin so ALLEIN" oder "ich bin SO allein." Wenn man einen tollen Lick im Internet findet, sollte man ihn zunächst mental auf einen realen Satz bringen und diesen Satz dann spielen. Diese Idee kommt übrigens nicht von mir sondern - von Ludwig von Beethoven. "Beethoven hat seinen Schülern häufig abverlangt, die gespielte Musik mit sprachlichen Silben zu unterlegen" (Gerhard Mantel. Interpretation: Vom Text zum Klang, 2007. Seite 189. Sollte jemand die Originalstelle bei Beethoven oder einem seiner Schüler haben, wäre ich sehr dankbar!). Ist deine Übersetzung von Lick 2 tatsächlich "Captain Iglo" (wie auch in einem der Posts zuvor formuliert)??

Übungen:
1. Ein alternatives Boogie-Begleitschema lernen (siehe auch pdf in der Anlage):

Alternatives Boogie-Schema.JPG


2. Eigene Licks entwickeln. Die vorgegebenen Licks durchgehen.
3. Die Selbstbau-Licks und die vorgegebenen Licks auf das alternative Boogie-Begleitschema setzen. Ein paar Blues-Durchläufe spielen.

Es klopft an der Tür. "Sonny Boy Williamson", sagt der Herr und schiebt die Mundharmonika in sein abgetragenes Sakko. "Hey man, du weißt schon, dass wir nicht nur wie die Hunde geheult haben. Im heißen Süden gab's heiße Partys. Und da feierten wir so richtig ab. DAS waren herrliche Zeiten. Da floss der Whisky in Strömen. Und wir brachten die Leute mit unserem Blues so richtig in Schwung." "Hab ich gehört", sage ich, "auf Youtube." Mir wird klar, dass Blues vielfältig ist. Mit Licks a la "I'm so lonely", "Ich hab so Herzschmerzen" und "Mir tut mein Herz so weh" kommt man da nicht weit...
 

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  • Improvisation3.pdf
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Wie übt man Improvisieren?:gruebel:

Einige Tipps gab es ja schon. Wichtig ist mir, dass ich eine gewisse Routine entwickele. Dafür haben mir Blues-Backing Tracks geholfen.:great: Blues-Backing Tracks sind Tonspuren mit mehreren Durchgängen durch das meist 12taktige Blues-Schema in einer bestimmten Tonart. So kann man mit anderen Musikern - meist einem Gitarristen, Bassisten und Schlagzeuger - zusammenspielen. Nimmt man die Session auf, kann man die eigenen Fortschritte verfolgen. Wenn man den Aufwand etwas erhöht, an den PC einen geschlossenen Studio-Kopfhörer anschließt, darüber den Backing-Track abspielt und dazuspielt, kann man mit dem Handy das Akkordeon alleine aufnehmen, die Aufnahme auf den PC überspielen und dort die besten Durchgänge mit dem Backing-Track zusammenschneiden. So kriegt man ein Audio-Geschenk für die Liebsten. Auch schön.:)

Mit einem Backing-Track zu spielen, hat Vorteile: Man orientiert sich am Puls des Blues und wird im Timing sicherer, man verinnerlicht das Blues-Schema, man übt den Bluestonleiter und kommt durch einige Fehlversuche zu eigenen Blues-Licks. Man kann sich nach einiger Zeit in die Blues-Welt versenken, spielt instinktiv, was man fühlt und wacht erholt wieder auf. Die Nachteile des Backing-Tracks: Findet man gerade keinen Zugang, dödelt man die Blueston-Leiter rauf und runter und kultiviert mechanisches Spiel, was unerträglich ist. In diesem Fall lege ich das Instrument weg oder spiele etwas anderes. Das Blues-Schema ist einfach, ja. Durch mechanisches Spiel wird es aber monoton und langweilig. Gerade darum möchte ich das vermeiden. Eher schaue ich, dass ich zuerst versuche, verschiedene Ideen zu entwickelt. Die merke ich mir und packe dann bei meinen "ernsthafteren" späteren Versuchen eine Idee in jeden Durchgang, so dass sich jeder Durchgang vom nächsten unterscheidet. Es sollte etwas passieren. Es sollte sich etwas entwickeln. Mit dieser Methode kam ich jedenfalls über die mechanische Phase hinweg.

Auf Youtube habe ich verschiedene handgemachte Backing-Tracks gefunden, die mir richtig gefallen haben und die mich dazu bringen, zum Instrument zu greifen. Sie sind nicht zu schnell, bewegen sich in gängigen Tonarten und sind vergleichsweise abwechslungsreich und inspirierend:

Blues in G mit verändertem 2.Takt:


Tonleiter: g minor Blues: g - b - c' - c#' - d' - f' - g'


Blues in A:


Tonleiter: a minor Blues: a - c'- d' - d#' - e' - g' - a'


Blues in E:




Tonleiter: e minor Blues: e - g - a - b - h - d' - e'

Probiert's mal aus. Ich würde mich freuen, wenn ich höre, welche Erfahrungen ihr damit macht. Helfen euch Backing Tracks beim Akkordeonspielen? Inwiefern? Oder gibt es Leute, die nichts davon halten? Wär doch mal ein Gespräch wert.

"Wir haben nicht nur wie die Hunde geheult", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. "Da ging noch viel mehr." Recht hat er. Zurzeit fühlen wir uns entweder wie ein Mundharmonikaspieler, der einige Licks mit rhythmischen Begleitschemata abwechselt. Oder wir versetzen uns am Akkordeon in einen Gitarristen hinein, der einige Motive singt und sich während der nachfolgenden Gesangspausen mit einigen dahingeworfenen Akkorden begleitet. Wir experimentieren mit Backing Tracks. Wir sind ein bisschen aufgeklärt und wissen, wie sich ein gängiges 12taktiges Blues-Schema anfühlt und was eine Blues-Tonleiter ist. Eigentlich leben wir ungefähr das ausgehende 19.Jahrhundert nach. Wir kratzen also erst an den Anfängen. "Ich kenne da eine gute Bar. Direkt am Mississippi. Da steht ein Klavier, an dem eine verrückte Type dransitzt. Lust auf einen Drink?", fragt Sonny. "Klar", meine ich, "aber vorher möchte ich noch ein bisschen zu den Backing-Tracks üben."
 
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