Eigene Stimme abmischen..., Katastrophe!?

  • Ersteller Harry Wolpi
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@Zelo01

Da steckt doch für 100.000 Euro Technik dahinter.
OK! Wie funktioniert das???:great:

Das ist für mich ein Ergebnis von dem ich nur träumen kann.
@Zelo01 kann auch nicht zaubern, aber mixen ;-)
Allerdings, hört man bei den Gitarren, die klingen roh einfach zu mäßig bzw. schlecht aufgenommen, da kann man im Mix auch nicht mehr viel machen.

Die Stimme ist soweit okay roh, und da kann man mit gutem Mixen noch was rausholen.
Dazu braucht es nur die üblichen Verdächtigen an Plugins, gerne auch die DAW-internen.
Alles kein Hexenwerk, man muss halt nur wissen was man wie und warum einstellt :)

Die Erfahrung (viel aufnehmen, Aufnahmesituation verbessern, mischen, usw. ) eine gute Hörbildung und gute Abhörsituation, sprich man muss auch hören können, klingt das jetzt gut oder nicht.

Wichtig zu Beginn ist es, so gut wie möglich schon aufzunehmen.
Das heißt, die Rohsignale sollten schon gut klingen.
Dann muss man später auch nicht so viel bearbeiten bspw. Frequenzen verbiegen usw.
Dann geht es nur noch darum, die Signale mit wenigen Handgriffen zu verschönern.
 
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Ok, also zur Gitarre muß ich sagen ich hab die gleichzeitig noch mit dem Piezo aufgenommen, das ich beides zusammenmischen kann.
Hab einfach nur zum Vergleichen die Mikrofonspur dazugepackt.

Also grob gesagt, die Aufnahme für die Stimme wär soweit OK!? Den Rest muß man einfach lernen...

Ich hab das besagte Stückchen mal komplett für mich gemacht, inkl. 2. Gitarrenspur, 2. Stimme, Hall, Echo und was weiß ich noch was.
Das klingt komplett anders:eek:, eben mit dem besagtem muffligem Klang!
 
Hab zwar keinen XR18
Uijegele, da hab ich wohl was falsch verstanden. Nun gut, was ich eigentlich damit ausdrücken wollte, ist dass es keine Unsummen braucht.
Aber was mir schon schon noch auffällt ist dass du den Gitarrensound als „präsent“ beschreibst, mir ist der aber viel zu wenig fein. Dafür ist der Gesang für mich ok, bis auf die vereinzelten Plopps, du findest ihn mumpfig. Es kann also auch durchaus sein, dass das eine Quelle deiner Unzufriedenheit ist.
 
So, jetzt hab ich etwas mehr Zeit, rede und Antwort zu stehen:)

Danke für die Blumen:)

Also zur Stimme: Ich find sowohl die Aufnahme als auch die Performance okay. Damit lässt sich was anstellen:) (Klar ist noch Luft nach oben, aber ich persönlich wäre froh, könnte ich so singen wie du) :D

Bei der Gitarre muss ich @whitealbum zustimmen. Das Problem liegt mehr an der Gitarre als dem Gesang. Einerseits sind die oberen Mitten sehr spitz, andererseits, und das stört mich fast mehr, triffst du vermutlich mit dem Plektrum immer wieder die Holzdecke der Gitarre. Dieses Geräusch was dabei entsteht, lässt sich leider nicht zähmen. Das lässt sich nur durch eine bessere Performance beheben. Wenn wir grad bei der Performance sind: Ich finde immer auf die 1, 2und, und auf die 4: diese Anschläge sind zu kräftig gespielt, da würde ich mir mehr Gefühl wünschen. hmmm "kräftig" ist vielleicht der falsche Ausdruck, ich würde mal versuchen einfach langsamer durch die Saiten zu Schrummen, sodass es ein langgezogenes "Rrrrrrrrrrrriiing" gibt, anstatt ein kurzes "BAM" :D
Das Piezzosignal. Hmmm also meiner Erfahrung nach, ist das für Livesituationen super, aber im Studio erreicht man mit einem Mikrofon bessere Aufnahmen. Es kann jedoch nicht schaden, das Signal mit aufzunehmen. Man muss es ja nicht unbedingt benutzen, aber falls man es braucht, steht es zur Verfügung:) Wie du angetönt hast, willst du das Signal vielleicht mit dem Mikrofonsignal mischen. Das ist eine gute Idee, aber dabei unbedingt die Synchronizität und die Phasenlagen der beiden Spuren beachten! Wenn eine Spur der anderen nur 1-2 millisekunden hinterherhinkt, hat das massive Auswirkungen auf den Klang. Stichwort Kammfiltereffekt und Phasenauslöschungen.

So, nun zum Mix, was hab ich denn da genau gemacht?
Vorweg mal: Ich mach sowas immer aus dem Bauch heraus. Ich hör mir das an, und entscheide dann was getan werden muss. Das ist nicht immer gleich, je nach Rohmaterial sieht das Vorgehen unter Umständen ganz anders aus.
Wenn ich ein Mix beginne, pegle ich als Erstes mal alle Spuren grob ein, und hör mir das als Gesamtes an. Niemals schalte ich gleich zu Beginn die einzelnen Spuren auf Solo. Ich muss mir erstmal ein überblick übers Ganze verschaffen, um entscheiden zu können, wo ich mit den Einzelspuren überhaupt hin will. In welchen Frequenzbereichen Probleme durch überlagerungen entstehen etc... Klar kommt es bei der Bearbeitung auch mal vor, dass ich eine Spur Solo schalte, um etwas besser hören zu können, aber danach auch gleich wieder zurück zum Gesamtkontext. Wie schon angesprochen wurde, ist eine neutrale Abhöre sehr wichtig, um das richtig beurteilen zu können, und auch Gehörschulung und Erfahrung ist natürlich wichtig. Teure Plugins spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle. (ist natürlich schön wenn man sie hat, aber nicht zwingend nötig. Bei einer DAW sind eigentlich immer alle essentiellen Tools mitgeliefert, die man so braucht.

Am Gesang hab ich folgendes gemacht, in dieser Reihenfolge in der Signalkette:
EQ:
-Highpassfilter bei 60Hz / 12dB/Oct (um das gröbste Rumpeln mal zu entfernen)
-moderate -3dB Absenkungen bei 300Hz, 600Hz, 2kHz, 10.8kHz (Resonanzen)
-moderate +3dB Anhebungen bei 1,7kHz (Da kommt die Atmung schön raus) und bei 5kHz (für etwas mehr Präsenz), zudem eine Shelf-Anhebung über 16kHz (luftigkeit)
Kompressor 1:
Ratio 10:1, 0.3ms Attack, 300ms Release. Bis zu ca 6dB Gainreduction. (Dieser Kompressor soll in erster Linie die Peaks abfangen. Normalerweise nehme ich dafür eine viel kürzere Releasetime. Das klang hier aber aus welchen Gründen auch immer, nicht wirklich gut.)
Kompressor 2:
Ratio 2:1, 40ms Attack, 500ms Release. Bis zu ca 4dB Gainreduction (Dieser Kompressor soll länger anhaltende Pegelunterschiede ausgleichen.)
Paralell Fuzz Distortion:

Bisher war die Bearbeitung nur um den Gesang ausgewogen zu machen, und Pegelunterschiede auszugleichen. Aber hier mit dem Fuzzdistortion Plugin kommt erstmals Farbe ins Spiel. Dafür kannst du alles Mögliche nehmen, was man in die Verzerrung fahren kann. Natürlich klingen die alle Unterschiedlich, aber eins haben sie gemeinsam: Das Signal wird "verdichtet" und es entstehen harmonische Obertöne. Die Stimme rückt nach vorn im Mix, und klingt frischer.
Hier hab ich das paralell gemacht, also einerseits ist das Hauptsignal unverändert hörbar, und das verzerrte Signal hab ich nur ganz leise hinzu gemischt. (Mein Plugin hat nen Wet/Dry Regler, da geht das direkt im Plugin. Das geht aber nicht mit allen Plugins. Falls das der Fall ist, kannst du ein Bus anlegen, und das Hauptsignal auf den Bus routen. Dann kannst du das in einem separaten Kanal verzerren, ohne das Hauptsignal zu beeinflussen.
Man kann das Signal aber auch komplett durch den Verzerrer schicken. (nur solltest dann nur ganz sachte Verzerrung fahren) :D Das ist Klanglich was ganz Anderes als paralell, aber verkehrt ist es auch nicht. Ich hab halt paralell sehr gute Erfahrungen gemacht.
DeEsser:
Ich bin grad selber überrascht, dass der DeEsser erst jetzt kommt, in der Kette. Und er greift auch nur minimal ein. Von da her: Ein Kompliment an die Aufnahme! Normalerweise schenke ich Zischlauten mehr Aufmerksamkeit, was hier jedoch gar nicht nötig war:)
nochmal EQ:
Highpass bei 137Hz, 6dB/Oct. Breite +3dB Anhebung bei 1kHz, schmale Absenkung bei 6kHz, bei 8.2kHz Anhebung +3dB.

So, das wars erstmal mit der Bearbeitung der Einzelspur.
Nun zu den Effekten:
2 unterschiedliche Hallräume für Gitarre/Gesang, und ein sporadisches Delay.
Die sind jeweils entsprechend auf ein Aux-Kanal gelegt, und somit komplett unabhänging von den Einzelspuren zu bearbeiten.
Hall Vocals:
60ms Predelay. Leider hat mein Hallplugin keine Anzeige für die länge der Hallfahne. Ich schätze mal die liegt bei ca 3 sekunden. Nach dem Hallplugin mit einem EQ bearbeitet:
unterhalb 600Hz Highpass, oberhalb 5kHz Lowpass. Und bei 2kHz eine 4 dB Absenkung. (AbbeyRoad Trick) =damit kriegst fast jeden Hall in den Mix eingebettet, ohne dass untenrum irgendwas mulmt oder obenrum was zischelt. Damit der Hall mehr in den Hintergrund geht, die Absenkung bei 2kHz.
Hall Gitarre:
Predelay: 20ms. wesentlich kürzere Hallfahne als bei den Vocals. Das würde sich bei der Gitarre zu sehr aufschaukeln. Danach selber AbbeyRoad Trick mit dem EQ.
Delay Gesang:
hier hab ich aus Spass an der Freude etwas rum gespielt. Ich hab nur einzelne Wörter des Gesangs raus auf das Delay geschickt. Das Delay hat derartig viel Feedback (langer Ausklang) das würde sonst auch alles aufschaukeln, zudem wollte ich den Effekt nur an einigen Stellen, um etwas Leben einzuhauchen.
Das Delay hab ich dann mit einem Verzerrer "kaputt gemacht":D Danach mitem EQ unterhalb 220Hz ein Highpass. Die zischelnden Höhen hat bereits der Verzerrer erledigt, da hab ich kein Lowpass mehr eingesetzt.
Zuguterletzt hab ich das Signal noch Sidechaingeduckt. Also immer dann wenn die Stimme singt, wird das Delay von einem Sidechainkompressor unterdrückt, und wenn du aufhörst zu singen, kommt das Delay nach vorn. Die Stimme behält immer die Oberhand, obwohl der Effekt sehr "raumfüllend" ist.

Gitarren allgemein:
Darauf möchte ich nicht zu tief eingehen, da das Resultat auch nicht wirklich überzeugend wurde.
Einzig zur Stereobreite:
Ich hab die Gitarre kopiert, also 2 Gitarrenspuren. Eine nach halbrechts, die andere ganz nach links, und etwas verzögert zur rechten Gitarre, zudem etwas leiser. Die EQ Einstellungen sind auch unterschiedlich. Rechts präsent, links eher dumpf. Dadurch wird die Gitarre breiter, und der Gesang hat in der Mitte des Panoramas freie Bahn, und muss nicht mit der Gitarre konkurrieren.

So das wars:D Ich hoffe du kannst damit was anfangen:)
 
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Mal abgesehen davon das ich meine Stimme immer noch nicht hören kann klingt die doch bei der bearbeiteten Aufnahme viel heller und luftiger. der Mumpf ist da irgendwie raus.
Das kann doch nicht alleine am Hall liegen?
Doch, tut es... aus einem relativ simplen Grund: ein 'Hall' besteht prinzipiell aus vielen Wiederholungen des Stimmsignals, die sich in einem bestimmten Zeitrahmen überlagern.
Da diese Wiederholungen (sehr) speziell betont/gefiltert werden, ensteht jeweils ein charakteristischer 'Sound'. Es gibt dutzende von Methoden der Berechnung (Algorithmen genannt), die mal mehr, mal weniger erfolgreich vom Hersteller umgesetzt wurden... woraus auch Preisdifferenzen resultieren.
Die Auswahl des 'passenden' Reverbs bzw Delays ist genauso wichtig wie die Mikrofon-Auswahl ;)

Das Mikro schließe ich eigentlich auch aus da im Vergleich zur Stimme die doch relativ Präsent ist, und das mit wirklich alten Saiten.
Der Schall eines Stimm-Signals ist völlig verschieden von einem Saiten-Instrument.
Steelstring-Gitarre kann man im Prinzig (bzw salopp formuliert) 'mit jedem shice' brauchbar aufnehmen.
Es hilft aber ungemein, die Mikrofon-Auswahl ähnlich kritisch wie bei der Stimme anzugehen.
Spart im nachhinein einiges (!) an Arbeit.
 
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Du nutzt ein dynamisches Mikrofon, welches sich dadurch auszeichnet, dass es einen Nahbesprechungseffekt produzieren kann - wenn Du zu dicht dran bist.

Sorry, der Nahbesprechungseffekt hat nichts damit zu tun, dass es ein dynamisches Mikro ist, sondern ein gerichteter Druckgradientenempfänger. Tauchspulenkapseln tun sich aber generell schwerer mit der Darstellung von Höhen.

Also das Mischpult ist ein Presonus SL 24.4.2 AI, Aufnahmeeinstellung 44,1kHz 16 Bit.

Gehe bitte auf 24 Bit! Da hast du einen besseren Headroom!
 
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Verstehe ich es richtig, dass du mit einem Sennheiser E945 den Gesang und die akkustische Gitarre aufnimmst? Das mag für eine live Performance ok sein, ist aber im Studio nicht üblich. Das gleiche gilt für Piezo Tonabnehmer.

Mein Ratschlag: Recorde zuerst akkustische Gitarre und dann Vocals mit Klick über Kopfhörer getrennt. Benutze dazu ein Großmembran-Mikrofon.

Falls du darauf bestehst, beides gleichzeitig aufzunehmen: Nutze wenigstens für die Abnahme der akkustischen Gitarre ein Großmembran-Mikrofon (besser aber für beides).

Wenn du deine akkustische (Western-)Gitarre mit einem Neumann TLM 103 aufnimmst, entsprechend etwas komprimierst und equalizest, wirst du genau das Resultat kriegen, welches du im Radio hörst. Da war ich auch verblüfft, als ich das das erste Mal antestete. Ist ziemlich einfach. Wenn du die 10khz und höher aufdrehst, soll die akkustische Gitarre schön crispy seiden tönen. Wenn du diese Höhen mal sauber reinkriegst, wirst du nie mehr mit einem dynamischen Mikrofon deine akkustische Gitarre im Studio aufnehmen wollen :) (Es gehen auch andere Großmembraner, habe aber teils schlechte Erfahrungen gemacht)

Und auch wenn viele Profis das vielleicht nicht zugeben: Um das Anhören angenehmer zu machen, werden oft auch Declicker auf akkustischen Gitarren benutzt, nicht nur auf Vocals.
 
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Es heißt "Akustik" und entsprechend "akustische Gitarre".
 
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Jetzt hat´s zwar etwas länger gedauert bis ich mich wieder melde,

aber zuerst ein riesen Dankeschön an @Zelo01. Deine Antwort wie du das gemacht hast war für mich grandios! Ich habs ca. 10 mal gelesen und bis jetzt eigentlich noch nicht´s richtig begriffen, aber das wird schon

Recorde zuerst akkustische Gitarre und dann Vocals mit Klick über Kopfhörer getrennt.

So mach ich das ja auch, leider hab ich nur das Sennheiser! Da das ganze eigentlich nur dazu gedacht ist mir/meiner Band die Coronazeit zu vertreiben. Wir wollten einfach gaudihalber ein paar Song für FB als Wohnszimmerdemo oder so aufnehmen, mehr nicht.
Deshalb halte ich es für ein bisschen übertrieben mir mal schnell ein Neumann zu kaufen;)

Dabei bin ich eben auf das Problem gestoßen: Wie mische ich meine Stimme ab! Die Gitarre find ich jetzt mal nicht sooo schlimm, aber eben mit meiner Stimme hab ich Probleme.

Wenns jemanden noch intressiert dann häng ich nochmal was ran.
Gitarre aufgenommen mit Piezo und Mikro. Das dann zusammengemischt mit dem Gesang von unserem Mädl.
Die hat das ohne Mikrofon gemacht sondern einfach nur übers Ipad aufgenommen.
 

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  • Heaven.mp3
    3,5 MB · Aufrufe: 95
Ein aktuelles iPad hat mehrere (ziehmlich gute) MEMS-Mikrofone, die (höchstwahrscheinlich) von der Systemsoftware entsprechend optimiert werden.
Ich habe bei einem Air-2 mal einen effektiven Signal-Rauschabstand von 60dB gemessen.
 

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