Home-Recording Solo-Akkordeon, Klein- oder Großmembran-Mikrofon?

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morino47
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Hallo zusammen,

für meine Tonaufnahmen zu Hause benütze ich bisher 2 Großmembran-Mikros SE Electronics X1. Dabei handelt es sich um sog. Einsteigermodelle speziell für Gesang und Gitarre, Preis etwa 100,00 Euro pro Stück. Irgendwie befriedigen sie mich klanglich aber nicht mehr.

Ich weiß sehr wohl, dass der Klang einer Aufnahme zuallererst durch den Klang des Instruments, danach durch den Raum und erst in dritter Linie durch das Mikrofon beeinflusst wird. Das Instrument und den Raum will ich nicht (mehr) ändern. Also bin ich jetzt am Mikrofon dran. Über die nachgeschalteten Komponenten wie Preamp, Interface, DAW usw. will ich hier auch nicht diskutieren.

Was macht der aufgeklärte Zeitgenosse heutzutage in so einem Fall? Richtig, er versucht, sich übers Internet schlau zu machen. Mir schwirrt aber inzwischen der Kopf. Die Allerweltsfrage, wieviel ich denn investieren kann und möchte, ist im Moment noch nicht mein Problem. Mein Problem ist vielmehr, ob ich mich für meine Zwecke, nämlich Solo-Akkordeon aufzuzeichnen im stillen Kämmerlein, eher bei den Großmembran-Mikrofonen oder eher bei den Kleinmembran-Mikrofonen umsehen sollte.

Bisher war ich der Meinung, dass Großmembran-Mikrofone der Standard für die Studio-Technik wären, vor allem, weil auch die berühmten klassischen Neumann-Mikrofone solche waren. Inzwischen habe ich aber gelesen, dass Großmembran-Mikros speziell für Stimmenaufzeichnung ihre Stärken hätten, dass aber Kleinmembranmikrofone für Instrumentenaufzeichnung besser wären.

Also meine Frage in die Runde: hat irgendwer prinzipielle Erfahrung mit den Unterschieden Groß-/ Kleinmembranmikros? Oder hängt wieder alles vom einzelnen Produkt ab unabhängig von der Groß-/Kleinmembrantechnik?

Wäre nett, wenn Ihr das Schwirren in meinem Kopf etwas dämpfen könntet.

Viele Sonntagsgrüße

morino47
 
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In kurz: ich würde für Akkordeon eher Kleimembraner empfehlen. Wenn Dein Raum es hergibt in einem guten Abstand mit Kugelcharakteristik und AB Aufstellung (damit das Akkordeon auch vollständig aufgenommen wird) oder mit Nierencharakteristik in XY bzw. ORTF Anordnung oder sogar getrennt zu beiden Seiten des Akkordeons, muss man probieren.....preislich geht es natürlich von bis...;-)
 
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Oder hängt wieder alles vom einzelnen Produkt ab unabhängig von der Groß-/Kleinmembrantechnik?
Genau darauf läuft es letztlich (in der Praxis) hinaus.
Es gibt akustisch/technische Unterschiede, wie der von dir erwähnte Aspekt der Stimm-Aufnahme, wo gezielt mit bestimmten Eigenschaften des Mikrofons gearbeitet wird (ua Abstand und Richtung) was aber bei Instrumenten eher selten genutzt wird.

Der Mikrofontyp (einschliesslich dynamische Mikros) spielt tatsächlich keine Rolle.
Du kannst aus jeder Gruppe sowohl sehr gute, wie auch 'Gurken' herauspicken - und es ist auch nicht immer ein hoher Preis Garant für ein optimales Ergebnis in einer speziellen Umgebung mit einem bestimmten Instrument.

Allerdings gibt es technische Randbedingungen, die du oben gern ausschliessen wolltest.
Ich gehe deshalb nicht im Detail darauf ein, aber die Vorverstärkung für dynamische Mikrofone ist deutlich anspruchsvoller als für Kondensatortypen.
(daraus folgt der beliebte Trugschluss, dass dynamische Mikrofone 'ungeeignet' wären)

Ist also ein 'normales' Interface vorhanden, empfiehlt sich idR ein Kondensator-Mikro, bzw ein Paar um beide Seiten des Instruments aufzunehmen.
Der Unterschied zwischen Gross- und Kleinmembran ist der (fast immer) höhere Pegel von Grossmembran-Typen, dh das Verhältnis von Nutzsignal zu Rauschen steigt mit der Membranfläche.

Alles andere, also wie das Instrument im Raum tatsächlich in der Aufnahme abgebildet wird, lässt sich nur vor Ort ermitteln. Gerade bei günstigen Mikrofonen sind technische Daten wie sie Marken-Hersteller liefern oft gar nicht vorhanden.
Ein anderes Merkmal bei Markenprodukten ist eine über Jahre hinweg weitgehend konstante Fertigung.
Daraus und aus vorrätigen Service-Teilen resultiert der höhere Preis.

Es gibt hier eine angepinnte Liste von Empfehlungen für Gross- und Kleinmembranmikros, daraus könntest du anhand deines Budgets eine Vorauswahl treffen.
 
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Für Akkordeon würde ich mal bei MBHO schauen. Du kannst Dir von denen die Kleinmembarner eigens abstimmen lassen. Ich habe gute Abnahmen schon mit AKG C 451, MXL 603 hinbekommen aber auch mit C 414 oder TLM 170. Ich habe jeweils das am besten verfügbare genutzt. Die Hauns spielen fast in der Schoepsklasse sind aber noch bezahlbar. Lass Dich nicht von der altmodischen Webseite schockieren. Die haben früher auch die Kapseln für Brauner gebaut.

http://www.mbho.de/
 
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Hallo, Morino47,

Wäre nett, wenn Ihr das Schwirren in meinem Kopf etwas dämpfen könntet.

...vielleicht setze ich noch eins drauf ;) - erlaubt ist letztlich, was für Dich gut und richtig klingt. Ob das jetzt Groß- oder Kleinmembraner sind, ist letztlich egal. Punkt.
Wie Du allerdings richtig bemerkst, werden Großmembraner oft im Studio für Stimmen verwendet, Kleinmembraner eher für Instrumente. Keine Regel ohne Ausnahme: In der Klassik nimmt man Stimmen auch durchaus gerne mit Kleinmembranern ab...

Technisch können Kleinmembraner theoretisch schneller auf Impulse reagieren, bieten aber weniger Pegel. Großmembraner sind theoretisch träger in der Reakiton, bieten aber mehr Pegel an und geben im Idealfall Stimmen ein "bigger than life" mit. Doch grau ist alle Theorie... ;)

In Deinem Fall würde ich tatsächlich eher auf Kleinmembraner setzen. Ein sehr guter Einstieg wären Line Audio CM4, die klingen sehr viel "teurer" als der günstige Preis es vermuten ließe. Ich habe von den Vorgängern, den CM3, die sich kaum von den CM4 unterscheiden, einige im Einsatz und bin sehr zufrieden.
Ansonsten bin ich bei @Astronautenkost und würde auch sagen, sieh' Dich mal bei Haun um. Ich hatte selbst zwar noch nicht oft mit Haun-Mics zu tun, aber wenn, dann haben sie mir gefallen. So was wäre schon mal was ganz Nettes:


Zur Steigerung bleibt die schon genannte Möglichkeit, sich bei Haum direkt individuell welche abstimmen zu lassen.

Aus eigener Erfahrung - im Instrumentenbereich an akustischen Gitarren (sonst bin ich mehr im Klassik-Bereich unterwegs...) - kann ich auch eine Empfehlung bezüglich der Neumann KM184 abgeben, bei denen kostet aber eins schon mehr als das oben verlinkte Haun-Stereo-Set... Über den Traum eines jeden Homerecordlers (Schoeps...) rede ich aus preislichen Gründen besser nicht. Nur so viel: Ich habe mir im letzten Jahr den Traum von einem Pärchen Schoeps erfüllt... das ist jeden einzelnen Cent wert gewesen.

Eventuell könntest Du mal bei einer Verleihfirma, wenn Du eine solche in der Nähe hast, einfach mal ein paar Mikrofone anmieten und sie probieren. Das ist nicht teuer (bei meiner "Lieblings"-Firma 15 € für ein Neumann KM184...) und Du könntest direkt verschiedene Mics vergleichen. Die von Astronautenkost genannten AKG 451 und 414 hat eigentlich jeder größere Verleiher im Bestand, auch die Neumänner - und, wenn Du möchtest, auch Schoeps ;)

Viele Grüße
Klaus
 
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Auf Thomann kaufen, ausprobieren und bei nicht gefallen zurück - geht doch. Oder das gleiche im Musikgeschäft deiner Wahl.
(Oder ROLAND :D)
 
Danke an Euch für die bisherigen Antworten.

Zusatzfrage: bei den Verleihern finde ich bisher nur solche, die "Brüll"-Equipment für Parties usw. bereitstellen. Verleiher von Studio-Equipment wie z.B. Studio-Mikrofonen habe ich nicht gesehen. Da so ein Leihvorgang wohl auch auf postalischem Weg gehen wird, wäre der Standort des Verleihers sicher nicht die Frage. Also, wer hat einen Link zu einen passenden Verleiher?

Viele Grüße

morino47
 
Ist der Raum denn soweit akustisch optimiert, dass es keinen Anpassungsbedarf mehr gibt?

Nichts gegen gute Mikroempfehlungen, aber Raummoden und Nachhall durch überwiegend glatte Wände, Decken, ungünstige Längenverhältnisse usw. kann auch ein sehr hochwertiges Mikro nicht übertünchen.

Ein paar Fotos vom Aufnahmeraum wären bestimmt hilfreich für die Mikrofonkenner.
(Ich zähle mich nicht dazu, kann aber aus vieler Erfahrung mit Live und Studio ruhigen Gewissens behaupten, dass die Raumakustik einen nicht unerheblichen Anteil hat.)

Da ist die Mikrofonauswahl eher ein kleinerer Entscheidungsweg.

Die wesentlichen Unterschiede zwischen GMK und KM wurden ja schon hinreichend beschrieben.
 
Ist der Raum denn soweit akustisch optimiert, dass es keinen Anpassungsbedarf mehr gibt?

Nichts gegen gute Mikroempfehlungen, aber Raummoden und Nachhall durch überwiegend glatte Wände, Decken, ungünstige Längenverhältnisse usw. kann auch ein sehr hochwertiges Mikro nicht übertünchen.

Ich weiß sehr wohl, dass der Klang einer Aufnahme zuallererst durch den Klang des Instruments, danach durch den Raum und erst in dritter Linie durch das Mikrofon beeinflusst wird. Das Instrument und den Raum will ich nicht (mehr) ändern. Also bin ich jetzt am Mikrofon dran. Über die nachgeschalteten Komponenten wie Preamp, Interface, DAW usw. will ich hier auch nicht diskutieren.

Hat der @morino47 doch ausführlich beschrieben, welche Auskunft er will. Ich wäre froh, wenn jede*r Fragesteller*in so präzise Fragen stellt.
 
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Ein befreundeter Akkordeonist hat sich zwei AMT Mikros besorgt. https://appliedmicrophoneshop.com/t/accordion
Die setzt er zumindest live für Akkordeon und Harmonika ein und bei den ganzen Gelegenheiten habe ich damit gute Ergebnisse erzielt, zumindest wenn man auf einen warmen, weichen Sound steht der sich gut im Bandgefüge durchsetzen kann.
 
Wenn ich das richtig verstehe, ist die ATM-Lösung etwas für die Bühne. Ich bin aber auf der Suche nach Mics für das Home-Recording.
 
Sagen wir mal so, die spielen eindeutig in der Liga dpa d:vote 4099 und funktionieren live sehr gut aber auch daheim/ im Studio nicht schlechter. Und, was auch wichtig ist, solche Mikros kann man auf dem Instrument platzieren, muss man aber nicht. Und meiner Meinung nach sind sie passender als die ganzen KM184, C451 oder die Hauns.
Aber gut, wenn es nicht konveniert, dann ist es so. Ich wollte halt nur für mich sehr gute Mikrofone als alternative zum Klein- und Großmembran Einerlei ins Gespräch bringen.
 
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Ich bin aber auf der Suche nach Mics für das Home-Recording.

Ich nutze fürs Recording das selbe Equipment (2x AKG C416 L) wie auf der Bühne, einfach weil’s vorhanden ist und sich bewährt hat ;).
 

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