Gibson Jazzgitarren

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Um meine Überlegungen und Erfahrungen zu den Gibson Jazzgitarren richtig einordnen zu können, sollte man ein wenig über mein spielerisches Niveau wissen.

Ich bin nicht der studierte Jazzer und auch keiner, der theoretisch so fundiert drauf ist, um Jazz auf der Gitarre wirklich zu verstehen.
Auch bin ich nicht der Virtuose, der eine Million Töne pro Minute spielen kann und will.

Für mich waren die Jazzstandards in moderaten Chord/Melody Arrangements ein Weg, alleine etwas auf der Gitarre zu spielen, das halbwegs gut klingt.
Bei meinem Neueinstieg vor ca. 3 Jahren wollte ich nicht gleich mit anderen zusammen spielen, sondern einfach alleine ein paar Stücke drauf haben.
Mercy, mercy mercy, Summertime, Fly me to the moon, Misty, There will never be another you, Girl from Ipanema und ähnliche Klassiker halt.

Meine erste Jazzgitarre vor ca. 3 Jahren war eine Ibanez Artstar, sehr schön gemacht, gut verarbeitet, klingt gut...
Dann hat Thomann die D´Angelicos unglaublich günstig rausgehaut und es kam eine 17er Jazzgitarre in schönem Blueburst dazu. Auch ganz ein nettes Stück.

Auch wenn´s nicht direkt zum Thema gehört, hier ein Bild der beiden:

95 Jazz 05kl.jpg


Beide sind ja wirklich ok, aber hatten trotzdem nicht die wirklich faszinierende Ausstrahlung für mich. Zu neu, zu glatt ... Irgendwie wollte ich immer eine Gibson Jazzgitarre haben und der Einstieg war eine ES 135 Limited Edition mit den Humbuckern aus 2001.

43 Gibson ES 135 Limited Edition 20.jpg


Dann ist mir günstig eine Gibson Solid Formed Venetian untergekommen, der ich nicht widerstehen konnte. Wundervolle Gitarre, die 2016 Liste 6.800,-- Dollar gekostet hat und in gutem Zustand viel günstiger zu haben war.

58 Gibson Venetian Solid Formed Archtop 38.jpg


Mein letzter Erwerb war eine 1991er ES 165 Herb Ellis, mit etwas Patina, viel Charakter und einem tollen Sound.

60 Gibson ES 165 29.jpg


Mit den Gibsons fühle ich mich nun richtig im Thema Jazzgitarre angekommen und die haben die vermisste Ausstrahlung, vor allem die letzten beiden.

Dennoch sind sie sehr unterschiedlich, wobei ich dazu sagen muss, dass alle gleich besaitet sind, mit 11er flatwounds, bevorzugt Thomastik Jazz Swing.

Die ES 135 hat den dünnen body mit Centerblock, ähnlich der ES 335 aber doch einen anderen Charakter. Im Klang ist sie eher dunkler, mit wenig Höhen (ich spreche hier nur vom Hals-PU, sonst passt der Vergleich nicht und ich nütze auch nur den).
Durch die Bauweise gibts kein Feedback, was sehr angenehm ist. Die Bespielbarkeit des Halses ist hervorragend, wie bei allen drei Gibsons. Da unterscheiden sie sich wenig. Der Korpus spielt natürlich eine große Rolle in der Handhabung.
Die flache, kompakte 135 wird jenen entgegen kommen, die von der solid body oder Semi kommen.

Der Korpus der Solid Formed ist riesig und sicher nicht jedermanns Sache. Mir passt das sehr gut.
Wer die Bauweise nicht kennt - die Solid Formed besteht im Gegensatz zu den anderen beiden, die einen laminierten Korpus haben, aus massiven Hölzern. Neu war bei Gibson, dass Decke und Boden nicht aus einem dicken Stück geschnitzt wurden, sondern in die Archtop-Form gepresst wurden.
Dadurch ist sie wunderbar leicht, die Decke schwingt über die ganze Fläche frei, weil nichts eingebaut wurde (floating Pickup) und sie produziert damit einen sehr akustischen Ton mit kristallklaren Höhen, jedoch ohne schrill zu werden.
Wenn man den Ton jetzt als "holzig" beschreibt, ist das sicher nicht ganz korrekt, aber man bekommt vielleicht einen Ahnung, was ich meine.
Man muss am Amp nur aufpassen, dass man kein feedback produziert, die riesige frei schwingende Korpus ist da doch sensibel.
Die Hölzer sind wundervoll gemasert. Auch wenn der hohe Listenpreis nur von wenigen bezahlt wurde, merkt man einfach, dass man hier ein sehr hochwertiges Stück in der Hand hat.

Die ES 165 Herb Ellis ist irgendwo dazwischen. Fetter, bluesiger im Ton, dennoch jazzig weich und klar, perfekt spielbar und auch vom feedback her weniger empfindlich.
Dass sie knapp 30 Jahre alt ist, sieht man, aber das macht sie für mich zur charakterstärksten Gitarre in diesem Trio. Feine Lackrisse, nachgedunkelte Bindings, Spuren da und dort. Die hat echt Charisma.

Was ist nun mein Fazit? Ich mag sie alle drei sehr gern.
Würde ich nur eine behalten dürfen, welche? Vermutlich die 165 Herb Ellis, weil sie die Vorteile der beiden anderen vereint und wirklich geil klingt, auch wenn die Solid Formed wirklich toll ist.

Wenn man bereit ist, die die fünfstelligen Summen zu gehen, könnte man bei Gibson vermutlich noch besseres kaufen, aber das wäre bei mir Perlen vor die Säue werfen und ist auch nicht nötig.

Würde mich sehr freuen und interessieren, eure Erfahrungen mit Gibson Jazzgitarren zu hören.
 
Eigenschaft
 
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Mir läuft das Wasser im Mund zusammen , die Finger wollen irgenwelche
bizarren Jazz Chords zu spielen, G.A.S , obwohl ich nicht so der Jazzer bin
aber ich spiele auf meiner Gretsch G5420 auchkeinen RockBilly ,da geb ich mir den
Neil Young.
Zurück zu den Jazz Gitarren von Gibson, die strahlen manchmal eine Auro von
alten Jazz-Clubs aus.

Grüße
 
Ich möchte vielleicht noch ein ganz wesentliches Element des Tones herausheben, weil sich das gerade bei meinen Jazzgitarren sehr deutlich bemerkbar macht - die Bridge:

Meine drei Gibsons haben alle drei unterschiedlichen Varianten verbaut.

Die ES 135 eine tune o matic auf 2 Stahlschrauben, die im massiven centerblock verankert sind, die ES 165 tune o matic auf einer Palisanderbasis und die Solid Formed einen kompletten Steg aus Palisander, welche beide nur auf der Decke aufsitzen, weil es darunter ja hohl ist.

43 Gibson ES 135 Limited Edition 25.jpg


60 Gibson ES 165 15.jpg


58 Gibson Venetian Solid Formed Archtop 51.jpg


Das hat natürlich schon sehr deutliche Auswirkungen auf den Klang. Ich hab mal bei einer günstigen Ibanez Artcore (ja, die hab ich auch noch) die tune o matic gegen eine Palisanderbridge getauscht und das hat sehr zum "jazzigen" Ton beigetragen, soweit das halt bei der Bauweise möglich war.

Habt ihr vielleicht bei Gibsons damit experimentiert oder entsprechende Erfahrungen gemacht?
 
Spielt hier wirklich keiner Gibson Jazzgitarren, oder will nur keiner drüber reden? :confused::gruebel:
 
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Würde mich ja gerne mit dir über
Gibson Jazz Gitarren unterhalten
aber ich kann nur mit einer Paula
Custom und zwei Firebirds und einer
A -Gitarre Hummingbird aufwarten.
Sind aber alles keine Jazz- Mamas
Obwohl die Gibson Designer und
Marketing-Strategen die F-Bird als
Jazz -Gitarre im Sinn hatten

Grüße
 
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Moin,
da melde ich mich auch mal zu Wort. Ich habe schon immer Luftgitarren wie 335, ES 175 L5 gemocht und irgendwann hatte ich mal das Geld zur Seite gelegt um mir eine Vollmassivjazzgitarre zu kaufen. Die Überlegung war ursprünglich eine Heritage Super Eagle zu kaufen auch eine Gibson Super 400 stand zur Debatte. Die Super 400 hatte es mir angetan, ich konnte mal ein neueres Exemplar spielen und war baff vom Klang und der scheinen Größe der Gitarre. Eine SJ 200 war lange meine bevorzugte Akku , was lang da näher als eine Super 400 zu kaufen. In nahen Musikgeschäft eine Anfrage gestellt, sie würden mir Bescheid geben wenn sie die Möglichkeit hätten eine Super 400 zu bestellen. Nachdem ich bestimmt ein Halbes Jahr nichts vom Geschäft gehört hatte bin ich auf die Suche gegangen und habe eine Super 400 in den USA gefunden.
Eine 2005 Super 400 in Sunburst von Hutch Hutchins als Masterlabel Gitarre. Der Verkäufer hatte das Mastertonelabel im 2. F-Loch übersehen und so bekam ich die Gitarre zu einem sensationell günstigen Preis .

Als Rocker spiele ich ja gerne mit Zerre, kann aber auch ein paar Jazz und Blueslicks raushauen, die Gitarre ist im angezerrten Bereich eine absolute Macht, am Plexi, leicht aufgedreht geht die Gitarre ab wie Luzie.
IMG_20200724_101043_BURST001_COVER.jpg


Die Amis sagen gerne zu der Super 400 sie klinge wie eine 335 auf Steroids.
 
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Wunderschönes Ding! Wie sieht es denn bei Zerre mit Feedback aus? Hast du da keine Probleme?
 
Dankeschön.
Es kommt darauf an, je nachdem wo der Amp steht kann es ganz schnell wowowo machen. Im Musikzimmer habe ich gerne den Amp vor mir stehen da geht das gehupe schon kurz über Zimmerlautstärke los, auf der Bühne kann ich mit einem Alexi und der 2x12 ganz schön Alarm machen. Vor allem braucht man recht wenig Gain um ne schöne Sustainverlängerung zu bekommen. Vom 1. bis zum 10. Bund ist die Gitarre eine Macht, dort wird aber auch das Geld verdient.
 
Geld verdiene ich mit meiner Spielerei auf keinem Bund, aber das strebe ich auch gar nicht an.....:redface:
 
Ich verdien auch keine Geld mit der Gitarre, hab mal so ein ähnliches Zitat gehört und fand dass es sehr gut zu diesem Eimer paßt.
Ab dem 15. Bund wird es beschwerlich mit der Gitarre, bis zum 12. Bund spielt sie sehr gut. Was ich beachtlich finde wie fein und gut so ein Trumm anspricht.
Tolles Instrument, ich spiel es leider viel zu selten.
 
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Ok, wenn ich sie gar nicht mehr brauche, kann sie bei dir einziehen. . Achtung sie ist aber ein ganz schön großer Eimer und unverstärkt auch recht laut. Bin aber sehr froh dass ich sie habe. Den Umbau von Palisandersteg auf Tuneamatic habe ich mal bei einer FGN Jazzgitarre gemacht, klanglich wurde sie etwas härter, sie verlor den leicht akustischen Touch. Da ich die Super schon hatte habe ich wieder den Palisteg draufgemacht.
 
Mit den Gibsons fühle ich mich nun richtig im Thema Jazzgitarre angekommen und die haben die vermisste Ausstrahlung, vor allem die letzten beiden.

Verdammt, ich hatte damals schon gedacht, dass ich dir auf den Kopf zusagen soll dass du doch mal beim Original landen würdest... Naja, hinterher kann man das ja immer behaupten (Hindsight Bias Olé!). :weird:
Meine Glaskugel zeigt allerdings noch eine geschnitzte Gibson in deiner Zukunft. Ist etwas beschlagen das Ding (muss wohl die Chakren neu thaumatisieren lassen oder sowas), daher seh ich nicht, ob es eine L5 oder Super 400 ist. Kommt aber. Schicksal und so.

Spaß beiseite: Die L5 ist für mich das bedeutendste Instrument des 20. Jahrhunderts und der historische Markenkern von Gibson. Ohne Lloyd Loars geniale Idee, der Gitarre eine gewölbte Decke zu verpassen, würden wir heute vielleicht Banjos spielen, denn deren Rolle in der Big Band hat die Archtop ja übernommen.
Und jetzt schaut mal auf die Gibson Hompage.... die einzige Archtop da ist die Chuck Berry ES 350T. Keine ES 175, keine Byrdland, keine Super 400 und keine einzige L5. Man kann sie wohl derzeit nur über Händler als echte Custom Order bestellen. Weder unter Norlin noch unter Henry J sind die Archtops derart unter die Räder gekommen.
Letzterer hat ja eine kleine Renaissance eingeläutet und die Exemplare ab den 90ern sind echt verdammt gut, da kann ich deine Einschätzung der ES165 nur bestätigen. Ich hatte schon ein paar unter den Fingern und die waren durch die Bank richtig gut - mir waren sie sogar lieber als die meisten neueren ES175 mit Ausnahme der VOS.

Die Super 400 von @Schobbeschligger ist mal ein Traum - meinen Glückwunsch, dass du sie günstiger bekommen hast. Ich habe ehrlich gesagt nie einen großen Unterschied zu nicht-MasterTones bemerkt aber preislich macht sich das trotzdem deutlich bemerkbar. Die S400 finde ich als großer Fan von Kenny Burrell eh genial. Dummerweise ist sie mir ein paar Nummern zu groß und ich würde dahinter einfach komplett verschwinden. Naja, so eine L4CES hat auch was ;)
Irgendwann wird wohl auch eine hohle Gibby bei mir einziehen und meiner R7 Gesellschaft leisten. Spätestens zum runden Geburtstag :opa:
So ein klitzekleines bisschen schiele ich ja auf die Tal Farlow.... eine originale ES350 als Bebopmaschine ist ja inzwischen preislich total entrückt.

Á propos: Wie wäre es damit, den Thread in "Gibson Archtops" umzubenennen? Jazz kann man ja auf fast allem spielen und Archtops sind eigentlich sehr viel vielseitiger.

Zwofünfeinzigst
Captain Blackguard
 
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Ich glaube, mit einer 335 kriegt man das alles auch ziemlich gut hin
 
Natürlich, da hast du völlig recht. Eine 335 gehört sowieso zum Standardbesteck.
Dennoch sind die dicken Archtops noch mal ganz was anderes.
Nicht, dass ich das Potential der einen oder anderen spielerisch auch nur annähernd ausschöpfen könnte … aber die Unterschiede in Sound und Handhabung fallen sogar mir auf und manchmal macht es einfach Freude, so eine richtig voluminöse Jazzbox zu spielen.
Diese brillanten Höhen und den akustischen Ton der SF Venetian bekommst du aus der 335 nie raus.
Ob man das braucht oder will, ist natürlich eine andere Frage.

Es ist wie immer auch sehr viel Geschmackssache dabei. Diese Woche konnte ich eine originale 1955er ES 175 mit einem P90 spielen. Das Ding ist echt wertvoll und entsprechend teuer, hat aber bei mir nicht so richtig gefunkt. Schon sehr schön, aber in Natural sehr dezent, fast schon zu schlicht für das Geld und die Bünde sind so extrem flach, dass ich mir schwer getan habe. Sicher eine tolle Gibson Jazz-und Bluesgitarre, aber für mich wäre sie nicht erste Wahl.
Der Eigentümer ist aber Profi, studierter Jazzer und leidenschaftlicher Chicago-Blueser. Der spielt das Ding doch ganz anders, als ich es imstande wäre und ist happy damit.

Hier ist sie mit meinem letzten Erwerb noch Se(a)ite an Se(a)ite bei Greg Hilden.
ES 165 und ES 175 Gerry.JPG
 
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Gregor Hilden schafft grad Platz für seine Freundin und verkauft viele Vintage Schätzchen aus seiner umfangreichen Gibson Jazz Sammlung. Schlagt zu!
 
Schon gesehen - aber derzeit bin ich mehr als gut versorgt!
 
Aber man kann doch nie genug Gitarren haben, oder?
 
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Spielt hier wirklich keiner Gibson Jazzgitarren, oder will nur keiner drüber reden? :confused::gruebel:

seit Freitag Abend kann ich mitreden :) :) :)

Eine Gibson L4 in Rot hat den Einzug bei mir gefunden.
Auch wenn ich mich noch etwas umgewöhnen muss, macht es Spass und fühlt sich sehr gut an.

Gibt es Verstärker, welche sich speziell für Archtops anbieten?
 
Sehr schön - zeig uns bitte Bilder! Optisch ist die L4 ja der ES 175 sehr ähnlich, aber natürlich mit massiven Hölzern. Sehr edel! Vor allem in Rot gefällt sie mir.

Was Verstärker betrifft, spiele ich die Archtops seit einiger Zeit ausschließlich über den Fender Deluxe Reverb Tone Master. Der Cleansound ist hervorragend und hat auch einiges an headroom.

Bei den Solids mag ich sowohl den Tone Master, als auch die Röhren Amps, aber bei den Archtops ziehe ich die digitale Variante ganz klar vor.
 
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