Was kosteten E Gitarren in der 50er Jahren?

  • Ersteller blechgitarre
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Bei Fender waren Produktion (Leo Fender) und Vertrieb (Dale Hyatt) von Anfang an getrennt. Beide hatten ihre Preisvorstellungen, wollten Gewinne und haben getrennt bilanziert.

Die Gibson Junior-Modelle kann man vom Aufwand her, am ehesten mit den Fender-Gitarren vergleichen und da sieht man dann auch in etwa, dass die Fender-Produkte eigentlich überteuert waren. Weil es halt ging und es immer noch teurere Gitarren von anderen Herstellern gab. Gibson dagegen, durfte nicht so immens teurer sein, da sie sonst nichts oder nur wenig verkauft hätten. So weit meine Theorie. ;)

Ja das denke ich auch, Fender war damals überteuert.
Aber weil es eben weniger Billiganbieter gab, und die Stückzahlen eh winzíg waren konnten die Hersteller eben viel verlangen.
Die Frage ist nur weshalb Fender soviel mehr verlangen konnte als Gibson für eine billige LP junior?
 
...Die Frage ist nur weshalb Fender soviel mehr verlangen konnte als Gibson für eine billige LP junior?

Vielleicht weil die Stars Fender gespielt haben und die Käufer von Gitarren dann eben genau das Gleiche wollten. Ich meine, dass Fender damals der Platzhirsch war und Gibson der Newcomer und Hersteller, der noch aufholen musste.
 
Gibson der Newcomer
Aber nur was E-Gitarren mit Massivkorpus betrifft und die erste Les Paul kam nur zwei Jahre nach der Telecaster und zwei Jahre vor der Stratocaster, auf den Markt.

Zwei Jahre war damals eine relativ kurze Zeit, was den Markt betrifft. Da hat es wohl länger gebraucht, bis in den USA alle wussten, dass es überhaupt massive E-Gitarren gibt. ;)

Als Hersteller von Gitarren und auch E-Gitarren, war da Gibson schon viel länger im Geschäft. Chuck Berry hat seine halbakustische Gibson immer als "old-style" beschrieben. Zumindest ist mir das im Film "Hail! Hail! Rock 'n' Roll" aufgefallen.
 
Aber nur was E-Gitarren mit Massivkorpus betrifft ....

Reden wir hier nicht über E-Gitarren in Massivbauweise? ;)

Gut, die ein oder andere 335 ist in den Preislisten aufgetaucht, aber Tenor sind doch die Vollhölzer.
 
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Es ging mir darum, das Gibson kein Newcomer, sondern schon fast 50 Jahre vor Fender da war. Die zwei Jahre, die die Telecaster Vorsprung hatte, waren damals eher nichts. Bis die Vertreter der Hersteller alle Musikgeschäfte im Land abgeklappert hatten, um die neuen Modelle anzupreisen, Bestellungen aufnahmen und diese dann gefertigt und geliefert wurden, verging viel Zeit.
 
Seltsam erscheint mir, das damals die einfach zu bauenden Fender so teuer waren wie die noble LP.
Die mit geleimtem Hals und gewölbter Decke doch viel aufwändiger zu produzieren ist.

Der alte Leo Fender war halt ein Fuchs ... Gibson brauchte für die Produktion ausgebildete Gitarrenbauer, da deren Solid-Bodies - erst recht die Semi-Acoustics - viele Merkmale des traditionellen Akustikgitarrenbaus aufwiesen wie eingeleimte Hälse, Bindings, aufwändige Inlays, aufgeleimte und geshapte Decken usw.

Tele und Strat dagegen sind Leo Fenders Antwort auf die Frage, wie man solche Instrumente von angelernten Hilfskräften möglichst effizient und in großer Masse produzieren kann: Hals und Korpus können separat voneinander bearbeitet und lackiert werden, die Elektronik wird auf dem Pickguard vormontiert und erst zum Schluss werden die Teile verheiratet. Es heißt, dass er sich dabei auch von den Produktionsverfahren der Autoindustrie inspirieren liess.

Dass Fender für die Strat dennoch denselben Preis wie für eine ungleich aufwändiger zu produzierende Les Paul am Markt durchsetzen konnte, lag daran, dass die Strat natürlich ein enorm innovatives, ja bahnbrechendes Instrument war: Im Vergleich zu einer an klassischen Gitarrenformen orientierten, daher eher konservativ wirkenden Les Paul stand die Strat damals wie ein Raumschiff da mit ihrem fließenden Shaping. Auch die Ende der 50er eingeführten bunten Lackierungen, die sich Fender bei den Caddies & Co. der 50er abgeschaut hatten, trafen den Nerv der Zeit. Die heute so begehrten Bursts waren 1960 total out, die Teile verkauften sich nicht mehr und Gibson ersetzte die "biedere" Les Paul durch die "modernere" SG-Form ... (von den heute so gesuchten 58-60er Paulas gibt es so wenig, weil damals mangels Nachfrage einfach nicht mehr produziert wurden, was für eine Ironie ...) Unter dem Innovationdsdruck entstandene Modelle wie die Flying V und Explorer floppten zu ihrer Zeit (1958) völlig ...

Fender war da einfach dichter dran am Puls der Zeit und an den Bedürfnissen der Musiker, die in den Ende der 50er/Anfang der 60er aufkommenden neuen Musik-Genres unterwegs waren.

Aber neben "Style"-Fragen brachte die Strat natürlich auch sinnvolle technische Neuerungen, mehr Soundvielfalt durch die 3 SC, das - im Vergleich zum Bigsby - verstimmungsfrei funktionierende "Tremolo", ja und der durch das ergonomische Shaping bedingte Komfort ist ja im Prinzip bis heute Vorbild für viele Modelle. Das war schon ein großer Wurf.

Tja, und so bezahlten die Musiker halt für "den heißen Scheiß" Strat dasselbe wie für eine Les Paul. Fenders Marge in den Jahren dürfte im Vergleich zu Gibson sehr zufriedenstellend gewesen sein ...
 
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...und ich will ja nichts sagen, aber eine günstige US-Strat liegt meistens noch immer etwas über dem Preis einer billigen Gibson Les Paul, welche ja auch aus den USA kommt.
 
...und ich will ja nichts sagen, aber eine günstige US-Strat liegt meistens noch immer etwas über dem Preis einer billigen Gibson Les Paul, welche ja auch aus den USA kommt.
Wenn heute eine Les Paul günstiger ist, als eine Strat, dann kann es nur eine gegenüber dem Ur-Modell "Standard" abgespeckte Variante sein, die z.B. auf ein eingefasstes Griffbrett, gewölbte und/oder geflammte Decke verzichtet, günstigere PUs bieten weiteren Spielraum nach unten. Wenn also eine "Studio" im Bereich einer Standard-Strat liegt, ist das nachvollziehbar, eine extrem abgespeckte Junior ist abgesehen vom eingeleimten Hals in jeder Hinsicht "weniger" (Material, Bauteile, Komplexität) als eine Strat.

Wobei wir uns ja hier alle gefragt trotzdem haben, wie Gibson in den letzten Jahren Gitarren "Made in USA" für unter 600,- anbieten konnte, selbst wenn sie extrem abgespeckt und kaum lackiert "(faded") waren ... Offenkundig war Gibson mit der Ausrichtung aber auch nicht sehr erfolgreich, weder monetär, noch auf das Image bezogen (Verarbeitungsschwankungen, "verramschen").

Ich finde den Link gerade nicht, irgendwer hatte hier neulich (in einem verwandten Thread?) zu Übersichtscharts verlinkt, die die Preisentwicklung der US-Gitarren seit den 50er zeigen: Während die Gibson-Gitarren (inflationsbereinigt) etwas günstiger geworden sind, sind Fender signifikant günstiger geworden - ein weiteres Indiz, dass Fender sie zu Beginn "überteuert" verkauft bekommen hat, irgendwann aber eben nicht mehr.

Somit zum aktuellen Vergleich, da nimmt ja am besten zwei Vergleichsmodelle mit Specs, die denen der Urmodelle (weitgehend) entsprechen:
https://www.thomann.de/de/fender_am_original_50_strat_mn_2csb.htm
https://www.thomann.de/de/gibson_les_paul_standard_60s_ub.htm

Da ist zwar die Strat weniger teuer, wenn ich den konstruktiven Aufwand vergleiche (und mutmaßlich auch die von Gibson verwendeten Holzarten per se teurer sind, ebenso Humbucker gegenüber SCs) dann kommt mir die Strat immer noch vergleichsweise teuer vor - oder die Les Paul tendentiell günstig, je nach Sichtweise.

Für mich ist jedenfalls offensichtlich, dass eine klassisches Strat-Modell - geht man von vergleichbarer Qualität des Ausgangsmaterials und selbem handwerklichen Anspruch/Produktionsbedingungen aus - immer deutlich (!) günstiger sein müsste, als ein klassisches Les Paul-Modell.

Bei deutlichen Abweichungen davon kann man halt spekulieren, ob da möglicherweise ein Anbieter zu viel Kohle aufruft - oder wie es der andere im Umkehrschluss schafft, einen günstigeren Preis aufzurufen, als man aufgrund der Andersartigkeit der Produkte eigentlich zugrunde legen würde.
 
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Aber neben "Style"-Fragen brachte die Strat natürlich auch sinnvolle technische Neuerungen, mehr Soundvielfalt durch die 3 SC,
Die 3 Pickups waren auch eine gezielte Marketingentscheidung: Einer mehr als bei der Konkurrenz.
 
Für mich ist jedenfalls offensichtlich, dass eine klassisches Strat-Modell - geht man von vergleichbarer Qualität des Ausgangsmaterials und selbem handwerklichen Anspruch/Produktionsbedingungen aus - immer deutlich (!) günstiger sein müsste, als ein klassisches Les Paul-Modell.

Bei harley Benton kostet die billigste Kopie der ursprünglichen nobel LP mit Bindings und Ahorn Mahagony Korpus und geleimter Hals 185 Euro
https://www.thomann.de/de/harley_benton_sc_450plus_ld_vintage_series.htm
Die billigst Urstrat Kopie (allerdings abweichend mit Lindekorpus)
77 Euro
https://www.thomann.de/de/harley_benton_st_20hss_ca_standard_series.htm

wenn man annimt,dass Thoman seine Harley alle ähnlich kalkuliert kostet eine noblel LP doppelt soviel wie ne Strat.
 
(...)kostet eine noblel LP doppelt soviel wie ne Strat.
Ich denke, dass das diese Relation die bauartbedingten Unterschiede zwischen den Gitarren-Typen (in jeweils klassischer Konfiguration entsprechend der End-50er Modelle) zutreffend wiedergibt.

Ergo: Wenn Gibson es schafft, eine Les Paul mit (mehr oder weniger) authentischen 50s-Specs für 2200,- zu positioneiren, dürfte für mein Empfinden eine "American Original 50s"-Strat nicht so weit von 1000,- weg sein ... Es sei denn, Gibson fährt da immer noch absolute Kampfpreise, die auf Kosten von irgendetwas gehen (müssten)?
 
. Hier gibt es ein paar Statistiken (auf Englisch), daraus geht hervor, dass E-Gitarren von Gibson inflationsbereinigt eher teurer geworden sind, so wie auch die Martin D-28, während Fender-Gitarren günstiger geworden sind.
Ich habe gerade mal auf das Diagramm zu den angeblichen Strat-Preisen draufgeschaut und staunte. In den 60ern und 70ern soll sie bei 2100$ gelegen haben! Ha,ha! Als ich Ende der 60er ein junger Bursche war, hätte ich gerne eine Strat gekauft. Sie kostete damals in Deutschland (Achtung: Dollar/DM war damals ca. 4:1) ca. 1200,- DM. Das war mir als Schüler und Arbeitersohn viel zu teuer.
 
In den 60ern und 70ern soll sie bei 2100$ gelegen haben! Ha,ha!
Wer lesen mag, ist auch hier klar im Vorteil. Das Chart zeigt - richtigerweise! - den inflations-angepassten empfohlenen Verkaufspreis. Also die Gitarre hat quasi auf heutige Inflation angepasst "damals" diese $2100 gekostet, weil ein $ damals eben "mehr Wert" war. So wird ein Schuh draus, zeigt genau das, was ich vorher ja mal mit meiner kleinen verlinkten Beispielrechnung auch rausgefunden habe.

Genau sowas muss man tun, wen man vergleichen will.
 
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Grobe Rechnung "Heute" ergibt 1000 / 22.800 = 4.39% seines verfügbaren Jahreseinkommens muss ein Arbeitnehmer für die 1000-EUR-Gitarre ausgeben. Dieselbe Gitarre in 1990 hat 600 / 14063 = 4.27% des damaligen Einkommens verschlungen. Da kann man sagen - gemessen am Einkommensniveau haben die Teile damals wie heute dasselbe gekostet. (...)
Die Größe "Anteil am verfügbaren Jahreseinkommen" erscheint objektiv, erfasst aber andererseits keine Gewichtung, die sich aus der Relation zu anderen Ausgaben ergibt. Und die für die Wahrnehmung des Käufers sicher eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

Ein Beispiel: Über die Jahrzehnte ist z.B. der Anteil der Aufwendungen für Wohnungsmiete am Nettoeinkommen deutlich gestiegen, für andere Lebenshaltungskosten gilt das auch; deswegen könnte sich die - zunächst mal unveränderte - Ausgabe von 4,5% des Nettolohns für eine Gitarre heutzutage für einen durchschnittlichen Verdiener durchaus signifikant anders anfühlen, als vor 30 oder gar 50 Jahren.

Insofern behaupte ich, dass die vermeintlich objektive Zahl da auch nicht die ganze (individuelle?) Wahrheit erfassen kann.

Vielleicht sollte man die Ausgabe für eine Gitarre nicht allein in Relation zum Nettoeinkommen betrachten, sondern schauen, ob sich die Relation zum "frei verfügbaren Einkommen nach Abzug aller Lebenshaltungskosten" verändert hat?
 
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So genau will man es vielleicht gar nicht wissen. ;)

Direkt vergleichbar ist es sowieso nicht. Heute zählt ja jeder z.B. die Anschaffungs- und Erhaltungskosten für sein Mobiltelefon, sowie für Internet zu seinen Lebenserhaltungskosten. Unterhaltungselektronik muss unbedngt sein. Lebensmittel sind im Vergleich spottbillig geworden. Auto hat heute jede Familie, meist sogar zwei oder mehr, in den 50ern fuhren die meisten mit dem Fahrrad oder Moped usw.

Die Art wie man lebte war schon sehr viel anders und so auch was wichtig war im Leben und wofür man bereit war, Geld auszugeben.
 
Gute Punkte. Genau herleiten kann man es wirklich nicht, mit so Rechnungen in Richtung Inflation/Einkommen kriegt man aber das "ach was waren die damals billig" etwas runtergekämpft (wenn die Leute bereit sind das zu lesen und mitzudenken). Und wenn man die Musikhelden-Biographien so liest, gibt es noch den Aspekt "was sind denn die Alternativen" zu beachten. Die Spreizung zwischen irgendeiner "finanziellen erreichbaren" Einsteigergitarre und den "Traum-"Gitarren der Marken muss deutlich weiter gewesen sein als zwischen der heutigen China-Ware und den anderen Instrumenten. (Schaut euch mal das Video von Paul Davids an, wo er 4 Akustik-Gitarren um die 150 EUR vergleicht....)

Oder mal so herum gerechnet - eine heutige $200-Gitarre hätte im Jahr 1955 nur knapp $21 kosten dürfen (also noch weniger als 10% des Preises einer Strat oder so), und (!) auch weniger als ein Einstiegsmodell von z.B. Silvertone, die fast das doppelte gekostet haben. Und da rede ich nur vom Preis, nicht von Bespielbarkeit.

Meine Thesen bleiben dieselbe:
(1) "Marken"gitarren waren auch "früher" schon relativ teuer (man muss bei den niedrigen absolut-Preisen halt Inflation und Kaufkraft usw berücksichtigen)
(2) Das Preisniveau der "Marken"gitarren hat sich im Zeitverlauf unterschiedlich entwickelt (Gibson eher teurer, Fender eher billiger)
(3) "Heute" liefern "Einstiegs"instrumente eine deutlich höhere Qualität als "früher".
Der weiter oben verlinkte Reverb-Artikel unterstreicht 1 und 2, 3 ist eher meine Meinung als Wissenschaft. Es gibt nach dem was ich so wahnehme aber heute deutlich weniger praktisch unbespielbare Gurken als damals.
 
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Hatte in den frühen 70zigern mal Riebe, s Fachblatt in der Hand und auch gekauft, da wurde eine Ibanez Paula Custom
mit der Gibson Paula Custom verglichen und die Gibby sollte irgendwas um die 5000.-D-Märker kosten.
Mein ersten Azubi -Gehalt 1971 waren 163.- DM ,also die Gibson Paula war erstmal SCIENCE FICTION
viele Jahre wurde sie dann Realität
aber Marke war schon immer teuer

Grüße
 

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