Gitarrespiel während/nach Genesung Schlüsselbeinbruch - Erfahrungen?

Die Physiotherapeutin hat mir im Krankenhaus ein paar Übungen und Verhaltensweisen an die Hand gegeben. Die werde ich nicht wieder sehen. Und bei solch simplen Bewegungsmustern, die mir da angeraten wurden vermutlich auch niemand anders aus dem Fach.

Ich denke, ich werde sehr vorsichtig ausprobieren müssen wie viel möglich ist. Immer lieber weniger als mehr und wenn es mal "besonders gut läuft" ganz besonders bremsen. Was mir ja auch im großen und ganzen von allen hier auch so geraten wird.
Vielleicht stolpert ja doch noch jemand mit eigenen Erfahrungen über diesen Thread und kann davon berichten...
 
Hier ein Erfahrungsbericht, wohl nicht als selbst Betroffener, aber aus nächster Nähe:

Vor einigen Jahren hatte ich wegen eines Unfalls zwei Wochen stationär in einer Unfallklinik verbringen müssen (BG Unfallklinik Ludwigshafen). In der zweiten Woche wurde ein Patient mit einem Schlüsselbeinbruch auf mein Zimmer gelegt. Dessen Schlüsselbein war ebenfalls in mehrere Teile gebrochen (nebenbei finde ich sieben Teile schon sehr heftig) und wurde mit einer Platte verschraubt.
An den Mann und die Geschichte erinnere ich mich noch gut, er gehörte zu der ungeduldigen, fast schon ein wenig renitenten Sorte. Die ausführlichen und (anfangs noch) geduldigen Erklärungen des Arztes bei den Visiten sind mir auch noch im Ohr. Der Mann wurde sehr ermahnt und gebeten, sich strikt zu schonen. Das Schlüsselbein sei ein sehr dünner Knochen, dazu kaum zu fixieren, und die Verschraubungen der Platte seien deshalb gerade beim Schlüsselbein stets recht labil. Es sei unbedingt Sorge zu tragen, dass sich da nichts lockert oder gar löst, weil das den Heilungsprozess erheblich verzögert.
Nachdem der Mann (unerlaubt) eines Abends einer Kneipe in der Nähe einen Besuch abstattete, war der Arzt am nächsten Tag sehr ungehalten und ermahnte ihn nochmal eindringlich, sich doch bitte strikt an die Anweisung sich zu schonen zu halten.
Ich wurde kurz darauf entlassen, musste aber zwei Wochen später zur ersten Nachkontrolle wieder in die Klinik. Ich war ganz überrascht, den Mann mit dem gebrochenen Schlüsselbein immer noch auf der Station anzutreffen. Was war passiert? Der Mann hatte natürlich keine Vorsicht walten lassen und die Knochenstücke hatten sich verschoben im Prozess des beginnenden Zusammenwachsens. Schief natürlich.
Mit dem Ergebnis, dass die Knochenstücke operativ wieder getrennt und neu ausgerichtet werden mussten - und der Mann erheblich länger in der Klinik bleiben musste, als wenn er sich geschont hätte.

Knochen brauchen etwa 5-6 Wochen, um wieder mit einer ausreichenden Stabilität zusammen zu wachsen. Ab dem Moment kann in der Regel wieder voll belastet werden. (Bei einer sehr sicheren Fixierung kann deutlich früher schon belastet werden, aber die sei speziell beim Schlüsselbein praktisch nicht möglich, wie der Arzt seinerzeit bei den Visiten erläuterte.)
Ich würde also raten, lieber auf Nummer sicher zu gehen und mit dem Spielen so lange zu warten, bis es das uneingeschränkte o.k. zur Belastung gibt vom behandelnden Arzt.
 
Ist nicht Schlüsselbein, aber ich hatte unter anderem die rechte Schulter schwer lädiert, hab aber keine Schraube oder Gelenk benötigt.

In der Reha selber wurde recht schnell trainiert und auch nicht gerade sanft und da war auch nichts. Beim Training dort wurde ich erst mit passiven Bewegungen und Ultraschall aufgewärmt und hab dann an geführten Maschinen seeeeehr langsam trainiert.
Ich habe eh aus Vorsicht erst nach 2 Monaten wieder angefangen Gitarre spielen wo weder Ärzte noch Physio (spezialisiert auf Sport und Arbeit) was dagegen hatten.
Anfangs habe ich nur manchmal ein bissl Ziehen gehabt. Klassisch No Pain no Gain weitergemacht, langsam Zeit gesteigert da der Schmerz zwar immer da war, aber nur ganz minimal. War eigentlich nur ein Ziehen. Dann hat es sich in der Gegend alles das erste mal entzundet. Vorderer Trapez (setzt am Schlüsselbein an), Bizepssehne, ... ich weiß die Namen alle nicht mehr, aber alles zwischen Schlüsselbein, Schulter und Bizeps war beleidigt und hat geschmerzt. Und ich bin nicht wehleidig. Wenn ich 20 Minuten gespielt habe war das am nächsten Tag heftig.
Ich kürze einfach mal ab. Das Ende war dass ich immer und immer wieder probiert habe wieder anzufangen und es sich immer nach ein paar Wochen entzündet hat. Nach drei Jahren habe ich aufgegeben, alles verkauft bis auf meine 4 Lieblingsgitarren.

Hab ich zu früh angefangen, bin ich gleich zu heftig wieder ran? (Ich habe mit 10 Minuten angefangen und alle 2 Tage um 5 Minuten gesteigert), wärs anders gekommen wenn ich einen weiteren Monat nichts getan hätte? ... ich weiß es nicht. Erst nach knapp 10 Jahren hat mich ein Kumpel so lange belabert, ob ich nicht doch nochmal probieren möchte ... und jetzt geht es wieder.

Ist jetzt ein extremeres Beispiel und trifft nicht ganz auf Schlüsselbeinbruch zu, aber soll zeigen, dass man Verletzungen nicht unterschätzen sollte, Experten nicht alles wissen und auch kleine Bewegungen wenn sie stark repetitiv sind für den Körper extrem sind. Daher ist meine Meinung, lieber eine Woche dranhängen oder wirklich nur ganz kurz ein paar Fingerübungen, eher vorsichtig sein, beim geringsten Schmerz lassen.
 
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Thread gem. Subforen-Headertext Griff-/Spieltechnik ("Das Forum zur Griff- und Spieltechnik von E-Gitarren....der Ort, in dem...physische Probleme wie Sehnenscheidenentzündungen ihren Platz haben.") eben dorthin verschoben.

LG Lenny (für die Moderation)
 
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Ich hatte auch schon diverse Frakturen, unter anderem auch Schlüsselbein.
Links ist doof, weil da der Gitarrengurt hängt und dann drückt wie die Sau.
Rechts ist ansonsten eigentlich immer bei allem doof.

Mein Fazit: auf keinen Fall zu früh anfangen, dann aber konsequent Physio, Bewegung etc.
Und darauf hören, was der Arzt und der KG sagt.

wird schon!
 
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Mein Hausarzt widerspricht den Ärzten im Krankenhaus vehement. Mindestens eine Woche warten bis ich irgendwas mit Instrumenten mache. Bei den Mobilisations-Übungen ist auch was (erstmal) rausgeschmissen worden. In einer Woche wird dann neu drauf geschaut. Klingt insgesamt erstens viel vorsichtiger und zweitens auch realistischer.
 
Lieber Chris,

ich habe selbst die einen oder anderen Eingriffe hinter mir und habe vor einigen Jahren auch als PT umgeschult und kann dir nur anraten: Warte ab und mach vorsichtig.
Geduld!

Gute Besserung, da ist dir das Kind übel reingefahren.

vlg
 
Ist mir jetzt unangenehm:

wurde ich von einem Kind unsanft vom Rad geholt und habe mir das Schlüsselbein rechts in sieben Teile zerbrochen.

Ich hatte deinen ersten Beitrag offensichtlich nicht richtig gelesen. Ich habe gemeint, dass "du(!) als Kind unsaft vom Rad geholt wurdest". Dadurch bin ich davon ausgegangen, dass der Unfall schon lange her ist.

Hmmm ... soll ich jetzt auf´s Klo gehen oder lieber nochmal warten? Was meint ihr?:ugly:
Ich für meinen Teil spiele Klavier und Gitarre eher peripher mit dem Schlüsselbein, sondern sind es doch hauptsächlich die Finger und das Handgelenk, die die meiste Arbeit leisten.

In diesem Zusammenhang macht mein Komentar also im besten Fall keinen Sinn und im schlimmsten Fall ist er eher beleidigend. Unangebracht aber definitiv.

Also sorry dafür @chris_sun :redface:
 
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Ich hatte deinen ersten Beitrag offensichtlich nicht richtig gelesen. Ich habe gemeint, dass "du(!) als Kind unsaft vom Rad geholt wurdest". Dadurch bin ich davon ausgegangen, dass der Unfall schon lange her ist.
Dann verstehe ich deine Reaktion. Fühlte mich davon etwas vor den Kopf gestoßen... Danke für die Klarstellungen!
 
Ich hatte auch einen Schlüsselbeinbruch nach 1-2 Monaten Genesungszeit war Gitarre- und Klavierspielen kein Problem.
 
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Ich für meinen Teil spiele Klavier... eher peripher mit dem Schlüsselbein, sondern sind es doch hauptsächlich die Finger und das Handgelenk, die die meiste Arbeit leisten.
Falls du dich noch im Fünftonraum der elementarsten Anfängerliteratur bewegst, mag dies evtl zustimmen...:evil:
;)
 
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Ich kann dir nur empfehlen mind. 6 Wochen nach der OP abzuwarten. Das ist ganz grob die Regel, in der ein Bruch/das OP Gebiet nicht strapaziert werden sollte. Danach Absprache mit dem Arzt/Physio! So lange solltest du die Finger still halten und dir selber den Gefallen damit tun!
 
Ich muss mal kurz OFF TOPIC erwähnen, dass mir das Profilbild von @chris_sun sehr gut gefällt! Kommt mir irgendwie bekannt vor. :D
 
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Ich muss mal kurz OFF TOPIC erwähnen, dass mir das Profilbild von @chris_sun sehr gut gefällt! Kommt mir irgendwie bekannt vor. :D
... und ich bin auf der Suche nach nem neuen Profilbild :engel:

Nachdem ich die letzten Tage still gehalten habe kann ich sagen, dass mir mit etwas Abstand noch klarer wird, dass ich erst mal Ruhe bewahren muss (und wie absurd die Ansage der Ärzte im Krankenhaus war). Immerhin bin ich immer noch unter Schmerzmitteln, wird zwar gerade weniger, aber noch ist das nicht vorbei. Ich würde also eventuell noch nicht mal spüren wenn ich da irgendwas überlaste...

Bin jetzt auf Theorie, Notenlesen und Gehörbildung ausgewichen. Und musste erkennen, dass ich da so viel zu tun habe, dass mir eine Pause vom Instrument und einer Beschäftigung mit diesen Themen vermutlich sowieso ganz gut tun.
 
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Praktische Pausen sind manchmal auch ein Segen: man kann seinen Focus neu setzen und macht sich selbst wieder heiß auf die Zeit danach. Erst, wenn man mal nicht mehr spielen kann/darf weiß man, was einem fehlt ;)

Ich wünsche dir weiterhin steife Ohren
 
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Heute sind es zwei Wochen seit der Operation, seit knapp einer Woche bin ich ohne Schmerzmittel und ich habe zaghafte Versuche unternommen die Gitarre oder das Klavier mal wieder zu benutzen... und habe die Versuche ziemlich schnell wieder eingestellt. Obwohl ich am Knochen oder im Gelenk nicht wirklich Schmerzen habe fühle ich dafür umso mehr die Klammern in der Operationswunde. Und das natürlich umso mehr, je mehr ich den Arm aus seiner Ruhehaltung rausbewege, sprich sobald sich der Oberarm irgendwie vom Körper wegbewegt. Übermorgen kommen die Klammern raus, davon verspreche ich mir eine große Verbesserung. Dann kann ich das ganze noch mal sehr sehr vorsichtig in Angriff nehmen.

An Harmonielehre, Notenlesen üben und Gehörtraining bin ich nach wie vor dran und will das unbedingt (wenn vielleicht auch ein wenig reduzierter) in mein Üben nach der Verletzung integrieren. Da ist echt viel zu holen und mittlerweile macht es mir auch mehr und mehr Spaß.
 
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Vier Wochen nach der Operation hat sich ne Menge zum besseren verändert. Die Klammern sind raus, allerdings hat das noch recht wenig Besserung gebracht, aber seit ich den Gilchristverband nicht mehr ununterbrochen tragen muss hat sich viel um die Operationswunde herum gelockert und damit ist auch der Schmerz weniger geworden. Ganz weg ist es immer noch nicht, aber sehr viel erträglicher.

Klavierspielen geht wieder relativ normal und ich habe auch nicht das Gefühl mir da irgendwie Gewalt anzutun.

Gitarre ist aber leider immer noch nichts. Wenn ich da versuche den rechten Arm einigermaßen korrekt zu halten, so dass ich mit dem Handballen die Saiten dämpfen kann, dann müsste ich den Arm ein ganz klein bisschen aus der Schulter nach vorne schieben. Und diese Bewegung fühlt sich noch überhaupt nicht gut an.

Wenn mir das egal wäre und ich nur irgendwie auf der Gitarre schrammeln wollen würde, wäre das vermutlich jetzt schon möglich. Aber ich habe keinen Bock mir da irgendwas anzugewöhnen, das ich nachher nur wieder mit großem Aufwand wegbekomme.

Bin aber mit Gehörbildung, Theorie und Klavier vollkommen ausgelastet. Die Gitarre fehlt mir, aber ich kann es verschmerzen und würde vermutlich ne Menge nicht machen wenn ich die Zeit mit der Gitarre verbringen würde. Ich hoffe das es mir am Ende hilft und ich vielleicht ein paar nützliche Angwohnheiten (jeden Tag Gehörbildung!) in die Zeit nach der Verletzung übernehmen kann.
 
Wenn Dir Klavier nicht schadet, dann mach doch das..denke ist ein tolles riesiges Universum da..

Schön, dass Du dich erholst, allmählich.
Ja, Körper vergisst man gerne mal zu pflegen bzw. wirklich warzunehmen, er soll halt da sein zum benutzen und am besten funktionieren..
erst wenns wehtut fällt was auf..

Du solltest halt die Balance sehr genau erspüren zwischen schonen wo es angebracht ist aber auch mobilisieren wo ggf. genauso.
Man unterschäzt auch die Anspannung des vermeintlich entspannt agierenden rechten Armes.

Da ist doch viel unbemerkte Positionskontrolle womöglich im Spiel, heisst "Anspannung" die man aber nicht bemerkt.
Ich bemerke auch da im eh schon vorbelasteten rechten Arm durch andere Belastungen solche Effekte..


Meine Empfehlung wäre, hab Geduld und nimm dir die Zeit allmählich alles wieder zu mobilisieren, so wie es der Körper zulässt.
4 Wochen sind nicht viel, zuviel Ehrgeiz..nein, nicht gut.
 
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Erst in so einer Situation merkt man was beim Körper alles zusammenhängt und sich beeinflusst. Bist du bei einem Physio? Wenn nicht investier das Geld und lass dir ein paar Übungen und Bewegungen zeigen ... ansonten mach dir keine Sorgen. Du wärst überrascht wie schnell man mit der Gitarre technisch wieder auf dem Stand von vorher ist wenn man dann wieder regelmäßig übt und spielt. Langsam wieder einsteigen. Ich hab da ganz vorsichtig mit 5 Minuten spielen wieder angefangen ... bewusst auch aufgehört wenn ich das Gefühl hatte da geht mehr und langsam die Zeit gesteigert.
 
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