(Klassik) Aufnahme ohne Übersprechung? (Beispiel inside)

Fastel
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Gibt es die Möglichkeit 3 Streichinstrumente so zu mikrofonieren, dass sie in einem kleinen Raum gleichzeitig aufzunehmen können ohne, dass deutliche Übersprechungseffekte auftreten?

Zum Beispiel:
Violine < 2 m > Bratsche < 2 m > Cello

=> sollen gleichzeitig spielen
=> 3 Mikrophone werden genau ausgerichtet und gehen ins Interface

Das Ergebnis sollen 3 Spuren sein, auf denen man die anderen beiden nur extrem leise (besser gar nicht) hören würde.


Ich dachte an Clipmikrofone, die ja dann praktisch direkt vor dem Schallloch positioniert sind. Aber meine Erwartung wurde bereits von einem Fachmann gebremst. Es würde trotzdem deutlich übersprechen.

ps: es geht nicht um "da muss doch Raumklang drauf" und ähnliche Grundsätze ;) .... nur so wie eingangs beschrieben.

Freue mich auf Antworten und vielleicht Erfahrungen oeer special Tricks.
Beste Grüße
 
Eigenschaft
 

sind sicher eine Möglichkeit. Ist ja auch logisch, je näher an der Schallquelle, desto grösser der Abstand zu anderen Quellen, die weiter weg sind. Zwei Meter ist auch ganz ordentlich. Die Micros sollten Nieren Charakteristik haben. Am besten dann noch so stellen, dass die hintere Seite der Niere zu den anderen Instrumenten zeigt. Also nicht in Reih und Glied, sondern zum Beispiel im Dreieck aufstellen.
 
Bei Clipmikros direkt am Instrument bzw. am Steg montiert sollte es kaum übersprechen, schon gar nicht "deutlich übersprechen". Erst recht nicht, wenn die anderen 2 m entfernt sind.
Ich habe bei Live-Konzerten selbst mit Nieren/Super-Nieren-Mikros auf Stativen (AKG Blue Line mit Kapseln CK91 und CK93) kein störendes Übersprechen in den Aufnahmen gehabt, wenn ich die Mikros nah genug an den Instrumenten hatte.
Mit Clip-Mikros sollte man die anderen Spieler so gut wie gar nicht hören.
 
Dann darauf aufbauend... habt ihr konkrete Mikro-Tips?

Bei der Ständervariante habe ich Angst, dass die .sich beim Spielen durch Körperbewegung vom optimalen Aufnahmefeld zu stark entfernen. Zumindest wenn dieses Feld wegen der oben genannten Umstände sehr klein wird.

Bei den Clipmikros habe ich Angst, dass die Soundqualität eventuell nicht gut genug für eine professionelle Aufnahme ("CD Qualität") sein könnte?
Ich brauche zwar keinen Raumklang, aber die Geige soll auch noch nach Geige klingen :) . Und dann dürfen die Mikros aus praktikablen Gründen natürlich auch nicht schwer sein.

Ich kenne mich in dem Bereich nicht gut aus und weiß nicht was die Technik so möglich macht, also danke für eure (auch konkreten) Empfehlungen.
 
Von dpa gibt es hervorragende Clipmikros, nicht ganz billig, aber vom Sound her sozuagen 'amtlich'.
Wobei ich Clipmikros für PA-Zwecke eher empfehlen würde, da man damit sehr gut Rückkopplungen vermeiden kann.
Wenn akustische Instrumente möglichst natürlich klingen sollen, halte ich lieber etwas Abstand und nehme normale Mikros, auch für PA-Zwecke, wenn es etwa keine nenneswerte Gefahr von Rückkopplungen gibt, z.B. Outdoor.

Du müsstest halt etwas experimentieren, ggf. Mikrofone mieten und alles mal in Ruhe testen.
Wie gesagt, für Clipmikros dpa und für normale Mikros (für professionelle Aufnahmen) z.B. Neumann KM184 oder vergleichbare.
 
Moin!

Wie schon angemerkt, Clipmikros sind die erste Wahl was das nicht Übersprechen angeht. Die schon angesprochenen DPA Streichermikros sind eigentlich schon relativ gut. Du solltest drauf achten, das es keine Kugelcharakteristik hat, das bringt zwar einen natürlicheren Klang aber eben auch die Umgebung mit in die Aufnahme. Und nun kommt es auch noch drauf an was es für ein Klassikstück ist. Da es sich um eine Aufnahme handelt, kannst du in der DAW hinterher auch noch Passagen muten wo in Instrument nicht spielt oder zumindest die Spur runter ziehen oder tagen. Mit Standmikrofonen kann man arbeiten, dann solltest du aber Großmembraner nehmen mit Achtercharakteristik. Dann so anordnen das so wenig wie möglich die anderen Instrumente stören. Wie groß ist der Raum? Können die Solisten eventuell noch weiter auseinander? Das ehr natürlich auch mit Nieren, aber bei beiden Varianten musst du probieren wo es am wenigsten Übersprechungen gibt, denn es wird da welche geben.
Andere Lösung, jeder in einen anderen Raum, das setzt aber wieder Übung der Musiker und gutes Monitoring voraus.

Greets Wolle
 
Also das DPA 4099 kann ich nur wärmstens empfehlen. Ich komme zwar aus der Live-Ecke, allerdings bin ich immer wieder positiv von den Teilen, gerade an Klassik-Instrumenten, angetan. Man bringt das Clip an der Violine, dem Cello usw an und hat gleich mal einen guten, natürlich klingenden, Sound. Gut geht auch z.B ein Sennheiser MKH 040 oder ein MKH 416. Beim letzteren muss man aber beachten dass es eine kleine Keule ist und damit nicht immer den ganzen Klangkörper erfassen kann, wenn manzu nahe am Instrument ist. BTW ich habe beim Cello immer auch ein Mikro von hinten auf den Korpus gerichtet, also unter dem Sessel platziert. Das bringt vom Cello enorm viel Substanz in die Aufnahme.
 
Ich frag jetzt einfach mal: warum diese Angst vor Übersprechen? Was genau soll denn mit den Signalen dann gemacht werde, dass das Übersprechen ein Problem sein könnte?
 
DPA 4099 ist sehr gut - kostet auch ne Stange. Ich frag mich gerade, was dir wichtiger ist - daß möglich das einzelne Instrument vom andern isoliert ist, oder daß es natürlich klingt.
Beides gleichzeitig wird schwierig, da diese Instrumente nicht an einem Punkt in der Nähe des Instruments so klingen, wie du sie mit den Ohren in nem Meter Abstand hörst. Oder noch deutlicher: Nahmikrofonierung bei diesen Instrumenten führ automatisch zu einem Ergebnis, das unnatürlich klingt.
Ich werfe jetzt mal ne crazy Idee in den Ring: Piezo Pickups. Nicht unbedingt diese völlig grottigen, sondern die von Schertler. Ist dann immer noch ne Stange arbeit, daß es natürlich klingt, aber isolieren dürfte das sehr effektiv.
Du stehst vor ner Entscheidung ob Isolation oder natürlicher Klang wichtiger ist. Und mit "unnatürlich" im Klang meine ich im Extremfall "so wie Carmen Geissen im Gesicht"
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann will ich nochmal anknüpfen:

Das mit den Piezos finde ich doch interessant um mal rein zu schnüffeln. Was sind denn die besten in der Hinsicht auf dem Markt? Ich habe noch keine Übersicht. Gibt es da einen KingOfKotelette wie das DAP 4099.
Ziel ist es immernoch so natürlich wie möglich zu klingen und möglichchst geringe (eigentlich fast unhörbare) Übersprechung zu haben.

Nachbearbeitung kann dann ggf auch von einem Profi gemacht werden.

Ist die Frage ob richtig gute Tonabnehmer/Piezos Material liefern, das in Nachbearbeitung sehr natürlich klingt. Wir brauchen allerdings einen "raum" Raum. Also keine Cathedrahle und keine sphärischen Wolken sondern eher Kammer-Sound, trocken wie ein großes Wohnzimmer/Büro ect. In der Hinsicht können wir also nichts verstecken.


Dann noch die Idee, ein DAP 4099 sehr, sehr nah an das Schallloch zu dängeln (3-5 cm) ... sollte laut einem Rechner bis zu 30 dB unterschied bei 2 Meter Abstand geben. Ich befürchte aber, dass die Übersprechung immernoch hörbar ist. Zwar klingt es dann natürlich auch sehr nah, aber auch hier ist die Frage, ob ein guter, erfahrener Tontechniker, das irgendwie kompensieren kann.

Viele Grüße

ps: ich weiß da ist auch viel "Ausprobieren" angesagt. Dennoch wollte ich mal die Erfolgswahrscheinlichkeiten recherchieren. :)
 




Ich spiele erst seit knapp vier Jahren Cello, was bei dem Instrument nicht sehr lang ist und nur Wunderkinder zu Höhenflügen ausreicht.

Vor ein paar Monaten habe ich mal mit dem 4099 etwas experimentiert und die klanglichen Unterschiede je nach Position waren noch mal erheblich größer als in den Videos. Ganz abgesehen davon, dass es bei mir ohnehin nicht annähernd so schön klingt, was aber ausschließlich an mir liegt, nicht am Mikro.

Sehr nah ans F-Loch würde ich das 4099 nicht anbringen, weil das jedenfalls beim Cello eine massive Überbetonung der tiefen Töne bringt. In der Nähe der Strichstelle, also dort, wo der Bogen die Saiten berührt, sind dagegen die Bogengeräusche unnatürlich laut.

Allgemein gilt, dass so ein Streichinstrument den Schall ziemlich inhomogen abstrahlt. Schön und so, wie man es als Zuhörer kennt, wird es erst mit etwas Entfernung. Die Position und die Entfernung des Mikrofons vom Instrument wirken sich daher auf den aufgenommenen Klang aus, nicht nur auf die Lautstärke. Deshalb gibt es auch bei der Nahmikrofonierung mit dem 4099 (o.ä.) nicht die eine richtige Position. Es ist leider nötig, eine Position zu suchen, die zu den Klangvorstellungen und im Zusammenspiel mit den anderen Instrumenten passt.
 
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