Welches Tastenakkordeon mit 72/96 Bässen (Schmerzgrenze 4000 €) kaufen?

Würde in deiner Nähe den Leiter eines Akkordeonorchesters aufsuchen.Diese können Dir bestimmt einen Rat geben
das bezweifle ich, da es ja gerade um KEIN 120-Bass-Instrument geht. Die sind aber - zumindest in den AOs die ich kenne - Standard; mit kleineren Instrumenten kommt ein Spieler höchstens im Jugendorchester aus. Und dann wechseln die Jugendlichen (so sie an der Stange bleiben und nicht ganz aufhören) zum größten Teil von Kindergröße direkt zum 120er. Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass im Umfeld eines Akkordeonorchesters ein 96-Bass-Instrument frei wird. Vielleicht mal ein 72er (Concerto-Größe), aber die werden dann oft innerhalb des Orchesters weitergegeben an Kinder, die aus der Student-Größe herausgewachsen sind.
 
Als Anfänger habe ich das natürliche Bedürfniß die Tasten oder Knöpfe sehen und unterscheiden zu können.
Daher habe ich mir die Knöpfe an der Morino reversibel mit Nagellack unterschieden.
Aufgrund der Größe erschien sie mir aber trotzdem lange unübersichtlich/sperrig.
Mittlerweile erkenne ich aber um weiter zu kommen gerade einen Vorteil darin wenn alle Knöpfe weiss sind und das Auge sie nicht mehr unterscheiden kann.
Blind spielen zu müssen ist für einen Anfänger nur ein gefühler Nachteil und eher hilfreich.
 
Das ist reine Gewöhnung. Am Anfang hatte ich bei der Consona auch das Gefühl, mir fällt der linke Arm ab (es gab tatsächlich auch Muskelkater :eek: ) und die Größe des Instruments war überwältigend. Nach geraumer Zeit wusste ich vor allem zu schätzen, dass die Balgführung (z. B. an sehr leisen Stellen) exakter ist und das Instrument durch seine Größe und sein Gewicht viel ruhiger auf dem Oberschenkel liegt.
 
Also ist das Gewicht nur ein Nebenaspekt.
Eine bessere Ergonomie kann da weit mehr ausmachen.
Leider hängt die Ergonomie sehr von den Gurten und der Gurteinstellung ab, d.h. wenn du in ein Akkordeongeschäft gehst, wirst du kaum das Optimum testen können, weil die perfekte Gurteinstellung für jedes Testinstrument viel zu lange dauern würde.

Ich war mit 15 in einer (teilweise) vergleichbaren Situation wie du.
Das 72-Bass-Akkordeon war mir zu klein, ich war groß genug für ein 120-Bass-Akkordeon.
Also kam ein 120-Bass-Akkordeon (mit 12,5 kg) ins Haus und etwas später war das 72-Bass-Akkordeon weg, weil meine Eltern irgendeinen Bekannten aufgetrieben hatten, der es haben wollte.
Das neue Instrument war groß, schwer und der Balg schwergängiger. Gerade wenn ich unausgeschlafen und schlapp war, war das Instrument eine echte Qual und ich konnte nicht zurück so wie du.
Aber ich war auch manchmal hoch motiviert und hatte Lust, Akkordeon zu spielen. Dann hatte/habe ich automatisch die richtige Körperhaltung (aufrecht mit Körperspannung), die Größe des Instruments passte zur aufrechten Spielhaltung und der schwergängigere Balg ist der besser dosierbare, also bei dem die unterschiedlichen Lautstärken einfacher von einander abgegrenzt werden können.
(Ich neige heute noch bei Instrumenten mit zu kleinem Balgvolumen zum Dauerfortissimo.)
Heute sind es die kleinen Instrumente, die für mich anstrengend zu spielen sind: Ständige Balgwechsel, bei denen das ganze Instrument mit dem Balg mitgeht, Zug an den Schultern, Balgführung teilweise mehr mit dem linken Ellenbogen als mit der Schulter.

Für mich war es also die einzig richtige Entscheidung, auf das große Instrument umzusteigen.
Ich war damals aber auch 1,80 m groß und mein Oberkörper halbwegs muskulös (Geräteturnen).
Außerdem hatte ich da schon mehrere Jahre Unterricht hinter mir. Das Spielen ging also vermutlich schon mit weniger (geistiger) Anstrengung als bei dir.

Allerdings gehörst du auch nicht zu den (meist älteren) Menschen, die wegen Gelenkschmerzen, Tennisarm, Bandscheibenproblemen oder ähnlichem zwingend mit der der Instrumentengröße runter müssen.
Und ich kenne (motivierte) Mädchen/Frauen mit etwas über 1,60 m, die problemlos ein 120-Bass-Akkordeon spielen, und Frauen mit 1,70 m, die Melodiebass-Instrumente mit 45 Tasten und zwischen 13 und 15 kg Gewicht spielen und das sind allesamt keine Bodybuilder und teilweise sehr schlank und leicht.

Abhängig von deinem Körperbau und deinen Körperproportionen (Oberkörper zu Unterkörper) wird bei dir das ideale Instrument im Bereich flaches leichtes 96-Bass-Akkordeon bis 120-Bass-Instrument mit allen Schikanen liegen.
Also auch wenn dir die Consona tatsächlich zu groß sein könnte, gib ihr erst einmal eine Chance:

Setze dich aufrecht hin, stell den Notenständer so hoch wie möglich, auch wenn es blöd aussieht, und versuche nicht mehr auf die Tasten zu schauen, sondern verlagere dich aufs Fühlen, genau wie beim Bass, damit du den Kopf oben halten kannst.
Das ist die Haltung in der du eine Chance hast, dich mit der Consona wohl zu fühlen.
Und wichtig: Fass ein paar Monate die Concerto nicht mehr an, d.h. verriegle den Fluchtweg.

Noch einmal zum auf die Tasten schauen: Menschen sind Augentiere. Es ist also nur menschlich.
Dennoch versaut es dir die Körperhaltung, weil die ganze Wirbelsäule mitgeht.
Und wenn du schneller spielst (mit Metronom), gibst du es sowieso auf, weil du die Zeit dafür nicht mehr hast.
 
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Vielen Dank für das viele input für mich. Ich brauche jetzt einen Plan :)
 

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